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am 1. Dezember 1900 vorzunehmenden Freiberg, am 8. Oktober 1900. reiber-, 24,2. ckMI luswatzl. ms Anfrage. Der Kareatreck «ach Deutsch-SüdWestafrika. Je mehr wir unS dem Ende des Burenkrieges nähern — und man wird diesen Zeitpunkt höchstens nach wenigen Monaten bemessen können, da die verstreuten und zusamfUenhangslosen Fähnlein der Buren einen organisirten Widerstand nicht mehr zu leisten vermögen — desto mehr wird für uns die Frage aktuell, welche Konsequenzen der für England äußerlich günstige Ausgang des Burenkrieges für unseren kolonialen Besitz in Deutsch-Süd westafrika mit sich bringen wird. Atan wird hierbei unseres Erachtens zwei Konsequenzen feststellen müssen, eine ungünstige und eine günstige. Ueber die ungünstige Wirkung des englischen Sieges in Südafrika dürfen wir uns keinerlei Täuschungen hin- geben. Daß es den Engländern gelingt, ganz Südafrika unter englischem Szepter zu vereinigen, ist, wenn anch den Engländern schwerlich in absehbarer Zeit die „Pazifizirung" Südafrikas gelingen wird, doch eine Thatsnche von so weitgehender politischer und wirthschaftlicher Bedeutung, daß wir sie in unserem benach barten Kolonialbesitz bald am eigenen Leibe spüren werden. Die Annexion der Burenstaaten bedeutet, wie ungeheure Opser sie auch erfordert hat und wie lange es aucb noch dauern wird, bis sie nicht nur formell, sondern auch thatsächlich vollzogen lst, doch einen so außerordentlichen wirthschaftlichen Machtzumachs der Engländer in Südafrika, daß die Gefahr, schwerwiegende wirth- schastliche Einbußen zu erleiden, für die benachbarten Kolonial gebiete anderer Nationen sehr groß werden wird. Es wird mithin verstärkter Anstrengungen seitens der in Frage kommenden anderen Nationen, tn diesem Falle also vor Allein Deutschlands, bedürfen, um nicht durch den englischen Machtzuwachs in Südafrika in den Schatten gedrängt zu werden. Diese Gefahr erscheint als um so näher gerückt, da jener Macht zuwachs nicht nur wirthschaftlicher, sondern auch politischer Natur ist. Freilich, den politischen Machtzuwachs darf man nicht über schätzen. Wir haben erst kürzlich ausgeführt, daß die neuen Gebiete in Südafrika für England noch auf lauge Zeit hinaus ein neues Irland bilden werden und daß für die Engländer die Aufgabe, den neuen Besitz zu behaupten, noch weit schwerer sein wird, als die Aufgabe es war, sie zu annektiren. Aber der politische Machtzuwachs Englands ist doch äußerlich da und er wird sich zweifellos, wie wenig Grund die Engländer auch angesichts dieses Krieges dazu haben, in einem noch stärkeren politischen Uebermuth äußern, als er den Engländern schon ohnehin eigen ist. Dies ist die für unsere koloniale Entwicklung in Südwestafrika höchst ungünstige Wirkung des Burenkrieges, mit der wir rechnen müssen und gegen die wir uns mit der nöthigen Entschiedenheit zu wehren haben werden. Die andere Wirkung des Burenkrieges, die wir als günstig für unseren kolonialen Besitz in Südwest afrika bezeichnet haben, wird uns bei dieser Abwehr nicht zu unterschätzende Dienste leisten können. Es ist dies die zu erwartende starke Auswanderung der Buren nach Deutsch-Südwestafrika. Dieser Burentreck nach Deutsch-Südwestafrika hat schon vor einigen Monaten ans dem Nordwesten der Kapkolonie seinen Anfang genommen, wo die aufständischen Afrikander nach dem Rückzug der Burcnheere den Engländern nicht mehr Stand zu halten ver mochten und das englische Gebiet verließen, da ihnen die Behand lung als Hochverräter drohte. Aber die Auswanderung in unsere Kolonien wird zweifellos noch weit größere Dimensionen an nehmen, sobald der Burenkrieg völlig beendet ist un^die Mehr ¬ zahl der wackeren Kämpfer den weiteren Widerstand als aussichts los erkannt haben wird. Freilich, wir sind noch immer überzeugt, daß ein Theil der jetzt noch im Felde stehenden Buren den Kampf nicht ganz auf geben, sondern sich in die Berge zurückziehen und dort — wie wir es ja in ähnlicher Weise aus den Philippinen sehen — den Guerillakrieg gegen die Engländer noch auf lange Zeit hinaus fortsetzen wird. Und es wird den Engländern nicht so leicht ge lingen, den Buren in den unwegsamen Gebirgsgebieten beizu kommen. Aber ein anderer Theil der Buren wird zweifellos des endlosen Kampfes bald müde werden, so weit er es noch nicht ist und sich schon unterworfen hat. Von diesen aber wird eine nicht geringe Anzahl es vorziehen, der Heimath den Rücken zu kehren, um der zu erwartenden Trangsalirung und Unterdrückung durch die Engländer zu entgehen. Von diesen Buren aber wird "sich der Haupttheil zweifellos nach Deutsch-Südwestafrika wenden, da die Buren wenig Neigung zur Einwanderung in das portugiesische Gebiet verspüren werden, wo die Engländer schon jetzt die ver steckte Oberherrschaft führen. Seitens unserer Regierung sind früher einer Bureneinwan derung wenig Sympathien entgegengebracht worden. Es ist zu hoffen, daß sich die Anschauungen unserer leitenden Kreise unter- deß geändert haben, denn wir würden die Einwanderung zahl reicher Burenschanren in unsere Kolonien für eine höchst erfreu liche Wendung halten, da auf diese Weise die Nage der Be siedelung, die bisher als unlösbar erschien, gelöst werden könnte. Wir verkennen garnicht die Gefahr, welche darin liegt, daß das deutsche Element gegenüber dem holländischen zurückgedrängt werden könnte. Aber dieser Gefahr läßt sich allenfalls begegnen, umsomehr, da die Bureneinwanderung zugleich einen Sporn für die Einwanderung deutscher Ansiedler bilden könnte, die jetzt eben in jeder Weise begünstigt werden müßte. Jedenfalls sind wir darüber nicht im Zweifel, daß die Einwanderung der Buren eine geringere Gefahr für das Deutschthum bedeutet, als die Konzessionirung englischer Gesellschaften in Deutsch-Südwestafrika. Der Stadtrath. Blüher. Bgm. Auktion. Freitag, den 12. October 1900, Vorm. 10 Uhr kommt in HelbigSVorf */. bis Scheffel Land anstehender Flachs gegen fosortige Barzahlung zur Versteigerung. Sammelort: Aehnelts Gasthof. BranV, am 5. Oktober 1900. Der Gerichtsvollzieher beim König!. Amtsgericht daselbst. MtUIow, Wachtmeister. Politische Umschau. Freiberg, den 9. Oktober Deutschland. Ein empfindlicher Mangel an Seeoffizieren herrscht infolge der China-Expedition bei denjenigen Marine- theilen am Lande, aus denen die Schiffsbesatzungen entnommen werden. Zur Ausbildung der Anfang d. M. eingestellten Re kruten wie Erledigung des übrigen laufenden Dienstes müssen darum inaktive Seeoffiziere und Offiziere des Landheeres aus hilfsweise heraugezogeu werden. Der Mangel wird jedoch im nächsten Frühjahr auf alle Fälle behoben sein, da daun eine fast doppeltsogroße Zahl von Seeoffizieren als bisher eingestellt wird Wie der „Köln. Volkszeit." ausJerusalem gemeldet wird, wurde dort am Sonntag die Feier der Grundsteinlegung zu der Marienkirche auf dem Berge Sion (Dormition) begangen. Die Mitglieder des deutschen Pilgerzuges waren unter der Führung des Pfarrers vr. Düsterwald (Köln) vollzählig anwesend. Der deutsche Konsul in Jerusalem vr. Ros wohnte der Feier als Vertreter des Kaisers bei, der Abt Benzler aus Maria Laach war als Vertreter des deutschen Vereins vom Heiligen Lande anwesend. Weihbischof Pasquale Appodia vollzog als Vertreter des Patriarchen von Jerusalem die Weihe des Gruüdsteins. Abt W. » suche ich zur I her und sehr! md Hochbaui« I im« Die am 1. Dezember 1900 vorzunehmende Volkszählung betreffend. Nachdem die zur Ausführung der nach der Verordnung des Königlichen Ministeriums deS Innern vom 17. vorigen Monats " ' , Volks,ählung erforderlichen Formulare bei der unterzeichneteiHköniglichen Amtshauptmannschaft eingegangen sind, werden der Herr Bürgermeister zu Brand und die Herren Gemeindevorstände in den Amts- gerichtsbezirlen Freiberg und Brand mit der Veranlassung hiervon in Kenntniß gesetzt, die für ihre Gemeindebezirke einschließlich der selbständigen Güter bestimmten Formulare alsbald und längstens bisznm 1. November v.Js. hier ab ho len zu lasten. Im Hinblick auf die Wichtigkeit der Volkszählung, bei welcher auf eine thunlichste Mit- selbständigen Ortseinwohner gerechnet wird, erwartet die Amtshauptmannschaft, daß den Bestimmungen in der den Gemeindebehörden gleichzeitig zugehenden eingangserwähnten Mini- sterial-Verordnung und der für die Zähler gegebene» Anweisung allenthalben genau nachgegangen wird. I Insbesondere wird noch Folgendes angeordnet: Von den bis zum 10. November Dieses Jahres zu bildenden und zu bestellenden Zählungscomminionen ist behufs Ausführung der Zählung jede Ortschaft und zwar spätestens bis zum «0. Novembers. Js. dergestalt in Zählbezirke einzutheilen, daß ein jeder höchstens 50 Haushaltungen umsaszt. Für jeden Zählbezirk ist ein Zähler und -in Vertreter desselben zu bestellen. Bei der Zusammensetzung der Zählungscommissionen und Auswahl der Zähler ist auf solche Personen das Augenmerk zu richten, welche zur Besorgung dieser Geschäfte hinreichend befähigt sind und die Wichtigkeit der Volkszählung zu beurtheilen vermögen, auch Interesse an einer zweck entsprechenden Ausführung derselben nehmen und welche gleichzeitig das Vertrauen der Gemeinde- avgehörigen sowie die nöthige Kenntniß der örtlichen Verhältnisse besitzen. Die Formulare sind in den beiden letzten Tagen des Monats November von den Zählern zur Austheilung zu bringen. Die Wiedereinsammlung beginnt am 1. Dezember Mittags und ist überall am S. Dezember zu beendigen. Der Ortsbehörde beziehentl. der ZählungScommission liegt eS ob, daS Material der ZLHl- bezirke auf seine Vollständigkeit und Richtigkeit zu prüfen, auch die Kontrollisten der Zähler zu vergleichen. DU cht. MtllfM I . S. 5 Jahren, I . mehrjährig^ I i, wird sofort I rube im Riese« I ucht. bschristen I n an: v)vr, I str. Benzler hielt die Weihrede, in welcher er dem Deutschen Kaiser für die Schenkung der Dormition und allen Wohlthätern deS neuen Gotteshauses herzlichen Dank abstattete. Nachdem der Domprobst vr. Scheuffgen (Trier) eine DankeSmeffe celebrirt batte, wurde die Feier um 11 Uhr mit einem dreifachen Hoch auf den Deutschen Kaiser geschlossen. Aus der Begründung des UrtheilS im Könitzer Mein eidsprozesse seien folgende Sätze wiedergegeben: Der Gerichts hof hat in der Behauptung: Winter sei einmal von einem Fleischer bedroht worden, einen Meineid nicht finden können. Nach dem Ergebniß der Beweisaufnahme muß angenommen werden, daß gegen Winter eine gewisse An i m ositä t seitens der Könitzer Fleischer geherrscht habe; der Vorgang hat danach viel Wahrscheinlichkeit für sich. Die von dem Angeklagten in Jastrow beschworenen Vorgänge bei dem Könitzer Untersuchungsrichter sind ja an sich falsch. (Ein Jude soll ihm Geld versprochen haben, wenn er gegen Hofmann aussage.) Der Gerichtshof hält jedoch nach dem Ergebniß der Beweisaufnahme die Möglichkeit nicht für aus geschlossen, daß der Angeklagte das subjektive Empfinden hatte, die Vorgänge hätten sich in der von ihm beschworenen Weise ab gespielt. Auch bezüglich der von dem Angeklagten bekundeten Aeußerung des Winter betreffs der Mädchen Caspari und Tuchler ist nicht nachgewiesen., daß Winter eine solche Bemerkung nicht zu dem Angeklagten gethan hat. Betreffs des behaupteten Ver- kehrs des Moritz Lewy mit Winter hat der Gerichtshof auch keinen Meineid finden können. ES ist im Gegen theil sehr wahrscheinlich, daß der Angeklagte einen solchen Verkehr wahrgenommen hat. Die Erzählung betreffs desJastrowerJuden klingt ja sehr unwahrscheinlich und unglaubwürdig. Es ist aber mit- hin nicht ausgeschlossen, daß, wenn auch kein Jude, aber ein Mann, den der Angeklagte für einen Juden hielt, eine solche Aeußerung gethan hat. Der Gerichtshof hat daher im Namen des Königs den Angeklagten von der Anklage des wissentlichen Meineids freigesprochen und die Kosten des Verfahrens der Staatskaffe auferlegt. Der Gerichtshof hat außerdem beschlossen, den Angeklagten sofort aus der Haft zu entlassen. Vor der ersten Strafkammer des Berliner Landgerichts I begann gestern Vormittag unter kolossalem Andrange deS Publikums der Prozeß gegen den Herausgeber der Zukunft, MaximilianHarden, wegen Majestätsbeleidigung, begangen durch einen Artikel in Nr. 45 der Zukunft mit der Ueberschrist: „Der Kampf mit dem Drachen." Der Staatsanwalt beantragte Ausschluß der Oeffentlichkeit während der Verhandlung. Der Vertheidiger Hardens, Rechtsanwalt Haußmann, widersprach diesem Anträge, da die öffentliche Ordnung nicht gefährdet sei. Der Gerichtshof beschloß aber nach dem Anträge des Staats anwalts. Von der Vertheidigung sind u. A. als Zeugen geladen: Professor Schwcninger, Professor Lippold, Profeffor Paulson, Schriftsteller Fritz Mauthner. Ungarn. Der „Pester Lloyd" meldet: Gegenwärtig findet zwischen den Mächten em Gedankenaustausch bezüglich Einberufung einer antianarchistischen Konferenz statt; die Einladung ist jedoch nicht von Italien ausgegangen. England. Nunmehr sind 325 Ministerielle, 95 Liberal« und 67 irische Nationalisten gewählt. Die „Times" schreibt zu den Wahlen: E» ist befriedigend, daß die Lehre, welche die Wahlen gegeben haben, vom A uS- esucht! cher, jungerl ein Contor I kann, der s ig mächtig, ze dauernde ßabschriften M unter cped. d. Bl. Die Hausliften für Vie nächstjährige Einschätzung zur Einkommensteuer find in diese« Doge« aufzustellen. Die Hausbesitzer und deren Stellvertreter werden daher aufgefordert diese Liste« nach dem Stande am IS. Oktober dieses Jahre- richtig und vollständig auszufüllen nnd dabei die auf den Listen ersichtlichen Vor bemerkungen genau zu beachten. Die Hauslisten find Den Haushaltungsvorständen zur eigenhänvigenUnter schrift vorzulegen und ausgefüllt binnen 10 Tagen nach deren Zustellung zur Bew meivung einer Geldstrafe bis zu 50 Mark von den Hausbesitzern oder deren Stell vertretern möglichst persönlich in der Stadtsteuereinnahme hier einzureichen. Der Hausbesitzer haftet für die Steuerbeträge, welche in Folge von ihm ver schuldeter unrichtiger oder unvollständiger Angaben dem Staate entgehen. I« gleicher Weif« ist jedes Famtlienhaupt für die richtige Angabe aller zu seinem Hausstand« gehörigen, ei« eigenes Einkommen beziehenden Personen, einschließlich der Untermiether und Schlasstelleninhaber, verantwortlich. Nach Richtigstellung etwaiger Mängel ist der Gemeindebogen auszufüllen, die Haushaltung-- und Anstaltslisten für jeden ZSHlbezirk sind nach Nummern zu ordnen, die Kontrollisten darauf zu legen und das so gesammelte Zählungsmaterial jeden Zählbezirks ist in ein Packet zusammen* zuschnüren und mit der Aufschrift des Namens des Zählortes und der Bezirksnummer zu ver sehen, hierauf aber diese Zählbezirkspackete — das des ersten Zählbezirks obenauf — für die ganz« Gemeinde sorgfältig zusammenzupacken und nebst den unbenutzt gebliebenen Formularen spätestenl biS Enve Dezember VieseS Jahres anher einzureichen. Freiberg, den 6. Oktober 1900, -königliche Amtshauptmannschaft. hmer. von Semi !fl. Off. M V ped. d. Bl I 01 noch eich I ch. Anfertigwz D labschlüssins»» cher. ie Exp. d. Ml - '<-> - .7-, 2 n» Verantwortliche Leitung der Redaktion; Geo«g Burkhardt. .H 235 Erscheint icden Wochentag Abends '/-« Uhr für den anderen Tag. Preis vierteljährlich 1 Mk. 80 Pfg. cinmonatlich 60 Pfg.; durch die Post 2Mk. 25 Pfg. und Tageblatt Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. »— 53. Jahrgang. Mittwoch, den 1». Oktober. Inserate werden btS Vormittags 1t Uhr . angenommen. Preis für die Spaltzeue 15 Pfg. Außerhalb deS LandgertchtSbezirts 16 Pfg. - .350 Pfund, ei: OSW«hI