Volltext Seite (XML)
Tägliches Unteryattmigsölatt zum Sächsischen Landes-Anzeiger. Profeffor Guben nicht allein, sondern mit einer reizenden jungen Iran erschien. Gabriel» ivnßt« nicht, ob Helmold Lorreck hier an wesend sei, sie hatte seit vierzehn Tagen umsonst gehofft, ihn de Stephani« z» treffen, — er wich ihr an»! Aber sie glaubte doch ge hört zn haben, al- di« Amtmännin mit Stephanie di« Eingrladenen diese» Abend» besprach, daß Hrlmold'» Name mit genannt wurde. Wenn er un» da war, konnte er sich ärgern, daß Gabriele unter dem Schutze de» Gefeierten austrat. Sie ging so bescheiden, fast schüchtern an Guben'» Arm, und er sah voll Entzücken auf seine liebliche Ge fährtin herab. Ihr seiner Körper war von weichen, weißen Stoffen umhüllt, da» Kleid mit Band und Spitzen verziert, in ihrem Gürtel steckte ein Bouquet von frischen Roseukaorpen. So schien sie ganz ansprnch»los« Anmuth. Helmold war jedoch «icht zugegen, um Zeuge diese» effektvollen Auftritt» zu sein. Di« Gesellschaft vertheilt« sich sn den drei Räumen, dock bevorzugten die meisten da» Speise» oder da» Mufikzimmer, wei dort freiere Bewegung möglich war. Stephanie saß im Salon, schon schnell gelangwrilt von all' den fremden Gesichtern nnd der wshlgesammelten Konversation ihre» Vetter» Moritz, der, seinem Programm gemäß, mit jedem einzelnen Gast fünf Minuten verbindlich plaudert« und dazwischen sich immer wieder an die Präsidentin oder den Präsidenten, seinen Vorgesetzten, wandte. Chatard gesellte sich mit Gabriele zu ihr. »Um GottrSwillen," rief Stephani«, Umschau haltend, „weS halb wohl Katharina au» Ihrem Salon ein Möbelmagazin und Schartekenkabinett macht, während er einen stiert, wenn man in di« anderen kahlen Räume sieht? Man myß ihr sagen, daß die» lächerlich ist." »Aufrichtigkeit bringt selten Dank, am wenigsten, wenn man sie einer Frau zu kosten siebt," sprach Chatard. »Tin« wohlfeile Sentenz, die schon zum Beispiel auf mich gar nicht paßt. Frage» Sie nur Lorreck, der weiß» daß ich anch die herbste Aufrichtigkeit vertrage." For.fetzung folgt. Die Brillante« des Studenten. Humoreske von Fritz Brentano. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Danke, danke, reizende Gianrin l antwortete eine Stimm«, welche ihm wunderbar bekannt vorkam, «ud in diesem Augenblick auch ver nahm er eine» Ansschrei Hahn'», der ihn veranlaßt«, in da» Wohn zimmer einzutrete«. Der Anblick, der sich ihm bot, war überraschend. Sein Vetter lag in den Arme« eine» seltsam gekleideten Mannes nnd al» dieser dem eiutretende« Fuchs da» Gesicht zuwandte, ging e» Letzterem wie Hahn, auch er fließ einen Ruf der Ueberraschung au» — Onkel Keffelbach stand vor ihm l Ja, da» war dar alt«, liebe Gesicht, nur entstellt drrch einen furchtbar langen, grauen Vollbart. Und der wunderliche Auszug I Während di« untere Hälfte de» Onkel» von euro päischer Cultur beleckt war, bi» ans die Füße, au welchen er rothlederne Schuhe trug, zeigte die ober« ein entschiede« orientalische» Gepräge, denn nm den Hal» trug er «inen, in den auffallendsten Farben prangenden türkischen Shawl, während sein Haupt von einem hohen, rothen Filz bedeckt war» den eine dick« blauseidene Troddel zierte, di« rigeuthümlich von dem über nnd über sonnenverbrarnten Gesicht de» Exbarbler» abstach. Dieser weidete sich in sichtlicher Freud« einen Augenblick an der Ueberraschung seiner Neffen, dann aber reichte er ihnen herzlich beide Hände und rief: Sapperment, Jungen», seid Ihr groß und stark geworden! Ich hätte Euch beinahe nicht wiedererkannt. Na höre, Onkel, ich Dich ebenfalls nicht, antwortete Hahn. Du siehst an», wie ein aller Muselman», fügt« Fuch» hinzu und brach in «in fröhliche» Gelächter au». Seh' ich so au»? Seh' ich «irl.ich so au»? rief der Alt«. Beim Propheten, dar entzückt «ich! Komm' her, Junge, dafür muß ich Dich nochmals umarme»! die »Mnnelra", rin ln Galizien übliches Musik-Instrument, zu spielen. Zu ihrem Erstaunen bemerkten die Aerzt« jetzt, daß da» Besicht de» Kranken sich leicht bewegt«. Mau setzte am Tage darauf diese Musik fort nnd ließ den Landrmanu im DIalikt des Kranken spreche». Nachdem man die» einige Tage fortgesetzt, saug der Landsmann ein galizische» Volkslied, und nun mit eine« Mal« rollten dem Kranken heiße Thräneu über da» Gesicht. Bon dieser Stund« an besserte sich der Zustand de» Manne» rasch; derselbe ist heut« vollkommen her- gestellt und wird jetzt in seine Heimath zurückgesaudt. In der Havana wnrde» 36,600 Frc». für den Burscht« gesammelt, der nun mehr al» Kapitalist in sein heimathliche» Dorf zurückkehren kann. Wir kommen auf diese« Fall hier nicht znrück, um nur unseren Lesern rin interessante» Borkommniß mitzutheilen. Vielmehr soll die äußerst« Ausgestaltung einer häufig austretcvden Erscheinung unS da zu diene«, auf die letztere selbst aufmerksam zu machen nnd einige Netzauwtndu gen daran» zu ziehen. Wer weite Reise» wacht, sich in fernen Landern u.'d unter fremde» Menschen anshält, wird bis- weilen von einem ängstlichen Gefühle de» V rlaffensein» befallen, dar der Gebildete leicht überwindet, sobald er auch in den ungewohnten Formen die bekannten, überall sich gleich bleibenden Grundlagen der Dasein» rntdickt und aus diesen sich zurechtsindet. Schwerer fällt diese» schon Dem, welcher eiuen tiefergehendeu Blick sich nicht hat aneignen können. Vor allem bei AuSwandrrern kann man beobachten, wie sie von einer stummen Verzweiflung befallen werben, die noch mehr zu Tage treten würde, wenn diese Leut« mehr gewohnt oder grübt wären, ihren Empfindungen nach außen hin Ausdruck zu ver leihen. Man kan« da in Wahrheit oft von einem geistige» Starrkrampf« spreche», der am Ende nur der Vorläufer des oben geschilderten körperlichen ist und gerade da heraortritt, wo di« jenseits de» großen Wasser» Gelandeten das letzte Reiseziel erreichen und ver wundert in einer ganz anders gestalteten Welt ihre neue Heimath erkennen sollen. Man gewahrt da recht, wie wenig der Mensch in sich selbst beruht, wie sehr die äußeren Ex.steuzbedingurge« zu seinem Dasein gehören und di« Gewohnheit ihn trägt, bi» ,r, als höchste- Ziel der Bildung, de« letzte« und vollkommenen Halt in seiner Per son findet. L» find aber gerade die besseren Elemente der AuS- Wanderung, welche solchem Üebelstande auSgesetzt find. Die rohe Natur, welche di« ganze Welt nnr al» ihren Raub cnsieht und überall sich da aus dieselbe stürzt, wo fi, ihr n»r nah« tritt, wird vom Heimweh nicht befallen. — Wie eS aber unserer Auswanderung zu statten kommen würde, wenn eine gehörige Organisation derselben auch in der Ferne den Landsleute« da» Gefühl erhielte, daß sie nicht völlig von der alten Umgebung getrennt find, darf «icht erst au», «inaudergrsetzt werden. E» genügt durchaus nicht, daß man den Scheidenden Pässe auSstellt, die beste SchiffSgelegeuheit, den paffendsten Reiseweg, selbst einen vorheilhafte» NiederlaffungSort empfiehlt. Der AuSwandernde hat fast in allen Fällen — wenn man will — moralische Krauiheit nnd Krifi» durchzumachen, die nur der Stark« allein nnd selbständig überwindet. Dieser Starken sind aber so wenige, daß man darnach die Regel «icht bemessen kann. Im Ganzen aber gilt, daß «nr, wer di« Auswanderung handelnd und leidend selbst gründlich dnrchgemacht, darüber mitreden soll. v. L. Nanu, rief Fuch- lachend, wa» ist denn lo»? Warum freut Dich dies! Ah, sagte der Alte lustig, dar möchtet Ihr gerne wissen! Das glanbe ich! Rathet mal, wo ich herkomme? Woher? entgegnet« Hahn, na, von Hanse. Jawohl! Fehlgeschosse»! direct von Constantinopel I Bon Cou—stau-ti—nopell riefe» die beiden Studenten wie an» einem Munde Ah, Du scherzest! Scherzen, sagte komisch beleidigt der Alte. Seh' ich anS, wie scherzen? La seht mal, eghptischer Fez! direct an der Quelle gekauft auf dem Markte zu Cairo! Ja, da steht Ihr und sperrt den Mund auf! Da, seht hier, diese Münzen, direct au» Jerusalem I Hier diese» Fläschchen, eigenhändig im Jordau gefüllt! Da, diesen Brocken Salz, persönlich anS dem tobten Meere gefischt! Und Onkel Kesselbach holte Stück für Stück an» den Taschen seine» Urberzieher» und legte die Gegenstände aus den Tisch. Die Beiden standen wie versteinert und schauten den Alten mit so verwunderten Augen an, daß er sichtlich ei« uugehenereS Vergnügen darüber empfand. Ja, ja, sagte er, eS ist ein Capitalspaß, den Ihr niemals er rathen würdet, also hört: Vor vier Monaten lasen wir in unserem Casino eine Zeitungsannonce des Inhalt-, daß im Mai von Wien au» eine Gesellschaftsreise nach dem Orient unternommen werden sollte. So und soviel Beitrag — Aufenthalt an den Hauptstatione» — alle- gemeinschaftlich, kurz eine ganz famose Idee, die mir und noch einigen alten Knaben äußerst gefiel. Ihr wißt, Reisen war stet» meine Passion — ich kam nur nie dazu. Wir schriebt« nach Wien, in vierzehn Tagen war die Sache abgemacht, acht Tage später reisten wir ab, triebe» u»S beinahe vier Monate laug auf Esel«, Ochsen, Pferden und Kameelen, zu Wagen und zu Fuß, unter Ge- Witter und Sonnenschein im Orient herum, und jetzt komme ich, wie gesagt, direct au» Constantinopel! Da» ist stark, rief Fuchs! Ja, da» will ich «einen, stimmt« Hahn bei; Du, Onkel, Du warst im Orient? dann ist diese verrückt« Kart« wohl von Dir? Verrückt! rief der Alte. Erlaube, mein germanischer Name von einem deutschen Schneidergeselleu in Constantinopel in da» reinste Arabisch übersetzt. ^Ii — Johannes — den släen — der Kessel — mnii — Bach — Johanne» der Keffelbach. Ist dar nicht pompös? Die beiden Studenten brachen in ein unbändige» Ge lächter anS, was den Alten ordentlich zu ärgern schien. Allein die ganze Geschichte kam ihue>> so urkomisch vor, Onkel Keffelbach sah so drollig in seinem germanisch arabischen Kostüm aus, daz« die wundervolle NameuSübersetzung — e» war ein wenig stark; Fuchs hatte Recht. «IS die erst« Anf ügung sich gelegt hatte und die Unterhaltung in ein ruhigere» G,leise kam, war di« erste Frage der beiden Studenten, warum de: Onkel sie über all' diese» ohne Nachricht gelassen habe? Damit Eure Ueberraschung eine desto größere würde, meinte pfiffig lachend der Alte. — Jawohl, und usser Pech auch, eutgegnete Fuchs, indem er die bekannte Bewegung de» Gefühlen» «achte. Geldmangel? fragte erstaunt der Onkel. Hört, Jungen», e» wird immer ärger mit Euch. Sind den» die 400 Thalrr schon wieder klein gemacht, die ich Euch kurz vor meiner Abreise geschickt habe? Hät!« er freilich gewußt, daß sie schon u'ein gemacht waren» ehe sie aakamen, er hät r diese Frage nicht gethan. Wir haben se't Wochen keine» Pfennig mehr, Onkel, sprach Hahn mit einer A' wensünderwieue, denn er empfand «ine gewisse Reue über ihre wirklich großen G^dauSgabeu.' Seit Woche» keinen Pfennig, rief entsetzt de« Alte, da» ist stark I Hier schickt Herr Nickelberger die qulttirte Rechnung und de« Rest de» Geldes, meldete in diesem Augenblick der Lehrling von nute». SechSzig Thal« haben Sie ihm gegeben, die Rechnung macht bk Thal« 8 Groschen — hier 4 Thal« 22 Groschen. Gute« Morgen! Der Alte sah die verdutzten Sludenteu äußerst erstaunt au; nm «doch da» Maß ihrer Verlegenheit nnd seiner Ueberraschung noch A«S Au «st ««- Ledt«. — Nochmal» Gymnasialbilduug und Bolkseut- Wickelung. Auf rinen Ar.ikel mit vorstehender Urberschrift, de« vor Wochen in unserem Blatt gediuckt ist. wollen wir heute nochmal» zmücktonimen, da einzelne unserer Leser, wie wir erst jetzt zu unserer Ueberraschung erfahren, angenommen haben, der von einem au«, wärtigen und nicht sächsischen Schulmann geschriebene Artikel beziehe sich speciell auf hiesige Verhältnisse. Diese letzte» zu kutifiren lag sowohl natürlich de« Herr« Verfasser wie der Ridaktiou völlig ern. Der Werth unserer gegenwärtigen Gymnasialbilduug für eine gedeihliche Volkseutwickelung wurde von den allgemeinsten nativ- na len Gesichtspunkten au» beleuchtet» und wenn im engem Sinne ans unsere sächsischen diesbezügliche» Verhältnisse die vom V-rsasftk geübte Kritik nicht in allen Fällen paßt — wie un» von Fachmännern versichert wird — so ist da» gewiß s>hr erfreulich, aber anderwärts wird sie am Platze sein und unser Blatt wird nicht nur in Sachsen ge lesen. Daß im Allgemeine» bezüglich de» Gymnasialunterrichts eine dringend« Reform geradezu unabweisbar ist und nur noch eine Frage der Zeit sein wird, ist erst wiederum in diesen Tagen von einer Reihe hochangesehener Universitätslehrer nnd Schulmänner ausgesprochen, welche in Berlin einen „Verein zu« Reform de» höhere« UnterrichtswesenS" in'S Leben riefen. Die Reichsregierung wird sich solchen Bestrebungen aus die Dauer nicht verschließen können. — Die Eröffnung der Goeth e-National-MuseumS hat am Sonnabend Nachmittag in frierltcher Weise in Weimar statt- gesunden. Der Eröffnungsfeier wohnte« bei: die Mitglieder der grvßherzoglkche» Hanfes, der zum Besuche bei Hofe dort weilende Herzog Johann Albrecht von Meälenburg, da» Staats Ministerium, der Vorstand und Ausschuß der Goethe-Gesellschaft, die Goethe'schen Jnlei'at-Ecbin u. s. w. Der Gesang von Liszt'» „Licht, «ehr Licht" leitete die Feier ein. Direktor Ruland hielt eine längere Ansprache, welche di« Bedeutung der gegenwä.tigeu feierliche» Handlung und de» Goethe-Museum» würdigte. Der Großherzog ert.ärte dann da» Museum für eröffnet, und ein Gesang bildete den Abschluß der Feier. Die Anwesenden besichtigten hierauf die Schätze de» Museum», welche alle Erwartungen übertreffen und zahlreiche al» besonder« Reliquien oder durch ihren Kunsiwerth kostbar« Stücke, darunter viel« Uniea, aufweiseu. — Ein Bild de» krasseste« Aberglauben» lieferte die vor der Strafkammer in Zweibrücken stattgehabte Verhandlung gegen eine gewisse Fra» Kath. Bott, die sich wegen Betrug» nnd ge- werbSmäßiger Kartenschlägerel zn verantworten hatte. Die Bott hatte u. A. einer gewissen Elise S. vorgrspiegelt, ein Lehrer sei in sie verliebt; als sich derselbe jedoch anderweitig verlobte, versprach die Bott der E., sie wollte den Schritt rückgängig wachen. Einer kränk lichen Wittwe versprach die Angeklagte eiuen Manu zn verschaffen, zuerst müsse sie jedoch gesund werden; nun verschrieb ihr dir Bott gegen hohes Honorar ei« Rceept, wonach b Hasen mit Haut und Haar nebst Honig und Pctersili« geröstet wurden, und diese» mixtum compositum wurde von der heirathslustigen Wittwe verzehrt. Einer anderen Frauensperson schwindelt« die Angeklagte vor, Gericht und Gendarmerie bannen zu können, nnd erzielte damit da» Honorar von größer zu machen, erschien auch in diesem Augenblick de« Wichste«. Er besah sich de» komischen Alten etwa» verwundert — allein er hatte al» alte» Univerfitätspud-l schon so viel ver.ückte Menschen gesehen, daß auch dieser ihu wenig genirt«. Er theilte den Musen- söhnen mit, daß der „Bär" beim Speisephilister losgebuudeu sei und der Krempel b9 Thaler betragen habe, worüber er anbei Quittung mitbringe. Der Friede« sei hergestellt, der Pump könne wieder loSgehen. Herr Keffelbach konnte sich von seinem Erstaunen gar nicht erholen. El, ei, sagte er, ich dacht«, Ihr hättet seit Wochen kein Geld mehr und wie ich da sehe, gebt Ihr mit vollen Händen an»; daß Ihr Euren alten Onkel auch belügt, habe ich nicht erwartet und r» thut mir in tiefster Seele weh Onkel, entgegnete Hahn, wir haben Dich «icht belogen, weiß Gott nicht! Diese» Geld zur Bezahlung unserer drückendsten Schulden habe» wir vor wenigen Stunden erst erhalten — Dar ist unser Onkel, sagte Keppel leise z» Fuch», na, steht der au»! Woher habt Ihr das Geld erhalten?" fragte der Alte hastig. Woher erhalt«« Ihr überhaupt Geld, anßer von mir? Da» möchte ich gern wissen! Na, sagte Fuch», wenn e» durchaus sein mnß, meinetwrge«! Du hast un» so oft vorgeworseu, wir handelten leichtsinnig in de» Tag hinein; ich werde Dir aber nun beweise», daß wir auch 'mal vernünftig handeln können. Wir haben heute die Nadel verkauft — Der Alts fuhr auf wie toll. Wie, schrie er, verkauft — di« Busenadel! Ah! Jawohl, verkauft! Aber nicht etwa für «ine Kleinigkeit! I, Bott bewahr«, IDO Thaler haben wir au» den »nächten Steinen herauSgrschlageu! Wie gefällt Dir diese» Geschäft? Da» ist mein Tod! rief Onkel Keffelbach nnd sank in den neben ihm stehenden Stuhl. Die Nadel verkauft — da» Erbstück meines gnädigen fürstlichen Gönner- — verkauft für ein Spottgeld, denn sie ist unter den Brüdern 400 Thaler Werth! Wa-, schrie nun seinerseits Fuchs, 460 Thaler! Du sagtest mir doch selbst, daß dl« Stein« werthlo» seien, daß Du di« ächten habest herausnehmen kaffe», daß Weil ich «in Esel war, ein ungeheurer Esel! Ich wollt« Dich dadurch gerade abhalte«, sie jemals zu verfiltrrn. O, ich hätte Euch Sludeutengesindel ja kennen müssen, und doch ließ ich mich durch mein gute» Her; verleiten, Dich mit dem Prachtstück heranSzuputzen und dar — da» ist nun mein Dank! Fuchs und Hahn waren sprachlos, erster«« aber geradezu wüthend. Er hatte sich von dem Juden prellen lassen, so recht gehörig prellen, da» konnte er sich am wenigsten verzeihen. Die Scene, welche «un folgt«, war äußerst tumultuarisch. Der Alte wüthete nnd tobte, wie noch nie in seinem Leben, verwünschte seine Dummheit, daß er die Nadel aus der Hand gegeben, und schwor, daß er seine Hand auf immer von seine« Neffen adziehe, wenn da» Erbstück nicht wieder herveigeschafft werde. Die Studenten baten, flehten, gelobten Besserung nnd namentlich Hahn that die» mit so ausrichtiger Miene, daß Keffelbach aufing, Mitleid mit dem armen Schelm zu bekommen. Als ihm dieser nnn gar von seiner Liebe zu der „reizenden Giaunn" erzählte, welch« deu Onkel heraufgeleitrt hatte, als er ihm schilderte, wie er nun ein tüchtiger Beamter werde» — heiralhe» wolle, wir sie mit dem Onkel eine Familie bilden würden, al» die von Fuch» heimlich nach oben citirte Elise sich dem „Herrn Doctor" verstellte und ihn mit ihren weichen Patschhändchen cajolirte, da fühlte sich dieser so gerührt, daß ihn fast der Bock stieß und er endlich das Wort der Verzeihung aussprach. Hier könnte ich eigentlich meine Geschichte schließen und alle» Nachfolgende, die Helrath re, der Phantasie de» Leser» überlofscn, wenn mir nicht «och übrig bliebe, den letzten tollen Streich zn er zähle», den die beiden Museusöhne auSheckten und dessen Resultat die Wiedergewinnung der Nadel war. Denn, daß der ehrliche Neuburger bei einem etwaigen Wiederverkauf aus geradim Wege sie um ei« paar hundert Gulden gerupft hätte, wa« gewiß und darum wurde dar ander- besorgt. Schluß folgt. 300 Mark. Die Schwindlerin wurde zu 3'/, Jahre« Gesängniß und 42 Tagen Haft verurtheilt. — Neger-Aberglaube Unter der Klaffe der Neger herrscht, wie jüngst ein Vorfall in Shestertow», Keut Couuty, Md., zeigte, ein eigenthümlichcr Aberglaube. Die Nigeria Jane Reed war »ämlich gestorben und lrrthümlicher Weise mit einem ihrer Rassengeuosfiu Julie ChamberS gehörenden Kleide angrthan beerdigt worden. Den Negern wohnt nun der komische Glaube inue, daß, wenn ein Leich nam mit einem Artikel, der Eigenthnm einer anderen noch lebenden Person ist, bestattet wird, der Letztere» Gesundheit in demselben Maße abnimwt, I» welchem die Verwesung der Leiche vorschreitet. Um Julie'» Ruhe war e» natürlich, sobald man deu begangenen Mißgriff wahr- nahm, geschehe» und sie rastete «icht eher, bi» in stiller Mitternachts- stunde der Leichnam der Frau Reed wieder ausgegrabeu und jede» tteinste Siückche» de- Kleide» entfernt wurde. Seitdem erfreut sich Juli« wieder eines gesunden Schlafes, und sie schaut «icht mehr, wie zuvor, täglich vielem»!- in den Spiegel, nm ängstlichen Blicke» ihr Aus sehen zn prüfen. In manche« Gegenden Deutschland» wird übrigen» ähn'icher Uustuu geglaubt— Vampyr-Aberglaube — so daß wir also gar keine Ursache haben, allzu überlegen auf di« armen Nigger herabzublickeu. — Eine Grenze verloren. Unsere Kolonie Kamerun reicht nach dem Vertrag mit England nordwärts bi» zum Rio del Rey. Nun habe» die beiden bekannten schwedischen Kolvniste» Knutsou und Valda» sich zn ihrer Ueber-aschung überzeugt, daß dieser Fluß gar «icht exifiirt; war man an der Küste Rio del Rey (KönigSfluß) nennt ist nur ein Aestuarium, eine Meeresbucht, in welche sich einer seits Arme de- Calaba'.fluffcS, andererseits der Mewe ergießen. E» wird somit eine neue Grenzbestimmung nöthig. — Da» Blumeu-Essen, die neueste Thorheit unserer au Thorheiten aller AU so reichcn Zeit, wird in Amerika Immer «ehr Mode. Da» neueste auf diesem neuen Gebiete find kandirte Veilchen, welche mit sechs Dollar da» Pfund bezahlt werde». Anch kandirte Nosenblätter sind stark begehrt. Junge Damen find natürlich die Hauptverehrerinneu dieser kandirte» Blumen und zahlen bi» zu 10 Dollar das Pfund für dieselbe«. Diese» «ene Konsekt kommt au» Frankreich. — Line gemüthliche Zeitung. Da» zu Bernstein in der Neumark erscheinende „Wochenblatt" «heilt unter dem Kops« mit größerer Schrift Folgendes mit: „Wegen einer militärischen Beorder ung zwecks Untersuchnvg auf Invalidität kann ich di« nächste Nummer dr» Wochenblätter erst am Mittwoch nächster Woche Herausgeber,. Der Verleger: I. Plauz." — Sin reisender Hund. Anf dem Coburg« Bahnhofe fand sich diese» Tag« beim Oeffueu de» Hundecoupö» ein niedliche» Hündchen vor, an welche» «in Zettel mit folgendem Inhalt befestigt war: „Lieber Herr Packmeifier! Ich heiße Tippel und reis« nach Sonneberg. Sei so gut «ud gieb mir ein Stück von Deiner Stulle, die Dir Mutter mitgegebe , hat; anch bit.r ich Dich, mich nicht dursten zu lassen, in meinem Käfig steht ein Blechteller. Behandle mich gut auf der Reise, ich komme zu einem Onkel «ach Souneberg." — Da» Hündchen soll glücklich augekommen sein. Für »e« rHaetionelle» Ttetl »rrantwartltch: Kran» « ötz, Lbenurtd. — Drnck nnd Verlag »l,„>d,r «ted, in Ehamnitz.