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FA6 Brand, am 15. September 1900. miÄrn Taa'" Abends /,« Uhr für den Brand, den 18. September 1900. 2s. 23/00, Nr. 12. fahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der BersteigerungSerlös an die Stelle deS versteigerten Gegenstandes treten würde. Der Bürgermeister. I. V.. Stadtrath. UN- Tageblatt Amtstlatt für die MMeu W Wüschen Behörden zn Freiberg und Brand Verantwortliche Leitung der Redaktion: Georg Burkhardt. Politische Umschau. Freiberg, den 17. September. Das deutsche Reichskommissariat bei der Pariser Ausstellung fordert unter Androhung der Zurückziehung der Konzession, daß der Besitzer deS deutschen Weinrestaurants und des deutschen Pavillons auS dem Syndikat, das die Ermäßigung der Abgaben und die Einsetzung eines Schiedsgerichts zur Regulirung dieser Angelegenheit verlangt, auStritt. Königliches Amtsgericht. «ievars«. Sch 53. Jahrgang. - Dienstag, den 18. September I. Kgl. Haheit Prinz Albert, Herzog zn Sachsen Unser Königshaus ist von einem schweren Schlage getroffen 7 ^°hn Prinzen Georg, S. KgU Hoheit 7'^ :hat in der vergangenen Nacht durch einen Sturz aus dem Wagen in dem kleinen Dorfe Wol- au bei Nossen, wo j Manöverquartier lag, seinen Tod ge funden. Der Prrnz lehrte in später Abendstunde von der Fa milientafel aus Pillnitz zurück. Die Pferde des prinzlichen Wagens gingen durch. Prinz Albert wurde aus dem Wagen geschleudert. Die Verletzungen, die er dabei erlitt, waren so schwere, daß bereits 1ZH Stunden darnach der Tod eintrat. Gleich seinem Großonkel, dem König Friedrich August II. fand der junge Fürstensohn, fernab von den Seinen wie jener, den Tod durch einen Sturz aus dem Wagen. Der Prinz war geboren am 25. Februar 1875; er stand also im 26. Lebens jahre. In seiner Jugend von schwankender Gesundheit war er stets der Gegenstand der Sorge seiner Eltern. Späterhin festigte sich seine Gesundheit; er studirte in Leipzig und trat alsdann in die Armee ein, zuletzt bekleidete er den Posten eines Rittmeisters und Eskadronchefs im 1. lllanen-Regiment Nr. 17 (Oschatz). Der Prinz erfreute sich bei Allen, die mit ihm in Berührung kamen, durch sein freund liches liebenswürdiges Wesen großer Beliebtheit. In den gegenwärtigen Tagen war gerade ein Jahr vergangen, daß der Prinz mit den Kameraden seines Regiments in Freiberg weilte, um einem alljährlichen Gebrauch gemäß die Wiederkehr der siegreichen Attaque der 17er Ulanen von Donzy bei Sedan durch eine Festtafel zu begehen. In der Blüthe der Jahre hat jetzt ein grausames Geschick seinem hoffnungsvollen und hoffnungs freudigen Leben ein Ziel gesetzt. An seiner Bahre stehen trau ernd, die er gestern nach gemeinsamem Familienmahle froh und munter verließ: neben dem greisen Vater der königliche Onkel und die Geschwister. Der Schmerz, der die Mitglieder un seres Königshauses erfüllt, findet einen tiefen Widerhall in den Herzen des Volkes, das sich mitfühlend und voll innigster Theilnahme neigt vor dem unergründbaren Willen der gött lichen Vorsehung. Bekanntmachung für Brand. Bei der stetig zunehmenden Trockenheit, welche sich zur Zeit bemerkbar macht, wird hierdurch allen Bewohnern das Bleichen von Wüsche, sowie das Sprengen Ver Gärten als auch das Reinigen von Wagen, womit Entnahme von Wasser aus der städtischen Hochdruckwasser» leitung verknüpft ist, ausdrücklich untersagt. Zuwiderhandlungen werden nach Z 25 des Regulativs über die städtische Hochdruckwasser leitung für die Stadt Brand vom 7. Juli 1897 mit Geldstrafe biS zu 75 Mk. oder Haft biS zu 14 Tagen bestraft. Zugleich wird auch die Bekanntmachung vom 8. August d. I., Nr. 148 deS Amtsblattes, betr. Vas vergeuden von Wasser in entsprechende Erinnerung gebracht. T-, M s-„»dbu«. Zwangsversteigerung. streul eingetragene Grundstück soll am Namen Clemens Hugo an der Gerichtsstelle im Weae d!?*«Mber1SOV, vormittag- 9 Uhr ' Das Grundstück besteht aus ^°rPe>gerung versteigert werden. groß, mit 53,75 Steuereinbpit-n a-c-^H^E mit Garten, ist nach dem Flurbuche — Hektar 5,4 Ar eingeschätzt und auf 3606 M. LandeSbrandversicherunM mit 4080 M. — Pfg. treffenden Nachr^jsimaen inssnnGrundbuchamts sowie der übrigen daS Grundstück be- Rechte auf Be7^ Schätzungen ist Jedem gestattet. des am 25. Juli l900 veAautbarw7 s'"d, soweit sie M Zeit der Eintragung lich waren, spätestens im Verit7-^ Berste,gerungsvermerkeS auS dem Grundbuche nicht ersicht- anzumelden und, wenn "or "er Aufforderung zur Abgabe von Geboten be, der Feststellung desnermostenM^ glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte stcigerungserlöses dem Ansvrncke berücksichtigt und bei der Verteilung des Ver- würden. Spruche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden vor d? Ett'eUung^des^ Recht haben, werden aufgefordert, °>e Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Ver Jnserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenommen. Preis für die Spaltzeile 15 Pfg. HrDlIID Außerhalb des Landgerichtsbezirks 16 Pfg. wv Die Moral des Durenkrieges. Während in Südafrika die zusammengeschmolzenen Schaa- ren der Buren den letzten verzweifelten Kampf um ihre Heimath und um ihre Freiheit führen, richtet die zur Zeit in Amsterdam weilendeSondergesandtschaft derBuren noch einmal „imNamen der Gerechtigkeit, im Namen der Menschlichkeit" einen Appell an die Völker, ihrem Volke noch in dieser Stunde beizustehen und ihr Vaterland zu retten. Die Burengesandtschaft „vertraut zu Gvtt, daß ihre Stimme nicht ungehört verhallen wird , aber es ist leider schwer, dieses Vertrauen zu theilen. Hinge es von den Völkern Europas ab, dem unmoralischen und barbarischen Kriege in Südafrika ein Ende zu machen es wäre dies längst geschehen. Seit dem letzten Streit zwischen dem mächtigen England und der kleinen südafrikanischen Re publik — und dieser Streit datirt genau genommen bereits seit jenen Dezembertagen des Jahres 1895, wo die cm Solde des Cecil Rhodes und Chamberlains stehende Jameson sche Räu berbande den frechen Einbruch in das Gebiet der Transvaal- Republik verübte — standen die Shmpathieen aller Volker ruck hallslos auf der Seite des kleinen Burenvolkes welches swh ge genüber allen Anschlägen des goldhungrigen Englands wacker im» E «E»« der Politik der Staaten. Freilich,, jo- oar cils ob dies den Vorgängen m Südafrika gegenüber ver Kurzem Frankreich und Rußland ein, von denen das erstere durch die Herrschaft Englands über Südafrika in seinen afri kanischen und madagassischen Besitzungen bedroht wird, wäh rend Rußland sich überhaupt auf den Standpunkt stellte, daß eine solche Machtverstärkung Englands den russischen In teressen zuwiderlaufe. Aber die Pfade der europäischen Politik find verschlungen und wunderbar. Im Vorjahre erst fand auf die Initiative des russischen Zaren hm die große internationale Komödie der Friedenskonferenz statt und unmittelbar darauf, als das Satirspiel zur Friedenskonferenz, begann das frevel hafte Jntriguenspiel der englischen Diplomatie gegen die Bu renrepublik, welches — und das eben war die Absicht Englands — zu dem Kriege führte, der jetzt allgemach seinem Ende ent- aegengeht. Die Art, wie England diesen Krieg vom Zaune brach, widersprach auf das Schroffste allen Grundsätzen der Moral und der Menschlichkeit. Wo aber blieben die Mächte, deren Vertreter auf der Konferenz im Haag „preisend mit viel schönen Reden" sich für den Frieden, für die Moral und für das internationale Recht begeistert hatten? Und nicht nur mit der Provozirung des Krieges selbst, nein auch während des Krieges hat England wiederholt die Huma nität wie das Völkerrecht mit Füßen getreten. England hat in der Kriegsführung von Mitteln Gebrauch gemacht, welche zivilisirten Nationen zur Schande gereichen, wir erinnern nur an die nachgewiesene Verwendung der berüchtigten Dum-Dum- Geschosse. England hat ferner dem Völkerrecht zuwider ge handelt, als es zuerst den Oranje-Freistaat und dann die Transvaal-Republik für annektirt erklärte, obwohl nur ein ver schwindend kleiner Theil dieser Gebiete thatsächlich in den Hän den der Engländer war. Indem die Engländer so die für ihre Heimath kämpfenden Buren zu Rebellen zu stempeln versuchten, suchten sie sich den Schein einer Rechtfertigung für eine Kriegs führung zu verschaffen, welche sonst sogar von den Engländern als barbarisch hätte empfunden werden können. Aber England trat nicht nur selbst das Völkerrecht mit Füßen, sondern es veranlaßte zu gleichem Thun auch Portugal, welches sich auck bereitwilligst zu der traurigen Rolle hergab, den Büttel Englands zu spielen. Der völkerrechtswidrigen Er- laubniß des Durchzugs englischer Truppen durch Beira schien Portugal jetzt auch noch einen Akt unerhörter Brutalität gegen über dem in Lourenzo Marques weilenden Präsidenten Krüger hinzufügen zu wollen, aber in letzter Stunde scheint man in Portugal doch Bedenken empfunden zu haben, sich selbst aus der Reihe der civilisirten Staaten zu streichen. Die portugiesi sche Regierung hat es zum Schluß doch für räthlicher gefunden, die geplante Reise des Präsidenten Krüger nach Europa nicht zu verhindern. Ob man in Portugal doch einen Einspruch der Mächte gegen einen solchen Bruch des Völkerrechts befürchtet hat? Wir un sererseits denken in dieser Beziehung von den Mächten sehr vessimistisch. Wir halten auch den letzten Versuch des Präsi- oenten Krüger, eine Intervention herbeizuführen, mit welcher Freude eine solche Intervention uns auch erfüllen würde, doch für völlig aussichtslos. Eine solche Intervention wäre nur denkbar, wenn sie von mehreren Mächten gemeinsam ausgeführt würde. Welche Macht aber wird es sein wollen, die dre An regung hierzu giebt und dadurch für immer den Haß Englands auf sich lädt? Für Deutschland verbietet sich eine solche Rolle durch seine heikle internationale Stellung von selbst. Frank reich hat angesichts des Faschoda-Konfliktes gezeigt, daß es sich den Luxus eines Zwistes mit England nicht erlauben will. Und Rußland begnügt sich damit, den südafrikanischen Krieg zum eigenen Vortheil auszunutzen. Die Staaten Europas lassen die Ereignisse in Südafrika ihren Gang gehen, obwohl sie dem Recht und der Humanität widersprechen, weil diese Staaten durch Eifersüchteleien und Jnteressenkämpfe gespalten sind. Die Völker Europas sind nicht im Stande, „die heiligsten Güter zu wahren" — das ist die Moral des Burenkrieges. Ueber die vermuthlichen bisherigen und künf tigen Kosten der China-Expedition schreiben die „Berliner Neuesten Nachrichten": „Welche Summen hierbei in Frage kommen, läßt sich nur annähernd abschätzen. Wir haben Ursache zu der Vermuthung, daß die Summe des bereits aus gegebenen Geldes unter 30 Millionen Mark ist, daß die Summe der sozusagen buchmäßigen Aufwendungen an 40 Millionen Mark heranrückt. Die 80 Millionen Mark, die der Reichskanzler durch Ausgabe von Recchsschatzscheinen bekommt, begrenzen die Summe der Aufwendungen, die der Voraussicht nach zur Verausgabung gelangen können oder ge langen werden, bis der Reichstag in der Lage ist, etwa weiter erforderliche Kredite zu bewilligen, daS heißt — da der Reichstag wahrscheinlich Mitte November berufen werden wird — biS in den Dezember hinein." Was man Deutschen kn Südafrika bieten darf! Heute liegt wieder ein Bericht eines der aus Johannes burg ausgewiesenen Deutschen über die von den Engländern dabei verübten Brutalitäten vor. Das Empörendste aber ist auch in diesem Bericht wie in allen anderen bisher bekannt ge wordenen die Erzählung, wie die Konsuln des deut schen Reichs ihre Landsleute schützen. Ein Bochumer theilt der „W e st f. Volkszeitung" über seine Gefangennahme und Ausweisung Folgendes mit: „Ich stand 10 Jahre als Obermeister in einer großen Dynamitfabrik und lebte bei gutem Verdienst sorgenfrei zu Johannesburg. An dem Freiheitskampfe des muthigen und beherzten Volkes nahm ich, da ich einen großen Theil des Werkes zu leiten hatte, nicht theil. Als nun die Engländer aus ihrem Raubzuge nach Jo hannesburg kamen, hatten wir alle, der Noth gehorchend, den Loyalitätseid zu leisten, wofür uns gegen Bezahlung einer hal ben Krone ein englischer Paß zugestellt wurde. An einem schönen Juliabend saß ich mit mehreren Freunden vor der Thüre unseres Logirhauses, friedlich eine Cigarre rauchend. Plötzlich tauchte vor uns eine englische Militärpatrouille auf, die uns auf Befehl Lord Roberts für verhaftet erklärte. Der Leutnant, nach Grund und Ursache von uns gefragt, stieß uns barsch voran. Unsere Pässe wurden hohnlachend in Stücke gerissen und wir, ohne unsere Wohnung noch einmal gesehen zu haben, zum Fort getrieben, wo wir 1s^ Tage gefangen ge halten wurden, nach Nationen gesondert. Die Behandlung, welche wir hier erfuhren, war nicht menschenwürdig. All un sere Wünsche waren vergeblich, die Luft verpestet, Wasser zum Waschen gab es überhaupt nicht. Die Ungewißheit unserer Lage schmerzte uns sehr. Der deutsche Konsul Nels hatte nur gute Worte: aus Furcht vor den Engländern ließ er seine Landsleute im Strch. Dagegen entwickelte der französische Konsul eine eifrige Thatigkeit. Er bekam alle Landsleute bis auf ein verkommenes Individuum frei. Wir knirschten ob dieses Benehmens des Konsuls vor Zorn und mußten über uns beißende Worte der anderen Gefangenen ergehen lassen, welche uns Deutsche verhöhnten. Ueberhaupt kann ich sagen, daß gerade die Deutschen bei den Engländern die bestgehaßten Menschen sind. Vom Fort qing es dann später zur Verladung nach dem Güter- bahnhof. Auch hier erhielten wir auf unser Verlangen, unser Hab und Gut nicht, wohl aber mußten wir unsanfte Püffe und Kolbenstöße in Kauf nehmen. Auf dem Bahnhofe hatten sich Eltern, Verwandte und Bekannte zum Abschied eingefunden, herzzerreißende Scenen spielten sich da ab. Die Gattin wurde aus den Armen des Gatten gerissen, Kinder, welche flehentlich die Kniee des verzweifelnden Vaters umklammerten, barsch zur Seite gestoßen, die Mutter von dem Sohne herzlos entfernt. Die englischen Soldaten zeigten sich hier schlimmer als Bar baren. Diese Abschiedsscenen werde ich nie vergessen. In Kohlenwagen, gleich einem Stück Vieh verpackt, fuhren wir vier Tage bis nach East-London, pro Tag nur einmal „gefüttert" und stets verhöhnt von Offizieren und Soldaten. Nach ,kur zem Aufenthalte wurden wir auf Hawarden-Castle 29 einge schifft. Jetzt erfuhren wir, daß wir die Opfer eines von eng lischer Seite angezettelten Verschwörungsschwindels und der brutalen Gewalt waren. Die Behandlung, die wir auf dem Schiffe erfuhren, ist unbeschreiblich. Ich verlebte dort schreck liche Stunden, die Kost war ungenießbar, Wasser und andere Reinigungsmittel erhielten wir einmal. Wie die Schafe waren wir eingepfercht und konnten kaum in der erstickenden Lust athmen. Auch hier fehlte es nicht an Verhöhnungen. Wie