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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.04.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-190004125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-19000412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-19000412
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-04
- Tag 1900-04-12
-
Monat
1900-04
-
Jahr
1900
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.04.1900
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Lvov. Nreiverger Anzeiger ««d Laseblatt, «eite 3. — 12 April. ^84 Alle» anders kommen mus- wir verfallen sind, war der. stehen. Wenn nun diese trotz ihrer großen quantitativen Ueber- ' «genheit an Artillerie und trotzdem sie über sämmtliche Bahn- liaten verfügen, diesen vierfach schwächer» Feind nicht einmal so- weit im Zaume halten können, daß sie die Verbindungen zwischen ! ihren Hauptcorps aufrecht zu erhalten vermögen, so müssen die , englischen Truppen sich in einem weit traurigeren Zustande be- . finden, al- selbst dir ungünstigsten Berichte erwarten ließen. Und , wenn Lord Roberts jetzt sogar die völlige Jsolirung seines Hauptheeres, ja fast dessen Einschließung zu befürchten scheint, so ist es schwer, sich ein Urtheil zu bilden, daS nicht gleichzeitig ans die Qualifikation der, kommanoirenden Offiziere sich erstreckte. Der Ort Wepener, besten englische Besatzung die Suren, wie gemeldet, vor Kurzem zur Uebergabe ausgefordcrt hoben, ist noch immer in den Händen der Engländer. Wepener liegt bekanntlich im Südosten von Bloemfontein, so hart an der -renze von Basutoland, daß die Buren eS nicht einschließen Vnnen, ohne Basutoland zu betreten. Wenn also die vollständige Jsolirung durch eine Umzingelung des Ortes stattgefunden hat, miß ein Theil der Buren im Basutoland stehen. Da dieser Ein- aeborenen-Staat mit den Buren nicht gemeinschaftliche Sache macht, »ante daS zu weiteren Verwickelungen führen. Jedenfalls geben la Buren sich fdie größte Mühe, den in Wepener befindlichen englischen General Brabant zu überwältigen, denn als Vor- fihendrr der „South African League" ist er ihnen besonders ver haßt, und seine Niederlage würde ihnen besonders willkommen sei». Nach späteren Depeschen hat bei Wepener ein heftiges Ge seiht stattgesunden. Es wird darüber aus englischer Quelle, out Aliwal North vom 10. gemeldet: Wie verlautet, sand bei Wepner heute früh wieder ein heftiges Gefecht statt, dessen Ar» gang unbekannt ist. Die Burenstreitkräste bestehen m drei Kommandos und führen VickerS-Maximgeschütze und andere Geschütze mit sich. — Aus Norwalspont wird vom Mon tag gemeldet: In den Bezirken PhilippoliS und Faurrsmith herrscht beträchtliche Unruhe. Die Proklamation Steijn's ist weithin verbreitet worden. Die englische Garnison wurde letzt hin auS dem benachbarten Gebiet zurückgezogen, worauf sich sofort unter den Frelstaatlern größere Rührigkeit bemerkbar machte. Dit englischen Einwohner, welche infolgedessen in Besorgniß ge- riethen, wandten sich an die englischen Behörden in Spring- sontein. Diese versicherten ihnen, es würden sofort Schritte ge- lhan werden, um ihre Befürchtungen zu beschwichtigen. Das „Bur. Reuter" meldet ferner auS Maseking vom 27. März: „Vergangene Nacht erhielten wir Nachricht von dem Heranrücken einer südlichen Entsatzkolonne. Bei Sonnenaufgang eröffnete der Feind heute das Feuer auS sieben Geschützen, fünf Neunpfündern, einem Zwölfpfünder, einem Hundertpsunder. Es folgte die kräftigste Beschießung, die wir während der Belagerung bisher erfahren haben. Das Belagerungsgeschütz der Buren entsandte allein über 60 Geschosse. Unter Deckung seiner Artillerie machte der Feind einen Vorstoß auf die Nordfront unserer Befestigungswerke, aber zog sich eilig zurück, als er in den Bereich des Gewehrseuers gelangte. Auch ein Vorstoß auf den Südwestposteu wurde gemacht,aberderFeind wurde zurückgcschlagcu. Die Streitmacht unter Jan Cronje weicht zurück, augenscheinlich vor der vom Süden vorrückeuden Entsatzkolonne und zieht sich mit den zwei vor Plumer zurückweichenden Kommandos gegen uns zu dem schließlichen Versuch zusammen, die Stadt zu unter werfen. Sämmtliche Forts und außen liegende Positionen werden besetzt gehalten, die ganze Besatzung steht unter Waffen und Jedermann befindet sich unter Deckung. Wir sind überzeugt, dies ist des Feindes letzter Versuch." — Diese Hoffnung der Be lagerten dürfte sich sicher nicht erfüllen! Nun hat auch in Natal der Kampf von Neuem begonnen. Es wird gemeldet: London, 10. April. Wie die Abendblätter aus Pieter maritzburg von heute melden, begann heute früh eine heftige Kanonade Vor Elandslaagte. Pretoria, 7. April. („Reut. Bur.") Es verlautet, in der Nacht aus den 5. d. Mts. sei es einer Schaar bewaffneter Kastern gelungen, durch die Linien der Buren vor Mafcking durchzubrechen. Die Buren hätten sie aber verfolgt und im Busch eingcschlvsfen. Nach längerer Beschießung mit Nordenfeldt-Geschützen hätten die Buren den Busch gestürmt und 31 Kastern getödtet, welche hart näckigen Widerstand geleistet hätten. — Bon den Biggarsbergen und aus dem Freistaat werden Vorposiengefechte gemeldet. Ladysmith, 10. April. („Reut. Bur.") Heute früh wurde von SundayS River her ein heftiges Feuern gehört, welches einige Stunden anhielt. Einzelheiten liegen noch nicht vor. Ein Kafsernläuser, welcher aus Newcastle hierher gekommen ist, be richtet, daß die Buren dabei beschäftigt waren, ans dem Biggars- bcrg Geschütze in Stellung zu bringen. London, 10. April. General Carrington kam in Kapstadt an und begiebt sich sofort nach Beira. Nachstehender Brief des Dr. Küttner, Mitgliedes der Expedition des deutschen Rothen Kreuzes nach Südafrika, vom 7. März aus Jacobsdal datirt, ist dem „Schwäbischen Merkur" von Dr. v. Bruns in Tübingen W Verfügung gestellt worden: Endlich komme ich wieder einmal zu mir selber; denn, seit die ko-länder im Land find, können wir uns über Mangel an Meldung vom 7. dementirt daS mit dem Bemerken, „General Satacre hat sein Hauptquartier verlegt", ohne aber anzugeben, wohin er sich gewendet hat. Betrachtet man die Starke der gegnerlschen Heeke, so verfügt Lord Roberts im Oranjestaat über «ine gewaltige llebermacht. Die Gesammtzahl seiner Truppen beziffert sich nach ioeben ausgegebenen offiziösen Daten auf 50000 Mann, ohne die angeblichen 20000 Mann Lord MethuenS (diese Ziffer ist alt und heute wahrscheinlich nicht entfernt mehr zutreffend), Lie etwa 4000 Mann General GatacreS und die 2000 Mann Brabants. — Die diesen gegenüberstehenden Burenstreit kräste sind überaus schwer einzuschätzen. Die Engländer selbst ließen noch 12000 Buren in Natal selbst in dem Augenblicke stehen, wo die Föderirten nach den Pässen flüchteten, und heute, wo die Burenkommandos auch bereits wieder mit ihren Spitzen dicht vor Ladysmith erschienen sind, darf man wohl annehmen, daß sie über wenigstens 10000 Mann dort verfügen, da sie eS sonst kaum wagen könnten, gegen die mindestens 40000 Mann general Bullers soweit vorzugehen. Da die Gesammtstreit- lräste der Föderirten 38000 Mann nicht übersteigen sollen, von denen noch sämmtliche Verluste während des Krieges in Ab zug zu bringen wären, so blieben nach Abzug von 10000 Mann für Natal und 5000 Mann für Verluste höchstens noch 23000 Mann für den westlichen Kriegsschauplatz übrig. Selbst venu man annehmen will, daß ihre Haupttruppen die Stellungen bei Aroonstadt-Brandfort hinter sich gelassen haben, so könnten doch allerhöchstenS 20000 Mann sich zwischen Brandfort, Kimberley, der Modder und dem Oranjefluß befin den, und diese würden also d«n 70- bis 80000 Mann des Lord Roberts und seiner Untergenerale gegenüber Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 11. April. — Vom Landtage. Die beiden Kammern hielten gestern ihre letzten Sitzungen vor Ostern ab. Sie vertagten sich bis 18. April. Die erste Kammer genehmigte das Postulat des außerordentlichen Etats zur Arealerwerdung für die Erweiterung des Krankenstifts Zwickau. Gemäß den Anträgen der 4. Deputation ließ das Haus in Uebercinstimmung mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer die Petitionen des Fischcreibesitzers Schuster in Scheibenberg um Unterstützung seiner Forellenzucht durch Ge währung eiues Darlehus aus der Staatskasse und der ehemaligen Hebamme Karoline verw. Thiebel in Fürstenwalde uw Ge währung von Pension auf sich beruhen, wogegen die Petitionen des Bezirksvereins Triebischthal in Meißen, deS GemeinderatHS zu Copitz und Genossen, des Gemeinderaths zu Paunsdorf, die Errichtung von Apotheken betr., sowie die Anschlußpetitioucn des Stadtraths zu Döbeln und des Gemeinderaths zu Löbtau an die Petition des Verbandes konditionirender approbirter Apotheker sächsischer Staatsangehörigkeit um Regelung deS Apotheken- ! Konzessionswesens und Vermehrung der Apothekenanlagen im j Verhältniß zur Bevölkerungszahl als durch die seinerzeit erfolgte berley zu entsetzen. Eigentlich war die Burenarmee hier schon verloren undnurderUnachtsamkeitdesFeindes ist es zu danken, daß Cronje durch Kondavelsdrift (Klippdrift) hinter den Engländern den Modderfluß über schreiten und entkommen konnte. Nun kam der weitere große Fehler, daß Cronie, anstatt, wie ein Theil seiner Truppen, weiter zu fliehen, be» Paardeberg am Modder fluß wieder ein Lager bezog und sichhiervondenEng- ländern einschließen ließ. Die Langsamkeit in der Bewegung der Burenarmee war besonders dadurch bedingt, daß mit allem unnützen Kram und mit Weib und Kind auf Ochsen- wagen weiter gezogen wurde, so daß die englische Kavallerie unter French Zeit gewann, den Buren den Weg abzuschneiden. Hier bei Paardeberg erfüllte sich dann da» Schicksal der Buren- armer, die vom 17. bis 27. Februar furchtbare schwere Tage auszuhalten hatte und sich endlich ergab. Gerade am Majuba- lag mußte sich Cronje mit 3700 Mann, 4 Kruppgeschützen und zwei NordenfeldtmaximS auf Gnade und Ungnade überliefern, mit ihm Major Albrecht und seine deutschen Offiziere. Cronje scheint hier vollständig den Kopf ver lor e n zu haben; e s er b o t sichein Theil seiner Leute, die englischen Kanonen auf den Kop - jeszu ero bern, was ihnen wohl zum Theil auch gelun gen wäre, aber er verbot es aus vollständig unbekannten Grün den. Ich bin selber Zeuge des schrecklichen Bombar dements gewesen, dem die Buren in ihrem Lager am Mod derfluß ausgesetzt waren, Lyditbombe über Lyditbombe, ShrapnellS über Shrapnells platzte in dem Kamp, das selbst in der Ebene gelegen, keinen Schutz hatte vor den auf den Kopjes stehenden zahlreichen Geschützen der Engländer. Ich erbot mi» damals, da ich hörte,die abgeschlossenenBuren hätten leineAerzkr in einer Geschäftspause in oas Lager der Buren hinüber zu gehen, konnte aber die Erlaubniß nicht erhal ten. Welche Verwüstungen das englische Geschützfeuer an gerichtet hat, habe ich nach der am 27. Februar dieses Jahres erfolgten Uebergabe der Buren an Ort und Stelle gesehen. Die Granaten lagen haufenweise, wo man hin sah, die meisten Wagen waren kurz uno klein geschossen, ein großer Theil durch die Lydittbomben verbrannt; todte Pferde, Esel und Ochsen verbreiteten einen furchtbaren Gestank, explo- dirte Munition lag in großen Haufen da und zwischen all dem Trödel, der auf dem Boden verstreut war, hinkten die armen verwundeten Pferde herum; ein trostloser Anblick. Dik Buren selbst hatten sich gegen das vernichtende Feuer verhältnißmäßig gut zu schützen gewußt: sie waren »n den Fluß hinunter gegangen und batten sich in oen tiefen Regenrinnen, den sogen. Schluren, vorzügliche tiefe Schanzen gebaut. So kam es, daß sie im Ganzen nur 40 bis 50 Tobte und 160 Verwundete hat ten: was diese letzteren aber auszustehen hatten, spottet jeder Beschreibung. Aerztliche Hilfe fehlte, denn die im Modder riverlager Cronjes vorhandenen Ambulanzen batten in den Schlachten bei Klippdrift und Paardeberg so viel zu thun be kommen, daß sie der Flucht nicht folgen konnten. So lagen die armen Teufel 10Tagelanginden Büschen am Modderfluß mit Tabaksblättern auf ihren Wunden und mancher wurde noch nachträglich durch Gra naten getödtet oder zum zweiten Male verwundet. Wir haben diese Verwundeten übernommen und die Schwerverletzten im Hospital behalten. Während wir mit den Verwundeten, die frisch in unsere Hände gelangten (also mit den Verwundeten aus den Gefechten bei Jacobsdal, am Rietfluß, bei Klippdrift und aus der ersten großen Schlacht bei Paardeberg am 18. Februar, sehr günstige Ergebnisse erzielt und nur sehr wenig Kranke verloren haben, liegt die Sache mit den Verwundeten aus Cronjes Lager ähnlich wie mit denen, die wir nach Magers- fontein bekommen haben. Fast alle Wunden waren mehr'oder weniger infizirt; während wir sonst nur ganz wenige ope rative Eingriffe vorzunehmen hatten, haben wir täglich viele Stunden lang zu operiren gehabt, haben amputiren müs sen, was wir bisher nicht nothig hatten, und haben viele Todes fälle an Blutvergiftung und einzelne auch an Wundstarrkrampf erlebt." Arbeit nicht beklagen und haben manche Nacht durcharbeiten müssen. Dabei wird di« Fütterung allmählich immer knapper, bockige- Hammelfleisch, alte Ziegenböcke, Cornedbeef und auS- »ekochte Fettschwanzschafschwanze bilden das Menu, alles Dinge, die man nicht mehr sehen und riechen, noch viel weniger essen kann. Wir arbeiten jetzt stark mit unserem Körpereiweiß, waS sich in Schlappigkeit und starker Abmagerung äußert. Da zu kommt, daß der unter Truppen und Bevölkerung arasstrende TyvhuS auch unsere Expedition nicht mehr verschont. Unsere Thätigkett in Jacobsdal findet nun bald ihr Ende, ich denke, wir werden nächste Woche „vertrekken", wie dir Buren sagen. Hoffentlich lassen uns b»e Engländer durch ihre Linien, sonst müßten wir Über Kapstadt, Port Elisabeth, East London nach Delagoabai und von dort wieder nach Prätmia gehen. Das Schicksal der burischen Westarmee unter Cronje hat sich a inzwischen entschieden. ES find hier sehr große Feb ergemacht worden, sonst hatte Alles anders kommen mus- en. Der erste Fehler, in den auch wir verfallen sind, war der, sie Engländer zu unterschätzen. Man ließ sich durch das mit absoluter Regelmäßigkeit erfolgende tägliche Bombardement der Engländer, daS aar keinen Schaden that, einschläfern, und bildete sich ein, der Feind gehe nicht von der Bahn ab. Dadurch gewannen die Engländer Zeit, den wirk lich groß angelegten und kühnen Zug vorzubereiten, der Cron- jeS Schicksal besiegelte. Der zweite Fehler war, die Engländer ungestört bis Jacobsdal heremzulafsen, sie nicht abzuschneiden oder wenigstens ihre Vroviantzuge abzufangen. So gelang eS den Engländern,Cronje beiMagersfontein zu umgehen undKim- Beschlußfaffung beider Kammern zur Petition d«-" Verband«» konditionirender approbirter Apotheker für erledigt erklärt wurden. — Die Zweite Kammer hatte sich an erster Stelle mit der Petition deS Verbandes der sächsischen Hausbesitzervereine d» Chemnitz um Revision der Gesetze über die LandeS-Jmmobtlmv- BrandversicherungSanstalt zu befassen. Abg. Behrens-DreSden verwendet sich zu Gunsten der Petition. Hierauf trat die Kamm« einstimmig dem Antrag« der Deputation: Ueberweisung der Petition an die Regierung zur Kenntnißnahme, bet. Die Petition deS Vereins der Viehhändler der AmtShauptmannschast Borna um Abänderung des Viehseuchengrsetze» vom 1. Mai 1894 ließ die Kammer auf sich beruhen, nachdem Abg. Töpfer-Böhle« de« Wunsche Ausdruck gegeben, daß die Regierung mit der Durch führung ihrer Absicht, schärfere Maßregeln nach dieser Richtung hin zu ergreifen, nicht zu lange warten möge. Ebenfall» auf sich beruhen ließ die Kammer ferner die Petition E. F. MöhlerS in Altmittweida, die Tollwuth der Hunde betreffend. Letzter Gegen stand der Tagesordnung war der Bericht der Finanzdeputation über Kap. 25 und 26 deS ordentlichen StaatShauShaltS-EtatS für 1900/01, Verzinsung der Staats- und Finanzhauptkassen- fchulden, sowie Tilgung der Staatsschulden betreffend. Ohne Debatte und einstimmig bewilligte die Kammer die i« beide« Kapiteln eingestellten Summen. — Von den Abga. Opitz und Dr. Schill, sowie 56 andere« Abgeordneten aller Richtungen mit Ausnahme der Sozialdemokratie ist nachstehender Antrag an die Zweite Kammer gestellt worden: Die Kammer wolle beschließen: Im Hinblick auf daS gesetzgeberische Vorgehen durch andere deutsche Staaten, und da die Erreichung eines befriedigenden Erfolges im Wege der autonomischen Re gelung deS Gegenstandes durch Gemeindebeschlüfse zweifelhaft bleibt, vielfache Ungleichheit hervorruft und jedenfalls mit vielen Schwierig keiten und Weiterungen verbunden sein wurde, di« königliche Staatsregierung zu ersuchen, dem nächsten Landtage eine« Gesetz entwurf vorzulegen, der, unter besonderer Berücksichtigung der säcbsischen Verhältnisse, durch eine stärkere Heranziehung solcher gewerblichen Betriebe, welche die Konzentration deS Detailhandels mit verschiedenen Waarengattungen oder durch von den Gebräuche« deS soliden Handels abweichenden Maßnahmen sich besondere Vortheile verschaffen, zu den Steuern, den Schutz und die Ent lastung deS mittleren und kleinen Gewerbebetriebe- erstrebt. Die hohe Erste Kammer zum Beitritt zu ersuchen. — Einer dem „CH. T." von zuverlässiger Seite au» Dresden zugehenden Nachricht zufolge hat der König über die Besetzung der KreiShauptmannschafteu Chemnitz und Zwickau Entscheidung getroffen. Die Kreishauptmannschaft Chemnitz wird darnach Kreishauptmann Freiherr von Weick, bisher KreiShauptmann in Zwickau, übernehmen, während an seine Stelle Geheimer RegierungSrath F orke»Schubauer treten wird. — Zur Besichtigung Ve» hiesigen JLgerbataillons traf Se. Excellenz Generalleutnant v. Hingst in Begleitung seines Adjutanten Major Freiherr v. Wilkau hier ei». Die Hettdn stiegen im Hotel de Saxe ab. — Der GestiftSgottesdienst mit Predigt, der wie all jährlich am Gründonnerstag abends 6 Uhr in oer Domkirche ab gehalten wird, ist zwar für alle Gemeindeglieder bestimmt, be sonders aber für die Konfirmirten, welche an diesem Tage zum ersten Male daS heilig« Abendmahl gefeiert haben. ES werden deshalb die Eltern gebeten, ihre Kinder zu oem Besuche diese» Gottesdienstes anzuhalten, der ihnen nochmal» zur andächtige« Sammlung für einen so wichtigen und heiligen Tag dienen sM. — Von der Generaldirrktwn der Sächsischen StaatS-Eisen- bahnen ist die Erlaubniß ertheilt worden, daß die Begleiter von Thiersendunge« in Zukunft auf Verlangen in Pack- wagen oder in Personenwagen 8. oder 4. Klasse befördert werde« sollen. — In der am Sonnabend abgehaltrnen gutbesuchten Haupt versammlung des Obst- und Gartenbau-Beretu» im Brauhofe wurden nach der Begrüßungsansprache durch de« Vor sitzenden, Herrn Amtshauptmann Ober-Reg.-Rath Dr. Steinert, zunächst die Jahresberichte vorgetraaen, die ersten drei durch de» Vereiusschristsührer, Herrn Prof. Richter. Der Bericht über die Tätigkeit deS Vorstandes gedachte zunächst deS Tode» de» hoch verdienten Geschäftsführer» deS Landesobstbau-VereinS, Garten- baudirektor Lämmerhirt, zu dessen Andenken man sich von den Plätzen erhob. An seine Stelle ist Garteninspektor Branebart auS Bautzen gewählt worden. Bei Gelegenheit der großen Dresdner Obstausstellung hat der stellvertretende Vorsitzende und Gründer des Vereins Herr Stadtrath Rößler die höchste Aus zeichnung des Landesvereins, die silberne Medaille, erhalten. An den auch dieses Jahr zu Leipzig, Waldenburg und Bautzen abgehaltenen Obstbaulehrkursen für sächsische Lehrer hat au» unserm Bezirke Herr Lehrer Marbach aus Wegefarth theil genommen. Eine Statistik über den Personenstand der 167 persönlichen Mitglieder ergab, daß (um nur die 8 größte» Gruppen anzusühren) dem Vereine angehören 24 Kaufleute 40 Beamte, 66 Landwirthe; also wie eS ja sein soll, bilden die Landwirthe, für die ja der Verein ganz besonders arbeitet, iveitauS die Mehrzahl, nämlich über */„ es wäre aber wünschen»- werth und naturgemäß, daß sie über die Hälfte bildeten. Bon den zwei Bezirksbaumwärtern hat Herr Arnold in Zethau die besten Erfolge erzielt; der andere ist, theilweise durch Krankheit, gehindert worden, Gleiches zu leisten. Zu ihrer Ausbildung hat das Finanzministerium dem Verein den reichen Zuschuß von 200 Mk. gewährt. Nachdem der kurze Saydaer Jahresbericht und der recht günstige über die Hauptkasse verlesen war» wurde die Rechnung richtig gesprochen. Herr Kantor Haufe in Nieder bobritzsch stellte im Auftrage der dortigen Mitglieder den Antrag, um mehr landwirthschastliche Mitglieder heranzuziehen, den Jahresbeitrag von 3 auf 2 Mk. herabzusetzen; der Antrag muß erst von einer Vorstandssitzung vorberathen und in einer besonderen Hauptversammlung wird darüber abgestimmt werden, da er eine wesentliche Satzungsänderung enthält. Den letzten Bericht, den über die Baumschule, verfaßt von dem leider erkrankten Herrn Triebe, trug Herr Straßenbauinspektor Pietzsch vor; die Baum schule hat dieses Jahr den höchsten Ertrag seit ihrer Gründung (1880) ergeben, trotz der billigen Preise, die sie in gemeinnützigem Interesse stellt (Aepfel- und Birnbäume, hoch- und halbhoch- stämmig, einzeln 1 Mk., 10 Stück 9 Mk., 100 Stück 80 Mk.; Zwergobstbäume das Stück 80 Psg-, 10 Stück 7 Mk.; veredelte Süßeberesche das Stück von 1,50 Mk. an rc.), wobei noch die Mitglieder 25 °/<> Preisermäßigung genießen, jedoch nur für eignen Bedarf. Mitglieder bezogen zu diesem Zwecke nur 472 Stück Obstbäume, woraus man schließen möchte, daß diese ihren Bedarf m der Hauptsache jetzt gedeckt haben. Größere Posten von Obstbäumen bezogen die Kgl. Straßenbau inspektion Freiberg, das Stadtbauamt Freiberg (welches auch sortsährt, seine Straßenwärter zu Baumwärtern ausbilden zu lassen), die Gemeinden Zug und Zethau und viele andere. Be stellungen zur Frühjahrspflanzung werden empfohlen, schon im vorhergehenden Sommer zu machen, weil die besten Bäume meist schon im Herbste vergeben find. Herr Triebe hat im Berichtsjahr«
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