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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.02.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-190002218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-19000221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-19000221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-02
- Tag 1900-02-21
-
Monat
1900-02
-
Jahr
1900
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.02.1900
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42 1S0V. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Sette 2. — 21 Februar General Cronje theilte General Methuen mit, daß die englischen Batterien stets unter dem Schutze der Ambulancewage» ihre Positionen änderten und daß er schließlich sich dadurch ge zwungen sähe, auf solche Batterien zu feuern, was für die Am- bulance» üble Folgen haben könne. Daraufhin theilte ihm Ge neral Methuen mih er sei nicht gewillt, mit ihm fernerhin zu korüspondiren und wolle damit bis zur Beendigung des Krieges warten. — Jedenfalls hat der edle Brite auf die schwere An schuldigung nicht zu antworten gewußt! nähme der CentrumSfraktion giebt dtm „Dresd ner Journal" Anlaß zu folgender bemerkenswerther Betracht ung: „Im Centrum hat man, das ging auch aus der Rede des Abgeordneten Dr. Schaedler unzweifelhaft hervor, die Em pfindung, daß diesmal in der Flottenfrage etwas zu Stande gebracht werden muffe. Das Centrum ist eine eminent prak tische Partei, die sich vor Allem die ausschlaggebende Stellung im Parlament und die Einigkeit vor der Wählerschaft erhalten will. Bei Gelegenheit der Berathung über das Gesetz, betreffend die Friedenspräsenzstärke, im Mai 1893 erklärte Herr Dr. Lieber: „Lassen Sie es mich einmal öffentlich aussprechen: selbst wenn alle Forderungen der Regierung in dieser Militär vorlage politisch und militärisch gerechtfertigt und voll begrün det wären, so ist der Fortbestand einer Parte:, wie das Centrum, so wie es setzt ist, für das Deutsche Reich immer noch wichtiger als die Forderungen der Regierung." Worauf der Reichskanz ler Gras von Caprivi entgegnete: „Das heißt soviel als: es ist den Herren ganz egal, ob die Ruffen in Berlin oder die Franzosen in München stehen, wenn nur das Centrum fortbe steht. Seitdem sind sieben Jahre vergangen, und im Laufe dieser Heit hat sich das Centrum von seiner grundsätzlichen Oppositionsstellung in Wehrfragen wenigstens theilweise los gesagt ohne freilich obiges Prinzip aufzugeben. Das Centrum steht jetzt in der Marinefrage vor einem Dilemma. Kommt durch seine Schuld die Vorlage zu Fall, so ist es in Gefahr, die ausschlaggebende Stellung zu verlieren, geht es aber, wie bei dem letzten Marinegesetze, in der Abstimmung gespalten vor, so hat es Schwierigkeiten in der Wählerschaft, namentlich in der bayerischen, die ihm seine „stärkste Gruppe liefert, zu gewär tigen. Um aus diesem Dilemma hcrauszukommen, ist das Centrum genöthigt, zu laviren — dort zu opponiren, da zu be willigen, kurz es „allen Geschmäckern" in seinen Reihen recht zu machen. Die „Kölnische Volkszeitung", die auch in der Be handlung der Flottenfrage wieder die unbestrittene Führung .bat, erklärte neuerdings, nichts.sei für die Centrumspartei miß- sticher gewesen, als die zwiespältige Abstimmung bei dem Flot tengesetze von 1898; die gesunde Konstitution oer Partei habe diese Krisis zwar überwunden, aber es seien viel Verdruß und viele Schwierigkeiten daraus entstanden und die Erregung habe noch lange nachgezittert. Diesmal werde diese Zwiespältigkeit vermieden werden, die Fraktion habe einen gemeinsamen Boden für die Behandlung der Sache gefunden, indem sie sich dahin geeinigt habe: ohne vorherige befriedigende Lösung der Deck- ungsfrage keinerlei Eingehen auf die Vorlage selbst." Auf die sen „einigenden Boden" ist dem Centrum ebenfalls mit „Ein- müthiglen" die bürgerliche Demokratie rasch gefolgt. Daß dies aeschehen sei, um das Durchbringen der Flottenvorlage zu er leichtern, wird man nicht annehmen wollen. Frankreich. Nach dem Ausweis deS WeltauSstellungs- kataloges, welcher 30 Bände umfassen wird, beträgt die Zahl der Aussteller 76000. Davon entfallen auf Frankreich etwa 26000 und auf daS Ausland 50000. Mit Einschluß der Theilnehmer antemporärenAusstellungen wird die Weltausstellung 100000 Aus steller zählen, 37000 mehr als die vom Jahre 1889. Vor dem Staatsgerichtshof begann gestern die Verhandlung gegen Marcel Hadert. Es herrscht nur geringer Andrang. Nur diejenigen Senatoren, welche an dem ersten Prozeß theilgenommen hatten, find zugegen, als der Angeklagte hereingesührt wird. Japan. Großes Aufsehen macht eS in Tokio, daß der japanische Gesandte Söul verlaffen hat und zu einer Besprechung mit den maßgebenden Kreisen nach Japan gekommen ist. Von englischer Seite werden an dieses Ereigniß Betrachtungen geknüpft, als ob das bereits der erste Schritt zu einem offenen Vorgehen gegen Rußland sei. Das mag übertrieben sein, zum Theil auch dem Wunsche der Engländer entspringen, daß es zwischen Japan und Rußland zu Feindseligkeiten komme, damit Großbritannien an anderen Stellen des Erdballs freie Hand bekommt. Indessen läßt sich nicht übersehen, daß die Stimmung in Japan täglich Rußland feindlicher wird. Man nimmt in Japan allgemein an, daß es innerhalb eines JahreS zumKriege mit Rußland kommen wird. Hatte man sich in amtlichen Kreisen bisher eine gewisse Zurück haltung auferlegt, hatte man versucht, die öffentliche Meinung zu beruhigen und die Stimmung gegen Rußland nicht zu feindlich werden zu lasten, so ist das heute kaum mehr möglich. Der Korrespondent des „Reut. Bur." posaunt es als Er- eigniß in die Welt, daß bei der Besetzung von Jacobsdal durch die Engländer auch nicht ein Apfel vom Stamme — gestohlen worden sei. Ob's wahr ist, steht auf einem anderen Blatt. Wie übrigens dre englische Soldateska in Südafrika die leeren heuchlerischen Phra sen der englischen Regierung von ci vilisir- ter Kriegführung u. s. w. in eine brutale Praxis um setzt, das zeigt der Brief eines Holländers aus Kapstadt vom 23. Januar, den wir den „Münch. Reuest. Nachr." entnehmen. Der Briefschreiber schildert darin das Schicksal eines Engländers, der von englischen Soloaten ausgeplündert und von Haus und Hof vertrieben worden ist. Es heißt darüber: Gestern hatte ich unerwartet den Besuch eines Bekannten er halten, eines Englisch-Afrikaners, der zwischen Belmont und Kimberley ein Hotel nebst La dengeschäft (störe) besitzt. Dieser Mann erzählte mir Folgendes: „Ich war, seit die Wirren zwischen England und Transvaal begonnen haben, stets ein loyaler englischer Unterthan, und meine Sympathien waren völlig auf eng lischer Seite. Da können Sie sich denken, daß ich mich nicht allzu behaglich fühlte, als die Buren unseren Ort besetztem. Aber ich muß sagen, jene Tage, während welcher die Buren bei uns waren, sind oie besten, die ich je da oben erlebt habe. Denn, sehen Sie! die Buren haben nicht nur Alles prompt und ehrlich bezahlt, sondern sie waren auch höchst anständige, feine Kerle, richtige Gentlemen; kein Ein ziger hat mir Ungelegenheiten oder Verdruß bereitet. Das Ein zige, was mir nicht paßte, war, daß sie mir alle meine Pferde abgekauft haben." — „Abgekauft?" — „Ja! denn ich wollte die Pferde nicht verkaufen. Es waren zwanzig Pferde, Arbeits- und Kutschpferde und zwei Reitpferde. Aber der Feldcornei sagte mir: Es thut mir sehr leid, aber wir müssen die Pferde haben; wir zahlen Ihnen einen guten Preis in baarem Geld. Aber, wenn Sie nicht wollen, na, dann taxiren wir die Pferde und zahlen Ihnen den Taxpreis, aber die Pferde nehmen wir jedenfalls. — Nun, was blieb mir übrig, als „ja" zu sagen? Ich nannte meinen Preis, und in einer halben Stunde hatte ich mein Geld. Wie gesagt, eigentlich passen that mir der Handel nicht, aber ich machte doch dabei ein ganz gutes Geschäft. — Nach dem Gefecht bei Belmont zogen dre Buren sich zurück, und nun kam das englische Heer zu uns. Verwünscht, daß ich den Tag nicht da war, ich war in Geschäften nach Jacobsdal hinüber, sonst wäre die Sache vielleicht etwas weniger schlimm verlaufen. Also die Engländer kamen. Das Erste, was sie thaten, war die Verwüstung in der Bar und im Billardsaal. Alle Getränke waren bald verschwunden: Flaschen, Spiegel, Möbel, das Billard, Alles wurde kurz und klein geschlagen und zerstört. Natürlich hat Keiner auch nur einen Penny bezahlt. Im Hof wurde der Geflüqelstall sofort ausgeraubt und allen Thieren die Hälse abgedreht. Küche, Speisekammer, mein Ladengeschäft — Alles wurde völlig ausgeraubt — und was die Spitzbuben nicht brauchen konnten, wurde zerstört. Am Fluß habe ich eine Anzahl Boote liegen für meine Gäste aus Kimberley, die namentlich während der Ferien zu uns kommen und sich u. A. mit Bootfahren amüsiren. Diese Boote häuften die Soldaten übereinander und steckten sie in Brand. Während dessen nahm der Unfug im Hause seinen Fortgang; alle Zim mer wurden durchsucht, geplündert und verwüstet. In meiner Office wurde der Geldschrank gesprengt und sämmtliches Geld, über 600 P f d. S t e r l. (12000 Mark) gestohlen. Den größten Theil hiervon bildete mei ne Einnahme, die ich zwei Tage zuvor durch die Buren gehabt hatte. Und so ging es weiter. Als es endlich nichts mehr zu stehlen und zu zerstören gab, wurde dem großen Werk noch die Krone aufgesetzt, man steckte meine Gebäude, sechs an der Zahl, in Brand, die kleineren Ställe u. s. w. riß man ein. — Stellen Sie sich meine Gefühle vor, als ich ge gen Abend zurllckkehrte und all' mein schönes Besitzthum dem Erdboden gleich gemacht fand! Ich eilte sofort ins Hauptlager des Lord Methuen, das etwa drei englische Meilen weit entfernt war. Dort hatte ich Mühe, beim General vorgelassen zu wer den, und als mir dies geglückt war, und ich ihm Alles erzählt hatte, da sagte mir seine Lordschaft, die halb gleichgiltig und ungeduldig mich angehört hatte: „Erheben Sie Anspruch auf Schadenvergütung; gewinnen wir den Krieg, dann ist Aussicht vorhanden, daß Ihr Gesuch berücksichtigt wird." — Damit war ich entlassen. Ich beruhigte mich aber nicht, sondern wandte mich noch an mehrere Offiziere, aber die hörten kaum auf mich, und schließlich schnauzte mich Einer an: „Wenn Sie sich nicht ruhig verhalten und noch lveiteren Skandal machen, werden Sie arretirt!" So bin ich denn nun nach Kapstadt gekommen, denn was soll ich da oben thun? Habe ich doch nicht einmal eine Hütte übrig behalten, wo ich unterkriechen könnte! Auch hoffe ich, durch persönliches Eintreten für mein Recht eher Erfolg zu haben." — „Sie werden doch hoffentlich nichts unversucht lafsen und nöthigenfalls die Sache vor's Parlament in London brin gen?" — „Dessen seien Sie sicher! Ich bin schon beim Gou vernement hierselbst gewesen, und da hat man mich mit der faulen Ausrede zu beschwichtigen versucht, daß die Zerstö rung von Gebäuden durch die befreundeten Truppen allgemein üblich sei, wenn es gäl te, freies Schußfeld zu gewinnen! — Nun, hatte ich geantwortet, dann war das Aufbrechen und Berauben meines Geldschrankes wohl auch eine nothwendige militärische Taktik? — Wie schon gesagt, bin ich stets ein loyaler Unterthan Englands gewesen, aber jetzt bin ich eines Besseren belehrt wor den, und wie der Knecht, so der Herr, kann man hier sagen. So, wie der britischeSoldat nichts als ein Ban dit ist, so weiß ich jetzt, daß dieser ganze elende Krieg nichts Anderes ist, als ein Raubzug, den Englands hohe Persönlich keiten in Scene gesetzt haben. Das haben Andere schon lange gesagt, aber ich habe es bisher nie glauben wollen. Aber dessen seien Sie versichert, so wie mir, sind jetzt Tausen den die Augen geöffnet worden! Er st wenn England ganz und gar aus unserem Süd afrika hinausgefegt sein wird, werdenRu- hc, Frieden und Gedeihen in unser Land einkehrcn, früher nicht!" Das Alles ist auf englischem Gebiet einem Engländer ge schehen! Wie wird dieses uniformirte Räubergefindcl, das den Der Krieg m Mafrika. Die Nachrichten vom Kriegsschauplatz sind heute spärlicher geflossen als gestern und es ist noch immer nicht möglich, sich ein klares Bild von der Lage an der Grenze des Oranjefrei- staateS zu machen. Jedenfalls scheint es nicht angebracht, von einer Flucht Cronjes zu sprechen, wie es die englischen Blätter thun. Es wird sogar gemeldet, daß seine Nachhut die Offensive ergriffen und Klipdrift und Drietput angegriffen hat. Schwere Kämpfe stehen den Buren jetzt allerdings bevor; zu Kelly-Kenny, dem bisher ihre Verfolgung oblag, ist wieder General French ge stoßen, dessen Reiterei hierbei allerdings gute Dienste leisten kann. Daß die Buren nichts an ihrer Beweglichkeit eingebüßt haben, ergiebt sich aus einer Meldung des „Standard", wonach der Nachtrab der englischen Haupttruppe von Buren an gegriffen wurde, die von Colesberg heraugezogen waren, und denen es auch gelang, den Engländern einen Theil ihrer Wagen abzunehmen. Nach burlschen Quellen wäre sogar die ganze englische Nachhut abgeschnitten. Soweit sich ermitteln läßt, hat Lord Roberts folgende Truppen unter seinem direkten Befehl im Modder-Gelände: Die Kavallerie- Division General-Leutnant French; 1. Brigade: 6. Garde- Dragoner, 10. Husaren, 12. Lancers; 2. Brigade: 1. Royal- Dragoner, 2. Garde-Dragoner, 6. Dragoner; 3. Brigade: 9. Lancers, 16. Lancers, drei Regimenter berittene Kolonial- Truppen. Zusammen etwa 6000 Mann. Infanterie. 1. Division Lord Methuen, 6. Division General Kelly-Kenny, 7. Division General Tucker, 9. Division General Colville, zusammen etwa 40000 Mann. Artillerie: 5 Batterien reitende Artillerie 30 Geschütze, 10 Batterien Feldartillerie 60 Geschütze, 12 Flotten geschütze, zusammen 102 Geschütze. An der Verbindungslinie De Aar-Modder-River: 4 Bataillone Infanterie, etwa 3000 Mann, 7 berittene Kolouialkorps, etwa 3500 Mann, 5 Batterien Feld- , ortillerie. Am Kap vorige Woche gelandet und vermuthlich nach dem Modder-River-Getände gesandt: ein Belagerungszug mit 30 schweren Geschützen. In militärischen Kreisen Londons ist man übereinstimmend der Ansicht, daß, obwohl der Marsch des Generals Roberts, soweit es sich um den Entsatz Kimberleys handelte, von Erfolg gekrönt worden sei und die Lage sich entschieden zu Gunsten der Engländer gebessert habe, der Feldzug doch offenbar jetzt erst ernstlich begonnen habe und noch viele Hindernisse zu überwinden seien, besonders die Schwierigkeiten eines gefahrvollen Marsches durch Feindesland, bei welchem die sehr weit ausgedehnte britische Verbindungslinie dem Angriffe des Feindes ansge- etzt sei. — Das „Leipz. Tagebl." beantwortet die Frage: .Was wird nun geschehenem Folgendem: Soll das englische Heer immer die Burenlommandos in der rechten Flanke und im Rücken, nach Mafeking weiterzirhen? Roberts soll ja dem Obersten Baden-Powell bald,gen Entsatz versprochen haben. Trotzdem vermögen wir an eine solche abenteuerliche Absicht der englischen Oberleitung nicht ru glauben. Mit einer schwachen Entsendung von Truppen nordwärts wäre es nicht gethan. Die Sicherung der rückwärtigen Verbindung würde oen Rest der Truppen verschlingen und mit der Verzettelung der englischen Streitkräfte stände es dann schlimmer, als vor der Aera Ro berts-Kitchener. Die Entfernung von Kimberley bis Mafeking beträgt in der Luftlinie 360 Kilometer. Oder soll das siegreiche Entsatzheer sich von Kimberley nach Bloemfontein wenden? Die Entfernung beträgt nur 146 Kilometer in der Luftlinie, aber der Weg führt durch zum Theil recht unbequemes Gelände, wel ches auch einen etwaigen Ersenbahnbau dorthin wesentlich er- chwert. Kitchener ist ja Meister in solchen Anlagen, aber die Bodengestaltunq des Freistaats ist vom Nilthal recht verschieden, siichts ist verkehrter, als die Annahme des „Globe", daß das bei Kimberley siegreiche englische Heer den Oranje-Freistaat „be- jerrsche". Zudem setzt ein Vorgehen von Kimberley auf Bloem- ontein die sichere Kooperation der Trupven voraus, die über den Oranjefluß nordwärts vorrücken. Damit aber haperts. Man önnte ferner daran denken, von dem Modder über Jacobsdal >en Anschluß an die Zweigbahn Fauresmith-Springsontein zu üchen (100 Kilometer). Wollte man aber soweit südlich zu- mckgreifen, so wäre es besser, die Mehrzahl der Truppen einfach über de Aar-Naauwpoort nach Colesberg zurückfabren zu lassen. Vielleicht werden die Ereignisse dort zu dieser Maßregel zwingen. Auch darf man überzeugt sein, daß die Buren nach dem etwaigen englischen Erfolge bei Kimberley sich auf die noch wenig geübte Zerstörung der rückwärtigen Verbindungen besinnen, unter de nen ein Heer von der Eigenart des englischen doppelt schwer leidet. Einzelmeldungen liegen uns folgende vor: London, 19. Februar. Die Abendblätter melden auS Modderriver vom 18. Februar: Den letzten hier eingetroffenen Meldungen zufolge bedrängt die Division des Generals Kelly- Kenny noch immer die auf dem Rückzüge befindlichen Buren. Es wurde noch weitere Beute gemacht. Im Ganzen sind jetzt 150 Wagen erbeutet worden. In der Beute befinden sich auch zahlreiche blecherne Bisquitbüchsen, welche mit Munition ge füllt und nach Prätona via Delagoabai adressirt waren. London, 19. Februar. Wie aus Kapstadt gemeldet wird, ist die Bahn nach Kimberley wieder hergestellt. Die Buren konzentriren sich nördlich von Kimberley. Nun die Meldungen der Kabelkorrespondenz: London, 19. Februar. Aus Jacobsdal ist folgendes Telegramm eingelaufen: General Kelly-Kenny meldet, daß der Feind die Straße nach Bloemfontein auf Hügeln, welche jene beherrschen, mit starken Truppenmassen besetzt hält und jeden weiteren Vormarsch behindert. Kelly-Kenny verlangt dringend Verstärkungen. General Kitchener führt ihm deshalb die neunte Division mit Artillerie zu. Der ganze Vormarsch nördlich des Modderflusses ist vorläufig unterbrochen. London, 19. Februar. Aus Jacobsdal wird berichtet: Sonntag Nacht wurde Roberts gezwungcn, seine Operationen zu unterbrechen und den Vormarsch nördlich vom Modderfluß zeit weise einzustellen theils wegen der völligen Unkenntniß der feindlichen Bewegungen, welche unsere Korps trennen und in eine Falle zu locken drohen, theils weil Regengüsse die Wasser- äuse geschwellt und die Straßen unwegsam gemacht haben. (Es herrscht ja Hitze und Trockenheit! Red.) Die Artillerie ist nicht fortzubringen, Pferde wie Mannschaften sind erschöpft. Die sechste Division erbat Hilfe, um die Kopjes nehmen zu können, die stark besetzt sind und die Straße nach Bloemfontein beherrschen und den Vormarsch der Truppen des britischen Generals Kelly- Kenny aufhalten. Die neunte Division ist dahin abgegangen. Wie sehr der Entsatz von Kimberley das militärische Sclbst- bewußtsein der Engländer gehoben hat, ergiebt unter Anderen, auch die Thatsache, daß General Buller sich wieder rührt und der zu ihm gehörige Lord Dundonald einen Erfolg nordöstlich bei Chiveley davongetragen hat. Die englischen Be richte sprechen schon von einem vollständigen Rückzug der Buren vom Tugela und von der Absicht des Generals Buller, den Vaalkrantz wieder zu erobern. So schlimm stehen die Dinge für die Buren in Natal anscheinend nicht. Aus Brüssel freilich kommt nachstehende Meldung: „Brüssel, 19. Februar. Id Folge des Eindringens der Engländer in den Oranjestaat kehrten die Oranjeburen, welche an der Belagerung von Lady- , smith theilnahmen, in ihr Heimathland, um die Armee des Generals Crnnje zu verstärken. Die Armee der Buren in Natal erleidet dadurch eine Schwächung, welche Buller zu einem neuen Entsatzversuch von Ladysmith ausnützen will." — Hoffentlich haben sich die Buren nicht allzu sehr durch Abgabe von Truppen geschwächt! General Buller meldet aus Chieveley vom 19. d. M., „daß er den Feind auf der anderen Seite des Tugela aus starken Stellungen verjagt habe. General Buller habe die Stellungen der Buren gleichzeitig! in der Front, in der Flanke i und von hinten angegriffen. Die Engländer haben mehrere Lager genommen, sowie mehrere Wagen mit Munition und Lebensmitteln erbeutet und einige Gefangene gemacht. Die Hitze sei sehr groß und das Terrain außerordentlich schwierig. Tie > Truppen zeigten große Begeisterung." — Die Engländer sind immer begeistert, ob sic nun am Spionskop oder am Vaalkrantz oder am Tugela Hiebe bekommen! Die Kabelkorrespondenz dreht , übrigens die Sache um und stellt es dar, als ob Buller gar - nicht der Angreifer, sondern der Angegriffene wäre: Durban, 19. Februar. Buller erwehrte sich am Donners tag, Freitag und Sonnabend bis spät in die Nacht, ununterbrochen - kämpfend und unter Aufbietung aller Truppen, nur mühsam der Angriffe des linken Burenflügels, der, von den Jnslawebergen herabkommend, Chieveley und Frere bedrohte. Bnller war fort gesetzt persönlich im Feuer; Lyttletous Pferd wurde erschossen. > Die Verluste sind indessen gering, da sich nur Artillerie im , Kampfe befand. Buller hält den Husarrhügel und besetzte Sonn- . tag Nacht das Montechristo-Kopje am Blauwkrantzflnß, südwest lich von den Jnslawebergen. Wem glaubt man nun? Buller sohlt und die Kabelkorre- spondenz lügt! Eine schwierige Entscheidung! Von einem energischen Vorgehen der Buren im Norden der Kap-Kolonie, um die Zufuhrlinie Lord Roberts abzuschueiden, hört > man leider nichts! Dagegen wird dem „Renterschen Bureau" aus Sterkstroom (dem östlichsten Kriegsschauplätze in der Kap- Kolonie) von Sonntag Abend gemeldet, daß die Buren sich zurückziehen und daß die Division des Generals Brabant in Folge dessen in Dordrecht ein rücke. — Wenn die Buren jetzt die Möglichkeit, Lord Roberts Angriff durch Abschneidcn seiner Zufuhrlinie zum Stillstand zu bringen, ans der Hand geben, dann allerdings ist die Entsetzung von > Kimberley für sie der Anfang vom Ende!
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