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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189907257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990725
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990725
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-25
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.07.1899
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Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 8. — 25. Juli. verzinst, noch immer der denkbar niedrigste (2^ Proz.). Trotz des niedrigen Zinsfußes geht der Sparkasse mehr Geld zu als sich augenblicklich Vortheilhaft unterbringen läßt. Eine lebhafte Bewegung macht sich in Zwickau bemerkbar in Folge des Gerüchts, daß außer der Kreishauptmannschaft auch die königliche Amtshauptmannschaft und königliche Bezirksschul inspektion Zwickau getheilt werden sollen. Für Errichtung eines Bismarckdenkmals in Glauchau wird ein Fonds angesammelt, dessen Höhe bereits 10830 Mk. beträgt Zwischen Oelsnitz i. B. und Hundsgrün ereignete sich gestern früh kurz nach 7 Uhr ein Eisenbahnunsall. Man be richtet uns darüber: In Bad Elster hatte man von einem Personenzuge Reichenbach—Eger 6 unbesetzte Personenwagen losgehängt. Ehe man dieselben fest machen konnte, setzten sie sich auf der Gefällstrecke (1 : 100) in Bewegung, durchrasten in wenigen Augenblicken die nur 3,3 Kilometer entfernte Station Adorf und prallten mit furchtbarer Gewalt bei Rebersreuth, zwischen Hundsgrün und Oelsnitz i. V., auf einen entgegen kommenden Güterzug auf. Glücklicherweise hatte das Güterzugs- personal die mit unheimlicher Geschwindigkeit nahenden Wagen rechtzeitig bemerkt. Der Maschinenführer hatte den Güterzug zum Halten gebracht. Dem Personal war es gerade noch mög lich gewesen, sich auf eine dem Bahnkörper benachbarte Wiese zu flüchten. Durch den gewaltigen Zusammenstoß wurde der Zug- sührerwagen und eine größere Anzahl Güterwagen zertrümmert und umgestürzt, sowie die Maschine schwer beschädigt; denSchorn- steiu derselben fand man etwa 22 Meter weit in der Wiese liegend. Ebenso sind die Gleise zerstört worden. Der Personen verkehr wird bis zu Beendigung der Räumungsarbeiten durch Umsteigen aufrecht erhalten. Wegen der .in Löbtau und Naußlitz ausgebrochenen TyphuS- -Epidemie fand in Löbtau eine Aerzte-Sitzung statt, der auch der .Bezirksarzt Medizinalrath vr. Hesse-Dresden beiwohnte. In dieser Sitzung wurde amtlich festgestellt, daß bis Sonnabend 80 Typbuserkrankungen vorgekommen sind. Verstorben sind bisher eine 23jährige Frau in Löbtau und ein 10jähriger Knabe in Naußlitz. Auch nn Hause eines Löbtauer Arztes, wo man choch alle Vorsichtsmaßregeln getroffen haben dürste, ist ein junges, kräftiges Dienstmädchen erkrankt. Das neugebaute, geräumige Krankenhaus „Louisenhaus" ist gefüllt, man hat bereits in dem selben mehrere Räume zu Krankensälen umgewandelt, die bisher nicht als solche benutzt wurden. Es wird allen Ernstes an den Bau von Baracken gedacht. Das mehrfach verbreitete Gerücht, der Ort Löbtau sei bereits abgesperrt worden, bewahrheitet sich nicht. Bezüglich der Ursache der Epidemie ist man fast allgemein der Ansicht, daß das von den Naußlitzer Höhen kommende Wasser nicht ganz einwandfrei sei und man dasselbe jetzt nur in abgekochtem Zustande genießen dürfe. Von anderer Seite wird die Kavillerei als sHerd der Typhus-Epidemie bezeichnet und hierzu bemerkt, daß svon Seiten der Gemeinde Löbtau und der Nachbargemcinde Cotta rviederholt darüber Beschwerde geführt worden ist, daß die ge radezu gesundheitsgefährdenden Ablagerungen des Dresdner Markthallenabraumes an der Kavillerei vorgenommen werden. Bei der gegenwärtig herrschenden Hitze gehen diese aus fauligen Früchten, Blättern u. s. w. bestehenden Hausen sehr schnell in Zersetzung über und verbreiten einen keineswegs guten Geruch. In dem preußischen Orte Nempitz unweit Markranstädt hat sich in der Nacht zum Freitag eine gräßliche Familienszene zu- getragen. Daselbst wohnt ein Schachtarbeiter, der etwas kränklich war. Wegen geringen Verdienstes kam es öfters zu heftigen Auftritten zwischen den Eheleuten, so auch am Donnerstag Abend. In der Nacht träumte der Mann, sich mit seinem traurigen Loos beschäftigend, iudem er nach Aussage seiner Frau die Worte äußerte: „Dies ist meine letzte Nacht". Daraufhin erhob sich die Fran von ihrem Lager, ging in den Holzstall, holte das Beil und spaltete ihrem Manne mit einem kräftig geführten Hiebe den Schädel auseinander. Der Tod muß sofort eingetreten sein, da sich der Bedauernswerthe in seiner gekrümmten Lage mit an gezogenen Beinen nicht im Mindesten verändert hat. Nach der schauerlichen That hat sich die Frau wieder zum Schlafe gelegt. Als sie morgens ^9 Uhr erwacht ist, hat sie dem Ortsrichter, bei dem sie seit Jahren im Tagelohn arbeitet, gemeldet, sie habe in der Nacht ihren Mann erschlagen. Der etwas zänkischen, sonst aber fleißig arbeitenden Frau wurde kein Glauben geschenkt; sie wurde vielmehr aufgefordert, schnell zu frühstücken und sich dann an ihre Feldarbeit zu begeben. Da sie jedoch wiederholt bat, der Gemeindevorstand möchte nur mitkommen, da ihr Mann doch in diesem Zustande nicht liegen bleiben könne, überzeugte er sich mit einem zufällig anwesenden Fleischermeister von der fast un glaublichen Thatsache. Auf Befragen, warum sie dies entsetzliche Unheil angerichtet habe, äußerte die Frau: „Er hat ja selbst im Schlafe gesagt, daß er sterben müsse, darum habe ich ihn todt- geschlagen. Es ist nun einmal geschehen, machen Sie mit mir, was Sie wollen". Die Frau, die mit Ueberlegung gehandelt hat mnd auf jede Frage klare Auskunft giebt, wurde in polizeilichen Gewahrsam nach Lützen genommen. Zu bedauern sind die fünf unglücklichen Kinder, von denen das älteste gegen 9 Jahre, das jüngste kaum 7 Monate alt ist. Eine in Niederalbertsdorf bei Werdau wohnende Gast- wirthsfrau suchte einem Landwirth unter dem Vorgeben, „daß sie es bei ihr besser habe als bei dem Landwirth" und obendrein „keine Kinder mit zu versorgen habe", das Dienstmädchen ab wendig zu machen. Da nun solche Vorspiegelungen bei jüngeren Dienstmädchen zuweilen Gehör finden und das bestehende Dienst- verhältniß dadurch gelockert wird, wurde die Gastwirthsfrau wegen Zuwiderhandlung gegen K 28 der revidirten Gesindcordnung zu 20 Mk. Geldstrafe verurtheilt. Der in Reichenbach i. V. stationirte Schaffner Graupner wurde, wie man uns berichtet, gestern früh in Herlasgrün bei Treuen i. V. durch einen von Hof kommenden Eilgüterzug überfahren und sofort getödtet. Die Verletzungen des Unglücklichen waren entsetzlich; der Körper war thatjächlich in mehrere Theile zerrissen. Kunst, Wissenschaft, Literatur. * * Die diesjährigen Festspiele in Bayreuth begannen am Sonnabend mit der Ausführung des „Rheingold". Die Aufführung verlief trotz der drückenden Hitze ohne jede Störung. Es wurde am Schluffe von dem das ganze Haus füllenden Publikum begeistert applaudirt. Die musikalische Leitung der Vorstellung hatte Siegfried Wagner, der aus der Bühne von 'Hans Richter und Engelbert Humperdink unterstützt wurde. Be sonderen Beifall fanden der Wotan von Roy, das Rheintöchter- trio und die Erda der Schumami-Heink. Großes Interesse fand auch der Loge des vr. Briesemeister aus Breslau, der diese Rolle von Heinrich Bogel übernommen hatte. Verschiedenes. * Unter großer Theilnahme des Publikums wurde am Sonn- brnd in Freiburg von der Studentenschaft der Grundstein zu einer BiSmarcksäule auf dem Schloßberg gelegt. , Professor Dove feierte Bismarck als deutschen Mann. * Der eigensinnige Herzog. Daß mit großen Herren nicht gut Kirschenessen ist, beweist wieder einmal ein Vorkommniß, das viele Vertreter der höchsten Aristokratie in England, sowie einige Mitglieder der königlichen Familie in peinliche Verlegen heit gesetzt hat. Seit einer langen Reihe von Jahren ist der Prinz von Wales in jedem Spätsommer der Gast des Herzogs von Richmond gewesen. Auch diesmal hatte der britische Thron folger sein Erscheinen bei der „House-Party" in Goodwood zu gesagt, und einer der diensthabenden Offiziere des Prinzen legte dem Herzog die Liste der Gäste vor, die Seine Königliche Hoheit während seines Aufenthaltes anwesend zu sehen wünschte. In diesem Verzeichniß prangten auch zwei Damen, eine Lady A . . . mit ihrer Tochter, die dem Herzog persönlich unsympathisch sind. Ohne Zögern strich Seine Gnaden die beiden Namen durch und bemerkte dabei, daß die Betreffenden nie seine Schwelle betreten dürsten. Der erschrockene Ueberbringer der Liste erhielt auf die höfliche Einwendung, daß beide Ladies stets bei Hofe empfangen würden, die trockene Antwort, daß Goodwood - Castle nicht der Buckinghampalast sei. Englands Zukünftiger, der es nicht ge wohnt ist, seine Wünsche unberücksichtigt zu sehen, ließ dem Herzog melden, daß er fortan bei den Hausgesellschaften, von denen er seit 30 Jahren keine versäumt hat, nicht mehr erwartet werden dürfte. In Erwiderung hierauf richtete Herzog von Richmond einen sehr ehrerbietigen Brief an seinen zukünftigen Souverän, in welchem er erklärte, daß eS ihm auS bestimmten, nicht näher zu erörternden Gründen unmöglich sei, die bewußten Damen nach Goodwood zu laden. DaS Schreiben wurde keiner Antwort gewürdigt. * Im Walde verhungert ist laut „B. L. A." die sieben jährige Tochter des in Bernau wohnenden Arbeiters Kolodowski. Die Kleine war mit ihren Eltern vor ca. 14 Tagen nach dem Forst zwischen Bernau und Biesenthal gegangen und suchte hier Blau beeren. Hierbei verloren die Eltern das Kind auS dem Auge und als die Besorgten nach dem Töchterchen riefen, antwortete das Mädchen, da es vermuthlich eingeschlafen war, nicht. Auch die sorgfältigste Absuchung des Forstes, die auch am folgenden Tage mit Hülfe zahlreicher Bernauer Bewohner fortgesetzt wurde, war erfolglos. Das Mädchen war und blieb verschwunden, und man nahm allgemein an, daß es das Opfer eines Verbrechens geworden sei. Am Mittwoch wurde die Kleine in einem dichten Gesträuch mit vollständig zerrissenen Kleidern todt ausgefundeu. Ein Verbrechen ist nach dem Befund ausgeschlossen. Wahr scheinlich hat sich die kleine K., nachdem sie stundenlang im Walde umhergeirrt, von Hunger und Furcht gequält, in dem Gebüsch versteckt, ist dort eingeschlasen und, zu erschöpft um sich befreien zu können, an jener Stelle verhungert. * Gräfin unv Köchin. Die vornehme Pariser Gesellschaft amüsirt sich gegenwärtig über einen ergötzlichen Vorfall, der sich zwischen der Gräfin de Fontenay und der Beherrfcherin ihrer Küchenränme abspielte. Madame la Comtesse besaß seit drei Jahren eine unvergleichliche, aber ebenso unausstehliche Köchin, deren Launen und Bosheiten sie ihrem Feinschmecker von Gatten zuliebe stillschweigend ertrug. Vor Kurzem verreiste der Graf, und während seiner Abwesenheit wurde Mlle. Louise so unver schämt, daß der Gräfin endlich der Geduldsfaden riß und sie ihr kündigte. Recht unangenehm berüht fühlte sich die Dame aber, als die Köchin am andern Morgen triumphireud berichtete, daß sie gewiß von der Baronin I . . . engagirt werden würde, deren Gemahl ebenfalls ein großer Epikuräer ist. „Madame", schloß Louise ihre Mittheilung mit einem verächtlichen Naserümpfen, „Madame werden mir — bitte — ein Zeugniß ausstellen. Nicht über mein Kochen — das ist bekannt genug — aber über meine Ehrlichkeit und alles Andere". Mlle. Louise ist nun ohne Frage perfekt im Zubereiten delikater Saucen, ihre sonstige Erziehung war dagegen traurig vernachlässigt worden. Sie kann zwar Ge drucktes mühsam entziffern, geschriebene Buchstaben sind für sie jedoch räthselhafte Hieroglyphen. Mit ihrer eleganten Kritzel handschrist bedeckte die Komtesse de Fontenay schnell einen ihrer wappengeschmückten Bogen. Ohne das Papier auch nur eines Blickes zu würdigen, steckte die Küchenfee es zu sich und begab sich in das Haus ihrer zukünftigen Herrin. Wie erstaunte sie aber, als die Baromn, nachdem sie das „Zeugniß" zweimal auf merksam durchgelesen hatte, in lautes Lachen ausbrach und dann mit einer abwehrenden Handbewegung sagte: „Meine Liebe, ich fürchte, daß Sie für mich nicht zu gebrauchen sein werden. Gehen Sie nur!" Das Schreiben, dessen Inhalt die Baronin so be lustigt hatte, lautete folgendermaßen: „Ich, Komtesse de Fontenay, bestätige hiermit, daß ich drei lange Jahre hindurch im Dienst der genialen Köchin Louise Girot gestanden habe, und daß ich stets mein Möglichstes that, um sie in allen ihren Anforderungen zufriedenzustellen und ihr meine tiefste Ergebenheit zu beweisen. Es hat mich sehr geschmerzt, als ich erkannte, daß mit ihrem eigenartigen Temperament nur schwer fertig zu werden war, doch versuchte ich immer von Neuem, mich gut mit ihr zu stellen, da ihre Saucen, die Monsieur Le Comte so sehr liebt, in der That ausgezeichnet sind. Ich würde gern noch recht lange in Mlle. Girots Diensten geblieben sein, obwohl meine Börse und meine Geduld beständig mit unbegrenzter Freiheit in Anspruch genommen wurden. Bezüglich ihrer Ehrlichkeit enthalte ich mich jeder Be merkung. Zu weiterer Auskunst gern bereit. — Comtesse de Fontenay." Die witzige Gräfin ist von der höchlichst entrüsteten Köchin zwar verklagt worden und hat auch ein kleines Strafgeld zahlen müssen, aber ihren Spaß hat sie doch gehabt. * Hochinteressant sind die Ausführungen des Essener Handels kammerberichtes über die Gutzstahlfabrik von Friedr. Krupp in Esten. Es heißt dort: Zu den Werken der Firma Friedr. Krupp gehören z. Z.: die Gußstahlsabrik in Essen; das Kruppsche Stahlwerk vormals F. Asthöwer u. Co. in Annen i. W.; das Grusonwerk in Buckau bei Magdeburg; 4 Hochofen anlagen bei Duisburg, Neuwied, Engers und Rheinhausen (die Hochofenanlage in Rheinhausen umfaßt 3 Hochöfen, deren Pro duktion in 24 Stunden pro Ofen 230 To. beträgt); eine Hütte bei Sayn mit Maschinenbaubetrieb; 4 Kohlengruben, nämlich: Schacht I und II und Zeche Hannover Schacht III und IV, Zeche Saelzer und Neuack und neuerdings Zeche Hannibal, außerdem Betheiligung an anderen Zechen; über 500 Eisensteingruben in Deutschland, darunter 11 Tiesbauanlagen mit vollständiger maschineller Einrichtung; verschiedene Eisensteingrnben bei Bilbao in Nord-Spanien; ein Schießplatz bei Meppen von 16,8 km Länge und mit der Möglichkeit bis auf 24 km Entfernung zu schießen; 3 Seedampser, verschiedene Steinbrüche, Thon- und Sandgruben u. s. w.; außerdem ist der Firma Friedr. Krupp vertragsmäßig der Betrieb der Schiffs- und Maschinenbau-Aktien- Gesellschast „Germania" in Berlin und Kiel überlassen. Die hauptsächlichsten Fabrikationsgegenstände der Gußstahlsabrik in Essen sind Geschütze (bis Ende 1898 über 37 000 Stück geliefert), Geschosse, Zünder, fertige Munition :c., Gewehrläusc, Panzer platten und Panzerblcche für alle geschützten Theile der Kriegs schiffe Eisenbahnmaterial, Schiffsbaumaterial, Maschinentheile I8SV jeder Art, Stahl- und Eisenbleche, Walzen, Werkzeugstahl und Anderes. Zur Gußstahlsabrik in Essen gehören folgende Betriebe: 2 Bessemerwerke mit zusammen 15 Konvertern, 4 Martinwerke, 2 Stahlsormgießereien, Puddelwerke, Schweißwerke, Schmelzbau für Tiegelstahl, Eisengießerei, Geschoßgießerei, Messinggießerei, Glüh häuser, Härtekammer, Tiegelkammer, Blockwalzwerk, Schienenwalz werk, Blechwalzwerk, Laschen- und Federstahlwalzwerk, Federwerkstatt, Preßbau und Panzerplattenwalzwerk, Hammerwerke, Räder« schmiede, Heerdschmjede, Hufschmiede, Bandagenwalzwerk, Satz achsendreherei, Kesselschmiede, Feldbahnbau, Mechanische Werk statt I, Feilenfabrik, 4 Reparaturwerkstätten, Eisenbahn-Reparatur werkstatt, Geschütz- und Munitionswerkstätten, Probiranstalt» 2 chemische Laboratorien, 1 chemisch-physikalische Versuchsanstalt, Werkstätten der Bauhandwerker, Sattlerei, Schneiderei, Dampf kesselanlagen, Elektrizitätswerk, Gaswerk mit 1 einfachen und 2 teleskopirten Gasbehältern von je 5700, 17300 und 37000, zusammen 60000 Kbm. Inhalt, Wasserwerk mit 3 verschiedenen Wassergewinnungsanlagen, Fabrik für fenerfeste Steine und Briketts, Kokerei, Steinbrüche, Ringofenziegelei, Feldofenziegelei, Lithographische und Photographische Anstalt nebst Buchbinderei, Güterexpedition, Fuhrwesen, Telegraphie, Telephon-Betrieb, Feuerwehr- und Sicherheitsdienst, Konsum-Anstalten rc. Auf der Gußstahlsabrik waren bereits i. I. 1895 in Thätigkeit: etwa 1600 diverse Oefen, Schmiedefeuer rc., über 3000 diverse Werk zeug- und Arbeitsmaschinen, darunter über 1100 Drehbänke und etwa 400 Bohrmaschinen, 22 Walzenstraßen, 113 Dampfhämmer von 100 bis 50 000 Klg. Fallgewicht mit zusammen 248 526 Klg. Fallgewicht, 31 hydraul. Pressen, darunter zwei von je 5000 To., eine von 2000 und eine von 1200 To. Druckkraft, 306 stehende Dampfkessel, 458 Dampfmaschinen von 2 bis 3500 8k., 467 Krähne von 400 bis 150000 Klg. Tragfähigkeit mit zusammen 4 912 650 Kilogramm Tragfähigkeit. Die Gesammtlänge der Transmission betrug 11 Klm., die Gesammtlänge der TranS- missionsriemen 60 Klm. Seit 1895 shat sich die Zahl der Be triebe und Einrichtungen nicht unerheblich vermehrt. Auf den Hüttenwerken wurden im Jahre 1897/98 im Durchschnitt täglich zusammen ca. 2400 To. Eisenerz aus eigenen Gruben ver hüttet. Die Kohlenbeförderung aus den eigenen Zechen (ohne Hannibal) betrug im Durchschnitt pro Arbeitstag etwa 3660 To. Im Jahre 1897/98 würden verbraucht an Kohlen und Coks: in der Gußstahlfabrik Essen 786415 To. (im Durch schnitt pro Arbeitstag etwa 2620 T., oder 7 Eisenbahnzüge L 38 Wagen von 10 To.), auf den übrigen Werken und eigenen Dampfern rc. 413195 To., also im Ganzen in allen Betrieben der Firma 1199610 To., oder rund 4000 To. pro Tag. Der Verbrauch an Wasser auf der Gußstahlfabrik in Essen war im Jahre 1897/98 13027 806 Kbm., was ungefähr dem Wasser verbrauch der Stadt Frankfurt a. M. entspricht. Die Länge der Leitungen zur Vertheilung des Wassers betrug 170,96 Kilometer Erdleitungen, 99,22 Klm. Leitungen innerhalb der Gebäude mit 1345 Wasserschiebern innerhalb der Leitung, 447 Hydranten, 603 Feuerhähnen. Der Verbrauch an Leuchtgas auf der Guß- stahlsabrik in Essen betrug im Jahre 1897/98 17307480 Kbm. (Verbrauch der Stadt Breslau in der gleichen Periode 16666300 Kubikmeter, der Stadt Düsseldorf 14371290 Kbm.) für 2527 Straßenflammen, 39345 Flammen in den Werkstätten, 850 Flammen in den Wohnungen. Die Gesammtlänge der Erdleitung betrug 89,95 Klm., die Gesammtlänge der inneren Leitungen 230,87 Klm. Das Gaswerk der Gußstahlsabrik nimmt die sechste Stelle unter den Gaswerken des deutschen Reiches ein. DaS Elektrizitätswerk der Gußstahlsabrik in Essen hat 3 Maschinen häuser mit 4 Vertheilungsstationen, 21,26 Klm. unterirdisch ver legte Kabel und 96 Klm. oberirdisch verlegte Lichtkabel und speist 720 Bogenlampen und 5771 Glühlampen. Zur Vermittelung des Verkehrs auf der Gußstahlsabrik in Essen dienen u. A. ein normalspuriges Eisenbahnnetz mit direktem Gleisanschluß an die Stationen der Staatsbahn Essen Hauptbahnhof, Essen Nord und Bergeborbeck (der Verkehr mit diesen drei Stationen geschieht z. Z. durch täglich 50 Züge) mit etwa 57 Klm. Gleisen, 16 Tender-Lokomotiven und 621 Wagen; ferner ein schmalspuriges Eisenbahnnetz mit 43 Klm. Gleisen, 22 Lokomotiven und 1025 Wagen. Das Telegraphennetz der Gußstahlsabrik in Essen ent hält 31 Stationen mit 57 Morse-Apparaten und 80 Klm. Leitung. Dasselbe ist in Verbindung mit dem Kaiserlichen Telegraphenamt in Essen. Der telegraphische Verkehr zwischen der Fabrik und dem Telegraphenamt belief sich im Jahre 1898/99 auf 19308 abgegebene und angekommene Depeschen. Das Fernsprechnetz enthält 295 Stationen mit 298 Fernsprechern und 297 Kilometer Leitung. Täglich finden im Durchschnitt 925 Gespräche per Tele phon statt. In der Probiranstalt der Gußstahlsabrik in Essen, sowie in den Versuchsanstalten des Blechwalzwerks und Schienen walzwerks wurden im Jahre 1898 im Ganzen 143000 Festig keitsversuche ausgeführt, darunter 101976 Zerreißproben und 39142 Biegeproben. Die Arbeiter-Kolonien der Gußstahlfabrik in Essen umfassen die Kolonien Baumhof, Nordhof, Westend Kronenberg, Schederhof, Alsredshof, Altenhof (für invalide und pensionirte Arbeiter). Mit 80 im Bau befindlichen sind in Essen und Umgegend 4209 Familienwohnungen für Arbeiter vorhanden. Zu den weiteren Einrichtungen der Gußstahlfabrik in Essen ge hören u. A.: 1 Krankenhaus (der Bau eines zweiten ist be gonnen), 2 Baracken-Lazarethe für Epidemien, 1 Erholungshaus, 1 Arbeiterkaserne, 1 Arbeiter-Speiseanstalt, 2 Logirhäuser für je 30 nnverheirathete Facharbeiter, 1 Beamten-Kasino, 1 Werkmeister- Kasino, 1 Haushaltungsschule, 1 Industrieschule sür Erwachsene, 3 Industrieschulen für schulpflichtige Kinder, 1 Bücherhalle und Anderes. Nach der Ausnahme vom 1. Januar 1899 betrug die Gesammtzahl der auf den Kruppschen Werken beschäftigten Per sonen einschließlich 3210 Beamten: 41750. Von diesen entfallen aus die Gußstahlsabrik Essen 25133, das Grusonwerk in Buckau 3548, die Germaniawerft in Kiel 2726, die Hüttenwerke, Schieß platz Meppen rc. 10343. * Der westliche Theil der Provinz Hannover wurde gestern Sonntag durch ein verheerendes Unwetter, wie es in solcher Stärke seit Jahren nicht vorgekommen, heimgesucht. ES gingen überaus heftige Gewitter nieder; an vielen Stellen hat der Blitz gezündet. * Auch eine Reklame. Ein Myslowitzer Geschäftsmann kaufte dieser Tage in einem großen Garderobengeschäft zu BreSlau ein Jaquet. In einer Tasche desselben befand sich, dem „Mys lowitzer Anzeiger" zufolge, ein Zettel folgenden Inhalts: „K . . . R auf Chropaczow, Kreis Beuthen, hat den Schocket gemacht im Gesängniß zu Beuthen, er hat 2 Jahre 4 Monate Strafe. Entlassen wird er am 8. 1. 1901." Neueste Nachrichten. Berlin, 23. Juli. Rechtsanwalt vr. Bartsch, der vor einigen Wochen in einem hiesigen Hotel wegen bedeutender, in Konstantmopel begangenen Unterschlagungen auf Antrag des Konsulargerichts zu Konstantinopel verhaftet worden war, wird
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