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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189907095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990709
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990709
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- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-09
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.07.1899
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HS 157 Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 2. — 9 Jult. . Hauptstadt, und die deutschen Offiziere sahen sich gleichzeitig mit den unserigen zu Empfängen und Festlichkeiten eingeladen. Bringt man den kürzlichen Besuch der deutschen Kreuzer in unseren j algerischen Häsen hiermit in Zusammenhang, so scheint dieses Zusammentreffen der beiden Flaggen auf der Rhede von Kopen hagen eine besondere Bedeutung gehabt zu haben, bei welcher der Zufall nicht allein im Spiele war. Durch die gleichzeitige Anwesenheit der „Hohenzollern" und der „Iphigenie" in Bergen wird diese „Bedeutung" noch mehr betont." Als Verwaltungschef der neuerworbenen Inseln sind be stimmt für die Ostkarolinen in Ponape der frühere kaiserliche . Richter im Bismarck-Archipel vr. Stahl, für die Westkarolinen in Pap der Sekretär Sensit, für die Marschall-Inseln und für die Marianen in Saipan der Assessor Fritz, der durch einen längeren Aufenthalt in Südamerika der spanischen Sprache völlig mächtig ist. Die Enthüllung des Berliner Bismarck-Denkmals vor dem ReichstagShause ist für den 1. April 1901 in Aussicht genommen. Von der mächtigen Hauptfigur, die etwa 6^/» Meter hoch sein wird, sind bereits verschiedene Theile gegossen. Professor Begas erhält für seine künstlerische Leistung ein Honorar von 500000 Mk. DaS neue Infanterie-Gewehr der deutschen Armee, Modell 98, das längere Zeit in der preußischen Garde erprobt worden ist, hat sich laut jetzt vorliegenden Meldungen nach jeder Richtung hin bewährt. In Folge dessen ist die Fabrikation des Gewehrs Modell 88 seit einiger Zeit bereits in /den Militär-Gewehrsabriken vollständig eingestellt worden. Zur jZeit werden nur Gewehre Modell 98 gebaut, um mit diesen möglichst bald das ganze Heer zu versorgen. Gegenüber dem Modell 88 zeigt das Modell 98 folgende wesentlichen Unter schiede bez. Verbesserungen. Der Laufmautel kommt beim . Gewehr 98 in Fortfall; dafür ist ein Handschutz von Holz über «dem Lauf angebracht. An Stelle deS als Magazin dienenden, . von unten offenen und vorstehenden Kastens tritt ein solcher, der unten durch einen Boden geschlossen und vollständig in den Schaft eingelaffen ist. Dies wird dadurch ermöglicht, daß die 5 Patronen, die derselbe faßt, zu 2 und 3 neben einander gelagert werden, während sie beim Gewehr 88 in einem Rahmen übereinander gelagert sind. Hierdurch ist das Eindringen von Sand in das Magazin, das beim Liegend-Schicßen im Gelände unvermeidlich war, fast vollständig ausgeschlossen und die Handhabung des Gewehres bequemer geworden. Das Schloß des Gewehrs 98 ist insofern vereinfacht, als der Verschluß direkt durch die Kammer cherbeigesührt wird und somit der Verschlußkopf, der beim Gewehr Modell 88 den Verschluß des Laufes vermittelte, in Fortfall kommen konnte, so daß Unfälle durch zurückströmende Pulvergasc fast ausgeschlossen sind. In den ersten sechs Monaten deS laufenden Jahres sind 175 dänische Unterthanen aus Nordschleswig ausge wiesen worden. Die Mehrzahl der Ausgewiesenen, nämlich 116, waren Knechte und Jungen, 16 waren Arbeiter und Tagelöhner, 17 Gesellen, 6 Dienstburschen, 6 Lehrlinge und 5 Kommis. Unter den Ausgewiesenen waren auch 7 Optanten oder Kinder von Optanten. Da von den Ausgewiesenen einige verheirathet waren und in diesem Falle Frau und Kinder mit von dem Ausweisungs befehl betroffen wurden, kann die Zahl derjenigen Personen, welche unfreiwillig das Land verlassen mußten, auf 200 veran schlagt werden. Aus Myslowitz wird berichtet: Der galizische Arbeiter Kowall versuchte, ohne vollgültigen Legitimationsschein die russisch preußische Grenze zu überschreiten, wurde von russischen Grenz soldaten mit dem Bajonett niedergestochen und lebensgefährlich verwundet. Oesterreich. Die Arbeiterdemonstration in Wien gegen das neue Gemeindewahlgesetz der Christlich-Sozialen hat glücklicherweise die Befürchtungen nicht gerechtfertigt, welche von manchen Seiten an ihren Verlauf geknüpft wurden. Im Allgemeinen ist die Demonstration friedlich verlausen, bis die berittene Polizei ohne ersichtlichen Grund nach einigen Rufen aus dem Publikum „Pfui Lueger!" auf die Demonstranten einritt und sie nach einiger Zeit auseinandertrieb. Es sind dabei einige Verhaftungen sozialdemokratischer Führer vorgenommen worden und die Polizei soll mit großer Rücksichtslosigkeit vorgegangcn .fein, so daß eine große Erbitterung Platz gegriffen haben soll. Mit welchem Rechte diese Erbitterung aber schon bist,er gegen Ums neue Wahlstatut bestand, zeigt ein Artikel des „Fremden- blattes", bekanntlich des Organs des Auswärtigen Amtes, indem es heißt: „Eine Majorität ist immer auf falschem Wege, wenn >fie das Gebiet, über das sie zeitweilig ihren Einfluß ausübt, als «robertes Land zu behandeln sucht, und sie liefert damit einen Beweis nicht nur von Mangel an Rechtssinn, sondern auch von Mangel an Selbstvertrauen und politischer Einsicht. Unser nieder- österreichischer Landtag ist in diesen Fehler Versalien, als er die Wahlreform für den Wiener Gemeinderath beschloß, und er darf sich nicht darüber wundern, daß die gegenwärtige Minderheit, die er auf diese Weise zum beständigen Unterliegen verurtheilen wollte, sich dagegen wehrt. Es giebt ja andere Mittel, mit denen eine Partei die Dauer ihrer Herrschaft verlängern kann: gute Wirthschaft und gute Politik. Statt ihrer das Mittel eines schlechten Wahlsystems anweudcn wollen, ist immer verdächtig und immer bedenklich." — Die verhafteten Arbeiterführer vr. Adler, Blumann und Bretschneider sind dem Landgericht eingesiefcrt worden. Außer den drei Arbeiterführern wurden 21 von den anderen verhafteten Personen an das Landgericht eingeliefert. 11 wurden polizeilich bestraft und 10 wieder freigclassen. In Innsbruck fand vorgestern eine große Kundgebung gegen den bekannten Hirtenbrief des Bischofs von Brixen statt. Zu Ehren Pichlers wurde ein Fackelzug ver anstaltet und auf den schließlich zusammengeworfenen Fackeln der Hirtenbrief verbrannt und die „Wacht am Rhein" gesungen. Mehr als 3000 Personen nahmen an der Kundgebung Theil. Der Vizebürgermeister Erle von Innsbruck wendet sich in einem offenen Schreiben gegen den Hirtenbrief. Frankreich. General BrugLre wurde an Stelle Zurlindens zum Militär-Gouverneur von Paris ernannt. — General Zur- linden behält seinen Posten im obersten Kriegsrath bei. Contre- admiral Gatellard ist zum Ches des Generalstabs der Marine ernannt worden. Aus Paris, 6. Juli, wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: Frau Dreyfus darf ihren Mann jeden Tag eine Stunde lang besuchen. Sie muß indeß immer zu einer andern Stunde kommen, um die harrenden Neugierigen zu täuschen. Ter Sekretär Demanges hat heute ebenfalls Dreyfus besucht; auch Matthieu Drehfus ist heute bei seinem Bruder gewesen. Ter Gesundheitszustand des Gefangenen ist vcrlMnißmäßig gut. DreyfuS schläft ausgezeichnet. Wenn er TagS über keinen Besuch bei sich hat, sieht er die Akten seiner Vcrthcidigcr durch. Er unterhält sich mit den Militärs, die nm ihn sind, doch nicht mit seinen Wächtern. Diesen ist streng verboten, Dreyfus anzu reden, von Dreyfus zu sprechen und auf Fragen über Dreyfus zu antworten. Der „Temps" meldet, die Behandlung, die Dreyfus auf der Teufclsinsel erfahren, habe sichgenaunach dem Verlauf des Revisionsfeldzuges gerichtet. Waren die Aus sichten auf die Revision günstig, wurde er gut, waren sie schlecht, wurde er auch schlecht behandelt. Am schlimmsten erging es Dreyfus, als seine Sache vor den gejammten Kassationshof kam. Damals glaubte er Alles verloren und war mehrere Wochen ganz niedergeschlagen. Niemals aber verlor er vollständig die Hoff nung. Seine Nahrung war gewöhnlich scheußlich, die Briefe, die ihm seine Frau schickte, unterschlug man, sogar der Genuß von Milch wurde ihm untersagt. Es ging ihm wie dem gemein ten Galeerensträfling. Auch seine Briefe wurden zeitweilig unter- wückt. Er blieb ohne Nachricht von seiner Familie. Wegen des Brieses, den er an Demange richtete und der auch unterschlagen wurde, hat die Familie Dreyfus Klage erhoben. Sogar das Tagebuch, in das er sich Notizen machte, wurde Dreyfus ent zogen. Heute versteht er ungefähr Alles, was sich zugetragen bat. Er erörtert die Daten des Zola- und Esterhazyprozesses so gut, als habe er während der Zeit ihrer Dauer in Paris gelebt. Wie der „Temps" erfährt, ergiebt sich aus Erzählungen des Kapitäns Dreyfus, daß jeder Fortschritt der Revisionsbe wegung in Paris einen Rückschlag auf der Teuselsinsel ausübte, derart, daß man ihn durch schlechtere Behandlung züchtigte. Diese Repressalien bestanden außer den schon ge meldete» Foltern in der Entziehung von Konserven und Milch, obwohl seine Nahrung ohnehin schon schlecht war. Manchmal wurde Dreyfus auf die elende Kost der Zwangsarbeiter gesetzt. Zum letzten Mal trat eine ansehnliche Verschärfung zur Zeit ein, als man in Paris das Gesetz debattirte, das das Revisionsver- sahren auf den gesummten Kassationshos übertrug. Wie immer wirkte auch diese Maßregel natürlich deprimirend auf den Gefangenen. Dreyfus führte aus der Teufelsinsel ein Tagebuch, worin diese Erfahrungen und Stimmungen ausgezeichnet sind. Es wurde ihm jedoch konfiszirt. Wegen des ebenfalls konfis- zirtcn Briefes an seinen Vertheidigcr Demange richtete die Familie jetzt eine Reklamation an das Ministerium. Der Figaro erzählt eine lustige Geschichte von dem Keulen schlage, den Quesnay de Beaurepaire seit einer Woche mit stolzer Gewißheit ankündigte. Am Sonntag, den 25. Juni las also Jemand vor dem Case Sonslct im Quartier Latin einen Artikel des ehemaligen Generalstaatsanwalts im Echo de Paris, der gcwohntermaßcn von Gift und Galle übcrfloß. Einem plötz lichen Einfalle gehorchend, griff der Jemand nach dem Adreßbuche und fuhr dann nach Passy, wo Quesnay de Beaurepaire wohnt. Diesem thcilte er mit, er sei im Besitz schriftlicher Belege der Schuld des Hauptmanns Dreyfus, und Quesnay ging ihm sogleich auf den Leim. Die Belege waren aber nicht in Paris, sondern in Basel, „dem Mittelpunkt der deutschen Spionage". Um dahii reisen zu können, erhielt der Besucher sogleich 250 Franken au den Tisch gezählt. Quesnay schärfte ihm ein, während der Reise keine Briefe an ihn selbst zn richten wegen des schwarzen Kabinetts. Sei eine wichtige Mittheilung zu macheu, so möge er sich an die Vorsteherin einer Erziehungsanstalt in der Rue de Lnbeck wenden. Der Besucher empfahl sich mit dem Bemerken, er heiße von der Stunde an Karl. Am Mittwoch überbrachte eine „verschleierte Dame" der Vorsteherin einen Brief von Karl, der aus Basel datirt war und worin ein Zuschuß von 300 Franken verlangt wurde. Die Vorsteherin besorgte den Brief selbst und brachte eine Antwort Quesnays mit 200 Franken zurück. Am Samstag erschien die verschleierte Dame wieder in der Rue de Lübeck und händigte Frau Chevreau einen Brief Karls ein, den sie angeblich auS Basel mitbrachte. Karl sollte am Montag über Stuttgart und Brüssel in Saint Denis eintrcfsen und bat Quesnay, ihm dorthin einen Vertrauensmann zu schicken, dessen Tracht er ihm, wunderlich genug, vorschrieb. Auch mußte er noch einige hundert Franken haben. Quesnay schickte durch Frau Chevreau noch 300 Franken mit einem langen Brief, worin er erklärte, er habe keinen Vertrauensmann, wolle aber Karl mit seinen Akten am Montag, selbst abholen, und zwar auf der Gürtelbahnstation Courcelles. Vielleicht begab er sich wirklich zum Stelldichein. Jedenfalls erhielt er am Montag einen eingeschriebenen Brief mit seinen 750 Franken nnd tagsdarauf konnte der Figaro das Faksimile seiner zwei Briefe an Karl veröffentlichen. Daß diese Geschichte ans Thatsachen beruht, giebt Quesnay de Beaurepaire im Echo de Paris zu. Er erklärt, er habe mehrere Anerbietungen ähnlicher Art erhalten und geglaubt, aus einige derselben eingehen zu sollen mit Vorbehalt einer genauen Feststellung der Nachrichten. Der Mann läßt sich in seiner Behauptung, daß Dreyfus ein gewerbsmäßiger Verräther sei, aber nicht erschüttern und verspricht wieder Beweise. Die zwerchfellerschütternde Blamage, die sich Quesnay de Beaurepaire zugezogen, ist deshalb von Wichtig keit, weil dieser bei den Anhängern der kompromittirten Generale des Gcneralstabes als der elnzige Iuri st galt, der noch die Schuld des Kapitäns Dreyfus beweisen könnte. Und nun müssen sie mit diesem letzten Nothanker kläglich Schiffbruch leiden. Quesnay de Beaurepaire kann sich nicht damit herausreden wollen, daß er der Mystifikation, deren komisches Opfer er ge worden, habe auf deu Grund gehen wollen. Sicherlich würde er für einen solchen Zweck nicht die relativ beträchtliche Summe geopfert haben. Unter diesen Umständen kann die Behauptung Beaurepaires, er werde ein für alle Mal den Beweis erbringen, daß Dreyfus ein professioneller Verräther war, nur Hohngelächter erregen. Deronlödc versucht es schlauer anzufangen, indem er bereits damit rechnet, daß Dreyfus unschuldig sein könnte. Serbien. Ter Anschlag, der auf König Milan verübt wurde, scheint nicht das Werk eines einzelnen Unzufriedenen oder eines Fanatikers gewesen zu sein. Vielmehr gewinnt die Ansicht Boden, daß der Thäter, der Bosnier Gjura Knezevic, das gedungene Werkzeug einer politischen Partei sei. Es wird gemeldet: Ter Mann, der den Anschlag auf den König Milan verübte, ist ein Bosnier, Namens Gjuro Knezevic. Wie die Untersuchung feststellte, hatte er Mitschuldige. Vierzehn der radikalen Partei angehörige Personen wurden verhaftet, darunter der frühere Ministerpräsident Tauschanovic. Der ehemalige Ministcrvräsident Paschic wurde unter Polizeianssicht gestellt. — Weitere Meldungen besagen: Belgrad, 7. Juli. Im ersten Verhör hat der Attentäter Gjura Knezevic mehrere einflußreiche Mitglieder der radikalen Partei, darunter den früheren Oberst leutnant Nicolic, den früheren Minister Tauschanovic, den Redakteur des „Odjek" Stojan Protic, ferner Alza Stanoyevic und den Pfarrer Milan Giuric der Mitschuld bezichtigt. Die beiden Letztgenannten waren im Jahre 1883 zum Tode ver- urtheilt, aber seinerzeit von Milan begnadigt worden. Sämmt- liche hier genannten Persönlichkeiten sind bereits im Laufe der Nacht verhaftet worden. Tic Verfolgung wird auch gegen den Führer der Radikalen Paschic gesührt werden. Gjura Knezevic war srüher als Feuerwehrmann thätig und weilte in letzter Zeit in Bukarest. Als er nach der That flüchtete, suchte er sich durch einen Ncvolvcrschuß zu tödten und sprang, als ihm dies nicht ge lang, in die Save. Es gelang jedoch, ihn herauszuziehen. Das Befinden Milans ist ausgezeichnet. Er gedenkt dem heutigen cierlichen Teäsum in der Kathedrale beizuwohnen. Der Adjutant, welcher an der Hand verwundet wurde, ist zumOberst- cutnant befördert und mit einem Orden ausgezeichnet worden. )ie gesammte serbische Presse äußert die tiefste Entrüstung und edenkt der Verdienste Milans, namentlich um die Organisation »es Heeres. In der Stadt herrscht völlige Ruhe. Von Ver- >aftungen im Innern des Landes verlautet bisher nichts. — Belgrad, 7. Juli. Knezevic ist von kräftiger Gestalt. Er choß viermal. Der Adjutant Lukic stürzte sich auf ihn, um ihm >en Revolver zu entreißen, wobei er an der sinken Hand ver- etzt wurde. Milan ließ den Adjutanten im Hofwagen nach dem Konak fahren und blieb bis zur Ankunft eines Fiakers in dem Geschäfte des Großhändlers Barlovac, vor dem das Attentat er- olgte. Inzwischen sammelte sich eine große Menschenmenge an; ie begrüßte Milan stürmisch, der, den Wagen besteigend, die Mütze lüftete und sagte: „Ich bin unverletzt; Gott hat mich be schützt." Des Abends beglückwünschten ihn sämmtliche Minister, die Staatswürdenträger und das diplomatische CorpS. Unter den ersten der Erschienenen befand sich der in Belgrad weilende türkische Botschafter in Berlin Tewfik Pascha. Transvaal. Es kommen jetzt etwas bestimmtere Angaben aus Südafrika darüber, daß es den Bemühungen der Afrikander des Kaplandes und der Regierung des Oranje-Freistaates gelungen ist, Herrn Krüger und seine Regierung, sowie den Volksraad von Transvaal zur Annahme ihrer Kompromißvorschläge zu bewegen. So wird aus Pretoria gemeldet: „Dem Vernehmen nach hat der Volksraad in geheimer Sitzung den von der Kapregierung und dem Oranjesreistaat unterstützten Vorschlägen zugestimmt, denen zufolge das Wahlrecht nach siebenjährigem Aufenthalt ertheilt werden soll, wobei die Naturalisirung faknltativ nnd für solche, welche vor 1898 nach Transvaal gekommen sind, rückwirkend sein soll. Hofmeyr und Hertholt werden auf der Rückreise nach Bloemfonwin Johannesburg besuchen. Die Spannung, welche die Bevölkerung in Athem gehalten hat, wurde durch dasErgeb- niß der geheimen Sitzung wesentlich gemildert." Und der „Standard" meldet aus Johannesburg vom 6. Juli, Mittheilungen aus Pretoria zufolge sei ein Abkommen getroffen worden, das dahin gehe, Allen, welche sich vor dem Jahre 1890 in Trans vaal niedergelassen haben, das Wahlrecht sofort zu verleiben, allen Anderen aber nach einem Zeitraum von 7 Jahren; die Bestimmung solle rückwirkende Kraft haben. Samoa. Aus Apia wird gemeldet, daß Admiral Kautz zugegeben habe, von dem englischen Konsul M axse direkt zu seinem Vorgehen gegen die Mataasaleute veranlaßt worden zn sein. Er habe ursprünglich die Entwaffnung aller Samoaner ohne Unterschied der Partei im Auge gehabt; dadurch aber, daß gegen seinen ausdrücklichen „Befehl" ans Geheiß des englischen Konsuls Waffen und Munition an die Tanupartei geliefert worden seien, sei nicht allein diese Absicht vereitelt, sondern er selbst in eine falsche Lage gedrängt worden, die von Maxsc immer mehr ausgebeutet worden sei und friedliche Verhandlungen, wie solche anfänglich in Aussicht genommen waren, unmöglich gemacht habe. Auch der „Deutsch-Australischen Post" wird aus Apia geschrieben, daß die Untersuchungen der Spczialkommission, der das betreffende Material zur Verfügung gestellt werden soll, ergeben würden, daß die Unruhen lediglich den englischen Konsul zum Urheber haben. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 8. Juli. — König Albert war bei seinem letzten Ausentyalt in Sibyllenort ungemein vom Jagdglück begünstigt. Während des Aufenthaltes daselbst schoß er nicht weniger als 54 Böcke, darunter eine Anzahl Gabelböcke und Sechsender. Die meisten der geschossenen Thierc wandern in die Hände der Wildhändlcr, nur wenige Stücke werden für die Schloßküchc verwendet. Bec diesen Jagden fährt König Albert mit dem Oberforstmeister und dem Kutscher in einem kleinen Jagdwagen allein an die Stellen, wo die Thiere ihren Wechsel haben. Selten, daß er eins der Thiere fehlt, wenn er die Büchse mit sicherer Hand von dem Wagen aus abdrückt. — Am Freitag früh 7 Uhr begann das Brigade-Exerzireu der jetzt in Dresden vereinigten »Schwarzen Brigade" (6. Infanterie-Brigade Nr. 64) auf dem Gelände westlich der Königsbrücker Straße. Die unter Befehl des Generalmajors von Schulz stehende Brigade setzt sich zusammen aus dem Schützcnregiment Nr. 108, dem ersten Jägerbataillon Nr. 12 und dem 2. Jägerbataillon Nr. 13. Das Schützenregiment führte Oberst von Altrock, die Jägerbataillone die Oberstleutnants von Kospoth und de Vaux. Nachdem aus dem Paradeplatze die Brigade Paradeausstellnng genommen hatte, sand Parademarsch in Kompagnicsronten statt. Weiter wurden Exerzitien im Brigade- verbande ansgcsührt. Den Schluß bildete, leider bei strömendem Regen, ein Gesammtangriff ans einen längs der Königsbrücker Straße aufgestellten markirten Feind. Als Meldereiter waren jedem Bataillon acht Mann Jäger zu Pferde zugctheilt. Gegen 11 Uhr rückten die Truppen wieder nach ihren Kasernemcnts ab. nachdem Parademarsch in Regimentskolonnen stattgefundcn hatte. Prinz Johann Georg führte das dritte Bataillon des Schützen regiments. — Morgen Sonntag soll in den hiesigen ev.-luth. Stadt kirchen eine allgemeine Kirchenkollekte für den Bau einer Kirche zu Hörnitz bei Zittau gesammelt werden. — Slavtverorvnetensitzung, 7. Juli. Den Vorsitz führt Herr Stadtverordneten-Vorstehcr Täschner. Eingegangen sind eine Anzahl Berichte über stattgehabte Kassenrevisionen, der Haushalt plan der Gerberschulc und zwei Dankschreiben. — Nach Eintritt in die Tagesordnung berichtet der Herr Vorsitzende über die von der Vorschlagsdeputation zur Wahl von Bezirksvorstehern gemachten Vorschläge. Das Kollegium erklärt sich einstimmig und debatte los mit den Vorschlägen einverstanden. — Sodann berichtet Herr St.-V. Streubel im Auftrage des Rechnungsausschusses über die Rechnung der Sparkasse auf 1895 und über die Rechnung der Sportclkasje auf 1897. Beide Rechnungen werden einstimmig und dcbattclos richtig gesprochen. — Nächster Gegenstand der Be- rathnng ist ein Rathsbeschluß wegen Ankaufs der Bürgerseld Parzellen Nr. 1828 um 18 Mk., Nr. 1842 um 19 Mk., Nr. 2059 um 16 Mk., Nr. 2286, 1974 und 1975 um 15 Mk. pro Ar. Nach eiuer kurzen sachlichen Erwägung zwischen den Herren St.-V. Stölzner, Täschner, Paschte und Fabrikbesitzer Fuchs wird dem Rathsbeschluß ciustimmig bcigetretcn. — Für den Finanzausschuß reserirt Herr St.-V. Lehmann über eine Vorlage des RatheS, betreffend die Verwilligung von 90 Mk. für Beschaffung eines neuen OscnS für die Todtenbctlmcister-Wohnung. Das Kollegium vcrwilligt dem Ratysbeschluß gemäß die geforderte Summe cm- stimnug und ohne Debatte. — Ein weiterer Bericht des Finanz-
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