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—SS. Jahrgang. Sonnabend, den IS. Juli. ^ikergerA«^^ und Tageblatt «mMlall M die llmglichm mü> MMen BcWrdca zu Fretderg Md BraM. Verantwortliche Leitung ver Stedaktion: Georg Burkhardt. Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenommen. Preis für die Spaltzeile 15 Pfg. I Außerhalb deS Landgerichtsbezirks 16 Pfg. LWV Erscheint jeden Wochentag Abends '/,6 Uhr für den M anderen Tag. Preis vierteljährlich 1 Nik. 80 Pfg. < f- einmonatlich 60 Pfg.; durch die Post 2 Mk. 25 Pfg. Bekanntmachung. Der Kistenfabrikant Herr Ernst Moritz Glöckner in Hilbersdorf beabsichtigt, daS in dem Dorfbach zu Hilbersdorf an der Gemeindeparzelle Nr. 424 deS dasigen Flurbuchs befindliche Wehr um 25 am zu erhöhen, das Betriebswasser sodann in einem hölzernen Gerinne nach einem auf der voegedachten Parzelle befindlichen Sammelteich, welcher nach Bedarf zu vertiefen und an der Westseite durch Erhöhung der Ufer, bez. Anfüllung des Dammes gesichert werden soll, zu leiten, von hier aus aber in einer Rohrleitung der aüf Parzelle Nr. 110a des Flurbuchs und Folium 141 de» Grund- uud Hypothekenbuches für Hilbersdorf zum Betriebe eines Holzsäge werke» zu erbauenden Turbine zuzuführen. In Gemäßheit Z 17 der Reichsgewerbeordnung wird die» mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf privatrechlichen Titeln be ruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Treiber-, am 10. Juli 1899. Königliche AmtShauptmannschaft. vr. 8t«lM«rt. K OWerpachtmA. Di« dieAjährige« vbstnutzungen an den nachstehend aufgeführten fiskalische« Etratze« sollen an den dabei bemerkten Tagen und Orten gegen sofortige Baarzahlung und unter den vor Beginn der Verpachtung bekannt zu gebenden sonstigen Bedingungen öffentlich im Wege deS MeistgeboteS verpachtet werden, nämlich: Dienstag, den 18. Juli l. I. von Nachmittags 8 Uhr an im Gasthause „Zum Kaisergarten" in Cölln: die an der Meißen-Großenhainer Straße, Abtheilung 1d und 2, , , , Meißen-Radeburger Straße, Abtheilung 1, , , , Meißen-Niederauer Straße, , E , Meißen-Dresdner Straße, Abtheilung 2, Strecke im Orte Cölln, und , , , Meißen-Nossener Straße, Abtheilung 1 einschließlich Rauhenthalstraße, sowie Abtheilung 2 und 3. Mittwoch, den 1S. JMl.J.vmNachmittags 1-3 Uhr an im Gasthose zu Coswig: die an der Meißen-Dresdner Straße, Abtheilung 2 (mit Ausnahme der Strecke im Orte Cölln), sowie Abtheilung 3 und 4. Donnerstag, »m2».Julil.J. von Nachmittags 1-3 Uhr an im Gasthose zu Zehren: die an der Meißen-Leipziger Straße, Abtheilung 1 bis 4, „ „ „ Zehren-Döbelner Straße, Abtheilung 1 biS 3, „ „ „ Seerhausen-Riesaer Straße und nn- Zehren-Niedermuschützer Straße. Montag, den 24. IM l. I. von Bormittags 1-11 Uhr an im Gasthof« „3«m W«itz«n Adler" in Wilsdruff: die an der Meißen-Wilsdruffer Straße, Abtheilung 2, und „ „ „ Kesselsdorf-Nossener Straße, Abtheilung 1 bis 3. Dienstag, den 25. Juli l. I. von Nachmittags 2 Uhr an im Gasthause „Zur Post" in Nossen: die an der Meißen-Nossener Straße, Abtheilung 4 und 5, n » „ Kesselsdorf-Nossener Straße, Abtheilung 4 und 5, »NN Nossen-Oschatzer Straße, Abtheilung 1 und 2, und » » » Nossen-Colditzer Straße, Abtheilung 1 (Strecke zwischen Nossen und d« Nossen-Freiberger Bahn). Meitze«, am 12. Juli 1899. Kgl. Straßen- u. Wasser-Bauinspektion H. Kgl. Bauverwalterei. I V: »»Mtt. Bekanntmachung für Hilbersdorf. Nachdem sämmtliche Gemeindekastenrech«««gen auf Vas Jahr 1888 abgelegt und .geprüft sind, liegen dieselben Vin: Wochen lang, bis zum 12. August d. I. im hiesigen Gemeinde amts zur Einsicht der Gemeindemitglieder aus. Hilbersdorf, den 13. Juli 1899. Der Gemeinderath. G.-V. Die Mattera der Leufelsinsel. Neber da» Unrecht, da» DreyfuS geschehen ist, haben die RevifionSbestrebungen allmählich auch den Mißtrauischsten aufge klärt. Bon den furchtbaren Leiden aber, die der unschuldig Ver- urtheilte unter dem Namen der Bestrafung zu erdulden hatte, hat man bisher noch fast nichts gewußt, weil er allein außer seinen Kerkermeistern sie kannte. Die folgenden Einzelheiten, die Georges Clemenceau in der „Aurore" mittheilt, haben einen fast urkundlichen Werth, weil sie offenbar auf den Angaben der Familie beruhen und somit auS der besten Quelle schöpfen konnten, nämlich au» den Worten de» Hauptmann» DreyfuS selber. Da» Unrecht, die Vergewaltigung begann schon mit der Er öffnung des Verfahren» gegen ihn, das ihn wegen HochverratHS vor Gericht stellte. Selbst wenn DreysilS der Verfasser des Bordereaus war, so durfte die Anklage nur auf Spionage lauten, rin Verbrechen, daS im höchsten Falle mit 5 Jahren Deportation bestraft wird. DreyfuS hat damals, trotzdem schon aus der Fassung der Anklage sich sonnenklar ergab, daß seine Gegner ihn verderben wollten, seinem Bertheidiger Demange nickt erlaubt, dagegen zu protestiren. Ein rechtlicher Einwand Vieser Art wäre seinem empfindlichen Ehrgefühl als ein Anzeichen von Schuldbewußtsein erschienen. Er meinte, man könne vermuthen, es komme ihm daraus an, das Strafmaß zu verkürzen. Darum stellte er sich der juristisch falschen Anklage eines erdichteten Ver brechens, ließ ein Urtheil über sich ergehen, daS formell ebenso falsch war wie sachlich, und trat die Strafe an. Und diese Straft, so furchtbar sie an sich schon war, sie wurde ihm von dem damaligen Kolonialminister, dem „Folterer" Lebon, noch fürchterlicher gemacht. Allein das Leben schon in diesem Klima ist eine Hölle. Dieser Sonnengluth, den giftigen Ausdünstungen des tropischen Bodens erliegt die robusteste Gesundheit. Die französischen Beamten der Kolonie, die nach allen erreichbaren hygienischen Mitteln sich schützen, müssen alle zwei Jahre auf 6 Monate nach Europa zurückkehren. Und wenn ihre Gesund heit zerrüttet wird, wie sollte dann DreyfuS am Leben bleiben, begraben wie er war in Einsamkeit, unter Wächtern, deren ingrimmigen Haß gegen ihn allein ihr furchtbares Stillschweigen verrieth. Zwei, drei Jahre, nicht länger, rechnete man, konnte er bei aller Lebenszähigkeit Stand halten. Und da er doch über lang oder kurz sterben mußte, so war man menschenfreundlich genug, ihm zur Abkürzung seiner Qual behilflich zu sein. Wenn die Luft in seiner Hütte dem Gefangenen unerträglich wurde, ging er hinaus, um auf dem engen Raume, den seine Um zäunung ihm ließ, die stickend heiße Atmosphäre einzuathmen. In plötzlicher Ohnmacht fiel er oft wie von einem Faustschlag getroffen zu Boden. Dann liefen die Wächter herbei in der Hoffnung, es sei nun endlich einmal aus mit ihm. Aber er enttäuschte sie stet», er wollte nicht sterben. Man packte ihn an Kopf und Füßen und warf ihn auf seine Pritsche. Nach einiger Zeit erholte er sich und am nächsten Tage passirte das Gleiche. Manchmal phantasirte er, eine tödtliche Starrheit lähmte die Glieder. Man dachte: „Nun ist es aus." Aber es war nicht aus! Eigensinnig hielt das Leben sich in dem mißhandelten Körper, es hielt Stand, während die Gefangenenwärter um ihn zu Grunde gingen; sie verschwanden aus feinen Augen, wohin wußte er nicht, aber er konnte es ahnen, und ihr Schicksal zeigte ihm, was er zu erwarten hatte. Dazu das beständige Fieber und die Beschwerden, die daS übermäßig dagegen angewandte Chinin hervorrief. Zwischen Krankheit und Ohnmacht schwankte dieses Leben so fort, das in seiner Wurzel außerdem noch von der fortschreitenden Blutarmuth bedroht wurde. In jedem heißen Klima wird der Mensch blutarm, hier aber kamen die Gemüthsleiden hinzu, die den Körper auszehren und der Mangel an Nahrung. Die Konserven, die Dreyfus sich von Cayenne kommen ließ, wurden ihm entzogen. Seine Milchration wurde ihm genommen. Man reichte ihm ekelhafte Speisen, die der Magen zurückwies und glaubte so mit diesem armen Leib, der so gar nicht sterben wollte, fertig werden zu können. Aber er starb dennoch nicht! Hervorragendes leistete die Phantasie der Henker — dieser Ausdruck wird nicht zu stark scheinen — im Ersinnen von moralischen Qualen. Zunächst hatte man die Erfindung gemacht, ihm nur Kopien der Briefe seiner Familie zu geben und zwar mit Aenderungen und Lücken. Nicht einmal sehen durfte Dreyfus die Schriftzüge der Seinigen. Aber man fand, daß all das noch nicht genug sei und so unterdrückte man einfach die ganze Korrespondenz DreyfuS mit seiner Familie und seinem Ver- theidiger. Dies war ein furchtbarer Schlag für ihn; daß er nichts mehr von seiner Frau und seinen Kindern hörte, brachte seine Vernunft ins Wanken. Und nun führte man auch den letzten Streich, der ihn vollends Hinstrecken sollte. Jemand fand sich, der zu ihm sagte: „Ihre Familie hat Sie ausgegeben!" Diese Worte sind thatsächlich gesprochen worden. Aber wie durch ein Wunder — wer kann denn ergründen, woher die menschliche Seele in ihrer höchsten Noth Kraft und Zuversicht schöpft — blieb das Vertrauen, das der Verbannte in seine Familie setzte, unerschüttert und er richtete sich hoch auf und schrie dem Halunken, der ihm das sagte, ins Gesicht: „Sie lügen! Es ist nicht wahr! Sie lügen!" Als man in Paris anfing, von der Revision zu sprechen, verdoppelte man auf der Teufelsinsel die Qualen. Warum diese plötzliche barbarische Behandlung über ihn verhängt wurde, vermochte sich der Unglückliche nicht zu er klären. Er schrieb an Boisdeffre, schrieb an Felix Faure. Ge rade an die, die ihn vernichten wollten, wandte sich der unselige Mann. Und sie ließen ihm antworten, seine Familie habe unerlaubte Mittel für die Revision angewandt, ihr habe er daher dies neue Unglück zu danken. Und Dreyfus glaubte cs schließlich, wurde bitter gegen seinen Bruder und schrieb an Faure und Boisdeffre: „Ich lege meine Ehre in Ihre Hände und erwarte mein Heil von Ihnen". Als er sich aus dem „Sfax" einschiffte, war er überzeugt, daß er selbst der Urheber der Revision sei, und daß er seinen Briefen an die beiden Genannten allein Alles verdanke. Man muß es den anderslautenden parteiischen Versicherungen zum Trotz immer noch wiederholen: Als Dreysus zurückkam, wußte er nichts, aber gar nichts von seiner ganzen Angelegenheit. Das erste Wort, das er zu seiner Frau sagte, war: „Du verstehst nichts, denn Du weißt von nichts!" Die Aermste hielt ihn für irrsinnig. Seine Bücher hatte man ihm nicht zu nehmen gewagt. Aber dafür wurde jede selbstständige geistige Betätigung ihm verwehrt. Schrieb er eine Zeile nieder, nur zur Uebung, um seinen Verstand nicht gänzlich zusammenbrechen zu lassen, so war auch schon der Wärter da und entriß ihm den Fetzen Papier. AuS Verzweiflung kam DreyfuS schließlich dahin, bloß mechanisch abzuschreiben. Er kopirte ganze Kapitel auS seinen Büchern, bloß um nicht ver rückt zu werden. Jedes einzelne von ihm beschriebene Blatt wurde weggenommen, nach Paris gesandt und dort genau durch sucht, in der Hoffnung, man könne daraus eine Waffe gegen den Gesangenen schmieden. Nur um Zola, von dessen Thätigkeit für ihn Dreyfus natürlich keine Ahnung hatte, gegen den Gefangenen zu erbittern, veröffentlichte man den Auszug aus einem Buche, das gegen Zola gerichtet und von Dreyfus abgeschrieben worden war! Zum Schluß kommt Clömenceau abermals auf den Kolonial minister Lebon zu sprechen, der all diese Barbareien und Feig heiten durch eine noch größere Feigheit und Barbarei überbot. „Auf immer hat Lebon seinen Namen dadurch entehrt, daß er, zitternd vor Furcht, dem Gequälten, der mit dem Tode rang, die letzte Marter zufügte. Du Paty de Clam hatte einen ge fälschten Brief ans Kolonialministerium gerichtet, in der Hoffnung, daß Dreyfus in Folge dieses Briefes einem noch strengeren Regime unterworfen werden würde. Denn für du Paty de Clam, wie für die Anderen, war es nöthig, daß der Verurtheilte starb. Die „Libre Parole" drohte, sprach von Fluchtversuchen. Der Kolonialminister Lebon begann zu zittern, und um die Angriffe der Antisemiten von sich abzuwenden, gab er den Befehl, DreyfuS in Ketten zu legen. Nachdem man in Guyana hie Depesche des Kolomalministers erhalten hatte, wurde das Feuer in der kleinen Schmiede der Teufelsinsel angezündet und man beeilte sich, wohl oder übel die Folterinstrumente zu fabriziren. Eher übel als wohl. Vom ersten Tage an zerriß das Fleisch an den Fuß knöcheln, die durch den Druck der eisernen Fesseln angeschwollen waren. Eine Wunde bildete sich, bald trat eine heftige Ent zündung dazu, Fäulniß-Erscheinungen zeigten sich. Sollte man wegen solcher Kleinigkeiten die Tortur einstellen? Niemandem kam diese Idee. Der Verwundete klagte nicht, streckte mit stoischem Gleichmuth seine blutenden Füße den Henkern entgegen und bat nur, man solle ihm doch wenigstens sagen, weshalb man diese neue Strafe über ihn verhänge! Keine Antwort! DaS dauerte zwei Monate. Am Morgen wurden die Fesseln abge nommen, am Abend wurden die Eisen wieder auf die blutenden Wunden gelegt. Während dieser Zeit las der Minister Lebon aufmerksam die antisemitische Presse und konstatirte mit Be friedigung, daß man ihn nicht angriff." „Das hat sich", schließt ClSmcnceau, „am Ende deS neun zehnten Jahrhunderts in der französischen Republik ereignet!" Politische Umschau. Freiberg, den 14. Juli. Deutschland. Wenn die in diesem Jahre in Kiel auf Stapel gekommenen drei Linienschiffe 0, v und L im Bau vollendet sind, so werden die siebzehn Linienschiffe vorhanden sein, welche das Flottcngesetz vom Jahre 1898 zur Bildung von zwei Geschwadern (ein Schlachtenflaggschiff und zwei Geschwader zu je acht Linien schiffen) fordert. Im Jahre 1901 wird mit dem Bau der beiden Linienschiffe begonnen werden, welche als Materialreserve dienen sollen. In den drei folgenden Jahren von 1902 bis 1904 werden bereits ine Ersatzbauten für die Linienschiffe „Bayern^, „Baden", „Württemberg" und „Sachsen" in Angriff genommen, sodaß wir am Ende des Sextenats eine Schlochtflotte von 28 Linienschiffen besitzen werden. Auch für die S große« Kreuzer