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AmMlaU Ml die vlliglichell and Wüschen Behörden za Freiberg and Brand. Verantwortliche Leitung der Redaktion: Georg Burkhardt. — Erscheint jeden Wochentag Abends'/ /l/g 1 anderen Tag. Preis vierteljährlich r- einmonatlich 60 Pfa.; durch die Pos einmonatlich 60 Pfg.; durch die Post 2 Mk. 25 Pfg. Abends -/F Uhr sür den 1 Mk. 80 Pfg. S2. Jahrgang. Freitag, Seu 7. Juli. Inserate werden bis Vormittags 1t Uhr angenommen. Preis für die Spaltzeile 15 Psg. Außerhalb des Landgerichtsbezirks 16 Pfg. 18SS. sowie der 1S. September 18SS, Vormittag- 11 Uhr, als Termin zu Verkündung des BertljeilungsplanS anberaumt worden. Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf den Grundstücken lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen spätestens im Anmeldetermine anzumelden: Eine Uebersicht der auf den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres RangverhältnisseS kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eiu- gesehen werden. Zum Bieten wird nur zugelassen, wer seine Bereitschaft zur Zahlung oder Sicherstellung den bestehenden Bestimmungen gemäß nachweist. Freiberg, den 27. Juni 1899. Königliches Amtsgericht, Abth. I- 2a. 12/99 Nr. 21. »r. Voxvl. Nicolau Wegeeinziehung. Nachdem gegen die beabsichtigte Einziehung desjenigen Theils der Hirtenplatzparzelle Nr. 1581 des hiesigen Flurbuchs, der zwischen der nördlichen Grenze der den Herren Gebrüder Heberlein gehörigen Gartenparzelle Nr. 1233 des hiesigen Flurbuchs und des den Genannten ebenfalls gehörigen Scheunengrundstücks Nr. 242 Abtheilung L des Brand-Versicherungs-Katasters für Freiberg liegt und der beim Fuß- und Fährverkehr von der Annabergerstraße nach dem Hirtenplatz benutzt worden ist, innerhalb der im 8 14 deS Gesetzes über die Wegebaupflicht vom 12. Januar 1870 gesetzten Frist Widersprüche nicht erhoben worden sind, wird dieser Wegetheil, soweit er die Eigenschaft als öffentlicher Weg besitzen sollte, hiermit eingezogen und dieS andurch öffentlich bekannt gemacht. Freiberg, den 5. Juli 1899. Der Stavtrath. Vr. Mllr. Auf Folium 512 deS Handelsregisters für die Stadt Freiberg, die Aktiengesellschaft, in Firma „Sächsische Leinenindustriegesellfchaft vormals H. C. Müller ä- Hirt" in Freiberg betreffend, ist heute verlautbart worden, daß durch Generalversammlungsbeschluß vom 25. April 1899 ein neues Statut angenommen worden ist, welches mit Beginn deS Jahres 1900 in Kraft tritt und nach welchem die Firma in „Sächsische LeineninvustrieGesellschaft vormals H. C. Müller L Hirt, Aktiengesellschaft" abgeSndert wird und zur Rechtsverbindlichkeit der namens der Gesellschaft erfolgenden Erklärungen, wenn der Vorstand aus mehreren Mitgliedern besteht, die Abgabe durch zwei Vorstandsmitglieder oder durch ein Vorstandsmitglied und einen Prokuristen nöthig, falls aber der Vorstand aus nur einem Mitgliede besteht, die Abgabe durch dieses allein genügend ist, dahingegen Sitz, Juhaberverhültnisse und Grundkapital der Gesellschaft unverändert bleiben. Freiberg, am 5. Juli 1899. Königliches Amtsgericht. Lex. V 181/99. Nicolai- Zwangsversteigerung. Die im Grundbuche auf den Namen Georg Friedrich Böhme's in Oberschöna ein getragenen Grundstücke, als: 1. das Hallchufengnt unter Nr. 77 des Brandkatasters, den Nrn. 157 s., 157d, 410, 411, 412, 413 und 414 des Flurbuchs und Folium 83 des Grundbuchs sür Wegefarth, 5 da. 35,0 a groß, mit 242,83 Steuereinheiten belegt und lokalgericht lich auf 8773 Mk. — Pfg. geschätzt, und 2. das bebaute Landgrundstück unter Nr. 87 des Brandkatasters, Nr. 595 n des Flurbuchs und Folium 162 des Grund- und Hypothekenbuchs für Oberschöna, — da 42,8 a groß, mit 97,70 Steuereinheiten belegt und lokalgerichtlich aus 8000 Mk. — Pfg. geschätzt, sollen im hiesigen Königlichen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und es ist »er 8. August 1»SS, Vormittags 11 Uhr, als Anmeldetermin, ferner der SV. August 1SSS, Vormittags 10 Uhr, als Versteigerungstermin, Nachdem die Königliche Kreishauptmannschast Bautzen wegen der herrschenden Seuchen- gesahr die Abhaltung der Viehmärkte verboten hat, wird der aus den 17. Juli dieses Jahres hier fallende Viehmarkt hiermit aufgehoben. Bischofswerda, am 30. Juni 1899. Der Stavtrath. Idr Lhm. Politische Umschau. Freiberg, den 6. Juli. Deutschland. Aus Christianis, 3. Juli, wird der „Voss. Zeit." geschrieben: Kaiser Wilhelm hat, wie Großfürst Wladimir sich gestern in Tromsö den norwegischen Behörden gegenüber äußerte, sich dahin ausgesprochen, mit der „Hohenzollern" nach Katharinenhafen, der neuen Stadt am Eismeer, zu kommen, um den Einweihungsfeierlichkeiten dort beizuwohnen. Mit Rücksicht auf die auf den 6. Juli bestimmte Ankunft deS Großfürsten Wladimir in Katharinenhafen reiste dieser mit dem Panzerkreuzer „Swetlana" bereits gestern Nachmittag von Tromsö ab, und er konnte daher das übrige Reiseprogramm in Norwegen nicht durch führen. Er begiebt sich geraden WegS nach Katharinenhafen, wo, nach den bisherigen Mittheilungen zu schließen, sogleich die Einweihungsfeierlichkeiten beginnen. Daß Kaiser Wilhelm zu rechter Zeit dort eintreffen kann, erscheint unter diesen Umständen gänzlich ausgeschlossen. Dagegen ist eS nicht unmöglich, daß der Kaiser noch nachträglich diese großartige russische Anlage am Eismeer, die den Namen Alexandrowsk erhält, besucht. AuS Kopervik, 5. Juli, Nachmittag 2 Uhr 40 Minuten wird gedrahtet: Nach ruhiger Fahrt ist die „Hohenzollern" soeben bei Skudesnäs in den Bereich der Norwegischen Inseln gelangt. Ankunft in Bergen voraussichtlich heute Abend. Wetter wolkig, Tendenz zu Regen. An Bord Alles wohl. Ueber den räthselhaften Empfang oder Nichtempfang des Fürsten Herbert Bismarck in Travemünde schreibt die „Mil. Pol. Korr.": Die Nachricht, Fürst Herbert Bismarck sei von Travemünde wieder abgereist, ohne vom Kaiser empfangen worden zu fein, würde mit Informationen stimmen, die uns aus gewöhnlich gut unterrichteten politischen Kreisen dahin zugehen, daß an Stellen, die es eigentlich hätten wissen müssen, bis zum Sonnabend nichts davon bekannt gewesen sei, daß ein Empfang des jetzigen Schloßherrn von Friedrichsruh auf dem kaiserlichen Tagesprogramm gestanden habe. Entweder wäre darnach also von vornherein an eine Begegnung des Fürsten Herbert mit dem Kaiser nicht gedacht worden oder es wurde aus eine solche aus irgend welchen Gründen verzichtet. Ein Drittes scheint nicht wohl möglich zu sein. Nichtsdestoweniger hören wir aus Bundes- rathskreisen, daß man in manchen politischen oder besser gesagt höfischen Gesellschaftsregionen auch davon spreche, die Begegnung könne, wenn auch das Gegentheil bekannt gegeben wer^", nichts destoweniger stattgefunden haben. Jedenfalls ist ganze Sache etwas zweifelhaft und es erscheint nicht ganz ausgeschlossen, daß sie absichtlich noch eine Weile weiterhin im Zwielicht ge laffen wird. Gegenüber den immer wieder aufgewärmten Gerüchten über zwischen den Admiralen von Diederichs und Dewey vorgekommene Streitigkeiten sind die „Berl. Reuest. Nachr." in der Lage, die zwischen beiden Admiralen in englischer Sprache gewechselten Briese zu veröffentlichen, auf die schon kürzlich die amerikanische Presse hingewiesen hat. In dem „Chinesisches Meer, den 17./3.99" datirten Briese bestätigt v. Diederichs den Empfang der Mittheilung Deweys vom 4./3.99, daß ihm der Admiralsrang verliehen sei, und spricht Dewey seinen aufrichtigsten Glückwunsch aus und bittet ihn, überzeugt zu sein, daß die angenehme Nachricht ihm zur größten Genugthuung ge- In dem „Manila, den 16./4. 1899" datirten „Lieber v' Diederichs" überschriebenen Briese dankt Dewey herz- uch für das freundliche Glückwunschschreiben zu seiner Be- foroerung. Es fei ihm ein großes Vergnügen zu hören, daß seine Beförderung Diederichs zur Genugthuung gereiche. Er freue sich, daß ihre Differenzen nur Zeitungsmache gewesen seien und hoffe das Vergnügen zu haben, noch vor seinem Abgang von der Station mit Diederichs zusammen zu treffen. Das preußische Herrenhaus nahm mit 72 gegen 22 (meist liberalen) Stimmen den Antrag Mirbach an, welcher der Re gierung oankt, daß sie im Bundesrathe für die Vorlage eines Entwurfes zum Schutze der Arbeitswilligen an den Reichstag eingetreten sei und welcher unentwegtes Fe st halten an diesem Standpunkte erwartet. Ueber die Debatte wird kurz berichtet: Berichterstatter Herr vr. v. Levetzow empfiehlt die unveränderte Annahme des An trages. Er wolle sich jeder Kritik der Verhandlungen deS Reichs tages enthalten. Die Ablehnung der Vorlage im nächsten Herbst sei daS Wahrscheinliche. (Hört! Hört!) Sei daS Herren haus auch für die staatliche Behandlung der Vorlage nicht zu ständig, so sei es doch seine Pflicht, der Regierung seine Zu stimmung auszusprechen (Beifall), um sie in der Verfolgung des betretenen Weges zum Schutze der Koalitionsfreiheit zu stärken. Graf Mirbach: Die betreffende Vorlage bezweckte, den von Außen her in die Streiks hineingetragenen Terrorismus zu be kämpfen. Diese Streiks, namentlich in größerem Umfange, er schüttern die Lage der Industrie und dadurch werde zuletzt der Arbeiter doch wieder in Mitleidenschaft gezogen. Es handele sich also dabei mehr um das Wehe, als um das Wohl der Arbeiter. Das letztere liege der Sozialdemokratie nicht am Herzen. Diese wolle nur die Massen beherrschen und die beherrscht man nur, wenn sie durch Jammer, Noth und Elend unzufrieden gemacht sind. (Sehr richtig!) Die politische Lage sei im Allgemeinen höchst unerfreulich. Daran trage die Regierung schuld, indem sie eine rein wirthschaftliche Frage, wie den Mittellandkanal, zu einer politischen mache und sogar mit Auflösung des Abgeord netenhauses drohe. Hiermit würden die Staatsinteressen nicht gefördert, sondern verschlechtert. In einer so unerfreulichen Zeit sei es um so erfreulicher, der Regierung den Dank sür den in der Streikvorlage betretenen Weg auszusprechen. Er bitte um einstimmige Annahme des Antrages. Oberbürgermeister Becker (Köln): Die Tendenz der Streikvorlage werde von der Mehrzahl seiner Freunde gebilligt, weil sie die Arbeiter gegen den Streikterrorismus schützen wolle. Seine Freunde lehnen jedoch den Antrag ab, weil sie ihn nicht für zeitgemäß halten und von ihm das Gegentheil von dem befürchten, was die Antragsteller wollen. Handelsmmister Brefeld: Die Regierung fei erfreut durch die ihr vom Hause gewordene Unterstützung und werde selbstverständlich an der Vorlage festhalten. Professor vr. Schmöller erklärt, daß er auf der Seite der Mehrheit des Reichstages stehe, die die Vorlage abgelehnt hat. Es wäre wohl möglich, einige Verbesserungen durch neue gesetzliche Be stimmungen herbeiznführen. Man soll doch die 13 bis 14 Millionen Arbeiter nicht immer mit den 2 Millionen Sozialdemokraten verwechseln. Wenn überall Koalitionen und Kartelle gebildet werden, kann man die Arbeiter nicht ansschließen. In einem monarchischen Staat muß auch der Schein vermieden werden, als ob einseitig das Interesse der Arbeitgeber gesichert wird. Das hat Fürst Bismarck, das hat Friedrich der Große stets anerkannt und danach ist stets gehandelt worden. Die Vorlage der Regier ung ist für mich nur diskutabel im Zusammenhänge mit einer Revision des Koalitions- und des Vereinsrechts. Nach einer kurzen Entgegnung des Grafen Mirbach wurde der Antrag mit 72 gegen 22 Stimmen angenommen. Dagegen stimmte die Oberbürgermeister- und Professorengruppe (natürlich!), ein hessischer Prinz, die Polen und Reichsbankpräsident Koch. Zu der eigenthümlichen Korrektur der: Ballestremschen Rede enthält die „Frkf. Ztg." von „geschätzter Seite" folgende interessante Zuschrift: „Berliner Blätter machen geheimnißvolle Andeutungen darüber, daß die vorgenommene Korrektur in letzter Linie auf „eine sehr hohe Stelle" zurückgehen müsse, auf eine so hohe, daß der betreffende Beamte geglaubt haben müsse, sicher zu gehen, selbst wenn er nicht mehr Zeit gehabt habe, de>e Präsioenten zn fragen. Ob wirklich ein Beamter, der einen persönlichen Wunsch des Kaisers erfährt, ihn in dieser Art zu erfüllbar sucht, kann völlig dahingestellt bleiben; denn der Kaiser äußert deräröGe Wünsche nicht. Daß in unserem inneren Staatsleben Vieles, ehr Vieles mit Rücksicht auf die Person des Kaisers geschieht oder unterbleibt, ist richtig. Aber es ist eine gänzlich falsche Vor stellung, daß da, wo diese Rücksicht genommen wird, «in Wunsch des Kaisers vorliege. Höflinge haben e- zu allen Zeiten für ihre Aufgabe gehalten, den Wünschen ihres Fürsten voraus zu eilen und von ihm Alles fern zu halten, was ihn nachArrm Bedürften unangenehm berühren könnte. Speziell in Michstagsangelegen- heiten hat sich bei uns die Auffassung eingenistet, daß es gewisser maßen Aufgabe der Minister sei, für das Wohlverhalten deS Reichstages einzutreten. Die Minister fühlen sich gewissermaßen für das verantwortlich, was im Reichstage vor sich geht. Für die Person des Monarchen ist eine eigene handschriftliche Bericht erstattung über die Hauptvorgänge in jeder Reichstagssitzung ein gerichtet. Diese Berichterstattung gehört ganz regelrecht zum Ressort des Staatssekretärs des Innern, der bei wichtigen An lässen sich verantwortlich dafür fühlt, daß der Bericht von den Vorgängen der Sitzung die Anschauung wiedergiebt, die er für die richtige hält. Diese Berichte müssen so frühzeitig fertiggestellt werden, daß sie den stenographischen Bericht nicht abwarten, son dern ihn höchstens im Herstellungsstadium benutzen können. Statt geheimnißvolle Andeutungen zu machen, sollte man über die ganz bestimmte Frage Aufklärung verlangen, ob die Einschiebung etwa auf einen erläuternden Zusatz zurückgeht, der sür Zwecke jenes handschriftlichen Berichtes bestimmt war. Man sollte dies um so mehr, da auf diese Art der Reichstag selbst doch einmal er fahren würde, welche Bewandtniß cs mit jenen Berichten über seine Sitzungen hat. Daß der arme Bureaubeamte, der jetzt als Sündenbock hingestellt wird, nicht der eigentlich Schuldige ist, geht aus seiner Bestrafung selbst hervor. Denn wenn er nichts als eine „Rüge" erhalten hat, so ist damit der Beweis geliefert, daß man die Hauptschuld einem Anderen beimißt. Ob dieser Andere Jemand ist, der der Disziplinargewalt des Präsidenten entzogen ist, insbesondere ob und inwieweit dabei das Ressort des Reichsamts des Innern betheiligt ist, dies aufzuklären liegt aller dings sehr im öffentlichen Interesse." Die „Hamb. Nachr." schreiben: „Die „Franks. Ztg." bestreitet, daß die Haltung des Reichstages der Streik vorlage gegenüber anstiftendaufdie Grubenarbeiter in Herne gewirkt habe. Das Sonnemannsche Organ bezeichnet die Exzedenten und Gewaltthäter „als polnische Jungen", die kaum lesen und schreiben könnten und folglich nicht im Stande gewesen seien, die Rede Bassermanns u. s. w. zu studiren. Wir lassen es dahingestellt sein, ob die Bezeichnung der Herner Streik- Terroristen als „polnische Jungen", die nicht lesen und schreiben können, zutrisst und erschöpfend ist; darauf kommt es auch nicht an. Es handelt sich nicht darum, ob die einzelnen Tumultuanten Bassermann im Stenogramm genossen haben oder nicht, sondern ganz im Allgemeinen um den Eindruck, den die Haltung deS Reichstages der Streikvorlage gegenüber auf sozialistische Ge- müther hervorgebracht hat und hervorbringen mußte. Und da kann nur wer unehrlich oder beschränkt ist, leugnen, daß, wen'