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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189907130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990713
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990713
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-13
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.07.1899
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Meilage zum AreiVerger Anzeiger und Hagektatt. Donnerstag, »en 13. Juli. 18S9. Die So»«. Roman von Anton v. Perfall-Schliersee. l48. Fortsetzung.) Nachdruck verboten.) Das bleiche Weib in dem Kleide der Arbeit, mit dem ausge lösten schwarzen Haar an seiner Seite, in dem man sofort Barbara erkannte, die Schmiedstochter, erhöhte noch den Eindruck. Treuberg erfaßte beim Anblick dieser zu seinen Füßen sich wälzenden, drohenden Menge noch einmal der Gedanke an die .furchtbare Verantwortung, die er auf sich lud, ein banges Zage» — aber es war zu spät! Kein Ausweg mehr! Ja, wenn er es nicht rasch überwand, war alles verloren.. Anderseits erkannte er sofort, daß die Bewegung rasch eingedämmt werden müsse, deren Fortschritt ein viel zu gewaltiger war. Schon tauchten in respektvoller Enfernung die Helme berittener Gendarmen auf. Arbeiter! Kameraden! begann er seine Jungfernrede. „Ich bin gekommen, Euch zn helfen, zu rathen, nicht um Euch in noch größeres Unglück zu stürzen: das ist aber der Fall, wenn Ihr Euch nicht niäßigt. Eure Anklagen und Beschwerden sind völlig gerechtfertigt. Ihr müßt durchdringen, Ihr müßt siegen, aber mit Gewalt könnt Ihr augen blicklich nichts erreichen gegen Eure Bedränger, iveil sie Euch eine noch größere gegenüberstellen werden, ja, Euch dankbar sein werden, wenn Ihr dazu Anlaß gebt, Euch völlig zu vernichten. Ein Wnthgejchrei durchzittcrte die Luft, schon 'hoben sich Werk zeuge aller Art, Picken und Hacken und eiserne Stange». „Darum, Kameraden, faßt Euch! Seid klug wie dce Gegner! Geht ruhig auseinander, aber nicht mehr zurück in die Werke, zu Eurem Tyrannen. Sie sollen einmal sehen, wie sie ohne Euch fertig werden." „Werden sie auch — warten ja nur daraus, ohne Euch fertig ; zu werden!" ließ sich jetzt die Stimme Dorns hinter dem Rücken Treubergs vernehmen. „Der da selber hat es Euch ja gesagt, daß sie uns los sein wollen. Merkt Ihr davon nichts? Er ist ja geschickt von ihnen, um Euch hinauszubringen, um Euch zu verführen und zu belügen, wie er me>» armes Kind da verführt und belogen hat!" Ein drohendes Gemurmel erhob sich. „Fragt sie, sie soll selbst reden, ob ich die Wahrheit sage oder; lüge." „Herunter mit dem Schuft! — Recht hat er, der Dorn! — Ein Spion! — Schmeiß ihn 'runter, Dorn! — Das Mädel soll reden!" dröhnte es hinauf. Treubcrg erbleichte, ein Zittern befiel ihn. Da unten grinste der Too, ein entsetzlicher Tod herauf. Er fühlte die Faust Dorns auf seine Schultern sich legen und wagte es nicht mehr, sie ab zuschütteln. Barbara war jetzt seine einzige Retterin. Sie stano noch immer schweigend, eS war ihm, als ergötze sie sich an seiner Todesangst, als verlängere sie absichtlich diesen Zustand. Doch sie wartete nur, bis der ärgste Lärm sich gelegt, dann legte sie den Arm um TreubergS Nacken. „Mein Vater irrt sich, gute Leute, ich und dieser Mann gehören zusammen für immer! Ich stehe dafür ei», daß kein falscher Gedanke in ihm ist, daß er nichts wissen will als Euer Wohl." Diese feierliche Erklärung hob jeden Zweifel auf und steigerte den Tumult auf seinen Höhepunkt. „Zu den Werken! Brennt sie nieder! Erspart ihnen die Arbeit! Nieder mit Gerheim! Die Barbara muß mit Treuberg voraus!" Ma» stürmte die Treppe heraus, das Paar zu holen. Trcuverg sah sich umringt, in den HauSgang gezerrt. Ver gebens machte er Einwendungen. „Nehmt doch Vernunft an! Man wird Militär schicken, Euch zusammenschicßen wie tolle Hunde! Wartet doch ab! Sammelt Euch erst! Ueberlegt! Ge walt ist Unsinn! Man lachte, höhnte. „Wir haben schon zu lange überlegt! Sie sollen nur kommen! So gehen wir auch kaput! Hast ja selbst dazu gerathen. Nur voran jetzt! Nur Muth!" Er glich mehr einem Gefangenen, als sie ihn unter dem Ge heut der Menge hinausschleppten. „Nur keine Schwachheit jetzt," flüsterte ihm Barbara zu, „sonst bist Du verloren!" Sie hoben ihn auf ihre Schultern, wie damals den Schmied, trotz seines Sträubens, unv das brüllende Meer von Köpfen, von erhobenen Armen, dicht gedrängten Leibern schwemmte ihn mit fort, oen Werken zu. Ein einziger uuartikulirter Schrei, wie auS einer großen Schleuse gestautes Wasser, so schäumte und stürzte es heraus ans der Straße nach dem engen Platz. Heulend, johlend brandete es empor an oen rothen Mauern der Hallen und Werkstätten, an den verschlossenen Thüren der Fabrik, fluthete zurück und wieder vor, und mitten in dem Menschengischte flatterte das rothe Tuch Barbaras, während der Helle Ueberzieher des Führers bald da, bald dort, wie ein vom Winde entführtes herbstliches Blatt anf- tauchte. Ein Thor wich krachend dem Andrang, Eisen klang auf Eisen, uiw immer noch, wie aus einem unerschöpflichen Schlunde er gossen sich neue Schaaren aus allen Straßen, während die Weiber und Kinder den klagenden Chor bildeten, Gerheim fluchend, dem Hetzer Treuberg, der Wahnsinnigen, die ihre Männer an gesteckt. „WaS wollen sie denn? Sich selbst verstümmeln mit den Maschinen, ihr eigenes Dach vernichten? Was dann?" Schon winkte nnd schrie man aus den Fenstern des ersten Stockwerkes herab, flogen Gegenstände aller Art achtlos auf die Köpfe der Untenstehenden. Jetzt wollte jeder dabei sein, feine Wuth auslassen an den verhaßten Maschinen. Der Schmieo Dorn wankte auf den Platz und rief verzweifelt nach seinem Kinde. „Folgt ihr nicht! Sie ist toll! Ganz toll! Hört auf mich!" — Seine Ruse verhallten nutzlos in dem Tumult, er selbst wurde mit fortgerissen. „Was ist oas? Husschlag, Wasfengeklirr! Die Menge stutzte! Ein Trompetensignal!" Die Weiber stoben kreischend ausein ander, die Stürmer drängten sich zu einem Knäuel an die Mauer der Werke. Ein Offizier sprengte vor die Front mit gezogenem Säbel. „Geht sofort auseinander, oder ich lasse angreifen!" Ein zweites Signal, die Säbel flogen aus der Scheide. Nun plötzliche Stille. Einzelne drücken sich in oie Nebengasse, der Knäuel beginnt sich zu lösen, da stürmen die ersten Angreifer aus dem weitgeöffneten Thor der Fabrik, durch bereits begonnene Vernichtungsarbeit bis zur Tollheit erhitzt, mit allen erdenkliche» Werkzeugen bewaffnet. Mitten unter ihnen flattert jetzt an einen Stock gebunden die rothe Fahne. Ihre Trägerin ist zur blut dürstigen Megäre verwandelt. „Wie können Männer weichen, wenn ein Weib sie führt!" Schon hebt oer Offizier seinen Säbel, setzt der Trompeter Ami Signal an, oa wankt ein Mann in den leeren Zwischen ¬ raum, mit ausgebreiteten Armen vor den Anführer sich stellend. Ein Mann im Frack und weißer Kravatte, ein ehrwürdiger Mann mit schneeweißem Bart, keuchend, nach Athem ringend. „Halten Sie ein, ich beschwöre Sie! Lassen Sie mich mit den Leuten reden." Ein hoher Beamter, ei» Vertreter des Staates wohl! Der Offizier senkte de» Säbel. „Versuchen Sie es, ich habe strenge Ordre . . ." Da wandte sich der Greis zu der von dem überraschende» Anblick betroffenen Menge. „Ich bin es, der Aufsichtsrath Ningelmann, Euer bester Freund, der stets für Euch einge treten, der Euch Wohnungen gegeben, hört mich! Ihr seid betrogen . . ." „Das wissen wir!" heulte die Menge. „Verführt von einem Schurken! Es ist alles Lüge? Ich schwöre Euch, daß man nicht daran denkt, die Fabrik zu schließen. Ihr seid verloren, noch wird man Euch verzeihen! Ich selbst werde alles dafür thun — der König — ich schwöre Euch . . ." Da trat Barbara aus dem Kreis auf ihn zu. „Ja, er ist's! Unser Freund Ringelman»! Unser wahrer Freund! Er darf ja nicht anders sprechen, aber er hält es doch mit uns. Hoch der Ringelmann!" „Hoch der Ringelmann!" brüllte die Menge, und endlos pflanzte sich der Rus fort. „Zeigt ihn allen, daß er da ist, unser Freund!" Und ehe er sich's versah, schwebte der Unglückliche, Entsetzte hoch über allen Köpfen, von unzähligen Händen gehoben, wie eben Treuberg. Der Schwarm schloß sich um ihn, sein Ruf nach Hilse erstickte. In demselben Augenblick schoß eine spitze Flamme zn einem der Fenster des Fabrikgebäudes heraus, im Nu er leuchtete sich die ganze Reihe, und zwischen den Ziegeln des Daches kräuselte sich der Rauch. Die Fabrik stand in Flammen! Man blickte sich entsetzt an, das hatte man nicht gewollt. Was hatte man denn überhaupt gewollt? Da erblickte man die schwarzen, krausen Maschinen in den langgestreckten Hallen, von Heller Gluth umsäumt. Der instink tive Haß erwachte gegen diesen Erzfeind, der Jubel brach sich Bahn über seine Vernichtung, doch es mischten sich darein Wehe- und Schmerzensruse: Flieht! flieht!" Der schrille Klang der Trompete übertönte den Lärm und das Pfcrdegetrampel. Der Anführer glaubte bei dem Anblick des um sich greifenden Feuers rücksichtslos vorgehen zu müssen; auf ihn fiel alle Verantwortung einer Verzögerung. Die weiter Entfernten glaubten an eine ernstliche Attacke, Panik mischte sich mit Widerstand und verursachte so ein verhängnißvolles Stocken. Und mitten in dem Wirrwarr, unter blinkenden Aexten und Hacken leuchtete im Feuerschein, der jetzt bereits über den Platz huschte, das weiße, entsetzensvolle Antlitz des unglücklichen Ringel mann, des Opfers Barbara's! Sw verließ cs keinen Augenblick und lachte seiner Qual. Der Wahnsinn hatte sic ersaßt, er war Johanna's Bajer, ihrer Erzfeindin, ihr galt die Rache. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. * Der Sportpalast eines Millionärs. Es ist das Privilegium der mit irdischen Gütern überreich gesegneten Sterb lichen, fedem Gebilde ihrer Phantasie Form verleihen zu können. Und mancher Krösus, der nichts anderes zu thun hat, als be ständig darauf zu sinnen, wie er seine Millionen an den Mann bringen kann, findet auch immer wieder eine neue Idee, deren Ausführung einen Theil seines Ueberflusses verschlingt. Ganz Außerordentliches leistet in dieser Beziehung unleugbar Mr. George Gould, Sohn des EisenbahnköuigS Jay Gould und Bruder der in verschiedener Weise viel von sich reden machenden Schwestern, Gräfin Anna Castellane und Miß Helen Gould. Während diese letztere mit ihren großen Neichthümern unendlich viel Gutes thut, wendet George Gould seine Millionen ausschließlich dazu an, sich und seiner jungen Gattin das Leben so schön und interessant als nur möglich zu gestalten. Nachdem vor kaum zwei Jahre» der Bau eines feenhaft ausgestatteten Schlößchens »litten in stiller Waldeinsamkeit vollendet war, ließ sich der junge Millionär einen schwimmenden Palast genau nach seinen Angaben bauen. Dieses Meisterwerk der Schiffsbankunst hat letzt auch schon seine Anziehungskraft verloren, denn der verschwenderische Dollarfürst sieht gegenwärtig der Verwirklichung eines seiner neuesten Ein fälle entgegen. Um sich mit der Schaar seiner privilegirten Freunde bei jeder Witterung und nnbelästigt von profanen Blicken der Ausübung der verschiedenen von ihm kultivirten Sports hingeben zu können, läßt Mr. Gould eine riesenhafte glasgedeckte Halle errichten. Das Material zu diesen, Bau be steht ans Eisen und weißen Ziegeln, die Pfeiler sind aus Marmor und Granit. In einem Viertel des Gebäudes wird ein kolossales Schwimmbassin von weißem Marmor angelegt; mit elektrischer Beleuchtung und allem denkbaren Komfort ausgestattet, dürfte dieses unter Dach befindliche Schwimmbad wohl eine der schönsten und elegantesten Badeanstalten werden, die überhaupt existiren. Ein anderer Theil oes weiten Raumes wird zn einer luxnriösen Turnhalle eingerichtet werden, während ein komplett ausgerüstetes Spezinlitätentheater das dritte Viertel einnehmen soll. Die vierte Ecke wird mehrere fürstlich eingerichtete Salons und Schlaf zimmer enthalten. In dem herrlichen Tannenwäldchen, das diesen Sportpalast umgiebt, gedenkt Mr. Gould eine Reitschule anznlegen, die nicht ihresgleichen in der Welt haben soll. Auch Tennisplätze, Polo- und Kricketselder werden nicht fehlen. Die Realisirung dieser Caprice dürfte den um derartige kostspielige Launen nie verlegenen Z)ankee wohl um ein Paar Milliönchen ärmer machen. * „Drei Millionen Francs gestohlen". Unter dieser Uebcrschrift berichtet das „N. W. Tgbl.": Es ist kein Märchen der Scheherazade und kein Kapitel aus einem spannenden eng lischen Kriminalroman, es ist eine brutal wahre Geschichte, die beweist, daß Persien, tvenigstens was die Kultur der Taschen diebe, Einbrecher und Kassenplünderer anlangt, bereits ganz moderne Erscheinungen anfzuweisen in der Lage ist. Die „russische Bank" in Teheran ist, wie bereits knrz telegraphisch berichtet wurde, um drei Millionen Francs bestohlen worden. Die nun vorliegenden ausführlichen Berichte stellen dem Talent nnd dem Temperament der Individuen, welche die Bank beraubt haben, ein glänzendes Zeugniß aus; sie haben sich damit in die erste Reihe ihrer europäischen Kollegen gestellt und ihre Leistung wird den jungen Zöglingen der wohlorganisirten internationalen Gaunerzunft zweifellos zum Studium empfohlen werden. An einem Montag wurde der Kassirer der russischen Bank vergebens in seinem Bureau erwartet. Man vermuthete, er habe sich bei der Rückkehr von seinem Sommerausenthalte verspätet. Da er aber auch nachmittags nicht kam und keine Botschaft sandte, ging man in sein Bureau und fand auf seinem Schreibtisch die Kafsen- schlüsjel liegen. Sofort untersuchte man die Kassen und fand sie leer; die „Imperiales" und die Rubelrollen und Rubelpäckchen waren verschwunden. Man ließ alle Thore schließen, alle Be amten nnd Bediensteten wurden gefangen gehalten. Die ließen sichs auch im Bewußtsein, daß sich in ihren Taschen nicht ein Franc von de» gestohlenen drei Millionen befinde, gefallen, nur der „Nazir" (der Titel eines höheren Verwaltungsbeamten) der Bank wollte über eine Mauer in den Nachbargarten flüchten, wurde aber vom Gärtner festgeiiommen. „Laß mich passiren," sagte er, „und ich gebe Dir 5000 Tomans" (ca. 1200 Gulden). — „Behalte Deine 5000 Tomans," antwortete der Gärtner, „und ich werde Dich behalten," und übergab ihn der Wache. Damit war einer der Diebe gefangen. Bald war der zweite dingfest gemacht, ein armenischer Schuster, bei dem man 24000 Tomans fand. Verhaftet, hat der Schuster sich mit einem Dolche zu tödten versucht und sich schwere Verletzungen zugefügt; er kann aber sprechen, und die persische Polizei wird es verstehen, ihn zum Reden zu bringen. Ein verdächtiger Russe wird noch gesucht, und die dringendste Frage ist: Wo ist der persische Kassirer, welcher die Hauptrolle in dieser Diebstahlsaffäre spielt? Einige Wissende behaupten, er sei am Sonnabend vor dem Dieb stahl und vor der Entdeckung desselben in einen Hinterhalt gelockt und ermordet woroen; die Mörder hätten dann den sreien Sonn tag benutzt, um de» Kasse» der russischen Bank jenen Besuch abzustatten, der diesen so theuer zu stehen gekommen ist. Andete bezichtigen den Kassirer der aktiven Theiluahme, wissen aber nicht, ob der persische Kassirer dem Russen und dem Armenier nur freie Hand gewährte und „Tantiemen" von deren Diebstählen, die längere Zeit vor der Entdeckung methodisch stattgefunden haben, erhielt oder ob er selbst der geistige Urheber deS Drei- Millionen-Diebstnhls an der russischen Bank gewesen ist und sich jetzt in irgend einem Verstecke befindet. Man wird zugeben, daß die Geschichte dieses 3 Millionen-Diebstahls ebenso westlindisch modern, wie orientalisch-romantisch ist. * Der an dem Gerichtsadjunkten Zeno Hallada im Eisen bahnwaggon bei Billach verübte Morv stellt sich als ein entsetzliches Verbrechen heraus, das in Villach, wo der Ermordete wohnhaft war, größere Aufregung Hervorrust. Hallada, der neben dem Bahnkörper gefunden wurde, schwamm im Blute. Der be- dauernswerthe Mann konnte vor seinem Tode noch einige Mit- theilungen bezüglich des an ihm verübten Raubmordes machen. Außer ihm Hai nur noch ein Reisender im Abtheil gesessen, der ihn vor der Einfahrt in die Station Billach plötzlich überfiel und ihm mit einem scharf geschliffenen Messer mehrere Stiche in Hals und Brust versetzte. Nachher raubte ihm der Thäter Geld und Uhr, sodann packte er den Körper des Sterbenden, öffnete die Wagenthüre und schleuderte sein Opfer gegen das Ufer des Ossiacherfees. Die letzten Worte Halladas galten der Person des Mörders, den er genau beschrieb. Die Behörde macht großc Anstrengung, deS Mörders habhaft zu weroen. * Sollen Fettleibige radeln? Diese Frage behände?./ Professor H. Kisch (Prag-Marienbad) in der „Zeitschrift für diätet. und physikal. Therapie". Analog dem Bergsteigen ist das Radfahren eine mit besonderen Umständen verknüpfte Art der Bewegung, bei der mehrere Momente dazu beitragen, an das Herz erhöhte Ansprüche zu stellen. Solche speziell das Herz an strengende Einflüsse find: die Hemmung der Athemerkursionen durch das Vornüberneigen des Oberkörpers, die Wirkung der Bauchprcsse mit der daraus folgenden Kompression der Bauch- Schlagader, die Arbeit zur Ueberwindung des Luftwiderstandes, die stete physische Erregung bei Führung des Rades und Aus weichen von Hindernissen. Da jedoch einer derartig gesteigerten Inanspruchnahme der Hcrzthätigkeit die Fettleibige» in einer großen Zahl von Fällen nicht gewachsen erscheinen, kommt Prof. Kisch zn dem Schluß, daß nur bei Personen mit Mastscttherzen mäßigen Grades, namentlich bei jugendlichen Individuen, sowie solche» Fettleibige», die an eine ruhige beschauliche Lebensweise gewöhnt sind, das Radfahren von Nutzen ist und zwar als eine Art Bewegungs-Therapie zur Uebung der Gesammtmuskulatur und zur systematischen Gewöhnung des Herzmuskels a» eine größere Arbeitsleistung. * Ueber Vie Anwenvung Ver Hypnose nnd der Suggestion zn Heilzwecken sind die Ansichten in den Kreisen der Mediziner bekanntlich sehr getheilt, aber selbst die heftigsten Gegner geben zu, daß ein Erfolg bec hysterischen Personen in vielen Fällen möglich sei. Daß es aber auch in solchen Fällen ost nicht leicht ist, Erfolge zu erzielen, daß der Arzt sehr vor sichtig und systematisch vorgehen muß, zeigt ein Fall, der vor Kurzem auf der Klinik einer deutsche» Universität vorgekommen ist. Aus dieser war ein junges Mädchen in Behandlung, das absolut keine Nahrung bei sich vehalten konnte. Sobald sie etwas gegessen hatte, gab sie es wenige Minuten später wieder von sich. Der Professor entschloß sich, nachdem kein anderes Mittel geholfen, eS mit der Hypnose und Suggestion zu versuchen — von der er übrigens nicht viel hielt. Er hypnotisirte die Kranke und befahl ihr, das, was sie essen würde, bei sich zn behalten. Dieser Befehl hatte gar keine» Erfolg; die Kranke übergab sich nach wie vor und der Professor wollte von dieser Heilmethode nichts mehr wisse». Da übernahm sein Assistent die Behandlung. Er hypnotisirte die Kranke, befahl ihr zu essen nnd nachdem sie gegessen hatte, befahl er ihr, zn vergessen, daß sie gegessen habe. Als sie nun aufmachte, hatte sie es wirklich so vollständig ver gessen, daß das gewohnte Erbrechen ausblieb und sie die Speisen bei sich behielt. Diese Art der Ernährung wurde einige Tage fortgesetzt, wobei der Kranken noch suggerirt wurve, daß sie so krank sei, daß sie gar keine Nahrung zu sich nehmen dürfe, so daß sie auch im wachen Zustande gar nicht darüber erstaunt war, kein Bedürfnis; nach Nahrung zu haben. Endlich, nachdem der Magen sich daran gewöhnt hatte, Speisen bei sich zu behalten, gab man immer weniger Nahrung im hypnotischen Zustande und kleine, sich steigernde Portionen im wachen Zustande, und schließlich war die. Kranke ivirklich geheilt. Sie ißt und behält ihre Nahrung bei sich uno ihre Kräfte nehmen zu. * An einem Stück Brot gestorben. Ans dem Wall fahrtsorte Maria-Tasere wird gemeldet: Unter großer Theil- nahme wurde hier ein blutjunges Mädchen zu Grabe getragen, welches durch oen Genuß eines Stückes neugebackenen Brotes sein Leben eingebüßt. Die 17 jährige Marie Bormuth aß warmes Brot und trank dazu ec» Glas Wasser. Kurze Zeit darauf er krankte sie und starb unter entsetzlichen Schmerzen.
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