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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189907130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990713
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990713
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-13
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.07.1899
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Freiverger Anzeiger nnd Tageblatt. Sette 4. — 13. Juli. 160. Plauen, welcher die erste Anregung zu der Stiftung gegeben hatte, nahm Veranlassung, aus die Bedeutung, welche die Stiftung in der Zukunft für die Heranbildung einer Elitetruppe im Kauf mannsstande haben werde, noch des Näheren Hinzumeisen. Er betonte, daß thatiächlich die jungen Kaufleute vielseitigen Ver suchungen ausgesetzt seien und daß auf die Hebung der Charakter bildung daS vornehmlichste Streben des Deutschen Verbandes für das kaufmännische UnterrichtSwesen mit gerichtet sei. Man i habe dies auch in Leipzig bei der Einweihung der Handelshoch schule betout. In leutseligster Weise unterhielt sich alsdann Se. Majestät mit den Mitgliedern der Deputation und hob wiederholt hervor, wie sympathisch ihm der ganze Gedanke der Stiftung von vornherein erschienen sei. Mit den Worten: „Ich freue mich, mit Ihnen, meine Herren, künftig zusammen arbeiten zu können," wurde di? Deputation in huldvollster Weise ver abschiedet. — Vergiftungen vurch gewöhnlichen Sauerampfer sind, wie Jeder nach seiner eigenen Erfahrung vermuthen dürfte, außerordentliche Seltenheiten, nichtsdestoweniger gehören sie zu den Thatsachen. Neulich berichtete Professor Eichhorst aus Zürich von einem solchen Falle, da ein 12 Jahre alter Knabe Ende April dieses Jahres erkrankte nnd nach Verlauf von 10 Tagen starb. Die Krankheit begann mit Störungen der Verdauungs organe nnd Nierenentzündung, die schon am ersten Tage richtig erkannt wurde, stellenweise trat auch Blutharnen ein. Das Einzige, was über die Ursache der Krankheit sestzustellen war, bestand darin, daß der Knabe am Tage, bevor er krank geworden war, große Mengen von gewöhnlichem Sauerampfer gegessen hatte, die sorgfältigste Nachforschung bei den Angehörigen ver mochte eine andere Ursache nicht ans Licht zu ziehen. In Deutsch land sind, soweit Professor Eichhorst Nachforschungen in der Literatur angestellt hat, solche Vergiftungen bisher nicht ver zeichnet worden, dagegen ist aus England ein tödtiich verlaufener Fall bekannt. Ferner haben französische Thierärzte verschiedentlich tödtliche Vergiftungen von Pferden m Folge übermäßigen Genusses jenes Krautes festgestellt. Unter diesen Umständen scheint es immerhin gerechtfertigt, die möglichen Schäden durch den Genuß von rohem Sauerampfer vor die Oefseutlichkeit zu bringen, zumal die Pflanze bisher allgemein als gänzlich unschuldig betrachtet wird. Selbstverständlich kann sich die Warnung keineswegs aus den Genuß von gekochtem Sauerampfer oder der daraus bereiteten Suppe beziehen. — Gegen Ermüdung auf Fußtouren dürfte folgendes erprobte Rezept allen Wanderlustigen gewiß willkommen sein. Dasselbe gilt sür alle körperlichen Anstrengungen, also auch für Radfahrer, Ruderer, Reiter u. s. w., welche es nach der ersten Probe sicherlich werter enpsehlen werden. Es ist der so viel be spöttelte, von Vielen seines Geruches wegen nicht mit Unrecht gehaßte Knoblauch. Wenn der Spanier sein Gebirge zu er klimmen vor hat, so nimmt er zum Frühstück geröstetes, stark mit Knoblauch beriebenes Weißbrot zu sich. So unangenehm Manchem auch ein solches Frühstück sein mag, so erleichtert es die Beschwerden des Bergsteigens. Warnung vor Kreuzottern. Aus allen Gegenden Deutschlands kommen Meldungen über das überaus zahlreiche Auftreten der Kreuzottern in diesem Jahre. Leider sind auch schon viele Menschen gebissen worden. Ein solcher Fall wird soeberi aus Hamburg berichtet. Danach wurde in der benachbarten Ortschhft Renzel der 15jährige Sohn eines Landmanns zweimal von einer Kreuzotter gebissen. Er hatte sich auf der Wiese zum Schlafen niedergelegt. Die Schlange war ihm in die Hose ge krochen und biß ihn zweimal. Der Vater des Gebissenen schnitt schleunigst die Hose auf und sog das Blut aus; dadurch wurde der Junge gerettet. Lebensgefahr ist nicht mehr vorhanden. Als Mittel gegen Schlangenbiß für Gliedmaßen, die sich um- schnüren lassen, kommt das Abbinden in erster Linie möglichst noch vor dem Aussaugen und Ausbrennen der Wunde in Betracht. In jedem Falle empfehlen sich auch, um der drohenden Herz- Zähmung vorzubeugen, wenn das Schlangengift ins Blut gelangt ist, große Gaben von Alkohol, am besten Cognac, bis zur Trunkenheit. Auch das Erbrechen ist in jeder Weise zu fördern, es stellt eine Selbsthilfe deS Körpers dar, da ein Theil des Schlangengiftes in den Magen ausgeschieden und durch das Erbrechen herausbefördert wird. — Die Avneistnng Ver vom Lande stammenden Mannschaften gegen die Rückkehr in die Landwirthschast hat im abgelaufenen Jahre, wie es in dem Berichte der Sachsen- StiftuNg (ÄrbeitsnachlMsstelle) heißt, noch weiter zugenommen. Die landwirthschaftlichen Stellen wurden geradezu verschmäht, be richtet z. B. der Bezirk Zittau. -l- Berthelsdorf, 12. Juli. Gestern Vormittag scheute das Pferd eines hiesigen Gutsbesitzers unter der Eisenbahn unterführung vor dem Zuge. Das Thier brach die Deichsel weg und raste die Dcrfstraße hinaus. Zum Glück konnte es bald aufgehalten werden. — Nächsten Sonntag hält der Verein „Ge- müthlichkeit" sein diesjähriges Vogelschießen im Bellmannschen Gasthof ab. X Wcigmannsdorf, 11. Juli. Heute Vormittag 7 Uhr ist das den Fäbrikannten Gebrüder Gründig hier gehörige Wohn haus nebst Fabrikgebäude durch Feuer beschädigt worden. Der Brand war im Hvlztrockenrauui entstanden. Neuhausen, 10. Juli. Der seit 45 Jahren bestehende und segensreich wirkende Verein zur Versorgung sittlich verwahr loster Kinder in der Parochie Neuhausen, Seissen und Deutsch neudorf hält nächsten Donnerstag im Erbgerichtsgasthofe zu Neu hausen seine diesjährige Generalversammlung ab. Ans dem Bahnhof Nossen wurde am Montag Nachmittag ein Gärtnereibesitzer aus Riesa, der in der Richtung nach Freiberg eine unternommene Vergnügungstour fortsetzen wollte, vom Hitz- schlag getroffen. Gestern Morgen kehrte bei dem Manne das Bewußtsein zurück. Dieser Tage wurde in Hainsberg ein Geschäftsreisender plötzlich irrsinnig. Er mußte unter Bewachung mittels Wagens in eine Dresdner Anstalt gebracht werden. Hilfsgeistlicher Paul in Neuhausen ist zum Pfarrer für Michelwitz (Ephorie Borna) gewählt worden. Die Berliner Redakteure Jacobey nnd Beyer und derStein- .arbeiter Liemekc, die vom Schöffengericht in DrcsScn wegen Beleidigung der Beamten des Dresdner „Journals" zu 1 und 2 Monaten Gefängniß verurtheilt wurden, haben Berufung eingelegt. Angeregt durch eine Petition aus Kreisen der Handlungs gehilfen in Dresden beschlossen vorKurzem die Stadtverordneten von Dresden, den Rath zu ersuchen, die Ladengeschäftszeit an den S o n n - u n'd F e st tagen, mit Ausnahme der Weih- «nachtszeit nnd der Jahrmarktssonutage, ans die Zeit von früh i/z7 bis '/„9 und von vormittags 11 bis nachmittags 2 Uhr zu beschränken. Der Wohlfahrtspolizeiansschuß empfahl die Aenderung, .der Rath jedoch lehnte jie „im Jntercsfc des kaufenden Publikums und um eine neue Beunruhigung weiter Kreste rn vermeiden" ab. Die gegenwärtig geltenden Bestimmungen sind erst 1894 erlassen worden. Zur Zeit des Frühjahrs und Sommers, ganz besonders aber zur Zeit der Lindenblüthe war früher das Große Gehege bei Dresden der Zielpunkt Tausender von Spaziergängern. Die An agen des Großen Gartens, die Erschließung der Dresdner Haide rc. ind zwar bezüglich ihrer Naturschönheiten mit dem Gehege in Wettbewerb getreten, aber schließlich haben doch die entzückenden Naturbilder, die Ausblicke aus den belebten Stromspiegel und die Jndustriestätten des rechten Elbufers, sowie die herrliche reine Luft der mächtigen Fläche ihr Möglichstes gethan, um dem Gehege wieder größere Menschenmengen zuzuführen. Besonders interessant gestaltet sich jetzt der Bau der Insel, auf welche päter der städtische Schlachthof zu stehen kommen wird und die m nächsten Jahre den Festplatz bei dem XHI. Deutschen Bundes- ichießen abgeben wird. Eine von der Waltherstraße her sich aber einen Theil des Geheges ziehende, auf 25 Pfeilern ruhende Holzbrücke vermittelt den Zugang nach der auf diese Weise ge- chaffenen Insel. In den Kreisen der Leipziger Bürgerschaft werden schon jetzt Vorbereitungen getroffen, um dem Oberbürgermeister vr. Georgi bei seinem Scheiden aus dem Amte nach nunmehriger 25jähriger Wirksamkeit im Nathe besondere Ehrungen darzubringen. Beabsichtigt ist, der verdienstvollen Thätigkeit vr. Georgis auch in äußerer Form ein dauerndes Andenken zu schaffen. Man denkt hierbei an die Ansammlung eines Fonds aus freiwilligen Bei trägen, der ihm zur Verwendung für künstlerische oder kunst gewerbliche Zwecke im Interesse der Stadt zur freien Verfügung gestellt werden soll. Der Kaiser hat dem General-Consul z. D., bisherigen Ge heimen Legationsrath vr. William Gehring in Leipzig, den Charakter als Wirklicher Geheimer Legationsrath mit dem Range der Rähe erster Klasse verliehen. Während der Lotterieziehung vom SchlagH getroffen wurde vorgestern Vormittag kurz nach 9 Uhr im Ziehungssaale der Landeslotterie in Leipzig der Schreiber einer Lotterie-Collection. Um in einer wichtigen Angelegenheit die Entscheidung zu treffen, hatten sich jüngst die beiden städtischen Kollegien in Grimma zu einer gemeinschaftlichen Sitzung vereint. Ein auswärtiger Unternehmer ist gesonnen, in Grimma eine höhere technische Lehranstalt zu gründen. Naturgemäß soll die Stadt, die bei einem guten Gedeihen der Schule großen Nutzen haben wird, auch Opfer bringen. Der Unternehmer verlangt: Ein räumung eines Lehrgebäudes, Heizung, Beleuchtung und Stellung eines Hausmannes, ferner einen baaren Zuschuß, der im ersten Jahre 10000 Mk., im zweiten 6000 Mk. und im dritten bis siebenten je 5000 Mk. zu betragen hat, auf den der Unter nehmer aber verzichten will, wenn eine Schülerzahl von 400 vor handen ist. Vor der Hand würde das jetzige Realschulgebäude, das am 1. Oktober durch Uebersiedelung dieser Schule in das neue Gebäude frei wird, für die technische Lehranstalt genügen. Sobald aber die Schülerzahl während zweier Semester mehr als 150 betragen hat, muß die Stadt ein eigenes Schulgebäude er richten, das sür 400 Schüler einzurichten ist und dessen Kosten mit 200000 Mk. veranschlagt sind; bei Bedarf müßte sich die Stadt zu einem weiteren, 100000 Mk. kostenden Erweiterungs bau entschließen, um für 800 Schüler Raum zu schaffen. Das Gebäude ist mit elektrischer Beleuchtung zu versehen und dem Unternehmer die Entnahme von elektrischer Kraft zum Betriebe seiner Demonstrationsmaschinen zu gestatten. Die Stadtvertreter genehmigten die Errichtung der genannten Lehranstalt im Prinzip und beauftragten den für diese Angelegenheit gewählten Aus schuß mit den weiteren Verhandlungen und Vorlegung des nöthigen Vertrages. Der langjährige Landtagsabgeordnete Karl Crüwell in Annaberg, welcher in diesem Jahre sich gezwungen sah, wegen Krankheit das Mandat niederzulegen, ist im besten Mannesalter gestorben. Mit ihm ist ein Mann aus dem Leben geschieden, der sich hohen Ansehens erfreute nnd sich durch seine Thätigkeit als Abgeordneter um den von ihm vertretenen 19. städtischen Wahlkreis Annaberg-Buchholz sehr verdient gemacht hat. Er ge hörte im Landtag der nationalliberalen Fraktion an und vertrat den Kreis mehrere Wahlperioden hindurch. Der vor einigen Wochen verstorbene Fabrikbesitzer Adler hat für die Stadt Buchholz mehrere Legate gestiftet, deren Gesammt- betrag sich auf 13 000 Mk. beläuft. Der Militärverein I in Reichenbach i. V. hatte vor einiger Zeit aus mehrfachen Gründen eines seiner ältesten Mitglieder aus dem Verein ausgeschlossen. Dabei hat sich der Ausgeschlossene jedoch nicht beruhigt, da ihm ein materieller Nachtheil erwachsen wäre, weil er Jahre lang zu den Sterbe- und anderen Kassen des Vereins gesteuert hat. Er führte Klage gegen den Verein beim königl. Landgericht zu Plauen, das zu Ungunstcn des Vereins entschied, die Ausschließungsgründe als nicht stichhaltig bezeichnete nnd verfügte, daß der Ausgeschlossene in den Listen des Vereins weiterzuführen sei. Im Schlosse Moritzburg werden umfassende Vorbereitungen getroffen, um verschiedene Räume der herrlichen „Dianenburg", wie August der Starke das Jagdschloß zu nennen beliebte, für den im Herbst zu erwartenden Besuch des Königs herzustellen und dieselben wohnlicher zu gestalten. Auch die Königin wird zu gleicher Zeit daselbst auf mehrere Tage erwartet. Kurfürst Moritz begann 1549 den Bau deS Schlosses, der dann 1589 unter Christian I. vollendet wurde. Der sächsische Nimrod, Johann Georg I., ließ die großen Seitenflügel erbauen. Johann Georg III. begann mit der Anlegung der vier runden Thürme, die dem Baue den eigentlichen Schloßcharakter verleihen und Johann Georg IV. vergrößerte das Schloß durch Aufsetzen eines dritten Stockwerkes. Unter den Polenkönigen war Moritzburg der Mittelpunkt der größten Jagdseste. Götteraufzüge, Neptuns feste, Saturns- nnd Dianenfeste, Fackeltänze, Maskenbälle, Ritter spiele, Ningelrennen, Karussells wechselten in bunter Folge mit einander ab. Unter König Johann wurde es still im Burg grafenwalde, wie der Moritzburger Wald früher auch genannt wurde. Erst unter der Negierung König Alberts belebt der langgezogene Ton der Waldhörner die Stille im Waldrevier und fröhliches Jagdgetümmel macht sich bemerkbar, wenn der hohe Herr mit einer erlesenen Gesellschaft dem edlen Waidwerke obliegt. Moritzburg zählt über 200 Zimmer und 4 Prunksäle.. In Gittcrsee bei Dresden ist der erste Roggen bereits ge schnitten worden und in Puppen aufgestellt. Wenn auch die Witterung der letzten Wochen nicht gerade günstig zu nennen, so ist doch die Reife der Halmfrüchte schon weit vorgeschritten. Entgegen dem trostlosen Anblick in der Hanptkirschgegend um Cossebaude-Merbitz tragen in der Allee von Pennrich nach Kestcls- dorf die Kirschbänmc säst überreich. Das leuchtende Roth der Früchte überwiegt vollständig das Grün der Blätter. Es ist dies allerdings eine sehr späte Sorte, die sogenannte spanische oder Blättchcnkirsche, die vom Frost in der Blüthezcit nicht betroffen worden ist. 189» Wie ein Räuberroman aus Sicilien hört sich die Erzählung eines Herrn in Aue (vr. K.) an, der am Sonnabend seiner in Rautenkranz zur Sommerfrische weilenden Gattin einen Besuch abstattete. Abends gegen 6 Uhr befand sich das Ehepaar spazierengehend auf der Straße nach Wilzschaus. Ein abseits mit einer Frauensperson stehender junger Fabrikarbeiter kam plötzlich auf vr. K. in drohender Haltung zu, behauptend, er sei von diesem ausgelacht worden. Kaum hatte sich der insultirte Herr eine derartige Belästigung verbeten, fühlte er sich plötzlich ander Kehle gepackt, wobei der Frechling versuchte, den Angegriffenen zu Boden zu werfen unter dem Rufe: „Einer muß heute noch dran glauben!" Ein mit einer herbeigeholten armdicken Zaun latte auf den Kopf und zwar von hinten abgezielter wuchtiger Hieb glitt, mit dem Regenschirm parirt, am Körper des vr. K. ab. In Folge wohlgemeinten, aber ungeschickten Eingreifens des herbeigeeilten Hauswirths der zur Sommerfrische weilenden Dame, stürzten die beiden Ringenden in den Straßengraben, wobei es I)r. K. gelang, obenauf zu kommen. Im Verein mi seinem Logiswirth verabfolgte er dem rohen Gesellen die ver diente Tracht Prügel, woraus man letzteren liegen ließ. Dieser hatte sich zunächst wie betäubt gestellt, sprang dann aber blitz» schnell in die Höhe und eilte nach seiner nahen Wohnung, aus der er bald darauf, ein langes Schnitzmesser schwingend, wiederum auf der Straße erschien, mehrmals rufend, daß er den „Hund erstechen werde". Für die beiden Eheleute mit ihrem Wirth war unter diesen Umständen die Flucht das Gerathenste. Kaum hatten sie die Thür hinter sich zugeschlagen und verschlossen, so stürmte auch der Kerl heran. Da er seine Absicht vereitelt sah, kühlte er seine Wuth an dem Hause selbst nnd dessen Umgebung. Fenster scheiben, sogar bis hinauf zum Giebel, wurden mit faustgroßen Steinen zerschlagen, mit einer armdicken, ca. 3 Meter langen Stange,stieß er das Fenster des Zimmers, in welchem er sein Opfer vermuthete, durch, die Wasserpumpe wurde demolirt und sonstiger Unfug getrieben. Bei allen diesen und den vorher ge schilderten Vorgängen standen Neugierige zwar genug von ferne; den Unhold aber unschädlich zu machen, getraute sich Niemand, da der mehrfach bestrafte Mensch im ganzen Orte als gewalt- thätig, äußerst rachsüchtig und gemeingefährlich bekannt und ge fürchtet ist. Endlich war der Tobende derart erschöpft, daß er in seine Wohnung zurückkehrte, „um zu schlafen", wie er sagte. Noch am Abend wurde der gewaltthätige Mensch gefesselt an das Amtsgerichtsgefängniß in Auerbach i. V. abgeliesert. Allen, die bei seiner Verhaftung behilflich waren, drohte er mit seiner Rache nach seiner Freilassung. In Bernsvorf b. Chemnitz ging gestern eine Windhose auf, welche ca. 1 Fuhre Heu mit in die Luft nahm. EineWittwe in Hohenstein-Ernstthal wurde verhaftet, da sie verdächtig ist, ihr eigenes Haus angezündet zu haben. Auf eine 60jährige Thätigkeit in ein und derselben Fabrik kann der Arbeiter Friedrich Weiß in Gelenan bei Ehrenfrieders dorf zurückblicken, der während dieser langen Zeit bei der Firma Gebr. Schüller in Venusberg gearbeitet hat. Todt ausgefunden wurde in einem Getreidefelde in Denn heritz bei Meerane eine 52 Jahre alte Frau aus Altenburg. Sieben ihr fand sich eine leere Schnapsflasche vor. Die angestellte Untersuchung ergab als Todesursache Alkoholvergiftung in Folge übermäßigen Branntweingenusses. Die Schule in Grotzhcnncrsvors bei Herrnhut ist ge schlossen worden, weil fast die Hälfte der Schüler an Masern und Scharlach erkrankt ist. Berg- und Hüttenwesen. X In dem Graf Clam-Gallasschen Kalksteinvruche bei Heincrsvorf im Jcschkengebirge ist eine Höhle aufgefunden worden, die in geologischer Hinsicht sehr interessant gestaltet ist. Durch ein manneshoch ausgebrochenes Loch gelangt man in die 6 Meter tiefe Höhle, unter welcher mittels eines engen Ganges erreichbar eine zweite 9 Nieter tiefe Höhle liegt. Beide Höhlen sind keilförmig nach unten zu sich erweiternd, ihre Seitenflächen verschneiden sich oben in einer gemeinsamen Kluftspalte und haben ziemlich geräumige Bodenflächen. Die Kluftspalte, die sich von der unteren Höhle noch weiter in die Tiefe sortsetzt, zeigt in beiden Höhlen zahlreiche kleine Stalaktiten, und die Seitenwände sind mit Tropssteingebilden aller Art überzogen. Die Sohle beider Höhlen ist mit Fclsbrocken bedeckt, die durch Tropfstein überzug mit einander verkittet sind. Mehrfach beobachtet man in den Tropssteinüberzügen Lehmschichten eingcschlossen, und so ist auch der weitere Gang von der zweiten Höhle abwärts durch zähen Lehm abgeschlossen, so daß die Weitcrverfolgung der Kluft in die Tiefe vorläufig noch unmöglich ist. Die Sohle beider Höhlen hat ungefähr die Form eines länglichen Eiprofils, die obere hat einen Querschnitt von 3 bis reichlich 4 Meter, die untere einen solchen von 4 bis 5 Meter. Von wissenschaftlicher Seite wird man dieser interessanten Entdeckung eine eingehende Aufmerksamkeit schenken und jedenfalls einer weiteren Erschließung dieses Höhlengebirges nähertreten. Verschiedenes. * Heute sind es 25 Jahre, daß Fritz Reuter die Augen schloß. Ostern 1874 hatte sich bei ihm ein Herzleiden bemerkbar gemacht. Aus der Terrasse seines Gartens zu Eisenach begrüßte er den letzten Frühling. Als sein treuer Gärtner Möller für ihn eine geschützte Grotte herrichtete, wurden zwei starke Wurzeln einer starken Eiche abgeschnitten. Reuter sagte: „Die Wurzeln sehen mich wie zwei Augen an. Wenn ich hingehe, wird auch die Eiche vergehen." So kam es auch. Als man den Dichter zur letzten Ruhe bettete, entfärbten sich die Blätter der Eiche. Drei Tage noch vor seinem Tode grüßten ihn auf der Terrasse die blühenden Rosen, dann verließ er das Lager nicht mehr. In einer Nacht, als seine liebevoll sorgende Gattin mit ihm allein ivar, fragte er plötzlich: „Lowising, glaubst Du wohl, daß meine Schriften mich überleben werden?" „Ist das Dein Wunsch, mein Fritz?" fragte sie. „O gewiß," sagte er leise, „es wäre doch schön!" Der letzte Lebenstag war ein Sonntag. Träumend schien der Dichter noch einmal seine prächtigste Gestalt, den un vergänglichen Bräsig, vor seinem Geiste zu sehen, wie zum letzten Abschied. Leise hörte man die Worte: „Da bin ich Dich über!" Dann öffnete er die Augen und flüsterte seiner Gattin zu: „Ge denken, gedenken?" Schluchzend küßte sie seine Hand: „Ja, immer in Liebe und mit Dank!" Noch einmal entrang es sich von seinen Lippen: „Friede, Friede, Friede". Dann schlossen sich die Augen. In einer stillen Ecke des Eisenacher Friedhofes ist Fritz Reuter zur letzten Ruhe gebettet. Zweige hängen wir schirmend hernieder, während drüben in ferner Höhe die Wartburg cmporragt. Louise, die seit 1894 ihm zur Seite ruht, hat ihrem Gatten ein schönes Denkmal in italienischer Renaissance errichten lassen. Den Hintergrund bildet die Giebelwand eines griechischen Tempels mit zwei dorischen Säulen. In der Nische steht die von Afinger modellcrte
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