Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189911180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18991118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18991118
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Seite 6-7 in der Vorlage nicht vorhanden.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-18
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.11.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2S9. Melderger Anzeiger und Tageblatt. Seite 4. — 18. November. 189V «- BerschiedeneS. * von der Peft. Eine große Zunahme der Pest in Indien wird dem Londoner Lancet wiederum von sei nem Korrespondenten auS Calcutta angezeigt. Im Oktober betum di« Zahi der Todesfälle an der Pest allein in einer einzi- Ptn Woche nicht weniger als 6727, und noch immer scheint sie ,n der Steigerung begriffen zu sein. In der Präsidentschaft Bombay starben 5812 Menschen. Aber nicht nur die Zahl der Todesfälle, sondern auch die Ausdehnung der Pest nimmt einen iminrr bedrohlicheren Umfang an, sodaß man wirklich gar nicht mehr zu sagen weiß, welchen Ausgang Indien unter diesen Verhältnissen nehmen wird. Es klingt fast wie ein Hohn, daß auf der einen Seite die französischen Aerzte nach ihren Versu chen in Oporto die Pest für überwunden erklären, da daS An twellserum wie es im Pasteur-Institut bereitet werde, einen völligen Schutz und eine sehr weitgehende Aussicht auf Heilung biete, und wenn auf der anderen Seite in Indien an dieser sel ben Krankheit monatlich Zehntausende zu Grund« gehen. Die neueste Eroberung der Pest scheint das Reich deS Nizam zu sein, wo im Oktober schon 592 Todesfälle vorgekommen waren. Auch aus dem Bezirk Saran in Bengalen wird ein schwerer Aus bruch gemeldet. ferner ist das Pendschab von Neuem ergriffen, da in Hoschoarpur kürzlich 6 Pestfälle entdeckt wurden. In der Stadt Bombay ist die allgemeine Sterblichkeit in feder Wo che fast um 300 höher, als sie unter normalen Umständen fein sollte, und die Zahl der Pesterkrankungen wächst belländia. Die Epidemie scheint dort ebensowohl neue Quartiere in Angriff zu nehmen als sich in den alten zu behaupten. Auch die Nach richt von einem plötzlichen Nachlassen der Pest in Poona be stätigt sich nicht, denn man kann von keinem Erlöschen der Epi demie sprechen, wenn allein in der Stadt dieses NamenS noch wöchentlich 20 Fälle eintreten. Und wie es nunmehr mit der Peststatistlk auf dem Lande bestellt ist, beweist der Umstand, daß für den 15. September amtlich kein neuer Fall gemeldet wurde, während in Wahrheit an den zwei Tagen des 15. und 16. September 189 Todesfälle und 163 Erkrankungen statt gefunden hatten. In Calcutta scheint sich eine gewisse Besserung eingestellt zu haben, aber die Ziffer von 30 bis 40 Todesfällen wöchentlich beweist, daß die Epidemie auch dort noch keines wegs verschwunden ist, nach der Meinung unseres Gewährs mannes muß man sich sogar darauf vorbereiten, daß nach erner Zeit verhältnißmäßiger Ruhe ein neuer starker Ausbruch er folgen wird. Allerdings kommt die Schutzimpfung mehr und mehr in Aufnahme, aber die Thatsachen sprechen nicht gerade dafür, daß sie bisher Sonderliches zu leisten im Stande gewe sen ist. (Bekanntlich wird in Indien ein anderes Jmpfverfah- ren angewandt, alZ eS seitens der französischen Aerzte in Opor to der Fall war.) In Bombay haben sogar mehrere Eingebo- renen-Zeitungen ihre Leser und das Publikum ermahnt, sich der Impfung zu unterwerfen. In Heiderabad, der alten Dia mantenstadt, wo die Pest ebenfalls sehr bösartig auftritt, ha ben sich 2000 Menschen impfen lassen und noch weit mehr haben sich zur Impfung gemeldet. Zu besonderem Unglück ist das raiserl. Laboratorium in Muktesar durch einen Brand schwer aeschadiat worden, der alle Apparate und Culturen vernichtet hat. — Der Pestfall in Triest hat verschiedene Mit telmeer-Staaten zu scharfer gesundheitlicher Ueberwachung der Schifffahrt veranlagt, wodurch diese sehr behindert wird. In Konstantinopel ist für Herlünfte auS Bougie und Philippeville in Algerien eine zehntägige Ueberwachung, für diejenigen aus Triest ärztliche Untersuchung angeordnet worden. In Folge der von Griechenland angeordneten Ueberwachung für die H«r- künfte auS Oesterreich-Ungarn wird die Berührung der grie chischen Häfen auf allen von Triest ausgehenden Levantelmien deS österreichischen LlohdL eingestellt. Die Triester Handels kammer beschloß darum, beim Ministerrath dringend Vor stellung zu erheben wegen sofortiger Zurückziehung der von der griechischen Regierung vorgeschriebenen Maßnahmen, da die Thatsachen, aus denen die Maßregel beruhe, übertrieben seien. Ferner soll in der Vorstellung auf den Widerspruch der Maß regel mit den Beschlüssen der m Venedig abaehaltenen Pestkon ferenz hingewiesen werden, da seit dem zuletzt vorgekommenen Pestsalle bereits elf Lage verstrichen seien, und seitdem nichts Verdächtiges vorcckommen sei. Die Handelskammer besch oß gleichzeitig, die Regierung zu ersuchen, ähnliche Maßregeln * tenS anderer Regierungen, namentlich der türkischen den Triester Hertünften gegenüber zu verhindern. * In Komorn (UngarrO wurde Donnerstag in der Moesaer Folterungssache nach sechstägiger Verhandlung das Urtheil gesprochen. Der Stuhlrichter Koloman Szabo wurde zu einer Kerkerstrafe von drei Jahren, der Rechnungsbeamte Gedeon Molnar zu einer Kerkerstrafe von 3^/2 Jahren, Notar Ludwig Goebel zu einem Jahr Gefängniß und der Ortsrichter Ozumyt zu vier Monaten Gefängniß verurtheilt. Sämmtliche Verur- theilte haben Berufung eingelegt. — Der Anklage liegt folgen der Tbatbestand zu Grunde: Aus Anlaß eines Diebstahls von 257 Gulden aus der Kasse des Gemeindehauses in Mücsa ließ Szabü mehrere Leute verhaften, behielt sie drei Wochen in Haft und lieferte sie dann an das Gericht in Komorn ein, mit dem Bemerken, daß sie den Diebstahl gestanden hätten und das ganze Geld zu Stande gebracht sei. Nur ein Beschuldigter, Joseph Kovacs, konnte wegen eiternder Wunden nicht transportirt wer den. In Komorn stellte sich sofort heraus, daß nur ein Verhaf teter, Desidor Lüth, den Diebstahl begangen habe und daß die anderen durch unerhörte Folterungen, Hungersqualen zu fal schen Geständnissen gezwungen worden waren. So war Ko- vacz eine ganze Nacht von 6 Uhr Abends bis 5 Uhr Morgens mit Schlägen auf die Fußsohlen gepeinigt, von Szabo mit den Stiefeln getreten worden. Man hat ihm brennenden Spi ritus unter den blutigen Fußsohlen angezündet und den bren nenden Spiritus auf vie nackten Füße geschüttet. Diese Miß handlungen wurden drei Tage hindurch fortgesetzt, während welcher Kovacz nichts zu essen und zu trinken bekam. Seine Heilung nahm d'ti Monate in Anspruch. Die anderen Häft linge wurden in gleicher Weise mißhandelt. Als die Peiniger beim Prügeln emeS Verhafteten, Bela Kuvaz, müde wurden, zwangen sie — die Frau des Unglücklichen, die Mißhandlungen fortzusetzen. Die Angeklagten leugneten, doch wurde die An klage durch das Zeugenverhör in allen wesentlichen Punkten be- st.ätlgt. In der Verhandlung vom 9. d. Mts. stellten die Gc- richtsärzte fest, daß die schweren Verletzungen der Häftlinge nur von Mißhandlungen herrühren können. Während der Verhandlung vom 10. o. M. wurden die „Amtspersonen" ver nommen. die Kleinrichter, Gendarmen, Gefängnißwärter und Gerichrsdiener, welche den Folterungen beiwohnten oder diese auf Befehl der Angeklagten ausführtcn. Einige von ihnen sind bereits auS diesem Anlässe disciplinarisch bestraft, der Gen- darmerie-Corporal Valko sitzt in Untersuchungshaft und wur de auS der Hast vorgeführt. Trotzdem erklärten alle diese theils mehr, theitt weniger compromittirten „Zeugen", daß sie von nichts wissen und nichts gesehen und gehört haben. Sonnabend, den 11. d. Mts., erschien dann wieder eine Reihe Belastungs zeuge». welche die Anklage bestätigten. Am drastischsten wirktet die Aussage einer Bauernmagd, Anna ScücS, welche erzählte, wie einer der «Aveinigten deS Nachts auf den Hof, wo sie dient, gebracht wurde, weil dort das gestohlene Geld versteckt sein sollte. Sie wurde aus dem Schlafe durch das Wimmern des Gefolterten geweckt und sah, als sie ans Fenster eilte, wie der Ortswächter Ezunyi auf den armen Teufel erbarmungslos mit einem Knüttel dreinschlug. Am 14. wurde daS Bewelsverfah- ren geschloffen. In seinem Plaidoyer beantragte der Staats anwalt die Verurtbeilung der Angeklagten Szabo, Gombal und Czuny lvegen des Verbrechens des Amtsmißbrauches in elf Fällen und des Molnas als Mitschuldigen, ferner Verurthei- lung des Szabo und Molnas wegen Verbrechens der schweren körperlichen Beschädigung, Einschränkung der persönlichen Frei heit und Erpressung. * Eine kleine ManSvergeschichte wird jetzt nachträglich auS Konstanz erzählt: Die 114er, vom obersten Kriegsherrn scherz weis« „Seehasen" genannt, hatten in Gochsheim in Baden längere Zeit im Quartier gelegen und es während dieser Zeit den dortigen Schönen gewaltig angethan. Die darüber erzürnten Burschen deS OrteS hatten nun zur Kirchweih im „Brettener Sonntagsblatt" auswärtige Mädchen mit der Bemerkung einge- loden, die Gochsheimer Schönen sollten sich nur bei den Konstanzern schadlos halten, von denen so viele Liebesbriefe einliesen, daß der Gochsheimer Postbote schon ein Paar Stiefel abgelaufen habe. Selbstverständlich war dieser Akt der Eifersucht alsbald in Konstanz bekannt geworden und vor einigen Tagen erhielt der Briefbote ein geheimnißvolleS Packet. Als er «S öffnete, glänzten ihm ein Paar neue Prachtstiefel entgegen und ein Zettelchen dabei enthielt die Worte: „Gewidmet von de» dankbaren Konstanzer Soldaten." * Im vorigen Jahre starb in Warschau an den Folgen einer Opera.ton eine Frau. Die Leichenschau ergab, daß ärztliche Instrumente in dem Körper der Frau zurückgeblieben waren. DaS Bezirksgericht sprach die der Körperverletzung ange klagten Aerzte Professor Kassinski und Dr. Sollmann frei. Auf die Revision der StaatSamvaltschaft wurde jedoch das Urtheil aufgehoben, und in der zweiten Verhandlung wurde Dr. Soll mann zu einem Verweise und zur Zahlung von 930 Rubel an die Erben der grau verurtheilt. Professor KassinSki wurde aber mals sreigesprocben. * Ein dunkler Punkt in der Kriminalgeschichte Hamburgs ist und bleibt der Fall Breitrück, welcher seiner Zeit ein so un geheures Aussehen machte. Breitrück wurde wegen Lustmordes, verübt an dem 6jährigen Alwin Raczka, vom Schwurgericht Altona zum Tode verurtheilt und trotz seiner Unschuldsbetheuer ungen lange nach der erfolgten Verurtheilung hingerichtet. Als bald darauf der Vater deS Delinquenten nach Holland übersiedelte und dort nach etwa einem Jahre verstarb, verbreitete sich das Gerücht, er, Breitrück sen., habe auf dem Sterbebette den Mord eingestanden, für welchen sein Sohn auf dem Schaffst geblutet habe. Dieses allerdings unkontrollirbore Gerücht ist neuerdings mit Bestimmtheit wieder ausgetaucht. Man nimmt an, daß die im letzten Augenblick sistirte Hinrichtung der zum Tode ver- urtheilten Fischer das Wiederaufleben der fast vergessenen Justiz tragödie angeregt hat. Das Thatsächliche deS Falles Breitrück dürfte allerdings für alle Zeiten unaufgeklärt bleiben. * Ein Bicekonful alS Haupt einer Fälscher- und Betriigerbanve. Vor einigen Tagen wurde der griechische Vicekonsul TheophiladoS in Mecheln nebst seiner Geliebten in Brüssel verhaftet, weil ihm mehrfach« Unterschlagungen zur Last gelegt wurden. Die sehr eifrig betriebene Untersuchung hat nun aber ergeben, daß man mit diesem Vicekonsul Hand auf eine Bande hochgestellter Fälscher gelegt hat, welche in allen euro päischen Hauptstädten mit unerhörter Kühnheit gearbeitet haben. Die letzten Checksälschungen bei der Antwerpener Centrolbank im Betrage von 30000, bei einer Pariser Bank von 150000, bei einer rumänischen Bank von 50000 Franken wurden von dieser Bande verübt, der jener Mechelner Vicekonsul Griechenlands angehörte. Ferner trieb sie Versicherungen zufällig untergehen der Schiffe und Ordensschacher u. s. w. Die belgische Behörde wird TheophiladoS, dessen Helfer namentlich in Antwerpen von der Polizei gesucht werden, wahrscheinlich nach Bukarest aus liefern, wo man bereits alle Fäden dieser fast beispiellosen Be- trugs-Ana-r« in Händen haben soll. Neueste Nachrichten. Wien, 16. November. Die „Wiener Abendpost" stellt fest, daß der Gesundheitszustand der Personen, die mit dem in Triest an der Pest verstorbenen Bootsmann deS türkischen Dampfers „Polis Mytilene" in Berührung gekommen sind, ein vollkommen befriedigender geblieben ist, ein weiterer Pesterkrankungs- oder ein pestverdächtiger Fall ist in Triest nicht vorgekommen. Prag, 16. November. Heute demonstrirten antisemitische und czechische Studenten wiederum gegen Prof. Masaryk, wobei es im Hörsaale des Professors zu einer blutigen Schlägerei kam. Rom, 16. November. Ein schweres Unwetter wüthete heute auf Elba. Mehrere kleine Schiffe scheiterten. Vier Personen kamen um. LonVon, 16. November. Ein Transportschiff mit dem 12. Lancier-Regiment ist in Kapstadt, ein anderes mit Artillerie in Durban angekommen. London, 16. November. Das „Rcutersche Bureau" meldet aus Pretoria vom 9. d. Mts., daß die Regierung von Trans vaal eine Proklamation erlassen habe, nach welcher bestimmte Be amte für den allgemeinen und den militärischen Verwaltungsdienst' sowie für den Schutz von Leben und Eigenthum in den Terri torien ernannt werden, die jetzt von den Truppen Transvaals be setzt sind. In der Proklamation heißt es, daß die englischen Staatsangehörigen durch dieselbe nicht berührt würden. Die Proklamation soll dadurch veranlaßt worden sein, daß in jenen Territorien mehrfach Plünderungen vorgekommen seien. London, 16. November. Die Abendblätter veröffentlichen ein Telegramm aus Pietermaritzburg von gestern früh 9 Uhr, wonach die Buren einen gepanzerten Zug angegriffen haben. Ein Engländer wurde getödtet, 16 verwundet. London, 16. November. Das „Bur. Reuter" meldet aus Estcourt vom 15. d., 2 Uhr 30 Min. nachm.: Am frühen Morgen machte heute ein Panzelzng mit 100 Mann eine Rekvgnoszirung bei Chieveley. Bei Beginn der Rückfahrt er öffneten die Buren, die Artillerieposten in vier Stellungen hatten, das Feuer auf den Zug. Zwei vor der Maschine befindliche Waggons entgleisten und stürzten um. Sobald die Soldaten in dieser Lage dem Feind die Stirn boten, richtete er ein sehr heftiges Feuer gegen die entgleisten Waggons. Diese wurden unter großen Schwierigkeiten wieder ausgerichtet. Als der Weg frei war, fuhr die Maschine zurück. Mehrere Mann wurden getödtet und ver wundet. London, 16. November. Die Volksmenge wird täglich aufgeregter und unwilliger über das vollständige Stillschweigen, welches in Bezug auf die Vorgänge in Südafrika vom Kriegsamt beobachtet wird. Zahlreick)« Gruppen sammeln sich fortwährend! vor dem Kriegsamt und geben in nachdrücklicher Weise ihrem > Unwillen Ausdruck. DaS KriegSamt erklärt, zwar Telegramme erhalten zu haben, dieselben aber aus strategischen Gründen nicht Veröffentlichen zu können. London, 16. November. In Plymouth verlautete heute, daß der Earl Edgecumbe, der Schivager des Kriegsministers, von diesem die Mittheilung vom Tode Jouberts erhielt. JmKriegS- ministerium ist eine solche Meldung bisher nicht auSgegeben worden. - Pari-, 16. November. Deputirtenkammer. Abbs Gay- raud tritt für die Gewissensfreiheit ein und greift die Freimau rer heftig an. Oberst Guerin sucht die Haltung des Generals N4grier zu rechtfertigen. Der Kriegsminister General Galliffet beyrundet wie in der letzten Sitzung die gegen den General NS- arcer ergriffenen Maßregeln und schließt mit der Erklärung daß er bereit sei, dem General Mgrier sein Portefeuille abzu- treten. (Beifall auf der Linken.) Ms Galliffet die Tribune verläßt, werden auf der Rechten und bei den Nationalisten ver schiedene Rufe laut. Nach einer Rede Motte's, welche einen hef tigen Sturm unter den Sozialisten hervorruft, da Motte den Sozialismus angegriffen hatte, besteigt Waldeck-Rousseau die Tribüne und führt aus, wenn die Lage geklärt sein werde, wer de es Zeit sein über die Programme zu berathen; gegenwärtig sei eS noch Pslicht, daß alle Republikaner sich einigen in dem selben Gedanken der Vertheidigung und der Gemeinschaftlich, leit. (Beifall auf der Linken.) Keines der Mitglieder habe, als es in das Kabinet cingetreten fei, daran gedacht, etwas von seinen Ansichten aufzugeben (Beifall); die dringendste Ge fahr sei die antirevolutionare. Die Regierung verlange, daß man über ihre Handlungen und die eingebrachten Gesetzent würfe ein Urtheil fälle. — Am Schluffe ver Sitzung wurdq 5 Tagesordnungen eingebracht, von welchen 3 gegen die Re gierung gerichtet sind. Ministerpräsident Waldeck-Rousseau acceptirt folgende Tagesordnung Merlou: Die Kammer billigt die Handlungen der Regierung. Walter beantragt weiter fol genden Zusatz: „die Handlungen zur Vertheidigung der Revu- blil". Auch diesen Zusatz acceptirt Waldeck-Rousseau. Di Tagesordnung wird dann mit 340 gegen 215 Stimmen ange nommen. (Rufe auf der Linken: Es lebe die Revublik!) PariS, 16. November Die heutigen Abendblätter bringen die Meldung, daß Dreyfus mit seiner Familie heute in Gens eingetrofsen sei. Durban, 16. November. Der „Natal Mercury" veröffent licht Einzelheiten über den Angriff auf den gepanzerten Zug bei Estcourt, welche besagen, daß die Buren mit Maximgeschütze» und zwei Neunpsündern das Feuer eröffneten. Das Feuer war so heftig, daß die Telegraphendrähte und Telegraphenstangen niedergeworfen wurden. Die Dublin-Füsiliere und die Durban- Infanterie warfen den Feind drei Mal zurück, aber daS un gestüme Gewehr- und Artillerrefeuer war zu überwältigend für die kleine Abtheilung, die anfänglich auch dadurch litt, daß mehrere Eisenbahnwagen umgestürzt wurden, wobei verschiedene Mann schwere Verletzungen erlitten. Durban, 16. November. Einer Depesche des „Natal Adver- tiser" aus Estcourt zufolge hätten die Buren die Schienen auf- gerissen, sodann den Panzerzug angegriffen und zwei Wagen um gestürzt. Die in den beiden Wagen befindlichen Mannschaften wurden herauSgeschleudert. Die Buren eröffneten sodann Geschütz- und Gewehrfeuer. Während die Buren mit der Zerstörung des EisenbahnzugeS beschäftigt waren, schickten sie Patrouillen vor, die mit den Feldwachen wenige Meilen von Estcourt Schüsse wechselten. Durban, 13. November. („Reuters Bureau.") Ein« Be stätigung deS Gerüchts vom Tode deS Generals Joubert ist hier biShrr nicht eingegangen. Estcourt, 13. November. Die Buren zerstörten die Eiseu bahn, an einem Punkte ungefähr 4 Meilen südlich von Colenso. Man glaubt, daß die Wiederherstellung der Linie bald möglich sein werde. Estcourt, 16. November. (Reuter-Meldung vom 1O.Nov.) 23 Mann Infanterie, die sich in einem Rekognoszirungszuge be fanden, werden vermißt. Von einer halben Kompagnie Dublin füsiliere, die sich gleichfalls im Zuge befanden, sind nur 15 zurück gekehrt. Ein 7zölliges Schiffsgeschütz wurde, nachdem es dreimal gefeuert hatte, von der feindlichen Artillerie zerschmettert. Auch die Lokomotive wurde beschädigt. Estcourt, 16. November. (Reuter-Meldung.) Ein heute früh ausgesahrener Rother Kreuz-Zug wollte Todte und Ver wundete aufsammeln; derselbe kehrte Abends zurück. Der leitende Arzt erklärte, eS sei ihm mißlungen, seine Aufgabe zu erfüllen, da die Buren ihm mittheilten, sein Gesuch werde, da Joubert weit weg sei, erst am anderen Morgen beantwortet werden. Bombay, 16. November. Ein russisches Kanonenboot ist von hier nach dem persischen Meerbusen abgegangen. Der englische Kreuzer „Pomene" ist gleichfalls dahin von Aden ab gegangen. Der Kreuzer „Melpomene" ist bereits im persischen Meerbusen stationirt. Eigene Drahtberichte. Mach Schluh der Redaktion eingrgangen Dresden, 17. November. Der König trifft mit dem Prinzen von Orleans heute Abend wieder m Villa Strehlen eim Dresden, 17. November. Mit der Führung der Geschäfte eines königlichen Oberstallmeisters an Stelle des verstorbenen Oberstallmeisters v. Ehrenstein ist der Kommandeur der zweite» Kavalleriebrigade, Generalmajor Haugk, vom König beauftragt worden. Dresden, 17. November. Landtag. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer gelangte die Interpellation des Abg. vr. Schill-Leipzig, die Auslegung einer Bestimmung der Revidirten Städteordnung betreffend, zur Verhandlung. Staats minister v. Metzsch konstatirt, daß über die Auslegung der frag lichen Bestimmungen der Revidirten Städteordnung an sich voll ständige Uebereinstimmung zwischen den Herren Interpellanten und der Staatsregierung vorliege, vor Allem sei richtig, daß in früherer Zeit seitens des Ministeriums des Junern eine Anschauung zum Ansdruck gebracht worden sei, die nicht vollständig harmonitt mit der jetzt beliebten Handhabnng. Es stehe unzweifelhaft fest, daß ein Mitglied auszuscheiden hat, wenn Umstände eintreten, welche dessen Wahlberechtigung und Wählbarkeit ausschließen, ebenso stehe fest, daß, wenn der Umstand, dnrch den daS betr. Mitglied derGemeindevertretung seinesAmtesverlnstig gehe, esnicht auchohiie Weiteres, wenn dieser Unistand sich erledigt, seine Stimmberechtigung wieder erhält und seine Wählbarkeit in die betr. Körperschaft erlangt. Es könne vielmehr nnr auf dem Wege einer Neuwahl wieder in diese Körperschaft eingesührt werden. Wttvpark-rtation, 17. November. Der Kaiser und die Kaiserin mit den Prinzen August Wilhelm und Osku traten heute früh 8 Uhr die Reise zunächst nach Kiel au.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)