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nnd A'lliu'ßloft «dl und Tageblatt SL Jahrgcmg. j 1«S9 H 269 lU Freiberg/ am 15. November 1899. «re, sk.». l« dem tief- Freiberg. g Pfg»' Inserate werden bi» Vormittag» 11 Uhr angenommen. Preis für die Spaltzeile IS Psg. Außerhalb de» Landgericht»bezirk» IS Pfg. SS wlrd hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß heute der Sattlermeister I'«u» »«nix in Wegefarlh worden"^** elend" Trichinenschauer für FreibergSv-rf und Friedeburg verpflichtet mraut Gsie", »upt. Königliche Amt-Hauptmannschaft. Nr. 8t«1i»«rt. Bram^ Li- urg. i« d» zner in S*' ^nitleru -aFktib«* iß: tk. se Anzci,' iiberg» md l «MM», i Dogcart von Rasst, und ertheili he. vamtlü Amtsblatt für die königlichen und stiidtischcn Behörden zu Freiberg und Brand Verantwortliche Lettuug der Redaktion: Georg vnrkhordt. > Verluste rau .Sieb« Rah «nb sten Ruhe , überau« uck, sowie che sie in heit ver ein Dank, r. Hilbig, a erhalten Schütze«' chöne Ge ben, Dank : für die ! auch für he sie i« rstorbene, ;ben gern n Fuhr ich. LeiP >br. 188^ rterlaß. ickermstr. Erscheint jeden Wochentag Abend» >/,- Uhr für den Sonnabend, den 18. November peditton f» gelangen »rack. derln^i^ m kann °A lhml « Bekanntmachung. ES wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht daß auf Beschluß der Sparkassen-Der« waltung mit Genehmigung der Königl. Amtshauptmannschast zu Freiberg der Zinsfuß für Ein lagen von S auf °/o vom 1. Januar 1900 erhöht werden soll. Die Sparkasse der Parochie zu Niederschöna. Großmülhige: „Wir wallen unsere Söhne ermannt haben, daß sie bei der wahren Religio» deS heiligen Evangelii dr» alte« und deS neuen Testamentes und der AugSburgischen Konfession bleiben wollen und sich davon in keinem Wegk nicht lassen ab wenden." In seinem Lande ist im Laufe der Zeit manches ander geworden und — auch in seinem Hause. Für eine hessische Prinzessin ward in der Residenz Darmstadt in diesem Jahre eine griechisch-katholische Kapelle gebaut. Am 8. Oktober wurde sie mit allem Pomp unter Aufbietung vieler Soldaten in Gegenwart des russischen Kaiserpaares eingeweiht. Bei der Ver öffentlichung des Programms dieserFeierliwkeit thelltendie Zeitungen mit, daß an der Prozession um die Kapelle nur die „allerhöchsten und höchsten Herrschaften" theilnehmen würden. Am folgenden Tage wurde diese Mitthoilung von einem Blatte, dem die Be theiligung eines doch noch evangelischen Nachkommen» Philipp» des Großmüthigen, und dazu des LandesbischosS der evangelische« Kirche in Hessen, unmöglich schien, dahin berichtigt, eS würdon selbstverständlich nur die griechisch-katholischen Herrschaften an der Prozession theilnehmen. Wie sehr hat daS Blatt sich geirrt! Was sofort nach der Feierlichkeit als ein unglaubliches Gerücht die Stadt durchschwirrte, das zeigen offen für jedermann die in vielen Kunst- und Buchhandlungen Darmstadts ausgestellte« photographischen Aufnahmen der Prozession durch die Firme» Pöllot u. Magnus, deren größtes Format am Sonnabend vor dem ReformationSsest in einem Geschäft als Erkerschmuck ver wendet wurde. Nach dem Fest war eS wieder verschwunden. Ob der Aussteller selber eS gefühlt hat, wie sehr das religiös« Em pfinden der evangelischen Bewohner der hessischen Residenz durch dieses Bild verletzt wurde? Denn waS zeigt es? Hinter den Priestern und Erzpriestern schreiten die Fürstinnen, die bei ihrer Heirath zur griechisch-katholischen Kirche übergetretene ruffische Kaiserin und die — soviel wir wissen — noch evangelische Groß herzogin von Hessen, dann kommt neben dem russische« Kaiser unser Landesfürst, in der Hand die brennende Kerze! Nicht genug damit; als die evangelische Einwohnerschaft am Reformationsfest sich zu ihren Gotteshäusern ausmachte, da begegnete ihr das Fürstenpaar auf der Fahrt zur griechisch- katholischen Kapelle, dort den Gottesdienst zu besuchen. Der Großherzog hatte sich zur Hofklrche anmelden lassen und suhr doch an ihr und dem Denkmal seines Ahnen Philipp vorbei. Ma« wird begreisen, daß das evangelische Bewußtsein durch solche Vor gänge verwundet ist. Der in Kamerun gefalleneLeutnant von Quei- war erst 27 Jahre alt; er war der einzige Sohn des konser vativen Abg. von Queis (Sensburg-Ortelsburg). Leutnant von Queis gehörte früher dem Dragoner-Regiment Nr. 10 in AUcnstein an und war im September v. I. mit Herrn von Car« nap-Quernheimb ausgereist, um sich unabhängig m der Kolonial« politil zu bethätigen. Vor etwa sechs Monaten war ihm die Leitung der Station Rio del Rey übertragen worden. Der Fall Hoensbroech hat gestern daS Schöffenge richt des königlichen Amtsgerichts zu Halle beschäftigt. Im Dezemberheft 1898 der „Deutsch.-Evang. Blätter" erschien ein von dem Vorstandsmitglied des Evangelischen Bundes, Pro fessor 1>. lüeol. Beyschlag (Halle) verfaßter, von diesem auch mit voller Namensunterschrift gezeichneter Aufsatz mit der Ue« berschrift: „Der Fall Hoensbroech". In diesem behauptet der Verfasser: Graf Hoensbroech, der 13 Jahre dem Jesuitenorden angehört habe, sei bei der bekannten HeirathsvermittelungS« Angelegenheit das Opfer einer Jntrigue gewesen. „Graf Hoens broech ist nach seinem Austritt aus dem Jesuitenorden noch Jahr und Tag Katholik gewesen, er konnte also noch priester liche Funktionen verwalten. Danach ist eS möglich, daß ihm noch m dieser Zeit unter dem Beichtsiegel ein Geständniß ge« macht worden sei. Graf Hoensbroech ist am 13. Januar 1895 zur evangelischen Kirche übergetreten, das bekannte HeirsthS« inserat datirt aber bereits vom 19. September 1894. Wie wen» vor diesem Datum ihm unter Beichtsiegel ein Anschlag ver- rathen worden wäre, um ihn in den Versuch »iner Gegenmine zu verlocken und ihm zugleich für seine nothwendtg werdende Rechtfertigung den Mund zu verschließen. Zu jenem vorevan gelischen Erlebnisse hat also die HeirathsvermittelungSgeschichte gehört." Professor II. Beyschlag führt alsdann weiter auL: „Der Heiratsvermittler ist von Hintermännern, denen daran gelegen war, den Grafen Hoensbroech auf den Weg zu locken, auf dem man ihn moralisch todt machen könne, veranlaßt wor den, dem Grafen Hoensbroech seine Dienste anzubieten. Die ser ist, in der Hoffnung, die Hintermänner dadurch fassen zu können, auf den Vorschlag des HeirathsvermittlcrS, ihm eine reiche Frau verschaffen zu wollen, scheinbar eingegangen. Da» frivole Zeitungsinserat hat der HeirathSvermittler v. Pokorny verfaßt. Das ganze Gepräge des Inserats widerspricht dem Charakter, der Bildung und der Denkart deS Grafen Hoens broech Letzterer hat dem Vermittler offenbar freie Hand ge lassen, da es ihm auf etwas Anderes als auf das Resultat an« kam. Bekanntlich hat Graf Hoensbroech den dem HeirathS vermittler gegebenen Auftrag lehr bald wieder zurückgezogen. Seine Frau hat Garf Hoensbroech nicht durch einen Hei« rathsvermittler kennen gelernt. Der Mann, der den Grafen Hoensbroech in daS HauL feine» Schwiegervater» eingeführt Politische Umschau. Freiberg, den 17. November. Ein englisches Blatt meldet: Der deutsche Kaiser bringe als Geschenk für die Königin Viktoria em künstlerisch aus- ! geführtes Prachtexemplar seiner „Oberon "-Bearbeitung mit. (Es ! handelt sich dabei offenbar um die auf Veranlassung des Kaisers durch einen Kapellmeister deS Wiesbadener Hostheaters hergestellte Bearbeitung der Weberschen Partitur, zu welcher Major Laufs beauftragt ist, auch den Text umzuarbeiten. Der Kaiser hat sich die musikalische Bearbeitung bei seinem letzten Aufenthalt in Liebenberg vorführen lassen.) Die Kaiserin hat das herkömmliche Glückwunschschreiben der Berliner Stadtverordnetenversammlung zu ihrem Geburts tag diesmal durch ihren Oberhofmeister Freiherrn von Mirbach in einem Schreiben beantworten lassen, welches der Ver tretung der Berliner Bürgerschaft in Betreff ihrer Haltung in der Frage der Kirchenbaulast und aus Anlaß von Bibelcitaten deS Stadtverordneten Dr. Preuß in einer der letzten Stadt verordnetensitzungen eine ernste Rüge ertkeilt. Das Schreiben lautet wörtlich: „Kabinett Ihrer Majestät der Kai serin und Königin. Potsdam, den 6. November 1899. An den Stadtveroronetenvorsteher Herrn Dr. Langerhans, Hoch wohlgeboren. B- rlin. Ihre Majestät die Kaiserin und Köni gin hat zu Allerhöchst Ihrem Geburtstage die Glückwünsche der Stadtverordneten erhalten und mich allergnädigst beauftragt, Euer Hochwohlgeboren zu ersuchen, Allerhöchst Ihren Dank zu übermitteln. Wrnn die Stadtverordneten in ihrem Schreiben der Freude und dem Danke Ausoruck geben, daß Ihre Majestät im Dienst der werlthätigen Liebe das Gute und Edle fördern konnte, so weiß doch Ihre Majestät, daß die Erfolge nicht er reicht worden waren ohne die vielseitige Unterstützung zahlreicher treuer Bürger, Frauen und Jungfrauen weiter Kreise Berlins, durch deren opferbereite Thätigkeit außer reicher Hilfe für Arme, Kranke und Nothleidende, sich auch die kirchliche und seel sorgerische Versorgung der großen Massengemeinden günstiger zu gestalten begonnen hat. Um so schmerzticher sind aber Ihre Maiestät davon berührt, daß der durch die entgegenkommende und versöhnliche Haltung der kirchlichen Behörden und des Ma gistrats zum Segen der Einwohner endlich angebahnte Aus gleich zur Beseitigung der zwischen ihnen seit vielen Jahren be stehenden kirchlichen Schwierigkeiten von einem großen Theil der Stadtverordneten nicht gefordert, sondern verhindert worden ist. Auch hat Ihre Majestät mit tiefem Schmerze davon Kennt- niß genommen, daß vor Kurzem in Ew. Hochwohlgeboren Ab wesenheit in der Stadtverordnetenversammlung ein Lehrer der königlichen Unimrsität, ohne in gebührender Weise zurückge wiesen zu werden, heilige evangelische und biblische Trostworte in einer Weise zum Spott benutzte, welche jede Sitte, vor Allem aber das christliche Gefühl auf das Tiefste verletzen mußte. Ihre Majestät hoffen, daß es mit der Zeit den guten und treuen Ele menten gelingen werde, neben der Förderung des äußeren Blühens und Gedeihens auch an den vielen tiefen, inneren Schä den, an denen die Reichshauptstadt krankt, die versöhnende und bessernde Hand mit Erfolg anzulegen. Auf Allerhöchsten Be fehl Frhr. v. Mirbach." Dr. Moritz Busch ist, wie drahtlich schon gemeldet, am Donnerstag in Leipzig im Alter von 78 Jahren gestorben. Moritz Busch war lange Jahre hindurch der Leibjournalist des Fürsten Bismarck, nutzte aber diese Beziehungen gleichzeitig im äutzcrsten Maße für sich geschäftlich aus. Am meisten Verbreitung hat gefunden das Buch „Fürst Bismarck und seine Leute", welches den Aufenthalt des Reichskanzlers und dessen Umgebung während des Krieges von 1870—71 beschrieb. Bald nach dem Tode des Fürsten Bismarck veröffentlichte Moritz Busch „Tagebuchblätter" über Aeußerungen deS Altreichskanzlers zuerst in einer englischen, dann unter Ausmerzung besonder» anstößiger Stellen in einer deutschen Ausgabe. Diese Veröffentlichungen, welche bis 1892 reichen, enthalten grobe Indiskretionen sondergleichen. Der „Reichsanzeiger" meldet: Der bisherige Direktor im Reichsschatzamt v. Körner wurde unter Verleihung des Charakters eines Wirkt. Geh. LegationsratheS zum Direktor im Auswärtigen Amt und der württembergische Ministerialdirektor Fischer zum Direktor im Reichsschatzamt ernannt. Den Reichstagsmitgliedern ist die Statistik der deutschen Reichspost- und Telegraphenverwaltung fürvasKalender- jahr 1898 zugegangen. Danach hat sich die Zahl der Post anstalten um etwa 600, die de: Poübriefkästen um 2500, bieder Beamten um 6000, die der beförderten Postsendungen um über 200 Millionen, die der beförderten Telegramme um 2 250 000, die der vermittelten Ferngespräche um über 20 Mill, vermehrt. Das Gesammtgewicht der durch die Post beförderten Packereien hat sich um fast 32 Millionen Kilogramm gesteigert; die Ge- sammteinnahmen sind gestiegen von rund 324 Mill. Mark auf rund 349 Nkll. Mark, die Gesammtausgaben von 291 Mill. Mark auf über 311 Mill. Mark. Auffällig ist, daß der Gesammt- werth der durch die Post vermittelten Geld- und Werthsendungen sich von 26 650 Mill, vermindert hat aus 23 149 Mill. Mark. Au» Darmstadt wird der „Rhein.-Westf.Ztg." geschrieben: I« seinem Testamente vom 5. April 1562 sagt Philipp der Aas dm Reichstage. nü. Berlin, 16. November 1899. _ Die Berathung deS PostgesetzeS geht sehr langsam vorwärts. Der Reichstag hat, scheint es, keine große Eile, um zu den auf- regenden Debatten über die Zuchthausvorlage zu kommen, die sich unmittelbar an die Erledigung der Post- und Fernsprech-Vor- lagen anschließen sollen. Heute machten die Reichsboten sogar zu verhältnißmäßig früher Stunde Feierabend, nachdem sie nur den zweiten und dritten Artikel des PostgesetzeS absolvirt hatten. Diese beiden Artikel haben für die Großstädte ein recht be deutende», unmittelbares Interesse. Denn sie sind eS, die den theilweise gut florirenden und auch tüchtige Leistungen auf weisenden Pnvatposten daS Lebenslicht ausblasen sollen. Das Postregal für verschlossene Briefe, das bisher sich auf Sendungen, deren Aufgeber und Empfänger innerhalb desselben Gemeindc- bczirkeS wohnen, nicht bezogen hatte, soll nun auch auf diese ausgedehnt werden; und da hiermit den Privatposten derLebens- saden so wie so abgeschnitten wird, ging die Kommission gleich so weit, m ihrem Anträge Anstalten zur gewerbsmäßigen Ein sammlung, Beförderung und Vertheilung von unverschlossenen Briesen, Karten, Drucksachen und Waarenproben, die mit der Aufschrift bestimmter Empfänger versehen sind, vom 1. April 1900 ab gänzlich zu verbieten, während die Regierungsvorlage den Betrieb solcher Anstalten von der Erlaubniß der höchsten Behörde abhängig machen wollte. Gegen die Erweiterung deS Postregals richtete sich rin prinzipieller Widerstand nur von den freisinnigen Bänken her. Allerdings fehlte ihm der richtige Elan, da an dem Schicksal der Privatposten doch nicht» mehr zu ändern war, und so gestalteten sich die Reden der Herren vr. Müller-Sagan (fr. Vpt.) und vr. Pachnicke (fr. Vgg.) weniger zu scharfen Kampskundgebungen, als zu elegischen Nachrufen und Leichenreden, in denen die vorzüg lichen Leistungen der Privatposten hcrvorgehoben wurden, denen eS in erster Linie gedankt werden müsse, wenn die Reichspost maschine nicht eingerostet sei. Nur einmal versuchte vr. Müller, durch einen flammenden Appell nach links wenigstens auch die Sozialdemokraten mit in die Opposition hineinzureißen, sie an ihre Abstimmung beim Bankgesetz erinnernd. Vergebens! Die Sozialdemokraten waren heute vollständig Regierungspartei, und Abg. Singer hielt sogar eine, wenn auch Schanden halber mit einigen Wenn und Aber verbrämte Lobrede aus den Staats- sekrctär v. Podbielski, der immerhin versucht habe, mit dem alten Schlendrian aus einigen Gebieten zu brechen, und dem er durch die Ausdehnung deS Postregals Gelegenheit geben wolle, noch bessere Verhältnisse zu schaffen, namentlich in Bezug aus die materielle Lage der Unterbeamten, die ja übrigens auch jetzt schon bei der Reichspost beträchtlich besser gewesen sei als bei den Privatposten. ' Nur ein kleiner Theil de» Zentrums unter Führung des Abg. Rintelen kam dem freisinnigen Standpunkte durch einen eigenen, aber ganz unpraktischen Antrag etwas entgegen. Der überwiegende Theil des Zentrums, und ebenso Vr. Oertel- Freiberg im Namen der Rechten, stellten sich ganz auf den Boden der Regalerweiterung, und so wurde diese denn auch mit großer Mehrheit beschlossen. Im Laufe der Debatte hatte der Staatssekretär noch die erfreuliche Versicherung abgegeben, daß die zu erwartenden Ueberschüsse zu Verkehrserleichterungen benutzt werden sollen, eine Aeußerung, auf der ihn Abg. Singer (soz.) sofort festnagelte. Eine Bestimmung, die die Verwendung expresser Boten weiter «inschränken wollte, wurde nach dem Anträge der Kommission gestrichen, nachdem Abg. Dasbach (Z.) vergebens eine andere Formulirung versucht hatte. Es bleibt also in dieser Beziehung bei den bisherigen Bestimmungen. Dagegen haben die Sozial demokraten wiederum einen kleinen parlamentarischen Erfolg zu verzeichnen, insofern, als gegen die Stimmen der Rechten ihr Antrag angenommen wurde, die Beförderung von unverschlossenen politischen Zeitungen innerhalb der Gemeindegrenzen eines Orts, insbesondere auch, wenn sie durch die Post dorthin befördert wurden, jedermann zu gestatten. Dagegen fand ihr weiterer Antrag, mit Bezug hierauf die einzelstaatlichen Sonntagsruhen außer Kraft zu setzen, nur bei den Freisinnigen Unterstützung und wurde daher abgelehnt. Den unmittelbaren Anlaß zu dem Anträge hatte ein Einzelfall in Mecklenburg gegeben, über den viel hin und her geredet wurde, der aber die weitere Oefsentlich- keit nicht besonders interessirt. Es handelt sich dabei um ein von Dr. Herzfeld (soz.) als parteiisch bezeichnetes Vorgehen der Reichspostverwaltung gegen das in Rostock erscheinende sozial demokratische Organ. Der Staatssekretär stellte jede Parteinahme entschieden in Abrede und stellte die Sache lediglich al» eine Rechtsfrage dar, die inzwischen in erster Instanz zu Ungunsten der Postverwaltung entschieden worden ist. Abg. Singer, der Herrn v. Podbielski eben gelobt hatte, ging ihm in dieser Angelegenbeit scharf zu Leibe, in der er sich in der „Pose eines Biedermannes" hinstelle. Der Präsident glaubte aus der Phrase einen Zweifel daran herausznhören, daß der Staatssekretär wirklich ein Bieder mann sei und ries den Redner zur Ordnung. Morgen Fort setzung der Debatte.