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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189910133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18991013
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18991013
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-13
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.10.1899
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Weilage zum Areiberger Anzeiger und Tageblatt VN» er 18SS F 239 Freitag, den 13. Oktober X« >erg. (t. Foltsexung.) (Nachdruck verboten). Shauchmr, W u» r»«««i m neuen Eine sehr eger: )of-Tal«, l sLmMch, lene«. ortmunv. nttag S Uhr >s dar zgi n. rmeister. Meiden M ung) btsk°jt D. V. authentischen Zweig des Hauses Bonaparte. * Eine Szene vor dem Traualtar. 'gehören ad« irstaud. Irs , Ritter- WlnhemdonntMkllts su 18 Uz. beginnen mit jeder Sonntagsnummer und müssen daher bei den bekannten Ausgabestellen in Stadt und Land spätestens bis Ireitag Abend bestellt werden. für die MH bt» spachtel'! Sxpeatlion me gelanz««^ i «bdruck. Nnm d«A«E Ta«en kann »A uschrift"^ n dir ErptdiM m Thill <m °» Verschiedenes. * Der immerhin ungewöhnliche Fall, daß ein König seine Erholungsreise benutzt, um seine bürgerlichen Verwandten zu besuchen, hat sich vor Kurzem ereignet. König Oskar von Schweden, auf seinem „Sommerurlaub" begriffen, der in der That einen solchen für den Herrscher bedeutet, da verfassungs mäßig ein skandinavischer König vom Auslande aus nichtregiereu darf, hat in Frankreich, in Pau, einen entfernten Vetter, einen Lithographen Bernadotte empfangen, und auch in Marseille lebt eine Anzahl bürgerlicher Verwandten, da des Königs Groß mutter väterlicherseits eine Marseiller Kaufmannstochter war. Nach der Verwandlung des ehemaligen Sergeant-Majors Jean Baptiste Jules Bernadotte in einen König Karl XlV. von Schweden darf diese seltsame Erscheinung nicht Wunder nehmen. Ein nicht minder interessanter Fall, der auf ähnlichen Voraus setzungen beruht, spielt sich zur Zeit in Norddeutschland ab, wo sich eine bürgerliche amerikanische Dame, welche mit voller Be rechtigung den Namen Bonaparte führt, zum Besuch der alten Welt aufhält. Napoleons I. jüngster Bruder, der nachmalige König von Westfalen, kam, 18 Jahre alt, als Schisisleutnant nach Nordamerika und heirathete in Baltimore die Kaufmanns tochter Elisabeth Patterson, mit der er zwei Jahre lebte, und in deren Begleitung er nach Frankreich zurückkehrte, wo auf Befehl seines Bruders die Ehe für ungiltig erklärt und die Gattin zu nächst nach England, dann nach Amerika zurückzureisen veranlaßt wurde. Drei Monate nach der Trennung von ihrem Manne schenkte sie einem Sohne, Jerome Bonaparte-Patterson, das Leben, welcher bei seinem späteren vorübergehenden Aufenthalt in Frankreich durch seine Aehnlichkeit mit Napoleon großes Auf sehen erregte. Er starb 1870 in Baltimore und hinterließ zwei Söhne, Jerome und Charles Napoleon, von denen der ältere, welcher als französischer Offizier den Krimfeldzug mitmachte, den ihm von Napoleon lll. angebotenen Herzogstitel ausschlug. Die amerikanischen Bonapartes, denen die zur Zeit sich in Deutsch land aushaltende Dame angehört, bilden demnach den dritten Der Schmied von Pirk. Erzählung aus der Oberpfalz von Jos. Baierlein. ig unseres i, de« Hem rlkllrted Sner, er nttag 3 Uhr «prüfte« flenen. edeburg, sik Sagner in SH Buchdruckern uckisch ingr« chluß: «r. resse: AuM« doch nicht zu, dem Burschen deshalb ein gutes Wort zu geben. Im nämlichen hochmüthig barschen Ton wie früher sagte er da her: „Du bist ja ein Hitziger! Ein Rabiater bist Du und hast ein Maulwerk wie ein Karfreitagsratschen! Steck' den Gro schen wieder ein; der Pinkus von Pirk wird ihn leicht noch brauchen können!" Da drehte sich der Schmied, der schon die Klinke der Thüre in der Hand hielt, noch einmal um. „Wenn ich's Dir nicht g'sagt haben soll't, so hörst Du's jetzt: Gottfried Federspiel heiß' ich, und nicht „Pinkus". Ich verbitt' mir den Namen für alle Zukunft!" „Ob Du Dir denselbigen Namen verbitt'st oder nicht", höhnte der Bauer, „das bleibt jetzt schon alles eins. Wer in Pirk das Häusl Nummero 15 hat, der ist unser „Pinkus"; da beißt die Maus der Katz' keinen Faden ab." Ueber das Gesicht des Schmiedes flog eine dunkle, zornige Röthe. Der Mann, dem er das einzige Kind, das ohne seinDa- zwischentreten vielleicht dem Tode verfallen gewesen wäre, ge rettet hatte, fand dafür kein Wort des Dankes —, im Gegen theil, er verhöhnte ihn. Aber Gottfried Federspiel wußte sich zu bemeistern; er antwortete nur ganz ruhig: „Nun, es ist noch nicht aller Tage Abend, 's kommt etwa auch eine Zeit, wo ich Dir einen Namen geb', der Dir nicht paßt, und doch wirst Du denselben hinnehmen müssen, ob Dir's recht ist oder nicht." Wahrscheinlich hatte der Schmied bei diesen Worten gar keinen konkreten Fall im Auge; vielleicht ließ er sich nur von einer unklaren, vagen Vorstellung bestimmen, sie auszusprechen, oder, ohne überhaupt etwas dabei zu denken, von dem Wunsche, dem Vorsteher keine Antwort schuldig zu bleiben. Der letztere aber, ohnehin aufgeregt und im Bewußtsein, daß er im Redegefecht mit dem jungen Mann den kürzeren ge zogen, faßte die Sache schief auf und suchte die erhaltene Scharte mittels saftiger Grobheiten auszuwetzen. „Was?" schrie er, „drohen willst mir? So ein reing'schnei- ter, auf der Wassersuppen herg'schwommener „Binges" will mir, dem Christoph Hierlinger, dem Vorsteher von Pirk, einen Ueber- namen anhängen? Nein, Bingges! Das bist Du niemals nicht im Stand! — Jetzt wird's aber wirklich Zeit, daß Du g'schwind mein Haus mit dem Rucken*) anschaust, sonst weis ich Dir, wo der Zimmermann das Loch g'macht hat für so Kra- wadn,**) wie Du einer von den allerfrechsten bist." (Fortsetzung folgt.) Der Schmied ging zur Ofenbank, ergriff sein Bündel und "^ses sich auf den Rücken; dann schritt er der Stubcnthür zu. . V"^her xrMMöh verblüfft über die ihm gewor- °ene Abfertigung. So mit ihm zu sprechen, hatte noch kein ^Mauer gewagt, geschweige denn einer der vielen „Pinkus", - "?ch und nach unsicher gemacht. Er sah ein, daß er iwas erwidern mußte, wenn er diesem jungen Schmied gegen- Mr seine Autorität nicht schon beim ersten Zusammentreffen Mußen wollte, und obwohl er fühlte, daß er ihm seiner Toch- mjaßt 10 n wegen tief verpflichtet war, ließ es der bayerische Dünkel Aber der Korbflechter wußte Rath. Unter Beihülfe von Mulfertigen Unterhändlern, die nirgends auf dem Lande feh len, spiegelte er dem Schmied vor, es wären auch noch andere Käufer vorhanden, „so viel, daß ihm die Wahl darunter weh thue"; denn ein Anwesen ,auf dem man unter jeder Bedingung seßhaft werden und heirathen könne, sei ein gesuchtes Fressen und finde sich nicht alle Tage. Er gönne es aber vor allen an dern Kaufliebhabern dem Schmied erstens, weil dieser sich am besten darauf fortbringen könne. Weder in Pirk noch in dessen Umgebung befinde sich eine Schmiede; die Bauern müßten oft stundenweit gehen, um ihr Zugvieh beschlagen oder ein Rad re- pariren zu lassen; unter solchen Umständen müsse eine Schmiede in Pirk zur wahren Goldgrube werden. Dann aber, betheuerte der schalkhafte Korbflechter, setze er in den jungen Mann — er wisse eigentlich selbst nicht, warum — das allergrößte Ver trauen, und um ihm dieses zu beweisen, verkaufe er ihm das Anwesen sogar auf Probe. Wenn der Schmied das Gütchen ohne Verzug beim Landgerichte verbriefen lasse, solle der Kauf gleichwohl erst nach vierzehn Tagen für ihn bindend sein; so lange könne er es bewirthschaften, um zu sehen, ob es ihm Passe. Gefalle es ihm nicht, so nehme es derVerkäufer innerhalb der be dungenen Probefrist zurück; er habe ja zu jeder Zeit genug Lieb haber dafür. Zur besseren Sicherheit dürfe der Schmied den Kaufpreis bis zum definitiven Abschluß des Geschäftes beim Landgericht hinterlegen, der Korbflechter wolle von dem Geld oorläufig keinen Heller und keinen Pfennig in die Hand neh men; nur müsse der Schmied, wenn die Sache wieder auseinan- dergehe, ein Reugeld von dreißig Gulden bezahlen. Kurz, der Handel wurde dem jungen Meister so plausibel dargestellt, daß er endlich an den Köder anbiß. Ihn lockte die Aussicht in jener Gegend bald ein gesichertes Auskommen als einziger Schmied für mehrere Dorfschaften zu finden; den bis herigen Bingges konnte übethaupt keinenSchaden treffen, weil er unter allen Umständen das Reugeld von dreißig Gulden ge wann, auch wenn er das Anwesen zurücknehmen mußte. So befand sich jetzt der gewesene Unteroffizier und dermalige Schmiedemeister Gottfried Federspiel als neuer Pinkus in Pirk. Als er nach der heftigen Szene mit dem Vorsteher, ohne mehr einen Bissen bei diesem zu genießen,den stattlichen Bauern hof verließ und sein unansehnliches Häuschen aufsuchte, wußte er freilich schon, daß er einen ziemlich nichtsnutzigen Kauf abge schlossen hatte; denn der Bauer, erbost darüber, daß das ver rufene Anwesen neuerdings in andere Hände überging, wäh rend der Korbflechter mit Frau und Kindern die Heimath im Dorfe nach wie vor behielt, hatte ihm rückhaltlos mitgetheilt, in welchem schlechten Ansehen die „Bingges-HUtten" stand und welche schwere Lasten dieselbe der Gemeinde fortwährend ver- I ursachte. Seit Menschengedenken seien die Eigenthümer stets I nur herumziehende Leute oder Tagelöhner und Knechte mit I „ledigen" Kindern gewesen, die schnell eine Heimath wollten, und I keine einzige Familie sei darin auf einen grünen Zweig gekom- l men. Als aber der Vorsteher den Schmied nach diesen uner- I glücklichen Eröffnungen barsch anließ: „Du bist g'wiß so ein I Vagabund und Kesselflicker, der irgendwo ein Weibsbild sitzen I hat mit etlichen Bälgen, die über kurz oder lang unsere G'meind' I ernähren muß; man braucht garnicht lang zu frag'n, da bäumte I sich der berechtigte Stolz des jungen Mannes hoch auf. I „Bauer!" sägte er, indem er sich vom Stuhl erhob und dem I Vorsteher fest in die unstät zwinkernden Augen sah, „laß Dir I 'was sagen! Ick, hab' dem König zwölf Jahr' lang in Ehren I 'dient und bin fünf Jahr' Sergeant "'weten. Mein Abschied I ist ein Papier, auf das ich mir mehr einbild', als Du Dir auf I Deinen Hof. Ich bin seit drei Tagen als Meister aufg'nommen I m die ehrsame Schmiedezunft ,bin also g'wiß auch kein vagiren- I der Kesselflicker. Von einem Weibsbild mit Kindern weiß ich I nichts; wenn's mir aber einmal einfallen sollt', ein brav's Madl I als Schmiedemeisterin in mein Häusl einz'führen, alsdann laß I ich mir von Dir und den Pirkern in selbiger Sach' nichts ein- I reden, — verstanden? Denn mein klein's Gut ist redlich be- I zahlt mit rechtschaffen verdientem Geld, drum bin ich mein I «bener Herr, und jetzt freut's mich erst, daß das Häusl eine I wirkliche und wahrhaftige Heimath werden kann für jede Fa- I wisse, ohne daß Deine Bauern es verwehren können. Das hab' I >ch aus Deinem Mund selber a'hört und der Korbflechter hat I wich also in der Richtung nicht betrogen. Im Uebrigen, Bauer, I werk auf! Ich hab' Dein Haus nicht b'treten als Vagabuno I Ad als Kesselflicker, sondern ich hab' Dir Dein krank's Madl I hüm'tragen, das ohne mich leicht schon todt, oder doch unrettbar I d»loren im Wald liegen könnt'. Nur weil ich dasselbige An- I wesen kauft hab', bin ich den Fußweg von der Stadt durch den I Wald kommen, hab' alsdann Deine Tochter jammern hör'n und I schreien und ihr Hilf' bracht. Meinem Kauf verdankst also 's I deoen von Deiner Rosl! Doch das nur nebenbei! Du hast I gsagt, daß Du mit keinem „Pinkus" trinkst. Das ist Dein I «cht; das meinige aber ist, daß ich von einem hochmiithigen, I trotzigen Bauer nichts G'schenkt's annehm'. Und drum"' er I Wie in die Tasche seines Beinkleids und brachte einen gut ge- I Men Geldbeutel zum Vorschein, „leg' ich da einen Groschen I M Tisch für das Glasl Kronawitter, das ich leider in I Haus trunken hab'. Damit sind wir quitt, und jetzt lichen Trauzeugen gelang es auch den Priester zu bewegen, die Trauung zu vollenden. — Darum, o Mägdelein, tretet nicht dem Bräutigam auf den Fuß, denn er könnte Hühneraugen haben.... * Ueber die Dienstmävchennoth tn Amerika schreibt ein deutsch-amerikanisches Blatt: Die Frauen klagen, daß sie selbst bei hohen Lohnversprechungen keine Dienstmädchen be kommen können, und die englischen Zeitungen leitartikrln über die Ursachen und Folgen dieser Dienstmadchennoth. Keine aber ist bisher auf den Gedanken verfallen, daß die eigentliche Ursache im Rückgang der Einwanderung zu suchen ist und daß daher die englische Presse, welche seit Jahren eine Beschränkung der Einwanderung durch die nationale Gesetzgebung forderte, für den herrschenden Zustand mit verantwortlich ist: Das amerikanische Mädchen will schon als Backfisch die „Lady" sein; Hausarbeit ist ihr verhaßt; sie will die Finger nicht beschmutzen; sie will beim Reinigen den Staub nicht einathmen, sie will nicht kochen, kein Geschirr und noch viel weniger die Wäsche waschen. Die ungeheuere Zahl von Dampfwäschereien beweist, daß eine Arbeit, die früher nur im Hause verrichtet wurde, jetzt außer halb gethan wird. Eine solche Amerikanerin will keine Kinder, weil sie „zu viel Arbeit machen"; sie ißt lieber in Restaurationen, weil das Kochen zu viel Trubel verursacht; sie will in einem „Flatt" wohnen, wo heißes Wasser geliefert und die Reinigung vom Hausmeister besorgt wird; sie will so wenig Arbeit wie möglich verrichten. Schlüpfrige Romane lesen, spazieren gehen, im Schaukelstuhl sich wiegen, Toilette machen u. s. W., damit verbringt die „Ladh" ihre Zeit, während der Mann sich abrackert, um das nöthige Geld zu verdienen. Die Mädchen wachsen auf, besuchen die Hochschule, werfen sogar mit lateinischen Brocken um sich, aber sie können keinen anständigen Brocken kochen, keinen Strumpf stopfen, kein Hemd flicken und verstehen kaum einen Knopf anzunähen. Heirathet dann ein Mann ein solch nichtsnutziges Zierpüppchen und „Parlor"-Pflänzchen, dann ist er verkauft und verrathen, wenn er nicht genug Geld hat, um mehrere Dienstboten für die Arbeiten zu halten, welche die Frau thun sollte. Die eingewanderten Familien brachten aber Töchter mit sich, welche verstanden, auf Kinder aufzupaffen, weil sie die kleineren Geschwister zu überwachen hatten,,, zu kochen, weil sie der Mutter in der Küche helfen mußten; zu waschen, weil die Wäsche im Hause gewaschen und gebügelt wurde; zu flicken und zu nähen und Alles sauber und fn Ordnung zu halten. Unsere Mädchen gehen lieber in die Fabrik oder stellen sich in den „Stores" hinter den Ladentisch, als daß sie in einer Familie dienen, wo sie überwacht und zur Arbeit angehalten werden; sie sind durch das Beispiel, das ihnen die Hausfrauen, das heißt die Nicht-Hausfrauen geben, verdorben. Gute Dienst mädchen liefert nur die europäische häusliche Erziehung, und mit dem Rückgänge der europäischen Einwanderung ist daher auch ein Mangel an guten Dienstmädchen eingetreten. * Unterirvifche Bergwerksausstellung in Pari-1900. Am Fuße des Eiffelthurms im Palais des MineS et de la MS- tallurgie werden die Besucher der Weltausstellung die wunder baren Schöpfungen der Bergbautechnik bewundern können. Eine nachgemachte Grube soll alle äußern und inneren Einrichtungen in einem Bergwerk vor Augen führen. Die unterirdischen Strecken werden im Ganzen 700 Meter lang sein; der Besucher sieht in ihnen die Gewinnung der Kohle, der Gold-, Silber-, Blei-, Kupfer- und Eisenerze, des Steinsalzes, des Diamanten u. s. w. Ferner soll eine Grube aus der Zeit der Phönizier und des Mittelalters mit den merkwürdigen Maschinen und Werk zeugen jener Zeit vorgeführt werden. In einem Saal wird das Grab Agamemnons m Mykenä aufgebaut; hier sollen die Kö nige in Goldmasken und von Kopf bis zu den Füßen in Gold eingehüllt dargestellt werden, so wie Schliemann sie bei seinen Ausgrabungen gefunden hat. Eine Schaustellung der alten geologischen Welt, wie die Pflanzen- und Thierwelt unserer Erde zur Steinkohlen-, Kreide- und späteren Zeit aussah, soll durch Dioramen gezeigt werden. Schließlich sollen auch noch Grotten mit Stalaktiten, unterirdischen Flüssen, Seen, Licht wirkungen, die Grotte von Capri, dre Grotten in den Marmor bergen von Annam mit ihren alten unterirdischen Pa goden, die Eremitengrotten am Todten Meere mit herrlichen Paläsiinalandschaften u. s. w. in naturgetreuer Nachahmung vorgeführt werden. — Diese Gesammtausstellung findet in den Katakomben unter dem Jardin de Trocadero und den benach barten Avenuen Platz. Der Trocadero-Hügel besteht größten- theils aus Kalk, den man früher durch Pfeilerbau abgebaut hat; die unterirdischen Hohlräume werden noch weiter ausge dehnt. * Ei» origineller Kriegsschwindel ist von der Londoner „Daily Mail" aufgedeckt worden. Es handelt sich um einen gewissen Mr. Gordon, der in der Voraussicht, daß England in kurzem Soldaten gebrauchen werde, in französischen, hollän dischen, deutschen und Schweizer Zeitungen anzeigte, die eng lische Regierung suche Leute für Transvaal; diese müßten ge sund sein und reiten können. Sie würden 144 ok? monatlich erhalten und sollten 4 an Mr. Gordon, p. Shepherd 23, Carnaby Street, London, einsenden. Sogleich, erzählt „Daily Mail", kamen Hunderte von Briefen aus Paris, Amsterdam, Berlin, Basel, Antwerpen und dem Haag. In einer Woche zählte man 552. In der Zwischenzeit spazierte Mr. Gordon alle Tage nach Nr. 23 der Carnaby Street. Dort befindet sich nicht etwa ein Aushebungsbureau, sondern ein einfaches und bescheidenes Cvlonialwaarengeschäft, das am Schaufenster ei« Schild mit den folgenden Worten trägt: „Hier werden Briefe in Empfang genommen." Mr. Gordon nahm also hier seine Tagespost, die die Briefträger sehr in Erstaunen setzte, in Em- fang. Den Briefen entnahm er die einliegenden 4 oA und heimste auf diese Weise mehr als 4000 cK ein. Nachdem das Geld gezahlt war, hörten die Correspondentcn natürlich nichts mehr von Gordon, aber die Gerichtshöfe beschäftigen sich nun mit ihm. Der Schwindler ist vor einigen Tagen in London arretirt worden. * Ueber die Körpergröße der verschiedenen Menschenrassen hat A. Thomson in der Londoner Monats schrift „Knowledge" eine ausführliche Studie veröffentlicht, der „Carl Stangens Verkchrs-Ztg." Folgendes entnimmt: Thomson theilt das ganze Menschengeschlecht nach der Körpergröße in drei Klassen ein, als Mittelklasse bezeichnet er die Menschen von 1,60 bis 1,70 Meter Größe, und unterscheidet ferner eine obere Klaffe von über 1,70 Meter und eine untere von weniger als 1,60 Meter. Die größten Menschen finden sich bei den Patagoniern im süd lichen Amerika, unter den westafrikanischen Negern, unter einigen polynesischen Völkern und einzelnen Jndiancrstämmem Bon den europäischen Völkern sollen sich die größten Menschen unter den i Skandinaviern, Schotten und Engländern finden. Die kleinste« gen Leide« «nickt >t nur hier ¬ dramatische Szene, die ihren Grund in einem weit verbreiteten und leider auch bei uns vorkommenden kindischen Aberglauben hat, spielte sich dieser Tage in Belgrad ab. Da trat ein junger Schlosser Namens Duschan Dimitrievic in eine Belgrader Kirche glückstrahlend mit seinem neunzehnjährigen Bräutchen Aurora vor den Altar, um sich zu ewigem Bunde zu verbinden. Die holde Braut aber gedachte der Mahnungen der ersahrenen Mutter, wie sie am besten die Herrschaft über ihren Mann gewinnen könnte. Dreimal — so sagte die kluge Mama — soll sie dem Bräutigam bei der Trauung aus den Fuß treten und er wird dann folgen wie ein Lamm . . . Dieser Aberglaube hätte ihr fast den Bräutigam geraubt. Kaum hatten die Trauceremonien begonnen, da trat Aurora noch etwas unsicher ihm das erste Mal auf den Fuß. Der nichtsahnende Bräutigam lächelte über die Ungeschicklichkeit seiner Braut und blickte sie vergnügt an. Ein zweiter Tritt gerade auf das Hühnerauge brachte eine schmerzliche Grimasse im Gesichte des Verliebten hervor und der Spaß schien ihm nicht angenehm zu sein. Doch ein dritter, weit kräftigerer Tritt wieder aufs Hühnerauge ließ ihm ein Licht auf gehen, und nun brachs los. Heftig riß er die Hand von jener der Braut los und schrie sie zornfunkelnd an: „Was tratest Du mir auf den Fuß? Ich schlage Dir eins auf den Schädel, daß Dir der Kürbis sofort entzwei geht!" Die Braut erglühte vor Scham; die Hochzeitsgäste sahen einander erschreckt an; die Schwiegermutter machte sich endlich entrüstet Luft, und nun gab es Worte hin und her. Der Priester aber, der auch nicht wenig überrascht war, befahl dem Brautpaar, sich zu entfernen, denn wo schon am Traualtar Streit und Prügel drohen, da kann von einer Trauung keine Rede sein. Nun gestand die praktische Schwiegermutter ihre heimlichen Rathschläge ein und gebrauchte alle Ueberredungskünste, um den Bräutigam zu besänftigen. Er ließ sich auch richtig besänftige» und im Verein mit den sämmt- *) Rücken **) Schimpfwort, verderbt aus „Kroaten".
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