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^8 319 Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 5. — 20. September. Städten, Dörfern und Kurorten, um die etwa noch eintretenden schönen Herbsttage abzuwarten. Der Hauptfremdenstrom aber ist jetzt endgültig verblaust und die eigentliche Saison abge- lauftn. Dw Hoteliers in den Bergen können sich nun anschickcn, ihre glänzenden Einnahmen zu überzählen, die ihnen dieser Mustersommer gebracht hat. Man schätzt die Zahl der Touristen, die während der letzten Saison tue Schweiz besucht haben, auf über 21/2 Millionen und die Gesammteinnahme der Hotels auf ca. 120 Millionen Franken. Auf weitere 20 bis 30 Millionen werden die Ausgaben der Fremden für Fahrtaxen, Frachten, Schmucksachen, Andenken u. s. w. veranschlagt. Jns- gesammt hätte aso der Sommer 1898 unserem Lande eine Ein nahme von nahezu 150 Millionen Franken gebracht, ein Resul tat, das nicht so bald wieder erreicht werden dürfte. * Im englischen Post-Office wird gegenwärtig die Ab schaffung der Briefmarke geplant. Wir möchten zur Wah rung der Priorität eines deutschen Landsmannes nicht unter lassen, schreibt die „Franks. Ztg. , festzustellen, daß die Idee, in allen wesentlichen Punkten entwickelt, mit dem Nachweise der Möglichkeit und Nothwendigkeit der Abschaffung seit Juni 1897 vorliegt. Ein in der „Zeitschr. für Post und Telegraphie" Nr.27 des Jahres 1897 veröffentlichter Aufsatz von I. Baumann ent hält alles Wesentliche des Planes, den nun das englische Post- Office aufgegriffen hat. In diesem Aufsatz bespricht der Ver fasser zunächst die Mängel der Briefmarke, die Unbequemlich keiten, die Ankauf und Gebrauch der Marken verursachen, die entstehenden Zeitversäumnisse und, für große Firmen, den durch den Vorkauf sich ergebenden Zinsverlust. Das Alles ließe sich vermeiden, wenn man die Marke abschaffte und den Briefen als Quittung für die erfolgte Frankatur-Gebühr einen Stempel aufdrückte. Das könnte an den Schaltern der Postämter, be quemer noch außerhalb der Post geschehen. Die Postverwal tung brauchte nur selbstregistrirende Stempel-Automaten, deren Herstellung der heutigen Technik keinerlei Schwierigkeiten bietet, unfertigen zu kaffen und an Geschäftshäuser, Banken, Wirthe und andere Interessenten abzugeben. Eine Menge zeitraubender Operationen und eine gewaltige Entlastung der Post wäre da mit gewonnen. Auch auf dem Lande würden diese Stempel- Automaten zur Erleichterung des Verkehrs beitragen. Jeder Betrug wäre durch eine tadellos funktionirende Selbstregistra tur ausgeschlossen. Die Postverwaltung hätte es außerdem in der Hand, eine Beschränkung des Gebrauchs durch Fixirung der Giltigkeit des Stempels für den vermerkten Tag und den Ortsbereich festzusetzen. Dadurch wäre eine dauernde Giltig keit wie bei den Marken vermieden, und die Post wäre stets in der Lage, ihre Einnahmen für gelieferte Transporte zu über sehen. Die fatale Verschiedenheit preußischer, bayrischer und württembergischer Marken wäre mit einem Schlage gegenstands los gemacht, weil die Marke, die, einst eine Befreierin, jetzt eine Fessel, ihre Mission erfüllt hat, überhaupt entbehrlich würde. Neueste Nachrichten. Pose«, 18. September. Die Arbeiterfrau Przybylska in Siedlec bei Kostschin ist mit vier Kindern nach dem Genuß gif- üger Pilze gestorben. Der Ehemann liegt schwer darnieder. Würzburg, 18. September. Während der Brigadestab in dm Manövern war, wurden aus einem im Bureau der 2. Ar- lilleriebrigade untergebrachten eisernen Schrank mittels Ein bruchs sämmtliche geheimen Mobilmachungspapiere gestohlen. Im Verdachte des Diebstahls steht der seit einigen Tagen flüch tige Trainsergeant Schlosser, welcher in jenem Bureau als Bri gadeschreiber kommandirt war. Wien, 18. September. Der Verkehr von Kufstein, Mühl dorf und Holzkirchen nach Rosenheim, ferner vonMühldorf nach Simbach und Neumarkt a. Rott und von Plattling nach Passau ist unterbrochen. Die Beförderung nach Süd-Deutschland er folgt über Gmünd, Budweis und Pilsen beziehungsweise Eisen stein oder Fürth. Nach Süd-Deutschland und der Schweiz er folgt die Beförderung auch über Marburg—Franzensfeste— Innsbruck oder Leoben—Villach—Innsbruck. Wien, 18. September. Die Donau fällt hier allmählich, bisher beträgt der Rückgang 10 ow. Dagegen ist bei Hainburg langsames Steigen zu verzeichnen. Auch der Inn ist etwas gestiegen. London, 18. September. Nach einer Meldung auS Wool wich treffen im dortigen Arsenal stündlich große Lieferungen von Feldtelegraphen, comprimirtem Priviant, Geschirren für Ochsen und Maulthiere, Pontons ein, welche innerhalb der letzten Wochen bestellt wurden. Ferner liefen Kabelgesuche um weitere Liefer ungen von Gewehren und Maschinengeschützen ein. — Nach einem Telegramm aus Pietermaritzburg ist ein Detachement Trans vaalscher Artillerie und Heliographisten an der Grenze von Natal eingetroffen. Unter de» Boeren daselbst herrscht Panik. London, 18. September. Wie in Regierungskreisen ver lautet, wird Präsident Krüger durch eine europäische Großmacht zum Widerstand aufgemuntert. Infolgedessen wird der am Mitt woch stattfindende Kabinetsrath bedeutend erweiterte Forderungen in Form eines Ultimatums beschließen. Pari-, 18. September. (Staatsgerichtshof.) In der vom Oberstaatsanwalt verlesenen Anklageschrift, welche 36 Seiten um faßt, werden die vom Untersuchungsrichter Fabre festgestellten Thatsachen dargelegt. Es wird zunächst darauf Hingeiviesen, daß die verschiedenen Ruhestörungen in den Jahren 1898 und 1899 auf eine Verschwörung zum Zwecke einer Abänderung der Re- gierungssorm zurückzuführen sind. Nach den weiteren Aus führungen des Oberstaatsanwalts sind zwei Gruppen zu unter scheiden: 1., die Patriotenliga, welche an Stelle der parlamen tarischen Regierung eine konstitutionelle setzen will, 2., die Anti semitenliga GusrinS, die die Nationalisten, Royalisten und Imperialisten zum Zwecke eines Aufstandes vereinigt. Dubuc, der Leiter der antisemitischen Jugend, bildet das Bindeglied zwischen der Patrivtenliga und Antisemitenliga und unterstützt die royalistischen Umtriebe des Ponteves-Sabran, der mit den Comitös in Caan und Havre korrespvndirt. Von besonderer Wichtigkeit sind die Enthüllungen über eine lebhafte Korrespondenz, die zwischen dem Herzog von Orleans und seinem Vertrauens mann Buffet geführt wurde. Der Herzog schreibt im Juli 1898, daß eine gewisse Persönlichkeit ihm die Unterstützung zahlreicher Arbeitersyndikate zugesichert habe; 300000 Frcs. würden genügen. Bald folgen der Streit der Erdarbeiter im Oktober 1898. Aus eine Depesche Buffets kommt der Herzog von Orleans am 23. Januar nach Brüssel, wo er am 25. Januar den Besuch Guerins empfängt. Am 13. Februar empfängt der Herzog in San Remo die Royalisten. Von seinen Anhängern werden dem Herzoge Geldmittel zugeführt; eine Einzahlung von 400 000 Frs. ist durch Briefe bewiesen. Am 23. Februar erfolgte die Verhaftung Derouledes in der Kaserne. Die Royalisten setzen ihre Treibereien fort; alles ist für den Fall eines glücklichen Ausganges be reit; die Beamten sind designirt. Nun kommt der Monat Juni. Am 1. Juni telegraphwt Buffet dem Herzog von Orleans, es sei nöthig, daß er in der Nähe sei; am 3. Juni telegraphirt er dem Herzoge, die Ereignisse seien für eine lange Abwesenheit zu ernst und am 4. Juni findet die Kundgebung der Antisemiten statt. Der Prokurator erinnert sodann an die Aufforderungen Däroulkdes in St. Cloud am 2. Juli und im TheLtre la Rspublique am 16. Juli. Seit April dieses Jahres hatte Guerin Gelder und richtete sich in der Rue Chabrol ein. Dubuc betrieb die Agitation in der Provinz. So standen die Dinge, als die Untersuchung eingeleitet wurde. Die vorgenommenen Haus suchungen bestätigten alle Verdachtsmomente. In Folge dessen hat der Prokurator den Staatsgenchtshos ersucht, das Verfahren gegen 22 Beschuldigte zu eröffnen. Die Anklageschrift stützt sich auf zahlreiche Telegramme und Briese. Ein einziger Zwischenfall ereignete sich bei Verlesung der Anklageschrift. Als der Prokurator die seit einem Jahre veranstalteten Kundgebungen aufzählt, wird er von Lamarcelle und Le Provost de Launay unterbrochen. Die Linke protestirt und überschreit die Unterbrecher. Nach Beendigung der Verlesung folgt eine geheime Sitzung. Nach längerer Be- rathung beschloß der Staatsgerichtshof auf Antrag der Angeklagten, daß diese während der Untersuchung von ihren Anwälten unterstützt werden sollen. Hierauf wurde mit 234 gegen 82 Stimmen die Anklageschrift zur weiteren Prüfung an die Unterjuchungs- kommission verwiesen. Die Berathung über die Kompetenz frage Wurde bis nach Schluß der Untersuchung vertagt, welche von der Kommission des Staatsgerichtshofes demnächst eingeleitet wird. Auch die Frage, ob die Angeklagten und ihreVcrtheidiger der Berathung über die Kompetenzfrage beiwohnen sollen, wurde vorläufig zurückgestellt. Bei dem Namensaufruf antworteten 270 Senatoren. Trarieux und Devös erklärten sich für unbefugt, als Richter zu fungiren, da sie Verwandte von Angeklagten seien. (Trarieux soll mit Deroulede verwandt fein.) Die Sitzung wurde dann um 7'/^ Uhr ohne Zwischenfall aufgehoben. Pretoria, 18. September. Staatssekretär Reitz erklärte in einen, Interview, Regierung, Volksraad und Volk seien einig in der Haltung, die Transvaal eingenomnien habe. Er bestritt die Richtigkeit der Gerüchte, daß Meinungsverschiedenheiten beständen und bemerkte, man sei zu dem Entschluß gekommen, in Ueber einstimmung mit dem Orange-Freistaat. Eigene Drahtberichte. «Stach Schluß der Redaktion eingegangen. Dresven, 19. September. Die Erzherzogin Maria Theresia von Oesterreich reiste heute Vormittag 11 Uhr 25 Miu. mit beiden Töchtern wieder von hier ab. Dresden, 19. September. Der Kriegsminister von der Planitz erhielt vom König von Württemberg das Großkreuz deS Ordens der Württembergischen Krone und der Generaladjutant Generalleutnant Hingst das Großkrenz des FriedrichSordenS. Zwickau, 19. September. Bei dem Zurückgehen de» Hochwassers hat sich ergeben, daß niehrere Schächte größeren Wasjerzufluß erhalten haben, jedoch kein Schacht völlig ersoffen ist. Swinemünde, 19. September. Der Kaiser hat heute früh 4 Uhr an Bord der „Hohenzollern" die Reise nach Schweden angetreten. London, 19. September. Die „Times" meldet aus St. JohnS: Die Küste von Neufundland wurde von einem ver heerenden Sturm heimgesucht. Die Schifffahrt und die Fischerei erlitten ungeheueren Schaden. Nach den bisherigen Meldungen sind 26 Personen umgekommen. Parts, 19. September. Der Ministerrath be schloß im Prinzip die Begnadigung Dreyf u » Dieselbe wird in einigen Tagen zur Ausführung gelangen. DreyfuS zog seinen Revisionsantrag zurück. — Scheurer-Kestner ist ge storben. Paris, 19. September. Die Blätter der Revisionisten und fortschrittlichen Republikaner geben der Meinung Ausdruck, man könne, nachdem die Anklageschrift des Oberstaatsanwalts vor dem Gerichtshöfe verlesen, unmöglich das Vorhandensein eines Komplotts in Abrede stellen. Sie beglückwünschen Waldeck- Rousseau dazu, daß er sich der Aufgabe, die Republik zu schützen, bewußt gewesen sei. Die antirevisionistischen und antiministeriellen Organe sind der Ansicht, daß die Anklageschrift nichts Neues vor gebracht habe und keinen Beweis enthalte. — Im „Figaro" äußert Cornely, daß eine Anzahl Einzelheiten, welche der Ober staatsanwalt hervorgehoben habe, durch Dokumente bekräftigt seien. Von den übrigen seien diejenigen unwahrscheinlich, welche die Monarchisten so darstellten, als ob sie zum Arbeiterausstand anreizten. — Die Blätter sind der Ansicht, die Arbeiten der Untersuchungskommission des Staatsgerichtshoses werden 4 bis 5 Wochen in Anspruch nehmen und die öffentliche Verhandlung werde einen Monat dauern. Nach der „Lanterne" würde in nächster Zeit ein Senator ebenfalls in die Untersuchung wegen Komplotts verwickelt werden. Madrid, 19. September. Silvela hat sich dahin ge äußert, die Carlisten hätten infolge der unter ihnen herrschenden Meinungsverschiedenheiten auf jede Unternehmung gegen die Regierung verzichtet. Oporto, 19. September. Gestern wurde hier ein neuer Pestfall festgestellt. Aus Hamburg sind die Aerzte Franz und Runipel hier eingetroffen. Belgrad, 19. September. Im Hochverrathsprozeß haben nach Beendigung der Anklagerede deS Oberstaatsanwaltes die Plaidoyers der Vertheidiger begonnen. Extrabeilage betr. Der Gesammtauflage unseres heutigen Blattes ist ein Prospekt betreffend Seebers lebende Riesen Photographien beigegeben. Vorstellungen finden im Hotel zum schwarzen Rotz vom 21.—24. September statt. Den wohllöblichen Herren Kirchen- und Gemeindevorständen, sowie allen lieben Verwandten, Kollegen, Nachbarn und Freunden von Nah und Fern, die mich bei meinem 25jährigen Dienstjubiläum durch Geschenke, Glückwünsche und sonstige Beehrung in so reichem Maaße und liebevoller Weise erfreuten und ehrten, sage ich mit dankerfülltem Herzen nochmals innigsten Dank. Berthelsdorf, den 17. September 1899. Todtenbettmeister. 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