Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189909061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990906
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990906
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Seite 1 in der Vorlage nicht vorhanden.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-06
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.09.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
H2O7. 18« ^§207 Areiberger ««zeige» ««d Tageblatt. Seite 2. — 6. September ori: „Also weiter, wie kommt es, daß ein an Nil VIII. gezogcnheit leben muffen", meinte Dr. Vipan, sich gern ein wenig zerstreuen wollen." (Fortsetzung folgt.) )hr jetziges Schlafzimmer, wenn es Ihnen nderensalls suchen Sie sich getrost ein „Was die inneren Einrichtungen betrifft", fuhr Dr. Vipan fort, „so können Sie Ihr jetziges Schlafzimmer, wenn Anderenfalls suchen Sie sich g sich ganz der Wissenschaft widmen." Er setzte sich und bedeutete Carolath seinem Beispiel zu fol gen. Dem jungen Mann erschien das alles wie ein Tram», troy des Hellen Tageslichtes. Hier saß er, der vor den Ge richten geflohen war, und dessen Heim jetzt eigentlich das Ge fängnis; sein sollte, und empfing von einem Fremden die denk bar liebenswürdigste Gastfreundschaft. „Eine Zeitlang werden Sie ja in vollkommenster Zurück- „--nnenbeit leben müssen", meinte Dr. Vipan, „da werden Sie meinem Hause. Sie versprechen mir also, daß Sie es sagen werden, sobald Sie etwas geändert wünschen?" „Sie sind wirklich außerordentlich liebenswürdig, Herr Doktor", entgegnete Carolath, „aber ich versichere Sie, ich fühle mich hier sehr wohl, wie jemand in meinerLage es nur wünschen kann — ja, weit Wohler, als ich eigentlich ein Recht dazu habe. „Nun, nun, beunruhigen Sie sich doch nicht wieder über die Umstände, die Sie hierherbrachten. Das beste wäre, Sie be mühten sich, daß alles so schnell wie möglich zu vergessen. Sie sind ja hier in voller Sicherheit. Es wird keinem einfallen, Sie in diesem Hause zu suchen. Niemand braucht Sie zu sehen. Sie haben wohl schon bemerkt, wie dies Haus angelegt ist. Wenn Sie durch den Vordereingang treten, finden Sie rechts von der Halle das Empfangszimmer, zur Linken die Bibliothek. In diesen beiden Zimmern empfangen meine Schwester und ich unsere Besucher. Die Zimmer sind von den übrigen Wohn räumen des Hauses durch die in die innere Halle führende Thür vollkommen abgeschlossen. Auf je einer Seite dieser Halle liegen das Eßzimmer und das Frllhstülkszimmer, in welchem Sie eigentlich hätten Ihr Frühstück einnehmen sollen. Aber es erspart unserer Haushälterin viel Mühe, wenn wir alle Mahl zeiten hier nehmen. Von dieser Halle führt eine Thür, übri gens dieselbe, durch die wir gestern eintraten, in den Garten. Sie sehen also, daß Sie hier so abgeschlossen leben können, wie Sie nur immer wollen. So lange Sie die Vorderzimmer nicht betreten, werden Sie keine Fremden antreffen, und unsere Gäste werden Sie nicht sehen. Der Garten steht zu Ihrer Verfügung wenn Sie gute Luft haben wollen, und auch dort sind Sie ganz unbehelligt. Der Gedanke, da einen Gärtner hcrumlaufen zu wissen, der ein bequemes Leben führt, bloß indem er die Wege mit Kies zu bestreuen hat, ist mir unbehaglich. Ich lasse mir einen Mann kommen, wenn ich gerade seiner bedarf und wenn cr mich nicht stört. Sie werden den Garten übrigens größer finden, als Sie erwartet hatten; er besteht freilich zumeist nur aus Wiesen und Gesträuch. Den Kllchengarten, der einen Gärtner unbedingt erfordert, habe ich schon vor Jahren auf- g'geben und lasse nun die Gemüse kaufen. Sie sind vielleicht weniger frisch in den Läden, aber bei weitem billiger. Wir leben hier in vollkommener Abgeschiedenheit, denn den ganzen Garten unigiebt eine hohe Mauer." Carolath wünschte sich im stillen Glück zu dem Zufall, der ibn 'N der kritischesten Lage seines Lebens gerade hierhergeführt hc.tte. Form, daß nun endlich Alles, was vorliegt, hier beigebracht werde." General Chamoin: „ES giebt keine anderen Geheim papiere als die, die ich vorgelegt habe." Cuignet: „Es giebt noch Botschaftsberichte, die nie vorgelegt worden sind." Chamoin: Gewiß, allerdings, ohne Zweifel. DaS sind Papiere, die der Nachrichtenabtheilung gehören. Wir haben sie noch nie gezeigt (große Bewegung im Saale), aber ich habe sie und will sie vorzeigen, wenn auf sie im Sinne einer Belastung angespielt wird. Labori: „Ich wiederhole: Ich fordere be stimmt eine neue Geheimsitzung, in der endlich alle Ge heimpapiere vorgelegt werden, wir müssen doch einmal der Sache ganz auf den Grund gehen." General Billot: „Abgeordneter Viviani hat in der Presse unterstellt, ich hätte ein Schriftstück über das Geheimbündel für mich behalten. Dem gegenüber erkläre ich, daß diese Arbeit, die von Boisdeffre, Gonse und Cuignet verfaßt wurde, von mir persönlich Cavaignac eingehändigt worden ist." Lab ori: „Dann müssen wir Cavaignac fragen, was aus diesem Schriftstück geworden ist." Gonse geht mit den übrigen Zeugen ab. Nichts kann einen Begriff von dem qualvollen Ein druck geben, den eS macht, einen alten Mann in GeneralSunisorm und mit Ehrenzeichen bedeckt, als Lügner gewöhnlichster Art überführt zu sehen. Nach der hier eintretenden Pause erscheint ein gewisser Mayet, der Picquart in Karlsruhe mit Schwarzkoppen im Gespräch gesehen und von der Gruppe eine AugenblickSanf- nahme gemacht haben will. Pcrod ist ein Bekannter des Untersuchungsrichters Bertulus, der ihm unmittelbar nach dem Bekanntwerden von Henrys Geständniß und Selbstmord in Dieppe über Esterhazy und Henry alles gesagt hat, was seitdem von anderen Zeugen bestritten wurde. Geheimagent Toms sagt über die Sendungen aus, mit denen Picquart ihn betraute, als er Esterhazy überwachen ließ, und sein Verdacht gegen einige andere Offiziere erwachte. General Roget versichert, Toms Berichte hätten die Absicht verrathcn, Dreyfus reinzuwaschen. Labori: „Wie bekundete sich diese Absicht?" Roget: „Durch blaue Unterstreichung einzelner Worte, Ausrufungszeichcn und anderes." Toms erklärt in den Aufträgen, die Picquart ihm gegeben, sei nie eine andere Absicht zu entdecken gewesen, als die, über die überwachten Personen möglichst genaue Auskünfte zu erlangen. Zeuge hat niemals Kenntniß von Beziehungen zwischen Ester hazy und der Familie DreyfuS gehabt, er hat auch den Auftrag gehabt, gegen Picquart zu arbeiten, namentlich auch auszuspüren, ob die „Eclair" und „Matin"-Mittheilungen aus dem General stab nicht von Picquart herrühren. Seine Nachforschungen haben ergeben, daß Picquart niemals zu diesen Blättern Beziehungen hatte. Toms Aussage veranlaßt Gegenüberstellungen mit dem Poleikommissar Hennion, der seine Aussagen bestätigt mit Junck und Lauth, die sie in Einzelheiten bemängeln. Der Gerichtshof beschließt, morgen um 6 Uhr 30 Min. eine Geheim sitzung zu halten, um endlich alle Geheimpapiere kennen zu lernen. Zu dieser Geheimsitzung wird auf Antrag Carrisres Cuignet zugezogen. Politische Umschau. Freiberg, den 5. September. Deutschland. Wie der „B. Wissrnsch. Korr." von zuverlässiger Seite mitgetheilt wird, hat Kaiser Wilhelm U. die Absicht, gelegentlich der hundertjährigen Gedenkfeier der technischen Hochschule in Charlottenburg den technischen Hochschulen das Recht zu geben, in Zukunft den Doktortitel zu verleihen. Die Parade deS XV. Armeecorps in Straßburg fand gestern bei herrlichstem Wetter statt und verlies glänzend. Der Kaiser setzte sich zweimal an die Spitze des hannoverschen Königs- Ulanen-Regiments Nr. 13. Nach der Parade hielt der Kaiser- Kritik ab und zog alsdann an der Spitze des Ulanen-Regiments Nr. 13 m die Stadt. Gegen 2 Uhr tras der Kaiser, zu dessen Linken der Großherzog von Baden ritt, im Palast ein, wo Abends ein militärisches Diner stattsand. Der „Staats-Anzeiger" macht bekannt: „Der Minister Dr. Bosse sst gemäß seinem Ansuchen von seinem Amte unter Belassung des Titels und Ranges eines Staatsministers, sowie unter Verleihung der Krone zum Großkreuz des Rothen Kebes-Kebelleu. Roman von Roy Telles (9. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Wir haben heute nachmittag eine Versammlung, in der die Vivisektion zur Sprache kommen soll," sagte Miß Vipan jetzt, „meinst Du, daß ich hingehen soll, Stephen?" „Halte das, wie Du willst, Sarah. Uebrigens weshalb denn nicht? Ich glaube, sie wollen eine Gesetzentwurf einreichen, demzufolge die Vivisektion nur mit großen Einschränkungen gestattet werden soll. Ich meine, solch ein Gesetz würde außer auf die Laboratorien wenig Einfluß haben. Rein private Ex perimente würden doch nach wie vor gemacht werden. Geh' nur ruhig in die Versammlung, Sarah." „Sie wollen, daß ich den Antrag stelle", bemerkte Miß Vipan. Carolath schaute sie neugierig an. So gehörte sie offenbar zu jener Spezies von Frauen, von denen er schon viel gehört, aber noch wenige von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte. „Macht es Ihnen Freude, öffentlich zu sprechen?" fragte er. „Freilich — außerordentliche sogar", entgegnete Miß Vipan m ihrer scharfen, entschiedenen Weise. „Die zwei mächtigsten Waffen zur Bekämpfung des Unrechts sind die Feder und die Zunge. Aber die Zunge handelt schneller als die Feder." „Zweifellos", warf Carolath ein. „Nur ist ihr Wirkungskreis ein begrenzter", meinte Dr. Vipan. „Aber sie hilft einem mehr, seinen Gefühlen voll Ausdruck zu geben", sagte Miß Vipan darauf. „Wenn ich mich nieder setze, um zu schreiben, habe ich immer den Wunsch, die Worte irgend einem Tyrannen ins Ohr schreien zu dürfen. Aber nun ists genug geplaudert — ich muß an meine Pflichten denken. Komm, Errima!" AdlerordenS mit Eichenlaub entbunden worden. Ober präsident Studt ist zum StaatS- und Kultusminister ernannt worden. Minister Freiherr v. d. Recke ist gemäß seinem An suchen von seinem Amte unter Belassung des Titels »nd Ranges eines Staatsministers, sowie unter Verleihung deSGroß- kreuzes zum Rothen Adlerorden mit Eichenlaub entbunden worden. Der Regierungspräsident Freiherr von Rheinbabe» ist zum StaatSminister und Mimster deS Innern ernannt worden." — Herr Bosse war seit dem 23. März 1892 als Nach folger des Grafen Zedlitz-Trützschler, Herr v. d. Recke seit dem 8. Dezember 1895 als Nachfolger des Herrn v. Köller Minister. — Der neue Minister des Innern, Frhr. v. Rheinbabe», war schon einmal (1892) Nachfolger des Frhrn. v. d. Recke, als dieser die Stellung des Regierungspräsidenten in Düsseldorf ver ließ, um Minister des Innern zu werden. Georg Frhr. v. Rhein baben ist am 5. Oktober 1855 als Sohn eines im Kriege gegen Oesterreich gefallenen Majors im Leib-Gren.-Reg. geboren; ersteht also im 44. Lebensjahr. Am 4. Oktober 1876 als Referendar i« Bezirk des Kammergerichts in den Justizdienst getreten, wurde er am 12. April 1882 zum Gerichtsassessor ernannt und schied im November desselben JahreS aus dem Justizdienste auS, um zur allgemeinen Staatsverwaltung überzugehen. Er wurde dem Oberpräsidium in Schleswig zugetheilt und zeichnete sich dort s, aus, daß er nach fünf Jahren als Hilfsarbeiter in das Finanz ministerium berufen wurde, in dem er dann im Februar 188g zum Geheimen Finanzrath und vertretenden Rath in der I. Ab- theilung ernannt wurde. Im Nebenamt wurde er Mitglied der Statistischen Centralkommission, der Ansiedelungskommission und des Ausschusses zur Untersuchung der Wasserverhältniffe in den Ueberschwemmungsgebieten. 1892 rückte er zum Geheimen Ober- Finanzrath auf und im Februar 1896 wurde er Regierungs präsident in Düsseldorf. — Der zum Minister der geist lichen rc. Angelegenheiten ernannte Oberpräsident der Provinz Westfalen Wirkt. Geheimer Rath Konrad Gustav Heinrich Studt steht im Alter von etwa 60 Jahren. Er ist 1859 all Auskultator in Breslau in den Justizdienst getreten und am 15. Januar 1865 zum Gerichtsassessor ernannt worden. Nach längerer Thätigkeit beim Stadtgericht in Breslau schied er 1868 aus dem Justizdienst aus und wurde Landrath deS KreiseS Obornik in Posen. 1876 kam er als Hilfsarbeiter in dar Ministerium des Innern, in dem er 1878 zum Geheimen Re- gierungs-Rath und Vortragenden Rath ernannt wurde. 1882 wurde er Regierungspräsident in Königsberg, ging aber fünf Jahre später in den reichsländischen Dienst und wurde Unter staatssekretär im Ministerium für Elsaß-Lothringen. Seit 188g war er Oberpräsident in Westfalen. Nach einer Karlsruher Meldung sollen einige deutsche Fürsten beim deutschen Kaiser den Gedanken angeregt haben, durch eine persönliche Erklärung die Unschuld des Kapitäns DreyfuS zu er härten. Kaiser Wilhelm soll dies mit Gründen der StaatS- raison, dann aber auch mit dem Hinweise abgelehnt haben, daß selbst eine solche Versicherung aus seinem Munde unter den ob waltenden Verhältnissen unbeachtet bleiben könnte. Bon deutscher Seite ist niemals der Meldung eines englischen BlatteS wider sprochen worden, die für die Auffassung des deutschen Kaisers sehr charakteristisch ist. Als ihm über eine neue Phase des Falls des Kapitäns DreyfuS berichtet wurde, äußerte er sich dem Sinne nach etwa wie folgt: „Armer Teufel! Aber wir können den wirklich Schuldigen nicht denunziren. Sollte indessen je ein Krieg ausbrechen, dann werden die authentischen Dokumente veröffentlicht werden, aus denen klar und deutlich erhellt, daß es im französischen Generalstabe an bestechlichen Ele menten nicht fehlte." Inzwischen steht für jeden unbefangen Urtheilenden längst fest, daß Esterhazy im Einvernehmen mit dem Oberst Henry nicht bloß die in seinem Bordereau verzeichneten, sondern auch zahlreiche andere, viel wichtigere Aktenstücke that- sächlich ausgeliefert hat. Nicht weniger wie 23 Kriegsschiffe befinden sich zur Zeit auf auswärtigen Stationen, das ist eine sehr hohe Ziffer, da nur 33 (alle die kleinsten Schiffe, „Hay", „Ulan", mitgerechnet) in heimischen Gewässern sich im Dienst befinden. Unter den 23 Kriegsschiffen, die zur Zeit im Auslande die deutsche Flagge zeigen, befinden sich die fünf Schulschiffe „Charlotte", „Stosch", „Moltke", „Gneisemm" und „Nixe". Unter den 23 auf aeblich bedeutungsloses Schriftstück den Geheimschriften beige- fügt wurde?" Gonse: „Das geschah unter dem Vorbehalt, daß die Zeugen ihre Aussagen persönlich bestätigen sollten." Labor«: „Wer hat die Geheimschriften zusammengestellt?" Gonse: „Bis Mitte Juli 1898 ich." Labori: „War Painleves Aussage unter den Geheimschriften, die den Kriegs ministern und dem höchsten Gericht vorgelegt wurden?" Gonse: „Ja! Aber nochmals unter dem Vorbehalt der Be stätigung und Ergänzung durch die Zeugen." Labori: „Wie konnten die Zeugen ihre Aussage bestätigen und ergänzen, da sie vor ihnen verheimlicht, ihnen nie gezeigt wurde?" Gonse schweigt. Labori: „Und mit diesen Aussagen haben die Kriegsminister sich ihre Ueberzeugung gebildet?" Gonse: „Nicht mit diesen Aussagen, sondern mit anderen Schriftstücken. Man begeht Verweckselungen. Ich finde dieses Verhör sonder bar." Labori: „Ich weise drese Bemerkung unbedingt zu rück. Also Gonse hat die Geheimschriftenbündel angelegt?" Gonse: „Ich habe viele Geheimbündel angelegt, verbessert, vervollständigt? Cuignet (ihm beispringend): „Auch ich habe Geheimbündel angelegt." Labori: „Aber für die im Juli 1898 angelegten übernimmt Gonse die Verantwortung?" Gonse: „Ja." Lab ori: „Weshalb hat er die Drahtung des französischen Bot schafters in Rom vom 12. April 1898 nicht beigelegt, der meldete, ein italienischer hoher Staatsmann, den er nennt, habe ihn ver sichert, der Verräther sei Esterhazy?" Gonse: „Weil das eine Meldung deS Auswärtigen Amtes war und den Generalstab nichts anging. Uebrigens ist die Drahtung seitdem den General stabspapieren beigefügt worden — sie hatte keinerlei Bedeutung." Lab ori: „Eine Drahtung deS französischen Botschafters in Rom hat keine Bedeutung?" Vorsitzender: „Ich stelle die Frage nicht." Labori: „Also: alle Papiere, die Dreyfus anklagen, sind gut; alle, die Esterhazy bezichtigen, sind schlecht?" Vor sitzender: „Ich stelle die Frage nicht." Cuignet: „PainleveS Bekundung selbst beweist, daß Gönses Unterschrift vollkommen richtig war." Painleve schlägt sprachlos die Hände zusammen. Cuignet: „Die Drahtung ist mit anderen Meldungen einge gangen, die das Gegentheil besagten. Der Botschafter berichtete über eine Unterhaltung, deren Wahrhaftigkeit nicht bewiesen ist. Diese Ausländer haben ein Interesse, uns zu betrügen. Da war eine andere Drahtung vom 16. November 1897 unseres Militär- attachäs in einer Nachbarhauptstadt, der uns auch ein Gespräch mit einem sremden Staatsmann meldete, der gesagt hat: Die Dreyfus-Treiberei in Frankreich ist ein Beweis der Macht der Juden und der Schuld Dreyfus'. Demange verlangt diese Drahtung zu sehen; hierüber entspinnt sich ein erregtes Zwie gespräch zwischen Cuignet und dem Vertreter des Aus wärtigen Amtes Palaelogue, der im Gegensatz zu Cuignet ver sichert, das Papier sei im Generalstab, wenn auch die Urschrift der Drahtung im Auswärtigen Amte sei. Lab ori: „Hier tauchen fortgesetzt neue Beschuldigungen auf, die mit neueln Geheimpapieren begründet werden. Ich fordere in aller auswärtigen C zwei, die in ku ausgedienten g Stubenrauch ir Korvettenkapitä Samoa einen s „Falke" geht Samoa hinaus, lande kreuzen, unser stattlichf jm LuSlande ( Ueber di« preußischer Be Wie wir zuve StaatSministeri de» Kanal ge aus erhebli etwa auf einer betreffenden T Meinung abgl Anschauungen I bestand, da Verbleiben del als eine politi diejenigen Mit ihre Zustimmv strebten." Dr» „Mt baden, der Pi lesen wir in t komme« freien regelm.äßi österreichische stimmungen d verkehr auszu Schritte ringe gegnen und u — Oesterreich Eine sozia hatfolgrndeE parlamen Reichstages a die Beschränk! jetzigen Präsi einzige Stätt« stätte finden ! Parlament" i Parlament" r abgewartet w Will eS ! in vesterre Frhrn. v. C> aus einen nak Wir fürchten, zu einer ab! seit 20 Jahr Thun legen ! abgesehen ist, Mgel für Delegationsn Lage leuchtet Kreise vermi Bereitelung in der öfter, fassenden e Delegations! der Deutsö und Entla Zertrümme „Gemäßigt« zunächst di« einigung m „Radikale" die Schöne Graf Thun Berufung ( mit Vorwis der in der die geeignet richten Flü in Oesterre Mahnung z bereitschast, einander m gruppen, si Frank welche vor gestellt we wegen Atte werden, da dem um t Däne, Kaiser und gekommen, dänischen nach Schlo «erbt tag begmr Gericht g« Radikalen Beginn de setzt werde Der l wie der l worden. Mikindani Unbotmäß gegen ihn lichen Uri war das l beizukomn Verlauf d Der Weisungen den Gehör eintreibun! lich zu.we mann Hm schemba , Matschem er (Mat besseres aus. Das Haus ist groß, und Sie haben die Auswahl." „Ich danke wirklich", entgegnete Carolath. „Ich könnte gar kein behaglicheres Zimmer finden, als das meine ist." „Ich kann Ihnen oben auch ein Wohnzimmer zurVerfügung stellen", sagte Dr. Vipan, „eigentlich ein Arbeitszimmer, das Ihnen vielleicht guten Dienst leisten dürfte. Sie finden auf den Regalen Bücher der verschiedensten Art. In Ihrer unfrei willigen Zurückgezogenheit können sie Ihnen eine willkommene Zerstreuung bieten." Während er so sprach, führte er seinen Gast die Treppe hin an, und Carolath gewahrte dabei, wie schlank und elastisch seine Figur war und wie das Steigen ihn auch nicht im mindesten anzustrengen schien. Trotz seiner siebzig Jahre besaß er viel von der Energie und Geschmeidigkeit eines Jünglings. Das Studierzimmer, das einem Raume gegenüber lag, der, wie Carolath später erfuhr, Errimas Schlafzimmer war, zeigte eine geschmackvolle und behagliche Einrichtung. Zwei aroße Bogenfenster gingen auf den Garten hinaus, vor sedem stand ein bequemer Divan. Die Fenster waren weit geöffnet, üppige Kletterpflanzen rankten sich darum, und bis ins Zimmer hinein tönte das Summen der Bienen. „Sehen Sie hier die Bücher", sagte Dr. Vipan, auf Ms breite Nischen deutend, die vom Boden bis zur Decke mu dich besetzten Regalen angefüllt waren. „Sie finden, wie ich sch"" vorher bemerkt, von allem etwas darunter, aber die leichte Lite ratur herrscht, wie ich fürchte, vor. Ich brauche nämlich den ganzen Raum in meiner Bibliothek für wissenschaftliche Werte und war daher genöthigt, die Romanliteratur hierher zu ver bannen. Aber Sie sind jünger als ich und werden, denke ich, mancherlei dazwischen finden, was Sie interessiren dürste." „Ich habe für Romane jetzt nicht viel übrig", sagte Carolath ein wenig bitter. Er dachte dabei an seinen eigenen Roman mit dem-'entsetzlichen Schlußkapitel. „Nun, um so besser", meinte der Doktor, „dann können Sie „Ich bitte, das Papier nochmals vorzulesen." Der Ge - rrchtsschreiber stellt fest, daß das Wort „textueU" im Berichte steht. Gonse: „Das ist kein Gerichtsschriftstück. Painleve war kein Zeuge, er gab mir nur eine Auskunft über den Leumund Dreyfus'!" Painleve: „Niemals habe ich » das gesagt, was Gonse mir zuschreibt. Niemals! Niemals!" General Roget (dem vollkommen fassungslosen Gonse bcispringend): „ES handelt sich nur um eine Verwechselung. Ich habe sie mitbegangen, ich habe vor dem höchsten Gericht 47 Stunden lang ausgesagt, da kann eine kleine Verwechselung in Kleinigkeiten vorkommen. Wir haben dieser Aeußerung keiner lei Bedeutung beigemessen, wir haben aus ihr niemals einen Schuldbeweis gegen Dreyfus gemacht." Painleve: „Man hat daraus einen Schuldbeweis gemacht. Cavaignac hat geradezu seine Ueberzeugung darauf gegründet; er hat das Schriftstück als Ergänzung und Bestätigung des angeblichen Geständnisses Dreyfus' bezeichnet. Es war also nicht ohne Be deutung, da Cavaignac sich seiner öffentlich bedient hat." La - bori: „Selbst wenn es sich nach Gönses Unterscheidung bloß um eine einfache Auskunft handelte, warum schrieb sie Gonse ungenau nieder?" Vorsitzender: „Ich stelle die Frage Nachdem Carolath sein Frühstück beendet hatte, führte ihn Dr. Vipan im Hause umher, immer darauf bedacht, den jungen Mann als Invaliden erscheinen zu lassen, indem er sehr lang sam ging und ihn führte. In seiner Eigenschaft als Hausherr zeigte er sich von vollendeter Höflichkeit und Zuvorkommenheit. „Sie muffen es mir sofort sagen, wenn wir irgend etwas thun können", sagte er zu Carolath, „was Ihnen den Aufent halt hier behaglicher machen könnte. Ich selbst bin ja nur ein I armer, der Wissenschaft lebender Einsiedler; aber wenn ich ein- fort, „so können < mal einer» Aast habe, dann soll er sich auch wohl fühlen in > behagt, behalten.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite