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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189908117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990811
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990811
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-11
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.08.1899
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185 18V' 81»»»» Ein Leutnant der Kolonialarmee empfand ich Schmerzen. den Weg durch die deutsche Presse nahm: Das Küsten auf die Augen sollte, durch Uebertragung kleiner, aber böser Mund bewohner zu schweren Augenkrankheiten, ja zur Erblindung führen. Nun, Gott sei Dank, so schlimm ists nicht. Professor Uhthoff schreibt der „Köln. Volksztg.": „Der verehrlichen Redaktion er laube ich mir in Betreff des Artikels „Eine Warnung vor dem Küssen auf die Augen" aus der Breslauer Universitäts-Augen klinik, der mir zugesandt wurde, zu bemerken, daß diese Mit- ihcilung ans einem Jrrthum beruhen muß. Ich habe nie einen derartigen Fall beobachtet, noch viel weniger ihm eine solche Deutung gegeben, dementsprechend auch selbstverständlich nicht in einer klinischen Vorlesung vor Studirenden mich in dem Sinne geäußert, wie in dem Artikel angegeben. Sachlich halte ich eine derartige Uebertragung für ourchaus unwahrscheinlich. * Schlechte Zähne. Der „Globus" schreibt: In Betreff Monatsschrift für Zahnheilkunde, Jahrg. 17), daß auf die Wider standsfähigkeit der Zähne gegen dieses Uebel Raffr-Eigenthüm- lichkeiten einen nachweisbaren Einfluß haben; das Gebiß der Kulturmenschheit ist in zunehmender Degeneration begriffen. Bei einzelnen Gewerben ist die ZahncarieS so verbreitet und in einer derartig prägnanten Form, daß man sie als Gewerbekrankheit für den betreffenden Beruf bezeichnen kann. Notorisch hat die Stadtbevölkerung schlechtere Zähne als die Landleute. Von den Gewerbetreibenden haben Bäcker die schlechtesten, Fleischer die besten Zähne. Kellner und Köche zeigen auffallend schlechte Zähne. Herr Lührse hatte gehofft, daß die Soldatenkost, be sonders das Schwarzbrot, durch die intensive Inanspruchnahme der Kaumuskeln und Zähne einen günstigen Einfluß auf die letzteren ausüben müsse, doch hat sich kaum ein bemerkenswerther Unterschied gegen andere Stände herausgestellt. äußert sich ähnlich: „Was meine Empfindung betrifft, die ich bei Angriff des Löwen hatte, so muß ich gestehen, daß ich keinen Schmerz fühlte. Die Bestie biß mich, das sah ich genau, aber das Bewußtsein verließ mich nicht, ich war vollständig schmerz frei." — G. Neve, Spitalarzt in Srinagar in Kaschmir, be handelte etwa zehn Personen, die von Bären überfallen worden waren und übereinstimmend erklärten, daß sie anfangs gar keinen Schmerz verspürten. Kurz, von 62 Personen, die der englische Gelehrte befragte, erklärten 60, daß sie unter dem Zahn der Bestien keinen Schmerz empfunden hätten. * Die Rache ver Indianerin. Ein furchtbarer Racheakt eines verlassenen Mädchens wird aus dem Hauptorte des Territoriums der Cherokee-Jndianer, Tahlequah, berichtet. Als einer der wenigen Weißen lebte unter den dortigen Indianern und Mischlingen der Kaufmann Joseph Ryan. Er traf in einer Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Sette 8. — 11. August. Ein Leser stellt nachstehenden Prospekt zur Verfügung, der ihm dieser Tage mit dem Poststempel Aurillac zugekommen ist. Das Verdeutschungskunstwerk lautet: Mr ^nsioktrspostkartsn- versammler. Lkone ^nsioktskarten über DKLVk'DL Lobieksn sie an: Vsrssxuze in ^uriUao (Oantal) b'runkrsiek. Ll. 2.40 äurek eins kostanweisung, so wsrdsn Lis wakrend der Ds- dattsn dss Mödesses von Rennes: klink sbone -Snsiebtskarten bekommen: 1 o Lüd von Ore^kus iw Keriobtssaal von Rennes. 2" ^usrsrUobs ^nsietrt vom militariseben kekanxnisre worin Drezckus intsrnirt ist. 3" Bild von Man Ors^kus mit ^nsiokt von äsm Hause das sis in Rennes wobnt. 4 ° Dotul-^nsiebt von äsr Rrisgsgeriebtstuds wäbrend der Dro^esrkürüng. Lüder von Dsmanxs und Kaborie (Vertbeidixer). 5" Luxanxe von dem Ksritebtssaal wabrend der Debatten oder am Rnds des Drveesses. Liutrstsnd Ralls, werden diese ^»siebten darob andere xeweobseit werden die interessantere sein werden. diese ^nsivbtskarten werden das Liegst von der kost von Rennes tragen und werden wabrend der Mrtdauer der De batten abgesokiekt werden. Die letzte ^nsiebtsbarts wird in den Briefkasten von Lennes am lag selbst geworksn sein, welobem der Ratb das klrtbeil fallen wird. Die Litten (von einer Rostanweisung begleitet) sind von nun an, dis rü der Lroününg der Debatten bekommen. Rlir 1 Kark (dureb eins Rostanweisang abgesobiokt) wird man mir rwei Lauten bekommen. Lie können mebrere Lübskrixtionsn in einem einzigen Kandats absobieksn. (Iod debalte kür mieb die Mandate süruok ?ü sobioken wenn dis Lübskrixtionsn die Losten niobt decken). * Ein wahnsinniger Frosch. Der Breslauer General anzeiger erzählt seinen Lesern Folgendes: Ein hochinteressanter naturwissenschastlicher Fall ereignete sich am Sonnabend Nach mittag 3 Uhr in der Familie des Kaufmanns H. Dieselbe pflegte einen Laubfrosch mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln; lebendige Fliegen wurden dem Wetterverkünder in Unmenge vor gesetzt, jedoch seit Freitag Mittag verschmähte er diese Leckerbissen ganz entschieden. Er blieb auf der höchsten Stufe der Leiter sitzen, blähte seine Schallblase bis aus's Aeußerste auf und quakte, daß man es durch die Wände hindurch bis in der Nebenwohnung hören konnte. Dann rannte er plötzlich für kurze Zeit auf die unterste Stufe der Leiter, quakte wieder ganz mörderlich, eilte abermals auf die oberste Sprosse und so fort, daß Herr H. mindestens ein Erdbeben im Anzug wähnte. Als Sonnabend Mittag ein Gewitter „im Anzüge" war, aber nicht losbrach, ließ der Laubfrosch bei 32 Grad Hitze im Schatten seine Stimme so laut ertöne», daß die Schallblase zersprang; unmittelbar darauf stürzte er sich gegen die Wände der Glaskrause, in der er sein Heim hatte, mit solcher Vehemenz, daß er schließlich ein Loch in dem Glase erzeugte, wodurch er entschlüpfen wollte. Leider blieben einige Stücke Haut an den hervorragenden Glassplittern hängen, sodaß der arme Frosch schwer verwundet wurde. Ein sofort hcrbeigeholter Thierarzt kanstatirte Wahnsinn infolge über mäßiger Hitze und ordnete Eisumschläge an. Herr H. will diesen seltenen Fall von Hitzschlag in einer Broschüre bearbeiten. — Diese fürchterliche Ausgeburt der diesjährigen, selten fruchtbaren, sauren Gurkenzeit, macht selbst Ben Akibas bewährtes Sprüchlein zu Nichte. * Der Bart der Aerzte. Abbildungen von Aerzten ver gangener Jahrhunderte zeigen uns das Angesicht dieser Herren stets mit einem stattlichen, bis zur Brust herabreichenden Bart, nnd anch heute ist die Mehrzahl der Jünger Aesculaps mit diesem Schmnck geziert, in jüngster Zeit mehren sich aber die Angriffe gegen denselben, so daß vielleicht die Zeit nicht fern ist, in der die Mediziner mit den katholischen Klerikern bezüglich der Bart- losigkeit wetteifern. Professor Hübner in Breslau hat nämlich durch zahlreiche Experimente nachgewiesen, daß sich gerade die gefährlichsten Mikroben am leichtesten im Bart ansetzen. Prof. Flüggen hat die Untersuchungen dadurch bestätigt, daß er einen Mann mit ungeschütztem Bart zehn Minuten in die Nähe einer Mikrobenknltur auf Agar setzen ließ, hernach aber mit durch Mmisselin verdecktem Bart. Die in beiden Fällen vorgenommenen Untersuchungen auf Bazillen ergaben ganz bedeutende Unter schiede. Hübner verwendete vollständige Masken, die das Gesicht vollständig verdeckte», dadurch gelang cs ihm, ein Eindringen der Mikroben in mehreren Fällen gänzlich zn verringern, in anderen ans ein Minimum zu rednziren. Ein anderer Beobachter, Garrs, empfiehlt an Stelle des Gebrauchs der Maske Waschungen des Bartes mit einer Sublimatlösung. Die einfachste Lösung dieser Frage wäre allerdings radikale Bartlvsigkeit. * Daß der Tod durch den Zahn wilder Thiere zu den wenigst schmerzlichen gehört, will ein englischer Gelehrter in einem eben erschienenen Buche beweisen und bringt zu diesem Behufe zahlreiche Zeugnisse bei, denen das „Journal des Döbats" folgende entnimmt: Ein englischer Kapitän schreibt: „Die Löwin stürzte auf mich los und warf mich zu Boden. Ich verlor so fort das Bewußtsein nnd kam erst wieder zu mir, als man mich aufgehoben hatte. Der Tatzenhieb und der Blutverlust hatten mich empfindungslos gemacht, und erst nach einigen Tagen Eigene Drahtberichte. ,Stach Schluß der Redaktion eingegangen.) Dresden, 10. Angnst. König Albert hielt heute eine Jagd auf Naundorfer Revier ab.^ Die Tafel ist in Rehefeld. Wien, 10. August. Die Altkatholiken von Graz haben beschlossen, sammt und sonders znm Protestantismus überzutreten. Die Ursache des Ucbertrittes ist, daß die Statthalterschaft sich geweigert hat, ihre Zustimmung zn der Konstituirung der Alt katholiken zu einer altkatholischen Spezialgemeinde zu geben. London, 10. August. Der „TimeS" wird aus Alexan drien gemeldet: Seit dem 1. August ist hier kein neuer Pestfall vorgekommen. In ärztlicher Behandlung befinden sich nur noch drei Pestkranke. Neueste Nachrichten. Paris, 9. August. Die ausständigen Gasarbeiter beschlossen heute Abend, den Kamps bis zum Aeußersten fortzusetzcn. Die Arbeiter einiger Werke weigerten sich, dem Ausstand beizu- treten. Rennes, 9. August. In der heutigen geheimen Kriegs- gerichtssitznng setzte General Chamoin seine Aussage fort, d. h. er packte die Geheimpapiere des Gcueralstabs weiter aus und erläuterte ihre hohe Wichtigkeit mündlich. Richter und Ver- theidiger saßen um den Gerichtstisch und betrachteten staunend die Papiere, die seit der Untersuchung des Strafsenats noch neue Bereicherungen erfahren haben. Dreyfus, etwas abseits sitzend, hörte mit starrem Staunen zu. Widerspruch wurde von keiner Seite erhoben. Dieser wird erst in öffentlicher Sitzung laut wer den, für welche die Vertheidigersichzahlreichc Aufzeichnungen machen. Die merkwürdigsten Stücke werden freilich wegen ihres schamloS- unzüchtigen Inhalts der Neugierde des Publikums vorenthalten bleiben. Aber auf Alles, was den Fall Dreyfus betrifft, wird man zurückkommen; nur sind Anklage und Vertheidigung überein- gekvmmen, die Eigennamen der Attaches, Agenten u. s. w. durch bestimmte Anfangsbuchstaben zu ersetzen. General Chamoin hat morgen noch etwa anderthalb Stunden lang zu sprechen, dann wird Paleologue die diplomatischen Geheimpapiere ent falten. Am Freitag wird sein Vortrag bestimmt beendet sein. Die nächste öffentliche Sitzung findet also am Sonnabend statt. Die Strenge, womit die Gendarmen gestern die Straßen räumten, als Dreyfus aus dem Gymnasium ins Militärgefängniß zurückgebracht wurde, entriß den zurückge drängten Leuten Zorncsrufe. Die Antisemiten suchen heute glauben zu machen, dies sei eine Volkskundgebung gegen Dreyfus gewesen. Das ist aber falsch. Ich war an Ort und Stelle und sah und hörte, daß nur gegen die Gendarmen geschrien wurde, als Dreyfus schon hinter der Eingangsthür des Gefängniß- gebäudes verschwunden war. Dreyfus ist körperlich sehr schwach; seine einzige Nahrung sind zwei Liter Milch und zwei rohe Eier täglich. Warschau, 9. August. Das Kriegsgericht verurtheilte den Händler Rozewitsch aus dem Grenzorte Wieruszow wegen ver suchten Verraths militärischer Geheimnisse zu lebenslänglicher Ansiedlung in Sibirien; der Sohn, welcher preußischer Unter- than ist, wurde freigesprochen. Granja, 9. August. In Oporto ist die Pest aufgetreten; gestern wurden sieben Todesfälle konstatirt. Pretoria, 9. August. (Reuter-Meldung.) Die Antwort der Transvaalregierung aus die Depesche Chamlerlains ist noch nicht abgegangeii. Die Regierung sieht die Ar.^legenheit als so wichtig und weittragend an, daß sie es für räthlich hält, den Gegenstand in weitere reifliche Erwägung zu ziehen. Es wird möglicher Weise eine Woche vergehe», bis eine endgiltige And» wort erfolgt. eine sorgfältige Erziehung genoffen hatte und außer dem Familiennamen beinahe nichts an ihre indianische Abstammung Gemahnendes an ffich zu 'haben schien. Die beiden verliebte!', sich ineinander, aber eines TageS fand Joseph Ryan an einem anderen Jndianermädchen, Bertie Sandes, Gefallen nnd brach mit Hattie Red-Bird. Vorige Woche nun unternahm die Familie Red-Bird, die sehr angesehen nnd begütert ist, eine kleine Reife zu einer Verwandten, und nur Hattie blieb zurück, um, wie sie sagte, Ruhe zu haben. Noch in derselben Nacht lud sie Joseph Ryan zu sich; sie habe ihm sehr wichtige Dinge zu sagen und hoffe, daß er kommen und diese letzte Bitte erfüllen werde. Joseph Ryan kam wirklich. Ueber oas Weitere, was geschah, erzählt Miß Hattie Folgendes: „Wir plauderten eine Weile, dann fragte ich ihn, weshalb er das Verhältniß mit Bertie Sandes begonnen habe. Er gab mir eine kurze Antwort: das gehe mich nichts an. Das machte mich beinahe wahnsinnig, und ich war nahe daran, ihn über den Haufen zu schießen. Aber ich bezwang mich und gedachte meines Vorsatzes, ihn zu Tode zu martern. So lächelte ich süß und ging darüber hinweg. Ich sagte ihm, ich hätte schon einen Anderen, wir wollten das Ver gangene vergessen: Das gefiel ihm; so sei es am besten, sagte er. Ich brachte hierauf Wein, den ich mir eigens zurecht gemischt hatte, und sagte ihm, wir wollten trinken und vergessen. Ich war ganz erstaunt, daß er, der sonst so Mißtrauische, keinen Arg wohn schöpfte. Er trank rnhig und in wenigen Minuten schlief er ein." Miß Hattie schob hierauf ihren ungetreuen Geliebten durch eine Lücke im Fußboden in eine Mauerspalte, eine Art ganz engen und ziemlich tiefen Kellers unter der Wohnung, der der Familie als Borrathskammer diente, und der genau so breit war, daß ein Mann, ohne sich rühren oder herausklettern zu können, darin aufrecht sieben konnte. Dann schleppte das Mädchen ein großes Schaff EiSwasser herbei, nahm einen Krug und begann durch die Lücke auf den entblößten Kopf des Mannes das Eiswaffel tropfenweise hinabfließen zu lassen. Wir lassen Miß Hattie weiter erzählen: „Ich tropfte das Wasser fast vier zehn Stunden aus seinen Kopf, und all diese Zeit über flehte^er mich an, aufzuhören. Sobald er den Kopf zur Seite neigte, folgte ich ihm, sodaß mährend dieser ganzen Zeit kein Tropfen , daneben fiel. Plötzlich verstummte er. Ich begann Nachts gegen 10 Uhr, Dienstag Mittag war er todt. Seine letzten Worte — ich freue mich, dies sagen zu können — enthielten die Bitte, ich möge ihm verzeihen." — Miß Hattie Red-Bird begab sich hieraus in ihr Schlafzimmer und schlief fest ein. Als man nach dem Verbleiben des jungen Mannes zu forschen begann und die letzte Spur in die Wohnung des Mädchens führte, gestand Red- Bird ihre That ohne eine Spur von Reue. * In der Nacht zum Mittwoch ging zwischen Brünn und Chirlitz ein Woltendruch nieder, durch welchen der Bahnober bau an einer Stelle unterwaschen wurde. Von einem Güter- ' zuge entgleisten infolgedessen die Lokomotive und zwei Wagen. Verletzt wurde Niemand. Der Verkehr wird durch Umsteigen aufrechterhalten. anwesende Mutter erkannte ihn und stürzte in seine Arme; der Geistliche unterbrach seine Predigt und alle Anwesenden be grüßten ihn. Doch Selkirk konnte mit seinen Landsleuten nicht fin Frieden leben, zog sich in eine abgelegene Hütte vor dem Städtchen zurück und verkehrte dort nur mit Fremden, die ihn aus Neugierde aufsuchten. Eines schönen Tages, im Jahre 1717, entführte er ein junges Mädchen, Sophie Bruce, und das Pärchen floh nach London. Aber bald lockten Selkirk die Aben teuer des Meeres wieder. Ein neues Lebenszeichen gab er im Jahre 1720 als Leutnant an Bord des Schiffes Sr. Maj. „Weymouth".. Er" heirathete alsdann die Wittwe Frances Candis; dieser vermachte er testamentarisch sein Haus und Ver mögen und starb einige Monate später zur See. In Largo ist ceute noch sein Geburtshaus zu sehen mit seinem Bilde über der Hausthiire. Auch wird daselbst sein Gewehr, der Holz koffer, den Selkirk auf der Insel angesertigt hat, und ein aus einer Kokosnuß geschnittener Becher gezeigt. * Ein Hochzcitszug auf Stahlrosfen, wie er sich jüngst in Wien zur Kirche bewegte, dürfte wirklich noch nie dagewefen sein. Die originelle Idee war dem Kopfe des Bräutigams, eines Herrn Zemann, entsprungen, der eine Pneumatik-Repa raturanstalt besitzt; die Braut war eine als flotte Radlerin be kannte hübsche junge Dame Namens Anna Meduna. Die Trauung fand in der Kirche zur heil. Margaretha in der Schön- orunncrstraße statt. Schon vor 10 Uhr Vormittags ver sammelten sich die zahlreichen Hochzeitsgäste in dem Hause, in welchem sich die Anstalt des Bräutigams und dessen Woh nung befindet. Geraume Zeit vorher schon hatte sich eine nach Hunderten zählende Menge Neugieriger angesammelt, welche den seltenen „Nadlerhochzeitszug" sehen wollte. Kurz nach 10 Uhr setzte sich derselbe in Bewegung. Denselben eröffnete ein Mit glied des Radfahrerklubs „Hermes" in Wien auf dekorirtem Rade. Ihm folgten zahlreiche Mitglieder verschiedener Klubs und Vereine. Herren und Damen trugen Galadreß und fuhren sämmtlich auf prächtig mit Blumen und Blättern gezierten Rädern. Nun folgte die Braut. Sie fuhr auf einem gleich falls blumengeschmUaten Rade, an dessen Lenkstange das Brautbouquet befestigt war. Die Braut trug weder Schleier noch Kranz, die wohl zu.der „Dreß" auch wenig gepaßt hätten. Der Brautanzug bestand aus einem kurzen Schoß aus einem crömefarbigen Stoffe, einer weißenAtlasblouse, die vorne durch ein kleines Brautbouquet zusammengehalten wurde, und aus einer weißen Herrenmütze auf dem rabenschwarzen Haare.! Schwarze Strümpfe und lichtbraune Schuhe vervollständigten den Brautanzug. Die „freiwilligen Kranzeldamen" waren ebenfalls weiß gekleidet, indeß der Bräutigam, der mit den Radlern im Zuge sich befand, eine crvmefarbige Dreß und eine gleiche Mütze wie seine Braut trug. Zur Seite der Braut fuhren selbstverständlich ebenfalls zu Rad, der Beistand und der Braut führer. Den. Schluß des aus mehr als 200 Personen be stehenden Hochzeitszuges bildeten Mitglieder des Radfahrer vereins „Triumph" in Wagen. Die Kirche war im Innern in allen ihren Theilen in einer beängstigenden Weise gefüllt. Das Brautpaar und die Hochzeitsgäste begaben sich durch die Sa kristei in die Kirche. Nach einer Ansprache des Pfarrers segnete derselbe den Bund ein, worauf die Rückfahrt wieder zu Rad er folgte. Diesmal eröffneten den Zug je eine Dame und ein Herr auf einem Tandem, denen das neuvermählte Paar, dies mal schon nebeneinander fahrend, folgte; ihm schloffen sich dann die übrigen Hochzeitsgäste an. Das Brautpaar wurde während der Fahrt von dem Publikum lebhaft mit „All Heil"-Rufen begrüßt. * Moderne Stickereien. Von reizender Wirkung sind die gegenwärtig bei den Pariser Modeschönen so sehr beliebten Stickereien auf Atlas, Tüll und Chiffon. Chenillenumrandete Applikationen von duftiger Spitze und zartfarbigem Sammet vereinen sich jetzt auf kräftigem Netzgewebe, das über silber- pailletirten Tüll gelegt wird, der seinerseits wieder den Glanz des als unterste Unterlage dienenden Atlas dämpft. Sehr effekt voll nimmt sich auf schwarzem oder weißem Chiffon über gleich farbiger Seide eine Jettstickerei aus, deren einzelne Flitter» groß, flach und schimmernd und dabei so biegsam sein müssen, daß man sie mit Leichtigkeit zu verschiedenen Blüthenblättern formen kann. Um diese Jettblumen reliefartig hervortreten zu lassen, heftet man mousselinebezogene Wattebäuschen zwischen Seidenstoff und Chiffon. Ungemein chic und apart ist eine ganz neue Stickerei auf bemaltem Sammet. Große rankende Blumendessins wie Riesenmohn, vollerblühte Rosen, Tulpen und Orchideen werden allgemein bevorzugt. Das Laubwerk fällt besonders durch seine eigenartige Ausführung auf. Wäh rend die eine Hälfte eines Blattes so erhaben wie nur möglich gestickt ist, läßt man die andere Hälfte ganz flach. Breite Shawls aus Seidenmousseline verziert man mit gestickten Tüll- Arabesken, die von wahren Liliputrüschen aus farbigem Mousseline oder Chiffon eingefaßt sind. * Eine unheimliche Familie. Aus Jicin in Böhmen wird der „Frkf. Ztg. berichtet: Kaiser Franz Josef hat den wegen Ermordung seines dreijährigen Töchterchens vom Schwurgericht in Jicin zum Tode durch den Strang verurtheilte» 39jährigen Tagelöhner Heinrich Mühl begnadigt; der Oberste Gerichtshof hat daraufhin die Todesstrafe in eine fünfzehnjährige schwere Kerker- strase umgewandelt. Heinrich Mühl ist der letzte Ueberlebendc von drei Brüdern, die sämmtlich wegen Mordes vcrnrtheilt waren, zwei von ihnen, Carl und Johann Mühl, hatten ihren eigenen Vater ermordet. An Carl Mühl wurde die Todes strafe vollzogen, während Johann Mühl, der zu 20 jährigem Kerker begnadigt wurde, in der Strafanstalt starb. Bemerkens- werth ist, daß das Haus, in welchem die Mörderfamilie wohnte, und aus welchem noch ein anderer Mörder hervorgegangen war, leer steht, da trotz herabgesetzter Miethpreise Niemand in dem „Mörderhause" wohnen will. Der Besitzer hat daher um die Bewilligung zur Temolirung des Hauses nachgesucht, um wenigstens den Bauplatz verkaufen zu können. * Gar manches zärtliche Paar wurde in den letzten Tagen erschreckt durch eine unholde Kunde, die aus Breslau kam und „ „ Gesellschaft mit Miß Hattie-Red-Bird, einem ungewöhnlich schönen der Verbreitung der ZahncarieS urtheilt L. Lührse (Deutsche I Jndianermädchen zusammen, das in der Carlisle Indian School daß die -bliche» r Tüll. :ue S«. üt de« beträgt Dienft- bei d« uersuge ' Jahre l kaiser» mehmer in de» lmshöhe w, zehn rwaltige Dctogon w hinab n Stell« ßenstei» er jene» erts mit en, lag m Alls te in den und die r Pyra- ch groß- . Der s seinem zu einer rde an. eins den «ar, läßt licht vor Man- s Land- dazu in ,en Krie- eschüttelt nten als ;end und ersteinen s trägt, nesischen, c bewun- worden, bekannt Philipp l Baues, Zyramide nicht be- ihrer zu irsprüna- ebenfallt : Fritzlar worden, e, die ge- ffen, und die auch der Her- öpfungen Mhelms- hre 1821 wen 1787 hren ließ. :s Innere Der be- Hoflager w Möbel- lzuoefügt, lichkeit in h Selkirk. mf Grund lfzubauen, urde Sel- Largo als nge,machte als erster zur Flotte ampier ae- e ihn als- c während' lußte, und :digerweist so unaus- ünen Ent- gab das er der Ka- ntschieden; igens hatte leine Insel enfalls im Inachtsam- : Indiane: Legler auf- seiner Ver- >, ebenfalls uhr, Feuer Id brachten in von ver- ihre Scha- onate hatte Melancholie 1, den man ange nichts oe gegangen unden. Er Theil und lsschiffe an- landung in :ling besaß. er plötzlich n. Seine
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