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— SL Jahrgang. Freitag. Sen 11. August. Inserate werden bi« Vormittags 11 Uhr « angenommen. Preis für die Spaltzeile 15 Psg. H FKZOZW Außerhalb des Landgerichtsbezirks 16 Pfg. ß M. W v reibergerAltzeia^ md Tageblatt AmMleu süi die lömglichm md Wtischeu Behörden zu Freiberg md Brand. Verantwortliche Leitung ver Redaktion: Georg Burkhardt. - - . l Erscheint jeden Wochentag Abends '/»S Uhr sür den /vn I anderen Tag. Preis vierteljährlich 1 Mt. 8V Psg. < f- KW» einmonatlich 60 Psg.; durch die Post 2 Mk. 2b Psg. Zwangsversteigerung. Das im Drundbuche auf den Namen der Telma Antonie verehr!. Diener, geb. Hälsig, früher in Freiberg, jetzt in Löbtau bei Dresden, eingetragene Hausgrundstück unter Nr. 325V des Brandkatasters, Abth. L, Nr. 10786 des Flurbuchs und Folium 230 des Grundbuchs sür Freiberg, vormaligeu Kreisamts-Antheils, — da 7,3 u groß, mit 377,00 Steuereinheiten belegt und auf 13500 Mk. — Pfg. geschätzt, soll im hiesigen Königlichen Amtsgerichte zwangs weise versteigert werden und eS ist der 1S. Teptember 13S9 Vormittag- 11 Uhr als A«meld< termi«, ferner der S. Oktober 1869, Vormittag- 10 Uhr, als Bersteigernng-termin, sowie der 13. Oktober 18SS, Vormittags 11 Uhr, als Termin zu Verkündung des Bertheilung-pian- anbcraumt worden. Die Realberechtigten werden anfgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Ucbersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts ein gesehen werden. Zum Bieten wird nur zugelassen, wer seine Bereitschaft zur Zahlung oder Sicherstellung den bestehenden Bestimmungen gemäß nachweist. Freiberg, den 4. August 189S. königliches Amtsgericht, Abth. I. 2a. 23/99 Nr. 18. Vr Nicolai. Sonderzug von Dresden nach München, Salzburg, Ba» Reichenhall, Kufstein ««» Linda«, den 14. August 18SS. Abfahrt von Freiberg 7 Uhr 18 Minuten Nachm., Ankuuft in München 9 Uhr 40 Minuten, Vorm, am 15. August. Fahrpreise für Hin- und Rückfahrt: I. Kl. U. Kl. M. Kl. Freiberg—München 48,70 M. 33,80 M. 24,10 M. Freiberg—Ulzburg oder Bad Reichenhall 61,40 M. 44,10 M. 31,30 M. Freiberg—Kufstein 55,70 M. 40,20 M. 28,50 M. ' Freiberg—Lindau 66,90 M. 48,00 M. 34,10 M. Fahrkartengültigkeit 45 Tage. Schluß deS Fahrkartenverkauss am Tage vor ZugSabgang Nachmittags 6 Uhr. Näheres ergiebt die bei den sächsischen Staatsbahnstationen, ferner bei der Ausgabestelle für zusammenstellbare Fahrscheinhefte in Dresden-A, Wienerstraße 2h unentgeltlich zu erhaltende Ueberficht über den Sonderzug. Dresden, am 7. August 1899. Königliche Generalvirektion ver Sächsischen Ttaatseisenbahne«, H. AbtheUung. II. 6. 3423. — Gemeindesparkaffe zu Erbisdorf, ist jeden Montag, Nachmittags von 2 bis 6 Uhr geöffnet, verzinst Spareinlagen zu 3*/, und gewährt Darlehen auf Grundstücke zu mäßiger Verzinsung. Der Gemcinderath. üssvnULnssor», G.-Borst Politische Umschau. Freiberg, de» 10. August. Eine angebliche Unterredung mit dem deutschen Kaiser. Las amerikanische Kongreßmitglied sür Chicago, George Edmund Foß, soll in Beglietung des amerikanischen Marineattachäs Kapitäns Beehler am Mittwoch der vorigen Woche in Kiel von Kaiser Wilhelm an Bord der „Hohenzollern" empfangen worden sein und mit dem deutschen Kaiser eine dreiviertelstündige Unter redung gehabt haben. ES wird darüber im „B. T." Folgendes berichtet: Der Kaiser begann mit einem Hinweis auf die von der Presse verbreiteten Aeußerungen deS Admirals Dewey und er klärte, daß er diesen Zeitungsberichten durchaus keinen Glauben beigemessen habe. Herr Foß erwiderte darauf, daß er soeben von .Triest komme, wo er in Gesellschaft mit dem amerikanischen Ge sandten in Wien längere Unterredungen mit dem Admiral Dewey gehabt habe, in denen derselbe die Philippinenfrage nur kurz "gestreift und in keiner Weise irgend eine Feindseligkeit gegen 'Deutschland zur Schau getragen habe. Herr Foß äußerle daher die Ueberzeugung, daß Admiral Dewey die ihm zugeschriebenen Aeußerungen nicht gethan haben könne und daß dieselben lediglich eine Erfindung seien. Der Kaiser erklärte, daß er überzeugt sei, daß die Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika stets freundliche bleiben würden. Dafür würden schon die in Amerika zahlreich lebenden Deutsch-Amerikaner sorgen, welche eine Aggressive und feindselige Politik gegen Deutschland nicht zulassen würden. Sodann ging der Kaiser auf die Vermehrung der deutschen und amerikanischen Flotten ein und bemerkte: „Früher war es die starke deutsche Landinacht, welche die hauptsächlichste Stütze des europäischen Friedens war. Die Zukunft der Nationen liegt jedoch auf dem Ozean und eine jede Macht muß danach trachten, auf dem Ozean so stark zu werden, daß sie ihre Inter essen dort gebührend wahrnehmen kann. Die Vermehrung der deutschen Flotte bedeutet durchaus keine Bedrohung irgend einer anderen Nation. Denn je stärker eine Nation zur See ist, um so mehr wird sich jede andere Nation bedenken, ehe sie zu Feind seligkeiten übergeht. Eine Vermehrung der Flotten ist also in Wirklichkeit der beste Friedenskongreß." Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, der bekanntlich vor einigen Jahren schwer an Blinddarm-Entzündung erkrankt war, ist in Primkenau abermals an einem Darmleiden erkrankt; doch ist zu irgend welcher Besorgniß kein Anlaß. Es handelt sich um eine leichte Blinddarmreizung. Prof. Renvers behandelt den Kranken und war zu diesem Zweck von Berlin nach Primkenau gereist. Wie schon mitgetheilt, hat der Kaiser dem deutschen Botschafter inParis, Grafen zu Münster, unter dem Namen eines Fürsten von Derneburg die Würde eines preußischen Fürsten verliehen. Die Verleihung bedeutet gewiß eine Anerkennung der gesummten Thätigkeit des Grafen Münster. Insbesondere mag in ihr der Dank enthalten sein, daß es dem Botschafter nicht bloß gelungen ist, während seiner amtlichen Thätigkeit in der französischen Hauptstadt das gute Verhältniß zwischen Deutschland und Frankreich aufrecht zu erhalten, sondern diese Beziehungen unter schwierigen Verhält- nißen noch zu verbessern. Daß der Dank vornehmlich der Pflege der guten Beziehungen zwischen Deutschland und Frank reich gilt, läßt die Anerkennung vermuthen, die man dem Bot schafter sogar dafür zollt, daß es ihm gelungen fei, auf der Friedenskonferenz im Haag alle Friktionen zwischen den deut schen und den französischen Delegirten zu verhüten. Der Pariser „Figaro" veröffentlicht einen Artikel, worin die Ver dienste des Botschafters warm hervorgehoben werden, dessen Bestreben stets darauf gerichtet gewesen sei, Konflikte zwischen Frankreich und Deutschland hintanzuhalten. Graf Georg Herbert zu Münster-Ledenburg wurde am 23. Dezember 1820 zu London geboren, wo sein Vater als hannoverscher Staats minister fungirte. Der Graf studirte in Bonn, Heidelberg und Göttingen, war als Erblandmarschall Mitglied des hannover schen Ersten Kammer und 1856—1864 außerordentlicher han noverscher Gesandter in Petersburg. Er ist seit 1867 erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses und vertrat von 1867 bis 1873 den Wahlkreis Goßlar im norddeutschen bezw. deut schen Reichstag, wo er sich der Reichspartei anschloß. Am 26. Juni 1873 wurde er zum Botschafter des deutschen Reiches in London ernannt und 1885 als Nachfolger des jetzigen Reichs kanzlers, Fürsten zu Hohenlohe, zum Botschafter in Paris. Auch als historisch-politischer Schriftsteller hat sich Graf Münster bethätigt; bekannt ist seine „Politische Geschichte Europas" seil 1815, m welcher auch die Depeschen seines Vaters über den Wiener Kongreß enthalten sind. Wie schon berichtet, ist am Sonnabend Nachmittag die Her zogin von Albany, mit ihrem Sohn, dem Herzog von Albany, zukünftigem Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha, und ihrer Tochter, Prinzessin Alice von Albany, nach Deutsch land abgereist. Die Herzogin wird, wie nun endgiltig verlautet, in den nächsten drei Jahren fast ausschließlich m Deutschland wohnen, um sich ihrem Sohn ganz widmen zu können. Der junge Herzog wird im Winter in Stuttgart das Gymnasium besuchen und erst später nach Dresden und Cassel gehen. Für die Zukunft ist auch der Besuch der Universität und der Eintritt in die deutsche Armee in Aussicht genommen. Während seiner Studien wird die Herzogin seine ständige Begleiterin sein. Das Gerücht, daß die Herzogin ihr Schloß in Claremont, das sie während der letzten 15 Jahre bewohnt hat, verkaufen will, ent behrt jeder Begründung. Das Schloß ist von der Königin Viktoria für sie bestimmt worden und sie dürfte es wieder be ziehen, sobald der junge Herzog seine Mündigkeit erreicht haben wird. Der Herzog hat anläßlich seiner am Freitag im Windsor- Schloß erfolgten Firmung eine große Anzahl prachtvoller Ge schenke erhalten. Von der Königin Viktoria bekam er Tafel- geräth aus massivem Silber für Kaffee und Thee. Dasselbe besteht aus 6 Stücken, die auf der einen Seite eine Krone und die Initialen der Königin, auf der anderen Seite wieder eine Krone und das Monogramm des Herzogs eingravirt enthalten. Außerdem erhielt er von der Königin ein deutsches „Gesang- und Gebetbuch für Coburg und Gotha" mit einer eigenhändigen Widmung ihrer Majestät. Der Prinz von Wales gab ihm einen in getriebener Arbeit ausgeführten massiven Silberbecher mit einer Widmungsinschrift. Andere Geschenke waren: eine deutsche Bibel mit dem deutschen Motto: „Treu und fest" von seiner Mutter und eine große Anzahl von Silbergeräthen, die ihm von den verschiedenen Mitgliedern der königlichen Familie zum Präsent gemacht wurden. Auch die Dienerschaft auf Schloß Claremont und die Schulkollegen von Eton stellten sich mit Firmungsgeschenken ein. Der königliche Bildhauer Wil liamson wurde von der Herzogin von Albany beauftragt, eine Marmorbüste des jungen Herzogs auszuführen, der dem Bild hauer zu dem Zweck am Abend vor seiner Abreise eine Sitzung gewährte. Gestern Vormittag hat eine Abordnung des Vereins deut scher Reichsangehöriger in Moskau einen massiv silbernen Kranz am Sarkophag des Altreichskanzlers niedergelegt. Der Kranz besteht aus silbernen Eichen- und Lorbeerblättern mit ent sprechender Widmung. Prinzessin Jutta von Mecklenburg hat bei ihrem Ueber tritt zur griechischen Kirche folgendes Bekenntnis; ab gelegt: „Die auf den heiligen, ökumenischen und provinzialen Konzilien sestgestellten apostolischen Ueberlieferungen, kirchlichen KanoneS und übrigen Satzungen und Bestimmungen nehme ich an und bekenne ich; ebenso will ich die hl. Schrift in dem Sinne, wie sie die heilige morgenländische Kirche, unsere heilige Mutter, verstand und versteht, annehmen und verstehen. Ich bekenne, daß diese Kirche die Braut Christi und nur in ihr das wahre Heil ist. Der heiligen dirigircndeu Synode von Rußland, den hochgeweihten Metropoliten, Erzbischöfen und Bischöfen und den von ihnen eingesetzten Priestern gelobe ich, wahren Gehorsam zu leisten bis zum Ende meines Lebens." CS ist nur ein geringer Trost, daß diese Formel, welche auch der Kaiserin-Wittwe von von Rußland seiner Zeit als Prinzessin Dagmar von Dänemark vorgelegt wurde, etwas milder als die gewöhnliche Formel ist, in welcher die falschen Lehren deS lutherischen Bekenntnisses ab- geschworen werden. Wie berichtet wird, ist für den GlaubenS- wechsel besonders der Wunsch des Kaisers von Rußland maß gebend gewesen. Eigentlich sollte man doch meinen, daß die Zeiten vorüber sind, wo deutsche Fürstentöchtcr dem Wunsche eines fremden Herrschers unterworfen sind oder sich ihm selbst unterwerfen. Auch daß die Schwester der Prinzessin Jutta bei ihrer Trauung mit einem französischen Edelmann, den dann der Papst zum römischen Grafen erhob, sich zuerst pomphaft nach römischem und dann in kleinem Kreise nach evangelischem RituS trauen ließ, ist tief bedauerlich. Umsomehr Anerkennung ver dient eS, daß die evangelisch-lutherische Geistlichkeit einstimmig bei dem Großherzog von Mecftenburg-Strelitz Verwahrung gegen den so bedauerlichen Glaubenswechsel der Prinzessin Jutta oder, wie sie jetzt heißt, Militza, eingelegt hat. Infolge einer Anregung deS Kaisers ist den in Kiautschou angestellten technischen und Verwaltungsbeamten frei gestellt, auf Kosten des Auswärtigen Amtes ihre Frauen dorthin zu nehmen. Zu Oktober werden mehrere Frauen zu dauerndem Aufenthalt, andere zu mehrmonatigem Besuch nach Kiautschou abreisen. Entsprechende Wohnungen sind hergerichtet. Das Reichsversicherungsamt hat beschlossen, auf der Pariser Weltausstellung die Unfallverhütung nicht durch Modelle, sondern durch Photographien darzustellen. Ferner wird beabsichtigt, eine größere Zahl charakteristischer Maschinen, Geräthe und anderer Betriebseinrichtungen in Mutoskop-Appa- raten derart zur Darstellung zu bringen, daß die Handhabung der Maschinen rc. und der dabei in Betracht kommenden Sicher heitsvorkehrungen nach Art der sogenannten lebenden Photographien sichtbar wird. Eine solche Vorführung würde durch ihre,Neuheit und Eigenartigkeit ganz besonders das Interesse der Beschauer finden und wesentlich dazu beitragen, die Aufmerksamkeit auf die Ausstellung von Unfallverhütungseinrichtungen zu lenken. Zwischen zwei Offizieren des zur Zeit bei Konitz zur Uebung weilenden Ulanen-Regiments Prinz August von Wüttemberg (Posenschen) Nr. 10 hat in einem kleinen Wäldchen bei Mosnitz ein Duell auf Pistolen stattgefunden. Als Gegner standen sich gegenüber der Rittmeister Graf zu SolmS von der zweiten Schwadron und Leutnant Graf von der Schulenburg. Letzterer erhielt gleich beim ersten Kugelwechsel einen Schuß in den Unter leib, der die Leber schwer verletzte, und wurde nach Anlegen eines Nothverbandes in das katholische Borromäusstift nach Konitz geschafft. Der Anlaß zu dem Ehrenhandel ist noch unbekannt. Die Leutenoth im Osten Preußens istgroß. Es mangelt an Händen, die Sachen deS Feldes zu bergen, und nun wird auch noch ein Theil der Arbeitskräfte durch einen Ausstand lahm gelegt. Aus Posen, 8. August, wird der „Voss. Ztg." berichtet: Auf mehreren Rittergütern in der Provinz feiern die Arbeiter. Sie glauben, unter der Noth der Zeit höhere Löhne fordern zu dürfen. Wegen disziplinlosen Verhaltens aus dem sozialdemo kratischen Verein ausgeschlossen wurden die Gastwirthe Klimtsch und Feuerheerdt in Spandau. Diese Maßregel ist auf den Boykott der Pichelsdorfer Brauerei zurückzusühren. Die beiden Wirthe konnten sich von ihren Verpflichtungen der genannten Brauerei gegenüber nicht loslösen und mußten weiterhin da» mit dem Boykott belegte Bier auSschänken. Die Generalversammlung beschloß daraufhin, sie aus dem Verein auSzustoßen. Aehnlich dürfte es einer Anzahl Berliner Wirthe ergehen, die Mitglieder sonaldemokratischer Vereine sind und die trotz des Boykott beschlusses Pichelsdorfer Bier weiter führen. Wie mau erzählt,