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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189907191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990719
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990719
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-19
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.07.1899
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18»« Die Vermögensübersicht ergab 3226 Mk. betrugen 1256 Mk. Die Kasse für das Fichtelberg- gegen 3876 Mk. im Vorjahre. 2953 Mk. gewährt. An Zweigvereine wurden 800 Mk. Unterstützungen Die Kosten für das Ansichtsplakat vom Erzgebirge Haus wies 6448 Mk. baares Vermögen und 23368 Mk. Werth der Grundstücke, Hauseinrichtung re. auf. In der.Einnahme von 6054 Mk. befanden fich 1501 Mk. für Eintrittskarten zum Tburm und 1624 Mk. für verkaufte Postkarten (17545 Stück). Die Ausgabe betrug hier 4658 Mk. Hiervon kamen 2473 Mk. auf den Ban des neuen Nebengebäudes, 485 Mk. auf den Ankauf von Baulichkeiten. Auf Antrag des Zweigvereins Chemnitz wurde die Erweiterung des Gesammtvorstandes von 5 aus 11 Mitglieder beschlossen. Im Vorstande sollen verschiedene Aus- schüsse gebildet werden. Einem weiteren Anträge des genannten Zweigvereins, dem Begründer des deutschen Reichs, Fürsten Bismarck, auf dem Gipfel des höchsten sächsischen Berges, dem Fichtelberg, ein Denkmal zu errichten, wurde freudigst zugestimmt. Der Gesammtvorstand soll die weiteren Vorarbeiten übernehmen. Von einer Unterstützung der Schülerherberge in Buchholz sah man der Konsequenzen wegen ab. Die Kosten für Entsendung eines Abgeordneten zur Hauptversammlung des Verbandes deutscher Touristenvereine in Cassel wurden bewilligt. Bei der Revision der Satzungen des Vereins soll besondere Rücksicht auf die Erwerbung der Rechte einer juristischen Person für den Verein genommen werden. Der Ausführung einer einheitlichen Wegebezeichnung im Erzgebirge stimmte die Versammlung zu. Die mit 4500 Mk. berechneten Kosten sollen durch Erhöhung des Mitglicdsbeitrags von 75 Psg. auf 1 Akk. aus 2 Jahre gedeckt werden, lieber den bald vollendeten Erweiterungsbau des Fichtel Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Sette 5. — 19. In« Begründer und bisherige 1. Vorsitzende deS Vereins, Herr vr. Köhler, wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Der neue Vorsitzende ist Herr Seminaroberlehrer Möckel in Schneeberg, dessen Stellvertreter Herr Bürgermeister Gareis in Schwarzen berg. Kassirer ist wieder Herr Stadtrath Härtel und 1. Schrift führer Herr Seminaroberlehrer Lorenz in Schneeberg. Nen ge wählt wurden in den Vorstand Herr Handelsschuldirektor Kreßner in Schneeberg, sowie je 1 Vertreter der größten Zwe'gvereine (Chemnitz, Zwickau, Leipzig), sowie dreier kleinerer Vereine; letztere sollen in der Hauptversammlung bekannt gegeben werden. Herr Schuldirektor Tauchmann in Neustädtel hatte auf eine Wiederwahl verzichtet. —L» Erregung, welche lebhaft an eine bekannte komische Figur auS dem Puppentheater erinnert. Nun beginnt mit schrecklichem Gr» i schrei die Predigt. Alle diese Predigten haben ein und denselben Anfang, nämlich ihr Mann soll seinem Gott dafür danken, daß er eine solche begnadete Gattin besitzt. In diesen Predigten be kommt jeder Anwesende „seinen Theil". Die Bekehrten werden gelobt und immer wieder ermahnt, treu zu bleiben. Die Sünder aber bekommen eine furchtbare Strasrede, wobei mit ihnen Brüder schaft gemacht wird und ihnen schmeichelhafte Namen beigelegt werden, z. B.: „Du Weltbruder!" — Diese Frau spricht Prophe zeiungen aus, die sie nicht verantworten kann, z. Ä. sagt sie von gewissen Leuten voraus, wenn sie der Tod abruft. In diesem Sommer sollen alle Felder verwüstet werden durch Feuer und Hagel. Eisenbahn und Elektrizität sollen verbrennen. Große Finsterniß wird eintreten. Eine Sündfluth soll Hereinbrechen, denn der Regenbogen am Himmel wäre schon ganz blaß geworden. Den Sündern werden schreckliche Strafen voraus» gesagt. Ein solcher, welcher geflucht hat, muß später 12000 Jahre bis an den Hals im Wasser schweben mit dem Gefühl, aller Minuten ertrinken zu müssen. Trifft eine Prophezeiung nicht ein, was ja immer der Fall ist, dann heißt es: „Durch Ge bet haben wir es von uns abgewendet." Hölle und Himmel werden in verschiedene Theile eingetheilt, je nach dem Grade der Sünde oder Reue. Auch Gesänge selbstgedichteter Psalmen sind an der Tagesordnung. Viele Predigten haben ein und denselben Inhalt. Haben sich die Gedanken der Predigerin erschöpft, so fängt sie wieder von vorn an. So kommt es, daß sie stunden lang sprechen kann. Sehr oft bezeichnet sie sich selbst als all mächtigen Heiland, der im nahen Weltgericht alle Sünder ver nichten will. Welche Blüthen diese Sekte treibt, beweist der bekannte Pferdehandel, wobei Einer sein werthvolles, aber vom Teufel besessenes Pferd — verschenkt. Durch diese Predigerin nun sprechen auch manchmal Personen, welche schon im Himmel weilen. Natürlich müssen diese einmal dieser.Sekte angehört haben. Daß diese Engel auch Spaß machen können, wie sich die An hänger selbst aussprechrn, beweist der Schluß eines Schlachtfestes: Im Hause der Frau wurde ein Schwein geschlachtet, wobei mehrere Getreue eingeladen waren. Da diese aber einen sehr gesunden Magen zeigten, so verfiel die Frau schnell in ihren bekannten Zustand und ließ durch sich aus dem Himmel ein Kind reden, das wohl bei seinem Tode ein Alter von ungefähr 25 Wochen gehabt hat. Dieses Kind befahl nun den Gästen, nach Hause zu gehen. Diese erschrecken, gehorchen und — die Wurst war gerettet. Der Zweck dieser Sekte liegt im „Dunkel der Nacht."!! Vorgestern wurde in Dresden der ehemalige Sergeant im 2. Jäger-Bataillon Nr. 13, Ernst Kühn, beerdigt, der schon einmal vor 29 Jahren von seinen Angehörigen wochenlang als todt be klagt worden war. Als er am 1. September 1870 in der Schlacht bei Sedan mit seinem Zuge die östlich von Daigny ge legene, von Turcos besetzte Anhöhe stürmte, wurde ihm durch eine Chassepotkugel der rechte Ober- und Unterkiefer zerschmettert und das rechte Auge herausgeriffen. Zunächst fand er im La- zareth Douzy Aufnahme, von wo er nach Meiningen übergeführt wurde. An seinem Krankenbette in Douzy hatte man seinen mit Kreide geschriebenen Namen nicht entfernt; unglücklicherweise wurde sein Platz sofort wieder mit einem Typhuskranken belegt, der bald darauf verstarb und auf Grund der Namensaufschrist als Sergeant Kühn beerdigt und als solcher in die Verlustliste ausgenommen wurde. Erst nach mehreren Wochen konnte Kühn seiner Ehefrau und Kindern Aufklärung geben. Er verstarb jetzt infolge seiner damaligen Verwundung. In einer Versammlung der streikenden Maurer in Dresden wurde abermals ein Leiter der Bewegung verhaftet. Ein italienischer Maurer nöthigte einen ebenfalls aus Italien gebürtigen Arbeitskollegen, die Arbeit auf einem Neubau in Trachenberge anläßlich des Maurerstreiks emzustellen. Er wurde deshalb vom König!. Landgericht Dresden wegen Nöthigung zu zwei Monaten Gefängniß verurtheilt. Von heute ab produzirt sich im zoologischen Garten zu Dresden täglich wieder die im vorigen Jahre mit so großem Beifall auf genommene Aschanti-Truppe. Die Vorstellungen sind auf 4 und 6 Uhr nachmittags angesetzt, die diesmal besonders reichhaltige Nummern aufweisen; u. A. wird als neu der Fetischtanz auf geführt werden. Besonders interessant ist es, den verschiedenen Handwerkern bei ihrer Arbeit zuzusehen. Ein Waffenschmied hat seine Werkstait aufgeschlagen, ebenso ein Weber, Tischler, Bronze arbeiter, Gold- und Silberarbeiter u. st w. Ein sehr anziehendes Bild ist auch die Zubereitung des Mittagsessens und die Ver- speisung desselben. Professor Sieglin an der Universität Leipzig nahm den Ruf als Nachfolger Heinrich Kieverts an die Berliner Universität an. Nach kurzem Leiden verstarb am Sonntag der Stadtrath Civilingenieur Theuerkorn in Chemnitz. Er war vom 25. März 1893 bis Ende 1897 als Stadtverordneter und vom 3. Januar 1898 ab bis zu seinem Tode als Stadtrath thätig. Ueberdies vertrat er von 1893 bis 1896 den 1. Chemnitzer Wahlkreis in der Zweiten Kammer des Sächsischen Landtages. Stadtrath Theuerkorn erreichte ein Alter von 56 Jahren. Die Reichsbank hat für die Schuldscheine der letzten Anleihe der Stadt Zwicka« die Beleihungsfähigkeit im Lombard-Verkehr ansgesprochen. Die Zahl der Stadtverordneten in Plauen i. B. ist infolge Vermehrung der Bevölkerung und Einverleibung von Haselbrunn von 36 auf 42 erhöht worden. — Der kürzlich verhaftete Chemiker vr. Lanzendörfer ist wieder entlassen worden. Der Verdacht des Betrugs, der gegen ihn geschwebt hatte, ist nach der neueren Sachlage als hinfällig anzusehen. Von seinem Vater ist eine größere Geldsumme eingeschickt worden zur Befriedigung der Gläubiger. Eine etwa 50 jährige Frau auS Plaue« i. B., die im Frühjahre ihren Mann und ihre Kinder verlassen und mit einem 24 jährigen Italiener den sonnigen Süden aufgesucht hat, ist jetzt wieder in ihrer Heimath eingetroffen. Von einer größeren Summe Geldes, die sie mitgenommen hatte, war nichts mehr vorhanden. Ihr Mann hat inzwischen das Ehescheidungsverfahren eingeleitet. Die Freisinnigen ließen am Sonntag in Stolpen Flugblätter zu der am 18. September im Pirnaer Wahlkreis stattfindenden Reichstagswahl vertheilen. Der Flugblattvertheiler stellte sich an die Kirchtreppe und drückte nach beendetem Gottesdienste jedem, der das Gotteshaus verließ, auch Kindern, ein Flugblatt in die Hand. Dabei klang drinnen noch die Orgel, und nachdem ihr Spiel zu Ende war, blies draußen die Stadtkapelle, wie allsonn täglich, den Schlußchoral. Zur Feststellung seiner Person wurde der Mann dem Amtsgericht zugeführt und dann wieder ent lassen. Nachdem der Gemeinderath zu Schweinsdorf auf Grund ein stimmigen Beschlusses den Antrag aus Einverleibung! des Flur- und Gemeindebezirkes Schweinsdors zum Flur- und Gememdc- ezirke Deuben gestellt hat, beschloß der Gemeinderath zu Deuben Glück des Feriengeuusses beschieden war. Alle diese Reisenden unterscheiden sich merklich von den ständigen Geschäftsreisenden. Laute Fröhlichkeit ist hier vorherrschend, und der Drang, hinaus zukommen in Gottes freie Natur, auf kurze Zeit ledig zu sein von den Arbeiten in der Amtsstube oder dem Lehrzimmer, macht dies nur erklärlich. Allerdings geht der Reise ein nicht gerade angenehmer Umsturz in der Familie voraus. Da giebt es ein zupacken und aufzupaffen, daß nichts vergessen wird, was zur Bequemlichkeit und Annehmlichkeit in dem erwählten Erholungs orte dienen soll. Fortgesetzt sieht man nach den Bahnhöfen große Mengen von Gepäck, unheimlich große Reisekörbe, Kisten, Bettsäcke, Bettstellen, Kinderwagen, Sportswagen und Fahrräder transportiren. Auf unserem Bahnhofe allein gelangten an diesen beiden Tagen 1056 Stück Gepäck zum Eingang, 909 Stück zum Abgang und 438 Stück zum Uebergang auf die hier mündenden Seitenlinien, das Gesammtgewicht dieses hier behandelten Gepäcks betrug 47162 Kilogramm. Weiter waren am Freitag und Sonnabend außer den vier Alpensonderzügen 19 weitere Züge erforderlich, die als Vor- und Nachzüge zu den fahrplanmäßigen Zügen zwischen Dresden und Chemnitz der Bewältigung des Masjenverkehrs dienten. Für unsere Freiberger Eisenbahnbeamten gab es diesmal nach aufreibender Thätigkeit kein Aufathmen, denn der Jahrmarkt stellte wieder ungewöhnliche Anforderungen. Tausende ländlicher Jahrmarktsbesucher benutzten die Eisenbahn, sodaß wiederum mehrere Souderzüge eingelegt werden mußten, während die ab hier verkehrenden fahrplanmäßigen Züge in doppelter Stärke, mit zwei Maschinen bespannt, zum Abgang ge langten. Auch dieser Massenverkehr ist Dank der getroffenen zweckentsprechenden Dispositionen und dem Eifer der erprobten Beamten glücklich und glatt von Statten gegangen. — Die Hanvetsschule zu Freiberg beabsichtigt am 6. Januar 1900 die Feier ihres 50jährigen Bestehens festlich zu begehen. Es sind bereit- in dem engeren Kreise der Handels schulverwaltung bezügliche Verhandlungen gepflogen worden. Die ehemaligen Schüler der Anstalt haben ihrerseits einen elfgliedrigen Ausschuß gebildet, um wegen der Betheiligung an der Jubiläums feier Vorkehrungen zu treffen. Vor allen Dingen ist es noth wendig, die Adressen der zahlreichen ehemaligen Schüler der Handelsschule sestzustellen, um diesen von den zu veranstaltenden Festlichkeiten rechtzeitig Kenntniß geben zu können. Der genannte Ausschuß richtet deshalb an alle diejenigen Herren, welche die Freiberger Handelsschule besuchten, die Bitte, ihre Adressen einzu senden und zur Feststellung solcher Adressen beizutragen, die nicht durch persönliche Rücksprache mit den noch lebenden Herren Lehr- chess und durch anderweite persönliche Umfrage festgestellt werden können. Alle Mittheilungen über ehemalige Schüler der Handels schule zu Freiberg i. S. werden an den Vorsitzenden des Elfer ausschusses, Herrn Bankdirektor Eduard Metzler, Freiberg in Sachsen, Fischcrstraße, erbeten. — Der kgl. sächs. Militärverein „Kameradschaft" hält sein Sommcrfest nächsten Sonntag im Garten zum Tivoli in der üblichen Weise ab. Das Stadtmusikchor wird hierbei konzertiren. Für die Mitgliedschaft findet Schießen auf Scheiben mit Preisvertheilung statt und für die Angehörigen der Kameraden sind Belustigungen verschiedener Art in Aussicht genommen. — Der Besuch des Jahrmärkte- am gestrigen Montag blieb hinter dem am Sonntag kaum zurück. Sehr stark vertreten war wiederum die ländliche Bevölkerung. Der Umsatz, den die Fieranten erzielten, entsprach dem Verkehr. Auch am heutigen letzten Jahrmarktstage war der Zuspruch ein befriedigender. Im Allgemeinen kann man sagen, daß der Margarethen-Jahrmarkt selten so vom Wetter begünstigt war, wie in diesem Jahr. Wenn auch Gewitter auftraten, so blieben doch wenigstens die „Dauer regen" aus, die mit ziemlicher Ziegelmäßigkeit den Jahrmarkt und seine Freuden zu stören Pflegen. — Die Jahresversammlung deS Erzgebirgsvereins, welche am Sonntag und Montag in Jöhstadt stattfand und in der von den 50 Zweigvereinen die große Mehrzahl vertreten war, leitete der 2. Vorsitzende, Herr Seminaroberlehrer Möckel. Nach dem vom Kassirer, Herrn Stadtrath Härtel, erstatteten Kassenberichte schloß die Hauptkasse für 1898 mit 7203 Mk. Ein nahme und 6299 Mk. Ausgabe ab. Von 5568 Mitgliedern gingen 4247 Mk. Beiträge ein. Das Vereinsblatt „Glück Auf", das jetzt in einer Auflage von 7000 erscheint und das die Mit glieder unentgeltlich erhalten, erforderte einen Zuschuß von — Die Obsternteaussichten im Königreich Sachse« für dieses Jahr lauten nach den Erhebungen des „Prakt. Rath- geberS": Aepfel mittel bis gering, Birnen gering, Hauszwetschen und Pflaumen ebenso, Süß-, Sauerkirschen und Pfirsichen mittel bis gering, Aprikosen ganz gering, Beeren (Stachel- und Johannis beeren) gut, Him- und Erdbeeren gut bis mittelgut, Brom- und Heidelbeeren gut, Wal- und Haselnüsse mittel bis gering. Im deutschen Reich sind die Obsternteaussichten für dieses Jahr sehr ungünstig. Mit Ausnahme der Himbeeren stehen sämmt- liche Obstarten im diesjährigen Durchschnitt niedriger al- in den letztverflossenen sechs Jahren. — Im laufenden Jahre, und zwar am 15. Oktober, vollendet sich ein Zeitraum von 25 Jahren seit dem Tage, an welchem das am 26. April 1873 veröffentlichte Boltsschulgesetz Sachsens in Kraft trat. In den Lehrervereinen unseres Vaterlandes wird schon jetzt dieses Jubiläums gedacht; bedeutet doch auch das Gesetz einen hervorragenden Markstein in der Geschichte der Entwickelung des sächsischen Volksschulwesens und des vaterländischen Lehrer standes. Ist es auch in verschiedenen Bestimmungen der Ver besserung bedürftig, so hat dennoch die sächsische Lehrerschaft Ursache genug, sich deS Gesetzes zu freuen und dankbar der wackeren Männer zu gedenken, die vor 25 Jahren mit Einsetzung ihrer ganzen Persönlichkeit für daS Zustandekommen desselben gekämpft haben. — Eine illustririe Postkarte schreiben ist auch eine Kunst. Es ist nicht so einfach, dieselbe in der Weise mit den üblichen Grüßen und Seufzern zu bedecken, daß sie nicht ihre Schönheit einbüßt. Es gehört entschieden Geschmack und Geschick dazu, Buchstaben und Zeilen so zu setzen, daß alles einen wohl gefälligen Eindruck macht. Wie oft liegt es uns nahe, beim Em pfang einer illustrirten Postkarte zu wünschen: Ach wenn sie doch unbeschrieben wäre. Alle Freundschaftsbeweise wiegen nicht das ästhetische Unbehagen auf, daS in einem Halbwegs künstlerisch empfindenden Menschen eine durch ungeschickte Schrift in schrille Disharmonie gebrachte, geradezu entstellte illustrirte Postkarte hervornist. Wie selten aber begegnen uns in den sogenannten Postkartenulbums Karten, die uns auch nach Seiten der Schrift einen Genuß bereiten. Untersuchen wir diese Erscheinung näher, so wird es uns unmöglich, alle die Faktoren zu finden und auf- zuzählen, die Schuld sind. Die Postkarten sind zu verschieden. In der Regel wird eine der Linienführung der Bilder angepaßte Schrift am besten anmuthen. Gerade Linien, gleichweit entfernt von einander, dazu senkrechte Schrift werden meist besser Passen als das Gegentheil. Auch kleine Schrift dürste im Allgemeinen der großen vorzuziehen sein. Es läßt sich natürlich nicht immer an solchen Regeln festhalten, zumal wenn man nicht allein schreibt, sondern ein Dutzend Reisegefährten ihre Namen auch mit darauf setzen wollen. Auch ist die Farbe der Schrift nicht gleichgiltig. Der Inhalt derselben ist zunächst für den äußeren Eindruck ohne Belang. Die faulsten Witze und holprigsten Poesien stören zu nächst nicht. Wer aber nicht bloß das Auge, sondern auch das Herz des Empfängers erquicken will, der sorge auch für einen schönen Inhalt seiner Worte. Das wird nun aber den meisten recht sauer. Geistreich sein, Verse machen ist eben nicht jedem gegeben. Wem das mangelt, der mag lieber den Versuch unter lassen und sich mit seiner gewohnten Prosa begnügen. Schade um die schöne Postkarte, wenn du sie verdirbst. Vielleicht giebt es auch einmal eine Ausstellung geschriebener illustrirter Post karten. Das ist doch die höchste Postkartenkunst. Bild und Schrift zu einem poetischen, künstlerisch schönen Gruß harmonisch zu verschmelzen. — Erledigt: eine ständige Lehrerstelle an der Bürgerschule (mittl. Volksschule) zu Radeburg. Dermaliges Ansangsgehalt 1200 Mark (einschl. Wohnungsgeld); Endgehalt 2400 Mark. Günstigere Gehaltsstaffel in Vorbereitung. Gesuche nebst den erforderlichen Zeugnissen sind biS zum 8. August beim Stadt- gemeinderath zu Radeburg einzureichen. — Zu besetzen: 1) die 6. ständige Lehrerstelle in Burkhardtsdorf. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1300 Mk., Grundgehalt steigend von 3 zu 3, bez. 4 Jahren um 150, bez. 200 Mk., so daß mit dem 26. Dienstjahre das Höchstgehalt von 2500 Mk. erreicht wird; außerdem freie Wohnung im niederen Schulhavse und Garten genuß; — 2) die 4. ständige Lehrerstelle in Pleißa. Kollator: die oberste Schulbehörde. Das Einkommen beträgt außer freier Wohnung 1200 Mk. Gehalt. Bewerbungsgesuche um die ge nannten Stellen sind unter Beifügung sämmtlicher Zeugnisse bis zum 6. August bei dem Kgl. Bezirksschulinspektor Schulrath Richter in Chemnitz einzureichen; — die neu errichtete 7. ständige Lehrerstelle in Coswig in Sachsen. Kollator: das Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichtes. Gehalt: 1250 Mk. Jahresgehalt, welches nach der Gehaltsstaffel bis 2600 Mk. steigt; außerdem freie Wohnung oder Wohnungs- entschädigung für einen verheiratheten Lehrer in Höhe von 300 Mk., für einen unverheiratheten von 150 Mk. Meldungen sind bis zum 31. Juli an den Kgl. Bezirksschulinspektor Schulrath vr. Gelbe in Meißen einzureichen. -i- Berthelsdorf, 18. Juli. Am Sonntag hielt der Verein „Gemüthlichkeit" sein Vogelschießen im Bellmannschen Gasthof ab. In früher Stunde brachte das Signalistenchor der Fabrik feuerwehr Weißenborn dem Schützenkönig ein Morgenständchen. Nachmittags fand der Auszug statt. Derselbe bewegte sich von Bellmanns Gasthof nach der Wohnung des Schützenkönigs, um diesen abzuholen. Nach kurzer Ansprache des Vorstehers und nachdem der König die Fahnenbegleiter mit Schärpen beschenkt hatte, marschirte man nach dem Gasthof deutscher Adler zum Königsfrühstück. Dann bewegte sich der Festzug nach dem Ober dorf und zurück auf den Festplatz, wo das Schießen stattfand. Die Königswürde erwarb fick Herr Karl Schimmel. Ein Ball beschloß das Fest. — Nächsten Sonntag begeht der Männer gesangverein sein 27 jähriges Stiftungsfest durch Ball und Konzert im Bellmannschen Gasthof. Seltsame Dinge, die schon mehr an groben Unfug grenzen, scheinen sich in einem Orte bei Frauenstein zugetragen zn haben. Man schreibt dem „Frauenst. Anz." darüber: Eine Frau daselbst (in dem Orte bei Frauenstein nämlich) verfällt, wenn-eS gewünscht wird, in einen erkünstelten Zustand, welcher nahe an Wahnsinn grenzt. Sie selbst und die Anhänger sprechen: „Der heilige Geist kommt über sie!" Dabei geräth ihr Körper in eine Vicht nachsteht. Wer je Gelegenheit hatte, zum Ferienbeginn auf berghauseS konnte Günstige- berichtet werden. Der hochverdiente größeren Bahnhöfen das Leben und Treiben zu beobachten, wird "" " " " - . - — . - - dies ohne Weiteres bestätigen können. Ganze Familien ziehen aus, um entweder zusammen oder getrennt auswärts Erholung zu suchen, s-i es in idyllischer Sommerfrische, durch Wanderungen in heimischen Wäldern und Fluren oder endlich, wem es die Mittel erlauben, durch eine Reise in die unvergleichlich schönen Alpen gebiete Tyrols beziehentlich der Schweiz. Verflossenen Freitag und Sonnabend verkehrten von Dresden aus wieder die sogen. Alpensonderzüge, die sich durch ihre Billigkeit und direkte Fahrt auszeichnen und deren Beliebtheit sich schon durch die von Jahr zu Jahr steigernde Frequenz äußert. Vier solcher Züge, wovon einer ausschließlich für Radfahrer arrangirt jwar, mußten ab- gelasien werden, um alle Reiselustigen zu befördern. Freiberg stellte hierzu weit über 100 Fahrgäste. An den genannten beiden Tagen war unser Freiberger Bahnhof von früh an ständig über füllt und belebt durch Hunderte von Passagieren, denen das
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