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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189907191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990719
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-19
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.07.1899
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165. 189» und Kreiberger Anzeiger und Tageblatt. Sette 4. — 19. Juli Gesandten geschickt, der die Expedition begleitet über Joko—Wutschaba nach Dengdeng zurückkehren will, das schon Ngaundere gehört. Unsere Verluste in den Kämpfen in nnd »m Tibati betragen insgesnmmt 3Todte und 12 Verwundete; die des Gegners über 300 gezählte Todte. Da meine Botschaft nach Sanserni unbeantwortet olieb, brach ich am 2. April von Tibati auf und gelangte vielfach mit Nahrungssorgen kämpfend durch unbewohnte Gegend am 13. April nach Ngambe. Das geräumte Sanserni fand ich abgebrannt. Eine breite Spur, von der wilden Flucht Zeuguiß gebend, führte nach Norden. Den Oertttches und Sächsisches. Freiberg, den 18. Juli. — Kultusminister Nr v. Seydewitz ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder übernommen. — Veränderungen im Departement der Justiz. Vom 1. Oktober 1899 ab sind der Direktor bei dem königlichen Landgericht Leipzig vr. Albrecht Bogel zum Rathe bei dem königlichen Oberlandesgericht zu Dresden und der Rath bei dem königl. Landgericht Leipzig vr. Albrecht Wilhelm Kaltschmidt zum Direktor bei diesem Gericht ernannt worden. — Im Dezember 1874, also vor nunmehr 25 Jahren erhielt daS Königreich Sachsen seinen Antheil aus der französischen Kriegsentschädigung. Drei Millionen davon erhielten die eben erst ins Leben getretenen Bezirksverbände als Stammkapital. Von den Zinsen des Vermögens sollte ein Theil der Ausgaben dieser der Selbstverwaltung gewidmeten Verbände bestritten werden. Es erhielten damals Dresden 102800 Thaler, Leipzig 64 200 Thaler, Chemnitz 41100 Thaler. Den übrigen 26 Bezirks verbänden wurden noch höhere Summen zugewiesen. So bekam Dresden-Land 126950, Pirna 146825, Freiberg 124600, Meißen 117250, Dippoldiswalde 94625 Thaler u. s. w. — Truppenübungen im Bezirk der königlichen Amtshauptmannschaft Freiberg. Die diesjährigen Herbst übungen des Xll. (1. Kgl. Sächs.) Armee-Corps werden bekannt lich auch im Bereiche der Amtshauptmannschast Freiberg abge halten. In den Ortschaften des Bezirks erfolgen deshalb während der Dauer der Hebungen größere Einquartierungen. Zum Theil erfahren aus Uebungsrücksichten und im militärischen Interesse einzelne Ortschaften eine stärkere Belegung als 5 Mann oder 3 Pferde für die Militärleistungseinheit; in diesen Fällen ver zichtet die Truppe ausdrücklich auf eine reglementsmäßige Unter bringung derselben. Die königliche Amtshauptmannschast erläßt im amtlichen Theile vorl. Nr. eine Bekanntmachung, aus welcher die Dislokation der Truppenmassen in den Ortschaften des Bezirks zu ersehen ist. — Statistische Mittheilungen des Köuigl. Staudes amts Freiberg auf den Monat Juni 1899. Im Monat Juni 1899 gelangten bei dem hiesigen Standesamte 75 Geburten zur Anmeldung und zwar 72 Lebend- und 3 Todtgeburten. Es wurden geboren 39 Knaben, und 36 Mädchen, darunter vier Knaben und ein Mädchen unehelich. — Eheaufgebote kamen 14 zur Verhandlung; hiervon waren 10 in auswärtigen Gemeinden bekannt zu geben. Zum Aushange kamen überhaupt 26 Auf gebote, darunter 12 von auswärtigen Standesämtern. — Ehe schließungen fanden 9 statt; außerdem war für ein hier aufge botenes Paar zur Eheschließung vor einem auswärtigen Standes amte Ermächtigung zu ertheilen. — Sterbesälle wurden 32 zur Anzeige gebracht. Die niedrigste Monatsziffer im abgelaufenen ersten Halbjahre. Es starben 15 Personen männlichen und 17 weiblichen Geschlechts und zwar 25 Erwachsene und 7 Kinder, unter letzteren 6 im ersten Lebensjahre. Was die Todesursachen anlangt, so starben 2 Personen an akuten Darmkrankheiten, 9 an Lungenschwindsucht, 2 an akuten Erkrankungen der Athmungs- organe, 2 in Folge Selbstmordes durch Erhängen und 17 an anderen Krankheiten. Beim Vergleich mit dem Monat Juni des Vor jahres sind im heurigen 4 Geburten, 9 Aufgebote, 11 Eheschließungen und 26 Sterbefälle weniger zu verzeichnen gewesen. — Die Zusammenstellung auf das 2. Vierteljahr 1899 ergiebt 225 Ge burten, 110 Aufgebote, darunter 51 von auswärtigen Standes ämtern, 77 Eheschließungen und 142 Sterbefälle. Beim Ver gleich mit demselben Zeitraum des Jahres 1898 sind in diesem Jahre 8 Geburten, 12 Aufgebote, 15 Eheschließungen und 7 Sterbesälle weniger zur Eintragung gelangt. Die Zusammen stellung auf das 1. Halbjahr 1899 ergab 433 Geburten, und zwar 235 Knaben und 198 Mädchen, ferner 213 Aufgebote, darunter 94 von auswärtigen Standesämtern, 113 Eheschließungen und 301 Sterbesälle, und zwar starben 161 männliche und 140 weibliche Personen, nämlich 198 Erwachsene und 103 Kinder. Im Vergleich zu dem ersten Halbjahr 1898 sind im ersten Halb jahr 1899 30 Geburten, 53 Aufgebote und 27 Eheschließungen weniger, dagegen 13 Sterbesälle mehr zu verzeichnen gewesen. — Im Ober-Postdirektions-Bezirk Dresden sind in letzter Zeit folgende öffentliche Fernsprechstellen eingerichtet worden: a. bei den Postanstalten in Ehrenberg, Halsbrücke, Hinter gersdorf, Kleinwaltersdorf, Klix, Kötzschenbroda 2, Kott« marsdorf, Krummenhennersdorf, Moritzburg, Ober rathen, Pillnitz (Elbe), Schandau 2, Tuttendorf und Zschert nitz, b. in Großluga bei Mügeln (Bez. Dresden) im Gasthofe Großluga, in Kleinzschachwitz im Kurhause, in Kreischa in Günthers Weinstube und in Laubegast im Gasthofe „Stadt Amsterdam". » — Der Berkeyr auf dem hiesigen Bahnyofe war in den letzten Tagen ein ganz gewaltiger. Naturgemäß bedeutet der Beginn der großen Ferien sür Viele der Ansang der heißersehnten Erholungszeit, aber sür den Eijenbahnbeamten die Wiederkehr einer harten Arbeitsperiode, welche derjenigen deS Pfingstfestes Aussagen Ngambe? zufolge waren die Sansernileute vor drei Tagen geflohen. Der Lamido soll schwer an Dysenterie erkrankt sein. Weitere Nachrichten stehen noch aus, doch glaube ich be stimmt, daß, wenn Joko besetzt bleibt, der Lamido von Tibati um Frieden bitten und ansehnliche Kriegsentschädigung zahlen wird. Der Häuptling Ngambe hat uns mit offenen Armen ausgenommen und erklärt sich zu Allem bereit. Leider ist er durch die elf jährige Belagerung sehr arm. Ich will ihn möglichst stark machen und die Tikarleute, die nun von Tibati abfallen, unter seine Hoheit stellen. Er wird dann in kurzer Zeit in der Lage sein, zu der Arbeiterfrage mehr beitragen zu können als der Balihäuptling Garega, da seine Freundschaft auf anderer Grund lage beruht. Sodann beabsichtige ich, nach Joko zu marschiren, unc dort unter Oberleutnant Nolte eine stärkere Station provi sorisch anzulegen, die auch die Verhandlungen mit den Mutes beschleunigen und die Abmachungen mit obigen Stämmen festigen wird. Joko, in gesunder Lage, ist der Mittelpunkt sämmtlicher Straßen. Bei Anlage der Station Joko würde der Handel für das Wüte- und Tikargebiet großen Absatz finden. Für Ngaun dere und für Banjo müßten sich unsere Kaufleute mit besseren Waaren versehen, um die Konkurrenz zu schlagen. Da zur Zeit hier sehr theuer verkauft wird, wäre auch hier Vortheil zu er warten. — So weit der Bericht deS Hauptmann- v. Kamptz. Der kaiserliche Gouverneur fügt hinzu, daß nuumehr Südada- maua und ein offener Handelsweg quer durch die ganze Kolonie bis Ngaundere und an die französische Grenze in der Hand der Regierung sei, ein Erfolg, der für die Weiterentwickelung deS Kamerunhandels nicht hoch genug angeschlagen werden könne. Zu bemerken ist noch, daß Oberleutnant Nolte die Station Joko, Leutnant v. Arnim Aaunde übernehmen wird, während Ober leutnant Dominik zur Küste zurückkehrt. Meldungen über den Zeitpunkt der Rückkehr der Truppe liegen noch nicht vor. Sonntag wurde Gymnasialprofessor Milan Petrowitsch verhaftet, ferner wurde der Journalist Steva Radosavljewitsch aus Serbien ausgewiesen, angeblich weil derselbe in Neusatzer serbischen Blättern aufreizende Artikel veröffentlicht habe. Wie die „Times" aus Tokio melden, traten die revidirten Verträge, nach welchen Japan allen Völkern des Westens geöffnet wird, mit gestern Montag in Kraft; Frankreich und Australien behalten jedoch die Konsular-Jurisdiktion noch bis zum 4. August. Mexiko. Von befreundeter Seite wurde den „Egerer Nach richten" die Nr. 175 des „Budapesti Naplo" zur Verfügung ge stellt, der ein geradezu grauenerregendes Bild klerikaler Ver kommenheit enthüllt. ES ist geradezu haarsträubend, waS die Klerikalen romanischer Zunge ihren dummgläubigen Schafen zu bieten wagen. Das oben genannte Blatt theilt seinen Lesern zur Ergötzung den Inhalt folgenden Ankündigungszettels mit, der in den Kirchen Mexikos in vielen Exemplaren angeschlagen ist und dessen Inhalt auch frank und frei von der Kanzel herab ver kündet wird. Die Ankündigung besagt: „Tombolaspiel für die Erlösung derSeelen aus demFegefeuer! In der letzten Ziehung wurden die unten genannten Loose ge zogen: Nr. 841. James VasquneyS Seele wird vom Fegefeuer erlöst und kommt ins Himmelreich. Nr. 41. Frau Franzesca Calderno genießt von nun an die ewige Seligkeit. Nr. 762. Die Wittwe Franzesca de Panas wird von dem Fegefeuer erlöst und kommt ins Himmelreich. In der Kirche zum „heiligen Erlöser" wird am I.Juli 1899 eine neue Verloosung stattfinden. Der Preis eines Looses beträgt einen Dollar, zu bekommen bei dem Psarrer mit Erlaubniß und Genehmigung des Papstes." Ver geblich greift man sich an den Kops und fragt sich: leben wir denn im 19. Jahrhundert oder im Zeitalter eines blutigen Torquemada, im Zeitalter eines Cortez, der mit Strömen von Blut die Wege bahnte, auf denen Franziskaner und Dominikaner gleich Heuschreckenschwärmen in daS unglückliche Mexiko hinein brachen, Folter und Feuer in ihrem Gefolge führend? Dazumal allerdings „erkauften" sich so manche Bewohner mit den letzten Resten deS Goldes, das sie besaßen, von den habgierigen Hor nissen daS „ewige Himmelreich", weil sie andernfalls dem schreck lichsten Tode auf der Folter, auf dem Scheiterhaufen anheim- fielen. Aber heute? Nun, heute gehtS selbst in Mexiko nicht mehr, Feuer und Folter anzuwenden, wenn man das Volk um seine Habe bringen will. Heute wird dafür die Dummheit riesengroß gezüchtet, die Dummheit, welche heute ganz allein der Nährboden der klerikalen Bazillen ist. Die Dummheit bildet für die Klerikalen ein Kapital, dessen Zinsen sie nicht einmal auf brauchen können. Ueber den Streitfall zwischen Deutschland und Guatemala erfährt die „Köln. Ztg.", daß es sich um Geld ansprüche deutscher Staatsangehöriger handelt, die die Regierung von Guatemala durch ein ganz unbilliges Gesetz zu schädigen sucht. Kürzlich ist nämlich in Guatemala ein Gesetz gemacht worden, demzufolge Regierungsschulden, die vor dem 8. Februar 1898 liegen, in Zukunft nur noch in innern Bonds gezahlt werden sollen. Da nun der Kurs dieser innern Bonds etwa 75 Prozent unter Pari steht, würden die Gläubiger, die Ansprüche auf die Regierung vor dem gedachten Termin haben, etwa drei Viertel glatt verlieren. Gegen diesen Versuch der Beraubung haben nun der deutsche Gesandte und auch Vertreter anderer Mächte sich verwahrt, doch zeigte die Regierung von Guatemala zuerst gar kein Entgegenkommen und wollte sich aufnichtseinlassen. Neuer dings scheint sie sich aber zu einer billigern Auffassung der Lage zu bequemen, wenigstens hat sie bereits insofern ein gewisses Entgegenkommen an den Tag gelegt, als sie eine von ihr gesetzte Präklusivfrist für die Geltendmachung von Forderungen, die im Juli ablaufen sollten, bis in den Herbst verlängert hat. Man darf wohl mit Bestimmtheit hoffen, daß den Forderungen der deutschen und andern Gläubiger Befriedigung werden wird. „GauloiS" will wissen, daß Menelrk von Abessinien end- giltig beschlossen habe, 1900 Paris zu besuchen. Er will seine Europareise mit einem mehrtägigen Aufenthalt in Athen beginnen, da Abessinien alte Beziehungen zu Griechenland hat. Colonialpotttisches. Ueber die Expedition nach Tibati im Hinterlande von Kamerun liegt im amtlichen „D. Kol.-Bl." nachstehender Bericht des Kommandeurs der Schutztruppe, Hauptmanns v. Kamptz, aus Ngambe, 16. April, vor: „Am 22. Februar 1899 verließ die Expedition die Ngillastadt und erreichte am 1. März Joko. Um den Lamido möglichst empfindlich zu treffen und gleichzeitig zu überraschen, beschloß ich, zuerst gegen die alte Hauptstadt von Südadamaua, Tibati, zu marschiren. Nach anstrengenden Märschen und häufig nothleidend, kamen wir nach dem befestigten Tibati, das am 11. März im Sturm genommen wurde. Reiche Beute fiel in unsere Hände, darunter Elfenbein im Werthe von 20000 bis 30000 Mark. Der Feind wich unter starkem Verlust, nach haltig verfolgt. In Tibati verblieb ich bis zum 2. April 1899. Von hier sandte ich einen gefangenen Fulla nach Sanserni, der den Lamido zur Unterwerfung auffordern sollte. (Der Lamido Mohammed Amalama befand sich, wie regelmäßig in jeder Trocken zeit, auf einem Kriegszuge in seinem Kriegslager Sanserni-Tibati vor dem seit elf Jahren vergeblich belagerten Ngambe, der Haupt stadt deS volkreichen Stammes der Mandiongolo.) Gleichzeitig sandte ich den Oberleutnant Dominik mit seiner Kompagnie mit Geschenken zu dem Lamido von Ngaundere, um diesem die Freundschaft der deutschen Regierung zu versichern. Oberleutnant Dominik kam am 29. März von Ngaundere zurück. Der Lamido, hoch ersreut, sandte einen Ergebenheitsbrief. Er will mit einer in Joko anzulegenden Station über Dengdeng (zwei Tage nord östlich von Joko) und Wutschaba sofort in Verbindung treten. Außerdem versichert er, daß sich alle Fullastaaten der deutschen Regierung sofort unterwerfen würden, und erbot sich, gleich Gesandte nach Bubanjida zu schicken. Seinen Aussagen nach, die mit denen der in Tibati gesangenen Fullaleuten überecnstimmen, ist der Lamido Mohammed in Sanserni nur von Kabulaleuten umgeben. Alle älteren Fullaleute haben sich von ihm schon längere Zeit zurückgezogen, da ihm der Emir von Dola die Weihe verweigert hat. In Adamaua finden sich zur Zeit nur englische Produkte. Nach meiner Ansicht läßt sich unser ganzes Schutz gebiet bis zum Tschadsee ohne großen Aufwand und Mühe in Besitz nehmen, da sämmtliche Fulla unter dem Eindruck der englischen Siege im Sudan stehen, die hier wohl bekannt sind. Der Lamido von Ngaundere hat einen — - — — der Weg zum Elysse schien ihm doch noch unvergleichlich schwieriger als der nach Faschoda, und er verzichtete darauf, ihn einzuschlagen. Der „Figaro" veröffentlicht die Fortsetzung deS Schreibens Christian Esterhazys an die Staatsanwaltschaft betr. die Machenschaften seines Vetters, deS MajorS Esterhazy. Das Schriftstück enthält mehrere Briese deS Letzteren, in welchem er verächtlich von der Armee spricht und Christian Esterhazy betrügerische Mittel angiebt, um vom Militärdienst loszukommen. Der pensionirte Major Miscowski, ein Mitarbeiter der „Libre Parole" und des „Jntransigeant", übersandte dem Regierungs- kommiffar beim Kriegsgericht in Rennes ein Schriftstück, in welchem er behauptet, General Brugvre habe am 6. Juni 1897 vor 62 Offizieren erklärt, das Granatengeheimniß sei zur Zeit, als DreyfuS in Bourges Dienst that, an Deutschland verrathen worden. Niederlande. Die erste Kommission hielt gestern Montag eine Sitzung ab. Der niederländische Delegirte Jonkheer van Karnebeek gab der Theilnahme der Konferenz an dem schmerz lichen Verluste Ausdruck, welchen der Kaiser von Rußland, die kaiserliche Familie und daS russische Volk durch das Hinscheiden deS Großfürsten-Thronfolgers erlitten heben. Baron von Staal dankte und theilte mit, daß er dem Kaiser von Rußland von dieser Kundgebung der Theilnahme Mittheilung machen werde. Hierauf ging die Kommission zur Prüfung des von Karnebeek verfaßten Berichts über. Derselbe schlägt u. A. vor, die Peters burger Konvention von 1868, durch welche der Gebrauch gewisser Geschosse verboten wird, dahin zu erweitern, daß es untersagt sem soll, Geschosse auS Luftballons hinunterzuschleudern, sowie sich solcher Bomben, welche den Zweck haben, Stickgase zu ver breiten und der Expansivgeschosse zu bedienen. Die Kommission nahm diesen Theil deS Berichts nicht an, sondern beschloß, die Frage zum Gegenstand eines besonderen Abkommens zu machen. Der übrige Theil deS Berichts wurde mit einigen redaktionellen Hinderungen angenommen. Die letzteren bezwecken im Wesent lichen, die Einstimmigkeit des Beschlusses des technischen Comitö's, welche» sich mit der Prüfung der russischen Vorschläge über die Beibehaltung der gegenwärtigen Effektivbestände der Landarmeen zu beschäftigen hatte, deutlicher hervortreten zu lassen und ferner den von Bourgeois gestellten Antrag enger an jenen Beschluß anzuschließen. Spanien» Der „Liberal" meldet, bei Aufstellung der Bilanz der Nordbahn sei ein Defizit von etwa 2750000 Pesetas entdeckt worden. Es sei eine Untersuchung eingeleitet. -Andere Blätter verzeichneten daS Gerücht, diese Summe sei gestohlen worden. Dieses Gerücht wird jedoch für unbegründet erklärt. Der britischen Dum-Dum-Kugel hat die Haager Friedens konferenz eine für England wenig schmeichelhafte Aufmerksam keit gewidmet, was allerdings nicht verhinderte, daß große Mengen dieses für die „Wilden" berechneten Geschosses in den letzten Tagen nach dem Kaplande geschickt wurden, um gegebenenfalls gegen die Buren verwendet zu werden. Nun wird auf einmal von London aus die Nachricht verbreitet, die Dum-Dum-Kugel bewähre sich nicht, sie versage. So wird über die Schießversuche in Bisely Folgendes berichtet: „Das Geschoß IV hat sich als durchaus unzuverlässig erwiesen, so daß es unmöglich erscheint, es an Feldtruppen als Munition auszugeben, da sie bei Verwendung hxS Geschosses einer fast sicheren Niederlage ausgesetzt würden. Der Metallkörper deS Geschosses erwies sich bei den fortgesetzten Schießprüfungen auf dem Manöverplatz als unfähig, der großen 'im Gewehrlauf sich entwickelnden Hitze zu widerstehen, schmolz in den meisten Fällen und flog beim Abfeuern in aufgelöster Form auS dem Laufe, während die Nickelhülse häufig in diesem stecken «lieb. Selbst dann, wenn das ganze Geschoß den Lauf verließ, ,hörte eS auf, gefährlich zu werden und erreichte sein Ziel nicht, 'wie eS natürlich auch keine Wirkung haben konnte. Das geschah schon nach wenigen Schüssen und während die Gewehre von ^Offizieren und auf das sorgfältigste geschulten Schützen gehand habt wurden, die ihre Gewehre aus das sorgfältigste behandeln, ^einigen u. s. w. Dazu kommt, daß in den Fällen, wo der :Mantel deS Geschosses im Laufe sitzen blieb, was der Feuernde (überhaupt nicht bemerken kann, die Gefahr der Explosion bei den folgenden Schüssen außerordentlich groß ist. In Bisely wurde ftias Ausfließen des Bleies schon deshalb bemerkt, weil die Kugeln <n Folge dessen die Scheibe nicht trafen. In beiden Fällen, sei <S nun, daß das Gewehr platzt oder aber die Hülse durch den folgenden Schuß entfernt wird, bleibt der Soldat thatsächlich wehrlos, während er seinerseits den Feind unschädlich gemacht zu haben glaubt. Diese in Bisely zahlreich sestgestellten Fälle würden, so wird weiter gefolgert, in einem südlichen Klima bei großer Hitze und Staub noch weit zahlreicher Vorkommen. Dberst Wheadon, Direktor des königlichen Laboratoriums in Woolwich, traf in Bisely ein und begann eine eingehende Unter suchung des Geschosses und der Umstände, unter denen dasselbe versagt. Sein Bericht ist noch nicht bekannt." — Es muß sehr auffällig erscheinen, daß die Dum-Dum-Geschosse nicht schon längst auSgeprobt fein sollten; haben sie doch in dem Feldzuge gegen die Afridis an der indischen Nordwestgrenze angeblich Wunder gewirkt! Es liegt der Gedanke nahe, daß die ungünstige Kritik nur veröffentlicht wird, weil in der gesammten europäischen wie in der liberalen englischen Presse die etwaige Verwendung der Dum-Dum-Kugel, die jetzt verschämt nur „Marke IV" genannt wird, gegen die Buren auss Schärsste gerügt wurde. Der neue Großfürst-Thronfolger von Ruhland, Großfürst Michael, wurde erst am 18. Mai l. I., dem 31. Geburtstage des Zars Nikolaus II., großjährig erklärt. An diesem Tage hat er in der Kirche des sogenannten Großen Palais zu Zarskoje-Selo den Eid der Treue abgelegt und den Rang eines Flügeladjutanten des Zaren erhalten. Großfürst-Thronfolger Michael ist ein echtes Petersburger Kind. Geboren im Anüfcbkow-Palcns zu Petersburg, studirte er in der dortigen Artillerieschule nnd nahm an allen Uebungen Theil, zu welchen die Zöglinge der Anstalt herangezogen wurden. Bei den Manövern zu Kraßuoje-Sclo pflegte der nunmehrige Großsürst-Thronfolger die langen Märsche der Artillerie-Junker mitzumachen. Erst im vorigen Jahre absolvirte er die Artillerieschule, worauf er Chef der 2. Artillerie- Brigade wurde. Von ernstem Charakter, war der nunmehrige Thronfolger von Rußland stets bestrebt, sein Vaterland persönlich kennen zu lernen; er bereiste oftmals Rußland, um an Ort und Stelle Studien über die ökonomische Lage, über den Bildungsgrad und über das Leben der Bevölkerung zu machen. Erwähnenswerth ist die Thatsache, daß Großfürst-Thronsolger Michael ein warmer Freund Finnlands ist. Er benützte jede Gelegenheit, um Ausflüge nach dem nahen Finnland zu machen, und befaßte sich auch sehr viel mit finnländijcher Geschichte. Auch Reisen nach dem Auslande unternahm er sehr ost, wobei er für das Leben in Westeuropa großes Interesse bekundete. Serbien. Der Wiener „Politischen Korrespondenz" wird «O Belgrad gemeldet, daß bisher anläßlich des aus Milan ver- Lbten Attentates 38 Personen verhaftet worden sind. — Am
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