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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189908041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990804
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990804
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-04
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.08.1899
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^§179 Freiberger Anzeiger nnd Tageblatt. Seite 8. — 4. August. 18»« Lavastrom ergießt sich nach Norden in der Richtung ans den Hafen Hilo. Die Besatzung des kürzlich in San Franzisko an gelangten Dampfers „Australia" berichtet, daß der Ausbruch dies mal so fürchterlich eingesetzt habe, daß die ganze Spitze des Bergkegrls sortgeblasen worden iei. Beim Verlassen des Hafens Hrlo sei das Schiff durch eine schwere Kreuzsee gekommen, deren Entstehung aus untermeerische Erdbeben zurückgeführt werden müsse. Die Spitze des Manna Loa ist oder vielmehr war ein Lavakegel von 13760 Fuß Höhe über dem Meeresspiegel. Der Krater besaß in seiner tiefsten Terrasse eine Breite von 8000 Fuß, und von hier aus erhöbe» sich scukrechte Mauern aus ge schichteter Lava auf der einen Seite zu einer Höhe von 784 Fuß über der Lavafläche des Kraterbodens. Der Vulkan bildet mit seinem Geschwifterberg Kilauea den ungeheuersten Vulkauherd der Erde. Diese Vulkane zeichnen sich hauptsächlich durch zwei Eigenarten aus: einmal durch die Häufigkeit und das periodische Eintreten der Ausbrüche und dann durch die Leichtflüssigleit und außerordentliche Masse der ausgespieenen Lava. Gewöhnlich merken die Bewohner des umgebenden Landes den Eintritt eines Ausbruches erst daran, daß sich der Himmel von einem gewaltigen Feuerscheine röthei, welcher die im Krater emporsteigende Lavagluth widerspiegelt. Erdbeben und Auswürfe von vulkanischen Bomben pflegen den Ausbruch im Allgemeinen nicht einzuleiten, so daß diese Naturereignisse sür die umwohnenden Menschen im Großen und Ganze» gefahrlos verlausen. Allerdings darf man sich dem Krater während eines Ausbruches auch nicht allzu unvorsichtig nähern, da ein etwa hervorbrechender Lavastrom mit Eisenbahn- zuggeschwindigkcit über den Boden hin eilt und einem in der Nähe befindlichen Menschen kaum Zeit zur Flucht lassen würde. * De* Türkis Ver Amerikanerin. Bei einem großen Empfange, den der Dichter-Marquis v. M. in Paris veranstaltete, erlaubte sich eine Amerikanerin, die sich sür ein Paar Millionen Dollars einen französischen Grafen gelaust hat, einen echten Amkeewitz. Die Komtesse, an deren Erscheinen in der Gesell schaft ohne ihren Gatten man gewöhnt ist, betrat den Saal allein. Ihre Toilette erregte allgemeines Aussehen. Noch mehr fiel es auf, daß die schöne Haukeegräfin nur ein einziges Schmuckstück angelegt hatte. An ihrem Halse prangte ein von zahllosen Brillanten umgebener viereckig geschnittener Türkis von unge wöhnlicher Größe. Der Gemahl der Dame war bereits anwesend. I« seiner Gesellschaft befand sich eine Dank ihrer herrlichen Stimme und ihres erstaunlich gelben Haares schnell zu großer Berühmtheit gelangte russische Sängerin, Mlle Katia R. Als der Comte seine Frau erblickte, schritt er ihr entgegen, blieb aber plötzlich stehen und starrte aus das blaue Juwel. Mme. la Com- tesse schien in ausgezeichneter Laune zu sein und reichte dem Zögernden mit einem Scherzworte die Hand. Wenige Minuten später war der Gras wieder an der Seite der verführerischen Russin. Seinem Gesichte nach zu urtheilen, befand er sich in großer Erregung und Mlle. Katia sah deprimirt und verlegen aus. Mlle. K. beging nun die Uuklugheit, sich der Comtesse zu nähern, um den Türkis genauer betrachten zu können. Auf diesen Moment schien die Amerikanerin nur gewartet zu haben. Mit einer schnellen Bewegung wendete sie sich der „Bühnenprinzessin" zu und sagte mit ihrer schrillen Iankeestimme, sodaß alle An wesenden aufhorchten: „Madame, Sie irren sich durchaus nicht. Dies" — und sie zeigte aus den Türkis — „ist dasselbe Juwel, das mein Gatte vor einigen Monaten meinem Schmuckkasten ent nahm und Ihnen zum Geschenk machte." Mlle. Katia wurde .todtenblüß. Die Comtesse aber fuhr noch lauter fort: „Sie ver lausten es in Petersburg sür 10000 Rubel; mein Juwelier, der ^Auftrag hatte, die Spur des Schmuckstückes zu verfolgen, kaufte es für 25000 Fr. zurück. Sie sehen also, daß der Türkis wieder mein rechtmäßiges Eigenthum ist, und nun ersuche ich Sie, mich nicht weiter zu belästigen." Ein Flüstern und Räuspern ging durch die Gruppen der aristokratischen Gäste. Katia R. sank halb bewußtlos auf einen Stuhl. Mme. la Comtesse aber ließ ihre Schleppe in ihrer ganzen Breite über daS Parket rauschen, im Vollgefühle ihres Triumphes. Der Herr Gemahl wie die ge- demüthigte Sängerin waren bald darauf spurlos verschwunden. * Eit» ergötzliches Dtebesstückchen wird jetzt in Tilsit viel belacht. Der Bursche eines dort garnisonirenden Offiziers war dieser Tage vor der Thür des Hauses mit dem Ausklopfen der Unisormstücke seines Herrn beschäftigt, als ein ihm unbekannter jjunger Mann an ihn herantrat und fein Wohlgefallen an den «schönen neuen Sachen äußerte. Plötzlich langt der Fremde einen Zettel nebst Bleistift hervor, schreibt darauf einige Worte, steckt das Geschreibsel in em bereit gehaltenes Convert und übergiebt dieses dem Burschen mit der Bitte, es doch dem Herrn Leutnant «zu überbringen. Der Bursche geht und läßt die Kleidungsstücke am Riegel hängen. Unterdessen liest der erstaunte Offizier die räthselhasten Worte des von ihm entfalteten Zettels: „Gelingt es, ist eS gut, gelingt es nicht, ist es auch gut", und schickt den Burschen sofort wieder nach unten, um den Fremden zu fragen, was er denn eigentlich wolle, er solle doch lieber selbst herauf kommen. Aber der geistreiche Langfinger war inzwischen unter Mitnahme der Unisormstücke verschwunden, und betrübt kommt der Bursche zurück mit den Worten: „Herr Leutnant, es ist ihm gelungen, er ist mit Rock und Hose davongegangcn!" * Heiteres von der Gekunvärbahn. Aus Zürich wird der „Frkf. Ztg." berichtet: Ein nettes Sekundärbahn - Idyll er eignete sich vor einigen Tagen auf der schweizerischen Seethal- bah« zwischen Seen und Niederhall-Dürrenäsch. Etwas außer halb der Station befand sich eine Scheune nahe an der Bahn linie. Zwischen Scheune und Bahn stand aber noch ein beladener Lastwagen, und zwar so nahe der Linie, daß sich Lokomotivführer und Kondukteur stritten, ob sie an dem Hiuderniß wohl vorbei kämen. Während der Lokomotivführer optimistisch erklärte: „'s goht", und Lokomotive und Gepäckwagen auch glücklich, ohne zu streifen, „vorbeisausen" ließ, ries der Kondukteur nochmals: „'s goht net", und im nächsten Moment gabs auch schon einen Puff und der Zug stand stille. Die etwas seitwärts stehende Deichsel war dem Salonwagen, die etwas breiter sind als die übrigen Wagen, in die Seite gerannt, woraus der Zug sofort Ungehalten wurde. Mit vereinten Kräften entfernten Zugspersonal 'und Passagiere das Hniderniß und fort gings wieder mit sausender Gemächlichkeit, das kleine Versäumniß cinzuholen. * Wie Vie Kinder über Strafen denken. In London erregt ein Vortrag Aufsehen, den Professor Carl Barnes vor einigen Tage» über „die Stellung der Kinder zur Strafe" hielt. Er erhält besonderes Interesse durch eine Art Umfrage, die Professor Barnes im Laufe der letzten zehn Jahre bei 3000 Kindern in Kalifornien, Chicago und London veranstaltet hat nnd deren Ergebnisse in dem Vortrag wiedergegeben werden. Seine Methode bestand darin, die Kinder in den Schulen über diesbezügliche, ihnen leicht verständliche Fragen Aufsätze schreiben zu lassen. So lautete das erste derartige Thema z. B.: „Beschreibt eine Strafe, die ihr zu Unrecht empfangen habt." Die Kinder beklagten sich nun in ihren Antworten säst allgemein über Strafen, die sie sür Unordnung oder Unruhe empfangen hatten. Nur ein Viertel der Vergehen war rein negativ, sie hatten nicht gethan, was sie sollten; drei Viertel waren Fälle von falsch gerichteter Energie. Das beweist, wie schwer eS ist, sür die Kinder ein geeignetes Bethätigungsfeld ihrer Energie zu finden. Die Strafen bestanden in Schlägen, Einsperren und Schelte. Es wurde sodann den Kindern folgende Frage zur Entscheidung vorgelegt: „Zwei Diebe brachen in ein HauS ein ; der Eine von ihnen entkam mit der Beute, der Andere wurde erwischt. Die gesetzliche Strafe für dieses Verbrechen ist 5 Jahre Gefängniß. Was würdet ihr mit dem ertappten Dieb gethan haben, wenn ihr die Richter gewesen wäret?" Das Resultat der Antworten war — bezeich nenderweise —, daß mit sieben, acht oder neun Jahren noch das Kind sich durchaus nicht mit der gesetzlichen Festsetzung der Strafe einverstanden erklärte. Alle Arten von Strafen wurden verlangt, nur nicht die, die daS Gesetz vorschrieb. Mit 10 und 11 Jahren verurtheilten nur drei bis vier Prozent der Kinder den Dieb zu 5 Jahren Gefängniß; mit 12 und 13 schon etwa fünfzig Prozent. Bei Fünfzehn- oder Sechzehnjährigen konnte man dagegen Bemerkungen lesen, wie: „Da das Gesetz 5 Jahre Gefängniß als Strafe für daS Verbrechen sestsetzt, würde ich denselben Urtheilsspruch fällen." Dieselbe Beobachtung kehrt bei den verschiedenartigsten Fragen wieder, auch bei solchen, die sich aus reine Schulangelegenheiten beziehen. Die jüngeren Kinder wollen allgemein die festgesetzte Strafe nicht verhängen, während die älteren die Tendenz zeigen, mehr nach der Regel zu urtheilen. Die Knaben scheinen dabei das Gesetz bereitwilliger anzuerkennen als die Mädchen. Am interessantesten und ausführlichsten gestalten sich die Antworten in Betreff des folgenden Vorfalls: Ein vierjähriges Mädchen be kam zum Geburtstag einen Tuschkasten geschenkt. Als ihre Eltern nicht im Zimmer waren, bemalte sie sorgfältig die Stühle im Salon, und als sie damit fertig war, rief sie ihre Mutter: „Mammi, komm' und sieh, wie schön ich die Stühle gemacht habe." Den Schülern wurde nun die Frage gestellt, was sie an Stelle der Mutter mit dem Kinde gethan hätten. Für jede Altersstufe ergaben sich geradezu typische Antworten. Mit 8 Jahren lautete das Verdikt fast allgemein: „Wenn ich die Mutter gewesen wäre, hätte ich sie geschlagen." Mit 9 Jahren: „Ich würde ihr eine gute Tracht Prügel gegeben und ihr dann verziehen haben." Mit 10 Jahren ist man noch rigoroser: „Ich hätte dem Kinde das Malzeug sortgenommen, es geschlagen und dann zu Bett geschickt und am folgenden Tag hätte ich es nicht ausgehen lassen." Mit 11 Jahren: „Zu ihrem nächsten Geburtstag hätte ich ihr nichts geschenkt und ihr überhaupt kein Spielzeug gegeben, bis sie besser damit umgehen konnte. Wenn sie alt genug wäre, würde ich sie — die Stühle bezahlen lassen, die sie verdorben hat." Mit 12 Jahren: „Ich hätte sie sehr gescholten und ihr den Tuschkasten sortgenommen, bis sie ihn gebrauchen konnte." Hier macht sich schon die Erkenntniß bemerkbar, daß das Kind hätte angeleitet werden müssen. Mit 13 Jahren ist man schon sehr weise: „Wäre ich die Mutter des Kindes gewesen, hätte ich ihr den Malkasten gar nicht gekauft. Ich glaube übrigens, daß, wenn die Stühle gründlich abgescheuert werden, die Farbe ganz verschwindet. Was das Kind anbetrifft, so hätte ich ihr einen Klaps gegeben, aber sie war nicht alt genug, um cs besser zu wissen." Mit 14 Jahren endlich: „Das Kind zu bestrasen, wäre sehr hart und ungerecht. Man sollte dem Kind erklären, warum es so etwas nicht thun dars." Das Ergebniß ist also, daß mit 7 und 8 Jahren 60 bis 70 Prozent der Kinder sich für die körperliche Bestrafung eines Kindes erklärten, das ja im Grunde an seinem Vergehen ganz unschuldig war und voll Stolz die Blutter gerufen hatte, damit sie sein Werk bewundere. Dabei war diese Tendenz für körperliche Züchtigung durchaus dieselbe bei den Kindern aller Stände. Mit 16 Jahren dagegen sprachen sich nur ein oder zwei Kinder für eine physische Strafe ans. * „Ich bewache Papa". Ein lustiger, aber mißglückter Gaunerstreich wird aus Paris gemeldet. Zwei Spitzbuben be merkten Nachts um drei Uhr einen gutgeklcideten, alten Herrn aus einer Bank des Boulevard Bonne Nouvelle, der ausgezeichnet schlief. Als sie ihm Uhr, Geldtasche und Brieftasche genommen hatten und sich eben wieder entfernen wollten, sahen sie zwei Schutzleute des Weges kvnimen. Was thun? Der ältere Dieb entwischte im Schatten der Bäume, der jüngere blieb mit harm loser Miene sitze» und antwortete auf die Frage der Gesetzes wächter, was er-da mache, im naivsten Tone: „Ich bewache Papa". Indessen trauten die Schutzleute ihm doch nicht und weckten „Papa", der natürlich die Vaterschaft um so entschiedener ablengnete, als er sofort wabrnahm, welch „thcnrer" Sohn sich gemeldet hatte. Auch der „Bruder" wurde gefaßt. * Die Photographie einer „lebenden Leiche". New York besitzt einen weiblichen Naturforscher l)r. Mary Walker, die als echte Amerikanerin sehr gern: von sich reden macht. Der weibliche Doktor ist ein bischen exzentrisch, und da sie Phantasie besitzt, so debutirt sie ab und zu mit neuen Ideen. Die neueste Exzentrizität der vr. Mary Walker ist nun höchst absonderlicher Natur, wenn auch nicht ganz so unheimlich, wie die letzte Laune der übermüthigen Modeschönen in der norbamerikanischen Metro pole. Wie vor Kurzem berichtet wurde, lassen sich die Töchter der Dollarfürsten seit einiger Zeit mit großer Vorliebe als — Mumien photographiren. Welch bizarren Anblick ein solches Bild gewährt, das die steife eigenthümliche Form eines mumisi- zirten Leichnams mit einem in Lebensfrische erstrahlenden, hübschen Mädchengesicht ausweist, kann man sich vorstellen. Weniger un schön als diese Mnmienbilder wirkt nun die neueste Photographie der Doktorin Walker. Die Dame hat nämlich plötzlich das Ver langen verspürt, sich selbst im Sarge liegen zu sehen. Sie bestellte ihren Photographen zu einer bestimmten Stunde in ihr Haus, und als der Mann erschien, präsentirte sie sich dem Ueberraschten als „Leiche". In einem prächtig geschnitzten, mit silbernen Ornamenten ausgestatteten Paradesarg gebettet, das weiße Gewand mit Blumen überstreut — so- ließ sich die kapriziöse Iankeelady auf die Platte zaubern. Ihre „Leichenbilder" hängen jetzt in den Schaufenstern der eleganten Buchhändlerläden und lenken naturgemäß die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Fver Zweck, wieder von sich reden zu machen, ist also erreicht. * Liede und Orthographie. Vor dem Gerichtshöfe zu Leeds erschien die 27jährige Miß Maud Ethel Spencer als Klägerin gegen den Civilingenieur George Arundel, um ihn wegen gebrochenen Eheversprechens zur Rechenschaft zu ziehen. Die streitenden Parteien hatten sich gelegentlich eines Sommer aufenthaltes auf der Insel Man im Jahre 1896 kennen und lieben gelernt und seither eine Unmenge zärtlicher Briefe miteinander auSgetauscht. Alles ging gut bis zum April dieses Jahres, zu welcher Zeit der Beklagte ohne jegliche Veranlassung das bestehende Verhältnis auslöste. Als Miß Spencer die Gründe zu wissen begehrte, weshalb er sich von ihr znrückzöge, erklärte der Ingenieur seiner einstigen Huldin rund heraus, sie besäße nicht denjenigen Bildungsgrad, den er von seiner Lebensgefährtin fordere. Ob er sie denn wirklich noch daran erinnern müsse, wie unzählige Male er sie aus ihre stilistischen Fehler und Mängel aufmerksam gemacht habe? — Es verhielt sich thatsächlich so, der lehrhafte Bräutigam hatte die ebenso höfliche wie liebenswürdige Gewohn heit gehabt, der jungen Dame ihre Billet-doux wieder zuzustellen, nachdem er die darin enthaltenen grammatikalischen »nd orthographischen Jrrthümer mit rother Tinte recht augenfällig hervorgehoben. — Die Erinnerung an die ihr zugefügte Undill verursachte der Klägerin einen Ohnmachtsanfall; ihre Lebens geister kehrten jedoch zurück, als die Richter ihr die Summe von 100 Pfund Sterling als Schadenersatz zusprachem Neueste Nachrichten. Fiume, 2. August. Als gestern Abend Matrosen de- hier ankernden Sommergeschwaders auf daS Kriegsschiff „Budapest" zurückkehrten, schlug ein Boot um. Zwei Matrosen und drei Unteroffiziere ertranken, zwei Man» retteten sich durch Schwimme». MailanV, 2. August. Der „Corriere della Sera" ver sichert, die Unternehmung Italiens in China habe lediglich handels politische Zwecke ohne das politische Ziel einer Besetzung oder einer Gebietserweiterung. Die Lage Italiens in China könne ein Ultimatum oder einen Konflikt nicht herbeiführen, weil der Gedanke einer Besetzung San MunS aufgegeben sei und Italien nur handelspolitische Verhandlungen verfolge. Salvago Raggi sei als ordentlicher Gesandter ohne besondere Aufträge nach China gegangen. Alle früheren Zwischenfälle seien durch die in Rom abgegebenen Erklärungen des chinesischen Gesandten und die Abberufung di Martinos geschlichtet. Jetzt werde gemeldet, daß die jüngsten Berichte deS Kommandanten des italienischen Geschwaders in China sich gegen den Erwerb der Bay von Äm Mun selbst für handelspolitische Zwecke ausgesprochen habe, da dieselbe hierfür nicht geeignet sei. DaS Blatt fügt hinzu, Italien sei auf dem Wege, San Mun gänzlich, auch für handelspolitische Zwecke, aufzugeben. Das Blatt stellt also vollständig in Abrede, daß Italien darauf bestehe, irgend eine geeignete Station in China zu erwerben, obwohl die handelspolitischen Unterhand lungen nicht völlig abgebrochen, oder auf dem Wege dazu seien. Das italienische Geschwader werde auS mehreren Gründen weiter in China verbleiben, werde aber nicht vermehrt werden. Zwei Schiffe werden nach China entsandt werden, während zwei von dort zurückkehren werden. Madrid, 2. August. In der Verhandlung vor dem Kriegs gericht betreffend die Uebergabe von Santiago de Cuba würde nach Beendigung der Reden oer Bertheidiger die Verkündung deS Urtheils aus eine spätere Sitzung verschoben. Prätorta, 2. August. Der britische diplomatische Agent stattete heute im RegierungSgebäude einen Besuch ab; wie man glaubt, überbrachte er eine Depesche der Reichsregierung in der Frage der gemeinsamen Untersuchungskommission. Amtlich ist jedoch darüber nichts verlautbart. New-Aork, 2. August. Nach einer Depesche auS Santo Domingo sind 2 von den bei der Ermordung deS Präsidenten Heureaux betheiligten Personen verhaftet und erschossen. Im Lande herrsche Ruhe. Weitere Truppenbewegungen fände» nicht statt. New-York, 2. August. Nach amtlichen Berichten auS Hampton sind im dortigen Soldatenheim drei weitere Erkrank ungen am gelben Fieber und ein Todesfall vorgekommen. Im Ganzen sind bisher 40 Personen erkrankt, 8 gestorben. Auch in der Hampton benachbarten Stadt PhöbuS Md drei Fälle vo» Erkrankungen am gelben Fieber vorgekommen. Eigene Drahtberichte. lRach Schluß der Redaktion eingegangeu.) Mel, 3. August. Eine 18jährige Bäuerin, welche als Kinderwärterin diente, erwürgte zwei Kinder ihrer Herrschaft Knaben im Alter von 7 und 4 Jahren. Die Mordthaten wurde» innerhalb einiger Tage vollbracht. Als der plötzlich« Tod der bis dahin gesunden Kinder Verdacht erregte, wurde eine Unter- üchung eingeleitet, bei welcher die Wärterin ein Geständniß ab- «gte. Man nimmt an, daß die Mörderin geistesgestört ist. Bern, 3. August. Ein Postwagen, von Bad Schlimberg nach Entlebuch unterwegs, ist heute früh infolge Scheuen» der Pferde in den Straßengraben gefallen. 4 Damen, darunter zwei Deutsche, sind ziemlich ernstlich verletzt. Ein Herrlsprang unver letzt ab. Brüssel, 3. August. Nach dem „Etoile Belge" wird das neue Ministerium folgendermaßen zusammengesetzt sein: Vorsitz und Finanzen: de Smet de Naher, Krieg: General Dony, Aus wärtiges: Descamps, Inneres: Liebaert, Ackerbau: Vanden- bruggen, Justiz: Theodor oder Nenne, Industrie: Cooreman. Man glaubt jedoch nicht, daß vor morgen die endgültige Liste bekannt gegeben wird. Brüssel, 3. August. Innerhalb der sozialistischen Gruppe der Kammer scheint sich eine Spaltung vorzubereiten. Die ozialistischen Deputirten von MonS erklärten in einer gestrigen Versammlung, sie würden sich jeder Vorlage, betreffend die ver- hältnißmäßige Vertretung, widersetzen. Die Deputirten Bander- velde und Bertrand, die die Mehrheit der sozialistischen Depu tirten vertraten, erklärten dagegen, sie würden eine loyale Vor lage über die verhältnißmäßige Vertretung annehmen. MaVriV, 3. August. Der Prozeß betreffend die Ueber gabe Manilas wird am 20. August seinen Anfang nehmen. Ihr folgt die Verhandlung gegen den General Montijo. — Amtliche Nachrichten besagen, daß in ganz Spanien Ruhe herrscht. Dem Vernehmen nach ist die Leitung der karlistischen Partei jetzt drei Führern derselben anvertraut worden. Petersburg, 3. August. Auswärtige Blätter hatten ge meldet, daß Leutnant Boismann, früher Adjutant deS verstorbenen Großfürsten-Thronfolgers, sich erschossen habe. Heute veröffent licht der „Regieruugsbote" diel Ernennung Boismanns zum Flügeladjutanten des Kaisers. Bolkswirthfchaft. -f Nach einer der Handels- und Gewerbe-Kammer Dresden von der preußischen Eisenbahn-Verkehrsinspektion 5 in Berlin zugegangenen Mittheilung ist auch im kommenden Herbste eine beträchtliche Steigerung des Güterverkehrs zu erwarten. Um den hierbei leicht eintretenden Wagenmangel zu vermeiden, empfiehlt es sich, daß die betreffenden Firmen einerseits ihren Bedars an Kohlen nnd sonstigen Produkten möglichst bald decken, andererseits für schleunige Be- und Entladung der Wagen Sorge tragen, wobei es besonders vortheilhaft ist, wenn die Empfänger Benachrichtigung vom Eintreffen der Endungen durch Boten, Telegramm oder Fernsprecher verlangen. Es wird schließlich noch darauf hingewiesen, daß im Herbste etwa eingehende An träge auf Erstattung von Wagenstandgeldern, die infolge gleich zeitiger Ueberweijung zahlreicher Senvungen oder durch sonstige Störungen entstanden sind, keine Berücksichtigung finde» könne».
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