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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189907237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990723
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-23
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.07.1899
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yreiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite S. — 2A Juli. 18SS Luise im Hause deS Besitzers und Leiters der Anstalt, deS Sani- tätsrathes vr. R. H. Pierson, und mit den Mitgliedern der Familie desselben in ungezwungenster Weiset Dieser Verkehr giebt auch gewiß vielfach geistige Aufregung und künstlerische Unterhaltung, denn mannigfache litterarische und künstlerische Interessen vereinigen sich in dieser Häuslichkeit, welcher die Gattin des Leiters vorsteht, eine Engländerin von Geburt. Bei dem abscheulichen Verbrechen, das in der Nähe von Riesa an dem Arbeiter Dimenatus verübt wurde, liegt Raub mord vor. Der Mörder ist der 20 Jahre alte, bereits erwähnte Schlosser und Gelegenheitsarbeiter Friedrich Otto Thomas. Der selbe hat ein Geständniß, daß er die That, und zwar allein und mit Ueberlegung ausgeführt, abgelegt. Thomas hat in der Nacht zum Dienstag mit dem ermordeten Dimenatus gezecht, hierbei hat D. mit seinem Gelbe geprahlt, viel getrunken und ist schließ lich derb betrunken gewesen. Dimenatus Hot in der Restauration übernachten wollen, ist aber von Thomas mit fortgelockt worden, unter der Vorspiegelung, er (Dimenatus) könne bei ihm bleiben und schlafen. Gegen ^/«1 Uhr nachts haben Beide das Gasthaus verlassen und kurz daraus ist dann der Mord an der bekannten Stelle erfolgt. Die am Kopfe der Leiche ersichtlich gewesenen Schläge sind nun nicht, wie man annahm, mit einem Hammer ausgeführt worden, sondern mit dem mäßig starken Stock, den Dimenatus bei sich gehabt hat. Die Schläge sind, wie die Sektion ergeben hat, auch nicht tödtlich gewesen, D. ist vielmehr an dem Blute, das aus den erhaltenen Wunden geflossen, erstickt. DaS Stirnbein, das man durchschlagen glaubte, erwies sich als intakt. ThomaS hat sein Opfer, nachdem er es niedergeschlagen, beraubt ! und 3 Mk. vorgefunden, ihm auch einen Stiesel ausgezogen, vielleicht weil er dort noch Geld vermnthete, oder weil er sich die Stiefel hat aneignen wollen, er hat anscheinend auch den Leichnam »och etwas fortgeschleppt. Hierbei mag es ihm nun aber doch unheimlich geworden sein, er ist fortgegangen und hat « der Feldscheune in Promnitz genächtigt. Früh ist er dann zn seiner Schwester in Oppitzsch gekommen, woselbst auch seine Ver haftung und di» Auffindung der blutbefleckten Blouse erfolgte. Thomas hat anfangs die That geleugnet, hat aber, nachdem immer mehr Beweise gegen ihn erbracht wurden, das Geständniß abgegeben. Der am Dienstag früh zuerst verhaftete, so arg zerkratzte Arbeiter ist entweder schon auS der Haft entlassen oder dürfte noch in Kürze entlasten werden ; er ist jedenfalls in «ine ander« derbe Schlägerei verwickelt gewesen. Fu Löbtau ist plötzlich eine schwere Typhus-Epidemie auS- gsbrochen. Man nimmt an, daß die Erkrankungen durch das Master einiger Brunnen hervorgerufen worden sein sollen. Bis jetzt liegen ungefähr 50 Personen darnieder, während 3 Personen bereits gestorben sein sollen. In der Hauptache stehen die Kranken im 14. bi» 30. Lebensjahre, und die Krankheitserscheinungcn treten sehr schwer auf. Die Behörden haben bereits die um- fastendste» Sicherheitsmaßregeln getroffen, und unter dem Vor sitze d«S Bezirksarztes hat auch schon eine Zusammenkunft aller dortigen Asrzte stattgefunden. Die Kranken sind isolirt. Durch Feuer wurden in EhrenfriederSVorf das zwei- stöckigr Wohnhaus des Posamentenfabrikanten Leibinger und das sHauS deö Bäckermeisters Trummer vollständig zerstört. In >beiden Fällen wird Brandstiftung vermuthet. 7 Der Grenzort Klingenthal wird in nächster Zeit einen Marktplatz erhalten. Der Gemeinderath hat beschlossen, den Bcunndöbrabach, welcher zur Zeit das als Marktplatz bestimmte Areal durchfließt, in einer Länge von 120 m überwölben zu lasten und den hierfür erforderlichen Betrag von rund 23000 Mark auS den überschüssigen Mitteln des Sparkassen-Reservefonds z« decken. Ferner wurde noch einstimmig beschlossen, die ^aussirung deS Marktplatzes und die Herstellung sämmtlicher Augangsstraßen im nächsten Jahre zur Ausführung zu bringen ,und zur Deckung des Bauaufwandes beidem landwirthschaftlichen Kreditverein ein amortisirbareS Darlehen m Höhe von 26000 Mark aufzunehme». Verschiedenes. * Ei« Vorläufer des Prof. Roentgen. Eine ganz ^merkwürdige Entdeckung hat ein Leser der „N. Fr. Pr." bei der Lektüre eines alten Zeitungsbandes aus dem Jahre 1846 gemacht. Im 31. Jahrgang der „Wiener Zeitschrift für Knnst, Litteratur, jTheater und Mode" (herausgegeben von vr. v. Frank) in Nr. 234 vom 23. November 1846 findet sich auf Seite 938 folgende gewiß höchst merkwürdige Notiz: „Der menschliche Körper durchsichtig. Der griechische Physiolog Eseltja hat, dem „Athenäum" zufolge, der Akademie der Wissenschaften in Paris die Anzeige gemacht, daß es ihm gelungen sei mit Hilfe des elektrischen Lichtes durch den menschlichen Körper zu sehen. Er behauptet, selbst Krank heiten im Innern der Eingeweide gesehen zu haben, der Ver dauungsprozeß, der Blutuinlanf, die Bewegung der Nerven — dies Alles ward dem Herrn Eseltja sichtbar. Wenn dieses Aii- throposkop (so nennt er seine Erfindung) nicht ein bloßer Puff ist, so wird das alte Sprüchwort zu Schanden, welches da sagt, man könne Niemandem ins Herz scheu. Herr Eseltja kann die Nieren prüfen." * Profeffor v. Röntgen in Würzburg hat einen an ,ihn ergangenen Ruf als ordentlicher Professor für Physik nnd als Vorstand des physikalischen Instituts an der Ludwig- Maximilians-Universität in München angenommen. * Ein Stammtisch-Abenteuer. Es war in einem Städtchen auf der Insel Rügen. Um den Stammtisch des „ersten Hotels" saßen des Städtchens Honoratioren beim Abend- trunke. Einiges Aufsehen erregt unter ihnen das Erscheinen eines fremden Gastes, der sich bescheiden an einen anderen Tisch setzte und einen Schoppen bestellte. Theils Neugierde, theils Mitleid mit dem Einsamen veranlaßten die Stammgäste, diesen aufzufordern, an ihrem Tisch Platz zu nehmen. Nicht lange darauf war eine sehr animirte Unterhaltung im Gange, da der Fremde sehr interessant zu erzählen wußte. Als letzter Stamm gast erschien alsdann noch der Oberförster, der in Bezug aus Jägerlatein seines Gleichen weit und breit suchte. Bald ent strömten denn auch die haarsträubendsten Jagdgeschichten dem Munde des großen Nimrod, die den Stammgästen zwar schon häufig aufgetischt waren, den Fremden aber zu staunender Be wunderung Hinzureißen schienen. Als der Waidmann aber schier- gar nicht aushöreu wollte, da fiel ihm der Fremde bei einer Trinkpause iu die Rede. „Die Herren gestatten auch mir vielleicht die Erzählung eines Jagdabenteuers, das ich vor vielen Jahren in Rußland erlebte. Es war aus einer Bärenjagd. Durch einen unglücklichen Zufall von meinen Gefährten getrennt, sah ich mich plötzlich einem Bären gegenüber. Schnell lag ich im Anschlag, doch mußte mich wohl die nöthige Ruhe etwas verlajsen haben; statt den Bären te^lich zu treffen, streifte ich ihn nur leicht nnd stand —meine Büchse war ein Vorderlader, und zwar ein ein läufiger — ihm nun wehr- und machtlos gegenüber. Ich floh — der Bär dicht hinter mir. Plötzlich stand ich vor einer tiefen Schlucht. Schon glaubte ich mich verloren, da sah ich, daß ein umgewehter Baum die Schlucht überbrückte. Schnell betrat ich, mich in reitender Stellung darauf niederlassend, die rettende Brücke und rutschte über dieselbe dahin zum anderen Ufer. — Doch — o Schrecken — auch dort stand ein Bär. — Stunden voll TodeSgrauen auf jeder Seite und unter mir lauerte der Tod auf mich. Endlich — die Bären wichen nicht von der Stelle — und ich vermochte mich nicht mehr zu halten, rutschte ich weiter zum Ufer —". Wie von der schrecklichen Erinnerung gebannt, verstummte der Erzähler. — „Und was wurde dann", fragte der Oberförster. — „Ich wurde natürlich mit Haut und Haaren auf- gesressen". — „Herr, das ist zu toll", fuhr der Oberförster auf, „wie können Sie es wagen, — wer sind Sie?" — Und sich lächelnd vor den Stammgästen verbeugend, sagte der Fremde: „Fritz Reuter". — Allgemeine Bewunderung, — allgemeine Freude. Und nun hob ein Zechen an! Das Beste holte der Wirth aus dem Keller zu Ehren seines berühmten GasteS. Erst beim Morgengrauen wurde da» Lager aufgesucht. Am andern Tage — der Wirth lehnte jede Zahlung ab — bat der Wirth vor Ab reise seines Gastes denselben, sich in seinem Fremdenbuche zu ver ewigen. Der Wagen des Wirthes brachte ihn zur Bahn. Trium- phirend kehrte der Wirth in sein Haus zurück und entnahm dem Fremdenbuch das Blatt, um es unter Rahmen zum ewigen Ge- dächtuiß zu bewahren. Da las er: „Fritz Reuter, Weinreisender aus Mainz." * Ein Bär im Oetzthal. Man schreibt den „M. N. N." aus dem Oetzthal unter dem 17. Juli: Gestern ging ich von Sölden über das Pitzthaler Jöchl zur Braunschweiger Hütte. Eine Partie, die uns unterwegs begegnete, theilte unS mit, daß sie auf dem obersten Rettenbachferner, nicht weit unterhalb der Jochhöhe, Bärenspuren bemerkt hätte. Wir glaubten natürlich anfangs, der betreffende Bär gehöre zu der Klaffe derjenigen, die man aufbinde, aber nein — als wir oben angelangt waren, sahen wir die ganz unverkennbaren, noch ziemlich frischen Spuren von Meister Petz, die nach dem Rettenbach-Joche zu führten. Da die Spuren, wie wir nachher hörten, Tags vorher in der Nähe von Zwieselstein und am Abend des 15. auf dem Langtauferer Ferner bemerkt worden sein sollen, so wandert das Thier zweifellos wieder dem Engadin zu, woher es wohl gekommen sein wird. * Wittwentod in China. Bor einiger Zeit wollte sich in Futschu eine untröstliche Wittwe aufhängen. In China und in Malabar war eS ehemals heiliger Brauch, daß die Wittwen sich bald nach dem Tode ihrer Gatten das Leben nahmen. Diese grausame Treue verschwand allmählich. Doch giebt es auch heute noch Wittwen in China, welchen das Leben unerträglich wird. In solchem Falle fordert die Wittwe alle ihre Freunde auf, ihrem freiwilligen Tode beizuwohnen, der nach den orthodoxen Riten, nur durck Aufhängen erfolgen darf. Die Wittwe bereitet einen kleinen Galgen und einen Strick vor. Also that auch die Wittwe von Futschu. Tauseude von Personen folgten ihrer Einladung, um sie hängen zu sehen. Zum Unglück für die Wittwe und ihr Publikum wurden auch einige amerikanische Missionare benach richtigt. Eine junge Missionarin, Miß Kinsnlill, versuchte die Wittwe umzustimmen. Andere benachrichtigten den Unterprä- fecten, der Polizeiagenten zur Wittwe schickte. Diese mußten Miß Kinsmill beschützen, welche die Leute lynchen wollten, weil die „sremde Teufelin die heilige Handlung störe". Die Missionare nahmen die Wittwe zu sich, aber viel hatten sie dadurch nicht gewonnen. Da man sie nicht hängen lasten wollte, biß sie sich mit den Zähnen die Zunge ab. Solche Thaten sind im Orient nicht selten. * Der abenteuerliche Versuch des Kapitäns W. A. Andrews, ven Atlantischen Ozean in einem kleinen Boot zu kreuzen, ist nicht gelungen. Er ist jetzt in Manchester, wohin er an Bord des Dampfers „Holbein" gelangt ist. Dieser fand ihn in furchtbar erschöpftem Zustande, 700 Meilen vom Lande entfernt, und nahm ihn auf. In einer Unterredung mit dem Vertreter eines Londoner Blattes erzählte Kapitän Andrews, daß er Atlantic City in Neu-Jersey am 18. Juni verlassen habe, und am 1. Juli an Bord des „Holbein" genommen wurde. Sein Boot wäre das beste, das er je gehabt hätte. Mit dem Boot wäre Alles gut gegangen, aber ihm selbst ging es schlecht. Seine Arme und Beine waren geschwollen und er konnte nicht essen. Er wurde zuerst von dem „Bremerhaven" angesprochen, aber er wies die Hülfe noch zurück. Als sich ihm die nächste Gelegen heit bot, war er froh, Hülfe zu bekommen. Es ist dies bekannt lich nicht die erste Fahrt über den Ozean, die Andrews versucht hat, sondern er ist schon mehrere Male gefahren, einige Male mit Erfolg, aber auch schon bei einer früheren Fahrt mußte er von einem vorübersahrenden Schiffe ausgenommen werden, nachdem er 57 Tage auf dcni Ozean gelegen. * Humoristisches. Wink. Onkel: „Meinem letzten Brief an Dich hatte ich eine» Fünfmarkschein beigelegt!" — Studiosus (auf Ferienbesuch): „Ja, Onkelcheu ... ich war schon recht be sorgt um Dich, iveil Du nur noch solch schwaches Lebenszeichen von Dir gegeben!" — Gewissenhaft. Bauer: „Du, Alte, wenn i' nur ka' Straf krieg'!" — Bäuerin: „Jessas, warum denn?" — Bauer: „Weil i' in einem Nnuchkuppee gefahren bin und net g'rancht hab'!" — Ueberwältigend. (In einer Schwurgerichtsverhandlung, nachdem vorher der Staatsanwalt, dann der Vertheidiger gesprochen.) Staatsanwalt: „Was haben Sie noch zu sagen, Angeklagter?" — Angeklagter: „Daß i' mi' gar nimmer auskenn'! Seit Sie über mich und nachher mein Vertheidiger g'sprochen haben — weiß ich wirklich nimmer: bin i' jetzt unschuldig oder net!" — Auch ein Erfolg. Bekannter: „Ihr Kindchen nimmt von Tag zu Tag zu: das verdanken Sie wohl der künstlichen Milch, welche Sie erfunden haben?" — Erfinder: „Natürlich, ich mache nämlich so gute Geschäfte damit, daß ich ihm jetzt eine Amme halten kann!" (Flieg. Bl.) Neueste Nachrichten. Berchtesgaven, 21. Juli. Die durchaus günstige Ab nahme der örtlichen Störungen bei der Kaiserin gestattete heute die Anlegung eines fixirendcn Verbandes an den verletzten Unterschenkel. Der Verband wird gut ertragen und beseitigt die noch vorhandenen subjektiven Beschwerden völlig. Grotzwardein, 21. Juli. Anläßlich der Premiöre eines Theaterstückes im hiesigen Sommcrtheater scheute ein in der Vor stellung verwendetes Pferd und verletzte mehrere Schauspieler schwer. Bei der hierdurch entstandenen Panik fingen die Kleider einer Ballettänzerin Feuer, wodurch sie und ihr Vater schwere Brandwunden erlitten. Brün«, 21. Juli. Der Student Bock von der hiesigen Hoch schule, ein Anhänger der deutschnatwualen Partei, wurde wegen Hochverraths verhaftet. Brüssel, 21. Juli. In der Avenue Louise ereignete sich heute Vormittag ein schwerer Unfall. Das Pferd eines Mieths- wagens, in welchem sich außer dem Kutscher vier Personen be fanden, ging durch und raste gegen einen in voller Fahrt heran kommenden elektrischen Straßenbahnwagen. Alle fünf Insassen wurden schwer verletzt; der Zustand zweier ist hoffungSloS. London, 21. Juli. (Unterhaus.) Bei der Berathuna des KriegSbudgetS erklärte Parlamentssekretär Wyndhara bezüglich deS Vorschlages, in den Kolonien Rekruten auSzuheben, eS werde eine mühevolle Aufgabe für England sein, an eine Kolonie mit dem Verlangen heranzutreten, über diese Angelegenheit ein Ab kommen zu treffen. Wenn jedoch eine Kolonie den lebhaften Wunsch und daS Verlangen ausdrücken sollte, einen gewissen Theil der Lasten des Reiches zu übernehmen, dann werd« man seine Maßnahmen entsprechend ändern, um den Wünschen der Kolonie entgegen zu kommen. Die Regierung sei in Verhand lung mit Canada getreten und habe gegenwärtig eine gewisse Anzahl von Vorschlägen formulirt, über welche die Ansichten CanadaS eingeholt werden sollen und über deren Wesen er sich zur Zeit nicht äußer» könne. Büne, 21. Juli. Eine Feuersbrunst zerstörte zwischen Oued el Aneb und Edough 200 Hektar Korkeichenwald. Der Brand hat noch nicht gelöscht werden können. Madrid, 21. Juli. Zwischen dem Kardinalerzbischof von Toledo und dem Erzbischof von Sevilla sind Mißhelligkeiten aus- gebrochen. Ersterer hatte einen Hirtenbrief veröffentlicht, in dem er die Gläubigen auffordert, der Dynastie und den staatlichen Einrichtungen Achtung entgegenzubringen. Letzterer gestattete die Veröffentlichung emer karlistischen Schmähschrift und empfing eine Abordnung von Karlisten. Diese Mißhelligkeiten zwischen den Kirchenfürsten werden lebhaft besprochen. Gerüchtweise ver lautet, der Kardinalerzbischof von Toledo werde die Angelegen heit dem Vatikan unterbreiten. Petersburg, 21. Juli. DaS Attentat auf Milan ist weiter nichts als ein Komplott „MilanS gegen Milan" zur Erlangung irgend einer gesetzlichen Basis, um die radikale Volkspartei zu verfolgen und zu vernichten. Während der Puschkinfesttage sandte Justizminister Stefanovic, natürlich im Austrage MilanS, seinen nächsten Freund, Pero Todorovic, nach Petersburg, um auSzu- forschen, waS General Gruic treibe, was man in Petersburger Kreisen über Milan spreche, endlich was die russische Regierung denke. Daß grade Kneszovic als Vollstrecker des Willens der Radikalen auSer- sehen sein sollte, klingt komisch. Falls er die Absicht gehabt hatte, den Fürsten zu tödten, hätte er es bequemer in seiner Eigenschaft al» Badediener gehabt. Einmal heißt cs, der Verbrecher reiste vor seiner That nach Bukarest, um mit den Radikalen zusammenzutreffen, ein zweites Mal, daß er mit den Anhängern Karagieorgievic zu sammengekommen wäre. Dies ist ebenfalls Lüge. Der Ver brecher reiste nur nach Bukarest, um mit dem wahren Todorovic, dem Agenten Milans, der auS Rußland kam, sowie mit einigen andern Agenten Milans zusammenzutreffen. Am 22. Juni traf Kneszovic wieder in Belgrad ein, Todorovic einen Tag nach ihm. Am 24. Juni, am Hellen Tage, auf der lebhaftesten Straße Belgrads, fand dann daS Attentat statt. Ohne besondere Untersuchung schien Milan seine Feinde zu kennen; eS war einfach, da er selbst an dem Attentat betheil'gt war. In der Tasche des Verbrechers fand man sogar die Liste der Radikalen. Kneszovics Revolver war mit blinden Partronen geladen, 4 Kugeln, die abgeschossen waren, wurden nirgends gefunden. Die Regierungs- mittheilung sagt, Lutite sei an der Schulter verwundet worden; doch auch das ist Lüge, Lukite spaziert bereits munter in Belgrad umher. Eine Kugel hat ihn nicht getroffen, weil es eben keine gab. Bei der Haussuchung unter den Verdächtigen wurde selbstredend nichts gefunden. Die Verhafteten werden grausam behandelt, erdulden Qualen und Hunger. Auf Klagen der Angehörigen antwortete der Polizeipräfekt: „Danket Gott, daß die Arretirten noch auf der Erde liegen." : SköfVe, 21. Juli. Die in Westgotland herrschende Milz, brandepidemie breitet sich noch immer aus. Jetzt sind schon vierzig Kirchspiele von ihr ergriffen. Eine Frau ist der Seuche zum Opfer gefallen. Die in Westgotlaud geplanten großen Manöver werden der Epidemie halber nicht stattfinden. An den Wegen nach den verseuchten Gegenden wurden 140 Militärposten aufgestellt, welche an den Abwehrmaßregeln gegen die Seuche sich betheiligen sollen. New-Bork, 21. Juli. Aus Talulah im Staate Louisiana wird berichtet: Ein bekannter Arzt mit Namen HodgeS hatte einen Streit mit einem Italiener; dieser gab einen Schuß auS einem Gewehr ab und verletzte ihn tödtlich. Alsbald strömte eine Menschenmenge zusammen. Der Italiener und fünf Freunde von ihm wurden ergriffen, an Bäumen aufgehängt und ihre Körper sodann von zahlreichen Kugeln durchlöchert. Die Name» der Italiener sind nicht bekannt. Eigene Drahtberichte. (Rach Schluß der Redaktion eingegangen.) Breslau, 22. Juli. In dem benachbarten Dorfe Schmolz wurde gestern Vormittag der Bahnarbeiter Becker nebst seiner Frau, seiner Mutter und seinem 4 jährigen Kinde todt in seiner Wohnung aufgefunden. Wahrscheinlich sind alle 4 Personen durch Ausströmen von Kohlenoxydgasen erstickt. Osnabrück, 22. Juli. Bei einer heute auf der Georg Marienhütte stattgehabten Explosion wurden zwei Arbeiter verletzt. London, 22. Juli. Nach einem Telegramm der „Times" aus Peking von gestern ist dort eine russische Schule gegründet worden, die ausschließlich zur Pflege des Unterrichts in der russischen Sprache und zur Ausbildung von Chinesen als sprach kundige Angestellte bei den Eisenbahnen dienen soll. Die Lehrer sind Ruffen. Die Schule, die gestern eröffnet ist, wird von der chinesischen Regierung unterhalten. London, 22. Juli. Aus Portsmouth wird gemeldet: Der Torpedobootzerstörer „Bullfinich", kehrte gestern von seiner Probefahrt mit Flaggen auf Halbmast zurück. Als daS Fahrzeug gegenüber Osbornehouse mit einer Geschwindigkeit von 30 Knoten fuhr, brach die Verbindungsstange zwischen Kessel und Maschine ab, was ein sofortiges Ausströmen des Dampfes veranlaßte Alle Leute im Maschinenraume wurden zu Tode gebrüht oder doch furchtbar verletzt. Paris, 22. Juli. Präsident Loubet hat den Major Le Grand mit der Niederlegung eines Kranzes aus dem Grabe des Großsürsten-Thronsolgers beauftragt. Epinal, 22. Juli. Wie sich herausstellt, haben die hier stattgefundenen Verhaftungen mit denjenigen in Naney wegen Spionage nichts gemein. Die Untersuchung über beide Fäll« wird unter Wahrung strengsten Geheimnisses geführt. Ernste Beschuldigungen richten sich gegen ein früheres Mitglied der Ehrenlegion Namens Bauisiard, einen Advokaten, der intime Freundschaft mit einer Anzahl Artilleristen unterhielt.
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