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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189907237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990723
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-23
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.07.1899
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iss. Srewerger A«zeiger und Tageblatt. Gette 4. — 23. Juli. 189» ebenso wenig wie eine wesentliche Verschlechterung deS Münzbach- wasserS (in daS die Fabrik ihre Abfallwässer leiten wird) zu befürchten sei, nur werde eventuell die anderweite Verwendung des MünzwasserS zu gewerblichen Zwecken in Frage gestellt. Die Leistungen bezw. Gegenleistungen der Stadtgemeinde und des Herrn Dr. Droßbach sind im Wesentlichen folgende: Die Stadtgemeinde Freiberg verpflichtet sich, bis rum Jahre 1902 einen Fahr damm zu bauen, der als Verlängerung der Dammstrabe eine direkte Verbindung der Fabrik mit der Berthelsdorferstraße bez. dem Bahnhofe bildet. Der Bau wird einen Aufwand von 16000 Mk., di« Aufschließung des Areals einen solchen von 8800 Mk. und die Münzbachherstellung einen solchen von 3400 Mk. erfordern. Zu den Kosten für Aufschließung des Areal- haben die Anlieger 6600 Mk., die Stadt 2200 Mk. bei zutragen. Für die Gaszuleitung nach der Droßbach'schen Fabrik hat die Stadtgemeinde 6400 Mk. aufzubringen, während Herr vr. Droßbach einen jährlichen Gasverbrauch von 2400 Kubik meter garantirt. Herr Or. Droßbach verpflichtet sich, keine Säuren in den Münzbach zu leiten, die den Cementirungen der Schleuseuanlagen schaden können, ferner hat er zu gestatten, daß -die projektirte Industriebahn im Falle ihrer Ausführung über sein Grundstück geführt wird. Der Verfassungsausschuß müsse bei allem Wohlwollen, mit dem er der Angelegenheit gegenüber stehe, doch einige Bedenken geltend machen. Ein offizielles Gutachten darüber, ob Belästigungen durch Gase, Rauch, Abfall- Wässer u. s. w. zu befürchten seien, fehle. Aus den Akten sei auch nicht ersichtlich, welche Vortheile der Stadt auS der Nieder lassung der Fabrik erwachsen würden, wieviel Leute Herr vr. 'Droßbach zu beschäftigen gedenke, ob überhaupt die Gegen- Ileistunge» des Herrn vr. Droßbach im richtigen Verhältniß zu 'den Aufwendungen der Stadt ständen u. s. w. Der Preis von 25 Pfg, pro Quadratmeter für das an Herrn vr. Droßbach ab getretene Areal sei ein sehr niedriger, wenn auch der Quadrat meter deS ausgerissenen Teiches nur mit 2 Pfg. zu Buche stehe. Das könne bei späteren Angeboten zu Konsequenzen führen. Man habe allerdings bisher vergebens versucht, Industrie nach dem 'ausgerissenen Teiche zu ziehen. Da es sich nun um das erste industrielle Unternehmen handle, welches dort entstehe, und da namentlich das Areal erst erschlossen werden müßte, sei der niedrig« Preis in etwas gerechtfertigt. Der Verfassungsausschuß empfiehlt dem Kollegium, den Rath zu ersuchen, im Hinblick aus die Wichtigkeit der Gache ein offizielles Gutachten darüber einzu- holen, ob durch den Fabrikbetrieb Belästigungen durch Gase, , Rauch oder Abfallwässer zu befürchten sind, über die Steuerkraft deS UntemehmenS Erörterungen anzustellen und bezüglich des Preise- für daS Areal anderweite Verhandlungen anzubahnen. Herr Bürgermeister vr. Schroeder tritt warm für die Raths- vorlage «in. Di« Verpflichtungen, die die Stadtgemeinde über nehme, liegen alle im Interesse der Stadt. So werde sich die Herstellung der verlängerten Dammstraße zum Zwecke der Auf schließung des ArealS vom ausgerisscnen Teiche auch ohne diese Vorlage in nicht zu langer Zeit nothwendig gemacht haben. Die Verpflichtungen, die die Stadtgemeinde im Üebrigen gegenüber Herrn Vr. Droßbach eingegangen sei, beschränkten sich auf die Ueberlaffung eines Areals von 8000 Quadratmetern zu dem Preise von 25 Pfg. pro Quadratmeter, aus die Gaszuleitung nach d«m Fabrikgrundstück, die einen Aufwand von 6400 Mk. er fordere, und auf die Auswechselung der Petroleumlampen an der Silberhofstraße durch Gaskandelaber, sür die durch besondere Vorlage 720 Mk. gefordert würden. Zur Entkräftung der von dem VerfaffungSausschuß geäußerten Bedenken theilt Herr Bürgermeister vr. Schroeder mit, daß Herr vr. Droß bach die Fabrik mit 20 (zum Theil weiblichen) Arbeitern, 1 oder 2 kaufmännisch gebildeten Leuten, je 1 Wächter und Haus mann eröffnen werde. Herr vr. Droßbach hoffe, den Betrieb der Fabrik erheblich vergrößern zu können. Gegen die Errichtung der Anlage sei innerhalb der gesetzlichen Frist nur eine Ein wendung erhoben worden, und zwar vom Gemeinderath zu Loßnitz, welcher befürchte, daß daS Wasser der Münzbach durch den Fabrikbetrieb sür daS Vieh unbrauchbar und daß die Wiesen wässerung leiden werde. Der Herr Gewerbeinspektor, den der Herr Bürgermeister um seine Meinung befragte, theilte diese Be denken nicht. Die Fabrik, deren Betrieb sich mehr als der eines Laboratoriums charalterisire, werde nur wenig Abfallwässer in die Münzbach leiten. Zudem hätten diese Wasser bis Loßnitz eins« 4 Kilometer langen Lauf, auf dem sie sich auf größere Wafsermengen vertheilen würden. Die Chemikalien, durch deren .Einfluß man eine schädigende Wirkung befürchte, wären so kost spielig, daß di« Fabrikanten schon in ihrem Interesse sehr wirth- schaftlich damit umgingen. Geruchsbelästigungen und Nauch- schäden seien in keiner Weise zu befürchten. Herr St.V. Paschke weist darauf hin, daß chemische Fabriken fast ausnahmslos pros- perirten, daß die Münzbach bedeutend stärker ist als der Dorf- bach in Kleinschirma, und daß also Wasserschädigungen nicht zu befurchte» seien. Er bittet das Kollegium, dem Rathsbeschluß ohne Bedenken beizutreten. In demselben Sinne äußern sich die Herren St.-V. Obermeister Fuchs, Seifert, Streubel, Butze. Herr Streubel weist darauf hin, daß die verlängerte Dammstraße auch ohne diese Vorlage gebaut werden müsse, und Herr Butze bemerkt, die Münzbach könne überhaupt nicht mehr verunreinigt werden als bisher. Der Herr Vorsitzende befürchtet, es könne durch die Fabrik unter Umständen die Umgegend Schaden erleiden. Die Verantwortung, die die städtischen Kollegien durch Genehmigung einer solchen Anlage auf sich nähmen, sei eine solche, daß alle Vorsicht geboten erscheine. Mau möge deshalb den Vorschlag des Verfassungsausschusses, der den Rathsbeschluß keineswegs auf hebe, qunehmen. Herr St.-V. vr. Philipp begrüßt die Anlage mit Freuden, zumal mit Rücksicht auf unsere wirthschaftlichen Verhältnisse. Man komme vor lauter Bedenken nicht vorwärts. Die Münzbach werde durch das moderne Gerbeversahren so sehr verunreinigt, daß die Fabrik kaum noch etwas verderben könne. Herr St.-V. Blüher erklärt, daß die Bedenken des Verfassungs ausschusses durch die Ausführungen des Herrn Bürgermeisters ihre Erledigung gefunden hätten. Er stellt deshalb den formellen An trag, der Rathsvorlage zuzustimmen. Die Gemeinde Kleinschirma sei s.Zt. mit ihren Einsprüchen gegen die Errichtung der Anlage im Genehmigungsversahren glänzend abgefallen Erhebliche Rauch- und Geruchsbclästigungen hätten sich in Kleinschirma'nicht geltend gemacht. Man werde auch in Freiberg nichts davon merken. Herr vr. Droßbach genieße ein Renomme als Chemiker, seine Person verspreche einen gewissen Erfolg. Er nehme manche Lasten auf sich, das Entgegenkommen des Rathes sei deshalb wohl gerechtfertigt. Es sprechen noch die Herren St.-V. Streubel, Vizevorsteher Seim (wiederholt), der Herr Vorsitzende und Herr St.-V. Butze. Der Antrag des Verfassungsausschusses wurde gegen 3 Stimmen abgelehnt, die Rathsvorlage dagegen einstimmig angenommen. — Einstimmig und ohne Debatte verwilligt hierauf das Kollegium auf Vorschlag des Finanzausschusses (Referent: Herr Vizevorstcher Seim) die Summe von 720 Mk. zur Ersetzung der Petroleum- Laternen an der Silberhofstraße durch Gasglühlichtkandelaber ge ¬ mäß den mit Herrn vr. Droßbach getroffenen Vereinbarungen- — DaS Ministerium des Innern hat unter dem 13. Mai ds. I- eine Verordnung, betreffend die Beschaffenheit von Hundemaul körben, erlassen. Hierdurch macht sich eine Ergänzung des kürz lich von den städtischen Kollegien genehmigten Regulativs über die Benutzung der Hunde als Zugtbiere erforderlich. Auf Vorschlag des VerfaffungSaussckusses (Referent: Herr Bizevorsteher Seim) er- lärt sich das Kollegium mit der m Gemäßheit der ministeriellen Ver ordnung vorgenommenen Ergänzung des genannten Regulativs einverstanden. — Der Krankenhausverwalter Meyer ist um seine Pensionirung ab 30. September eingekommen. Sein pensions- ;erechtigtes Einkommen beträgt 2100 Mk., der Verfasiungs-Aus- chuß schlägt vor, dem Rathsbeschlusse insofern beizutreten, als Meyer von 6 Jahren, die er in nicht pensionsberechtigter Stellung verbrachte, 2 Jahre als pensionsberechtigt angerechnet werden. In diesem Sinne beschließt das Kollegium. — Auf einem gegen über dem Grundstück der Düngerabsuhrgenossenschaft an der Dresdnerstraße gelegenen, 11000 Quadratmeter umfassenden Grundstück, das er für einen Preis von 2000 Mk. erwirbt, will Herr Johann Carl Sehme eine thermische Bernichtungs- und Verarbeitungsanlage für Thierkadaver u. s. w. errichten. Zwischen ihm und der Stadtpolizeibehörde ist ein Vertrag abgeschlossen worden, laut welchem Sehme die Aufhebung und Verbrennung der Thierkadaver und die Stellung von Leuten zu den sogenannten Kavillerumgängen übernimmt. Die von Sehme auf seine Kosten etwa 40—50000 Mk.) zu errichtende Anlage soll allen An forderungen der Neuzeit entsprechen. Die Mästung von Schweinen und das Ausschlachten von Pferden zu Nahrungszwecken ist ihm verboten. Der Herr Vorsitzende, der über die Rathsvorlage referirt, begrüßt die Neuerung mit Freuden, da die jetzige Kavillerei namentlich in Bezug auf die Abdeckerei und die Kavillerumgänge in keiner Weise den berechtigten Anforderungen entspreche. Ohne Debatte genehmigt das Kollegium, und zwar einstimmig den zwischen der Stadtpolizeibehörde und Sehme ab geschlossenen Vertrag, wie es auch auf Vorschlag des Finanzaus schusses (Referent: ^err St.-V. Blüher) zu dem Verkauf der Parzelle Nr. 2462 an Sehme zwecks Anlegung dieser Kavillerei einstimmig seine Genehmigung ertheilt, nachdem sich der Herr Vorsitzende, Herr Bürgermeister vr. Schroeder, Herr St.»V. Philipp, sowie der Herr Referent kurz zu der Sache geäußert. Damit war die Tagesordnung erschöpft. Schluß der Sitzung »/.10 Uhr. — Gegen Vie Etsenbahngemeinschaft mit Preuhen. Mit aller Entschiedenheit wendet sich, wie kürzlich die amtliche „Leipziger Zeitung", jetzt auch das sächsische „Vaterland" gegen den Gedanken einer Eisenbahngemeinschaft mit Preußen, was deshalb von wesentlichem Belang ist, weil das „Vaterland" das offizielle Organ der konservativen Partei ist und diese im Land tage aus alle Fälle den Ausschlag giebt. Das Blatt befürchtet, daß, wenn das Reich über die Anlage neuer Bahnlinien zu be finden hätte, die noch nicht erschlossenen Gebirgsthäler Sachsens ihre Wünsche auf unabsehbare Zeit werden vertagen müssen, da jedenfalls geltend gemacht werden würde daß Sachsen reich genug an Schienenwegen, auch an Gebirgsbahnen sei, und nun die bisher zurückgebliebenen Landstriche Berücksichtigung finden würden. Die Elsenbahnüberschüsse in Sachsen seien fast so hoch, als das gesammte Staatssteuereinkommen; es sei zu bezweifeln, daß Sachsen eine auch nur annähernd so hohe Summe vom Reiche herausbezahlt erhielte. Dann fährt das Blatt fort: „Es läßt sich annehmen, daß gegen die Beamten dec sächsischen Staats bahnen ein ähnlicher Modus eingehalten werden würde, wie der bei der Reichspost üblich gewordene. Hier sehen wir, das die höchsten Stellen ausschließlich Nichtsachsen Vorbehalten sind, so daß es fast den Anschein gewinnt, als ob die sächsische Staats angehörigkeit ein Hinderniß für das Fortkommen und das Auf steigen in die höheren Stellen des Postdienstes bilde. Wir schließen dies aus der Thatsache, daß alle drei sächsischen Ober- postdcrektionen (Dresden, Leipzig, Chemnitz) in den Händen von Nichtsachsen sich befinden und daß auch unter den Posträthen, die in Sachsen wohnen, die Landeskinder der Zahl nach keineswegs die Mehrheit bilden. Jedenfalls läßt sich die tatsächliche Zurück setzung der sächsischen Postbeamten nicht bezweifeln und vor diesem Loose möchten wir unsere Eisenbahnbeamten geschützt wissen." — Das Reisegeld stellt sich nach einer Statistik desReichs- eisenbahnamtS wie folgt sür den Personen-Kilometer in den vier resp. drei Klassen: in Preußen 8,01 (I. Kl.), 4,63 (II. Kl.), 2,74 (III. Kl.), 1,98 Pfg. (IV. Kl.); in Sachsen 7,99, 4,76, 2,90, 1,93 Pfg.; in Bayern 8,11, 5,03, 2,83 Pfg.; in der Pfalz 7,31, 4,87, 2,46 Pfg.; in Württemberg 8,08, 4,70, 2,67 Pfg.; in Baden 8,03, 4,95, 2,61 Pfg. In der III. Klasse sährt man hier nach in Sachsen und Bayern am theuersten, in der II. in Bayern nnd Baden, in der I. in Bayern und Württemberg. — Mit Abholung der Knappschaftsfahne vom Revierhause wurde heute Morgen nach 'Z8 Uhr die Feier des Streittages eingeleitet. Nach ^^9 Uhr setzte sich die Bergparade vom Werner- platz aus in der gestern mitgetheilten Ordnung in Bewegung. Unter großem Andrange des zu beiden Seiten des Weges Spalier bildenden Publikums nnd unter den Klängen der vom Stadt musikchor in Bergparadetracht und dem gleichfalls uniformirten Bcrgmnsikchor gezielten Märschen bewegte sich der Zug durch die ebenfalls bereits gestern genannten Straßen nach dem Dom, vor dem Bergleute mit Barten die Ehrenwache hielten. Unter Glockengeläute und Orgelspiel zogen die Bergleute in das Gottes haus ein. Herr Diakonus Schmidt hielt die Bergpredigt über den 121. P;alm mit dem Grundgedanken: Du christlicher Berg mann sei getrost. Hebe Deine Augen auf zu den Bergen, von denen aus Hilfe kommt, und wisse, der Dich behütet, schläft noch schlummert nicht. — Nach dem Gottesdienst marschirte der stattliche Zug nach dem Wernerplatz zurück, um sich dort aufzulösen. Die Theilnehmer vereinigten sich Hierans im Branhofgarten zu einem geselligen Beisammensein. Während desselben konzertirte das Bergmusilchor. — Für das morgen stattsindende Schneckenberg-Konzert des Jägermnsitchores ist folgendes Programm ausgestellt worden: 1. Nnterm Swgesbanner, Marsch v. Blon, 2. Ouvertüre z. Op. „Die Krvndiamanten" v. Auber, 3. der schönste Engel, Lied v. Graben-Hoffmann, 4. Kn belle ma vie, Walzer v. Steinert, 5. Potpourri m d. Ballet „Die Puppenfce, v. Bayer, 6. Froh locken Galopp v. Fahrbach. — Im hiesigen Brauhose findet Sonntag, 6. August, die 17. ordentliche Generalversammlung des Krankenunterstützungs vereins der Kopisten und Expeditions-Seamten Kgl. sächs. Justizbehörden statt. Dce hierzu ausgestellte Tages ordnung lautet: 1) Geschäftsbericht auf das Jahr 1898. 2) Wahl eines stellvertretenden Mitgliedes des geschäftsführenden Ausschusses. 3) Wahl des Ortes der nächsten Generalversammlung 4) Bcschlußsassung über einen von Mitgliedern des Leipziger Zweigverelns gestellten Antrag auf Erhöhung der Unterstützung und Gesammtdurchsicht der Satzungen. 5) Beschlußfassung über etwaige weitere Anträge. — Der Turnverein zu Friedeburg wird Sonntag, 30. Juli, von Nachmittags 2 Uhr an, in den Räumen des Gast- )ofes zu Friedeburg sein diesjähriges Schauturnsest, verbunden mit Konzert, abhalten. — Auf die kühleren Tage zu Anfang dieses MonatS sind in dieser Woche heitze Tage gefolgt. Gestern und heute erreichte die Temperatur eine ganz abnorme Höhe. So hatten wir heute Mittag gegen 2 Uhr 26" R im Schatten. Die Hitze wird um o unerträglicher, weil fast gar keine Luftbewegung herrscht. — Königliches Landgericht Freiberg. Von der ersten Ferienstrafkammer wurden gestern verurtheilt: 1. der Stuhl bauerlehrling Felix Kümpel, geb. am 30. August 1884 in Leipzig, zuletzt in Böhrigen wohnhaft, wegen Diebstahls zu 8 Monaten Gesängniß; 2. der Kaufmann Jul. Adolf Ferd. Germann, geb. am 12. Oktober 1868 in Kirchhain in der Niederlausitz, zuletzt in Magdeburg wohnhaft, wegen Unterschlagung und Betrug zu 5 Monaten Gesängniß, wovon 1 Monat für verbüßt zu erachten; 3. der Zimmermann und Hausbesitzer Heinr. Oswald Beier, geb. am 5. Dezember 1852 in Colmnitz, wohnhaft daselbst, wegen Unterschlagung im Amte zu 1 Jahr Gesängniß, unter Anrechnung eines Monats der erlittenen Untersuchungshaft, und zu dreijährigem Ehrenrechtsverlust. -- Lichtenberg, 21. Juli. Der 10jährige Stiefsohn der Gutsbesitzers Wolf hier glitt im Garten aus und fiel so unglück lich, daß er einen Bruch des rechten Schlüsselbeins erlitt. Neuhausen, 21. Juli. Hier entleibte sich ein im 15. Lebensjahre stehender Holzdrechslerlehrling. WaS den Bedauernswerthen, der bei einem sehr humanen Meister in der Lehre stand, in den Tod getrieben hat, ist nicht festgestellt. Doch dürfte der junge Mensch in einem Anfalle von Schwermuth Hand an sich gelegt haben. Gestern Morgen brannte in Grotzwaltersdorf daS Wohn haus des Gutsbesitzers Sonntag nieder. Die von Deutschneudorf nach Deutscheinsiedel führende neue Thalstraße ist nunmehr dem Verkehr übergeben worden. Sie ermöglicht für Fuhrwerke eine sehr bequeme Verbindung zwischen den genannten Orten. Ein czechischer Arbeiter in Olbernhau legte, um als Krüppel mit einem Arm zu erscheinen, den linken Arm fest an die Körper seite an und ließ den Rockärmel leer von der Schulter herab hängen. So stand der anscheinend Verkrüppelte am Wege in der Nähe des Schützenfestplatzes Olbernhau, erregte durch Aussehen und Geberden das Mitleid der Vorübergehenden und bettelte. Der Schwindel wurde aber entdeckt und der Mensch abgeführt. Vorgestern wurde in Rohwein die Stadt-Fernsprecheinrichtung in Betrieb genommen. An das Stadt-Fernsprechnetz sind 16 Firmen angeschloffen. Der polizeilichen Auflösung verfiel in Dresden eine stark besuchte Versammlung der streikenden Maurer. Es herrschte unter den Theilnehmern eine sehr gereizte, wahrscheinlich durch den Beschluß der Arbeitgeber hervorgerufene Stimmung. Es gelangte u. A. ein Antrag zur Annahme, den Kampf mit Zöllen zu Gebote stehenden Mitteln fortznsetzen. Einem Redner,'der sich » in beleidigenden Redewendungen erging, entzog der überwachende Beamte das Wort. Als später der Maurer Koch zum Verharren im Streik aufforderte und sich gegen die Unternehmer scharf aus sprach, übte er auch Kritik an behördlichen Maßnahmen, weshalb auch ihm daS Wort entzogen wurde. Darob erhob sich eine große Unruhe und sofort schritt der Polizeibeamte, da die öffentliche Ordnung gefährdet schien, auf Grund des Versammlungsgesetzes von 1850 zur Auslösung der Versammlung. Zwanzig Streikpostensteher in Zwickau erhielten polizeiliche Strafverfügungen wegen groben Unfuges. Der Stadtrath zu Glauchau hat beschlossen, Kostenanschläge für eine elektrische Alamirungsanlage herbeizuziehen, um in Glauchau eine derartige Anlage einzurichten. — Im Stadtver ordnetenkollegium zu Glauchau war ein Antrag eingebracht worden, alle städtischen Arbeiten, soweit solche auf Kosten der Hausbesitzer auszusühren sind, im Wege der Submission zu ver geben. Das Kollegium nahm nach längerer Aussprache einen Vorschlag des Bürgermeisters Brink an, dahingehend, daß bei den Vorlagen über städtische Bauten jedesmal mit vorgeschlagen werde, ob der Bau durch einen Privatunternehmer oder durch das Stadtbauamt auszuführen ist. Wie entgegenkommend man in dem gemüthlichen Sachsen gegen die Polen ist, zeigt die Thatsache, daß ein Geschäft in Fischergasse bei Meitzen bereits polnische Aufschriften am Laden führt. Wahrscheinlich wird auch darin polnisch geradebrecht, wenn die Herren Polen das wünschen. Aus Dresden erhält das „N. W. Tagebl." Mittheilungen über daS gegenwärtige Befinden der Prinzessin Luise von Coburg und ihren jetzigen Aufenthaltsort, die Privatheilanstalt „Linden hof" bei Coswig. Ihren eigenen Aeußerungen zufolge, bebagt es der Prinzessin in der Pierson'schen Heilanstalt sehr gut. Man sieht auch die Prinzessin sehr oft in elegantem Zweispänner die Mauerumfriedung bei fröhlichstem Geplauder mit ihrer Be gleitung verlassen, um Ausflüge in die herrliche Umgegend zu machen, wohl hier und da auch Mitten im Walde ihre Mal stunden zu betreiben. Die Pierson'sche Anstalt, die einen Villen komplex von 10 Hektaren umfaßt, bildet eine Gruppe von vier Gebäuden, das Gesellschastshaus, zwei Villen für ruhige Kranke — rechts für Männer, links für Frauen — und das Wirth- schastshaus. Von den vorderen Krankenvillen, in Luftlinie etwa 55 bis 60 Meter entfernt und von diesen durch den Waldbestand isolirt, stehen zwei Villen für unruhige Kranke und Jsolirgärten. Erst in neuerer Zeit sind zwei Villen errichtet worden, von denen die kleinere, einstöckige ein junger Mann, Herr v. St., Bruder eines bekannten deutschen Großindustriellen und deutschen Reichs tagsabgeordneten, ganz allein mit seiner Bedienung bewohnt, während die andere zweistöckige Villa von vier kranken Damen bewohnt wird. Die größere Hälfte des ersten Stockwerkes hat Prinzessin Luise inne, während im zweiten Stockwerk ihre Be gleitung und Dienerschaft untergebracht ist. Der ganze Boden raum wird eingenommen von zahlreichen Kisten und Koffern, die ihre Toiletten enthalten. Immer noch treffen von ihrem früheren Aufenthaltsort Kisten und Koffer mit Toiletten ein. Den kleineren Theil der ersten Etage hat eine Fürstin Lobkowitz, eine freund liche und ruhige Greisin, inne. Mit dieser wie mit einzelnen anderen vornehmen Pflegebefohlenen der Anstalt verkehrt die Prinzessin, wie überhaupt der gesellschaftliche Verkehr im „Linden hof" ein sehr reger ist. Bietet doch das GesellschaftshauS reiche Gelegenheit zur Unterhaltung: in seinem großen im Obergeschoß gelegenen Festsaal, welcher mit einer Bühne, mit Konzertflügel und Harmonium ausgestattet ist, finden Konzerte, kleine Theater- Ausführungen und Festlichkeiten statt. Erst vor Kurzem gab die Koschat-Sängergesellschaft daselbst ein Konzert. Prinzessin Luise fühlt sich — wie schon erwähnt — im „Lindenhos" sehr wohl; sie hat nach wie vor reges Interesse für die Vorgänge in der Außenwelt, hält sich selbst eine Anzahl von Zeitungen und Journalen, unter welchen verschiedene Modeblätter nicht fehlen. Gleich den meisten Bewohnern der Anstalt verkehrt Prinzessin
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