Volltext Seite (XML)
'M win- »ere« ier. oart. lan- ' Jn- eiden rg. l. mal. sind M., affee ;r. r. t zum l. »ise. r und ft ein er. ag 4 B. StA, ersten -rtrag idung. nicht ull. bürg- nistag! twoch: Sonn- tncr sonn- ungen, irf, i» "ich 'N isdorf/ Zin"' enhaus Beilage zum Schönburger .« SS, Sonntag, den 6. Mörz Fleckenbildung auf unserer Sonne. Eine gewaltige Fleckenbildung auf der Sonne ist vor wenigen Tagen auf der Sternwarte in Prag beobachtet worden. Am 14. v. M. traf daselbst von dem Pfar rer L. Kaschka in Tuschkan bei Pilsen, einem sehr eif rigen Freunde der Astronomie, folgendes Telegramm etn: „2 Uhr morgens starkes Nordlicht, jetzt riesige Sonnenflecken". An jenem Tage war das Wetter in Prag sehr ungünstig. Dagegen hellt- es am 15. auf, und Dtrector Weinele, Adjunkt Gruß und Assistent Lieblein unternahmen die Beobachtung der Sonnen oberfläche, welche im Uebrtgen nicht in das ständige Arbeitsprogramm der Prager Sternwarte ge hört. Als Instrument diente der 6zöllige Steinheil'- sche Refractor der Sternwarte, wobei die Sonne theils unter Anwendung farbiger Gläser mit 140facher und 60facher Vergrößerung direct betrachtet, theils (ohne farbiges Blendglas) auf einen am Fernrohr befestig ten weißen Schirm projecttrt und so beobachtet wurde. Auffällig erschien vor Allem eine sehr ausgedehnte Fleckengruppe in der Nähe des südwestlichen Sonnen randes. Dieselbe war von einer gemeinschaftlichen Pe numbra (Halbschatten, Hos) umgeben, deren Länge etwa ein Zehntel des Sonnendurchmessers, die Brette über ein Drittel dieser Länge betrug. In diesem Areal f zählte man 26 verschiedene Kernflecke, deren größter - im östlichen Theile stand. Durch Messung der Zeit dauer, welche diese einzelnen Flecken brauchten, um ih rer ganzen Gestalt naL den Meridian zu überschreiten, wurde es möglich, die Größe der Flecken zahlenmäßig festzustellen. Man brauchte dazu, nne man leicht sieht, nur die Zeit, welch- ein Flecken braucht, um ganz über den Meridian hinwegzukowmen, zu vergleichen mit der Zeit, welche die Sonne braucht, um ebenfalls von Rand zu Rand den Meridian zu passiren. Es hat sich dabei ergeben, daß jene große Penumbra eine Längenausdehnung von 18,000 geographischen Meilen, d. t. 10'/» Erddurchmessern hat. Ein davon westlich liegender Fleck halte mindestens d^e Größe von Ame rika. Die erwähnte ungeheure Penumbra erschien in grauvioletter Färbung und zeigte in ihrem südlichen Theile eine intensive gelbgrünltchc Lichtentwtcklung, die sich sehr deutlich und auffällig unterschied von dem weißen Lichte des Sonmnkörpers. Wir bemerken bei läufig, daß allgemein ein Kernfleck schwarz, eine Pe numbra grau erscheint, daß dieselben aber nur durch Contrastwirkungen dem Erdbewohner sich so dunkel darstellen und in Wirklichkeit ein sehr intensives Eigen licht ausstrahlen. So hat man, um ein Beispiel für die eben gemachte Bemerkung anzuführen, gemessen, daß ein schwazer Kernflcck unseren Vollmond noch 5000 Mal an Helligkeit übertrifft, wogegen der fleckenfreie Sonnengrund 619,000 Mal so hell ist als der Voll mond. Nördlich und nordöstlich von der großen Pe numbra standen noch drei kleinere Fleckengruppen, dann folgten nahe zur Sonnenmttte 5 Fleckengebilbe, zwei südlich, drei nördlich; endlich fanden sich im Nordost- Ouadranten der Sonne noch 4 größere Fleckengruppen. Im Ganzen wurden auf der Sonnenscheibe gegen 70 Kernflecke gezählt, deren viele die Größe von Europa hatten. Das gesammte Fleckenbild ist auch von dem Herrn Professor Weinele gezeichnet worden. Der mächtige Fleck am Südwest-Rande der Sonne wurde dann mit freiem Auge gesucht und sofort am rechten unteren Sonnenrande gefunden. Seine Wahrnehmung machte, obwohl sein Character penumbraartig war, gar keine Schwierigkeit. Das Areal dieser großen Penumbra beträgt ,m Minimum 108 Millionen Ouadratmeilen Obwohl im Jahre 1898 ein Flecken maximum stattfindet, und deshalb, wie neulich auch bereits erwähnt, schon gegenwärtig eine erhöhte Thä- tizkeit der Sonne zu erwarten war, so zählt doch der beschriebene Fleck zu den größten, die je beobachtet worden sind. Nur 1858 wurde etn noch größerer gesehen, der eine Ausdehnung von 31,000 Meilen, d. t. etwa 18 Erddurchmesser hatte und ungefähr den 36. Theil der Sonnenoberfläche bedeckte. Ein neues Karthago? Der Ausbau des französischen Krtegshafens Biscrta an der nordafrikanischen Küste unweit des alten Kar thago nähert sich schnellen Schrittes seiner Vollendung. Die Ingenieure nehmen als Bauzeit höchstens noch zwei Jahre an, sodaß der Hafen im Jahre 1894 seinem Zwecke übergeben würde. Im letzten Jahre sind un geheure Vorräthe an Baumaterialien und Maschinen aller Att nach Bi^rta geschafft worden, auf allen Seiten ekhebezi fi4 Arbciterhäuser, Schuppen, Stätte plätze für Holz, Steine, Kohlen, die Magazine und Werkstätten bilden für sich allein eine Stadt; das Hauptwerk, an dem nun schon seit sechs Jahren gear beitet wird, bilden die beiden Riesenmolen, welche sich je einen Kilometer weit in die See erstrecken und etn Wasserbecken von mehr als 100 Hektaren Flächenraum vor dem Sturm- und Wogendrange des offenen Meeres schützen werden. Der Kanal, welcher den Binnensee von Biserta mit dem Meere zu verbinden bestimmt ist, wird bei einer Breite an seiner Basis von 66 Metern und bei einer Tiefe von 7 bis 8 Metern für die größten Postdampfer fahrbar sein. Die ausgehobenen Erdmassen werden am Nordufer des Kanals aufge schüttet, wo jetzt einige Fischerhütten stehen. Das so gewonnene planirte Land wird den Bauplatz der künf tigen Hafenstadt Bisirta liefern. An der Einmündungs stelle des Kanals in den See wird ein Leuchtthurm gebaut, der den Schiffen als OrientirungSpunkt beim Ein und Auslaufen zu dienen bestimmt ist. Längs des Kanals werden Quais und Werften angelegt. Die Kosten der ersten Anlage des Hafens beziffern sich ins- gesammt auf zehn Millionen Franken, worunter die bisherigen Aufwendungen für Erdarbeiten rc. natürlich nicht inbegriffen sind. Man verspricht sich in Paris von dem neuen Hafen nicht nur die größten strate gischen, sondern auch kommerziellen Vortheile, wie denn schon j-tz! der dortige Handelsverkehr einen bewertens- werthen Aufschwung genommen hat. Die Hauptsache ist und bleibt indessen, daß Frankreich den so lange entbehrten maritimen Stützpunkt für seine auf Be gründung eines großen, zusammenhängenden nordafri- kanischcn Kolonialreichs gerichteten weitausschauenden Zukunftspläne erhält. (Berliner Politische Nachrichten.) VerMsHLeK. Kaiser Wilhelms I. Abschied vo« dem Feld marschall Grase« Roo«. Für die rührende An hänglichkeit, welche der greise Kaiser seinen treuen und bewährten Dienern bewahrte, zeugt folgende ergreifende Schilderung: „Kaiser Wilhelm I., selbst noch durch die Folgen des Nobeling'schen Attentats geschwächt, besuchte den Kranken zwei Tage vor seinem (am 23. Februar erfolgten) Tode. Die Gräfin Roon berichtet: Es war fast 6 Uhr, als ich herausgerufen wurde; der Jäger Sr. Majestät, d-r nun den Weg herüber schon so oft gemacht, wollte mir selbp, ohne eigentlichen Auftrag, sagen, daß Se. Majestät ihm fast auf dem Fuße folge, um den theuren Kranken zu sehen. W. konnte dem Könige entgegenctlen. Dieser benutzte den Fahrstuhl und ich konnte, während W. die Treppe wieder hin aufeilte, dem gnädigen Herrn entgegeneilen. Ec sagte noch vor der Thür zu mir: Steht es wirklich so schlimm? Es wird ihm doch nicht schaden? Ich weiß nicht mehr, was ich antwortete. Er trat ein und bat mich mit bewegter Stimme: Sagen Sie dem Fsld- marschall, die Aerzte haben es mir erlaubt. Ich ging auf diesen Befehl voraus und sagte es ihm schnell. Da richtete sich der theure Kranke auf, streckte beide Hände ihm entgegen und sagte laut: Majestät, welche Freude! wie dankbar bin ich! Der König reichte ihm beide Hände und sagte bewegt: Muß ich Sie so finden, mein alter Freund (oder mein lieber Roon); ich weiß die Worte und wie sie folgten nicht so genau, war auch zu bewegt im Herzen; aber ich weiß, ich sah und fühlte, wie beglückt mein herzenslieber Mann war. Der Kaiser ließ sich auf einen tiefen Lehnstuhl am Bett nieder, die beiden Köpfe der alten Herren waren dicht zusammen, der König hielt die Rechte des Kranken in seiner Linken. Die Rechte hing noch in der schmalen schwarzen Binde. Mein lieber Mann beugte sich auf die Hand, ich glaube, der Kaiser hat es diesmal auch gelitten, daß er sie ihm küßte. — Sie sprachen leise, mein lieber Kranker sprach schon schwer, so daß der König mich zweimal fragte: wie sagte er? Es war immer wieder: „Dank, Dank, mein König!" und dann sagte er ihm auch, daß er morgens immer nach seinem Fenster schaue und nach der Fahne, ob er schon auf sei und schon wieder arbeite. Wich tiges oder gar Politisches wurde nicht gesprochen. Als der Kaiser aufstehen wollte, durfte ich ihn etwas unterstützen, da er nur eine Hand brauchen konnte. „Ach, der tiefe Stuhl," sagte der Kranke. „Geht schon, geht schon." Dann stand der geliebte Herr noch am Bett, hielt die eine Hand, und die andere aus der Binde nehmend, streckte er die Finger nach oben: „Dort sehen wir uns wieder." Drehte sich langsam um, sah noch einmal zurück und ries: „Grüßen Sie die alten Kriegs Kameraden! Sie finden Viele." Das war erschütternd. Im anderen Zimmer hielt er LM2. sich das Tuch vor die nassen Augen und schluchzte. Seine Thränen fielen auf meine und meines Sohnes Hände, als er uns die seine reichte und wir sie küssen durften. Gott stärke Sie! — Dawit ging er lang sam und leise, w:e er gekommen, den Corridor wieder herunter, von meinem Sohne geleitet. — — Das war der Abschied eines großen Königs und Kaisers von seinem treuen Diener. - — Als ich wieder an des Kranken Bett trat, strahlte sein liebes Antlitz, und er sagte: „Mein König, mein König, ach, daß ich diese Freude noch erleben durfte." Kort mit de« überflüssige« Fremdwörter«! Die Voss. Ztg. schreibt: Soll die angestrebte Reinigung i unserer Muttersprache von entbehrlichen Fremdwörtern mit Erfolg durchgeführt werden, so muß selbstverständ lich der Unterricht in der Schule mit gutem Beispiel vorangehen. Angeregt durch einen Vortrag, welchen jüngst Professor Reuleaux hielt, unterzogen wir etliche Rechenbücher einer genaueren Durchsicht und fanden die Behauptungen des Redners, daß dort noch grau licher Unfug in Fremdwörtern getrieben werde, durch aus bestätigt. Da lesen wir von den vier „Spezies", von „Addiren", „Subtrahiren", „Multipliziren" und „Dividireu", von „Minuend" und „Subtrahend", „Multiplikator" und „Multiplikand", „Divisor" und „DividenduS", von „Quotient" und „Resultat", sowie von anderen guten Dingen, die sich mit Leichtigkeit in unser geliebtes Deutsch übertragen lassen. Und wie sieht es in den Rechenaufgaben aus? Vier Fische kosten „L" Stück oder „pro" Stück eine Mark — immer „L" und „pro" in rührender Anhänglichkeit! Und auch die Bezeichnung „Exempel" will kaum weichen. In solchen Büchern nach der bezeichneten Richtung eine Wandlung zu schaffen, ist doch noihwendig, denn dem Kinde fällt das Rechnen an und für sich schon schwer, um wie viel mehr aber, wenn bet solchem Unterrichte noch mit Fremdwörtern, welche der junge Weltbürger kaum auszusprechen vermag, in ausgiebigster Weise herumgewirthschaftet wird. Was in der Schule in solcher Weise gelehrt wird, frißt sich weiter bis ins hohe Alter hinein, und es ist dann kein Wunder, wenn man in der Pferdebahn tagtäglich hört: breit BilletS L zehn Pfennige, oder in den Läden: vier Meter Sammet L 3 Mark. Wenn Jeder auf sein Sprechen etwas Acht geben würde, so ließen sich solche Versün digungen gegen unser gutes Deutsch vermeiden, und es würde sich sicherlich in Zukunft dem Auslande kein Anlaß bieten, Betrachtungen über die Zersetzung der deutschen Sprache anzustellen, wie das schon im Jahre 1888 Seitens der „Jnd4pendance" leider mit einer gewissen Berechtigung geschehen ist. Eine ga«z eigevthümliche Ehegeschichte be schäftigt augenblicklich die französische Presse und lenkt die Aufmerksamkeit wieder einmal auf Algier und die dort bestehenden Verhältnisse. Ein junges Kabylen- mädchen Fatma war in einer französischen Anstalt erzogen worden, in der sie mit Erfolg die Prüfung als Lehrerin bestanden hatte. Sie war nach Sprache, Sitten und Gewohnheiten ganz Französin geworden, erhielt den Posten als Lehrerin an einer kleinen Schule und verheiratete sich mit einem gleichfalls französisch erzogenen Lehrer ihres Stammes. Alles das geschah in aller Form Rechtens. Nun aber kam ein Araber und erklärte, daß er vor a.0 Jahren die Fatma von ihrem Vater für 750 Fr. als späteres Eheweib ge kauft habe und verlangte die Auflösung der nachher ge schlossenen Ehe. Nun liegt die Civilgesetzgebung in Algier so, daß die dort wohnenden Franzosen und nationalisirlen Eingeborenen nach französischem Rechte, die mohamedanischen Algerier aber nach einem Rechte abgeurtheilt werden, das seine Begründung im Koran und Gewohnheitsrecht findet. In den beiden untern Instanzen sitzen dabei nur mohamedanische Richter. Die erste Instanz erkannte nun zu Recht, daß der mit dem Vater abgeschlossen- Kauf eine rechlsgtltige Ehe be deute, daß die spätere Ehe ungiltig sei und daß Fatma ihrem Käufer nöthigenfalls mit Gewalt durch die Gendarmerie zugeführt werden müsse. Die zweite In stanz schloß sich diesem Urtheil an und der Fall schwebt jetzt in der dritten Instanz, die wie es heiß', in gro ßer Verlegenheit ist, da sie anerkennen muß, daß die Untergerichte sich streng an den Buchstaben und den Geist der für die Kabylen giltigen Gesetzgebung gehalten haben, andererseits ist es aber begreiflich, daß sie ein ungeheuerliches Erkenntniß, durch welches gewissermaßen der Menschenhandel eine regelrechte Sanktion erhalten würde, nicht zur Ausführung kommen lassen will.