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aus unbegründet und vielmehr eine andere für richtig, wonach der vom Kaiser geschriebene Text der Rede > wenige Stunden bevor sie gehalten wurde, dem Ctvtl- ! cabinet mit dem Auftrage zuging, das Manuskript des Kaisers abschretben zu lassen und die Abschrift zur i Veröffentlichung an den Reichsanzeiger zu senden. Am 10. Mai, dem Tage des vor 21 Jahren er- - folgten Friedensschlusses zwischen Deutschland und Frank- ! reich, wird der sagenumwobene Kyffhäuser Schau- platz einer imposanten militärisch nationalen Feier lein. ; Es gilt der Grundsteinlegung des Denkmals, welches die gedienten Soldaten des deutschen Heeres dem Ober- feldherrn aus Deutschlands groß-r Zeit, Kaiser Wil helm Wetßbart, auf dem historisch-romantischen s Bergrücken an der schwarzburg-rudolstädttschen und s preußischen Grenze im nördlichen Thüringen errichten, s Heller, wie je strahlt in der Gegenwart der Ruhm des unsterblichen Fürsten, der Deutschlands Söhne mit - dem lorbesrgeschmückten, beg-istert verehrten Sachsen- ! könig Albert und anderen fürstlichen Helden herrlichen Thaten entgegensührte. An der Feier werden sich vor aussichtlich die deutschen Fürsten und die Generalität betheiligen. Dem Bun des rat h sind Vorlagen über ausländische Prüfungszeichen von Handfeuerwaffen und über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Steinkohlenwer- j km, Zuckerfabriken und Raffinerieen zugegangen. Die Vorschriften über die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern in Drahtziehereien und Glashütten wurden genehmigt. Nach dem „Berl. Tgbl." erwäge der Reichskanzler ernstlich die Einführung eines Branntwein-Mono- i Pols. Die Convention mit Nordamerika über den Schutz s der Urheberrechte an Werken der Literatur und i Kunst, sowie an Photographien tritt 3 Wochen nach der Ratifikation in Kraft und findet nur auf die zur s Zeit seines Inkrafttretens noch nicht veröffentlichten s Werke Anwendung. Den russischen Panslawisten schlägt das Gewissen. s Sie haben so lange zum Kriege gehetzt, daß sie jetzt s selbst sich in steter Kriegssurcht befinden. So schreibt , neuerdings Ler „Swjet": „Es darf nicht Wunder nehmen, daß überall auf der östlichen Grenze Preußens eine solche Erregung herrscht, als stände man unmit telbar vor einem Kriege. Vielleicht niemals hat Europa ein solches Friedensbedürfniß empfunden und - so sehr den Krieg perhorrescirt, wie eben jetzt. Aber ' Deutschland hat sich trotz alledem zum Herde des Krieges und der Bedrohung gemacht. Man hätte voraussetzen sollen, der Wunsch nach Erhaltung des Friedens würde die Leidenschaften der Deutschen abküh len; aber offenbar ist das Gegentheil davon eingetre- ten. Man ist in Berlin nur noch erregter geworden, und der russisch-französische Bund hat die Kriegspar teien in Berlin in den äußersten Zorn versetzt." Die Worte des „Swjet" genügen, um von Neuem nachzu weisen, wie schlimm die Lage in Rußland ist. Gegen Rector Ahl wardt ist die Untersuchung we gen Beleidigung des Justizminister vr. v. Schelling in der Broschüre „Jüdische Taktik" eingeleitet worden. Die Untersuchung erstreckt sich auch auf den Verleger und Drucker der Schrift. In Danzig haben am 4. d. früh ebenfalls Arbei terkrawalle staltgesunden. Hauptsächlich junge Bur schen und Arbeitsscheue sollen sich daran betheiligt ha ben. Die übrigen Arbeiter zerstreuten sich ruhig, nach dem die verheirateten Arbeiter Beschäftigung erhalten. Hierauf wurde in 3 Bäckerläden Brotwaare und et- was Fleisch geraubt. Der kaiserliche Gouverneur von Deusch - Ostafrika hat unter dem 13. Januar eine Verordnung erlassen, wonach sämmtliche innerhalb des deutschen Schutzge biets angesessenen christlichen Missionsgesellschaften ohne Unterschied der Nationalität für die von ihnen einge- führten Gegenstände Befreiung vom Einfuhrzoll und von der Verbrauchssteuer bis zum Betrage von 1200 Mk. jährlich genießen. ^e^erreich-L»ug»rkr. Ein vom 27. Februar datirter Erlaß des General- inspectors der österreichischen Eisenbahnen weist alle Bahnverwaltungen an, im Sinne des deutsch-österreichi schen Handelsvertrages alle Refactten als unstatt haft und nicht bestehend anzusehen. ^rywerz. Nach Mittheilungen des Handelsdepartements werden die neuen Vorschläge der italienischen Regierung als eine angenehme Basis für die Unterhandlungen betrachtet. Rußland. In den russischen Ostseeprovinzen wollen die Pro zesse gegen lutherische Prediger kein Ende nehmen. Augenblicklich stehen wieder fünf oder sechs zur Verhandlung. Die Strafen scheinen dabei immer strenger auszufallen. Letzthin wurde Pastor Hilde in Aahof auf „höhere Anordnung" (also doch wohl ohne ordnungsmäßiges Gerichtsverfahren) aus dem Bereiche der Ostseeprovinzen verbannt. Bon den etwa 110 lutherischen Geistlichen Livlands stehen über 70 unter Anklage. Der Kernpunkt dieser Prozesse ist gewöhnlich die strittig« Frage, ob griechisch-orthodox getaufte Kin der, die in der toleranten Zeit Alexander II. lutherisch confirmirt worden, als Orthodoxe oder als Lutheraner anzusehen sind. Portugal. Die 300 eingeborenen Soldaten der portugiesischen ' Expedition nach dem Nyassa-See und den Hinterländern , unter Leutnant Cotinho empörten sich gegen ihre Offiziere, tödteten mehrere derselben, verjagten die üb rigen und plündern jetzt das Land am unteren Zambesi. Ans dem Mm-eMMe. "Waldenburg, 5. März. In dieser Nummer s unseres Blattes befindet sich eine Bitte des Vorstands des Vereins für Gemeindekrankenpflege, auf die hiermit ' besonders aufmerksam gemacht wird. Es HandH sich, r wie daraus ersichtlich, um die Beschaffung der Ein richtung für die Wohnung der Dtaconisfin, welche voraussichtlich zu Ostern den Dienst an den Kranken unserer Gemeinde übernehmen wird. Die Miiglieder- beiträge werden voraussichtlich durch die jährlichen Aus gaben voll gebraucht werden, so daß dem Verein zur Beschaffung der verschiedenen Haus- und Wirthschafts« gegenstände (Tische, Stühle, Küchengeräthe u. s. w.) wenig zur Verfügung steht. Nun ist demselben aber schon Einzelnes in Aussicht gestellt worden, und die Hoffnung nicht unbegründet, daß auch von anderer Seite zur Förderung des edlen Werkes helfende Hände sich bereit finden werden. Sachen, welche noch im guten Stande befindlich, welche da und dort in einer Wirthschaft überflüssig und entbehrlich geworden sind, würde der Verein mit aufrichtigem Danke entgegen nehmen, wenn sie ihm geschenkweise oder gegen mäßigen Preis überlassen werden. Möchte der Bitte eine freundliche Aufahme um der guten Sache willen be» schieden sein. ' *— Im hiesigen Kaiserpanorama sind von morgen - Sonntag an die bayrischen Königsschlösser zu sehen. Es ist ein Hochgenuß, den das Panorama damit bie tet. Das Auge erhält einen Einblick in die überreich mit Glanz und Pracht ausgestatteten Räumlichkeiten ; dieser Schlösser. Die Phantasie hat hier ihre Zügel ins Unglaubliche schießen lassen. Schon das Vestibül giebt einen Begriff von der Großartigkeit, die uns im Innern erwartet. Mit wachsendem Interesse besichtigen wir den Saal der kgl. Wache, den Saal veil äs doeuk und wir staunen beim Anblick der großen Spie gelgalerie. Hier ist mehr als königliche Verschwendung. 1250 Wachskerzen auf 52 Riesenkandelabern sollen den in der Welt einzig dastehenden Raum erhellen. Wo hin wir auch blicken mögen, überall ensaltet sich feen hafter Glanz. *— Auf dem Gebiete der Unfallversicherung sind im Geschäftsbereiche der Königlichen Amtshauptmann schaft Glauchau im Jahre 1891 112 (1890 118) Unfallanzeigen erstattet und 41 (1890 38) Unfaller örterungen vorgenommen worden. Hiervon war mit 66 Unfallanzeigen und 25 Unfallerörterungen am stärksten die land- und forstwirthschastliche Berufsge nossenschaft betheiltgt. Im Jahre 1891 sind aus dem Bezirke der Königlichen Amtshauptmannschaft Glauchau (mit Ausnahme der fünf größeren Städte) 191 Ge suche um Altersrente angemeldet worden, von denen 65 am Jahresschlüsse noch nicht erledigt waren. Bon den übrigen 126 Gesuchen sind 88 unberücksichtigt, 23 abgelehnt und 15 zurückgenommen worden. Von den 78 Gemeinden und 10 Gutsbezirken haben bereits 29 Gemeinden und 2 Gutsbezirke einen oder mehrere Rentenempfänger aufzuweisen. — In der Centralhalle in Glaucha» hielt am Donnerstag Abend 8 Uhr vor einem zahlreichen Pu blikum Herr Pastor Keller aus Berlin einen Vortrag über Sittlichkeit und Bolkswohl. Die Anregung hier zu war vom Glauchauer Kreisverein für innere Mis sion gegeben worden. — Das kgl. Amtsgericht zu Glaucha» hat im Monat Februar 5 Concurse bekannt gegeben, von denen 3 die Stadt Glauchau, 1 Remse, 1 St. Egidien be treffen. — Der Vortrag des Herrn Hofprediger Stöcker in Zwickau findet nicht am 8., sondern Montag, den 7. d., abends 8 Uhr im Deutschen Kaiser daselbst statt. Stöcker spricht an diesem Abend bekanntlich über die Bedeutung des Mittelstandes und die Nothwendig keit seiner Erhaltung und Stärkung. Karten zu die sem Vortrage find vorher zu 50 Pf., an der Kaffe zu 75 Pf. zu haben. Atts dem Sachsenlande. — Die 1. Kammer nahm am Freitag den Bericht der 3. Deputation über die Ergebnisse der bei der Altersrentenbank für den Schluß des Jahres 1889 aufgenommenen Inventur entgegen. Kammerherr v. Friesen regte hierbei die Frage an, mit der Altersversiche rung zugleich eine Lebensversicherung zu verbinden. Regierungscommiflar Geh. Finanzrath vr. Diller sprach dagegen. Die Kammer beschloß, sich durch die Ergebnisse der Inventur der Altersrentenbank für be friedigt zu erklären. Die Petition des GemeinderatheS zu Klotzsche um Errichtung einer Apotheke daselbst und F. E. Wächtler in Klaffenberg, Kostenforderung in Strafsachen betr., wuroen für unzulässig erklärt. Nächste Sitzung Dienstag. — Die 2. Kammer führte am Freitag die Be- rathung über die Eisenbahnpetitionen zu Ende. Die Petition um Erbauung einer Eisenbahn von Wiesen bad nach Königswalde ließ die Kammer dem Deputa tionsantrage entsprechend auf sich beruhen. Bezüglich des Projectes einer Sekundärbahn Wilkau-Höhltetch be antragte die Deputation, die betr. Petition auf sich beruhen zu lassen; diesem Volum entgegen stellte Abg. Viceprästdent Georgi den Antrag, die Petition zur Kenntnißnahme zu überweisen. Abg. May sprach sich gegen die Annahme dieses Antrages aus mit dem Hin weise, daß feiten der Finanzdeputatio» L nicht weniger als 150 Km. der erbetenen Bahnen der Regierung zur Erwägung und 340 Km. zur Kenntnißnahme em pfohlen worden seien und daß deren Berücksichtigung allein eine Bauzeit bis zum Jahre 1904 in Anspruch nehmen würde. Der Antrag Georgi fand jedoch trotz dem mit 37 gegen 26 Stimmen Annahme. Die Petition um Verbesserung des Bahnhofsweges in Wol kenstein wurde, nachdem ein vom Abg. Heymann ge stellter Antrag auf Erwägung mit 34 gegen 21 Stim men abgelehnt worden, auf sich beruhen gelassen. Auch bezüglich aller noch übrigen Petitionen wurde den De- putaüonsanträgen gemäß entschieden und zwar wurden der Regierung überwiesen zur Erwägung: die Er bauung der Eisenbahnlinien Halsbrücke Nossen, Wüsten brand-Limbach, Waldheim-Kriebethal, die Herstellung einer Verbindung der Chemnitz-Aue-Adorfer Bahn von Zwönitz ab mit der Annaberg-Schwarzenberger Linie mit Berührung der Städte Grünhain und Elterlein und die Umwandlung der Personenhaltestelle Zschnitz in eine Güterabsetzungsstelle; ferner zur Kenntnißnahme: die Erbauung von Eisenbahnen von Wilsdruff nach Zollhaus, Deutschenbora und Miltitz, von Limbach nach Mittweida, der Anschluß der Schmalspurbahnen von Geyer Thum an die ev. zu erbauende Zwönitz-Anna berg-Schwarzenberger Linie, die Herstellung einer Ver bindung zwischen Zwickau und Planitz und die Durch führung einer Zfchopauthalbahn. Alle übrigen Peti tionen blieben auf sich beruhen. Nächste Sitzung Mon tag Mittag 12 Uhr. — In Leipzig hat sich das Ralhskollegium mit der Frage, Arbeitsgelegenheit in größerem Maßstabe zu geben, eingehend beschäftigt und hat, nachdem die Stadtverordneten in ihren letzten Sitzungen die Mit tel für im Haushaliplan eingestellte größere Aus- führungen von Erdarbeiten bewilligt haben, beschlossen, mit dem Ausbau der Schleuß« in der Bornatschen Straße zu Leipzig-Connewitz in allernächster Zeit, so weit es die Witterungsverhältnisse gestatten, zu begin nen, sowie in den nächsten Tagen eine größere Anzahl Arbeiter für die Erdarbeiten zur Herstellung von An lagen auf Lem Areale des alten Friedhofs im Stadt- theil Lindenau rc. anzunehmen. — Der Fachverein der Metallarbeiter in Limbach i. S. ist durch den Former Louis Arlt unter falschen Vorspiegelungen um einen ganz erheblichen Theil sei ner Kasse gebracht worden. Arlt ist mit dem er schwindelten Gelde spurlos verschwunden. — Dem Schulknaben Adolf Otto Fankhänel in Bervsdors ist für die mit Muth und Entschlossen heit und nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Ret tung des auf einem Teiche eingebrochenen Sohnes des Bergarbeiters Stiegler in Bernsdorf vom Tode des Ertrinkens ein: Geldbelohnung von 20 Mk. Sei- ten der König!. Kreishauptmannschafl gewährt worden. Deutscher Reichstag. 187. Sitzung vom 4. März. 1 Uhr. Am Bundesrathstische: Caprivi, v. Böt ticher, v. Marschall, Hollmann. Eingegangen: Ueberein kommen zwischen dem Deutschen Reiche und den Ber einigten Staaten von Nordamerika, betreffend den gegen seitigen Schutz der Urheberrechte. Auf der Tagesord nung: Etat des Auswärtigen Amtes in Ver bindung mit dem Colonialetatsgesetz. Referent Abg. Prinz von Arenberg theilt mit, daß nach einer der Commission ertheilten Auskunft der Entwurf eines Auswanderungsgesetzes dem Bundesrathe vorgelegt sei. Abg. vr. Baumbach (freis.) begründet den Antrag: den Reichskanzler zu ersuchen, zu veranlassen, daß bei dem gegenwärtigen friedlichen Einvernehmen mit den auswär tigen Mächten Verhandlungen eingeleitet werden, zum Zweck, durch Uebereinkunft von Staat zu Staat die Frei heit des Privateigentbums zur See in Kriegszeiten zu einem vertragsmäßig anerkannten Grundsatz des Völker rechtes zu erheben. Es sei ein barbarischer Zustand, daß das Privateigenthum deS friedlichen Bürgers in KriegS- zeiten einfach weggenommen und zerstört werden dürfe- EL erwüchsen daraus den Mächten auch sehr erhebliche Kosten für Kreuzerschiffe, durch welche die allgemeinen Lasten erhöbt würden. Den Verträgen wegen Abschaffung der Kaperei hätten sich noch nicht alle Seemächte ange-