Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 20.01.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-190001207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-19000120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-19000120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-20
-
Monat
1900-01
-
Jahr
1900
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 20.01.1900
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
rl.» - zum Ireiöerger Anzeiger und Hagebtatt. 15 iso« Sonnabend, den 20. Januar lrbrtj^ mr. 8 W IllW 8ors. letten. hinaus. (Fortsetzung folgt.) Men»« ht 10 Setten. V? Musik Fritulei, «Nslpk Kreivttß. eher. chreSberch, und der« n für d«t ,cmüß «uk ismonn U, Schubert, r! r. Rr. 7. Anzeiger angethan batte. Graf Pfeil, ein wahrer Hüne von Gestalt, saß in sich zu sammengesunken am Tisch, trommelte mit seinen mächtigen, aber woblgeformten Fingern nervös auf dem Tafeltuch herum und schien von iraend einer bangen Sorge schwer bedrückt zu sein. Er hatte die Brauen finster zusammengezogen und den Blick starr vor sich niedergeschlagen. Er nagte mit seinen starken Zähnen, die unter dem kecken hellblonden Schnurrbart schnee weiß hervorblitzten, unausgesetzt an der Unterlippe. Er war so in Grübeln und Sinnen vertieft, daß er den Anruf seines Chefs völlig überhörte. Auch früher — bei dem Vortrag des Rosenthaler Verbrechens — schien er ganz seinen eigenen Ge danken nachzuhängen und dem, doch für einen Juristen immer hin recht spannenden, Kriminalfall keinerlei Interesse abzuge- winnen. tl». , Aben-t späteste»- tt pedinon «in« gelang«» erst "druck, «ine »er Anzeige, in kann nicht fristen kür i« Expedition Lh«ü an die kl». »erdeh«, Verschiedenes. * Ueber eine Neapolitanische Stratzenszene schreibt man Der Amtsrichter verzog wohlgefällig die Nase, schnalzte mit der Zunge, that sich von Schoten und Karbonaden einen „strammen" Teller voll auf und begann allsoglcich mit solcher Hingabe zu essen, als ob es für ihn keine Tischgcnofsen und leinen „angeschnittenen" Kriminalfall mehr gäbe! „Aber Sie essen ja schon wieder nicht, lieber Graf!" rief er nach einer Minute ziemlich barsch zu dem größten und statt lichsten der Referendare hinüber. Das war Herr Botho Graf von Pfeil, der auch vorher dem Ragout Nu schon wenig Ehre aus Neapel: Am 10. Januar Nachmittag gegen 2 Uhr ging in Torre del Greco eine gunge Fran Namens Giuseppa Sor rentino in großer Aufregung die Fegfeuerstraße, wo sich die staatliche Cigarettenfabrik befindet, auf und ab. Kurz vor zwei Uhr kam mit anderen Arbeiterinnen ein junges Mädchen, Elisa betta Menuella, die Straße her, um sich in die Fabrik zu be geben. Aber als sie nur noch wenige Schritte vom Fabrikthore entfernt war, versperrte ihr Giuseppa Sorrentino den Weg md überschüttete das Mädchen mit Schmähworten. Um die Beiden bildete sich rasch ein dichter Kreis schadenfroher Zuschauer, die dem Mädchen den Weg zur Flucht versverrten. So mußte es die Unselige mit anhören, wie ihr die junge Frau vor allem Volke vorwarf: Du bist die Geliebte meines Mannes. Er läßt mich und meine vier Kinder hungern und frieren und kauft Dir goldene Ohrreifen und Korallenletten. Hundert- und tausendmal habe ich ihn auf den Knien gebeten, von Dir abzu lassen, aber Du hast ihn durch Deine teuflischen Künste immer wieder in Dein Netz gezogen und bist schlecht genug, Dich auch noch Deines Sieges zu rühmen. Ist das nicht wahr? Einige Stimmen aus der Volksmenge antworteten: Das ist richtig, wir haben es Alle mit eigenen Ohren gehört. Das schuldige Mädchen riß sich von Neuem von ihrer Peinigerin los und wollte ! fliehen. Diese aber faßte das zierliche Geschöpf von hinten mit * Der Mann auf Ver Ansichtspostkarte. Ein etwas tragt» komische Geschichte erfuhr man kürzlich durch eine Verhandlung vor dem Reichsgerichte. Das Landgericht Konitz hat am 10. Oktober v. I. den jüdischen Handelsmann Moses Schramm aus Zempelburg wegen wissentlich falscher Anschuldigung zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt und dem Photographen H. in Konitz die Publikationsbefugniß zugesprochen. Schramm hatte sich bei H. photographiren lasten und gleichzeitig Herrn H. ein Stück Tuch verkauft. Er erhielt von H. 6 Bilder und 10 bar. Eigentlich hatte er mehr haben wollen und der Bruder H.'s hatte ihm auch 13 oA versprochen gehabt. H. er» klärte sich nun bereit, noch 3 zu zahlen, wenn Schr. gestatte, daß er ihn nochmals in fünf verschiedenen Stellungen photo- graphire und diese Bilder auf Postkarten mit Ansichten der Stadt Zempelburg anbringe, die er dann verkaufen wolle. Mo» ses Schramm ging auf diesen Vorschlag ein und ließ sich in Zen gewünschten fünf Stellungen photographiren. H. stellte nun 2600 Ansichtspostkarten her und hatte bald 1700 davon verkauft. Es war nun kein Wunder, daß die eigenartigen An sichtspostkarten in der Zempelburger Gegend lebhaftes Auf sehen erregten. Moses Schramm wurde durch sie eine weitbe kannte Persönlichkeit, und wenn er mit seinen Waaren in irgend einen. Orte erschien, so wurde er schon, ohne daß er sich erst hätte vorstellen zu brauchen, als Moses Schramm auf der An sichtspostkarte begrüßt. Das gab dann meist Anlaß zu aller lei Erörterungen und die Folge davon war, daß Moses recht schlechte Geschäfte machte. Er ärgerte sich nun sehr darüber, daß er sich auf den Handel mit den Photographien eingelassen hatte und suchte sich an H. zu rächen. Deshalb schrieb er an die Staatsanwaltschaft, H. vertreibe unrechtmäßigerweise seine Bilder, da dieser von ihm nur die Erlaubniß erhalten habe, einige Bilder anzufertigen und in seine Schaukästen zu stellen. Der Schein, den er bei H. unterschrieben, müsse dies ergeben. Thatsächlich verhielt sich die Sache aber so, wie oben dargestellt, und das Gericht nahm an, daß Schramm wider besseres Wissen den Photographen einer strafbaren Handlung, nämlich der un berechtigten Verbreitung von Photographien habe beschuldigen wollen. — Die von dem Angeklagten eingelegte Revision wurde vom Reichsgerichte als unbegründet verworfen. * lieber einen komischen Vorfall im Theater wird oer „Franks. Ztg." aus Genf berichtet: Wenn man in einem deut schen Theater einen schönen Platz in der ersten Sperrsitzreihe hat, so Pflegt man sich manchmal in den Zwischenakten die Zeit damit zu vertreiben, daß man auffteht, sich herumdreht, und das Publikum mustert. Hier in Genf kennt man das nicht, jedoch ein deutscher Offizier, der sich augenblicklich hier aufhält, be hielt seine deutsche Gewohnheit bei, und zwar in ziemlich auf fallender Weise: Mit dem Moment, wo der Vorhang sich senkte, erhob sich der Herr, um bis zum Beginn des nächsten Aktes un beweglich ins Publikum zu starren. Die biederen Genfer be trachteten den Sonderling erst kopfschüttelnd, dann lächelnd, und schließlich fingen die Galerie und das Parterre an, ihr Miß fallen durch Zurufe, Zischen u. s. w. kund zu thun. Aber je mehr man sich um ihn kümmerte, desto beharrlicher starrte Herr von L. ins HauS. Die Galerie erhitzte sich immer mehr, und nun ist der typische Verlauf der Affaire ungefähr der folgende: Mit dem Moment, wo Herr v. -k. das Theater betritt — und er kommt fast jeden Abend — erhebt sich im Parterre und auf den oberen Galerien ein dröhnendes Beifallsklatschen, lauter und begeisterter, als es in den meisten Fällen den Künstlern zu theil wird. Nachdem dann Herr v. X. seinen Platz eingenom men, vielmehr nicht eingenommen, denn er bleibt ja stehen, be ginnt ein höchst sonderbares, allerdings sehr einseitig geführtes Zwiegespräch zwischen der Galerie und ihrem Liebling. Der Volkshumor legt seinem Opfer die sonderbarsten Fragen vor, aber Herr v. Zk. läßt Alles mit stoischer Ruhe über sich ergehen, nur zuweilen gleitet ein verächtliches Lächeln über seine Züge. Wagt er es, sich einige Minuten vor Beginn der Vorstellung zu sehen, dann erheben sich sofort erbitterte Protestrufe: „Auf stehen!" Herr von L. steht wieder auf, um erst im Moment, wo Und dann — so wenig er den gereichten Speisen zusprach, so viel beschäftigte er sich mit seinem Glase, in dem schwerer Burgunder funkelte. Um diese Wein-Marte: Romanze-Conti — hatte Herr Sauerbrunnen, der Besitzer des Hotels zum Deutschen Hause, eigens des Herrn Grafen wegen seine sonst nicht gerade üppig bestellte Weinkarte bereichern müssen. . Stanislav von Borowiecki, der links neben Pfeil saß, legte per Linken, zog mit der Rechten einen langen Dolch unter ihrem dem geistig Abwesenden seme wohlgepflegte Hand auf den Arm Schultertuch hervor und versetzte ihrem Opfer drei tödtliche und sagte: „Lieber Graf, der Herr Amtsrichter fragt, wes- Stiche in den Hals und ins Herz. Das Mädchen preßte die halb Du nicht ißt!" . Hände auf die Wunden, aus denen das Blut in hohem Bogen Der Angesprochene fuhr zusammen. Ein nervöses Zucken hervorschoß, und brach zusammen. Ihre Gegnerin stürzte sich ging über sein Gesicht. Dann zwirbelte er m der ihm eigenen, von Neuem auf die schon Sterbende und versetzte ihr neue unvergleichlich vornehmen Art seinen Schnurrbart, machte eine Dolchstiche. Nun erst mischten sich die Umstehenden ein und wegwerfende Handbewegung nach dem Menu hin und murmelte suchten das wüthende Weib zu entwaffnen. Aber sie stach wie unter verächtlichem Abwärtsziehen der Mundwinkel etwas wie: eine Wahnsinnige um sich, verwundete zwei Männer schwer im „Miserabler Fraß! Kann kein „gebildeter" Gaumen genießen!" Gesicht und im Rücken und entfloh dann mit ihrem Dolch in Oswald Stein schüttelte mißbilligend den Kopf, wollte sich per Hand. Die Polizei hat ihrer noch nicht habhaft werden aber nicht den Appetit verderben lasten und nahm schweigend können. Ihr Mann, der Ziegenhirt Luciano Farese, ist eben- zum dritten Mal Schoten und eine dicke Kotelette. falls verschwunden. Man vermuthet, aus Furcht vor seiner Der Oberkellner maß den Grafen wegen des abfälligen Ur- Frau und deren Verwandten. theils über das Sauerbrunn'sche Esten mit ingrimmigen * Die Geheimnisse des Moselweins werden durch eine in Blicken, jedock nur so lange, bis dieser ihn mit seinen kalten, I mehreren rheinischen Zeitungen gleichlautend abgedruckte An- aber sehr schönen blauen Augen anblitzte und blasirten Tones uonce wie folgt enthüllt. Es findet sich dort eine vom Notar befahl: „Eine Flasche Romanse-Conti!" Rath zu Cues a. d. M. unterzeichnete Anzeige, nach welcher die Da stürzte er, die Serviette mit einem Wuppdich unter den Firma Mertes-Licht u. Co. in Koblenz ihr zu Dusemond — Arni schlagend, in eilfertigen Sätzen davon... gegenüber dem Brauneberge — gelegenes Anwesen am 12. Fc- Als Graf Pfeil auch den saftigen Hammelbraten, der da- bruar d. I. versteigern läßt. Als Empfehlung ist in der An- nach gereicht wurde, mit einer ablehnenden Handbewegung an zeige des Notars folgender Satz enthalten: „Zur rationellen sich vorübergehen ließ, sagte Borowiecki, der offiziell gern mit Weinverbesterung vorzüglich geeignetes Quellwafler ist reichlich dem Amtsrichter in ein Horn blies, wenn er ihn auch im Tief- vorhanden?' Diese Empfehlung haben die Besitzer nicht aus- innersten wegen seiner niederen Abkunft einen „plebejischen Ge- reichend gehalten. Sie fügen der Anzeige eine mit ihrer Firma sellen' titulirte: — „Aber Botho, der Hammelbraten ist wirk- unterzeichnete fettgedruckte Nachschrift folgenden Wortlautes lich gut. Von dem solltest Du wahrhaftig ein Stück nehmen!" bei: „Das oben erwähnte Quellwaster fließt durch eine Son- Dabei legte er seinen Arm zärtlich um des Grafen Schulter. derschicht, zwischen Nels, Kies und Thonerde, ist lieblich weich, Graf Pfeil war aber heute so wenig Herr feiner selbst, daß mundfallend und völlig geschmacklos, daher zur Weinverbesser er des Polen Arm ziemlich unsanft abschütteltc und barsch vng vorzüglich geeignet." „Welch' kostbare Ersahrung," bc heroorstieß: „Ich bat Dich doch, Stanislav, mich völlig in Ruhe merkt dazu die Mainzer „Wochenschrift für Weinhandel usw.", zu lasten!" j „müssen die Besitzer mit lieblich weichem, mundfavendem Quell- « gen. illeFceuüt en. g. erhob«, äel hr verM eu schwer« >atte, Vater, Wäger, bei rchsler. an echSler, alerlasten». muar 1900. on..tag Bor ¬ der Vorhang sich erhebt, seinen Platz einzunehmen. Dieselbe Komödie wiederholt sich in jedem Zwischenakt, und zwar sind es jetzt bereits 14 Tage, daß die Theaterabende durch dieses ko mische Intermezzo bereichert werden. Alle Welt ist darauf ge spannt, welche von den beiden krieaführenden Parteien schließ lich das Feld behaupten wird. * Mit vollen militärischen Ehren, wie sie der Ritus der Heilsarmee vorschreibt, wurde in London vor einigen Tagen der Einbrecher Archie, der in Fachkreisen eine gewisse Be rühmtheit genoß, begraben. Archie — unter seinen ehemaligen Berufsgenössenschaften unter dem Namen „Stais" bekannt — war kein gewöhnlicher Einbrecher. Er brachte seinem Berufe mindestens eine ungewöhnliche Hingebung entgegen. Dafür spricht der Umstand, daß er 40 Jähre seines Lebens im Ge- sängniß zubrachte. In seinen alten Tagen zog er sich ins Pri vatleben zurück, ging zur Heilsarmee und wurde einer ihrer eifrigsten und erfolgreichsten Missionäre. Seine Missionsthä- tigkeit betrieb er mit demselben Eifer, den er früher seinen Ein brüchen zugewandt hatte. Die Heilsarmee wußte wohl, daß sie mit diesem „bekehrten Verbrecher" einen unschätzbaren Wer ber gewonnen hatte, und drückte ein Auge zu, wenn er in seinen Bekehrungsreden manchmal die Neigung zeigte, sich seiner frü heren Triumphe mit einem gewissen Behagen zu rühmen. Uebri- gens behaupten die Offiziere der Heilsarmee, daß er kein Heuch ler war und auf seine früheren Freunde einen heilsamen Ein fluß ausübte. Das Leichenbegängniß fand unter Vetheiligung zahlreicher bekehrter Einbrecher und sonstiger Mitglieder der Heilsarmee statt. Vor einigen Wochen gab die Heilsarmee die Bildnisse von sieben ihrer Missionäre heraus, die zusammen 210 Jahre im Gefängniß gesessen hatten. Diese sieben „Hono ratioren" waren beim Trauergottesdienst anwesend; Archie in seinem Sarge, sein ebenfalls berühmter Kollege Jack Smith auf der Rednertribüne und die übrigen in den vordersten Banken der großen Kongreßhalle der Heilsarmee, wo der Gottesdienst veranstaltet wurde. Jack Smith hielt seinem todten Freund den Nachruf und ließ in seine Rede auch ein paar biographische Angaben einsließen, die von den anwesenden Detektivs, deren in der Rede mit einem kleinen Seitenhieb gedacht wurde, andächtig angehört wurden. Kommissär Cadmän sprach von den Ver diensten des Todten für die Sache, und Kapitän Robinson ent- wars ein rührendes Bild von Archies letzten Stunden. Die Heilskapelle spielte einen Todtcnmarsch, ein Trauerlied wurde angcstimmt, und Archie trat seine letzte Fahrt an. Der Sarg wurde in einen offenen, mit den Farben der Heilsarmee ge ¬ hn», welche ind Begrib« 'asenen, d«< sitzers Herrn ütre, se bekundet mseru auf- uar 1900. rlassenen, heuren E»t- ner findet un Trauer statt. »ssenen. s Bruun und era. — Ber« n«8«n T-eili ,rg, für d« »nur in Frei« «drucker« und d in Ar«id«rg> SchMia? l ... _ - Roman von Maximilian »Sticher. - . Rnchdruck verboten.) Typus aufwies, gruben sich ein paar häßliche Falten. Gleicy Am deutlichsten erkennbar ift dir Fußspur des Menschen, darauf lächelte er aber wieder und sagte ein wenig spitz: „Du ver ich kann sagen: sicher — den Hund erschlug, nun natür- bist heute in der That schlecht gelaunt, und man thut am besten, Uch an iener Stelle, an der er von der Mauer herabsprang und sich nicht um Dich zu bekümmern!" wn der Aucht eines fallenden Körpers seine Fußsohlen in den Die Tischgesellschaft war durch den barschen und lauten " ^sdboden einbohrte. Ton, in dem Pfeil seinen Freund anfuhr, auf die beiden auf- Aus dieser Gartenecke fühtt die gefundene Spur bis zu merksam geworden; und der dicke Curt von Hülsen, der Witz- nnem Boskett, das etwa fünfzig Schritt von dem griechischen bold der Tafelrunde, sagte in seiner langsamen behäbigen Art: Tempel entfernt liegt. Von da an aber geht die Spur völlig „Aber Kinder, Ihr werdet Euch doch nicht wejen eines Ham- verloren. Zwar hatte ein leichter Regen am Tage zuvor den mels, noch dazu wejen eines jebratenen, entzweien. Der arme Boden eindrucksfähiger gemacht, doch sind von jenem Boskett Hammel könnte ja im Jrabe — Pardon: in unseren Magen — a" »ne Wege zu dicht mit Kies bestreut, als daß auf ihnen keine Ruhe finden, wenn er sieht, daß er zwischen zwei so lieben noch der Abdruck eines menschlichen Fußes erkennbar sein könnte, und schönen Freunden Unheil anjcstiftet hat. Also dejrabe die Erst am ganz entgegengesetzten Ende des Partes, in der Nähe Streitaxt, lieber Pseil, stecke Deine injrimmige Miene in die des Gemüsegartens, der Treibhäuser und des Herrenhauses, Westentasche und erweise dem Hammel ein wenig freundliches glaube ich den Abdruck jenes vornehmen Stiefels noch mehrmals Interesse. Du kannst doch nicht von Luft, Liebe und Romanäe- wiedergefunden zu haben. Allerdings ist er da nur sehr schwach. Conti allein leben. Also, Herr Ober...." Hülsen zwinkerte Auch befinden sich dort kreuz und quer so viele andere Spuren, mit seinen kleinen Schweinsauqen zu der Gestalt im Frack, daß ich meiner Sache nicht völlig sicher bin. welche, die Serviette über den Arm geschlagen, bewegungslos Das ist die Sachlage, meine Herren. Und bis jetzt ist wie eine Statue am Servierschrank lehnte, hinüber. nichts Neues mehr dazu eruirt worden. Der Herr Oberkellner hob mit unnachahmlicher Grazie das Ich schickte zwar heute morgen — da ich selbst einen wich- linke Bein an und stelzte mit der Bratenschüssel zu Pfeil hin. ttgen Termin abzuhalten hatte — Herrn Assessor von Bodcl- Der ignorirte seine Anwesenheit vollkommen. schwingh nach Rosenthal und beauftragte ihn, eine Haussuch- „Herr Graf" — ließ sich jetzt der kleine spindeldürre Assessor ung zu veranstalten und speziell bei einer Durchsuchung der Felix Werner ein wenig höhnisch vernehmen — „der Oberkell- Sachen des Ermordeten nach einem Anhaltspunkt für die Per- ner steht hinter Ihnen mit dem Hammelbraten!" Gleich da- son des Mörders zu fahnden. Ich dachte dabei an einen Droh- rauf aber kniff er die Augen zusammen und duckte sich, als ob brief, eine Einladung zum nächtlichen Zusammentreffen im er unter den Tisch schlüpfen wollte. Pfeil hatte ihm einen so Park oder sonst Aehnliches. Doch konnte irgend was von Be- wüthenden Blick zugeworfen, daß sich auch ein anderer, als der deutung leider nicht gefunden werden. Wenigstens gewann ich schwächliche, nervöse Felix, davor hätte erschrecken können. aus dem Bericht des Herrn Assessors diese Ueberzeugung!" Der Oberkellner mußte lächeln über den kleinen, schreck- Dcr Amtsrichter hustete. Die Kehle war ihm trocken ge- haften Assessor, der doch einen so großen, schneidigen, dunklen worden vom langen und schnellen Sprechen. Deshalb ergriff Schnurrbart — den schönsten der ganzen Tafelrunde — sein er jetzt das mächtige Krystallseidel, das vor ihm stand, und in eigen nannte. dessen silbernes Deckelschild die Worte eingravirt waren: „Ihrem Dieses mokante Lächeln sah aber Graf Pfeil zufällig in hochverehrten Amtsrichter zu seinem dreiunddreißigsten Ge- dem hohen Trumeau, der ihm vis-a-vis zwischen den beiden burtstage: Willy von Bodelschwingh, Stanislav von Boro- Fenstern des Speisesaales stand. Und er dachte nicht anders, wiecki, Kurt von Hülsen, Fritz Naumann, Botho Graf von als daß der dienstbare Geist sich über ihn selbst lustig machen Pfeil, Felix Werner." wollte, dadurch, daß er nun schon länger als zwei Minuten Die Namen der Spender hübsch alphabetisch geordnet, der regungslos wie eine Bildsäule halb links hinter seinem Stuhle bescheidene Fritz Naumann vor dem stolzen Botho Grafen von stand. Der vollblütige Referendar, der ohnehin in sehr gereizter Pfeil, gleich als gäbe es zwischen den Dombrowker Juristen Stimmung war und sich durch den raschen Genuß des vielen keinerlei Geburts-, Rang-, Standes- und Besitzunterschiedc. schweren Weins zum Ueberfluß noch stark erregt hatte, fühlte Der Oberkellner hatte durch die THUrritze den Moment er- eine heiße Blutwelle in sich aufsteigen. Sein Antlitz wurde lauert, da der Amtsrichter sein Deckelglas an die Lippen führte feucrroth, die blauen Adern an seinen Schläfen schwollen dick an, und den viertel Liter Leistbräu, der mindestens noch darin war, er stieß, aufspringend, den Stuhl hinter sich weg und schrie dem mit einem Zuge in sich aufnahm. Oberkellner m's Gesickt: Jetzt that sich die Thür sperrangelweit auf, der Piccolo „Kerl... wenn Sie mir jetzt nicht mit dem verdammten des „Deutschen Hauses" balancirte eine Schüssel mit Schoten Sauerbrunn'schen Fraß vom Halse gehen dann... ins Zimmer hinein, und der würdige Oberkellner kam hinterher dann..." mit einer zinnernen Platte voll duftiger, brauner Kalbskote-, Die lächelnde Bildsäule mit der Bratenschüssel wurde bleich wie eine aus veritablem Marmor und eilte, daß die Fraäschöße nur so flogen, erschreckten und ingrimmigen Gesichtes zur Thür t Borowiecki fuhr zurück, wie von einer Natter gestochen. In s Wasser-Moselwein gemacht haben wenn sie mit einer solchen iscin Antlitz, das mit seinen hervortretenden Backenknochen und Nachschrift den Verkauf ihres AnwesenS glauben fordern zu - können!"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)