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Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188601236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860123
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-01
- Tag 1886-01-23
-
Monat
1886-01
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.01.1886
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18. — 6. ZnlirMg. Abonneiilkutspreis: Der iwsarttiische — jede» Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg bei den Ausgabestellen in Chemnitz »ud de» Vororten, sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 4Ü33.) 4. Quartal erscheint für Abonnenten ahresbuch (Weihnachlsbeigabe) d. Anzeigers. Verlast: Alexander Wiede, Buchdrücke, ei, Chemnitz. - Sächsischer M-es-AimM Sonnabend. 23. Januar 188Y. Jnsertiouspreis: Raun, einer schmalen Korpuszeile Ib Pfg.,' — Reklame (Ispaliige Petttzeile) M Pfg. — velWiederholunggroßerAnnoncenRabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifügen tte 8 Silben Korpusschrift bilden ca. l Zeile). Annonccnannahme: nur bis Vormittag. Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstrahe Rr. L. Lelegramm-Adr.: Wiede'« Anzeiger, Chemnitz. FcrnsprechstelleNr. I!)b. mit „Chemnitzer Tta-t-Anzeiger". KMWk! ^Tägliches Unlerhallungsblatt " Md hrmrMH illnstrirtes Simiogsblitt ^Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Der Materialwaarcnhändler Herr Friedrich Louis Frenzel in Altchemnitz beabsichtigt in dem unter Nr- I2V de» Brandversichcrungs-CatasterS, Nr. 118k de» Flurbuchs für Altchemnitz gelegenen Grundstücke eine Schlächterei zu er richte». In Gemäßheit 8 17 der ReichSgewerbeordnung vom 21. Juni 1869 wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Ein wendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besonderen Privatrechts-Titeln be ruhe«, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekannt- machuug an gerechnet, allhier anzubringen. Chemnitz, am 18. Janugzp 1836. Die König!- Amtshauptmannschaft. Heber das Vermögen des Maschinensabrikanten August Ferdinand Sicker, Inhabers der Firma Chemnitzer Webstuhl- und Maschinenfabrik Ferd. Sicker vorm. A- Beutel Nachfolger in öhemnitz, wird heute am 20. Januar 1886 Nachmittags 5 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt vr. Taste» in Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 20. Februar 1886 bei dem Gerichte anzumelden. ES wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Bläubigerausschusses und eintretenden Falle» über die in 8 120 der Konkursordnung bezeichnten Gegenstände auf den 8. Februar 1-86 Bormittags 10 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 18. März 1886 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird ausgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Ver pflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 22. Februar 1886 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. I« Handelsregister für den Landbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 242 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Georg Werner aus der Handelsgesellschaft unter der Firma Sächsische Strumpf« Maschinenfabrik Heikler » Werner in Siegmar ausgeschieden und dadurch das Gesellschastkverhältniß Snsgelöst ist, sowie, daß der seitherige Mitinhaber, der Fabrikant Herr Adolf Hermann Heikler in Siegmar, das Handelsgeschäft der aufgelösten Gesellschaft unter der Firma Adolf Heidler weitersührt. Chemnitz, am 20. Januar 1886. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 21. Januar. Berli». Die „Nordd. Mg. Zig." bekämpft die von einige« Zeitungen ausgesprochene Ansicht, daß rS in der Karolinenfrage der päpstlichen Vermittelung nicht bedurft hätte: Nicht «m das gering fügige Object der Karolinen handelte eS sich bei de» Anrufung de» PapsirS, sondern um die hochgradige und friedenSgefährliche Spannung zwischen Spanien und Deutschland. Diese beigelegt z« haben, ist das hohe und unbestreitbar« Verdienst der päpstlichen Vermittlung: kein andere« als der Papst hätte denselben Erfolg erreicht. Ls gehört« dazu die allseitige Verehrung, deren sich die Persönlichkeit Leo'S XHI. rrfrent, und die besondere Begabung für die Geschäfte des Frieden», die diese« hohen Herrn beiwohnt. Berlin. Die „National-Zeitnng- berichtet au» Konstavtinopel, di« Pforte setze die Rüstungen fort; man habe dort Kenutuiß, daß Serbien und Griechenland auf die früher geplante gemeinsame Action zurückkommen wollen. Andererseits sei für den Fall eine- neuen Eonflictes ei« türkisch bulgarische» Bündniß nicht ausgeschlossen. Frankfurt. Die „Franks. Ztg.- meldet: I« Brauuschweig erregt da» Fallissement der großen Materialfirma Th. Schaare'S Nachfolger, sowie die Verhaftung der Inhaber Georg Ritter und Karl Degenhart wegen Wechselsälschuvg im Betrage von 180,000 M., große- Aufsehen. Die Passiven betragen 300,000 M. (Der Haupt- iuhaber der Firma, Karl Ritter, Halle e» im Laufe der Jahre verstanden, sich au die Spitze des Braunschweiger Bürgervereins wie verschiedener anderer Vereine zu stellen und dort z« behaupten. Der Mann war einer jener zweideutigen Kautschukcharaklere, die mit jedem Neumond, wen» e» eigener Vortheil verlangt, ihre politische und moralische Ansicht wechseln. So war Ritter, als BürgervereiuS- Vorsitzender ein Mann von Einfluß, in der Erbfolgefrage zunächst mit Herz und Seel« für Cumberland, als dann der Wind «ach preußischer Richtung umschlug, trat er tapfer für einen preußischen Thronfolger ein» weil er sein »eigenes Schäfchen- dabei zu scheereu hoffte. WaS den Fall besonders pikant macht, ist, daß Ritt» sehr oft vom ver storbenen Herzog als persona grata empfangen wurde, Olden und Ehrenzeichen besaß und als »Ehrenmann- öffentlich von moralischer Entrüstung Überfluß, sobald sich nur irgend welche Gelegenheit dazu bot. Diesem Manne ist eine Verflachung de» öffentlichen Lebens in der Stadt vraunschweig vielfach zuzuschreibeu und eS ist auch in dieser Beziehung ein Glück, daß er unschädlich gemacht ist; daß diese» jemal» durch den Staatsanwalt geschehen würde, hätte «och vor kurzer Zeit auch sein ärgster Feind in Braunschwelg nicht geglaubt. Die Red. de« „Sächs. LandeS-Anz.-) Frankfurt. AnS Konstantinopel wird telegraphirt, daß di« Pforte dem Fürsten Alexander ihr« Zustimmung zur Personalunion RumelienS mit Bulgarien mitgethrilt habe. Hamburg. Der Postdampfer »Teutonia- der Hamburg- Amerikanischen Packetsahrt - Actiengesellschast hat, von Westivdlen kommend, gestern Scilly pasfirt. Paris. Gegen den bekannten Schriftsteller Emile Zola wurde plötzlich wegen seine» Romans „Germinal-, der schon im vorigen Frühjahr erschienen ist, eine auf Unworalität lautende Anklage erhoben. Bonbon. Der Staatssekretär des Krieges, Smith, ist znm Oberseeretiir für Irland ernannt und behält als solcher Sitz im Labiuet. Meran. Fürstin Mathilde von Thmn und Taxi» (Willst» der 1871 verstorbenen Fürsten Maximilian, geborene Prinzessin Oetlingen-Spirlberg) ist gestern hier nach langem Siechthnm im Alter von 70 Jahren gestorben. Rom In Neapel ist ein Streik der Lohnkutscher und Tramway Condueteure auSgebrochen. Die Streikenden verlangten eine Lohnerhöhung, Herabsetzung de« Arbeitsdauer und widersetzten sich mit Gewalt dem Verkehre der Tramway und Droschken. Die Polizei verhaftete zwanzig Personen, darunter Frauen. Belgrad. Die Majorität de» Ausschusses der Fortschritt». Partei sprach sich für den Abschluß des Friedens unter Wahrung der Ehre Serbien» an», wenn auch mit Verzicht aus di« Herstellung de» Gleichgewichts unter den Balkanstaaten durch Verhinderung der bul- garisch-ostrumelischeu Union, da letztere nur durch einen neuen Krieg verhindert werden könnte. Die Kundgebungen im Lande in.diesem Sinne, nehmen zu. Die Lynastifche ckrifks i« Baiern. X x München, den 20. Januar. Da» bairische Land steht offenbar vor einer ernsten Entscheidung über da» künftige Berhältniß deS Trägers der Krone zu Staat und Volk. So sehr auch streng« Preßgesetze und eigene Delkcateffe der freien Erörterung deS mißlichen Finanzstande» der königlichen TabinetS- caffe Zügel anlrgen, so ist e» doch auf die Dauer unmöglich, die nothwendlgeu Folgen eines unhaltbar gewordenen Zustande» zu iguorire« «nd in ihren Nachwirkungen unerörtert zu kaffen. Je nachdem die Entscheidung fällt, muß die Sache als Familienangelegen heit der bairischen Dynastie, oder als Staatsangelegenheit BaiernS, oder endlich als eine dar Berhältniß deS Reichs zu den Partikular- staaien berührende Sache sich entwickeln. Die erste Möglichkeit scheint dadurch ausgeschlossen, daß die Agnaten der bairischen Krone sich nicht entschließen konnten, die Finauzverlegeuheit der k. EablnetSkaffe durch eigene Opfer zu heben. Schon an» dem Umstande, daß das Gesammtministerinm wegen dieser Fiuanzverhältniff« de» Hofe» an den König eine Vorstellung richtete, ist bewiesen, daß die Agnaten zum Mindesten nicht allein ein, den König entlastende» Arrangement treffen wollten, sondern daß der Staat durch seine obersten Organe mit der peinlichen Sache befaßt worden ist. Man weiß aber außerdem, daß einige Hauptgläubiger der Eabiuetskass« ihre Forderungen um jeden Preis regulirt wissen wollen, selbst, wenn ein Pfändung-verfahren an könig lichen Besitzthümern vollzogen werden müßte. Da auch ein solches Verfahren übrigen» die Sesarmntforderungen, welche da» Gerücht auf 20—30 Millionen beziffert, nicht decken würde, so wäre eine ConcnrSerklärung der CabinetSkaffe die rechtliche Folge. Nun behaupten einzelne Blätter, daß eine „Crida" der königlichen Privat Finanzverwaltung den Träger der Krone staat». rechtlich verhindern müßte, die Regierung fortzuführen und daß dann, nach der Verfassung, ein Regent zu bestellen sei. Die Bemühungen der Gläubiger der CabinetSkaffe, zu ihrem Gelde zu kommen, drohen also eine überaus schwierige und peinliche Lage herbeizusührru, ans welcher nur die bairische LandeSvertretung de« Ausweg finden kann. Ohne dies kann weder das Gesammtministerinm, noch könne« die Agnaten einen entscheidenden Schritt thuu, und wenn eS wahr ist. daß König Ludwig dem Gesammtministerinm da» Verlangen kund gab, eS wöge den Kammern ein« Vorlage wegen Uebernahme der bisherigen und künftigen Kosten für dir königlichen Schloßbauten gemacht werden, so muß offenbar die Volksvertretung über diese» Anfinnen gehört werden. Fällt ihr Votum verneinend an» — wie man vermuthet — so wäre die oben verhänguißvolle »Crida- wohl nicht länger zu verschieben. Er träte dann also die Regentschaftssrage in denBordergrnvd, nnd ein« Angelegenheit solcher Art hat bekanntlich schon in den Zeiten des Deutsche« Bundes nicht den betreffenden Bundesstaat allein, sondern den Bundestag, dessen Erbe de» Kaiser mit dem BundeSrath des neuen Reiche» geworden ist, berührt und verfgffnugSmSßig beschäftigt. ES ist also nicht zu verwundern, daß ein Blatt ans München die Meldung bringt, die »Vorstellung- deS bairischen Ge- sammtministerium» sei au» dem königlichen Tabinet nach Berlin gewandert. Eine RathS-Erholung de» König» bei de« Spitzen de» Reiche» ist der Sachlage durchaus angemessen «ud kann bei der bisherigen loyalen Haltung König Ludwig» gegen da» Reich wie gegen den bairischen BerfaffungSstaat kaum ander- als beifällig benrtheilt werden; denn eS läßt sich weder annehmeu, daß der König sich in Berli« eines Beistandes gegen die obenerwähnte eventuelle Sequestration». Maßregel und Regentschafts-Einsetzung ver sichern wolle; noch daß eine solche, dem bairischen Landtagsbeschluß eventuell eutgkgentreteude Einmischung von Berlin au» jemals erfolgen würde. Könnte doch auch die höchste ReichSgewalt nicht einseitig ohne Anhörnng deS BundesrathS, «nd wohl auch nicht ohne Votum des Reichstages in VerfaffungS- und Finanzfrage« eines großen zum Reiche gehörigen Staats intervenireo. Sehr leicht denkbar ist eS übrigen», daß da» Wandern jene» historischen DocumrutS au» dem kvnigl. Cabinet nach Berlin vorerst nur den Zweck hat, die Meinung und guten Rathschläge de» leitenden deutschen Staatsmannes eiuzuholen. Inzwischen ist, wie gesagt, die Sachlage folgende: Kann die CabinetSkaffe deS Königs von Baier» ihre Finanzverlegenheiten nicht mit Hülfe der Agnaten selbst bewältigen, so wird die Affaire baierische SlaatSsache, und bringt die baierische LandeSvertretung nicht die von der Krone gewünschten Opfer, so wird die Angelegenheit Reichssache, da da» Ansehen jeder deutschen Fürstenkrone und da» Berhältniß jedes deutsche« BuudeSfürsteu zu seiner LandeSvertretung die obersten Reichsorgane nicht gleichgültig lassen kann. Da» Ansehen Deutschlands selbst ist dabei im Spiele; davon legt die Presse des Auslandes überreiche» Zeugniß ab. Von den über die Finanzen und da» ganze Wesen de» König» Ludwig ll. in ausländischen Blättern erschienenen Artikeln ist besonder» eine Original Correspondenz der »JllinoiS- StaatSzeiiuug- iutereffant, deren Verfasser einst zur Umgebung de» Königs gehört hat. In einer Reihe keineswegs schmeichelhafter Skizzen schildert er die Flügeladjutanten, welche in rascher Folge dem Monarchen zu diene» hatten und einige Eigenthümlichkeiteu des König«, den er übrigens als sehr freigebig für seine Umgebung rühmt. Die von Richard Wagner verwandten Summen schätzt er auf 5 Millionen Gulden. Andere ausländische Blätter rechnen aber diese Ausgabe dem König zur Ehr« an. Politische Rundschau. Chemnitz, den 22. Januar. Deutsches Reich, lieber die Kirchenvorlagen wird Folgendes, angeblich »Bestimmte»" behauptet: E» werden dem preußischen Landtage zwei Gesetzentwürfe zugehen; der eine betrifft die Aushebung de« Gerichtshöfe», der zweite die Vorbildung der katholischen Geist- lichen. Hier würde eS sich u. A. um die Einrichtung der Priester- Seminare handeln, während das dreijährige UniverfitätSstudium als Borbedinguug beibehalteu wird. Von der geplante» Aushebung de» kirchlichen Gerichtshöfe» war schon früher die Rede. Da aber in den noch in Kraft bleibenden Maigrsetzen Bestimmungen enthalten find, welche gerichtliche Entscheidungen erfordern, so müßte dafür «In anderes Tribunal zuständig werden. Früher war gelegentlich die Rede davon, daß da» Berliner Kammergericht dazu auSersehen werden könnte. — Ueber die Aussichten de» Monopols im BundeSrath schreibt die „Voss. Ztg.-, e» werde sich mancherlei Widerspruch gegen die Vorlage geltend machen und daher di« Berathuugeu geraum« Zeit i« Anspruch nehmen. Erhebliche Abänderungen sollen zu erwarte« sei«. — Gegen da» Branntweinmonopol find schon weit über 100 Petitionen beim Reichstag eingegaugeu; sämmtliche Handels kammern — auch die durchaus »atkonalüberale Leipziger hat eine« be züglichen Beschluß gefaßt — scheinen gegen da» Monopol Stellung nehmen zu wollen. — Rechtsanwalt Or. Porsch, eine» der jüngeren Mitglieder der Centrumspartei hat seinen Wählern auf Befrage« geschrieben, daß er »jedenfalls gegen da- Branntweinmonopol stimmen werde, falls eS überhaupt zu einer Abstimmung kommen sollt«-. — Iutereffant ist, daß bis zum Jahre 1848 schon in Schaum burg-Lippe «in Brantweinmouopol existirte. Im März 1848 kam e» zu einer bewaffneten Erhebung und bei der Gelegenheit verschwand dann auch da» Monopol. / — Im Reichstag ist von den Abgg. Zeitz und Ullrich «i« Antrag ringebracht, nach welchem zu« Bierbereitnug zum Ersatz von Malz andere Stoffe nicht mehr verwendet werden dürfen. — In Sachen der geplanten Gesetzentwürfe gegen de« überhand« nehmende» Einfluß deS polnische» Elemente- tu de» preußischen Grenz provinzen ist jetzt mit ziemlicher Sicherheit davon die Rede, daß dort der Einfluß der Staatsbehörde aus di« Schule verstärkt werden soll. — Der frühere Seneralanditeur der bairischen Arme«, Graf Tattenbach, ist in München gestorben. — Das bairische Abgeordnetenhaus hatte bekanntlich einen An trag angenommen, de» Auslieferungsvertrag mit Rußland rückgängig zu machen. Die Tommisfiou de» Herrenhauses» welcher der Antrag überwiesen war, beantragt jetzt Ablehnung desselben, da der Landtag in der Sache nicht kompetent sei. — Eine genaue Prüsung der baierische» Civilliste hat nameuilich dar Vorhandensein geradezu unerhörter Uebnforderungeu an die CabinetSkaffe ergeben Zu vergleiche« ist de» Artikel unsere» Münchener Correspondenten an der Spitze de» heutigen Blatte». — Im General-Comitee deS landwirthschaftlichen Verein» i» Baiern, da» sich für das Monopol ausgesprochen hat, erklärte sich der Thronfolger von Baiern, Prinz Ludwig, vom allgemeinen volk»- wirthschaftlichen Standpunkt au», dagegen. — Die Bestrafung de» Schweriner StabStrompeterS, de, zu« Begräbniß de» frühere» socialistischen Abgeordnete» Demmler die Musik gestellt, wird in einer Zuschrift an die »Kreuzztg." folgender maßen begründet; »So viel wir haben in Erfahrung bringen könne», hatte der StaabStrompeter Erlaubniß erbeten und erhalte«, das Maurergewerk, welche» an dem Begräbnisse Theil zu nehme» beab sichtigte, zu begleiten. Außer dem Maurergewerk waren aber bei der Leichenfolge viele Einheimische und Fremde, und eine große Anzahl derselbe» trug rothe Blumen, rothe Schleifen, rothe Hals binden. Dafür, daß er die- nicht bemerkt und deshalb von der Leichenbegleitung znrückgrtreten, ist der Stabstrompeter bestraft. Auch der Officier, der zunächst die Erlaubniß ertheilte, soll einige Tage Stubenarrest erhalten haben, vermnthlich, weil mit Sicherheit z» erwarten stand, daß bei der fraglichen Bestattung socialdemokratische Manifestationen erfolgen würden. Oesterreich-Ungarn. Endlich scheint e» sogar dem Grafe» Taaffe, dem österreichische« Ministerpräsidenten, mit den tschechische» Forderungen zu stark zu werden. An» Wien wird gemeldet, «, sei entschlossen, die Anträge der Tschechen Majorität im Prager Landtag« ans weitere Einschränkung der deutschen Sprache in Böhmen abzn- lehnen. Vielleicht entspringt dieser Entschluß der Einsicht, daß die Tschechen, je mehr sie erhalten, um so mehr fordern werden. Frankreich. Ueber Prinz Jerome Napoleon»'» Erkrankung, die kürzlich gemeldet wurde, ist nichts weiter bekannt geworden, «S scheint also nicht so gefährlich gewesen zu sein. — Die französische Regierung hat eS abgelehnt, sofort an «ine abermalige Erhöhung der Getreidezölle heranzutreteu. England. Die Königin eröffnet« gestern, wie schon an anderer Stelle gemeldet, daS Parlement persönlich. Die Thronrede bezeichnet die Beziehungen zu allen Mächten als gute, äußert sich zufrieden über den Abschluß der afghanischen Streites «nd erklärt, die Regier ung sei bemüht gewesen, in der Orientfrage die Wünsche der Ramelier zu erfüllen, ohne aber wesentliche Recht« des Sultan» aufzugebe«. Ueber Egypten und Birmah wird nicht- Besondere» weiter gesagt. Eine Aenderuug in der Verwaltung Irland» wird nicht zugestandeu. Alle» in Allem also ganz bekannte Sachen! Rußland. Im russischen Auswärtigen Amt herrscht außer ordentliche Thätigleit. Man bemüht sich eifrig, di« Großmächte z« einem höchst energische« Auftreten gegenüber den widerspenstigen Balkan staaten zu bewegen, um diese jedenfalls zum Beginn der Abrüstung zn zwingen. Die geheim« Triebfeder der russischen Aktion ist natür lich nicht» weiter, als der Aerger über den Trotz der Balkanstaat«», und die Furcht, der russische Einfluß im Orient könnte mittlerweile völlig Pleite gehen. Spanien Der Zustand bei dem Putsch von Karthageua schwer verwnndeten Generals Tajardo hat sich sehr verschlimmert. Man fürchtet, daß auch die Amputation de» zweiten Beine» erforder lich werde. — Einige karlistische Anführer sollen ihr« Amnestierung «achgesucht haben. Wahrscheinlich will sich die Regierung damit selbst Muth machen! — Die Arbeitlofigkeit in Madrid ist groß. Alle Augenblick« verursachen brotlose Arbeiter Tumulte. Die Behör den zeigen den Leuten gegenüber große Milde. Bulgarien. Fürst Alexander von Bulgarien hat mit seiner gestern durch ein Telegramm von nn» mitgelheilteu Antwort auf da» AbrüstungSverlangrn der Großmächte den Nagel auf den Kopf ge troffen: Die Mächte sollen dafür garantiren, daß Serbien nicht vo» Neuem Krieg anfängt. Vor Anfang de» letzten Kriege» hatten di« europäischen Vertreter in Belgrad eine ernste Warnung überreicht. DaS war am Montag glwesen und in der Nacht zum Sonnabend derselben Woche überschritten die Serben die bulgarische Grenze. Jetzt ist da» zweit« serbische Aufgebot einberufeu und wird fleißig eiuexerciert. Demobilisiert Fürst Alexander unter solchen Umständen, so ist er «in Thor. VrrS dem Reichstag. —nn. Berlin, den 21. Januar. Der Handelsvertrag mit Sa» Domingo wird angenommen nnd dann die zweite Berathuug de» Etat» de« Zölle nnd Verbrauchs steuern fortgesetzt. Abg. Brömel (sreis) kommt ans die gestrige« AuSsührungrn de» Staatssekretär» von Burchardt zu sprechen «ad kann denselben nicht zustimmen. Redner verbreitet sich dann au-fühi-
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