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SchöiümM TngMtt Trschemt täglich mü Ausnahme der Tage ««d Filialen: in Lltstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster, in Langenchms- dors bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgasse; in RoHsbmg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirst«. Antsdiatt fSr den Ltadtrath r» Waldmborg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lnnzena«, Lichtenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbeztrke: Altstadt-Waldenburg, BräunSdorf, Eallenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- lenba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- V SN-NSTH Äaldenburaer Anzeiger »«rate pro Zeile 10 Pf., Linges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Obergasse 291S. M r«2 Donnerstag, den 10. November 1«SS. Witteruugsbericht, ausgenommen am 9. November, nachm. 4 Uhr. Nerometerstimd 766 mw. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstaud -s- 9° 0. (Morgens 8 Uhr -s- 0'.) Feuchtigkeitsgehalt der Lust nnch Lambrechts Polymeter 62'/«. Thaupuukt -s- 2 Grad. Windrichtung: Ost. Daher WttteruugSau-fichteu für den 10. November: Heiter bis halbhetter, zeitweise dunstig bedeckt. Nebel wahrschetnltch. "Waldenburg, 9. November 1892. In der Erörterung über üie Einzelheiten der neuen Militärvorlaze find auch Dinge zur Sprache gebracht, welche selbst treu: Freunde unserer Armee etwas ver stimmt haben. Es gilt das namentlich von Aus führungen, die fich im Berliner Militär Wochenblatt, der ersten militärischen Fachzeitschrift des Deutschen Reiches, befanden und die Landwehr betrafen. Es hieß, die Landwehr habe 1870/71 Manches zu wünschen übrig gelaffen; es sei darum besser, wenn besonders jüngere Soldaten in einem neuen Kriege vor den Feind gebracht würden, was bet Annahme der neuen Vorlage gesichert sei. Diese herabsetzende Kritik hat verstimmt, denn man weiß ja auch im Volke, das gerade die Landwehr hoch verehrt, was diese älteren Krieger seit ihrer Schaffung zum Beginne unseres Jahrhunderts geleistet haben. Die Schlachten an der Katzbach, bet Broß-Behren und Dennewttz und andere Kämpfe wa ren Ruhmesblätter in der Geschichte der Landwehr und solche Blätter weist auch der letzte Feldzug in Straßburg, Metz, Belfort, Amiens, Orleans, Paris tc. auf. Ein Landwehrmann ist kein Lintensoldat an Schneidigkeit, aber er weiß besser noch, als der junge Soldat, worauf es ankommt. Wohin die Landwehr gestellt ist, hat sie auch nicht versagt, und nun einzelne Wenige Vorkommnisse an die große Glocke zu schlagen, deshalb die Landwehr einer abfälligen Kritik unter ziehen zu wollen, daß war überflüssig. Unsere Land wehr ist von allen gleichen Einrichtungen in europäi schen Ländern die beste, und wir können sicher sein, daß in einem neuen Kriege, von welchem wir noch recht lange verschont bleiben mögen, die Landwehr ih ren Posten und ihre Ehre wahren wird. Durch He- reinziehung dieser Frage um das neue Heeresgesetz gewinnt das letztere nicht, und wir thun besser, unser Augenmerk auf andere Dinge zu richten, die heute von erheblich größerem Interesse sind. Und hierher gehört vor allen Dingen die Frage nach dem Schutz unserer Grenzen. Die Franzosen haben ihre Ostgrenze mehr und mehr mit Truppen gedeckt, nach jedem einen Schritt Deutsch - lands in dieser Richtung thaten sie deren zwei. Im Retchslande Elsaß-Lothringen stand ursprünglich nur ein einziges deutsches Armeekorps; es war also von unserer Sette ursprünglich in klarer Weise dargelegt, daß wir weder einen Angriff gegen Frankreich planten, noch einen Angriff von Frankreich erwarteten. Von deutscher Sette lag htertn eine Vertrauenskundgebung gegen die Franzosen, die von jenen leider ganz unbe- achtet blieb. Nach der Reorganisation der durch den Krieg total zerrütteten Armee begann die Pariser Mi- litärverwaltung Regiment auf Regiment gegen die deutsche Grenze zu werfen, und Deutschland konnte nicht müßig bleiben. Der Boulangersche Schwindel freilich kam wenig >n Betracht, aber nach Boulanger find Männer an die Spitze der Heeresverwaltung ge- treten, die geräuschlos, aber unermüdlich arbeiten. All- mählich schwoll nach dem französischen Vorgänge das deutsche Armeecorps in Elsaß-Lothringen dermaßen an, daß daraus unter Hinzuziehung einiger neugebildeter Cadres, zwei völlig neue Armeekorps gebildet wurden, von denen das eine Straßburg, das andere Metz als Hauptquartier hat. Die französischen Truppen an unserer Grenze find an Zahl noch immer stärker, als die ihnen gegenüberstehenden Deutschen, wenn fie auch die Thetlung ihres hart an der Grenze stehenden übermäßig starten sechsten Armeecorps vermieden haben. Dieselbe soll aber im nächsten Frühjahre erfolgen, und es werden dann voraussichtlich noch wettere Re gimenter zur Grenze geschickt werden. Immerhin hat aber die Lage der Dinge im Westen trotz der nu merischen Ueberzahl der unmittelbar an der Grenze stehenden französischen Truppen nichts direct Bedroh liches und wir können mit Ruhe der Zukunft enlgegen- sehen. Wie liegen nun die Dinge im Osten? Rußland hat gegen Deutschland und Oesterreich-Ungarn und das beiden Staaten befreundete Rumänien eine ganz coloffale Grenzlinie zu behaupten. In diesen gewal tigen Raum geht eine ungeheure Zahl von Soldaten hinein, und auch hieran muß man denken, wenn man Meldung auf Meldung hört, wie der russische Kriegs- Minister immer neue Bataillone und Schwadronen ge gen die Grenze vorschickt. Die russische Grenze ist von Kosacken-Piquets förmlich umzäunt, und bei einer plötzlichen Kriegserklärung müßten wohl eine Anzahl deutscher Bezirke diese wenig liebenswürdigen und sehr rauflustigen Gäste kennen lernen; doch würde hoffent lich der Besuch nur ein recht kurzer sein. Was steht nun hinter den Kosacken? Eine genaue Feststellung der russischen Streitkräfte in den Grenzbeztrken ist nicht leicht, weiß doch die Petersburger Militärleitung mitunter selbst nicht, wo die Regimenter zu suchen sind. Bet den Choleraunruhen hat man Indessen ge sehen, daß die Garnisonen im Innern, selbst in gro ßen Städten, außerordentlich schwach sind. Wenn Krawalle ausbrachen, konnte man den Tumultuanten in der Regel nur kleine Kosackenpiquets entgegenstellen, die nichts ausrtchten konnten. Auf weite Entfernungen mußten dann Truppen in die bedrohten Gebiete mit Extrazügen befördert werden. Daraus kann sicher gefolgert werden, daß um so mehr Soldaten an der Grenze vereinigt sind, sogar, daß der wett überwiegende Theil der russischen Sol daten dort concentrirt ist. Im Reichstage hat der Reichskanzler Graf Caprivi bet Berathung der letzten Mtlttärvorlage selbst darauf htngewiesen, daß man keinen Anlaß habe, den Truppenanhäufungen in den russischen Grenzbezirken eine an Besorgntß streifende Beachtung zu schenken. So groß die hier in Betracht kommenden Truppenmassen seien, so umfangreich sei auch das in Frage stehende Gebiet des russischen Rei ches. Erst nach dieser Rede trat die bekannte große Hungersnoth in Rußland ein, welche bekanntlich aber mals den Ausgangspunkt von neuen Truppenverschie bungen bildete, ob mit Recht oder Unrecht bleibe da hingestellt, denn trotz aller Geldnoth im Reiche hat die Petersburger Regierung doch noch immer für die Sol daten die nöthtgen Baarmtttel aufgetrteben. Auf der Westgrenze kann eine Ueberfluthung deutschen Bodens durch die Feinde nicht so leicht eintreten, aber eine Ueberschwemmung mit Kosacken im Osten ist näher- ltegend, und gerade an deren Besuch wird den Be wohnern der dortigen deutschen Bezirke ganz verzwei felt wenig gelegen sein. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser und die Kaiserin, welche am Montag Vormittag in Stettin auf der Werft des „Vulkan" die neuerbauten Kriegsschiffe besichtigt hatten, waren am Abend in Kiel eingetroffen und dort herzlich em pfangen. Am Dienstag Vormittag wohnte der Kaiser in Kiel der Vereidigung der Marinerekruten im Exer- zierhause der 1. Matrosendtvifion bei. Se. Majestät, sowie der Viceadmiral Knorr richteten an die Mann schaften Ansprachen. Nach der Feier entsprach der Kaiser einer Einladung des Seeoffiztecorps zur Tafel nach dem Marine Offizterkafino. Die Kaiserin dage gen war um 10 Uhr vormittags in Begleitung des Herzogs Friedrich Ferdinand von Schleswig-Holstein- Sonderburg-Glücksburg, welcher in Kiel eingetroffcn war, über Eckernförde nach Schloß Grünholz abgeretst, um ihrer Schwester einen Besuch abzustatten. Heute, Mittwoch, treffen die kaiserlichen Majestäten wieder in Potsdam ein. Am Dienstag Nachmittag unternahm der Kaiser einen Ausflug nach dem Nordostseecanal, vorher eine Hafenfahrt. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht Folgendes: Nach, dem der Reichstag bet einer Wahlprüfung für er wiesen erachtet hat, daß tn mehreren Orten während der Wahlhandlung für den Reichstag Vertrauens männer der sog. Arbeiterpartei, welche fich im Wahl lokal eingefunden hatten, ohne In dem Wahlbezirk wahl berechtigt zu sein, aus diesem Grunde ausgewiesen wordcn find, hat der preußische Minister des Innern die Regierungspräsidenten bezw. die Oberpräfidenten von Berlin in einem Runderlaß ersucht, derartigen mit der Bestimmung über die Oeffentlichkeit der Wahl- Handlung tn Z 9 des Wahlgesetzes vom 31. Mat 1869 nicht zu vereinbarenden Vorkommnissen tn Zukunft durch entsprechende Anweisung an die Wahlvorsteher vorzubeugen. Der erwähnte § 9 gestattet, w>e der Minister hervorhebt, die Anwesenheit bet der Wahl handlung allen wahlberechtigten Deutschen ohne Rück sicht auf den Wahlbezirk, dem fie angehören. Nach der soeben im Bureau des Reichstags ausge stellten Fractionsliste werden die Parteien in nach stehender Stärke in die neue Reichstagssession eintreten: Deutschconservative 66, Reichspartet 18, Centrum 107, Polen 16, Nattonalliberale 42, Deutschfretsinntge 67, Volkspartct 10, Soctaldemokraten 36, bet keiner Frac« tion 30. Erledigt sind 5 Mandate. Der Ausschuß der deutsch-conservativen Partei hat fich, wie die „Post" vernimmt, über einen neuen Partetprogrammentwurf geeinigt, welcher später hin dem Parteitage unterbreitet werden soll. Die Judenfrage ist tn dem Entwürfe tn der Weise berührt, daß der Ausschluß der Juden von allen autoritativen Staatsämtern gefordert wird. vr. Oscar Baumann hat über seine letzte For- schungsretse in die östlichen Uferländer des großen Victoria-Sees tn Centralafrika dem deutschen Antt- sklavcrei-Comitö einen längeren Bericht übermittelt, welcher den früheren Mittheilungen des bewährten Forschers entspricht. Baumann ist, was von Interesse ist, Im Gebiet der Wasukuma auf Eingeborene gestoßen, welche sogar Baumwollencultur treiben und gutes festes Zeug weben. Ueber den Verbleib von Emin Pascha hat Baumann nichts ermitteln können. Aus den soeben veröffentlichten Berichten verschiedener großer Eisenwerke und Maschinenfabriken ergtebt fich, daß aus fast allen Gebieten der technischen Gewerbe ein erheblicher Mangel an Unternehmungsgeist herrscht. Die Thätigkett vieler Fabriken ist dadurch gelähmt. Der Zusammentritt des preußtchen Landtages und die Eröffnung der Session durch den Minister-