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und Amtsblatt siir den Aabtrath ri WelieMrg. Zugleich wett verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Calluberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbeztrke: Altstadt-Waldenburg, BräunSdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Filialen: in Altstadt«aldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster, in LangenchoA- dorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgafse; in RochSburg bei Herrn Pani Zehl; in Wollenburg bei Herrn Lrnst Rösch«; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirst«. ZchinÜMM LagtMt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tag« nach Sonn« und Festtagen. Ulmahme von Inseraten für die nächster« - Waldenburger Ameuer «s«ate pro Zeile 10 Pf., Linges. 20 Pf. EF AK Eyieditton: Waldenburg, Obergasse 291L. 253. Sonnabend, dm 29. Oktober 1«92. WitteruugSbericht, ausgenommen am 28. October, nachm. 4 Uhr. LarometerstlmE 757 mm. reductrt aus den Meeresspiegel. ThermometerstauL -s- 12° 6. (Morgens 8 Uhr -s- 7'.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 38°/°. Thaupuukt — 2 Grad. Windrichtung: Südost. Daher WitterungsauSfichteu für den 29. October: Heiteres bis halbbitteres Wetter. i gedacht haben, den wärmsten Dank Sr. Durchlaucht, wie hiermit ge« > schieht, öffentlich ergebenst auszusprechen. Sr. Durchlaucht dem Fürsten find am 22. d. M. zahlreiche Glückwünsche f Waldenburg 28 October 1892 NLL LkL» "L L Sch°»b«Mch- *Waldmburg, 28. October 1892. In den evangelischen Kreisen Deutschlands herrscht zur Zett eine ungewöhnlich lebendige Bewegung. Den äußeren Anlaß dazu gab der bekannte Theologie-Pro« feffor vr. Harnack, dessen Berufung an die Berliner Universität schon vor Jahr und Tag den strenggläu bigen protestantischen Elementen in Preußen mißfiel, da seine freie Richtung ihnen bedenklich erschien. Vor kurzem nun hat Professor Harnack in einer Zuschrift an Studenten, die eine bezügliche Frage an ihn ge richtet halten, in einer öffentlichen Antwort seine Met- ; nung über das apostolische Glaubensbekenntniß geäußert. Er that dies zwar mit einigen zurückhaltenden Ein- z schränkungen, auch erklärte er es für nicht passend, wenn Studirende in eine Bewegung gegen das Apo« ' stoltkum etnträten, sie wären dazu nicht reif genug. : Im Kern aber sprach er sich gegen die vorhandene ' Fassung des apostolischen Bekenntnisses aus und be mängelte bestimmte Sätze desselben, welche einen evan- , gelischen Christen mit freierem Forschungsdrang tn Gewissensnolh bringen müßten, wenn das Apostolikum > als Prüfstein des Glaubens und der Zugehörigkeit zur Kirche verpflichtend und ausschlaggebend sei. Be- sonders streifte seine Beanstandung den Satz: „Em pfangen vom heiligen Geiste, geboren von der Jungfrau Marta." Später ließ Harnack über denselben Gegen- stand eine Broschüre erscheinen. Diese Kundgebungen Harnacks hatten unter den / Strenggläubigen eine starke Protestbewegung tn Gang gebracht, dte sich bts zur Einberufung größerer Volks- Versammlungen steigerte und darin gipfelte, daß man S sich wenigstens tn Preußen nicht den festen Glauben . entsprechend dem Apostolikum, durch eine Umdeutungs- ; lehre im Stile Ritschl-Harnacks nehmen lassen wolle und In dem Harnackschen Vorschläge: das apostolische . Glaubensbekenntniß zeitgemäß zu erneuern oder als / nicht bindend bet Sette zu schieben, eine bedenkliche - und verwerfliche Schädigung des evangelischen Christen- - thums sähe. Bon anderer Sette war nämltch darauf aufmerksam r gemacht worden, daß außerhalb Preußens, tm Süden Deutschlands, z. B. tn Baden, dte protestantische Geist lichkeit zu dem Apostolikum viel freier stehe und es ' den Geistlichen überlassen bleibe, ihrer Gemeinde das selbe nur vorzuführen als die älteste Form, tn welcher dte Christen ihren Glauben bekannten. Da nun der Sturm gegen Professor Harnack ziem lich hohe Wellen schlug, so find mittlerweile zu seiner Unterstützung auch eine Menge Theologen der frei- finnigeren Richtung lebendig geworden, und sowohl Hochlehrer der Universitäten Berlin, Halle, Gießen, Jena, Göttingen, Heidelberg, Tübingen rc. als auch amtirende Geistliche haben sich durch öffentliche Er klärung auf seine Seite gestellt und das Recht der freien Forschung als eine grundlegende Eigenschaft der evangelischen Kirche gerühmt. Mancherlei politische Beweggründe mögen in der Verschärfung dieses Streites, besonders bet seinem Htnetntragen in dte Oeffentltchkett, wohl mitsptelrn. Aber nach einer Hinsicht ist seine überraschende Aus ¬ dehnung im Zusammenhang mit der zeitlich früheren Erscheinung der Egidyschen Agitation doch auch vom religiösen Standpunkte bemerkenswerth. Nachdem jahre lang unter der Aufregung politischer und socialer Kämpfe und der vollen Inanspruchnahme der katho lischen Bevölkerung durch den Kulturkampf jede größere Bewegung tn protestantischen Kreisen schlummerte, scheint dies sich jetzt etwas zu ändern. Wenn es auch vorläufig nur Kampf ist, was Egidy und Harnack, der eine als gebildeter Late, der andere als Gelehrter von Fach, in die evangelischen Kreise htneintrug, so ist doch durch Druck und Gegendruck endlich wieder mehr Leben und Bewegung für religiöse Fragen auch tn der nicht-katholtschen Bevölkerung entstanden, und das innerliche Weben der Nation richtet sich von der politischen Kletn-Arbett des Tages von neuem einmal auf große und ewige Fragen der Menschheit. OoMische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser wohnte am Donnerstag gelegentlich seines üblichen Morgenrittes auf dem Bornstedter Felde längere Zett einem Abthetlungsreiten bet. Im Neuen Palats nahm derselbe den Bortrag des Kriegsministers und des Chefs des Milttärcabtnets, sowie denjenigen des Chefs des Jngenieurcorps, Generalleutnants Golz, entgegen. Gegen Mittag ertheilte der Kaiser Audienzen, darunter dem Rector der Berliner Universität, Profes sor Virchow. Nachmittags nahm der Kaiser amFest- diner tm Katserhof tn Berlin thetl. Der Retchsanzetger veröffentlicht eine kaiserliche Ver ordnung vom 26. d., durch welche der Reichstag auf den 22. November nach Berlin berufen wird. In der Donnerstagssitzung des Bundesraths brachte Saatssecretär v. Bötticher vor Eintritt tn dte Tagesordnung dte sett der letzten Sitzung unrecht mäßigerweise erfolgte Veröffentlichung der Mtlitärvor- läge zur Sprache und theilte mit, daß von amtswegen etne strenge Untersuchung etngelettet sei. Der Reichs kanzler hat angeordnet, daß fortan sämmtltche Druck sachen des Bundesrathes, auch dte Tagesordnung, als geheim zu behandeln find. Als Ergebniß der schwebenden Erwägungen über dte stärkere Heranziehung des Tabaks verlautet, daß so wohl Tabakssteuer als Tabakszoll erhöht werden sollen, letzterer aber stärker, wodurch man hofft, den deutschen Tabakbau ausreichend zu schützen. Der deutsche Colonialrath nahm am Mittwoch folgende Resolutton an: 1) In Erwägung, daß nach den Erfahrungen tn den letzten Jahren dte Schutztruppe tn Deutschostafrika nicht ausreichend erscheint, um wich tige bedrohte Karawanenwege hinreichend zu schützen und gefährdete Vorposten der deutschen Interessensphäre genügend stark zu besetzen, hält der Colonialrath es für nothwendig, die Schutztruppe entsprechend zu ver mehren und demgemäß den Reichszuschuß zu erhöhen. Zugleich spricht der Colonialrath aus, daß es nicht seine Absicht ist, durch dte Vergrößerung der Schutz truppe krtegertsche Acttonen zu vermehren, sondern daß er damit erstrebe, dte friedlichen Beziehungen zu den eingeborenen Häuptlingen zu entwickeln und dadurch den deutschen Einfluß und die deutsche Herrschaft mehr zur Geltung zu bringen und das wirthschaftltche Leben zu fördern. Der Colontalraih empfiehlt besonders von diesem Gesichtspunkte aus organisatorische Maßnahmen zum Zwecke der Vorbereitung der für den Colonial dienst bestimmten Offiziere, Beamten und Mannschaf ten. 2) Der Colonialrath ist der Ansicht, daß dte fortschreitende Entwickelung des deutsch-ostafrikantschen Schutzgebietes dte Aufwendung größerer Mittel für öffentliche Kulturarbeiten, Wegebauten, Telegraphenan lagen, Hafenanlagen u. s. w. erfordert. Insbesondere erscheint es wünschenswerth, die Anlage einer Eisen- ' bahn in der Richtung auf Mpwapwa in Angriff zu i nehmen. In einer dritten Resolution ersucht der Co- / lonialrath dte Regierung, dte durch das Abkommen mit Frankreich tm Jahre 1885 bestimmte Grenze I zwischen der deutschen und französischen Interessensphäre tm Htnterlande von Kamerun b's zum Tschadsee gegen ; Uebergriffe zu schützen und tm Uebrtgen dafür Sorge ! zu tragen, daß auch von Westen her die Ausdehnung : nach dem südwestlichen Thetle des Tschadsee's gesichert . bleibe. Nach Schluß der Etalberathung behandelte der Z Colonialrath einen ihm vorgelegten Entwurf zu einer ' Verordnung, betreff, das Verbot der Einfuhr fremder Kupfermünzen in Ostafrtka. Etne weitere Berathung fand über Gewichte und Maße tn Ostafrtka statt. Der Fürst von Reuß j. L. gedenkt, wie verlautet, tn nächster Zett den Erbprinzen mtt der Führung der : Regierung zu betrauen. Etne bezügliche Vorlage ist » dem reußtschen Landtage zugegangen. d^esterrelly-Ungaru. z Der Ministerpräsident Graf Ta affe empfing am " Donnerstag den btshertgen Bürgermeister und Vice- ! bürgermetster von Reichenberg, Schücker und Prade. Der ungarischen Delegation, nachdem festgestellt war, daß die Beschlüsse der beiden Delegationen über- etnstimmten, übermittelte der Minister v. Kalay den Dank für die Opferwtlltgkett der Delegation und schloß hieran den Dank der Regierung. Nach einem Schluß wort des Präsidenten Ladislaus Tisza, tn welcher er der Bitte an dte Vorsehung um etn langes Leben für den König Ausdruck gab, wurde dte Session unter stürmischen Eljenrufen auf den König geschlossen. Frankreich. Dte französische Regierung hat dte Ausrüstung eines Geschwaders für Indo-China zur Uebersührung bedeutender Verstärkungen für dte dortigen Truppen angeordnet. Dte radtcalen Abgeordneten haben beschlossen, in der Kammer einen Antrag auf Subvention ausStaatS- mttteln für die ausständigen Bergleute tn Car- maux etnzubrtngen. Italien. Der römische Berichterstatter der „Daily News" meldet, er erfahre aus bester Quelle, daß seit einigen Tagen etn sehr lebhaften Meinungsaustausch zwischen dem Vattcan und der deutschen Centrumspartet über dte deutsche Mtlttärvorlage stattfinde. Der ' Vattcan wünsche dte Unterstützung Caprtvt's seitens