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5000 Mann zählende und vom Kongostaat ausgehende Expedition des Belgiers Kerckhove und erklärte, daß fie das zwischen dem Kongostaat und der britischen ostafrtkanischen Gesellschaft getroffene Ueberetnkommen, das die am oberen Nil gelegenen Gebiete betreffe, nicht anerkenne. Die englische Regierung hat jetzt gut protestiren; ehe der Protest irgend welche Folgen haben kann, ist ganz Wadelat von den Kerckhovtsten ausge plündert. Portugal. Die Lissaboner Regierung hat dem deutschen Poft. Kämpfer „Reichstag", der, von Hamburg kommend, eine an einer gastrischen Störung leidende Person an Bord hatte, den Befehl zuzehen lassen, unverzüglich den Tajo zu verlassen. Nun ist Portugal gewiß gerettet. Wenn es in seinem Schuldenbezahlen nur auch so sorgfältig aufpaßte, wie in diesen Dingen. Aus dem Muldenthale. -Waldenburg, 22. September. Die Seminaristen des hiesigen Fürstlich Schönburgischen Lehrerseminars brachten gestern Abend 8 Uhr ihrem scheidenden Dtrec« tor, Herrn Semtnardirector Mertig, einen imposanten Fackelzug. Der Zug bewegte sich unter Musikbeglei tung von der Obergasse durch die Otto Victorstraße nach dem Seminar, woselbst im Semtnarhofe die Fackelträger im Kreise Aufstellung nahmen; der Prt. mus der Anstalt hielt darauf eine kurze Ansprache an den Scheidenden, in welcher er denselben als Lehrer, Erzieher und väterlichen Freund feierte; die Ansprache endete mit einem Hoch auf den Herrn Director, wel- chcr in seiner Erwiderung darauf hinwtes, daß die gegenwärtigen Fackelträger einst Fackelträger des Geistes sein möchten, deren Fackeln im Seminar angezündet würden; sein Hoch galt dem Seminar zu Waldenburg. Alsdann nahm der Zug seinen Weg di.> Otto Victor- straße zurück durch die Obergasse, Markt, Johannis- straße, Topfgasse, Wetnkellergasse, Markt, Schloßstraße und Schloßplatz; dort wendete sich der Zug und kehrte auf den Markt zurück, auf welchem unter dem Ge sänge des Liedes: 6lauä6aiuu8 iAitur die Fackeln zu sammengeworfen wurden. Heute Vormittag fand in der Aula des Seminars ein feierlicher Abschieds-Actus und nachmittags 1 Uhr tm Saale des Schönburger Hofes ein Abschiedsmahl statt, worüber wir in näch ster Nummer berichten werden. * — Heute Morgen in der 4. Stunde wurde hier intensives Wetterleuchten beobachtet, gegen Morgen trat alsdann ein längere Zett anhaltender Gewitterregen ein, welcher den ausgetrockneten Erdboden ziemlich ein- dringlich durchfeuchtet haben dürfte. * — Die Herbftfeiertage der Israeliten — das Neujahrsfest, das Versöhnungsfest, das Laubhüttenfest und das Gesetzfreudenfest — haben am Mittwoch Abend ihren Anfang genommen. * — Gegenwärtig ist die Zeit, in welcher unsere Hausfrauen Kürbisse etnlegen. Wir bitten fie im Interesse unserer heimischen Bogelwelt, die Kerne der- selben nicht wegzuwerfen, sondern zu trocknen, da fie In diesem Zustande von den Meisen im Winter sehr Sero gefressen werden, die bet hohem Schnee und gro ßer Kälte oft Hunger leiden müssen. * — Vorigen Dienstag wurde im Klosterholze auf Remser Gutsbezirk die Leiche eines jungen Mannes, der sich erhängt hatte, aufgefunden. Bet der Leiche lagen ein dunkler Stoffrock, ein schwarzer, steifer Filz- Hut, eine Sptndeluhr mit Drahtkette und 2 Schlüsseln, ein Portemonnaie mit 8 Pfg. Inhalt und rinds lederne Halbsttefel mit Doppelsohlen. * — In Jerisau brach gestern Abend gegen 10 Uhr abermals ein Brand aus, welchem wiederum eine Scheune, zum Befitzthum des Herrn Tirschmann ge hörig, sowie ein Staügebäude zum Opfer fiel. * — Am 21. September '/<4 Uhr wurde tm Hotel „Stadt Hamburg" in Glauchau Beztrkslehrerver- sammlung für Glauchau-Stadt abgehalten, welcher auch Herr Schulrath Lötzsch beiwohnte. Herr Htlfslehrer Zeißig aus Altstadt-Waldenburg hielt einen Vortrag über „Die algebraischen Aufgaben in der Volksschule", wobei er auf seine vor kurzem erschienene Schrift: „Algebraische Aufgaben für die Volksschule" Bezug nahm. Das Ganze zerfiel in 2 Thetle, in einen theoretischen und in einen praktischen. Im ersten fan- den folgende Fragen ihre Beantwortung: 1. Was ver steht man unter einer algebraischen Aufgabe tm Linne der Volksschule? 2. Warum tft es berechtigt, alge- bratsche Aufgaben auch in der Volksschule vorzuneh men? (Uebt das Denken, wirkt als Räthsel und dtent zur Weckung, Belebung und Erhaltung des Interesses am Rechenunterrtcht.) 3. Wie ist mit solchen Auf gaben in der Schule zu verfahren? und 4. Welche j Grundsätze sind für Auswahl, Anordnung bez. Ver- f thetlung der Aufgaben auf den einzelnen Rechenstufen und für allgemeine Behandlung maßgebend. Der praktische Theil bot eine Menge recht netter Aufgaben, wobei gezeigt wurde, wie algebraische Aufgaben nach Form und Inhalt zu stellen und mit Kindern elementar (rein denkend und anschaulich) zu lösen find. Referent erntete für seine großen Fleiß und Gehalt bekundende Arbeit den wärmsten Dank der Versammlung. Hierauf folgte der geschäftliche Theil. Schluß '/»6 Uhr. — Der diesjährige Herbstjahrmarkt in Glauchau, welcher wegen zu kurz bemessener Frist nach Wieder- aufhebung des Verbots in dieser Woche nicht stattfin den kann, fällt, zufolge Rathsbcschlufses, gänzlich aus. I — In Würze« hatte, wie seiner Zeit gemeldet, j der Gartenbauverein an Kinder dortiger Schulen Pflanzen zu dem Zwecke vertheilt, damit in den Kleinen Lust und Liebe zum Gartenbau und zur Pflege der Blumen lebendig werd;. Diese Absicht ist insoweit von gutem Erfolge begleitet gewesen, als bei der am Sonn tage vorgenommenen Besichtigung der Pflanzen 20 Kinder mit Prämien ausgezeichnet werden konnten Ueber dieses Resultat herrschte in der Bewohnerschaft große Freude. Aus dem Sachsenlande. — Se- Majestät der König ist nach Beendigung der Corpsmanöver der 2. und 3. Division am Mittwoch Nach- mittag 1 Uhr 28 Min. von Zwickau in der Königl. Villa Strehlen wieder eingetroffen. Einer Einladung des Kai sers von Oesterreich Folge leistend, wird sich Se. Majestät am Sonntag Abend »zu den kaiserlichen Hofjagden über Wien nach Steiermark begeben- — Ihre Majestät die Königin erläßt im Inseratentheile des „Dr. Journals" folgenden Dank: „Bei der Feier des 25jährigen Bestehens des unter meiner Leitung stehenden Albertvereins sind mir und dem Vereine so zahlreiche Be weise herzlicher Theilnahme zugegangen, daß es mir Be- dürfniß ist, hierfür meinen Königl. Dank auch öffentlich auszusprechen. Strehlen, am 18. September 1892. Ca rola, Königin von Sachsen." — Das Organ der sächsischen Conservativen, das „Vater land", faßt die Forderungen für die Revision des conser vativen Parteiprogramms, welche der angekündigte konser vative Parteitag vornehmen soll, zusammen. Es wird in dem genannten Blatte u. A. verlangt: Abänderung des Wahlsystems, tbeils „um dem demagogischen Terrorismus zu steuern", theils „um der socialen Minderheit noch etwas mehr zur Geltung zu verhelfen"; Beschränkung der Frei zügigkeit und Rückkehr zur alten Heimathsgesetzgebung; gesetzliche Ausschließung der Juden von allen Staats- und Lehrämtern, Stellung derselben unter das „Fremden recht", Beschränkung der Preßfreiheit, insbesondere Garan tien für die Begründung von Zeitungen; Beschränkung der Gütertheilung und Regelung des Erbrechts nach deut schem, nicht nach römischem Recht. — Der Landesverband zur Förderung des Handfertig keitsunterrichts im Königreiche Sachsen hält Sonntag. 25. September, in Großenhain im großen Saale des Gesell schaftshauses seine Hauptversammlung ab. Derselben wird eine öffentliche Versammlung vorausgehen, in der Director Or. Wold- Götze in Leipzig Bericht erstattet über den gegenwärtigen Stand des Handfertigkeits- unterrichts. — Der Stadtrath zu Dresden hat emstimmig beschlossen, zur Unterstützung der Nothleidenden in Hamburg 5000 Mk., der Nothleidcnden in Altona 1000 Mk. und der Brandgeschädigten in Eibenstock 500 Mk. aus der Stadtkasse zu bewilligen. — Bus Leipzig wird geschrieben: Die Wahl der Wahlmänner für die Handelskammer hat eine Nieder lage der bisherigen Mitglieder der Kammer ergeben. Die Ursache davon ist jedenfalls die Stellung, welche die Leipziger Handelskammer bisher in der Kanalfrage eingenommen hat. Die neugewählten Wahlmänner, unter ihnen viele Fabrikanten von Plagwitz und Lin denau, sind größtentheils Anhänger des von Or. Heine begonnenen Elster-Saale-Kanals, einige find im Vor stande des Kanalvereins. Man wird wohl nicht fehl- gehen, wenn man voraussagt, daß nunmehr die Wider sprüche der Handelskammer gegen den Elster-Saale- Kanal nicht mehr wirken werten, daß demnach auch die ncuaufgetauchten Pläne wegen einer Kanalverbin dung Leipzigs mit der Elbe nur auf dem Papiere stehen. Daß die Handelskammer mit ihrer bisherigen Haltung nicht die Mehrheit der Industriellen hinter sich hatte, ist damit deutlich bewiesen. — Nachdem das königl. sächs. Ministerium das Verbot der Jahrmärkte u. s. w. aufgehoben hat, ist von vielen Seiten der Wunsch rege geworden, auch das Verbot der Leipziger Messe rückgängig gemacht, und die Messe, wenn auch erst am 3. October be ginnend, abhalten zu sehen. Wie verlautet, hat nun der Leipziger Gastwirthsverein die Initiative ergriffen, und an den Rath der Stadt eine Petition zu richten beschlossen, in der auf die Noth hingewiesen wird, die in dem nahenden Winter eine wahrscheinliche Folge des gänzlichen Ausfalls der Messe sein würde. — Im Krankenhause zu Plaue« i. B. befinden sich gegenwärtig noch — abgesehen von einigen Sol daten, die beim Manöver Beinbruch oder sonstige Verletzungen erlitten haben, vier Carabiniers, die am Typhus erkrankt sind, den Krankheitsstoff aber schon von Borna mit in die dortige Gegend gebracht haben, während in Plauen Typhusfälle nicht aufgetreten sind. — Der Stadtrath von Löba« giebt bekannt, daß an Sonn- und Festtagen die Fleischer, Milch- und Productenhändler vormittags von 7—9, '/-11 —12 Uhr und nachmittags von 6 - '/r8 Uhr feilhalten dürfen. Für die übrigen Geschäfte bleibt es bei den alten Bestimmungen. — In Radeberg ist die Ausstellung von Erzeug nissen dortiger Handwerksmeister sehr stark besucht. Am Sonntage allein wurden über 800 Einlaßkarten verkauft. Obwohl auf auswärtige Besucher unter ob waltenden Umständen gar nicht gerechnet werden konnte, waren fie doch gekommen. Der Großröhrsdorfer Gewerbeverein erschien allein mit 100 Mann. Was die Ausstellung selbst anbelangt, so war sie zwar nicht umfangreich, da nur 50 Meister ausgestellt hatten und die Klempner allesammt ausgebliebcn sind, — was aber ausgestellt worden ist, verdient ungetheilten Beifall. — In Mülse« St. Jacob wuroe am Sonntag der im 84. Lebensjahre stehende Wittwer Friedrich Flämig von dort in einer Düngergrube todt aufge funden. Offenbar ist der Mann in der herrschenden Finsterniß vom Wege abgerathen und in die Grube gefallen. — Während einer Ovation für Se. Königliche Hoheit den Prinzen Georg in Reichenbach versuchte ein Karabinier mit seinem Dienstpferde durch die Menschenmenge zu reiten. Las Pferd wurde scheu, warf den Reiter ab, riß vier Kinder nieoer und fügte denselben schwere Verletzungen zu. Die Menge kam in Verwirrung und in dem Bestreben, sich zu retten, wurden am Zaune eines Gartens vier Granitsäulen umgrworsen. — Die am Dienstag Abend in Hohenstein statt gefundene öffentliche Sitzung des dortigen Stadtge- meinderatyeS in Angelegenheit der Vereinigung mit Ernstthal hat eine Entscheidung noch nicht herbeigeführt, wohl aber soll eine gemeinschaftliche Sitzung der zu diesem Zwecke bestehenden Deputationen beider Städte in allernächster Zeit stattfinden und sich mit der Sache eingehend beschäftigen. Mtmb«rg, 22. September. Der Beleidigungs- Prozeß, welchen der frühere Staatsminister v. Leipziger gegen den Schriftsetzer Vogenitz, Mitarbeiter vom socialdemokratischen Wochenblatt „Der Wähler", ange strengt hatte, ist gestern Abend vor dem hiesigen Schöf fengericht beendet worden. Der Vertreter unseres früheren Staatsministers, Rechtsanwalt Rothe, sprach gegen 2 Stunden, und auch der Rechtsanwalt Hoff mann aus Leipzig redete länger als eine Stunde. Das Urtheil lautete auf 3 Monate Gefängniß, Tragung der Gerichtskosten und Erstattung aller dem Privat kläger erwachsenen Kosten. Der Andrang zu den Ver handlungen war abermals sehr groß. — Im Schan zenholze bei Knau ist aus einem Magazin, welcbes der hiesigen Pulverfabrik gehört, eine Schachtel Dy namit gestohlen worden. In der Schachtel lagen 40 Gelatine Dynamiipatronen und 6 sogenannte Schlag- Patronen. Der erste Staatsanwalt ersucht um schleu nigste Mittheilung aller Wahrnehmungen, welche auf den Einbruch Bezug haben und sichert eine Belohnung von 50 Mk. zu. — Die Truppen, welche in diesen Tagen hier in Quartier lagen, rückten heute früh ins- gesammt wieder ins Manöoerfeld, und zwar in die Gegend von Schwanditz und Zweitzschen. Eine un zählige Menschenmenge gab den Truppen das Geleit oder wanderte mit ins Manöver, wo sie allerdings zunächst mit einem strömenden Regengüsse überrascht wurden. — Auch die chemische Fabrik will ihr Ge schäftsjahr verlegen und beruft deshalb ihre Aktionäre zu einer außerordentlichen Generalversammlung auf Montag, den 10. October, in das Hotel „Wettiner Hof". Ber«M«yres. Als Beweis für den unausrottbaren Leichtsinn, der noch immer in weiten Schichten der Hamburger Be völkerung herrscht, theilen die Hamb. Nachr- folgenden Fall mit: Eine am Heidenkampsweg wohnende Frau kaufte von einer Grünwaarenhändlerin daielbst ein Pfund Aepfel. Die Händlerin fragte die Frau besorgt, sie werde doch die Aepfel nicht roh essen. wollen, worauf die Käuferin la chend erwiderte: „Die Aepfel sind zum Effen da und mir schadet das nichts." Gleichzeitig biß sie in einen Apfel hinein, ohne vorher die Schale entfernt zu haben. Im Hause wollte sie noch einen Apfel verzehren, doch hatte sie denselben noch nicht zur Hälfte genossen, als sie von einer schrecklichen Kolik befallen wurde und zusammenbrach. In diesem Zustande, noch mit dem halben Apfel krampf haft in der Hand, fand sie ihr Mann besinnungslos vor. Es wurde nun schnell zu einem Arzt und zu einer barm herzigen Schwester gesandt- Beide thaten ihr Möglichstes, die Kranke zu retten, allein vergebens. Sie wurde ins Krankenhaus geschafft, wo sie am Montag verstorben ist. In Nowawes bei Potsdam erkrankte am Dienstag unter choleraverdächtigen Erscheinungen eine Fabrikarbeiterin H. Dieselbe hatte am Abend vorher grüne Nüsse gegessen und sodann Weißbier darauf getrunken. Allerlei. Wegen Unterschlagung von 93,700 Mk. und wegen Betrug und Bücherfälschung wurde der Di rector der Dirschauer Creditgesellschaft, Preuß, von der Strafkammer in Pr. Stargard zu 6 Jahren Gefängniß und zu 3000 Mk. Geldbuße verurtheilt- Wegen Beihilfe erhielten der Arbeiter Nikolajewski und der Fischer Kied- rowski 18 Monate Gefängniß, Frau Kiedrowski 6 Mo nate. — Die Einweihung der restaurirten Schloßkirche in Wittenberg wird nunmehr definitiv am 31. October stattfinden. Die Uebergabe erfolgt an derjenigen Thür, an welche Luther vor 375 Jahren seine Thesen gegen den Ablaß angeschlagen hat. Daran schließt sich Festgottes dienst und historischer Festzug. — Zwei Vermählungen deutscher Prinzen mit bürgerliche.. Frauen haben letzten Dienstag stattgefunden: Die des Prinzen Ernst von Mei ningen mit Fräulein Jensen, und die des Prinzen Hein-