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angeblich definitiv die Reise über Naugard nach Barzin erfolgen, wenn es nicht wieder anders kommt. Minister Herrfurth wird aller Wahrscheinlichkeit nach der Rückkehr des Kaisers aus England von der Leitung des Ministeriums des Innern zurück treten. Es geschieht das aber weniger wegen der Meinungs verschiedenheiten in Sachen der Steuerreform, als viel- t mehr, um dem Premierminister Grafen Eulenburg j Platz im Ministerium des Innern zu machen. Der preußische Eisenbahnmintster hat eme Eingabe der Handelskammer für Ostfriesland, billigere Fracht sätze für den Getretdeversandt von den deutschen Rordseehäfen nach Rheinland-Westfalen zu bewilligen im Einverständniß mit dem Staatministerium ab- schläglich beschieden. Wie die „M. Allg. Ztg." anscheinend von dem Fi nanzminister Miquel erfahren haben will, sollen sich die Kosten der im Reichstage zu erwartenden Militär- vorlage über 60 Millionen Mark pro Jahr belaufen. Aufgebracht soll diese Summe angeblich durch eine Höherbelastung des Tabaks werden. Bei der städtischen Sparkasse in Berlin find im Vorjahre nur 2'/r Millionen Mark mehr eingezahlt, . als zurückgenommen. 1890 betrugen die Mehreinzah lungen aber über sechs Millionen Mark. Der Rück gang ist also bedeutend. Zu den am Montag beginnenden Beratungen der Vertreter der betheiligten Verwaltungen über die zoll- politischen Verhandlungen, welche Rußland an geregt hat, ist Seitens der deutschen Reichsregierung der Frhr. von Lamezan berufen worden, früher in Petersburg, jetzt in Amsterdem deutscher Consul. Herr von Lamezan ist einer der Vesten Kenner der land wirtschaftlichen Verhältnisse und Handelsbeziehungen beider Mächte. Wenn bet der Erörterung über die „Annäherung" von einzelnen Blättern wiederholt die Frage aufgeworfen wird, ob nicht das Verbot der Be leihung russischer Werthe durch die Reichsbank und die preußische Seehandlung aufzuheben sei, so erscheinen diese Debatten gegenwärtig ganz unzeitgemäß. Die Angelegenheit der russischen Werthe hat mit der Ange legenheit der Zölle gar nichts gemein. Ob und wann das Verbot aufzuheben sein wird, das hängt von den rein politischen Verhältnissen ab, und daß die wirth schaftlichen Zugeständnisse, welche Rußland etwa machen könnte, um gleichwerthige Zugeständnisse aus dem Ge biete der Zölle zu erlangen, an der Haltung desCzaren- reiches zu Deutschland einerseits und zu Frankreich andererseits im Uebrigen schlechthin nichts ändern, da rüber werden die Staatsmänner vom Newski-Prospekt weder lier noch anderwärts einen Zweifel lassen. Daß die Reichsregierung gerade jetzt das Beleihungsverbot nicht aufheben darf noch kann, ergiebt sich schon aus der Erwägung, daß eine solche Maßregel den Anschein erwecken müßte, als sehe sich Deutschland genöthigt, russische Zollermäßigungen, die mit deutschen Zoller mäßigungen gerade ausreichend bezahlt sind, noch durch besondere Zugeständnisse zu verkaufen. Es ist daher zu erwarten und zu verlangen, daß die russischen Unter händler eine solche Forderung nicht erst stellen, daß aber, falls sie gestellt würde, die brutschen Bevollmäch tigten sie, als nicht zur Sache gehörig, mit der nötht- gen Unzweideutigkeit zurückweisen. Zwischen den Hamburger Socialdemokraten amd dem dortigen Staatsanwalt Or. Romen ist ein «scharfer Conflict ausgebrochen, dessen Wellenkreise sich voraussichtlich weit hinziehen werden. Or. Romen bereits früher in einer Schwurgerichtsverhandlung «WlyMhrt, daß die Aussage eines Socialdemokraten »«chlos sei, da ein solcher keinen Anstand nehme, einen Mzn«tttz»zu leisten, wenn es gelte, einen Genossen zu -WltzüüoflHn einem vor Kurzem durchgeführten Pro- tzrffmH»KVden Redacteur der socialdemokratischen „Ge- WhriMtttfiwiederholle er diese Behauptung und zwar HktttzlbnHmr,«m dem Hamburger socialdemokratischen Parteiorgan „Echo" Gegenstand heftiger Angriffe, welche iHvrDeMchffaAAe von vier aufeinander folgenden MtÄgSM chHstlbeH-Anlaß gaben. Nun trifft die so- UKVKsAdHtiUMPMeileitung Anstalten, die Sache in ttKHckzDlNt «yüKnUL Es wird darüber aus Ham- v»M>ertO»t:tA»tzlA>-äHstem Dienstag werden soeben sechs Volksversammlungen einberufen, die Tagesordnung »vttetzanÄitiuSosivldtdirtMte und der Meineid. Als «MevsfiwiAeüsädifisMiW-agsabgeordneten Frohme, <Mdth«An?rOrol1M»HvrOid"Metzzer auftreten. Die L-mhgtturqi iDH^WädeüfirUllben Staatsanwalt vr. »MenchgStchMoA >16 »schs-jm schuf»« rom n,lchöU«lpBr«Äpl, .mMrqÄrMHvKiÄä isstMwOtzrach das 4. fran- WstfH .HtiqÜWMth'kiMS FSntainebleau auf Lau e,^«hl»ä,«p M§5 Uhr 12 Ml- 1id»modM.,5K»MMckiErntrn«ö^ Brie, wo «sr«,t ErRt^r«WEnI^SÄWK, Meaux und Provins zusammcntraf. Nach einer Besichtigung rückte HstdMegMelSvÜvMWNH^MiderdzsuqÄDkam um So«hiö>MNsn,öoKnMlÄaMsbnHH-biM Äkf dem MdedMKi^W»AachMÄW°SinH-Mttfin.MK ein Pft-ZtiNMßt Op bÜbeKM »T -Mrom» ,n„r „öv nun Los ämSonnoT stmH .n,ö,ilö>tz nrfur Die Berichte von der Insel Madagaskar, über welche Frankreich die Schutzherrschaft beansprucht, lauten ungünstig. Die eingeborene Homea-Regterung verbittet sich alle Einmischungen der Franzosen und kümmert sich um Pariser Reclamationen nicht einen Pfifferling. Bon Paris aus war bekanntlich fortwährend ge- meldet, die Cholera gehe zurück, der Gesundheits zustand lasse in der Stadt, wie in der Umgebung nichts zu wünschen übrig. Nun heißt es mit einem Male, in Argentueil bei Paris seien in letzter Woche „nur" hundert Personen an choleraähnlichen Krankhei ten, also an der Cholera, gestorben. Man fügt hin zu, diese hundert seien nur Arbeiter, welche sich schlecht nähren und Seinewasser trinken müssen. Das klingt ja fast, als ob es ganz gleichgiltig sei, wenn die „mi8vr» xied8" der Seuche erliegt, und man denkt gar nicht daran, daß einem Arbeiter das Sterben un- ter Umständen gerade so wenig angenehm ist wie den Bewohnern des Elyseeviertels in Paris. Am letzten Mittwoch sind nach amtlicher Angabe 250 Kranke in die Hospitäler zu Argentueil ausgenommen. Das Glockengeläut bet den Begräbnissen ist wegen der Masse derselben eingestellt. Es ist wirklich hohe Zeit gewesen, daß an der deutschen Westgrenze ebenfalls sanitätspolizeiliche Choleramaßnahmen angeordnet wur den. Die französischen Behörden sind aber im Ver tuschen den russischen vollauf gewachsen. England. Der deutsche Kaiser wird heute voraussichtlich die Insel Wight wieder verlassen und die Heimreise nach Potsdam antreten. Der Aufenthalt auf dem schönen Wight ist dem Monarchen in der angenehm sten Weise verlaufen, wenn der Kaiser auch mit seiner Dacht „Meteor" bei den Regatten keine directen Lor beeren, sondern nur Ehrenerfolge errungen hat. Die britischen Regattavorschriften sind Schuld daran, daß der „Meteor" nicht Sieger wurde, trotzdem er wieder holt zuerst am Ziele war. M't der Königin verkehrte der Kaiser in herzlichster Weise. Besonders freund- > lichen Empfanges erfreute sich der Ministerpräsident ! Lord Salisbury, dessen Amtsperiode dem Ablauf nahe ! ist. Denn schon am kommenden Montag wird im ! Parlament nach Verlesung der Thronrede das Miß trauensvotum der Gladstoneaner debattirt werden, dessen Annahme den Cabinetswechsel herbeisührt. Vom Pamir-Gebiet in Centralasten, wo die Russen sich einzunisten beginnen, werden Zusammen stöße gemeldet. Es wird den Engländern sauer wer den, die vordringenden Russen wieder zurückzuwerfen. Die am Montag zur Verlesung kommende Parla mentsthronrede wird sich fast ausschteßlich mit der auswärtigen Politik beschäftigen. Eine große Versammlung von Vertretern aller englischen Bergleute hat in Birmingham stattgefunden. Es handelte sich um eine Beschränkung der Kohlen förderung. Aus Dublin wird über dort stattgehabte Krawalle berichtet: Nachdem bereits am Mittwoch recht ernst liche Zusammenstöße zwischen Parnelliten und Anti- parnellilen stattgefunden hatten, erneuerten sich die Un ruhen am Donnerstag. Als die Polizei tnterveniren wollte, fielen beide Parteien über die Polizisten her. Schließlich mußte das Militär einschreilen. Aus beiden Seiten gab es eine Anzahl Verwundeter. Einige dreißig Personen find verhaftet. Es steht bereits fest, daß Gladstone Premiermini ster, Roseberry Minister der auswärtigen Angelegen heiten, Arthur Harcourt Kanzler des Schatzamtes und John Morney Obersecretär für Irland werden. Nrnstland. Ueber die Ermordung des Arztes vr. Moltscha- nowskt in Chevatinck, von welchem der Pöbel behaup tete, er habe die Cholerakranken vergiftet, liegen jetzt genauere Berichte vor. Der Unglückliche war erst 33 Jahre alt und verheiratet, und die Aufopferung selbst. Er wurde auf offener Straße mit Knüppeln todtge« schlagen und dann noch der Kopf an einem Prellstein zerschmettert. Bulgarien. Die bulgarische Regierung veröffentlicht immer neue Actenstücke gegen Rußland, welche, wie die früheren, aus dem Archiv der Bukarester russischen Gesandtschaft stammen. Der Dieb, welcher die werthvollen Docu mente stahl und sie nach Sofia verkaufte, scheint gründ- lich aufgeräumt zu haben. Montenegro. Aus Cettinje wird gerüchlweise gemeldet, Fürst Nikolaus von Montenegro habe Kenntniß von einer Verschwörung erhalten, welche auf seine Absetzung hinarbeiten soll. Compromittirte Personen verlaffen eiligst das Land. Aus dem Muldenthale. *Waldeuburg, 6. August. Se. Durchlaucht der ! Prinz Stgismuno von Schönburg Waldenburg ist von I Schloß Belgershain wieder hierher zurückgekehrt. — I Desgleichen ist der Lieutenant im Garde-Kürassier- Regiment, Herr Baron von Arnim, in Gemeinschaft mit Sr. Durchlaucht dem Prinzen Friedrich von Schönburg-Waldenburg gestern Abend hier elnge- troffen, und zwar haben beide Herren den Weg von Berlin bis Waldenburg zu Pferde bequem in zwei Tagen zurückgelegt und werden, wie wir hören, morgen auf dieselbe Weise auch wieder nach Berlin zurückkehren. * — Der Erneuerungsbau am Kirchengebäude hier- selbst schreitet rüstig vorwärts. Im Laufe des heu tigen Vormittags wurde der große Thurm gehoben und aus diesem Anlaß das oberste Gerüst mit grüne» Bäumen geschmückt. Der neue Thurm ist wesentlich höher und in seiner Form bedeutend schlanker als der frühere. * — Nach Falb dürfte um den 8. d., einem kritt- schen Tage 2. Ordnung, wieder eine Zunahme der Nie derschläge eintreten, ebenso um den 15. d. infolge des Aequatorstandes und der Erdnähe des Mondes. * — Gefechtsmäßige Schießübungen des 9. Infanterie- Regiments Nr. 133 finden am 11„ 12., 13. und 15. August d. I. von vormittags 6 bis nachmittag» 3 Uhr zwischen Thurm und Voigtlaide, in der Rich tung gegen den Albertinenhof statt. Die Gefahren- grenze bildet im Westen der Mülsengrund, im Osten die Verbindungslinie zwischen den beiden Forsthäusern im Rümpfwalde und dem Albertinenhofe, im Süden die Kunststraße Zwickau-Lichtenst-in, im Norden die Linie Haltestelle Niedermülsen-Boigtlaide. Der Ver kehr innerhalb dieses Geländes ist zu den angegebenen Zeiten untersagt. Den Weisungen der aufgestellten Militärposten des obengenannten Regiments ist Folge zu leisten. — Das kleinste Rittergut in Sachsen liegt bet Wurzen; es ist das rittersäsfige Rittergut Meders schillert, am linken Muldenufer, 1/s Stunde oberhalb Wurzen gelegen. Dieses Rittergut besteht aus nichts weiter als einem einstöckigen Hause (das Herrenhaus) und wenigen Nebengebäuden und einem circa 1 Acker großen Garten. Felder, Wiesen, Wald fehlen! Der jeweilige Besitzer dieses „Rittergutes" hat Sitz in der ersten sächsischen Kammer. Das Gul besaß zuletzt der zu Anfang dieses Jahres in Dresden verstorbene Herr vr. von Zeschau und ist jetzt von dessen Erben, drei Gebrüdern von Rochow, an einen Herrn von Brelow, Rittmeister in Berlin, verkauft worden, welcher später die alten Baulichkeiten wegreißen und ein vtllenartigeS Schlößchen darauf errichten lassen wird. Der Kauf preis für dieses „Rittergut" betrug 15,000 Mark! Atts dem GaHserrlande. — Nach einer statistischen Zusammenstellung über die Sparkaffen im Königreich Sachsen betrugen in den 4 Kreishauplmannschaften Bautzen, Dresden, Leipzig und Zwickau in den ersten 6 Monaten des laufenden Jahres bei 232 Kassen die Anzahl der Einzahlungen 799,201, die Höhe 71,532,527 Mark, die Anzahl der Rückzahlungen 569,240, die Höhe 67,666,289 Mark. In der Kreishauptmannschaft Zwickau speciell wurden im Monat Juni bei 29,349 Einzahlungen 3,252,251 Mark cingezahlt und bei 21,812 Rückzahlungen 3,380,506 Mark zurückbezahlt, so daß am Schluß des Monats Juni ein Kassabestand von 1,694,818 Mark verblieb. — Auf Anordnung des Königlichen Ministeriums des Innern werden gegenwärtig leitens des Königlichen steno graphischen Instituts zu Dresden durch Versendung von Fragebogen an die sämmtlichen Stadträthe des Lande- statistische Erhebungen darüber angestcllt, ob und in wel chem Umfange in den städtischen Verwaltungen Gebrauch von der Stenographie bei der Protokollierung und Conci- pirung gemacht wird und bez ob und inwieweit die Kenntniß der Stenographie bei Anstellungen im städ tischen Dienste zur Bedingung gemacht wird. — In Leipzig vegann am Montag der Bau einer großen für 1000 Patienten berechneten Baracke htn'er dem Pathologischen Institut, um gegen etwa auftretende Epidemien rechtzeitig gesichert zu sein. — Betreffs der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe veröffentlicht die König!. Amlshauptmannschafl Leipzig folgende Bekanntmachung: „Denjenigen Gewerbtreiben- den, welche überhaupt zum Handel mit den nachstehend genannten Waaren befugt sind, ist an Sonn- und Fest tagen — mit Ausnahme des ersten Weihnachts-, Ostsr und Pfingsttages, des Charireitages, des «.odtensonn« tagrs und der Bußtage — der Handel mit warmen Würstchen, Wurst, Obst, Eiern und Fischwaaren wäh rend des ganzen Jahres, mit Fruchteis, eiNifachew Zuckerzeug, Mineralwässern, Blumen und Blumenge winden in den Monaten April bis mit October, jedoch nur innerhalb des Gemeindebezirkes ihres Wohnortes oder ihrer gewerbli üen Niederlassung auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen und anderen öffentlichen Or ten vorbehälilich verkehrspolizeilicher Beschränkungen IN der Zeit von 4—9 Uhr nachmittags, jedoch unter Ausschuß der Zeit eines etwaigen NachmillagsgotteS- dienstes für den Ort, gestattet. Zu anderen Tages zeiten und außerhalb dieses Gemeindebezirkes ist dieser Handel den bezeichneten Personen nicht gestattet. Der Handel mit Semmel und einfachem Bäckerkuchen ist, wie der Handel mit Brot und weißer Bäckerwaare