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Nr. 156. — 8. JaljiMNs,. Dir jeden Wochentag Abend (mit Datum der salzenden Tage-) zur Versendung gelangende „Sli «Wiche LandeS-Anzeigcr? mit täglich einem besondere» Unter- haltungsblatte nnd mit dem Extrabeiblatt Lustige« Vildcrbinü lostet bei den Ausgabe stellen monatlich?«)Psg., bei den Post-Anst. ?5 Pf. (1888er ZtgS.-PreiSliste Nr. 5035.) Für Abonnenten erscheint je einmal iin Jahr: Sommer-Eiseiibahnfahrvlaiihest für Sachten. Ki'nter-Eisenbahiifnhrplaiiheft für Sachten. Jltustt. Kalender de« Sächsische» Landbottn. JlIüstr>rte«IahreSbuchdksl!andkS.»I»zeiiicrs. Mit täglich einem besonderen 4. Sächsisches Allerlei Sächsischer Miles-Meigtk mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüringen. Untcrhaltimgsblatt: 1. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 5. Jllnftrirtes Unterhaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra Sonnabend, 7. Juli 1888. »»zeigend«!« de« „Sächs.Lmde«.«»,elaere'r Raum ein« schmale» CorvuSzeil« ln Pfa. Bevorzugte Stelle (Isvalt.PetitzeileM Pf. BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von AnSwä tS wolle ma« JnsertionSbetrag (in Briefniarken) beifüge« (je 8 Silben CorpuSschrist bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahme nur bi» Vormittag. Peklllg: Almckr Wiek Buchdrnckrrri, Ctzencuitz. Theaterstraße 8 (Fernsprechstelle Nr. 186). Telegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. 3 Sächsische Gerichts-Zeitnng Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Ortsbeliördliche Bekanntmachungen. Der Gemeindevorstand von Löbenhain veröffentlicht Folgendes: Wege» Beschüttung und Abwalzung des durch Üöbenhainer Flur von Grüna nach Wittgensdors führenden Comminiicationsweges wird derselbe vom 7. dis. Mts. an für allen Fährverkehr zwischen der Leipzigorstraße nnd der von Limbach über Siegmar nach Chemnitz führenden Straße bis auf Weiteres gesperrt. Der Verkehr wird über Kändlcr—Hartmannsdorf gewiesen. Telegraphische Nachrichteil. Vom 5. Juli. Wien. Das „Neue Wiener Tageblatt" veröffentlicht „zur Krankheitsgeschichte Kaiser Friedrichs" aus der Feder „einer medi zinischen Autorität" einen scharfen Artikel gegen Macken-ie, der, ein wenig bedeutender Arzt, durch allerlei Jntriguen zur Leitung der ärztlichen Behandlung des Kronprinzen und Kaisers berufen, durch seine Behandlung das Nebel nur verschlimmert habe; durch seine Operationen vom Munde aus hätte er die Gefährlichkeit der Krank heit erhöht. Aber auch die deutschen Acrzte treffe ein Vorwurf: durch Unwissenheit allein könne Mackenzies Handlungsweise nicht er klärt werden; sie hätten früher ihre Stimme erheben sollen zu dem Rufe, cs sei Alles Lug und Trug, was Mackenzie sage. Als Autor des Artikels gilt hier Professor I)r. Störk, der schon früher durch feine scharfen Angriffe auf Mackenzie Aufsehen erregt hat. Störk war unter den von den deutschen Autoritäten im Mai 1887 vorge schlagenen fremden Aerzten (Störk-Wien, Rauchfuß-Pclersburg, Fanvel- Paris, Mackenzie-London), wurde aber damals ebersowenig berufen, als im November nach San Remo, wohin bekanntlich Schrötter von Wien ging. Paris. Der „Gaulois" theilt mit, daß der oberste Kriegsrath in der letzten Sitzung wichtige Beschlüsse über die Befestigung der Ostgrenze gefaßt habe, die das seit l5 Jahren angcwendete System umstießen. Die durch diese Beschlüsse und durch neue Erfindungen nothwendig gewordenen Ausgaben würden das außerordentliche Budget des Kriegsministeriums ui» 620 Millionen erhöhe». Die für die Ergänzung des Armeematerials durch die Gesetze von 1875 nnd 1881 gewährten-Credite erreichen damit die Höhe von 3 Milliarden 833 Millionen. London. Der „Times" wird aus Alexandrien telegraphirt: Zobehr, welcher noch immer lebhafte Beziehungen mit dem Sudan unterhält, behauptete, der „weiße Pascha" am Bahr-el-Gazelle sei Emin Pascha, welcher die Absicht geäußert habe, dorthin durchzu brechen, wenn er bedrängt werde. — I» dem Libcllprozesse O'Donnell's gegen die „Times" hat das Gericht ein Urtheil zu Gunsten der „Times" gefällt. (Vergl. u. England.) Politische Rundschau. Chemnitz, den 6. Juli. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm traf am Donnerstag Vor mittag nach 9 Uhr von Potsdam im Königlichen Schlosse zn Berlin ein, woselbst späterhin unter dem Vorsitz des Monarchen ein Mini- stcrialrath stattfand, an welchem alle Minister theilnahmen. Nach Beendigung der Berathungen verblieb Fürst Bismarck, der nunmehr nach Friedrichsruhe reist, noch einige Zeit zum Vorträge beim Kaiser. Um 2 Uhr empfing der Kaiser auf dem Anhalt« Bahnhofe den König und die Königin von Sachsen nnd fuhr mit denselben, von lebhaften Hochrufen der Bevölkerung begrüßt, in das königl. Schloff. Am Abend begaben sich die sächsischen Majestäten mit dein Kaiser nach Potsdam. — An Kaiser Wilhelm II. ist aus Anlaß seiner Thronbesteigung und der damit verbundenen Uebernahme des obersten Kirchenrcgi- mentcs in Preußen von dem evangelischen Oberkirchenrath eine Hul digungs-Adresse gerichtet worden, worauf Se. Majestät unterm 29. Juni eine sehr huldvolle Antwort ertheilt hat. — Der Londoner „Standard" bringt folgende Sensationsmel dung: Es wird in Petersburg viel von einer bevorstehenden Ver lobung einer Schwester des deutschen Kaisers mit dem Großfürsten- Thronfolger Nikolaus von Rußland gesprochen. Der Zar hätte seine Zustimmung zu dein Plane ertheilt. Der „Standard" fügt hinzu, Fürst Bismarck sei immer einem solchen Plane geneigt gewesen. Das war sei» Hauptgrund gegen den Battcnbergcr HeirathsBan, der die Verbindung einer Schwester der Prinzessin Victoria mit dem Groß- fürstcn-Thronfvlger iinmvglich gemacht haben würde. — Die „Kreuzztg." erklärt die Nachrichten eines rheinischen Blattes über die Urheber der letzten Thronreden für total erfunden. Die Thronreden seien in der Hauptsache vom Kaiser ausgegangen. Ob und wie weit derselbe die von den einzelnen Ressorts eingereichten Notizen berücksichtigt habe, müsse dahin gestellt bleiben. Das ge nannte Blatt behauptet steif und fest, eine KabinetSordre (die, welche den Rücktritt Herrn von Puttkamers veranlaßte,) Kaiser Friedrichs sei von anderer Seite gefälscht worden. Das heißt doch mit anderen Worten, an Kaiser Friedrichs Hof sei es bezüglich der Jntriguen schlimmer zugegangen, als am Hose des Sultans es zugeht. Ange sichts solcher Aufstellungen erscheint die allerschärfste Untersuchung denn doch angebracht. — Der neue preußische Minister des Innern, Herr Herrfurth, ist, wie die „Köln. Ztg." mitzutheilen weiß, bisher ein warmer, überzeugter Verfechter des konseroativ-nationalliberalen Wahlkartells gewesen, und wird auch ferner ein treuer Freund des Zusammen haltens aller gemäßigten Parteien bleiben. Nach demselben Blatt sind alle Nachrichten von Verhandlungen mit dem Herzog von Cumberland zu Lebzeiten Kaiser Friedrichs, um einen Verzicht des Herzogs auf Hannover herbeizusühren, total erfunden. — In Fulda waren am Mittwoch die Preußischen Bischöfe ver" sammelt. Dieselben beschlossen eiste Ergebenheitsadreffe an denKaiser- Die nächste Bischossconserenz soll in der zweiten Augustwoche eben falls in Fulda zusammentreten. — Die sommerliche Stille ist mit Macht hereiugebrochen! Es war auch ein Bedürfuiß, nach der wocheulangen Unruhe endlich wieder einmal frei, ohne drückende Sorgen für das Staatsleben aus- athmen zu können. Wie lange haben diese Sorgen nicht angedauert! Eigcmlich seil Frühjahr 1887, als die Krankheit des damaligen deutschen Kronprinzen deutlich in die Erscheinung trat. Diese Sorgen haben dem alten guten Kaiser Wilhelm das Herz gebrochen, sie habe» Millionen Deutschen die Augen init Thränen gefüllt. Und nun ist eine Ruhepause eingmrelen! Wie von einem Alp befreit hebt sich die Brust, zuversichtlicher wendet sich der Blick wieder in die Zukunft. Von alle«, Seiten kommen Versicherungen und Zeichen der Friedens- link worin nrrch. die Versichern Ni)pn nicht anur sinonap Wahrheit enthalten mögen, es innß befriedigen, daß wcnigstens im Augenblick keinerlei ernste Kriegsgefahr droht. Seil langer Zeit ist der Politische Himmel nicht so frei von allen Wetterwolken gewesen; die Staacskunst des deutschen Reichskanzlers, der in seiner Friedens liebe, Ruhe und Kaltblütigkeit nicht ermüdete, hat einen bedeutenden Triumph errungen. — General von Caprivi, dessen Entlassungsgesuch nach mehr fachen Mittgeilungen bereits genehmigt sein soll, leitet zur Zeit noch die Geschäfte der Admiralität. — Der bevorstehende Wechsel der Leitung in der deutschen Ad miralität interessirt in weiten Kreisen, und zwar um so mehr, als bisher kein wirklich triftiger Grund für den Rücktritt des Admirali- lätschess von Caprivi bekannt geworden ist. Herr von Caprivi hat sich in seiner Stellung durchaus bewährt. Was unter seiner Leitung geschaffen ist, ist außerordentlich. Vor allen Dingen ist der in der Marine srühcr herrschende Mangel an Officieren und Mannschaften beseitigt worden. Vor vier Jahre» noch fehlten uns fast zehntausend Man» für die Mobilmachung; wir hatten thatsächlich mehr Schiffe, als wir bemannen konnten. Aber General von Caprivi hat sich Leidenschaftliche Herzen. Roman von Karl Zastrow. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Er trat mit einem bitteren Lächeln an das Fenster, riß es auf und bot seine erhitzten Wangen der erfrischenden Nachtluft dar. Es war bereits still in den Straßen. Hoch über ihm ragte das Sternen- mecr in seiner unermeßlichen Reinheit und Klarheit und goß auch ihm einen Schimmer seines namenlosen Friedens in die Seele. Die kaum erschlossenen Blätterknospen der beiden knorrigen Linden, welche vor dem Hotel standen, zitterten in dem magischen Lichtglanz, den die beiden am Hause befindlichen Laternen, riesigen Feuerungen gleich, ausströmten. Er war eine so milde, heitere und laue Nacht, wie sie der Genius des Frühlings bietet, bevor er im Gluthenmeer des Sommers versinkt. Sinnend stand er eine Zeit lang. Noch zog sich kein leitender Strahl durch das Chaos seiner Entwürfe, nur das Eine fühlte er klar, daß seine Ehre beleidigt war, daß die Schmach gesühnt werden müsse, die das pflichtvergessene Weib auf seinen Namen gehäuft. Mochte ihr Verschwinden nun eine Ursache haben, welche es wolle, nun und nimmer verläßt eine Frau von Ehre und weiblicher Würde ohne Vorwisscn des Gatten diesen mitten in der Nacht. Er wollte den Sachverhalt ermitteln und sich dann auf gesetzlichem Wege von ihr alle Zeit lossagcn. In diesem Gedanken schickte er sich an, das Fenster zu schließen Er wandte sich nach dem Innern des Stübchens zurück, aber sein müdes, überwachtes Auge vermochte den stechende» Lichtglanz der Kerze nicht zu ertragen, und noch einmal wandte er sich dem heitere», friedcnspcndcnden Nachthimmel zu, an dem das Gold der Sterne be reits im Erbleiche» begriffen war. Gleichzeitig wehte ein kühler Hauch erfrischend über seine Stirn Rauschend ging es durch die Wipfel der Linden, die stärker zitterten, während ihre riesigen Schatten in dem verdämmernde» Schein der Laternen phantastische Tänze aufführten. Ein Hahnenschrei schlug an sein Ohr. Er warf einen Blick auf die Uhr. Die dritte Stunde war bereits vorüber. Langsam schritt er nach dem Svpha, ans dem er sich ruhend nieder ließ. Er wollte so bis zum Anbruch des Tages verweilen, den» eine Stunde ruhigen Schlafes glaubte er bei der furchtbaren Erregt heit seines Gcmüthes nicht mehr erwarten zu dürfen. Da wurde Plötzlich ein rascher leichter Tritt draußen auf dem Corridor hörbar, und einen Augenblick später ward die Thür hastig geöffnet. Ein Ausruf der Ueberraschung entfuhr seinen Lippe». Die Gattin trat ein. „Welche merkwürdige Selbstbeherrschung und zugleich welche Frechheit!" dachte er, als er sah, wie Anna in ruhiger Haltung, als kehrte sie von einem gewohnten Ausgange zurück, bis in die Mitte des Zimmers trat, den Mantel ab und über eine Stuhllehne warf und sich dann, indem sie die Bänder ihres Hutes löste, zu ihm mit den Worten wandte: „Guten Morgen, Edmund! Nun, Du bist noch wach, wie ich sehe?" oder vielleicht schon wach?" Er hatte sich vorgenommen, sie gar nicht anzusehe», ihr ver ächtlich de» Rücken zuznkehren, aber eine Art fieberhafter Neugier trieb ihn, zu ergründe», wie weit wohl die Berstellungsknnst des treulosen Geschöpfes gehen könne. So musterte er denn ihre Züge mit einem cigenthümlichen forschenden, aber unnennbar geringschätzigen Blick, der nur dann, während er langsam an ihrer Figur zur Erde niederglitt, den Ausdruck verächtlichen Hohnes annahm. Aber sonderbar, ihr Antlitz blieb dasselbe. Nicht das leiseste Zucke» von Unwillen oder Beschämung ging durch diese marmornen Züge, die gleichwohl bestimmt schienen, jede leise Regung der Seele widcrzuspicgel». Ihr Auge blickte so unbefangen, so klar und offen, wie das eines schuldlosen, heiteren Kindes. Ruhig und sorgfältig legte sie den Hut auf das unter dem Spiegel stehende Marmortischchcn. „Du zürnst mir, Edmund?" sagte sie dann sanft; „denkst Schlimmes von mir? Ich glaub's wohl! Ich war unbescheiden gegen Dich gestern Abend, rücksichtslos, fast grob bei Deinen gutgemeinten Worten. Es war sehr unrecht von mir, aber hättest Du gewußt, wie wild es in meinem Inner» stürmte!" „Was wollen Sie noch, Madame!" fragte er ironisch mit einem grausamen Lächeln; „fassen Sie sich kurz, wenn ich bitten darf!" „Höre mich an, Edmund!" sagte sic mit jenem schmeichelnden, melodischen Tone, der einst sei» Herz erbeben machte; „schenke mir eine einzige Stunde ruhiger Aufmerksamkeit. Ich bitte Dich herzlich darum. Es soll klar werden zwischen uns, Edmund!" „Ich denke, es ist klar genug zwischen uns!" klang es rauh von seinen Lippen; „es weiß wohl Jedes, wie es mit dem Andern daran ist." Sie schüttelte leicht den Kopf. „Nicht ganz, Edmnnd! Du hast cS zwar deutlich genug gestern Abend ausgesprochen in den Worten: nicht mit der Ausbildung des Menschenmaterials begnügt, die ganze Tvrpedoflotte ist unter seiner Verwaltung geschaffen; er ist der Erste gewesen, welcher die Nothwendigkeit erkannte, schnelle Avisos und schnelle kampffähige Kreuzer zu schaffen, und es ist ihm gelungen, nicht nur die einmüthige Zustimmung des Reichstages für diese Bauten zu erlangen, sondern er hat auch eine Durchschnittssumme für Neubauten zur Anerkennung gebracht, die eine Ergänzung und Becmehrung der Flotte so sichert, daß sie im Stande ist, ihre Auf gabe zu erfüllen. Herrn von Caprivi's Name wird deshalb eng) verknüpft mit der Geschichte der Entwickelung der deutschen Flotte! bleiben. ! — Landesverrathsprozeß in Leipzig. Am Donnerstag fanden die Playdoyers unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Der Reichs-, anwalt Galli beantragte gegen Dietz 14 Jahre, gegen Frau Dietzi 7 Jahre, gegen Färbereibesitzer Appel 8 Jahre Zuchthaus. Die Urtheilsverkündigung findet Montag Mittag 12 Uhr statt. — Bei der Landtagsersatzwahl in Fürth für Evora (Demokrat), dessen Wahl ungiltig erklärt worden war, wurde Bürgermeister Or. Schuh in Erlangen (freisinnig) mit 108 gegen 94 Stimmen gewählt. — In Paris geht das Gerücht, daß neue deutsche Maßregeln an der clsässischen Grenze bcvorstehcn; man glaubt, daß der Eintritt in Deutschland auch von den nichtfranzösischen Grenze» aus den Franzosen verboten werden soll. Eine Bestätigung dieser Gerüchte liegt »och nicht vor. — Die deutsche Plantagen-Gesellschaft beabsichtigt, sich zu ver größern und als deutsche afrikanische Planlagen- und Handelsgesell schaft ihre Wirksamkeit fortzusetzen. — Das neue Kolonialgesetz vom 15. März d. I. hat es er möglicht, nunmehr auch die Regelung der Rechtsverhältnisse in den Schutzgebieten von Kamerun und Togo vorzunehmcn. Am 2. Juli ist die kaiserliche Verordnung unterzeichnet worden, welche diese Rechtsverhältnisse zum Gegenstände hat. Die Verordnung lehnt sich in ihrem Inhalt an die Verordnungen an, welche unter dem 15. Juli 1886 und 20. Juli 1887 für die Neu-Guinea-Kompagnie ergangen sind unter der Berücksichtigung aller Erleichterungen, welche das neue Kolvnialgesctz ermöglicht hat. Die Verordnung für Kamerun und Togo hat im Ganzen 21 Paragraphen. Oesterreich-Uttgarn. Wie aus Wien berichtet wird, hat am Mittwoch der Ausmarsch der zur Verlegung nach Galizien bestimmten Regimenter begonnen. Dieselben werden in Jaroslau, Przemysl und i» den Barackenlagern in der Nähe von Zeszow Quartier beziehen. Wie es heißt, werden die in Galizien stehenden Infanterieregiment« vom 1. September ab mit dem 8-Milliineter-Repetirgcwehr ausge- in Petersburg schreibt bas ungarische Mciiisterorgan „Nemzet", man finde in diesem Eceigniß um so weniger Grund zu Befürchtungen, als ma» überzeugt sei, daß in Petersburg nichts ohne Verständigung und Zustimmung des Wiener Kabinets geschehen werde. Im Gegen- theil seien diejenigen im Rechte, die von der bevorstehenden Kaiser- bcgegmcng eine Erleichterung der Lösung aller schwebenden Fragen erhoffen. Frankreich. Der Marineminister hat eine Commission er nannt unter dem Vorsitz eines Contreadmirals, welche im Falle einer Mobilmachung des Mittelmeergcschwaders die betreffenden Schiffe in- spiciren soll. — Die Franzosen, welche bei Audnn-le-Roman muth- willigerweise einen deutschen Grenzpfahl ausgerissen hatten, werden demnächst in Nancy vor Gericht erscheinen. England. In London ist der Verlauf des großen Ver- lcnmdungsprozesscs, welchen der frühere irische Abgeordnete O'Donnel gegen die „Times" angestrengt hat, der klagenden Partei bisher wenig günstig. In den Händen des Gencralanwalts Webster, des Haupt- vcrtheidigcrs der „Times", gestaltet sich der Prozeß zu einer schweren Anklage gegen die Führer der irischen Nationalliga. Webster hat vor Unsere Liebe ist von Anfang an weder tief noch stark genug gewesen, nm alle Wcchsclfälle des Lebens zn überdauern, um sich nicht in Gleichgültigkeit aufzulösen durch die Macht der Gewohnheit. Aber dennoch liegt Manches zwischen uns, was der Aufklärung bedarf. Das weiß ich wobl, Edmund, daß ich Dein Herz vollständig aus füllte, daß Du Manches anders an mir wünschtest, und Deine Zu neigung zu mir war nicht von jener Art, wie es in der Bibel heißt: Die Liebe trägt Alles. Ach! wäre das gewesen, dann hättest Du wohl diejenigen Seiten meines Charakters, die Dir fehlerhaft er schienen, nicht mit dem Blicke des Richters, sondern mit dem Auge der Liebe beurtheilt. O! ich hätte wohl diese Rücksicht verdient, Edmund! denn ich war Dein Weib geworden, ohne Dich zu lieben." Edmund versuchte zu lächeln, aber seine Lippe zuckte, als wäre sei» Herz von einem stechenden Schmerz erfaßt worden. „Warum hast Du mir das nicht gesagt, als ich um Dich warb?" fragte er dumpf. „Das, Edmund, ist der einzige Fehler, den ich mir gegen Dich zu Schulden kommen ließ. Ja, ich hätte es Dir sagen müssen, daß ich nie und nimmer mit der ganzen Gluth einer ersten Liebe an Dir hangen konnte, weil mein Herz bereits erfüllt war van einem Bilde, das unwandelbar seinen Einfluß auf all' mein Denken und Fühlen behauptet. Aber ich war ein armes, verlassenes Mädchen, der Tyrannei eines rohen, niedrig denkenden Impresario nnd dessen ebenso gemeiner Tochter anheim gegeben. Ich seufzte nach Erlösung. Ich hielt den Gegenstand meiner ersten und einzigen Liede für todt, glaubte aber dennoch, daß ich die Gattin eines brave» und recht schaffenen Mannes werden könnte, der mich rettete von dem Fluche des Alleinstehens. Da tratst Du mir entgegen, so edel und gut, so ganz meiner Achtung, meiner Ehrerbietung würdig. Anfangs, Deine wahren Absichten verkennend, floh ich Dich, wie allen Männern, die sich mit schönen Redensarten nnd Schmeicheleien mir zn nähern suchten; dach als Du mich offen nnd eyclich fragtest, ob ich Dein Weib werden wollte, willigte ich mit tausend Freuden ein. Nur das Eine verlangte ich von Dir, daß Du meinen Beruf thcilen solltest. War doch meine Kunst das Einzige, was mir von Allem, was ich liebte, geblieben war. Ich hatte mir vorgcnommcn, Alles zu thuii, Ivas ich Dir nur an den Augen absehcn konnte; Deine Dienerin, Deine Sclaviu wollte ich sein für Alles, was Du an mir gethan. Da solltest nie erfahre», daß mein Herz Dir nicht gehören konnte, weil cs in steter Erinnerung a» dem geliebten Tobten hing. Ich Ter heutige» Nummer des Sächsische» Laudeö-Anzcigers liegt bei das Beiblatt „Jilustrirteö tittterhaltuttgSvlatt".