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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188806146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880614
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880614
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-06
- Tag 1888-06-14
-
Monat
1888-06
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.06.1888
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Augenleiden» die Ab ficht, seinen Abschied zu urhmm; auf dm Wunsch de» Kaiser» Wilhelm blieb er aber ans seinem Posten. Gegenwärtig tü>och hat da» Augenleiden sich so verschlimmert, daß demnächst eine Operation vorgeuommen werden muß. Dieser Umstand in Verbindung mit dem vorgerückten Alter von 71 Jahren des Herrn von Wilmowski veran laßt« jetzt di« Einreichung seine» Entlassungsgesuches. — Die »Konservative Korr." behauptet, Justizminister 0r. Friedberg hiche wegen Differenzen mit dem Reichskanzler dem Kaiser sein Entlastungsgesuch übergeben, der Kaiser habe dasselbe aber vor läufig abgelehnt. — Auch wird von Neuem wieder in Berlin das Gerücht verbreitet, daß der Kriegsminister Brpnsart von Schellcn- dqpf wegen vom Kaiser geplanter militärischer Reformen seinen Ab- schied nehmen wolle. — Die erste Berathung des Gesetzentwurfs betreffend die Alters und Invalidenversicherung der Arbeiter wird in der nächsten Zeit in den zuständigen Bundesrathsausschüssen beendet werden. Wie sich voraussehen ließ, hat die Vorlage ziemlich wesentliche Abänderungen erfahren. Der neue Entwurf wird zunächst den verbündeten Regierungen zur Begutachtung und dann der allgemeinen Kritik unterbreitet werden. — Im BezirkS-Eisenbahnrath zu Frankfurt a. Main theilte der Präsident der dortigen Eisenbahndirection mit, diese habe bezüg lich der Kilometerbillets einen Plan ausgearbeitet und dem Minister Maybach unterbreitet, wonach den Reisenden aus Grund des Kilo- meterbucheS für bestimmte Entfernung Rabatt zu gewähren und die Schalterabfertigung dadurch zu vermeiden sei, daß ein Reisender sein Billet selbst schreibe. — Aus Bologna berichten französische Blätter von den dortigen Festtagen, daß die französischen und deutschen Studenten fratcrnisirl und in denselben Wagen ihren Einzug in die Stadt gehalten hätten, worauf die italienischen Studenten enthusiasmirt die Pferde aus spannten und ihre Gäste in die Stadt zogen. Abends wären Fran zosen und Deutsche Arm in Arm durch die Stadt gewandert. Die Pariser Blätter schreiben, sie wollten hoffen, daß das Telegramm zum mindesten übertrieben sei. Der Patriotismus sträube sich, an solche Verirrung zu glauben. Die französischen Studenten seien un fähig, den unvergänglichen Groll zu vergessen, den sie mehr als je mals den Deutschen schulden. — Aber weshalb sollen sich denn Franzosen und Deutsche bei neutralen Festen nicht freundlich be gegnen können? Muß denn immer gleich gehauen sein? — Bon der russischen Grenze wird wieder eine rohe Gewaltthat russischer Grenzsoldaten berichtet, die sich in der Nähe des russischen Grenzortes bei Losnowice abspielte: Dort wurde ein Fuhrmann, der mit seinem Gespann von Modzejow nach Bendzin fuhr, von zwei Grenzsoldaten angehalten und da sich auf dem Wagen ein Stück Stoff im Futterkasten versteckt fand, nach dem Zollhause geführt. Da sein Versuch, zu entkommen, mißlang, brachten die Grenzsoldaten den Fuhrmann nach Bendzin, wo sie ihn vom Wagen rissen, ge meinsam mit stationirten Soldaten unmenschlich mißhandelten und völlig zerfleischt in das Gefängniß schleppten. Eine Frau, welche den rohen Menschen flehend die Hände entgegenstreckte, wurde mit Säbelhieben tractirt, und ein angesehener Bürger aus Bendzin, der für den schon halb todt geschlagenen Gefangenen eintrat und die Wüthenden bat, von ihrem Opfer abzulassen, wurde von einem Grenzsoldaten mit einem Bajonnet in de» Unterleib gestochen, so daß er eine halbe Stunde später verstarb. — Ueber die angebliche Grenzverletzung durch deutsche Soldaten bei Saint-Ail bringt die „Köln.Ztg." folgende authentische Nachricht: „Am zweiten Juni Vormittags kamen bei einem Uebungsmarsche dreizehn Fähnriche, Zöglinge der Kriegsschule in Metz, aus Versehen über die französische Grenze, und zwar einige etwa 40, andere 10 Meter weit; als die Ersteren ihren Jrrthum erkannt hatten, verstän digten sie die Hinterleute, und alle Mannschaften Fügen sich ohne Zwischenfall oder Aufenthalt wieder zurück. An der fraglichen Stelle bildet das französische Gebiet eine kleine Ausbuchtung; die Verbind ungsstraße zwischen Sainl-Marie-aux-Chsnes und Vionville durchquert diese Ausbuchtung in der Richtung von Nord nach Süd; von Westen nach Osten wird sie durch die Bahnlinie Verdun-Metz durchschnitten. Alle Besucher der Schlachtfelder kommen hier über dieses Stück fran zösischen Bodens, wenn sie es nicht vorziehen, einen Umweg zu machen. Der Vorfall ist an sich so unbedeutend, daß die französische Regierung ihn wohl schwerlich zum Ausgangspunkte für eine Be schwerde benutzen wird; der Vorfall wird aber ohne Folgen insofern nicht bleiben, als die dienstliche Untersuchung gegen die Fähnriche, wie gegen den Offizier, welcher die Uebung führte, eingelcitet ist; trotz der Geringfügigkeit bildet er nämlich einen Verstoß gegen das allen Militärs bekannt gegebene strenge Verbot, die Grenze zu über schreiten, oder auch nur in zweckloser Weise der Grenze sich zu sehr zu nähern." Oesterreich-Ungarn. Wie aus Pest gemeldet wird, werden die dort versammelten Delegationen die neue Militärforderung von 47 Millionen Gulden voraussichtlich einstimmig bewilligen. — Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Oesterreich finden auf ihrer Rundreise durch Bosnien allenthalben de» herzlichsten Empfang. G»chf<fche* «««»»» «r. iS«. sich an diesen festhalten. Auf diese Weis« wurde 1^77 ein Schütze» Atatte«. Bon den Differenzen mit dem Sultan von Sansibar erwartet die römische Regierung keine größeren Schwierigkeiten. Zu nächst handelt e» sich darum, daß der Sultan Genugthuung für seine geringschätzigen Aeußerungen über das Schreiben König Hum berts an ihn giebt. Jetzt sperrt er sich freilich noch, wird aber schließlich sicher die geforderte Satisfaktion geben. — Die italienischen Truppen haben bereits schwer unter der Hitze zu leiden. In der Kammer wurde der Kriegsminister gefragt, ob es wahr sei, daß auf dem Marsche von Archico nach Agrametta 40 Soldaten gestorben seien und viele Andere die Reihen verlassen hätten. Der Kriegs minister bezeichnet« diese Gerüchte als übertrieben. Er verlas einen Bericht des betreffenden Truppencommandanten, nach welchem 11 Todesfälle durch Ersticken vorgekommen sind. Der Minister bemerkte, er habe sofort die Suspendirung der Märsche bei hoher Temperatur und sonstige Schutzmaßregeln für den Sommer angeordnet; er hoffe, daß derartige Unfälle sich nicht wieder ereignen. Schweiz. Einen sehr interessanten Beschluß hat der große Rath des Cantons Basel-Stadt gefaßt. Es sollen darnach fortan alle Schüler und Schülerinnen der Ober- und Mittelschulen die Lehr mittel unentgeltlich erhalten. Mancher sorgende Familienvater in Basel wird darob einen greudenhymnus anstimmen. Frankreich. Pariser monarchistische Blätter sprechen davon, daß demnächst eine Begegnung des Grafen von Paris mit dem Kronprinzen Wilhelm in Ems stattfinden werde. Bekannt ist, daß der Graf von Paris in San Remo den jetzigen Kaiser besucht hat. — Jules Simon, einer der gemäßigtsten Republikaner, erklärte öffentlich die Vorbereitung zum Kriege für die erste patriotische Pflicht eines Franzosen, weil der Krieg schließlich doch unvermeidlich sein werde. — General Miribel tritt demnächst eine Inspektionsreise nach der italienischen Grenze an, mit der kleinere Mobilmachungs versuche im Gebiete des 15. Armeekorps (Südosten) zusammenfallen sollen. — Prinz Victor Napoleon hat die bonapartistischen Wähler in Angoulsme aufgesordert, gegen Doroulöde zu stimmen. Spanien. Wie aus Madrid berichtet wird, will der Kriegs minister Marschall Martine; Campos wegen persönlicher Differenzen mit dem Ministerpräsidenten Sagasta zurücktreten. Das Portefeuille des Kriegsministers hat von jeher den Premiers den meisten Ver druß bereitet, denn die zerfahrenen Militärverhältnisse in Spanien scheinen sich beim besten Willen nicht gründlich ordnen lassen zu wollen. Eine allgemeine Kabinetskrisis wird indessen nicht befürchtet. In Belgien fanden am Dienstag allgemeine Parlamcntsneu- wahlen statt; die bisherige katholische Mehrheit hat sich gehalten, die Liberalen unterlagen. Rußland. Ueber den Stand der Gewchrfrage in Rußland wird aus Warschau berichtet: Ein Pariser Militärblatt schrieb neulich, daß der Mehrlader kleinen Kalibers im Grundsatz in der russischen Armee angenommen sei; man habe sich in Petersburg nur noch nicht über das Modell geeinigt und warte auch die Herstellung rauchfreien Pulvers ab. Diese Nachricht ist unrichtig. Man ist nach wie vor in Rußland grundsätzlich gegen die Einführung eines Mehrladers, und zwar gestützt auf die Meinung anerkannter Fachleute. General Gurko, der Befehlshaber des 4. Armeekorps Petruschewski, ein General, auf den man in Rußland große Hoffnung setzt, der Direetor der Generalstabsakademie, General Dragvmirow, u. A. sind unbe dingt gegen den Mehrlader, weil derselbe nicht dem auf de» Kampf mit der blanken Waffe gerichteten Geist der russischen Armee entspräche. General Dragvmirow, dessen Urtheil, so verschroben es auch ist, doch in der russischen Heeresleitung sehr geschätzt wird, eifert in Wort und Schrift gegen das seiner Ansicht nach der deutschen Armee entstam mende viele Schießen und nennt die Deutschen spöttisch „Ritter der Kugel", weil sie nach seiner Ansicht den „allein ritterlichen" Kampf mit der blanken Waffe scheuen. Auch General Kuropatkiu ist im Allgemeinen gegen den Mehrlader, den er nur nach Erfindung eines Pulvers ohne Rauch und Knall eingeführt zu sehen wünscht, und zwar müsse der Mehrlader derart beschaffen sein, daß die Rückstoß kraft selbstthätig die Entfernung der abgeschossenen Hülse und die Einführung einer neuen Patrone in den Lauf ermögliche. Endlich ist bei der Erörterung dieser Frage zu berücksichtigen, daß der Kaiser vorläufig gegen die Einführung des Mehrladers ist, und zwar nicht aus fachmännischen Ursachen, sondern der großen Kosten wegen. Man kann also als ziemlich sicher annehmen, daß eine Aenderung des jetzigen russischen Gewehrsystems vor Jahren nicht zu erwarten ist. Dagegen ist sehr stark davon die Rede, den Schützenbrigaden Mitrailleusen zuzutheilen, und zwar nach einem neuen System, bei welchem die Rückstoßkraft des Pulvers in oben beschriebener Weise ausgenützt wird. Umfassende Versuche finden in dieser Beziehung schon seit längerer Zeit statt. Ueberhaupt geschieht Alles, um die Schützenbrigaden möglichst selbstständig, beweglich zu gestalten und in engstem Zusammenhang mit den Reiterdivisionen zu bringen. So werden in diesem Sommer eingehende Versuche stattfinden, Mann schaften der Schützenbataillone in möglichst großer Zahl und auf weite Entfernungen auf Pferden der Dragoner-Regimenter zu be fördern, derart, daß die Schützen hinter den Dragonern sitzen und strahlendes Gesicht zu mir herab und fragte im Ton früherer Liebe und Zärtlichkeit: „Bist du sehr böse, Mabel?" und als ich ihm nicht antwortete, fügte er mir in die Augen sehend schnell hinzu: „Oder gor krank? Sprich doch, Mabel, du zitterst, ungeachtet der grauen Wolke, in die du dich gehüllt hast!" Seine Stinime klang wie zur Zeit unserer ersten Liebe, seine Augen blickten mich besorgt und forschend an, und mein Haupt an seine Brust lehnend, entgegnete ich leise: „Nein, Donald, ich bin nicht krank, nur " aber ich konnte nicht vollenden, das Wort konnte den Weg nicht über meine Lippen finden. „So zürnst Du mir? Bist doch böse, Mabel?" unterbrach er mich, doch begleitete seine Frage keine Liebkosung. „Nein," sagte ich jetzt, „ich bin nicht böse, doch traurig, sehr traurig, Donald!" Er wandte sich von mir, denn sein Gewissen mußte ihm den Grund meiner Traurigkeit sagen, blickte einige Sekunden in die Helle Gluth des Feuers, kniete dann neben mir nieder, ergriff meine beiden Hände und sagte in herzlichem, bittendem Tone: „Laß cs gut sein, Mabel, und verzeihe mir! — Es wird nicht wieder geschehen und ich bereue von ganzem Herzen, Dich auch nur einen Augenblick vernachlässigt zu haben! — Aber nun sprich auch sage mir ein Wort der Liebe und der Vergebung * und damit blickte er mir tief und innig in die Augen. Noch hatte sein Wort, sein Blick die alte Macht nicht verloren ich lächelte zu ihm nieder, cs erfolgte unsere Versöhnung und sichtlich erleichtert sagte er in heiterem Tone: „Ich wußte wohl, Mabel, daß Du mir nicht lange zürnen kannst, und ich bin Dir auch mit keinem Gedanken untreu gewesen — Die Zeit aber vergeht in der Cottage so schnell und sie — ich meine Miß Vandeleur, spielt so wunderschön. Laß nun alles ver gessen sein und bedenke, daß Jugend keine Tugend hat!" Er lächelte verlegen, mir aber war, als sei ich von einem gif tigen Thiere gestochen worden. Meinen Arm um seinen Hals schlim gend, sah ich ihn ernst und forschend an und fragte mit fast stocken dem Athen«: ' ..... „Donald — Donald, mein Einziggeliebter, sage mir Aufrichtig spricht nicht aus Dir ein anderer Mund?" Donald Foresythe war die ehrlichste und aufrichtigste Natur und er antwortete, indem sich seine Stirn und seine Wangen mit einer leichte» Röthe färbten: „Sie — sie sagte es mir im Scherz, Mabel — ich spreche von Mrs. Vandeleur!" „Wer gebraucht hier meinen Namen?" vernahmen wir jetzt eine sanfte Stimme, im nächsten Augenblicke erblickte ich beim Scheine des Kaminfeuers ein wohlbekanntes Gesicht und einen wie warnend und drohend emporgchobenen Zeigefinger. Die Frasers mögen, wie meine Tante mir gesagt hat, nie für viele Worte und Reden gewesen sein, doch hat es uns nie an Stolz und Selbstbewußtsein gefehlt. Auch ich beherrschte gewaltsam meine Blicke und Züge und erhob mich, um Mrs. Vandeleur einen guten Abend zu wünschen. Sie erwiderte diesen in fast zu freundlicher Weise und fügte, sich an Donald wendend, lächelnd hinzu: „Wir. Mr. Foresythe, haben uns erst vor so kurzer Zeit ge sehen, daß ich nicht zu fragen brauche, wie cs Ihnen geht," und darauf meine beiden fast widerstrebenden Hände ergreifend, sagte sie nochmals zu mir: „Meine Sorge um Ihre liebe Kranke, Mabel, ist so groß, daß ich bereitwillig einen Platz in Mrs. Foresythes Wagen annahm und sie hierher begleitete. Wie befindet Mrs. Fraser sich heute, Liebe?" Ich beantwortete ihre Frage, vermochte aber nicht lange es in ihrer Nähe auszuhalten, ihre betonten Worte und, wie ich meinte, mitleidsvollen Blicke zu ertragen, und entschuldigte mich auf einige Augenblicke, um Mrs. Foresythe im Zimmer meiner Tante aufzu suchen. Als ich die Thür hinter mir schloß, vernahm ich ein unter drücktes Lachen undHörte noch die Worte: „Leichtsinniger Sünder!", welche Mrs. Vandeleur zu meinem Verlobten sagte, den sie sicherlich mit seiner Untreue gegen mich neckte. Mrs. Foresythe hatte an Tante Janets Bett Platz genommen, wandte sich aber, sobald ich das Zimmer betrat, mir zu. Das Licht der verdeckten Lampe fiel auf ihr schönes, edles Gesicht, dem indessen, als sie mich jetzt begrüßte, der sonstige Ausdruck herzlicher Liebe und Güte fehlte. Mit tiefem Kummer empfand ich wiederum, daß sie gegen mich eine andere war; es trat eine iiymer weitere Kluft zwischen uns und seit Wochen hatten wir nicht wie sonst uns in vertraulicher Weise unterhalten. Ich fragte mich oft nach dem Grunde dieser Entfrgmdunq, that die» am Tage, wenn ich mich allein befand, I bataillon in größter Schnelligkeit nach dem Schipkapaß befördert. Orient. Die zwischen Frankreich, England und der Türkei abgeschlossene Konvention, betr. die Neutralisirung de» Suezkanal», ist nunmehr definitiv vollzogen. Sie bedarf aber noch der Zustim- mung der Mächte, die auch wohl in nicht zu langer Zeit erfolge« wird. Besonderen Werth hat der Vertrag nicht. Im Frieden wird die Neutralität des Kanals von selbst schon geachtet werden, im Kriege ist sie hinfällig, wenn eine kriegführende Partei aus der Ver letzung Vortheil ziehen kann. — Aus Sofia wird gemeldet, daß die Parteien im wüthenden Kampfe mit einander liegen. Die Anhänger StambulowS drohen mit offener Einpörung gegen den Fürsten Fer dinand, wenn dieser da» Urtheil gegen Pvpow nicht bestätige. Sächsisches. — Dresden, 13. Juni. Königin Carola ist am Sonntag Abend nach Morawetz in Mähren, wo sie ihre Jugend verlebte, ab gereist und «vird am Freitag hierher zurückkehren. — Der seit einige» Tagen inhaftirte Gartenarbeiter Karl Nitzschke ist geständig gewesen, den Gärtner Lippsch getödtet zu habe». — Der Stadt rath erläßt folgende Bekanntmachung: „Seit Kurzem sind in hiesiger Stadt sogenannte „automatische Apparate" aufgestellt worden, aus welchen »ach Einwurf eines Geldstückes Cognac zum sofortigen Ge nüsse entnommen werden kann. Da die Ausübung des Schankbe triebes mittelst dieser Apparate keinerlei Gewähr für die Erfüllung der hinsichtlich des Ausschanks von Branntwein bestehenden gesetzsichen Anordnungen, insbesondere derjenigen der 88 134, 135 und 136 der Armenordnung vom 22. Oktober 1840 bietet, so verbieten wir hiermit für den hiesigen Stadtbezirk die Aufstellung und Inbetrieb setzung solcher automatischer Apparate zum Verschank von Brannt wein und Spirituosen irgend welcher Art, unter Androhung einer Strafe von 100 Mk. eventuell Haft für jeden Zuwiderhandlungsfall." — Bezüglich des vom 16. bis 18. Juni hier stattfindcnden Skat- Congressesseinoch hervorgehoben, daß Gewinner, welche nicht wollen, daß ihre Namen veröffentlicht werden, dies bei Bestellung der Fest karte besonders angeben wollen und daß diejenigen, denen es an Zeit mangelt, sich am großen Preis-Turnier von 5—7 Uhr Nach mittags betheiligen zu können, von 7—9 Uhr Nachspielen können, so daß von Auswärts Nachmittags ^7 Uhr Eintreffende doch noch zur Zeit kommen. — Pirna. Am Sonntag wurden hier das Scherneck'sche Vorder- und Hinterhaus mit Nebenflügeln, sowie ein Schuppen deS benachbarten Frenzel'schcn Grundstücks durch Feuer zerstört, während das Hintergebäude des Echarti'schen Hauses mit Niederlagsraum und der Giebel des rechts anstoßenden Ebert'schen Hauses theils durch die Gluth, theils durch die Nothwendigkeit, Aufstellungsplätze für die Spritzmannschaften zu gewinnen, mehr oder minder stark in Mit leidenschaft gezogen worden sind. — Ein wahrhaft unheimlicher Ge selle wurde am Sonnabend in der Herberge zur Heiinath in Pirna in der Person eines Zugereisten ermittelt, gegen den zuerst wegen Störung des Abendgottesdienstes eingeschritten werden mußte. Man fand bei dem Verhafteten eine Dynamit-Patrone, sowie mehrere Zündschnuren und Sprengpulver nebst Schrot rc., welche seltsamen Objecte der Betreffende bei seiner Beschäftigung an den Königsteiner Festungsbauten „gutgemacht" haben wollte. — Leipzig. Am Sonntag hat die Polizei hier eine wohl organisirte Bande jugendlicher Taschendiebe aufgcgriffen, welche vor den Theatern und im Zoologischen Garten in verschiedener Weise Taschendiebstähle verübt haben. Der Anführer zählt 11 Jahre. — Am gleichen Tage verursachte durch «invorsichtiges Gebühren beim Reinigen einer brennenden Petroleumlampe der Kellner eines Restaurants in der Griinmaischen Straße eine Explosion, bei welcher sich das Feuer so schnell einer Wendeltreppe «nittheilte, daß die Wirthin und zwei Dienstmädchen den Weg zur Rettung ihrer Personen nur durch einen Sprung aus der oberen Etage in den Hof einschlagen konnten. Glücklicherweise sind alle drei und auch der unvorsichtige Kellner ohne erhebliche Verletzungen geblieben. — In Groitzsch wurde das 2^ Jahre alte Söhnchen des Schuhmachers L. überfahren und getödtet. — Rötha, 12. Juni. Ein bedauerlicher Vorfall, bei welchem leider das Messer die Hauptrolle spielte, ereignete sich am Sonntag Nachts in unserem Nachbardorfe Stöhna. Im dortigen Gasthofe fand Frühlingsfest mit Tanzmusik statt. Dasselbe besuchte auch ein Mühlenbursche aus Rübe««, und zwar in Gesellschaft eines College« aus Stöhna, welch letzterer allerdings, wie uns versichert «vird, für diesen Abend Dienst hatte. Herr Mühlcnbesitzer M. aus Stöhna, welcher ebenfalls im Gasthofe war, mochte wohl «vcgcn der Dienst widrigkeit seines Burschen denselben zur Rede gesetzt haben, in welches, Gespräch sich auch der College aus Rüben mengte. Diese Aus einandersetzungen schienen jedoch alsbald beigelegt zu sein. Als jedoch Herr Mühlenbesitzer M. nach Hause ging, wurde er von dem Mühl burschen aus Rüben aufgelauert und nicht unerheblich mit Messer stichen am Kopfe verletzt, so daß sofort ärztliche Hilfe herbeigeholt und zur Nachtzeit, wenn der Schlaf ineine Augen mied, fand aber keine Antwort auf meine Frage, da ich mich keines Unrechts gegen sie bewußt war und von der edlen, hochsinnigcn Frau nicht glauben konnte, daß sie eifersüchtig auf mich war, auf mich, die bald in die Rechte ihrer Tochter treten sollte. Zuweilen jedoch erschien es mir, als ob meine theure Freundin und Schwiegermutter den Versuch machte, jeden Zwang und jede Entfremdung zu überwinden, wodurch die frühere schöne Zeit für mich zurückkehren mußte. Als ich jetzt neben Tante Janets Bett stand, mich zu ihr niederbeugte und ihr bleiches, gefurchtes Gesicht küßte, welches auf den weißen Kissen ruhte, blickte sie fast überrascht aus uns, da sie bisher nie ähnliche Zärtlichkeitsäußerungen Tante Janet gegenüber von mir gesehen hatte, doch wußte sie nicht, wa» die ernste, strenge Schottländerin mir in Bezug auf ihre Liebe gesagt hatte. Mit sanftem Drucke jetzt die welke, auf der Decke ruhende Hand ergreifend, blickte sie mit liebevoller Theilnahme ans die Kranke, die mit leiser Stimme sagte: „Was sollte wohl aus mir ohne meine liebe, treue Mabel! werden, die fast nie von meiner Seite geht und ihre alte Tante so liebevoll pflegt!" „Wir können in der That Diejenigen nicht genug schätzen und lieben, die treuen und wahren Herzens sind, denn wirkliche Treue und Aufrichtigkeit ist eine große Seltenheit in der Welt, Miß Fraßerl" Die scharfen, aber eingesunkenen grauen Augen meiner Tante hefteten sich voll Verwunderung auf die Sprecherin und dann auf mich, und dies gewahrend, faßte ich den Entschluß, daß, so lange der Himmel sie mir erhallen würde, sie nie, nie erfahren sollte, wa» mein Herz mit Schmerz und Sorge erfüllte. So unterdrückte ich denn jede Traurigkeit nnd Niedergeschlagenheit, sprach lebhaft ich scherzender Weise, daß di« liebe Kranke lachen mußte, und ließ auch, als ich Mrs. Foresythe in das Zimmer begleitete, meine angenommen^ Munterkeit nicht schwinden. Wir fanden hier Donald und Mrs( Vandeleur noch anwesend, letzterer mit heiter strahlendem Gesichte und in lebhafter Unterhaltung mit meinem Verlobten, und ich vey° mochte es über mich, auf einige Augenblicke darin einzustimme». Dann fuhr der Wagen vor, wir nahmen Abschied und ich gewahrte Donalds zerstreuten Blick, als ich ihn Mit scherzenden Worten entließ^ denn er mußte in mir eine andere sehen, als er am Kamine vo» der grauen Wolke umhüllt angetroffen hatte. — > Fortsetzung folgt.
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