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Nr. 144. — 8. Jahrgang. D« jeden Wochentag Abend (mit Datum folgende» Tages) zur Versendung Mögende „Sächsische Landes-Anzeiger^ «it täglich einem besonderen Unter» baltungSblatte und mit dem Extrabeiblatt Lustige- Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen monatlich 70 bei den Post-Aust. -5 Pf. (1888er Zigs.-Preisliste Nr. 5085.) Für Abonnenten erschein»!« einmal im Jahr: Sommer-Sisenbahiifahrlilanheft für Sachsen. Vinter-Lisenbahnfahrpianheft für Sachsen. Illustr. Kalender de- Süchstschen Landbaten. Jllustrirte-3ahresbuchdt-Lande-.stuzeiger-. ASchsischer mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. «evomugt, Stell« (ifpalt. PetitzeileM f LeiWiederhvlung großer AnnoncenRaba^ Lei Bestellungen von Auswärts wolle Mi« JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifüge» (je S Silben Lorpussch,ist bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahm« nur bi» Vormittag. ßnl«: Wen»tn Niete. Bnchdrnckerei. Chemnitz. Theaterstrabe 8 (Fernsprechstelle Nr. ISA. Ttlcgr «Adr.: Landes-Anzeiger, LH Mit täglich einem besonderen Unterhaltmigsbliitt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4 Sächsisches Allerlei — 6. Jllnftrirtes Unterhaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch. Abonnements-Einladung. Der Sächsische,LandeS-Anzeiger bringt in seinem Unterhaltung-Heile in dem am 1. Juli beginnenden neuen Quartal die Erzählungen: In den Höllengrimd. Der Sohn des Eberwirths. Novelle von R. Ortinan». Crim.-Erzählung von C. Zastrow. Geächtet. Der Geistersee. Roman von Ferdinand Hermann. Roman von G. Höcker. Die „Kleine Botschaft" wird In dem neuen Quartal ganz besonders die Männer in Wort und Bild berücksichtigen, die sich als Vorkämpfer der deutschen Einheitsbestrebungen bemerkbar gemacht haben; ferner auch die Thaten und Schicksale jener Männer schildern, die in den Wirren der Jahre 1818 und 1849 eine hervorragende Rolle gespielt haben. Ueberdies erscheine» in dem nächsten Quartale wieder eine Reihe volksthünilicher Artikel, in denen die verschiedenartigsten sozialen Fragen behandelt werde», ferner Abhandlungen über Gesundheitspflege und anderweitige leichtvcrständliche Beiträge über all gemeine, Jedermann interessirende Zeitsragen. Für den „Sächsischen Erzähler" sind abermals eine Reihe sächsischer und thüringischer Erzählungen, Sagen, Reise-Erlebnisse und anderweitige Schilderungen zum Atidruck erworben worden. Als Haupt-Erzählung bringt der „Sächsische Erzähler" im neuen Quartal die ungemein spannende nnd trefflich charakterisirte Erzählung „Das verkaufte Tonerl" von L. Siegel. Das „Jllustrirte Nnterhaltnngsblatt" bringt neben verschiedenen unterhaltenden kleineren Erzählungen die Novellen: Die zwei Schwestern von Ehr. Kimmich (mit zugehörigen Illustrationen) und Leil» von K. Labacher. Jeder neubeitrctende Abonnent, welcher die Abonnements-Quittung an die Verlags-Expedition einsendet, erhält gratis und franco geliefert: Eisenbahn-Fahrplanhcft für Sachsen (Sommer-Halbjahr 1888). Dieses Eisenbahn-Fahrplanhest ist in Umschlag geheftet und enthält in sauberem deutlichen Druck die Fahrpläne sä»l»itllcher Strecken des sächsischen Eisenbahn-Netzes nebst de» Anschlüssen sowie die Angabe der Entfernungen und der Fahrpreise. Preis dieses HesteS für Nicht-Abonnenten 20 Pfg. Es empfiehlt sich ganz besonders, dem Abonnement auf den Sächsischen Landes-Anzeiger für das am 1. Juli 1888 beginnende neue Quartal beizn- treten, denn zeder Abonnent erhält im September gratis: Jllustrirter Kalender für 1S8S als Extra-Bcigabc. Dieser Kalender ist !» Umschlag gebunden, 84 Seiten 4° stark »nd ent hält ein farbenprächtiges Oeldrnckbild, Almanach, Kalendarium, Messen- und Märkte-Verzeichniß, Regentcntafeln, Uebersicht der Wellbegebenheiten 1887/88; einen reich-illustrirten umfangreichen humoristische» Theil, sowie mehrere fesselnde Erzählungen, Hauswirthschaftliches, Statistische Notizen, Tabellen rc. rc. (Preis dieses Kalenders für Nicht-Abonnenten 40 Pfg.) Für das am 1. Juli beginnende neue Quartal nehmen die Ausgabestelle in Chemnitz und Umgegend zmn Preise von 210 Pfg. (die Postanstalten z" 225 Pfg.) Abonnements-Bestcllnugen auf den Sächsischen Landes-Anzeiger mit sämmtlichcn siebe» Beiblättern (I. Kleine Botschaft, 2. Sächsischer Erzähler, Ü. Sächsische Gerichtszeitung, 4. Sächsisches Allerlei, 5. Jllustrirtes Unter- haltungsblatt, 6. Sonntagsblattz. L -Anzciger, 7. Humoristisches Extrabeiblatt „Lustiges Bilderbuch") entgegen. Der Sächsische Landes-Anzeiger ist in der deutschen Pvst-Zeitungs- Prcisliste unter Nr. 5035 (in der österreichischen unter Nr. 2307) eingetragen. Abermaligen zahlreichen Beitritt neuer Abonnenten erbittet die Verlags-Expedition des Sächsischen Landes-Slnzeigers. Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstratze 5. Politische Rmtdschau. Um Verwechslungen zu vermeiden, werden Post-Abonnenten ersucht, bei Bestellung frenndlichst genau zu verlangen r den in CheMUitz erscheinenden „Sächsischen Landes-ÄUZeiger" (Nr. 5035 der Post-Zeitnngs-Preisliste). Telegraphische Nachrichteu. Vom 21. Juni. Petersburg. Die gesummtes russische Presse bewegt sich beständig in durchaus friedlichem Fahrwasser, indem sic mit sympa thischen Ausdrücken für Deutschland, aber unter scharfen Seitenhicben gegen Oesterreich-Ungarn die politische Lage bespricht. Wie». Die „Pol. Cvrr." bezeichnet die Nachricht von dem Rücktritt des hiesigen russischen Botschaftsrathes, Fürsten Cantacnzcu, als unbegründet; derselbe kehre nach Ablauf seines Urlaubes nach Wien zurück. — Berichte aus Canea (Kreta) signalisiren Anzeichen einer neuerlichen Gährung auf der Insel. Mabel Meredith's Liebe. Novelle von Mrs. Leith Adams. Autorifirte Uebersetzung vo» M. D. Schluß. Nachdruck verboten. 7. Für manche meiner Leser würde es vielleicht ein befriedigendes Ende dieser Erzählung sein, könnte ich ihnen berichten, daß eine glückliche Fügung mich nochmals Mrs. Foresythe in den Weg geführt hätte und mir dadurch die Gelegenheit geboten worden wäre, ihr alle jene Mißverständnisse aufzuklären, die uns getrennt hatten, nnd sv die schöne Zeit wiederherzustellen, wo wir uns so innig geliebt hatten und Donald, der lebensfrohe, fast knabenhafte Donald uns beiden so theuer gewesen war. Dazu aber bin ich nicht imstande und die Auf klärung kann erst an jenem Tage geschehen, wo für uns alle Geheim nisse aufhören, auf Erden nicht mehr, denn der Tod — ihr Tod — hat dies bereits unmöglich gemacht. — Und was soll ich zum Schlüsse von mir und meinem Leben be richten? — Es ist ein zu thätiges, mannigfaltiges geworden, um ein unglückliches sein zu können. Das Gewand, welAs ich jetzt trage, verpflichtet mich zu schwerer, mühevoller Arbeit aufMi schmalen und breiten, einsamen nnd belebten Wegen des Lebens, rmter Reichen und Armen, Kranken und Gefallenen. So fließen denn meine Tage in unausgesetzter Thätigkeit, aber dennoch in Ruhe und Seelenfrieden dahin; es bleibt mir keine Zeit, über vergangene Tage zu klagen, denn diejenigen, welche im Dienste unseres göttlichen Herrn »nd Meisters arbeiten, können nicht seine Wege wandeln, wenn ihre Augen von Thränen geblendet, ihre Kräfte von Gram und Kummer erschöpft sind. Und Mrs. Vandeleur? — Ungefähr fünf Jahre nach Tante Janets Tode verfehlte ich an einem schönen Frühlingstage einen Eisen bahnzug und mußte auf dem Bahnhofe den nächsten erwarten. Un geduldig aus dem Perron auf- nnd abgehend, vernahm ich plötzlich eine sanfte mir nur zu wohl bekannte Stimme, welche sich bei einem der Kofferträger nach ihrem Gepäcke erkundigte. Mir konnte kein Zweifel- bleiben, daß ich mich unerwartet in der Nähe von Mrs. Vandeleur befand, welche ihrerseits mich bald erblickte, hastig zu mir trat und, die Hände wie in alter Zeit zusammcnschlagcnd, in der größten Ueberraschung ausrief: „Sind Sic cs wirklich?! Ja, wahrlich, Eie find Mabel Meredith. Ungeachtet Ihrer jetzigen Kleidung würde Ich Sie unter Tausenden erkannt haben. Nu» erinnere ich mich, gchint Chemnitz, den 22. Juni. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hatte am Mittwoch Nach mittag in Potsdam eine längere Confercnz mit dem Reichskanzler Fürsten Bismarck. — Schon seit Regierungsantritt Kaiser Friedrichs tauchten Ge rüchte auf, Generalquariiermeister Graf Waldersee, in dessen Hause bekanntlich die Versammlung zur Förderung der Stöcker'schen Stadt- mission statlgefunden, werde seinen Posten mit dem eines comman- direnden Generals vertauschen und Berlin verlassen. Dieser Wechsel soll jetzt vollzogen werden und zum Nachfolger des Grafen Waldersee der zum Generaladjuianten ernannte Generalmajor von Willich, bis her Commandeur der 12. Jnfanteriebrigade, bestimmt sein. — Wie mitgetheilt wird, hat sich Fürst Bismarck in diesen Tagen äußerst energisch gegen die hochkirchliche Partei ausgesprochen, die vielleicht geglaubt hat, den neuesten Thronwechsel für ihre Zwecke benützen zu können. Die Aeußcrungen des Kanzlers sollen vo» einer solchen ungeschminkten Offenheit sein, daß keine Zweifel über ihre Bedeutung entstehe» können. — Der Reichstag wird voraussichtlich nicht nur eine Adresse an Kaiser Wilhelm II. beschließen, dieselbe wird auch wahrscheinlich durch eine Deputation, deren Wortführer der Präsident sein wird, über reicht werde». Außerdem wird auch der Reichstag den Kaiserinnen Augusta und Victoria sein Beileid in geeigneter Form anssprechen. — Der preußische Landtag ist zum 27. dss. Mts. einberufen worden. Die Verordnung lautet: Wir Wilhelm von Gottes Gnaden, König von Preußen rc. verordnen in Gemäßheit des Artikels 51 der Verfassnngsurkunde vom 31. Januar 1850, auf den Antrag des Staatsministeriums, was folgt: Die beiden Häuser des Landtages der Monarchie, das Herrenhaus und das Haus der Abgeordneten, werden auf den 27. Juni d. I. in Unsere Haupt- und Residenzstadt Berlin zusammeiiberufen. Das Staatsministerium wird mit der Ans« führnng dieser Verordnung beauftragt. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Jn- sicgel. Gegeben Marmor-Palais, den 20. Juni 1888. Wilhelm, I. R-, gegengezeichnet vom gesammten Staatsministerium. — Der „Berl. Börs.-Kurier" bringt folgende sensationelle Mit- theilung: „Man spricht von neuen Friktionen in den höchsten Be- amtenkreisen. Der Einfluß des Geueralquartiermcisters Grasen Waldersee steht dem des Fürsten Bismarck gegenüber, und es ist be kannt, daß der Reichskanzler es nicht liebt, seine Kreise stören zu lassen. Es handelt sich bei dem Widerstreit nicht sowohl um Fragen von drängender Actoaliiät, als um ein Prinzip. Fürst Bismarck vertritt bekanntermaßen das Prinzip, daß man einen Krieg unter keinen Umständen erklären, unter keinen Umständen auch zu einer Kriegserklärung reize» dürfe. Graf Waldersee hingegen soll zu den Militärs gehören, welche den Fechtcrlehrsatz „Die beste Deckung ist der Hieb" auch auf die staatlichen Beziehungen angewandt wissen wolle» und deshalb lieber den Zeitpunkt für eine Kriegserklärung selbst wählen, als vom Gegner sich bestimmen lasse». Es sei noch mals darauf hingewiesen, daß es sich nicht um eine drängende Ent scheidung, sondern um eine Anerkennung des Prinzips handelt. Fürst Bismarck will die vo» ihm seit siebzehn Jahren zum Heile Deutsch lands und Europas befolgte Friedenspolitik auch ferner als die Politik des deutschen Kaisers adoptirt sehen und nicht den Verdacht aufkommen lasse», als könne in einem gegebenen Zeitpunkt ein an derer Einfluß der überwiegende werden. Durch einen solchen Ver dacht würde das Vertrauen in die unbedingte Friedfertigkeit der Ge sinnung Deutschlands erschüttert werden, und auf diesem Vertrauen beruht der Friede Europas. Daß Graf Waldersee bei Kaiser Wilhelm II. sich einer großen Beliebtheit erfreut nnd bei ihm im besten Ansehen steht, daß die Kaiserin Victoria Augusta mit der Gräfin Waldersee, zu welcher sie auch in verwandtschastlichen Bezieh ungen steht, schon früher lebhaften Verkehr unterhalten hat, ist be kannt, und daraus mag angenommen werden, in welchem Maße eine zu haben, daß Sie Diakonissin geworden sind, was ich schon damals für sehr schätzbar erachtet habe." Obgleich sie jetzt inne hielt, antwortete ich ihr nicht, sondern blickte auf ihre Begleiterin, welche die Hand eines kleinen Knaben erfaßt hatte, der Donalds dunkclgraue Augen mit de» langen schwarzen Wimpern besaß. Meinen Blicken folgend, stellte Mrs. Vandeleur ihn mir vor: „Di eser ist Maucks ältester Sohn, Mabel, der Erbe von Abbcylands. Komm, Theodor," wandte sie sich dann an das Kind, „komm nnd gieb dieser Dame einen Kuß I" Der Knabe kam dieser Aufforderung seiner Großmutter nach, und ich, ich küßte ihn anscheinend mit der größten Ruhe, doch wallte es in meinem Herzen mächtig auf, das lauter nnd heftiger zu schlagen begann. Mich von dem Kinde abwendend, blickte ich auf Mrs. Van- delcur und einen boshaften Zug in ihrem Gesichte gewahrend, schnitt ich bald ihre Rede ab, als sie nochmals bemerkte, wie schätzbar es für sie sei, mich in dem so eigenartigen Gawande einer barmherzigen Schwester zu sehen. Ich aber sagte in ruhigem, doch entschiedenem Tone: „Wenn ich auch einer Vereinigung von Frauen beigetrete» bin, die ihre Zeit und ihre Kräfte de,» Wohle der Menschheit weihen, so bin ich weder eine Nonne noch eine barmherzige Schwester, Mrs. Vandeleur. Meine jetzige Stellung und Lebensweise aber gewährt mir die vollste Befriedigung. Ich fühle mich gesund, bin sehr beschäftigt —" „Auch glücklich, Mabel?" unterbrach mich meine alte Feindin, mich mit ihren sanften blauen Augen forschend anblickend, wie sie es stets gethan hatte, wenn sic die Wirkung ihrer Worte beobachten wollte. „Ja, auch glücklich, Mrs. Vandeleur," antwortete ich, ihren Blick unerschrocken zurückgebcnd. „Das freut mich, freut mich sehr," erwiderte sie sanft und fügte in lebhafterem Tone hinzu: „Sie haben sicherlich erfahren, daß unsere treue Freundin, die liebe Mrs. Foresythe, vor längerer Zeit gestorben ist?" Ich bejahte ihre Frage nnd sie fuhr fort: „Sie war mir sehr werth und theuer. Ich habe die Genugthnung gehabt, daß sie, ihre Hand in der weinige», entschlummert ist." Ohne allen Zweifel fühlte Mrs. Vandeleur, daß ich ihren Worte», die sicherlich nicht auf Wahrheit beruhten, keinen Glauben schenkte, denn ihre Augen zur Seite wendend, sprach sie weiter : „Nicht gar lange vor ihrem Tode hat sie auch Ihrer erwähnt, sie hatte nach dem Schlaganfallc, an dessen Folgen sic gestorben ist, nur wenige lichte Augenblicke; zu unserer Freude jedoch hat sic uns stets erkannt." Besorgniß gerechtfertigt ist oder war, der Waldersee'sche Einfluß möchte ein überwiegender werden. Sind wir recht berichtet, so besteht diese Gefahr nicht mehr, so hat Kaiser Wilhelm II. sich bereit- für die Politik des Mannes entschieden, den er erst kürzlich den „großen ler" nannte." — Der Prinz-Regent Luitpold von Bayern hat das 1. Ulanen- Regiment, dessen Chef bisher der hochselige Kaiser Friedrich gewesen, dem Kaiser Wilhelm verliehen. — Kaiser Wilhelm hat den deutschen Botschafter in Rom beauftragt, dem Könige in seinem Namen für die anläßlich des Todes Kaiser Friedrichs vom Könige ausgesprochene Theil» »ahme zu danke». — Herzog Ernst von Coburg-Gotha, der that- kräftige Förderer deutscher Einheit, der edle Freund der Künste und Wissenschaften, feierte am Donnerstag seinen 70. Geburtstag. Dem Herzoge sind zahlreiche Glückwünsche zugegangen. — Die Ernennung des Prinzen Albrecht von Preußen zum Generalfeldmarschall, die Kaiser Wilhelm in Anwesenheit sämmtlicher commandirender Generale verkündet hat, wird auch weit über die Kreise des Heeres hinaus großen Beifall finden. Prinz Albrecht» der neben Herrn von Treskow jetzt der älteste cvmmandirende General ist, hat alle drei Feldzüge mitgemacht. Als schneidiger Cavallerie» sichrer hat er sich sowohl im österreichischen, wie im französischen Feldzuge ausgezeichnet und im letzteren wiederholt eigene Armee-, abtheilungen geführt. Er wohnte den Schlachten bei Skalitz, Schwein» schädel, Königgrätz, Gravelotte, Seda», Bapaume, St. Quentin bei nnd überall hat er sich als Soldat, wie als Führer ausgezeichnet. Jetzt ist es ihm vergönnt, dieselbe hohe militärische Würde zu be kleiden, die seinem Vater am Tage des Siegeseinzuges der Truppen in Berlin 1871 durch die Ernennung zum General-Oberst der Ca vallerie verliehen worden ist. Es ließ sich voraussehen, daß die Krankheitsgeschichte Kais« Friedrichs nach dem Tode des Monarchen nvch Anlaß zu heftigen Auseinandersetzungen geben würde. Und so kommt es denn auch. Die „Köln. Zig." beginnt eine Attacke gegen Mackenzie und wirft ihm Vvr, daß er Anfangs hartnäckig bestritten habe, daß die Krank heit Krebs sei, während er dies nun doch habe zugeben müssen. Das ist zutreffend. Während die deutschen Aerzte von vornherein Krebs annahmen, meinte Mackenzie auf Grund von Virchows Gut achten, die Auswüchse seien nur Warzen, die von außen her nicht ent fernt zu werden brauchten. ES genüge schon ihre Entfernung vom Munde aus. Die deutschen Aerzte hatten hingegen Spaltung de- Kehlkopfes von außen und Entfernung der erkrankten Theile em pfohlen. Es wird bei dieser Darstellung nur ein Umstand außer Acht gelassen: der Kronprinz lehnte s. Z. die lebensgefährliche Kehl- kvpfoperation nicht ab, weil Mackenzie sagte, die Krankheit sei nicht bösartig, er hatte sie schon vorher abgelehnt und die Berliner Aerzte aufgefordert, ihm bedeutende Spezialisten für Kehlkopfleiden zu nennen. Unter diesen von den deutschen Aerztcn vorgeschlagenen Spezialisten befand sich auch Mackenzie, und er wurde gewählt. Daß die da malig kronprinzliche Familie auf die Operation unbedingt einge» gangen wäre, wenn sie sicheren Erfolg geboten hätte, braucht wohl nicht bezweifelt zu werde», aber dieser Erfolg konnte eben nicht garantirt werden, und deshalb zog der hohe Kranke vor, sein Leiden zu tragen. Es lag keine Garantie vor, daß der damalige Kronprinz die theilweise Ausschneidung des Kehlkopfes überstanden hätte, und noch weniger Bürgschaft war vorhanden, daß die Ausschneidung den Krebs für immer entfernte. Die Chancen des Mißlingens waren zum Mindesten ebenso groß, wie die des Gelingens, und welcher Kranke hätte sich da wohl ohne Weiteres zur Operation verstanden? — Der Bundesrath hielt am Donnerstag eine Plenarsitzung ab. Der Reichskanzler machte vo» dem Hinscheiden Kaiser Friedrich- und dem Thronwechsel Mittheilung unter der Versicherung, daß auch der neue Kaiser die bestehenden Verträge auf das Gewissenhafteste, achten und ehren werde. Der Bundesrath gab seiner tiefen Theil- nahme über das Hinscheidcn des hochseligen Herrn Ausdruck. — Der Belagerungszustand über Leipzig wurde, wie wir bereit- mitgetheilt haben, um ein Jahr verlängert. Ich war gespannt auf die Worte, die meine mir einst so treue Freundin wohl von mir gesprochen haben würde, da Mrs. Vandeleur' mit der Aussprache dieser Worte aber zögerte, so fragte ich endlich: „Sie erwähnten, Mrs. Vandeleur, daß Mrs. Foresythe vor ihrem Tode von mir gesprochen hat; erlauben Sie mir, daß ich mich da nach erkundige." „O, nichts Besonderes, Mabel, nichts Besonderes, Sie können es glauben," antwortete schnell meine alte Feindin. „Sie schien Mauck für Sie zu halten und nannte sie wiederholt bei Ihrem Namen. Ein anderes Mal, als ich allein bei ihr war — Sie erinnern sich wohl, daß sie sich gern in meiner Nähe befand " „Sprach sie da vvn mir ?" unterbrach ich sie in steigender Erregung. „Ja, Mabel, und wünschte auch offenbar Sie zu sehen, denn sie sagte wiederholt: „Warum kommt Mabel nicht? Weshalb ist sie nicht schon hier?" was mich natürlich in Unruhe und Aufregung versetzte." „Das begreife ich," entgegnete ich einlenkend, „und um sie zu beruhigen, ließen Sie sie glauben, daß ich nicht imstande oder nicht willens sei zu kommen?!" „Nicht imstande, Mabel," bethcuerte sie und legte, um ihren Worten Nachdruck zu geben, ihre Hand auf meine» Arm. „Ihr Sohn hat wohl nicht erfahren, daß seine Mutter nach mir verlangte?" sprach ich weiter, und sichtlich verlegen erwiderte sie: „Nein, Mabel, Sie müssen einschen, daß dies überflüssig gewesen wäre. Auch war sie, wie ich Ihnen bereits gesagt habe, fast immer bewußtlos, und es schic» mir kaum rathsam, ihren Wunsch zu er-, füllen. Jetzt ist sie ja heimgcgangen, und wir, die wir wissen, wie ihr Lebensende gewesen ist, sollten nicht um sie trauern." „Ja, der Tod hat sie ihren getreue» wie falschen Freunden entzogen," konuie ich mich nicht enthalte», mit Nachdruck zu er widern. Mrs. Vandeleur verstand mich ohne Zweifel, fuhr aber augenblicklich in leichtem Tone fvrt: „Meine Tochter und mein Schwiegersohn können während der Saison sich nicht von London trennen. Mauck wird von allen Seiten so sehr bewundert und be gehrt, Donald ist stolz darauf, sie als einen glänzenden Stern der feinen Welt bezeichnen zu höre». Es ist rührend, wenigstens für mich, ihre Mutter, zu sehen, wie er sie liebt nnd vergöttert, und dennoch stimmt dies mich oft traurig genug, da es mich an eine läiigsivergangcne glückliche Zeit erinnert." Ich hatte keine Antwort auf diese so oft angeführte Redens-, art, blickte aber nach der Richtung gen Süden hinaus, um den für