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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189906256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990625
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990625
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-25
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.06.1899
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A. Meilage zum Ireiöerger Anzeiger und Tageblatt. .W 1ä5. Sonntag, den 2S. Anni. 18SS. «MMMMMMWW Oertliches und Sächsisches. ; -^- Uebsr die Frage, ob in der RabattgewLhrung Der Nerzte den Krankenkassen gegenüber eine Verletzung der Standesehre zu erblicken sei, hat kürzlich das Königl. Ministerium des Innern eine prinzipiell wichtige Entscheidung erlassen. In einem Streitfälle hatte der Zwickauer ärztliche Bezirksverein die Ansicht vertreten, daß ein Herabgehen unter die Minimaltaxe vom 27. Juni 1897 (es handelte sich um die Gewährung von 15 Proz. Rabatt) bei zahlungsfähigen Kassen unvereinbar sei mit der ärztlichen Standesehre, und der Verein hatte deshalb dem mit der Jnnnngskrankenkasse „Bauhütte" daselbst abge schlossenen Vertrage die Genehmigung versagt. Auf erhobenen Rekurs der Kasse hatte sich die Königl. Kreishauptmannschast auf einen entgegengesetzten Standpunkt gestellt und entschieden, daß die vom ärztlichen Bezirksverein beanstandete Vereinbarung sich als ein billiger Ausgleich gegenseitiger Interessen darstelle und in der Rabattgewährung keine Verletzung der Standesehre zu erblicken sei. Auf die vom Verein erhobene Nichtigkeitsbeschwerde hin ist das Königl. Ministerium des Innern der kreishauptmann- schastlichen Entscheidung beigetretrn, und zwar insbesondere auch hinsichtlich der Frage der Rabattgewährung. — Witterungsverlauf in Freiberg im Mai und während des Frühjahrs 1889. Der diesjährige Wonne monat verlief ziemlich wechselvoll, sowohl in Bezug aus Tem peratur- wie Niederschlagsverhältnisse. Die erste Woche war zu kühl und feucht; am 1., 4. und 5. traten Fehlbeträge der Temperatur von 5° bis 8° ein und am Mittag des 7. betrug die gesammte Regenmenge bereits über 100 mm. Bis zum 21. folgte dann warme und — von einzelnen Tagen (10., 13., 16., 20. und 21.) abgesehen — meist trockene Witterung; der 14. und 15. wie 18. bis 20. waren um 5° bis 7*/," zu warm, allerdings wurden in diesen beiden Wochen auch wieder über 40 mm ge meßen. Das letzte Drittel d. M. blieb um durchschnittlich 3° hinter dem Normalwerth zurück und lieferte vom 26. bis 28. allein 65 mm Niederschlag. — DaS Monatsmittel derTemperatur von 10?8 6. blieb nur um 0°4 hinter dem vieliährigen zurück; an 4 Tagen wurden im Maximum 20° erreicht, darunter am 19. der Höchstbetrag mit 22°S. Die tiefsten Stände des Thermo meters betrugen am 4. und 5. allerdings nur 0.°7, doch wurde stellenweise Nachtfrost beobachtet. Die mittlere Bewölkung hatte mit 77°/g einen Ueberschuß von 15°/o gegen die normale aufzu weisen, während die Monatsmengr deS Mederschlags sogar 218 mm statt 62 mm im 30jährigen Durchschnitt betrug. Ganz bedeutend waren auch die an einzelnen Tagen gefallenen Be träge: am 1, 5., 7., 10. und 27. zwischen 12 und 18 mm, am 4.: 27, am 6.: 33 mm und das Tagesmaximum am Mittag des 26. mit rund 50 mm! Etwa 10 Tage nur waren nieder schlagsfrei; in den ersten Tagen d. M. sand noch geringer Schneefall statt. Die Hälfte aller Windrichtungen (49°/») lagen zwischen 8W. und I^V; 34!°/, schwankten um NO. und 17°/, kamen aus südlichen Gegenden. — Die mittlere Windstärke d. M. wurde zu 4.°1 der Beausort'schen Skala oder 6.3 m Geschwindigkeit in der Sekunde berechnet; am 21., 26. und 30. erreichte sie 6.°10 m. Gewittererscheinungen fanden am 3., 20, 23. und 25. statt; dasjenige am 20. trat hef tiger auf und war mit Hagelfall verbunden. Nur 9 °/, der Zeit d. M. verliefen anhaltend sonnig, doch brachten 39 °/„ vorwiegend heiteres Wetter; 20 °/, entfielen aus trübe, aber trockene Witterung und 32 °/, auf Niederschlagszeiten. — Da die drei Monate März bis Mai d. I. nahezu normale Mitteltempe raturen auszuweisen hatten, so stimmte auch diejenige des dies jährigen Frühjahrs mit 6.°6 ziemlich genau (st- O.°1) mit der, vieljährigen überein. DaS Maximum betrug 22.°9 am 19. Mai das Minimum 9.°8 am 6. März. Frosttage mit Tagesmitteln unter dem Nullpunkt brachte nur der erste Monat noch 10, Nacht frost wurde insgefammt 25 Mal beobachtet. Die Bewölkung war mit 71 °/„ im Durchschnitt um 6 °/, zu stark — nur im März zu gering. Die Menge deS gefallenen Niederschlags er reichte die beträchtliche Höhe von 310 nun oder annähernd daS Doppelte des Normalbetrages (161 mm), vor Allem infolge der ergiebigen Regensälle im Mai, welcher allein ein Tagesmaximum -von 50 mm (26) brachte. Von den 58Niederschlagstagen hatten nur noch 15 jSchneefall aufzuweisen, der an 11 Tagen eine schwache Schneedecke hervorrief. An 6 Tagen fanden elektrische Erscheinungen statt; je ein nahes Gewitter, darunter im März und Mai. L-äm. — König!. Landgericht Freiberg. Von der ersten Strafkammer wurden gestern verurtheilt: 1. 8er Handarbeiter Franz Jos. Lohse aus Freiberg wegen Diebstahls zu 4 Monaten Gefängniß; 2. der Dachdecker Friedrich Reinhold Ernst Michalowsky aus Charlottenburg, jetzt in Dresden, wegen Diebstahls zu 4 Mon. Gefängniß; 3. der Dachdeckerlehrling Karl Georg Schneider aus Freiberg wegen Rückfallsdiebstahls zu 4 Monaten Gefängniß; 4. die Dienstmagd Lina Marie Müller aus Pretzschendorf aus M 218, 43 des Str.-G.-B. zu 4 Monaten Gefängniß; 5. der Wirthschastsgehilfe Otto Albert Lohse aus Niederwartha aus 88 218, 43, 48 des R.-Str.-G.-B. zu 8 Monaten Gefängniß. — Der Meter feierte gestern sein 100 jähriges Jubiläum. Am 22. Juni 1799 wurde das Normalmaß des Meters im Staatsarchive in Paris niedergelegt. ES ist ein aus zu sammengeschweißtem Platinschwamm gefertigter Stab. Er sollte die Länge des zehnmillionsten Theiles des Erdquadranten haben, wie er bei Messungen zwischen Dünkirchen und Barcelona er mittelt worden war. Spätere Messungen haben bekanntlich ein etwas anderes Ergebniß gehabt. Jedenfalls ist der Meter 443,295,936 Linien altes Pariser Maß und hat als solcher die ganze civilisirte Welt erobert, da daS an ihn geknüpfte System die Einheitlichkeit und die Zehntheilung empfahlen. Durch Gesej vom 19. Frimaire des Jahres VIII, dem 10. Dezember 1799, wurde dieses Maß als „metra vrai et äöüuiM" eingeführt. Um bei Vergleichungen nicht immer das im Staatsarchiv medergelegte Originalmaß benutzen zu müssen, überwies man eine möglichst genaue Nachbildung des Stabes der Pariser Sternwarte. — Die tiefsten Brunnen in Sachsen. Man schreibt auS Schellenberg in Sachsen: Im Schlosse Augustusburg, daS in den Jahren 1568—1572 vom Kurfürst August erbaut worden ist und an dessen Fuße das von herrlichem Nadel- und Buchen wald umgebene etwa 2000 Einwohner zählende, im Sommer von zahlreichen lüft- und erholungsbedürftigen Kurgästen gern besuchte Städtchen Schellenberg liegt, befindet sich im Schloßhof ein 170 Meter tiefer Felsenbrunnen mit einem Wasserstand von etwa 50 Metern. Auf der Leuchtenburg (Bergschloß) in Sachsen-Alten burg befindet sich ein Brunnen von etwa 104 Metern in der Tiefe. Der Brunnen des Schlosses zu Gnandstein bei Leipzig hat 200 Meter Tiefe. Der Brunnen auf der Festung Königstein jat 187 Meter Tiefe mit etwa 17 Meter Wasserstand. Das er- orderliche Wasser für die Bewohner und die Militär-Kommando» vird durch Dampfbetrieb gehoben. Die Festung selbst liegt 250 Meter über dem Elbspiegel, an der Einmündung der Biela (113 Meter ü. M.). Schließlich sei noch der Stolpner Schloßbrunnen erwähnt, der eine Tiefe von 82 Metern hat, aber nur einen geringen Wasserstand besitzt. — Zu besetze«: die 2. ständige Lehrerstelle in Röblitz. Kollator: die oberste Schulbehörde. Grundgehalt 1100 Mark, 200 Mk. Vorausgewährte/Alterszulage, 72 Mk. für Fortbildungs chulunterricht und freie Wohnung cm neuen Schulhause. Be- verbungsgesuche mit sämmtlichen Zeugnissen bis in die neueste Zeit sind bis zum 4. Juli bei dem K. Bezirksschuliuspektor Schulrath Lötzsch in Glauchau einzureichen. Heute wurde das Kltngenberger Sommerheim des Gemein nützigen Vereins von 100 Kindern (25 Knaben und 75 Mädchen) als „Vorpflege" bezogen. ES sind dies besonders schwächliche Kinder, für welche schon jetzt ein Landaufenthalt dringend nöthig erachtet wurde. Bei einer dieser Tage in Deuben abgehaltenen Besprechung der Hausbesitzer verschiedener Ortschaften deS Plauenschen Grundes wurde beschlossen, einen gemeinsamen Central-Schlachthof im Mittelpunkte des Plauenschen Grundes zu erstreben. Die Meldung von der Errichtung eines neuen Seminars in Stollberg entbehrt nach dem „Stollb. Anz." jeder Begründung. Beim Fischen in der Elbe ging in Pirn« ein Karpfen im Gewicht von ca. 8 Psd. inS Netz. Im Gewerbeverein zu Meerane wurden folgende zwei An träge gestellt: Die Generaldirektion der Königl. Sächs. StaatS- eisenbahnen zu ersuchen, Sonntagsfahrkarten, wie in Preußen, auch in Sachsen zur Einführung zu bringen, ferner die General direktion zu ersuchen, daß sogenannte ausgerichtete Wagen in Wegfall kommen und daß Diejenigen, die in solchen Wagen fahren müssen, nicht das volle Fahrgeld dritter Klasse zu zahlen brauchen. Durch den im Bau begriffenen Eisenbahntunnel bei -tieder- schlema, der eine Länge von 348 Meter erhält, wird zwischen Niederschlema und Aue eine ziemlich bedeutende Kurve von 800 bis 1000 Meter beseitigt; er ist zweigleisig gebaut, der 5. längste Tunnel unseres Landes. Die Höhe beträgt 7,18 Meter, die Breite 9,50 Meter, daS Mauerwerk ungerechnet. Der Tunnel liegt fast ganz in der geraden Linie und am Südwinkcl hat er eine geringe Kurve, ebenso hat er geringes Gefälle. Der Bau erfolgte nach der österreichischen Tunnelbaumethode. Man begann Mitte Oktober 1898 von beiden Seiten mit dem Vortreiben deS SohlstollenS und des Firststollens; am 31. Mai konnte der Durchbruch des ersteren und am 14. Juni der de- letzteren ge schehen. Das Gestein, Hornblendeschiefer und sehr harter und sester Augit, bot bei den Arbeiten große Schwierigkeiten. Der Tunnel muß trotz des festen, aber sehr zerklüfteten Gesteins zu nächst mit Holz ausgesteist und ausgeschalt und dann' au-ge mauert werden. Das schwierige Werk, daS jetzt schon aus 210 Meter Vollausbruch und 100 Meter Mauerwerk gestiegen ist, Wird noch in diesem Jahre vollendet. Die 400 Arbeiter sind zum größten Theile Südtiroler. Die Sprengungen werden nur mit dem Nobel'schen Gelatine-Dynamit vorgenommen. Bi- jetzt sind 10000 Kilogramm (eine Doppelwagen-Ladung) Dynamit verbraucht worden, ferner 45 000 Kapseln und 8800 Ringe-Zünder, den Ring zu 10 Meter. Ein ernstlicher Unfall hat sich zum Glück noch nicht zugetragen. Den Bau führt bekanntlich die Firma Seim u. Riedel in Freiberg auS. Genannter Firma sind auch der Hafenbau in Riesa, sowie der zweite Theil der Strecke Zwönitz-Scheibenberg übertragen worden. Der Handarbeiter Oswald Wagler in Medings« bei Rade burg, der am Mittwoch dem Gendarmen Schindler daselbst einen tödtlichen Schlag beibrachte, wurde gefesselt in einem Wagen, begleitet von einem Gendarmen und einem Gerichtsbeamten, der Königl. Staatsanwaltschaft in Dresden zugeführt. Später wurde auch Paul Wagler in gleicher Weise an die genannte Behörde abgeliefert. Bei Gelegenheit der Generalversammlung deS Erzgebirgs- Vereins in Oberwiesenthal wurde der Antrag deS Chemnitzer ZweigveremS, die Errichtung einer Bismarck-Säule auf dem Fichtelberg betreffend, mit Freuden begrüßt und der Vorstand in dieser Angelegenheit mit weitgehenden Vollmachten betraut. Verschiedenes. * Ueber die Koste«, die der Ausbau des KSl«er DomS verursacht hat, giebt der soeben erschienene Jahresbericht des Dombaumeisters Voigtel einen interessanten Ueberblick. Jns- gesammt sind seit dem Beginn des Ausbaus im Jahre 1824 nicht weniger als 21950 386 Mk. verbraucht worden. Davon entfallen auf die Jahre 1824—1832 für die Wiederherstellung der Strebewände am Domchor 486 000 Mk., aus 1833—41 für Wiederherstellung des Oberbaues 564 000 Mk., auf 1842—61 für den Fortbau und Aufbau der Umfassungswände des Domes nebst den Portalen bis zur Oberkante des Hauptgesimses, ferner für die Errichtung der Eisenkonstruktion deS Domdaches und des Domreiters 6 046 878 Mk., auf 1862—99 für Ausführung der beiden Domthürme, der Strebesysteme im Bereiche des Lang- und Querschiffes, der Eindeckung deS Kirchenfensters des Hoch schiffes, der Eindeckung deS Kirchendaches mit Bleiplatten, der Fußbodenbeplattung und der Mosaikbeflurung deS DomchoreS 14 853 513 Mk. * Die letzte Hexenverbrennung t« Würzburg. Man schreibt aus Würzburg vom 20. Juni: Morgen können wir hier ein düsteres Jubiläum feiern: am 21. Juni 1749 wurde hier die letzte „Hexe" verbrannt. Den traurigen Ruhm, daß dies die letzte Hexenverbrennung in Deutschland gewesen, hat die neuere Geschichts forschung von Würzburg genommen, da noch später in Oesterreich solche Prozeduren stattfanden. Das unglückliche Opfer, daS vor 150 Jahren hier den Aberglauben mit dem Tode büßen mußte, war die Nonne Maria Renata aus dem Praemonstratenserinnen- Kloster in Unterzell. Mit ihrem bürgerlichen Namen hieß sie Freiin Singer von Mossau. Sie stammte au» Oberlinz in Oester reich und wurde mit 19 Jahren von ihren Eltern dem Kloster übergeben, in dem sie 50 Jahre lebte. Am Gründonnerstag des Jahres 1749 zogen die Mönche deS Kloster» Oberzell nach dem unteren Kloster, wo sie nach altem Herkommen Ostereier erhielten. Der Beichtvater erhielt daS seinige von Maria Renata, wobei er ein „peinliches Zucken und Jucken" empfand, das erst beim Ein tauchen der Hand in Weihwasser schwand. Er stellte die Nonne zur Rede, «nd sie „gestand", eine Hexe zu sei«. Bor dem Kloster probst widerrief sie zwar da» Geständniß, „auf dringende» Eis« reden" des Beichtvater» gestand sie jedoch wieder, e» mit dem „Bösen" zu halten. Der Fürstbischof von Würzburg, Karl Philipp von Greiffenklau, ernannte eine Kommission, die Maria Renata gemäß ihrem Geständniß als der Hexerei schuldig erkannte u«d sie zur Abhauung der rechten Hand und zum Feuertod verurtheilte. Der Fürstbischof „milderte" das Urtheil dahin, daß sie enthauptet, ihr Kopf auf einen Pfahl gesteckt und ihr Leib verbrannt werden sollte. Am 21. Juni 1749 wurde dies Urtheil vollstreck. Die Hinrichtung fand im fürstbischöflichen Schloß Marienberg, die Verbrennung auf dem sogenannten „Hexenbruch" statt, wohin die Leiche auf dem Schinderkarren gebracht worden war, während der abgehauene Kopf, mit dem Gesicht nach dem Kloster Unterzell gewandt, vorangetragen wurde. * Opfer der Alpe«. Zu der Nachricht von der Auffindung der Ueberreste des am 13. Oktober 1866 auf dem Bossongletscher verunglückten englischen Touristen Capitain Arkwright wird der Zürcher Post geschrieben: „ES erinnert die» an ei« ganz ähn liche- Ereigniß, daS 1861 sich zutrug. Am 15. August diese» JahreS kam ein Führer bleich und athemloS auf die Mairie vo« Chamonix und überreichte einen Sack, welchem m Gegenwart deS MaireS und eine» herbeiaerufenen Arzte» folgende Gegen stände enthoben wurden: Stucke von zwei menschlichen Schädeln, an denen noch Reste der Kopfhaut mit blonden und mit schwarzen Haaren hasteten, ein Unterkiefer mit schönen, weißen Zähnen, em Vorderarm mit der Hand, ein linker Fuß und mehrere Rück gratwirbel; ferner Stücke von Kleidern, ein halbe» Gilet, die Hälfte eine» HuteS, ein Schuh mit angeschnallten EiSsporen, eia Stück eines Bergstockes, eine Laterne und endlich eine gekochte Hammelskeule. Man vermuthete sofort, daß diese Sachen von der verunglückten Expedition deS vr. Hamel herrühre» könnte«, von der am 20. August 1820 drei Führer durch eine Eislawine in eine Gletscherspalte geworfen wurden und nicht mehr aufae- funden werden konnten. Einer der Führer, der bei dieser Kata strophe mit Dr. Hamel und Colonel Anderson mit dem Leben davon kam, Marie Couttet, erkannte auch den Schädel mit de« blonden Haaren al» denjenigen seines Kameraden Balmat, de« Schädel mit den schwarzen Haarbüscheln als den d«S Führer» Pierre Carrier; da- Stück Hut stammte vom Hut, den der dritte Verunglückte, Aug. Tairraz, am Unglückstag getragen hatte, der Stock selber aber war der seinige. E» muß ein rührender An blick gewesen sein, wie der 72jährige Couttet die Todtenhand, an der da- Fleisch wohl erhalten geblieben war, streichelte und drückte und mit thränenden Augen seines Kameraden Bakmat gedachte. Es hatten also die drei Führer nahe bei einander den Tod m der Gletscherspalte gefunden und im Eise ««geschlossen eine 41 Jahre dauernde Wanderung mitgemacht, bi» ihre Ueber reste am Ende des Gletscher» wieder an» Tage-licht kamen. Wann und wo werden wohl einmal die Gebeine deS vr. Haller und seiner zwei Führer Rubi und Roth, die auf einer Tour über da- Lanteraarjoch vor etwa 20 Jahren spurlos verschwanden, vom Gletscher wieder zurückgegeben? * * Exzentrische amerikanische Ehe«. Die exzentrischen amerikanischen Heirathen werden erklärlich und geradezu hervor gerufen durch die Leichtigkeit, mit welcher man in Amerika «nter die Haube, beziehungsweise unter den Pantoffel kommen kann. August Schulze erklärt einfach vor dem ersten beste» Friedens richter oder einem Geistlichen der hundert Sekten, sich mit Wil helmine Müller verheirathen zu wollen, und nach Bezahlung einer möglichst großen Handvoll Dollars wird eine rechtsverbindliche Trauung ohne Umstände vollzogen. Wenn kürzlich von einer Trauung durch den Draht berichtet wurde, so ist Gleiches schon vor zwanzig Jahren vorgekommen. Seltener ist e» dagegen, daß eine hübsche, junge Miß mit einem galanten Danke« an einer Straßenecke zusammenstößt und von ihm zum dankbarsten Aus druck der Entschuldigung eine Stunde später schlankweg geehelicht wird. Daß Jemand zu seiner Hochzeit fährt, auf der letzten Station eine „alte Liebe" trifft, diese heimführt und die neue Liebe mitsammt der Hochzeitsgesellschaft sitzen läßt, soll auch nicht alle Tage passiren. Nicht ungewöhnlich sind aber in den abge legenen westlichen Gegenden Amerikas die Trauungen zu Pferd«. Da eS jedoch vorgekommen ist, daß daS berittene Paar ohne Zah lung der Traugebühren verschwand, so führen diejenigen Geist- Uchen, welche solche Trauungen besorgen, einen geladenen Revolver mit sich, um den Ausreißern nöthigenfallS eine Kugel nachsenden zu können. Da unter jenen Himmelsstrichen Städte und Ort schaften nicht immer zur Hand sind, noch weniger Kirchen oder Kapellen, so begegnet man in den Tageblättern zumeist Trau ungsanzeigen folgender seltsamer Art: „Vermählt in der östlichen Hälfte von Washington, nordwestliches Viertel de-Grenzbezirk» 32, Distrikt 21, auf einem offenen Schlitten vom Hochwürdigen I. F. Mason: John Cox auS Colorado mit Ellen Lydia Harrington aus Bourt-County, Nebraska." Der Centralpark in New-Jork war einmal der Schauplatz einer Ballonheirath. Da» junge Paar nahm den „Segen" des Alderman in einem Luftballon sitzend entgegen. Nach erfolgter Trauung wurden die Taue gelöst, und unter dem stürmischen Jubel einer großen Menschenmenge entschwand der Ballon mit seiner glücklichen Last in die Lüfte. Ein Gegenstück hierzu ist eine Trauung, die in einer Mammuth- höhle stattfand. Im Jahre 1881 wurde eine Trauung zwischen Gipfel und Fuß de- Berges Pikes-Peak in Colorado auf tele graphischem Wege vollzogen. Ein Glück für diese Schnellgetrauten ist es noch, daß nach den freien amerikanischen Gesetzen die „Rosenbande" ebenso leicht und schnell wieder getrennt werden kann. So wurden im Jahre 1882 allein im Staate Ohio von 4500 geschlossenen Ehen 1800 wieder getrennt. * Hundertsiebenzehnmal verheirathet hat sich bereits Tuan Syed Mahomed bin Abdulla-al-Hadad in Singapore. Der betreffende Herr, der im 78. Lebensjahre steht, besitzt zur Zeit einen Harem, der auS vier Frauen und zwei Sklavinnen besteht. Mehr als vier Frauen sind bekanntlich dem frommen Muhame- daner nicht gestattet. Tuan Syed scheint jedoch die Veränderung zu lieben, denn nicht weniger als 117 mal hat er bi- jetzt eine Ehe geschlossen, jedesmal vor der neuen Ehe eine der Frauen verstoßend. Bolkswirthschaft. f Berliner Getreidemarkt-Bericht. Der Getreidemarkt steht unter dem Einflüsse der ungünstigen Ernte-AuSsichten in Rumänien und Südrußland. Man schreibt aus Rumänien, daß es nunmehr als ausgemacht betrachtet werden dürfe, daß die Getreide-Ernte Rumänien- schlecht sein werde. Dementsprechend sind die Märkte dort bedeutend fester, und Eigner verlange» für
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