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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189905169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990516
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990516
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-16
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.05.1899
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111. 189». * In Wär, Oberbergrach Schmeißer dem königlichen Bergrevierbeamte« Bergmeister Eichmeyer in Zellerfeld übertragen worden. Die Expedition soll am 25. Mai von Hamburg auS mit umfang» reicher bergmännischer Ausrüstung nach Swakopmund in See gehen. Von Swakopmund begiebt sie sich zunächst nach Rehoboth, um die in der nähern Umgebung dieses Ortes gelegenen Erz lagerstätten zu untersuchen. Verschiedenes. Neueste Nachrichten. Wiesbaden, 14. Mai. DaS Kaiserpaar sowie das Prinzen paar Adolf zu Schaumburg-Lippe erschien heute Abend 7^/, Uhr in dem prachtvoll geschmückten, dicht besetzten Hostheater und wurde mit Trompetensansaren und stürmischen Zurufeu empfangen, die sich am Schlüsse der Vorstellung wiederholten. Das Schauspiel „Der Elsenzahn" von Major Lauft wurde nach allen Akten auf das Lebhafteste applaudirt. 15. Mai de» Jahre» 1622 war ei» herrlicher FrühlingSmorgen. Doch nicht allzu lang sollte die Freude d«S TageS genossen werden, schon nach wenigen sonnigen Stunden thürmten sich finstere Wolken am Himmel empor. Bald brach ein fürchterliches Un wetter lo». — Die Gemeinden Friedebach, TlauSnitz und Mulda wurde« ganz besonders schwer von Hagel und Wolkenbruch be troffen, Menschen und Thiere ertranken i« der Fluth des Wassers, Straße« und Häuser wurde« theilweis« zerstört. In Friedebach wurde ein Hau» mit Scheunengebäude sortgerissen, wobei allein acht . Menschen deu Tod i« Wasser fanden. Aber auch ClauSnitz hatte schwer zu leiden. Die Schloßen waren durch da» Wasser theilweis« bis Pl einer Höhe vo« 3*/, Elle zusammengetrieben. Alle Fensterscheiben wurden eingeschlageu, Dächer und Bretter von Hagel und Eisstücken wiederholt durchschlagen, so daß eS den Anschein hatte, als seien sie mit Kugeln durchschossen. Weiter soll auch in ElauSnitz ein Stück Land vom Master durchwühlt worden sein, wobei drei Brüder de» Tod fanden und im Schlamme für immer begrabe« wurde». Der m Löbtau wohnhafte Bremser Müller wurde am Sonn- abend in Oederan auf seinem Sitze de» von Freiberg vormittags um 10 Uhr SS Mm. abgelassenen Personenzuges todt aufgefunden. De« Beamt« war während der Fahrt der Schädel zerdrückt worch«. In welcher Weise sich dieser bedauerliche Unglücksfall ereignete, bedarf »och der Aufklärung. In Bezug auf eine kürzliche Mittheilung über den Gesang verein „Liederheim" ia Grund bei Mohorn wird unS berichtet, daß jetzt Herr Lehrer Kurt Junge in Grund Liedermeister des Verein» ißt. Herr Lehrer Kohlsdorf au» Mohorn war nur interimistisch mit der Leituug des Vereins beauftragt. Der sächsisch« Jugenieur- und Architektenverein hielt gestern, Sonntag, in Dresden sein« 146. ordentliche Hauptversammlung ab. Nach einer vorgestern Abend in der Deutschen Schänke zu den drei Raben ersolgten Begrüßung der Mitglieder chrer Damen begannen gestern Vormittag um S Uhr theilS in de» Räume» der König!, technischen Hochschule, theilS im Bau-Burean de» Fernheiz- und Elektrizitätswerkes die Sitzungen der vier Abteilungen, an welche sich Mittags 12 Uhr u» König!. Belvedere auf der Brühlscheu Terrasse die von 160 Mit^iederu besuchte Hauptversammlung ««schloß. Nachmittags S Uhr fand ü» Belvedere ei» gemeinschaftliches Mittagsmahl mit Dame» statt. Die 24. Dresdner PferdeauSstellung hatte sich gestern, Dank der freundlichen Witterung, überaus zahlreichen Besuches, namentlich auch van der ländlichen Bevölkerung, zu erfreuen. Die Vorführung« der Pferde sächsischer Zucht, der prämiirten «iw der. zur Verloosung angekauften Pferde erregten allgemeines Interest«. Mancher Handel wurde abgeschlossen, Loose wurden mehrfach mit Aufgeld gehandelt. ES scheint »och nicht genügend bekannt z« sein, daß der in Dresden bestehende WohlthätigkeitS-Berei» „Erz gebirge!" sich »»ter Anderem auch die Aufgabe gestellt hat, Söhn^ von verstorbenen Bergleuten, denen es heutzutage beim Niedergange des Erzbergbaues nnmer schwieriger gemacht ist, dem Berufe ihres Vaters zu folgen, oder denselben auS irgend einem Grunde nicht ergreifen sollen, z« einem anderweitigen Fort komm« behilflich zu sei». Diese Thätigkeit erstreckt sich darauf, * Ein königliches Kompliment. Das überaus glückliche Verhältniß, i» dem König Humbert und Königin Margherita vo» Italien miteinander leben, ist bekannt. Von der Innigkeit ihrer Neigung mag folgendes Geschichtchen einen Beweis geben. Königin Margherita besitzt eine leidenschaftliche Vorliebe für daS zarte Weiß uud kleidet sich am liebsten in diese Farbe. Kürzlich richtete sie nun an ihren hohen Gemahl die zaghafte Frage, ob er wohl auch der Ansicht sei, daß sich das Weiß nicht mehr mit ihrem zunehmenden Alter vertrage. Scherzend erbat sich der König darauf Bedenkzeit, um über dies wichtige Problem mit sich gehörig inS Reine zu kommen. Eine Woche war kaum verstrichen, da erhielt die Königin ein Billet, welches besagte, die Erwiderung auf ihre neuliche Frage würde sie in dem den Bries begleitenden Karton vorfinden. — König Humberts galante Antwort hatte in dem Geschenke dreier schöner weißer Kostüme bestanden. * Wie man in Baven verfährt, um Industrie» heranzuziehen. Im Großherzogthum Vaden werden neuer, dings mehrfach Versuche gemacht, die großgewerbliche Thätigkeit auf daS Land zu verpflanzen, und es zeigen sich viele Gemeinden bereit, diese Bestrebungen zu unterstützen, da sie davon allerhand Vortheile erwarten. So hat sich das Städtchen Bräunlingen bei Donaueschingen entschlossen, einem Schraubenfabrikanten, der sich dort niederlassen will, einen Bauplatz unentgeltlich herzu geben und ihm überdies nebst einem baare» Darlehen von 30000 Mark, das fünf Jahre lang unverzinslich sei« soll, obendrein noch längere Steuerfreiheit zuzusichern. - >rg «rschotz sich «in Soldat des S. Infanterie- Regiments. Er hatte einem Landwehrmann eine Uhr gestohle» und verkauft; als die Sache ruchbar wurde, ging er auf de« Speicher der Kaserne und schoß sich mit seinem Dienstgelvehr in die Brust. Dabei zeigte sich wieder die furchtbare Wirkung des neuen Geschosses. Die Kugel durchbohrte daS Brustbein deS Soldaten, durschlug den Pfosten, an den der Soldat sich lehnte, ging durch eine Mauer und blieb erst in einer zweiten VcrgmcuucSwittwen mit Rath »nd That bei der Wahl eines anderen Beruses für. ihre Söhn« derart z» unterstützen, daß diese namentlich b«i tüchtigen Handwerksmeister« »ntergebracht werden, oder sie auch bei besonderer Befähigung eine industrielle Fach schule besuch« könne». Da der Verein über 1200 Mitglieder zählt, f» -bat er scho» unter diesen öfters Gelegenheit, erzge- birgisch« Warf« gediegene Lehrstellen vermitteln zu können. Hierbei f« «ch darauf hingewiesen, daß der Verein eine be sondere Abtheilung „Erzgebirgsheim" zur Unterstützung von Blinde» usd arme» Augenkranken besitzt die gleichfalls ihre be sondere Fürsorge d« Hinterbliebenen von Bergleuten zuwendet. Näheres hierüber ist durch di« Geschäftsstelle deS Vere«» „Erz gebirger" in DreSden-Neustadt, Königsbrückerstraße 37, zu erfragen. Die Elbe wie ihre Zuflüsse in Böhmen sind seit Sonnabend im Fallen begriffen. In Dresden wurde am Freitag Nachmittag der Höchststand 22S am über Null abgeleseu, seitdem ist Fall eingetreten. ' - " Ein starkes Gewitter «itHagelschlag entlud sich am Sonnabend über Leipzig und hielt längere Zeit an. Z» Beginn d«S Unwetter» erhellten wiederholt Blitzschläge de» unheimlich dreinschanenden Himmel. Die Hagelstücke waren bohnengroß und dürft« insonderheit der Baumblüthe großen Schaden gethan hab«. I» Awttk«» wird sich demnächst eine Ortsgruppe deS deut sch« Flottenverei»» bilden. Die Königliche Ämtshauptmannschaft Zwickau verbietet unter Androhung der gesetzlichen Straf« das Verkaufen und Feilbieten mittels Saccharins gesüßten Bieres. Eine Fra« vom Lande, die jedenfalls noch nicht viel auf der Eisenbahn gefahren ist, beabsichtigte mit einem aus dem oberen Bahuhofe in Pla«e« i. B. stehenden Zuge eine Fahrt vierter Klasse in der Richtung nach Hof anzutreten. Sie bestieg unter großem Gelächter der Zuschauer mit einem Tragkorb auf dem Rücken die Außenseite eines Wagens, um in dem auf diesem Wage» befindliche» Bremserhäuschen Platz zu nehmen. Sie wurde vom ZugSpersonal jedoch belehrt, daß da oben kein Platz für sie fei, «ch wurde ihr der ihr zukommende Platz ange wiesen. Am 26. November v. I., nachts, stieß bei starkem Nebel der von Zwickau nach Chemnitz fahrende Güterzug mit einem von Glauchau nach Gößnitz fahrenden Personenzug unweit des Bahn hofes in Glattchtttt deshalb zusammen, weil der Reservelokomotiv- sührer Bachman» aus Chemnitz das Haltesignal nicht beachtet hatte. Infolge diese« Zusammenstoßes entgleisten mehrere Wagen beider Züge und fuhr« zum Theil aufeinander auf, während die zugsührend« Schaffner beider Züge und ein Begleitschaffner er heblich verletzt wurden. Dieser Tage wurde nun Bachmann, der übrigens beim Landgericht Cbemnitz wegen Sittlichkeitsverbrechens « Untersuchungshaft sich befindet, wegen dieses Eisenbahnunfalles vo» Zwickauer Landgericht zu 5 Monaten Gefängniß verurtheilt. Nachdem die Wahlprüsungs-Kommission des Reichtags das Mandat d«S für den 8. sächsischen Reichstagswahlkreis Pirna gewählte» antisemitischen Reichstagsabgeordneten Lotze für ungiltig erklärt hat, dürste die Vestätigung dieser Entscheidung durch das Plenum nicht allzu lange auf sich warten lassen. Lotze ist am 16. Juni V.J. mit 11118 Stimmen gegen 10007 sozialdemokra tische und 652 freisinnig-volksparteiliche Stimmen gewählt. Der sozialdemokratische Gegenkandidat Fräßdorf ist also um 1111 Stimm« zurückgeblieben. Da für eine Nachwahl die gesammten agitatorischen Kräfte der Sozialdemokratie frei sind, wird es rührigster Gegenarbeit und der Anspannung aller Kräfte bedürf«, um eüren Kandidaten der Ordnungspartrien durchzubringen. Fast timlich treffen jetzt Remonten für ine Königl. Remonte- depatS Kalkreuth und <Äassa auf dem Cottbuser Bahnhofe in Groß-ttHtti« -Die Pferde werden im Alter von drei als Preißelbeer« und haben einen vorzüglich« aromatischen Geschmack. Der Himmelfahrtstag war für die alte Bergstadt Kloster- grav ein besonderer Ehrentag. Neues Leben blühte aus den Ruinen der im Jahre 1617 zerstörten evang. Kirche. Die Wiedereinführung evang. Gottesdienste daselbst konnte nicht schöner und erhebender sein. Ueber 300 Personen nahmen an dem ersten Gottesdienste Theil. Der freundliche und geräumige Gartensaal deS Gasthofes zur Kaiserkrone war in eine kleine Kirche umgewandelt worden. Der greise Pfarrer Lumniper wies in seiner köstlichen Himmelsahr tspredigt daraus hin, wie die Himmel fahrt Christi auch einen Lichtstrahl auf die früher von manchen Schicksalen heimgesuchte Bergstadt Klostergrab werfe, denn auch hier sei eS durch Nacht zum Licht, durch Kreuz zur Herrlichkeit gegangen. Der so schöne Anfang der evang. Sache in Kloster grab bürgt für einen gedeihlichen Fortgang derselben, zumal da schon in nächster Zeit die Äerufnng eines tüchtig« evangelischen Hilssgeistliche» für Töplitz, Dux und Klostergrab erfolgen wird. Berg« und Hüttenwesen. X Die Hauptversammlung de- Verein- KönigS- treue Bergknappen der Freiberger Bergrevter fand Sonntag, 14. Mai, Nachm. 3 Uhr im Brauhofsalon in Freiberg statt. Der Vorsitzende, Herr Bergmaurer Auerbach, Himmelfahrt, begrüßte die Erschienenen, insbesondere den Ehrenvorsitzenden, Herrn Oberdirektor Fischer. Darauf brachte Herr Auerbach den Geschäftsbericht pro 1898 zum Vortrag. Die Mitgliederzahl be trug Ende 1897: 1364 Mann. Beigetreten sind 238 Mann und ausgcschiedcn 132 Mann. Bestand Schluß 1898: 1470 Mann. Die meisten Mitglieder zählt die Gruppe Himmelsfürst mit 568 Mann, dann folgt Himmelfahrt mit 471, Mittelgrube mit 236 und Beihilfe-Churprinz mit 195 Mann. Ausgeschieden sind 24 durch Tod, 55 durch Berufswechsel, 35 durch Pensionirung, 11 durch Verschickung, 6 freiwillig, 1 in Folge Ausschließung. Die geschäftlichen Angelegenheiten des Vereins wurden erledigt in 1 Hauptversammlung und Gcsammtvorstandssitzungen. Hierauf gelangte die Jahresrechnung pro 1898 durch dcnHaupt- kassirer, Herrn Gängsteiger Wetzel, Himmelfahrt, zum Vortrag. Dieselbe ergab eine Einnahme von 815 Mk. 3 Pf. und zwar: 410 Mk. 63 Pf. Mitgliederbciträge, 23 Mk. 50 Pf. Eintritts gelder und 11 Mark 85 Pf. für Statuten nach 50"/g von den Gruppen, 42 Mk. 85 Ps. Restbeträge, 300 Mk. vom Revier ausschuß zu Freiberg, 5 Mark von einem ungenannten Her«, 21 Mk. 20 Pf. Zinsen. Die Ausgabe betrug 439 Mark 69 Pf. und zwar: 402 Mk. 50 Pf. für Unterstützungen an hilfsbedürftige Knappen und deren Angehörige, 37 Mk. 19 Pfg. sonstige Ausgaben, 375 Mk. 34 Pfg. Kassenbcstand. Gesammt- vermögen Schluß 1898: 1178 Mk. 22 Pfg. Die Rechnung wurde richtig gesprochen und der Kassirer entlastet. Als Rechnungs revisoren wurden die Herren Rißzeichner Wolf und Expedient Stohwasser, Freiberg, einstimmig wiedergewählt. Ebenso erfolgte die einstimmige Wiederwahl durch Akklamation der Herren Friedrich Wilhelm Hegewald, Mittelgrube, welcher krankheitshalber vorher abgelehnt hatte, als stellvertretender Vorsitzender und Gängsteiger Emil Wetzel, Himmelfahrt, alsHauptkassirer. Gemäß 8 27, Abs. 2 wurde bestimmt, daß von sämmtlichen statuten mäßigen Einnahmen der Gruppen 50 an die Hauptkasse ein- znzahlen sind. Nach dem Antrag, bei tödtlich verunglückten Mit gliedern zum Begräbnisse für Kranz und Schleife einen Betrag aus der Hauptkasse zu bewilligen, wurden die Gruppen ermächtigt, einen entsprechenden Betrag der Gruppenkasse vorkommenden Falls zu entnehmen. Weiter vorliegende Anträge sanden glatte Erledigung. Mit einen« begeisterten dreifachen Hoch auf den höchsten Bergher«, König Albert, schloß die Versammlung. N Eine bergmännische Expedition nach Süvwest- afrika. Im Auftrage des Auswärtigen Amts hat der Ober bergrath Schmeißer in Klausthal (Harz) die Zusammenstellung und Ausrüstung einer bergmännischen Expedition übernommen, die nach Südwestasrika abgehen soll, um die vor einigen Jahren dort entdeckten Kupfer- und Golderzgänge aus ihre Abbau würdigkeit zu untersuchen. Die Leitung der Expedition, zu der eine Anzahl Oberharzer Bergleute angewvrb« wurde, ist vom Mauer stecken. * Ueber die Eisenbahnunfäll« auf den deutschen Eisen bahnen während deS Betriebsjahres 1897/98 enthält daS „Centralbl. d. Bauv." umfangreiches statistisches Material, dem wir folgende Daten entnehmen: ES waren 431 Entgleisungen zu verzeichnen, darunter in 138 Fällen auf freier Strecke. Ferner kamen 312 Zusammenstöße vor, davon iu 36 Fällen auf freier Strecke. Im Ganzen wurden beim Eisenbahnbetriebe 820 Per sonen getödtet und 2083 Personen verletzt. * Ordnung «Utz sein! Der Erzmillionär Parker Mason in Chicago, der während seines ganzen Lebens alles, was er unternahm, mit größter Sorgfalt vorbereitete, anordnete und aussührte und namentlich alle Eventualitäten in den KreiS seiner Berechnungen zog, verleugnete diese seine hervorragendste Eigen schaft auch in dem kritischen Augenblick nicht, als er seine letzte Stunde herannahcn fühlte. Da ihn der Gedanke beunruhigte, seine Erben möchten die Anordnung« zu seinem Lcichenbegängniß nicht in zweckentsprechender Weise treffen, beschloß er mit stoischem Gleichmuth, all« Einzelheiten desselben in eigener Person zu regeln. Er beschick den Geistlichen deS Pfarrsprengels, zu dem er gehörte, den Chorregenten und den Vorstand der Leichen- bestattungsgesellschast zu sich, besprach mit dem Pfarrer den Inhalt seiner Grabrede, mit dem Chormeister die Gesänge, die er zum Vortrag bringen sollte und mit dem Dritten dieTrauer- dekoratiou und ersuchte schließlich alle Drei, am nächsten Morgen wiederzukommen und eine Generalprobe vor seinen Augen abzu- haltcn. Wie wir dem „Journal des Döbats" entnehmen, hielt in der That am kommenden Tag der Geistliche die Leichenrede auf den »och lebenden Dahingeschiedenen und nahm auf dessen Wunsch a» seiner Rede einige Abänderungen vor, der Chor probte die Trauergesänge, und der musikalische Parker ließ einige Stellen wiederholen, deren Ausführungen seinem Geschmack nicht völlig entsprochen hatten. Endlich legte der Vorstand deS Lcichenbestattnngsvereins seine Pläne und Zeichnungen vor, die der Todeskandidat mit feinem Verständmß verbesserte. Dann bezahlte er jeden Einzelnen, verabschiedete sie, legte sich auf die andere Seite und starb mit dem erhebenden Bewußtsein, auch noch in extremis seinen Ordnungssinn und sein Organisations talent bewährt zu haben. * Das Trinken von Petroleum kennt man bisher nur als Possenwitz, und es ist wohl schwerlich als wahrscheinlich ge halten worden, daß es überhaupt Leute giebt, die in der Wahl ihres Lieblingsgetränkes einen so schlechten Geschmack besitzen könnten. Jedoch behauptet eine Pariser Zeitschrift aus besten Quellen zu wissen, daß es in der französischen Hauptstadt Petro leumtrinker giebt, allerdings vorläufig nur im Stadtviertel der Bastille, doch soll das Uebel eine beunruhigende Verbreitung an nehmen und Aussicht haben, zu einer neuen Plage für die Mäßig keitsvereine zu werden. Bei der ersten Entdeckung hielt man diese ungewöhnliche Ausschreitung der Trunksüchtigen für ein« Folge der höheren Alkoholbesteuerung, durch die dem Arbeiter sein Gläschen Schnaps ungebührlich vertheuert worden wäre, jedoch hat sich herausgestellt, daß das Petroleumtrinken in Pari« schon früher Eingang gefunden hat. Angeblich haben dis wunder lichen Trinker eine wirkliche Vorliebe für dieses Reizmittel ihrer Kehle und sie versichern, daß fi« niemals davon Kopfweh be kommen. Die durch das Getränk verursachte Trunkenheit unter scheidet sich von der des gewöhnlichen Alkohols darin, daß der „Petrolist" sehr mürrisch, aber weniger zur Brutalität geneigt ist. Sein Schlaf ist ruhig und fest, beim Erwachen fühlt er sich ge sund und hat keinerlei „Kater" zu erwarten. Ueber die Wirkung des Petroleumgenusses auf den Organismus sind die Aerzte unter sich noch uneinig. Die einen erklären daS „Getränk" bei mäßigem Gebrauch für unschädlich und heben außerdem seine gute Eigen schaft als Wurmmittel hervor (!); andere behaupten dagegen, es sei unter allen Umständen schädlich, denn es bringe Störungen im Organismus hervor und schaffe den Keim zu tödtlich« Krank heiten. Jahre» in den Monate» Mai «ndJrmi jeden Jahre» in Sachsen, Holstein und besonder» Ostpreußen angekaust und d« Depots zugeführt, von wo sie nach Ablauf einer fünfvierteljährigen Ber- pflegungSzeit an die Regimenter abgegeben werden. DaS Re- montedepot Kalkreuth, da» seit 1892 besteht und zu dem über 1000 Hektar Land gehören, liefert Kavalleriepferde, während dem Depot Skassa, daS erst seit drei Jahr« besteht und die ehe maligen Rittergüter Skaffa und Naundörfchen umfaßt, vornehm lich die Artilleriepferde entnommen werd«. Die Pferde werden durch Herumtreiben auf de» Rennplätzen iu Schritt, Trab und Galopp und durch Hebung in der Ueberwindung von Hindernissen für de» Militärdienst vorbereitet. Auch werd« sie an Schießen, Trommeln und Trompetenfignale gewöhnt, so daß sie dann sofort bei den Regimenter« eingestellt werden können. Die Realschule in Leisnig feierte am Freitag daS Fest ihres 25jährigen Bestehens. Wie man einen äußerst billigen, dabei aber recht kräftig schmeckenden Kornbranntwein Herstellen kann, verrieth in Kloster freiheit bei Ostritz der Gastwirth Lehmann bei der Uebergabe seines Restaurants an den Käufer Arnold. Für dieses Rezept, daS iu Mischung einer äußerst giftigen Säure mit weuig Alkohol zusatz bestand, sowie für den noch vorhanden«, nach dieser Methode hergcstellten Branntwein verlangte Lehmann eine Ent schädigung von 350 Mark, worauf Arnold jedoch nicht einging. Aus Zorn hierüber suchte nun Lehmann gegen den bereits abge schlossenen Kauf beim Amtsgericht Protest einzulegen. Um sich nun vor schwerer materieller Schädigung zu bewahren, sah sich der Käufer gezwungen, den Sachverhalt der Staatsanwaltschaft klarzulegen, worauf die Verhaftung LehmannS erfolgte. In Zschep» bei Strehla ist am 12. d. M. ein männlicher Leichnam auS der Elbe gezogen worden, der nach ärztlicher Aus sage schon über Jahr und Tag im Wasser gelegen hat. ES wird vermuthet, daß es ein Verunglückter vom Hochwasser 1897 ist. Die Leiche war stark verwest, Stiefel und Leibgurt jedoch gut erhalten. Nachfragen sind an Herrn Gemeindevorstand Jentzsch in Zschepa bei Strehla zu richten. Bei herrlichstem Wetter wurde daS Genesungsheim d«S deutschen Handlungsgehilfen-Verbandes in Niederschlema ein geweiht. DaS Gebäude liegt in prächtiger Umgebung. In den vogtlLnVischen Waldungen hat der letzte Schnee fall mannigfachen Schaden an den Bäumen angerichtet; denn starke Aeste und ganze Bäume sind der Last deS nassen Schnees erlegen und liegen geknickt am Boden. — In den Wäldern stehen jetzt die Heidelbeersträucher in voller Blüthe. Nach dem reichen Glockenbehang darf ein guter Ertrag erwartet werden. In den Wälde« trifft man dieses Frühjahr die sogenannten „Winter zecken" ziemlich zahlreich an. Diese Beer« reifen während des Winters unter der wärmend« Schneedecke, sind etwas größer
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