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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189906149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990614
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990614
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-14
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.06.1899
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L89S Zrisr» Währing die Entführung der Tochter eines am und ehemaligen Gemeinderathes durch den holl wteliers Pianisten Mretberger Anzeiger und Tageblatt. Sette 5. — 14. Junk Neueste Nachrichten. Wien, 12. Juni. Gegenüber einer Meldung deS „Baker- land", der zufolge die beiderseitigen Ministerpräsidenten am Sonnabend wegen neuentstandener Schwierigkeiten geneigt ge wesen wären, die Verhandlungen abzubrechen, und selbst der heutige Stand der Dinge sehr prekär sei, erklärt im Einklang mit diesbezüglichen Budapester Meldungen heute die „Wiener Abend- post", allerdings seien im Laufe der Verhandlungen wegen Text legung des Uebcreinkommens Schwierigkeiten aufgetaucht, oieselbeu seien aber in den heute und an den beiden vorangegangenen Tagen abgehaltenen Konferenzen vollständig beseitigt worden, sodaß der Kompromiß als durchaus perfekt angesehek werden könne. Wie«, 12. Juni. Heute Abend wurde eine Anzahl sozial demokratischer Protestversammlungen gegen die vom niederöster- reichifchen Landtage beschlossenen Wahlresormen abgehalten, die ruhig verliefen. Nach Schluß derselben kam eS in einigen Be zirken auf der Straße zu kleinen Reibungen zwischen Arbeitern und Polizei, wobei einige Verhaftungen vorgenommen wurden. Wien, 12. Juni. Im südöstlichen Theile von Nieder-Oester- reich sowie in Westungarn haben in der Nacht zum Sonntag heftige Erderschütterungen stattgefunden. Es wurde kein besonderer Schaden angerichtet. , Wien, 12. Juni. Aufsehen erregt im hiesigen Bezirke „warf" einen Opponenten in zwei Minute« und für die drei Stöße, die er dem Unterlegene» verabfolgt hatte, durste er- 16 000 Mark in die Tasche stecken. (ES ist charakteristisch für daS „Dankee-Gemüth", daß dieser scheußlichste aller ^wtt» auswüchse in Amerika fanatische Bewunderer genug findet u« die Vertreter dieser blutige» Spezialität i» kurzer Zett za reichen Männern zu machen!) * Die Farbe deS Wasser». Eine Frage, die sich jedem denkenden Reisenden immer und immer wieder aufdrängt, ist die nach der Ursache der so verschiedenartigen Färbungen d^ Wassers, die wir in verschiedenen Theilen deS Meere», in Gebirgsseen und Flüssen zu beobachten Gelegenheit haben. Mett- würdiger Weise hat die Wissenschaft erst verhältnißmäßig spät sich auch mit dieser Frage zu beschäftigen begonnen. Zunächst galt es natürlich, die wahre Farbe des reinen Wassers festzu« stellen. Prof. Spring hat dies, wie die Monatsschrift „Himmel und Erde" ausführt, dadurch erreicht, daß er eine weiße Scheibe durch lange, mit destillirtem Wasser gefüllte Röhren betrachtete. Da die Scheibe^bei diesen Versuchen rein tiefblau erschien, ist die blaue Farbe, wie übrigens schon Davy erkannt hatte, als Ngen« färbe des Wasser- zu bezeichnen, und blaue Gewässer, wie der Ozean, daS Blauseeli im Kanderthal oder der Genfer See zeige« durch ihre Färbung nur eine hervorragende Reinheit deS in ihn«« fluthenden Wassers an. Die viel häufiger anzutreffende grün«! Farbe der meisten Seen und klaren Flüsse, sowie auch des MeereS in der Nähe seiner Ufer erklärt Spring für eine Mischfarbe, welche durch die Zusammensetzung der blauen Eigeufarbe deS Wassers mit einer gelben, von Eisenrosttheilchen oder HumuSbei- mengungen reflektirten Färbung entsteht. Durch besondere Hin zufügung feinsten Schlammes des rothen, unter dem Namen Hämatit bekannten, wasserfreien Eisenoxyds kann aber die nor male, grüne Farbe deS Wassers gewisser Seen unter Umständen so vollständig kompensirt werden, daß dasselbe gänzlich farblos erscheint, wie es in einzelnen Theilen des Wettern-SeeS öfters beobachtet wird. Bei der weiten Verbreitung der Eisenoxyde von verschiedenstem Wassergehalt scheinen SpringS durch einwandfreie Versuche gestützte Ansichten thatsächlich den so ost in der Natur beobachtete» Farbenwechsel des Wassers recht befriedigend zu er klären. 'Personen, aktive und passive Mitglieder nebst Frauen, betheiligten. .Man versammelte sich früh ^6 Uhr im Gasthof, wo vier mit Birken geschmückte Erntewagen bereit standen. Um 6 Uhr er folgte die Abfahrt; es ging über Lichtenberg, Mulda, Dorf chemnitz nach Sayda. Im Gasthof „zum goldnen Löwen" wurde chaS Mittagsmahl eingenommen, worauf die Stadt besichtigt ward. Bon Sayda unternahm man unter Führung deS Herrn Kantor Rennau eine Fußwanderung nach Neuhausen, woselbst sich Herr Kantor Friedrich (früher 2. Lehrer und Liedermeister deS Männer gesangvereins) der Sängerschaar anschloß. Unter seiner Führung wurde sodann das Schloß Purschenstein und seine Umgebung besichtigst. Nach etwa zweistündigem Aufenthalt trat man den Rückweg nach Sayda an. Um 8 Uhr erfolgte die Heimkehr, um 12 Uhr traf mau in Weißenborn wieder ein. Bemerkt sei noch, daß die Sängerschaar gebeten wurde, nach beendetem Gottesdienst in der Kirche zu Sayda zu fingen. Zu Gehör brachte man die Hymne von Mehul: „Hör' uns! Gott, Herr der Welt!" Rotzwein, 12. Juni. Reges Leben herrschte gestern in unserer Stadt. Der Turnerbund zu Roßwein weihte seine neue Fahne. Hierzu waren viele Turnvereine deS Mulden-Zschopau- thal-Gaues, zum Theil in großer Anzahl, mit ihren Fahnen er schienen. Auch viele hiesige Vereine betheiligten sich an dem Feste. Nachmittags *^2 Uhr fand durch Herrn Pastor Arnold die Weihe statt. Nach Ueberreichung von Fahnennägeln bewegte sich ei» Festzug durch die Hauptstraßen der Stadt; hierauf fand auf dem Turnplätze Turnen und Abends Ball im Schützenhause statt. — An demselben Tage waren eine stattliche Anzahl Gerichts beamten aus Döbeln, Leisnig, Nossen, Waldheim, Mügeln, Riesa u. s. w. zum sogenannten „Kollegentage" hier zusammengekommen. Nach gemeinschaftlichem Mittagsmahle in „Stadt Leipzig" unter nahm man einen Spaziergang durch die städtischen Anlagen am Hartenberg mit dem Endziel „Wettinhöhe", wo man bis zum Abgang der Züge verweilte. 88 Hainichen, 12. Juni. Bei dem am Sonntag abge haltenen, mit Banner-Weihe und Preis-Reigenfahren verbundenen Saalfeste des Radfahrer-Vereins „Frisch aus" erhielt der Rad fahrer-Verein in Thum den 1. Preis (silberner Humpen), der Radfahrer-Verein in Frankenberg den 2. Preis (silberner Pokal) und der Radfahrer-Verein in Waldheim einetl Anerkennungspreis (Aneroidbarometer). — Beim Pfeilschießen erlitt hier ein Knabe eine schwere Verletzung am Augapfel. «. DittmannSVorf, 12. Juni. Am Sonntag wurde hier unter zahlreicher Betheiligung auS den Ortschaften der näheren Umgebung das Gustav Adolssest des Conradsdorfer Zweigvereines abgehalten. Im festlich geschmückten Gotteshause hielt Nachmittags 3 Uhr Herr Pastor Schulze aus Leipzig die Festpredigt. Vor derselben kam unter Leitung des Herrn Kirchschullehrer Felber «in Festgesang (gemischter Chor) recht trefflich zu Gehör. Die Versammlung im Gasthofe eröffnete nach vorhergegangenem all gemeinen Gesang der Vorsitzende Herr Pastor Clauß-Conrads darf, begrüßte alle Anwesenden und besonders Herrn Superin tendent Grießhammer aus Meißen. Nachdem der Ortspfarrer, Herr Kruspe, der Versammlung einen Willkommengruß geboten, -sprach Herr Superintendent Grießhammer über die evangelische Bewegung in Oesterreich. Sehr interessant waren weiter die Mittheilungen des Festpredigers über Selbsterlebtes in Bezug auf daS evangelische Leben im heiligen Lande. Die Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten begann mit der Rechnungs- ablegüng durch Herrn Kantor Mühler-Conradsdorf. Nach Prü fung der Rechnung wurde dieselbe von der Versammlung richtig gesprochen. Die Kollekte ergab 68 Mk. 70 Pf. Die Summe w»rde zur direkten Uebermittelung an die evangelische Gemeinde Rosendorf m Böhmen bestimmt. Von den weiter zur Verfügung stehenden Mitteln verwilligte man 190 Mark zur Unterstützung der evangelischen Bewegung i» Oesterreich. Dem Ccntralvorstand wurden für die Vertheilung von weiteren 190 Mark die beiden evangelischen Gemeinden Zauchtel und Stattlow in Mähren in Vorschlag gebracht. AIS Abgeordnete zum Gustav Adolffeste des Hauptvereins, welches dieses Jahr in Löbau stattfindet, wählte man die Herren Pastor vr.Zweinert, Kirchschullehrer Heinze aus Reinsberg, Gutsbesitzer Wackwitz und Kirchschullehrer Felber aus Dittmannsdorf. Die nächstjährige Gustav Adolffeier findet in Tuttendorf statt. Zum Schluß wurde Herr Pastor Kruspe- DittmannSdorf, der demnächst aus feinem Amte scheidet, in An erkennung seiner 32jährigen ersprießlichen Thätigkeit für die Gustav Adolf-Sache zum Ehrenmitgliede ernannt. Mit Gesang und Gebet schloß darauf die ernste Feier. Zum Fall Hopffe. Die von der „Arbeiter-Zeitung" wieder holt gebrachte Mittheilung, es sei seitens der König!. Polizei direktion in Dresden vor der Privatwohnung des Kommerzien raths Hopffe auf dem Lindenauplatz ein Gendarmerieposten zur Verhütung etwaiger Ruhestörung aufgestellt worden, beruht voll ständig auf Unwahrheit, lediglich Verkehrsrücksichten haben hierzu Veranlassung gegeben. Vorgestern hat in Leipzig die Weihe und Wiedereröffnung der altehrwürdigen, in neuer Herrlichkeit wiedererstandenen Pauline rkirche stattgefunden. Auf die an ihn vom Rathe der Stadt Chemnitz gerichtete Einladung zur Feier der Denkmalsenthüllung am 22. Juni hat Fürst Herbert von Bismarck mit folgendem Schreiben geanwortech „Friedrichsruh, 31. Mai 1899. Ew. Hochwohlgeboren bitte ich, den Ausdruck meines herzlichen Dankes für die freundliche Ein ladung zum 22. Juni, durch die ich mich sehr geehrt fühle, ent gegennehmen zu wollen. Es hat mir im Sinne der Denkungs- weise meines Vaters wohlgethan, zu erfahren, daß auf dem Denkmal für den Kaiser auch seine Gestalt erscheinen wird; wenn ich eS mir trotzdem versagen muß, der ehrenvollen Aufforderung Ihrer Stadt Folge zu leisten, so geschieht das nur, weil ich wäh rend des Trauerjahres mich von allen öffentlichen Veranstal tungen fern zu halten entschlossen bin. Mit der vorzüglichsten Hochachtung bin ich Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Bismarck." Auf ein stark besetztes Coups des Schnellzuges, welcher 7 Uhr 47 Minuten von Chemnitz nach Leipzig abgeht, wurde kurz nach dem Verlassen des Bahnhofes Chemnitz ein Schuß abge- seuert. Das linke Fenster des Wagens war halb geöffnet, die Kugel, offenbar von einem Teschin herrührend, kam durch diese Oeffnung, pfiff an den Köpfen der Insassen vorüber und drang durch das gegenüberstehende Fenster, welches mehrere Sprünge erhielt und die Ausgangsöffnung deutlich zeigte. Es wird sich schwerlich feststellen lasse», ob Ruchlosigkeit oder Fahrlässigkeit vorliegt. Der Stadtrath zu Wurzen hatte auf Ersuchen des ComitSs für den Bau einer katholischen Kirche beschlossen, ein buntes Fenster, welches das Stadtwappen tragen soll, zu stiften und zu diesem Zwecke den Betrag von 200 Mk. bewilligt. Nach längerer Debatte haben von den Stadtverordnete» am 9. d. M. bei der Abstimmung 10 für und 10 gegen die Bewilligung der genannten Summe gestimmt. Da der Vorsteher, der Gegner der Vorlage war, von seiner Dezisivstimmc Gebrauch machte, fiel die Raths- vorlaae. I» derselben Sitzung wurde noch einstimmig beschlossen, den Rach zu ersuchen, nunmehr recht bald das neue Lokalschul ¬ statut fertigzustellen und an daS Kollegium bis 1. August d. I. zur Vorlage zu bringen, widrigenfalls dasselbe Beschwerde bei der vorgesetzten Behörde führen werde. Die Bäcker-Innung in Seyer beging am Sonnkag die Feier ihres 335jährigen Bestehens. Der Erzgebirgszweigverein in Erottettdorf hat b«schlossen, für die vom Chemnitzer Erzgebirgszweigverein angeregte BiSmarck- säule auf dem Fichtelberge eine Platte von Crottendorfer Marmor bis zur Größe von 60 am Länge, 45 am Breite und 10 bis 15 am Stärke zu stifte» und dem Chemnitzer Zweigvereine zur Verfügung zu Men. Verschiedenes. * Pttnzesfi« Luise vo« Coburg entmündigt. Prinzessin Luise von Coburg, deren Erlebnisse so viel die Oeffentsichkeit beschäftigt haben, wurde gestern von Wien nach der Anstalt Lindenhos bei Dresden gebracht. DaS Entmündigungs- Verfahren ist beendet, und auf daS von der Wiener medizinischen Fakultät bestätigte Gutachten der Gerichtspsychiater, das auf Schwachsinn lautet, wurde die Prinzessin unter Kuratel gestellt. Nebenbei sei noch bemerkt, daß auch daS llrtheil gegen Ober leutnant Matatschitsch, daS, wie erinnerlich, wegen Wechselfälschnng aus mehrjährige Kerkerstrafe ausgesprochen wurde, nunmehr vom Wiener Oberlandesgericht bestätigt wurde. Ueber daS Ent mündigungsverfahren und die Abreise der Prinzessin enthält die „Wr. Allg. Ztg." folgenden ausführlichen Bericht: Heute Morgen hat die Prinzessin Luise von Coburg das Gebiet der österreichisch ungarischen Monarchie verlassen. Sie ist mit dem Eilzug der Nordwestbahn nach Lindenhof i» Sachsen abgereist. Die Prinzessin war guten Muthes und sieht trefflich aus. Sie war im Wagen von Purkersdorf auf den Bahnhof gekommen und begab sich rasch, lange Zeit vor Abgang deS Zuges, in den Salonwagen, der ihr von der Eisenbahnverwaltung zur Verfügung gestellt worden war und in welchem sich ihre Begleitung bereits eingefunden hatte. Als Aufenthaltsort für die Prinzessin Luise von Coburg wurde die bekannte Anstalt deS Samtätsrathes Pierson in Lindenhof bei Dresden bestimmt. ES ist dies zum Unterschied vom Sanatorium Purkersdorf, in dem die Prinzessin Luise von Coburg bisher verweilte, eine sogenannte geschlossene Anstalt. Erst nach längeren Berathungen und Verhandlungen waren, übrigens im vollen Einverständniß mit der Prinzessin Luise von Coburg, die in diesem Falle maßgebenden Faktoren über die Wahl des künftigen Aufenthaltsortes der Prinzessin einig geworden. Der König von Belgien hätte eS am liebsten gesehen, wenn seine Tochter in Oesterreich unter den in der letzten Zeit bestehenden Verhältnissen weiter verblieben wäre, da auch er eS nicht für opportun hielt, daß seine Tochter in Belgien untergebracht werde. Das weitere Verbleiben der Prinzessin Luise von Coburg in der österreichischen Monarchie er schien jedoch als nicht angemessen, da sich peinliche Er- nnerungen für die Prinzessin an ihren Aufenthalt in Oesterreich . lüpften. Nun ist Prinzessin Luise zugleich auch Herzogin von L ichsen, und es wurde daher gemä^ dem Wunsche, welchen die P nzessin selbst geäußert hatte, beschU.' n, daß sie m diesem La de ihren weiteren Aufenthalt nehmen solle. Gleichzeitig wurde an der Edikttafel deS kaiserlich königlichen Ober-Hos- marschallamtes die Verhängung der definitiven Kuratel über die Prinzessin Luise von Koburg publizirt. Die Kuratel wird wegen gerichtlich erhobenen Schwachsinns verhängt und der bisher provi sorische Kurator, vr. Karl R. von Feistmantel, zum definitiven Kurator bestimmt. Die Verhängung der definitiven Kuratel über die Prinzessin Luise, als auch die Uebersiedelung derselben in eine geschlossene Anstalt erfolgte auf Grund von zwei äußerst umfangreichen und gründlichen ärztlichen Gutachten. Als Referent sungirte Professor Hofrath Freiherr v. Krafft-Ebing. Das letzte Gutachten, daS der medizinischen Fakultät, wurde Mitte des vorigen MonatS erstattet. Beide Gutachten decken sich vollkommen und gelange» zu folgenden Schlüssen: Prinzessin Luise von Koburg leidet seit einer Reihe von Jahren an Schwachsinn, welcher nach einer Gehirnerschütterung aufgetreteu ist, und an einer bedeutenden Herabsetzung der intellektuellen und ethischen Funktionen. Sie ist unfähig, ihre Angelegenheiten selbstständig zu besorgen, um die Bedeutung, Tragweite und Folgen ihrer Hand lungen klar zu erkennen. In dem Gutachten wird ferner ausge führt und durch zahlreiche Einzelheiten, welche sich durch ihren intimen Charakter der Oeffentlichkeit entziehen, belegt, „daß die Prinzessin in Vernunft, Willen und ethischen Leistungen erheb liche Schwächungen aufweise. Der Zustand habe sich langsam und unmerklich für die Beurtheilung eines Laien entwickelt. Er sei schließlich so weit gediehen, daß sie willenlos den Suggestionen eines unwürdigen Mannes unterlag". Es wird ferner ausführ lich die Ursache des Schwachsinnes der Prinzessin erörtert und als solche, wie schon oben erwähnt, eine Gehirnerschütterung an gegeben. Diese Gehirnerschütterung zog sich die Prinzessin vor .einer Reihe von Jahren, lange bevor sich noch ihr letzter trauriger Roman entwickelte, zu, als sie von einer 30 Meter hohen Berg lehne herabstürzte. Sie blieb damals drei Stunden bewußtlos, und vier bis fünf Tage lang war ihr Bewußtsein nur ein un klares und dämmerhafteS. Dazu gesellte sich später noch ein Typhus, welcher ebenfalls ihre geistigen Kräfte beeinträchtigte, und aus dem Zusammenwirken dieser beiden Umstände entstand, wie das Gutachten konstatirt, jene Geistesschwäche, welche die Verhängung der definitiven Kuratel und die Uebersührung der Prinzessin m eine Heilanstalt nothwendig erscheinen ließ. * Ein amerikanisches Sportjournal bringt in seiner neuesten Nummer einen interessanten Artikel über berufsmäßige Boxer und ihre Einnahme«. ES ist aber nicht von den Pro fessionellen die Rede, die auf Spezialitätenbühnen ihre „Kunst" zur Schau stellen und bestimmte Gagen beziehen, sondern aus schließlich von den sogenannten ChanipionS, die sich nur an den öffentlichen WettkLmvfen betheiligen. Obenan auf der Liste der siegreichen „Pugilisten" prangt der Name des Meisterkämpfers der Welt „Bob Fitzsimmons". Der König der Faustkämpfer brachte es fertig, in wenigen Minuten sich eine halbe Million Mark zu verdienen. Als er seinen bisher unbesiegt dastehenden Rivalen Jem Corbet schlug, gewann er den ersten Preis in Höhe von 11 000 Lstrl. und außerdem in Wetten 10 000 Lstrl., zu sammen 420 000 Mark. Die größte Summe, die Corbet jemals auf ein Brett ausgezahlt erhielt, waren 16 000 Lstrl. (320 000 Mk.), sein Antheil am Eintrittsgeld, das die in ungeheuren Mengen erschienenen Zuschauer zahlten, um Zeuge seines Triumphes über den Boxer Sullivan zu sein. Georg Dixon, em farbiger Faust kämpfer, hat an nicht weniger als 268 Wettkämpfen theilgenommen und während seiner Laufbahn weit über eine Million zusammen gebracht. Ein anderer südafrikanischer Boxer ging als Sieger aus zahlreichen Wettbewerben hervor und erkämpfte sich einmal in kaum 9 Minuten rund 7000 Lstrl. (140 000 Mark). Pedlar Palmer, daS Idol der britischen Sportwelt, hat in wenigen Jahren so immense Summen erworben, daß er nach kurzer Thätigkeit glänzend von seinen Zinsen leben konnte. Dick Bürge i Sieveking, welcher im vorigen Jahre in Ischl die vielgenannt« Affaire wegen Religionsstörung hatte. Der Aufenthalt deS Paares ist unbekannt. Wie«, 12. Juni. Vier Wiener Touristen, welche eine Gebirgstour auf den Dachstein und daS Hohe Thor unternommen haben, werden seit mehreren Tagen vermißt. Budapest, 12. Juni. In Libetbanya im Zolyomer Komitate wüthete im Hause des StadthauptmannS ein großer Brand, der nach kurzer Zeit 40 Häuser und Nebengebäude einäscherte. Paris, 12. Juni. Eine Meldung der „Ag. Hav." besagt: Heute, Nachmittags 3*/, Uhr, nach Schluß der Deputirtenkammer, überreichte Ministerpräsident Dupuy in Begleitung seiner Kol legen dem Präsidenten der Republik die gemeinschaftliche Demission des Kabinetts. Der Präsideut nahm die Demission an und er suchte die Minister, die Geschäfte bis zur Ernennung ihrer Nach folger weiterzuführen. — Beim Verlassen deS Sitzungssaales der Kammer wandte sich Ministerpräsi dent Dupuy an eine Gruppe von Deputirten mit den Worten: „ Wir räumen das Feld Glück licheren, aber nicht Tapfereren!" Präsident Loubet wird erst morgen früh den Präsidenten der Kammer und den Präsidenten des Senats zu sich berufen, um sie über die politische Lage zu be fragen. Paris, 12. Juni. Die Unterredung, welche die Minister im Elysee mit dem Präsidenten Loubet hatten, um ihre Entlassung zu geben, dauerte nur fünf Minuten. In den Wandelgängen der Deputirtenkammer herrschte große Erregung über die Ab stimmung, weil zu Beginn der Sitzung Niemand gedacht hatte, daß das Ministerium fallen könnte. Die Sozialisten äußern große Befriedigung. Paris, 12. Juni. Die Kammermehrheit, von der daS Kabinett Dupuy heute gestürzt wurde, bestand auS den Radikalen, den Sozialisten, der fortschrittlichen Gruppe Isambert, dem Barthaucher Flügel der Progressisten und einem Theile der Nationalisten. Paris, 12. Juni. I « ihrem Hotelzimmer erhielt die hier weilende italienische Publizistin Mathilde Serrao den Besuch der Exkaiserin Eugenie. Maa vermuthet, daß die Kaiserin, welche mit der Serrao schon lange bekannt ist, diese mit der Redaktion ihrer Memoiren betraut hat. Paris, 12. Juni. (Havas-Meldnng.) Hier laufen Gerüchte über eine in Nizza vorgenommene Verhaftung um. Es soll sich um einen aus Nizza gebürtigen, dort seit einigen Tagen auf Urlaub weilenden italienischen General handeln, der als Spion festgenommen worden sein soll. Andere Gerüchte wollen wissen, der Herzog von Orleans sei in Nizza verhaftet worden. Madrid, 12. Juni. Die Deputirtenkammer stimmte noch mals auf Antrag des Ministerpräsidenten über die Gültigkeit der Wahl Moraytas durch Aufstehen und Sitzenbleiben ab. Ein Sekretär erklärte nach der Abstimmung die Wahl für gültig. Hierauf entstand großer Lärm. Die Sitzung wurde aufgehoben. Nach Wiederaufnahme der Sitzung wurde ein Antrag, dem Bureau wegen der Art und Weise, in der es die Frage wegen der Wahl Wo raytas aufgeworfen habe, ein Tadelsvotum zu er» theile», mit 165 gegen 34 Stimmen abgelehnt.
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