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Nach der erfolgreichen Impfung zeigen sich vom vierten Tage an kleine Bläschen, welche sich in der Regel bis zum neunten Tage unter mäßigem Fieber vergrößern und zu erhabenen, von einem rothen Entzündungshofe umgebenen Schutzpocken entwickeln. Dieselben enthalten eine klare Flüssigkeit, welche sich am achten Tage zu trüben beginnt. Bom zehnten bis zwölften Tage beginnen die Pocken zu einem Schorfe einzutrocknen, der nach 3 bis 4 Wochen von selbst abfällt. Die Entnahme der Lymphe zum Zwecke der weiteren Impfung ist schmerzlos und bringt dem Kinde keinen Nachtheil. Wird sie unterlassen, so pflegen sich die Pocken von selbst zu öffnen. 8 s. Bei regelmäßigem Verlaufe der Jmpfpocken ist ein Verband überflüssig: falls aber in der nächsten Umgebung derselben eine starke, breite Röthe entstehen sollte, oder wenn die Pocken sich öffnen, so umwickelt man den Oberarm mit einem in Baumöl getauchten oder noch besser mit Vaseline bestrichenen kleinen Leinewandläppchcn. Bei jeder erheblichen nach der Impfung entstehenden Erkrankung ist ein Arzt zuzuziehen. 8 40 An einem im Impftermine bekannt zu gebenden Tage erscheinen die Impflinge zur Nach schau. Dieselben erhalten, wenn die Impfung Erfolg hatte, an diesem Tage den Impfschein. Der letztere ist sorgfältig zu verwahreu. 8 n Kann ein Kind am Tage der Nachschau wegen erheblicher Erkrankung, oder weil in dem Hause eine ansteckende Krankheit herrscht, (8 1), nicht in das Jmpflokal gebracht werden, so haben die Eltern oder deren Vertreter dieses spätestens am Terminstage dem Jmpfarzte anzu- zeigrn. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Tischlermeisters und Wirthschastsbesitzers Karl Adolf Ha«»merschmidt in Niederbobritzsch Nr. 45, wird heute, am 12. Juni 1899, VormitagS 12 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt JeschlY in Freiberg wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungeu sind bis zum 18. Juli 1899 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eiues Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in Z 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände aus den 7. Juli 1899, BormittagS 9/. Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen aus den 4. Auguft 1899, Bormittags 9^ Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer No. 33, Termin anberaumt. Men Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Jache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verab folgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum S8. Juni 1899 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Freiberg, Abth. L. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber: In Stellvertretung: H 12/39 No. 2. Erp. verpfl. Prot. Zwangsversteigerung. Die im Grundbuche aus den Ramen Karl Heinrich Möbius in Berthelsdorf einge tragen«» Grundstücke, 1. Jolium 19 des Grundbuchs für Berthelsdorf und die Nr. 9, 10a, 11, 13d, 251, 252, 253, 254, 254a, 255, 256, 257, 258, 259, 259a, 260, 261, 262, 263, 264, 265 und 266 des Flurbuchs für diesen Ort, 18 da 84,3 ar groß, mit 584, 29 Steuereinheiten belegt, geschätzt auf 29253 Mark. 2. Folium 109 des Grundbuchs für Berthelsdorf und die Nr. 245, 246, 247, 248, 249 und 250 des Flurbuchs für diesen Ort, 6 da 55 ar groß, mit 148,97 Steuer einheiten belegt, geschätzt auf 7500 Mark, zusammen geschätzt auf 36 753 Mark, sollen im hiesigen Amtsgerichtsgebäudc zivangsweise versteigert werden. Es ist der 24. Juni 1899, vormittag 19 Uhr als Bersteigerungstermin und der 8. Juli 1899, vormittag 10 Uhr als Termin zu Berkündung des Bettheilungsplans anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnifses kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts ein gesehen werden. Braud, den 12. Mai 1899. Das Königliche Amtsgericht. 8I«KUi7»t. Wgd. Auktion. Sonnabend, den 17. Juni 1899, Bormittag ', ,10 Uhr kommen in Mulda folgende Gegenstände, als: 1 Pferd, 1 Bock und 3 Ziegen, 2 Hähne und 8 Hühner, 30 Ztr. Heu, 50 Ztr. Bundstroh, 1 Kastenschlitten, 1 kleiner Futterwagen mit Leitern, 1 Wagen mit Ernteleitern, 2 Lastschlittcn, 1 Decimalwaage mit 5 Gewichten und 1 Wäschemangel gegen Baar» zahlung zur Versteigerung. Sammclort: Braun s Restauration. Brand, am 10. Juni 1899. Gerichtsvollzieher. Pcrsonen-Sonderzüge Dresden-Reick. Anläßlich der Pferderennen bei Reick werden Sonntag, den 25. Juni, nachmittags Persone«- Sonderzüge nach Bedarf abgelassen, und zwar L. von Dresden-Altstadt (Hauptbahnhof, Südhalle) nach Reick von 1 Uhr 15 Minuten ab bis 1 Uhr 35 Minuten; b. von Reick nach Dresden-Altstadt von 5 Uhr 30 Minuten ab bis 5 Uhr 50 Minuten. Zu diesen Zügen werden in Dresden-Altstadt Rückfahrkarten II. Klasse für 60 Pfg. und UI. Klaffe für 40 Pfg., in Reick einfache Fahrkarten nach Dresden-Altstadt für 50 Pfg. (U. Klaffe) und 30 Pfg. (III. Klaffe) ausgegeben. Zur Verweisung von Unglücksfällen wird das Publikum aufgefordert, das Aufspringen auf die Züge, solange sie sich noch in Bewegung befinden, zu unterlassen. Zuwiderhandlungen werden nach ZZ 61 und 62 der Betriebsordnung bestraft. Dresden, am 10. Juni 1899. Königliche Generaldirektton der Sächsischen Ttaatseisenbahnen, H. Abtheilung. II 6 2395. HilMrsteigtlilW Ms Korftca-orkr ÄMtsfMremer. (Leubsdorfer Parzellen.) Pleißner s Gasthof zu Hammer-Leubsdorf. Donnerstag, den 22. Juni 1899, Vormittags 9 Uhr. 828 weiche Stämme, 18 h. u. 467 w. Klötzer, 2781 w. Derbstangen, 1250 w. Reisstangen, 1 rm eich. Nutzknüppel, 7 rm h. u. 36 rm w. Brennscheite u. -Knüppel, 3^/., rm h. u. 26 rm w. Aeste und 4450 Geb. ficht. Abraumreisig, aufbereitet in dem Kahlschlage der Abth. 58 und in den Durchforstungen der Abth. 51, 63, 64, 68, 74, 75. Näheres ist aus den in den Schankstätten und bei den Ortsbehörden der umliegenden Ort schaften aushängenden Plakaten zu ersehen. Kgl. Forstrevierverwaltung Borstendorf u. Kgl. Forstrentamt Augustusburg, am 8. Juni 1899. (I. 6.) Aus dm Keichsta-e. nb. Berlin, den 12. Juni. Die zweite Lesung des Nachtragsetats hatte wieder einmal auf der Buiäesraths-Estrade die Männer in großer Zahl zusammen geführt, denen die Leitung der Geschicke des deutschen Reiches an vertraut sind; an dem vorderen Tisch saßen die Staatssekretäre bezw. Minister, und den Eckplatz hatte die kleine, in sich zusammen gesunkene Gestalt des Reichskanzlers eingenommen. Dem gegen über war das Hans von einer geradezu peinlichen Leere. Es läßt sich eben nicht mehr zusammenhalten, und es scheint, daß man dem Rechnung tragen und sich bemühen wird, Ende dieser Woche die Vertagung herbeizuführen. Bei einiger Selbstbe- schränkung der Redner läßt sich das auch sicherlich durchführen. Die Forderungen des Nachtragsetats wurden fast durchweg unverändert bewilligt. Nur die Kosten für das Dicnstgebäude des koimnandirenden Generals des III. Armeecorps in Berlin wurden als -zu hoch beanstandet und zunächst nur die Kosten für einen Entwurf bewilligt. Andererseits ist die Entschädigungssumme sür die Brüder Denhardt gegen den Widerspruch der Freisinnige», aber unter Zustimmung der Regierung auf 150000 Mk. hinaus gesetzt worden. Daniit dürste diese unerquickliche Episode unserer Kolonialpotitik hoffentlich ihre endgiltige Erledigung gesunden haben, wenn auch die Denhardts bis zuletzt erklärten, daß sie sich auch mit dieser Lösung nicht zufrieden geben würden. Bei der Forderung für das Patentamt sagte der Staats sekretär auf Anregung des Abg. Müller-Sagan Jr. Vpt.) zu, daß die Techniker in Zukunft gegenüber den Juristen mehr be vorzugt werden sollen, und bei der Erörterung der TheuerungS- zulagen für Unterbeamte rückten Singer (soz.) und I)r. Sattler (nl.) Herrn v. Podbielski um Auskunft über die Fürsorge für die Post- untcrbeamten auf den Leib, ohne daß allerdings der joviale „Postbielski" ihre Neugier ganz befriedigen konnte: die Grundsätze für die Bertheilung jener Theuerungsznlageu sind merkwürdiger Weise noch gar nicht festgelegt. Uebrigens benutzte Singer die Gelegenheit, um dem Staatssekretär des Reichspostamts eine neue heftige Fehde wegen der Beeinträchtigung der politischen Freiheit seiner Beamten anznkündigen; es schien ihm sehr schmerzlich zu sein, daß er die betreffende Agitationsrede nicht sofort halten konnte. Kam so Herr v. Podbielski noch ganz glimpflich fort, so wurde Graf Posadowsky heute durch Angriffe von sozialdemokratischer Seite in eine Erregung versetzt, wie man sie bei diesem ruhigen und korrekten Staatsmann nur selten zu scheu bekommt. Es war das ein Vorgeschmack der Debatten, die nns Ende dieser Woche bei der Berathung des sogenannten Zuchthausgesetzes erwarten. Der etatsmäßige Anlaß zu dem heutigen hitzigen Wortgesechc war nicht gerade aufregend. Es handelte sich nur um die Schaffung der Stelle eines neuen Vortragenden Raths im Reichsamt des Innern. Da dieser Vortragende Rath sich aber hauptsächlich mit den Arbeitersragen beschäftigen soll, so hielt es Bebel für nöthig, darauf hinzuweisen, welch ein großes und klares Feld der Herr zu bearbeiten haben wird, und ihm auch Fingerzeige über die Wünsche, Hoffnungen und Bestrebungen der „Arbeiter" (soll heißen Sozialdemokraten) zu geben. Daß er sich dabei die Er gebnisse des bekannten Würzburger Bäckerprozesses, der ja aller dings haarsträubende Dinge zu Lage gefördert hat, nicht entgehen ließ und sie benutzte, nm eine Verschärfung statt einer Ab schwächung der Bäckereivcrordnung zu fordern, versteht sich am Rande. Graf Pofadowsky gab zu, daß jener Prozeß höchst bedenkliche Erscheinungen gezeitigt habe und verkündete, daß er die Akten habe einfordern lassen und daß er den Erlaß genereller Verordnungen bereits in den Kreis der Erwägungen gezogen habe. Bis dahin war die Sache ganz friedlich verlaufen. Da berührte Abg. Hoch (soz.) bei Vorbringung von Beschwerden der Bauarbeiter den kürzlich in Berlin abgehalteHen Bauarbeiter kongreß und besprach es mißbilligend, daß das Reichsamt des Innern die Entsendung eines Kommissars zu diesem Kongreß aus Zeitmangel abgelehnt hätte: natürlich sehlte dabei nicht der Hinweis darauf, daß bei einem Uuternehmerkongreß die Zeit sich sicherlich gefunden hätte u. dergl. Diese Vorwürse lockten den Staatssekretär aus seiner Reserve heraus. Er stellte den offiziell angegebenen Grund der Nichtbetheiligung, wenn er ihn auch noch aufrecht erhielt, bei Seite und betonte den sozialdemokratischen Charakter jenes Kongresses. Dieser sei mit einem Hoch aus die moderne Arbeiterbewegung geschlossen worden und das Lokal sei ausgeschmückt gewesen mit rothen Fahnen und anderen republi kanischen Abzeichen, „diesen alten Ladenhütern, mit denen man ein naives Publikum glaubt anziehen zu können"; unter diesen Umständen würde ein königlicher Beamter durch Betheiligung an den Berathungen geradezu seinen Diensteid verletzt haben! Diese Aussührungen riefen bei den Sozialdemokraten geradezu einen Ausruhr hervor. Hoch, Stadthagen und Bebel hielten scharse Angrisfsrcden, in denen sie dem Staatssekretär u. A. den Borwurf der Unwahrhaftigkeit machten, in denen sie die gesetzliche Gleichberechtigung der steuerzahlenden Sozialdemokraten betonten und m denen auch Hinweise auf den „neuesten Znchthauskurs" nicht fehlten. Die Hypothekenbankvorlage wurde zum Schluß in zweiter Lesung en bloe angenommen, man einigte sich darüber, das, was dazu noch gesagt werden muß, morgen bei Gelegenheit der dritten Lesung zu sagen. volitisch« Umschau. Freiberg, den 13. Juni. Deutschland. Es ist schon öfters bemerkt worden, daß der Kaiser kein Freund der strengen Absperrungen bei militärischen Schauspielen ist. Dies hat sich auch kürzlich wieder gezeigt. Als der Kaiser in voriger Woche nach dem Truppenübungsplätze Däberitz kam, wo zwei Garde-Infanterie- und zwec Garde- Kavallerie-Regimenter exerzirten, hatte sich auch ein zahlreiches Publikum eingesunden. Der Kaiser, die Menge erblickend, ordnete gleich selbst an, daß die Zuschauer nicht fortgewiesen werden sollten, und wies eine vorzüglich gelegene Stelle an, wohin das Publikum geführt werden sollte, weil es, wie er sagte, von da am besten sehen könnte. Das Befinden des an den Blattern erkrankten Großherzogs von Hessen hat sich verschlimmert. Professor Riegel aus Gießen wurde zur Konsultation herbeigerufen. Im Reichstage nimmt man an, daß das bis zur Ver tagung zu erledigende Arbeitsmaterial bis Ende nächster Woche (17. Juni) oder im ungünstigsten Falle bis Anfang übernächster Woche (Montag, 19. Juni) aufgearbeitet sein wird. Die erste Lesung des Gesetzentwurfs zum Schutze des gewerblichen Arbeits verhältnisses dürste ain Mittwoch (14.) oder Donnerstag (15. Juni) stattfinden, nämlich sobald die zweite Berathung des Nachtrags etats beendet ist. Hinsichtlich der diesjährigen Kaisermanöver wird den „Berl. Nenest. Nachr." von unterrichteter Seite geschrieben: Es wird sich in der Hauptsache um einen Vormarsch des 14. Armee corps von Karlsruhe, des 13. von Stuttgart her, beide gegen einander, handel». Das Eingreisen des (linksrheinischen) 15. Armeecorps läßt sich noch nicht übersehen. Am wichtigsten sür die Entwickelung wird das Gelände zwischen Pforzheim und Weil die Stadt sein. Nachdem für das Unterkommen des kaiser ¬ lichen Hauptquartiers und der Manöverleitung in Pforzheim sich keine Gelegenheit geboten hat, werden beide in Karlsruhe Stand quartier nehmen. Der Aufenthalt in Straßburg erstreckt sich uuc auf zwei Tage vom 4. September ab, der Parade deS 15. Armeecorps halber. Die Kaisermanöver selbst werden voraus sichtlich vom 11. bis 15. dauern. Der gestern in Berlin eröffnete Kolonialrath beschloß auf Antrag des Herzog-Regenten Johann Albrecht einstimmig, dem Kaiser ein Danktelegramm wegen des Erwerbs der spanischen Inselgruppe zu senden. Direktor v. Buchka gab einen Halbjahrs rückblick aus die Verhältnisse der Schutzgebiete und erwähnt die Erstürmung der Hauptstadt des Sultans von Tibati im Hinter lande von Kamerun, sowie, daß sich Wißmann bereit erklärte, die Expedition nach dem Tschadsee zu führen. Der Kolonialrath stimmte dem Entwürfe der Verordnung betreffend die Einführung des deutschen Maß- und Gewlchtssystems in Südwestafrika zu. Zu der Frage des tropischen Gesundheitsamtes ist der Kolonial rath für eine Reichssubvention an das von dem Hamburger Senat geplante mit dem Seemannskrankenhause verbundene tropen hygienische Institut, welches aber der Aufsicht der Kolonial- abtheilung zu unterstellen sei. Die „Nordd. Allg. Zeitung" hört, die Audienz deS deutschen Gesandten bei dem Kaiser und der Kaiserin-Regentin von China, worin ersterem der Schwarze Adler-Örden, letzterer zwei kostbare Girandolen über reicht wurden, verlief befriedigend. Beide dankten Kaiser Wilhelm telegraphisch. Es zeigt sich, daß die entschiedenen deutschen Maß nahmen bei der Regierung und der Bevölkerung von guter Wirkung waren. Wiederholte Meldungen ausländischer Blätter, China plane gegen die Deutschen in Schantung ein feindseliges Vorgehen, erwiesen sich als Erfindungen. Die Gesammtzahl der im ganzen Reichstelegraphengebiet im Gebrauch befindlichen Fernsprechapparate wird von amt licher Seite zur Zeit auf 200000 geschätzt. Die Zahl der im Stadtsernsprechnetz Berlins im Gebrauch befindlichen Apparate beträgt 50 000. Die Reichshauptstadt verfügt demnach über ein Viertel sämmtlicher Fernsprechapparate des Reichstelegraphen- gebiets. Nicht in Betracht gezogen sind hierbei die Fernsprechnetze Bayerns und Württembergs. Städtisches Wohnungselend. Bon dem Wohnungselend in Straßburg zeugt folgender, der dortigen Wohnungs kommission unterbreiteter Fall: „In den beiden Häusern Narden- gäßcheu 5 und 7 wohnen sechzehn verschiedene Parteien. Fünf undfünfzig Personen benutzen zusammen einen Abort. Die beiden Häuser sind total verwahrlost. Ein Zimmer hat kein Licht. Die Thür ist mit einem Bindfaden angebunden. Im Keller sah eS geradezu schauderhaft aus. Es sind keine Wände, sondern nur Bretterverschläge vorhanden. An den Bretterverschlägen finden sich Ritzen von einer Größe, daß man mit den Händen hindurch fahren kann. Keine Familie verfügt über eine Küche oder einen Speicherantheil. Die beiden Häuser sind von dem Eigenthümer um 7000 Mk. gekauft, er hat sie für 700 Mk. an eine Frau vermiethet, die durch Astcrmiethe aber 2200 Mk. jährlich aus dem Hause zieht." — lieber schauderhafte Wohnungs verhält - nisse in München wird der „N. Bayer. Ztg." Folgendes berichtet: „In einem vierstöckigen, mit dem Dachgeschoß fünfstöckigen Ge bäude mit dunklem Treppenhaus, dunklen Gängen und Wohnungen wohnen 115 Menschen. Mehr als der dritte Theil, die Armen und Aermsten, wohnen im Dachgeschoß dicht gedrängt, zusammen. Ursprünglich für vier Wohnungen berechnet, dient nun dieser abgetheilte Dachraum sechs Familien mit 17 Kindern unter vcer Jahren und 5 Schlasgängern, zusammen 41 Personen als