Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188806065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880606
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880606
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-06
- Tag 1888-06-06
-
Monat
1888-06
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.06.1888
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sächsischer Landes-r»»z^sge«'. Nr.' 129. Mittwoch. 6. Juni 168b. — Die in letzte? Zeit vielgenannten Maxim'schen Schnellfeuer Herstellungsrecht für Deutschland auf die nächsten zwtmzig Jahre hinaus erworben habe. Dieser Schritt der angesehenen deutschen Firma ist ein Beweis mehr, daß eS sich bei der. Maxim'schen Ge schützen um eine Sache von ernster Bedeutung handelt.^.^ — Die Veränderungen, welche die deutsche Wehrgesetzgebung durch das Gesetz über die Landwehr und den Landsturm erfahren hat, machen eine neue Bearbeitung der amtlichen deutschen Wehr ordnung nothwendig. Dieselbe wird gegenwärtig im KriegSministe- rium vollzogen und das Erscheinen des Werkes steht demnächst bevor. -- — G^f Stolberg-Wernigerode, der Hausminisrer Kaiser Wil helms, der, obwohl er dies Amt nach dem Tode des Grafen Schlei nitz nur interimistisch führte, dasselbe auch nach dem Regierungsan tritte Kaiser Friedrichs behielt, hatte, wie der „Voss. Ztg." zufolge feststeht, allerdings vor Kurzem um seine Entlastung gebeten. Zu ''feinem Nachfolger war der frühere Marineminister voü Stosch er sehen. Graf Stolberg hat jetzt cndgiltig sein Entlaflungsgesuch zurück- grnommeu. Damit ist die Frage des Eintrittes des Herrn von Etvsch in die Umgebung des Kaisers erledigt. Die letzte Audienz »eS Reichskanzlers beim Kaiser hatte, wie es heißt, lediglich diesen Gegenstand zum Grunde. — Wie es heißt, soll neuerdings wieder von dem Plane der Verlobung der Prinzessin Victoria von Preußen mit dem Fürsten Alexander Battenberg gesprochen worden sein. Was hieran That- stichliche« ist, läßt sich zur Zeit nicht feststellen. Die Sonntags Audienz deS Grasen Rantzau beim Kaiser, die eine volle Stunde dauerte, wird auch mit der Ministerkrisis in Verbindung gebracht. Graf Rantzau soll sehr ausführlich über den Standpunkt des Staats- Ministeriums berichtet haben. — AuS Kiel wird berichtet: Das Schiffsjungen-Schulschiff ,Nixe" traf nach 18monatlicher Reise aus Westindien, das Kadetten- fchulschiff „Niobe" nach viermonatlichcr Reise in der Nordsee und Ostsee hier ein. Tie Korvettenkapitäne Schwarzlose und Strauch sind tz» Kapitänen zur See befördert worden. — Ueber den deutsch-französische» Grenzverkehr wird Straß burger Blättern aus Nov^ant nach Eintritt des Paßzwanges geschrieben: Auf das lebhafte Treiben, welches sonst immer in unserem Bahnhof herrschte, ist eine erschreckende Stille gefolgt. Die aus Frankreich kommenden Züge sind sozusagen vollständig leer. Der in Noveant um 4 Uhr 27 Minuten Morgens cintreffende Paris-Frankfurter Schnellzug enthielt nur zwei Fremde, einen Rüsten und einen Fran zosen, beide im Besitz von regelrechten Pässen. Der Personenzug von 8 Uhr 13 Minuten enthielt nur einen Fremden, einen nach Mainz reisenden Spanier, welcher mangels eines Paffes trotz aller Proteste nach Pagny zurückkehren mußte, um von da über Conflans, Luxemburg, Trier und Koblenz zu fahren. Mit dem Elf-Uhrzuge er schienen mehrere Damen aus Frankreich ohne Paß und mußten znrückkchren; eine derselben sandte durch den Spezialpolizeikommiffar auf dem Bahnhof ein Telegramm an den Bezirkspräsidenten von Lothringen, um ausnahmsweise die Erlaubniß zur Fortsetzung der Reise zu erhalten, wurde aber dahin bcschieden, der Paßerlaß muffe streng durchgesührt werden. ^ Trankreich. Boulanger hat nunmehr seine Action in der Kammer begonnen und einen dringenden Antrag eingebracht, in welchem er die Revision der Verfassung und allgemeine Neuwahlen verlangt. ES handelt sich für ihn wohl nur darum, Agitationsmaterial zu ge winnen, denn an eine Annahme des Antrages ist nicht zu denken, wenigstens jetzt nicht, wo Boulanger's Bestrebungen dem Ministerium eine feste republikanische Mehrheit sichern. Das Ganze ist eins der bekannten boulangistischen Reclamemittel. Allerdings hat es bei der Berathung eine sehr stürmische Scene gegeben, denn Ministerpräsident Floquet ist entschlossen, Boulanger nicht mit Glacehandschuhen anzu fasten und ihm gehörig die Wahrheit zu sagen. Die Monarchisten werden geschloffen für Boulanger eintreten. Unter stürmischen Unter brechungen verlas Boulanger die Begründung zu seinem Anträge. Die Republik dürfe nicht Eigenthum Einzelner sein. Der Parlamen tarismus erzeuge leicht unwürdige Begehrlichkeiten und die Ministerien, die aus Cvterien hervorgehen, könnten nicht dauerhaft sein. Bou langer spricht von Ministem, welche Stimmen der Wähler durch GeWer aus dem Staatsschätze kaufen, und erklärt schließlich unter großem Lärm die Stellung des Präsidenten der Republik als entbehrlich. England. Ein kleiner englisch-französischer Conflict scheint in Aussicht zu stehen. Die Franzosen haben nämlich auf der Insel gruppe der Minguiers, zwischen Jersey und der britannischen Küste, ihre Flagge gehißt. Franzosen und Engländer behaupten nun. von Alters her unbestrittene Besitzer dieser Inselgruppe zu sein, um die sich bisher Niemand gekümmert hat. Ein Krieg wird aus diesem Conflict wohl kaum entstehen. Rußland. Ueber russische Zustände wird aus Kiew geschrieben: »ES ist ja bekannt, daß im ganzen europäischen Rußland seit Auf hebung der Leibeigenschaft die Beziehungen zwischen Gutsbesitzern und Bauem immer schlimmer werden, und mit der Verschlechterung dÜc getzenseitigtzi Beziehungen orrschlechtert sich auch dip beiderseitige Lage. Aus Mlchen THtilen des Reiches man auch Nachrichten «l> HLt, dieselben lauten gleichmäßig trübe und immer wieder hört mau did Meinung äußern, daß die jetzigen Zustände nicht lange anhalten können. Die Bauem schädigen die Gutsbesitzer, wo sie nur können, beanspruchen Land, welches jenen unzweifelhaft gehört, als das ihrige und versuchen durch alle Mittel, unter denen die Brandlegung das häufigste, aber auch Thätlichkeiten nicht jeltStt sind, den Gutsbesitzer zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Die Verhältnisse liegen so, daß mehr und mehr die Gutsbesitzer es auf ihrer Scholle nicht aushalten, deren Verwaltung einem Bevollmächtigten anvertrauen und cs diesem über lasten, wie er sich mit den Bauern einigt. Da die Güter durch jene Umstände mehr und mehr herunterkommcn und keinen Ertrag bringen, so suchen die Gutsbesitzer durch Staats- oder Privatdienst ihre Lebens stellung zu sichern. Die seit Aufhebung der Leibeigenschaft ganz sich selbst überlassenen Bauern führen geradezu eine Raubwirthschaft. In Folge der unseligen Einrichtung, daß der Boden nicht dem Einzelnen, sondern der Gemeinde gehört, die ihn der Reihe nach vertheilt, und der Bauer somit nicht fortdauernd dasselbe Land bewirthschaftet, thut er natürlich nicht das Geringste für dessen Zukunft, sondern saugt den Boden aus, soweit er kann. Verarmt dann die Gemeinde, so werden, wenn die Möglichkeit vorhanden, planlos die Wälder nieder geschlagen; so hält die Entwerthung von Feld und Wald gleichen Schritt, und das Elend wird immer größer, selbst wenn, wie im Vorjahre, die Ernte eine vorzügliche ist. Die übermäßig vielen Feiertage leisten der Trunksucht Vorschub und sind eigentlich doppelt zu zählen, denn den aus den Feiertag folgenden Tag arbeitet der Bauer und der Handwerker auch nicht, weil er seinen Rausch aus- schlafen muß. Den besten Beweis dafür, daß dieses immer weiter um sich greifende Elend ausschließlich in den russischen Gemeinde- bestimmungen, der russischen Trunksucht, Unbildung und Trägheit be gründet ist, geben die zahlreichen deutschen Kolonien im Innern des Landes, die, in welchem Gouvernement sie auch immer liegen mögen, stets in diesem Oasen der Wohlhabenheit und der geordneten Ver hältnisse bilden. Vor etwa zwanzig Jahren siedelte man im Kau kasus Kosaken und deutsche Einwanderer an, wobei man den Kosaken das beste und fruchtbarste Land gab. Heute sind jene Kosaken ver armt und ihre Besitzungen geben ihnen nur das Nothdürftigste zum Leben. Die deutschen Ansiedler dagegen sind wohlhabende Leute ge worden und erfreuen sich ihrer w.'hlbestellten Felder, ihrer blühende» Weingärten, ihrer sauberen, im vortrefflichen Zustande befindlichen Häuser und Wirthschaflsbaulichkeiten. Daß im Innern Rußlands die Bauern in so frecher Wei e gegen die Gutsbesitzer auftreten, liegt daran, daß im Richterstande und in den Verwaltungsbehörden immer mehr das rolhe Element vorherrschend wird und daß somit den Gutsbesitzern in vielen Fällen nicht lyr gutes Recht wird. Orient. Aus Konstantinopel wird der „Frlf. Ztg." gemeldet: Angesichts der entschiedenen Einsprache Oesterreichs gegen jedes weitere Vorgehen der Türkei gegen den Fürsten Ferdinand sind die Verhand lungen zwischen den Mächten abermals gescheitert; die bulgarische Frage dauert also in unverminderter Schwere fort. Die Russen ver suchen aus alle mögliche Weise, bald durch Drohungen, bald durch Schmeicheleien, Einfluß aus die türkische Negierung zu gewinnen. Bisher sind aber die Resultate nur schwach. Corneille ein. „So glücklich es mich gemacht, Ihre Theilnahme, sowie die aller Gebildeten von Paris, für meine Dichtung erregt zu haben, die Erinnerung an die erste Darstellung meines Dramas würde mein ganzes Leben hindurch eine tief schmerzliche für mich sein, wenn mit ihr der Gedanke verbunden bliebe, daß ein Paar winzige Verse aus ihm ein jugendlich blühendes Leben in das Grab ge senkt, wenn vielleicht ein blutiger Schalten den Vorhang meines Dramas aufrollte, so oft dasselbe in den Kreis meiner Gedanken tritt. Erhören Sie meine Bitte," sprach er tief bewegt, die Hände der beiden Widersacher ergreifend, „blicken Sie um sich in diese blühende, schöne Welt, die so friedlich im Mvrgenlichle vor Ihnen liegt — im Angesichte dieser goldenen Natur, die Liebe ruft, dieser Blumen, die mit freundlichen Augen Versöhnung blicken, dieser Bäume, in deren Laub der Geist des Friedens rauscht, dieser steigen de» Sonne, die mit der Macht der Zukunft auf Sie herniedcrblickt — beschwöre ich Sie, lassen Sie ab von einem Beginnen, dessen be- klagenswcrther Ausgang nicht Sie allein, auch andere Herzen brechen muß, die in treuer Liebe sür Sie schlagen. — Messieurs, der Dichter ist ein Bote Gottes, ein Prediger seines Worls — verschließen Sie Ihr Herz seinen Worten nicht, stoßen Sic nicht die Hand zurück, die er ausstreckt, die Ihrigen wieder zu vereinen, die in treuer Freund schaft so oft ineinander geschlossen waren!" — Er hatte ihre Hände ergriffen und zog sie sanft aneinander; die beiden Edellente, beivegt, gerührt, sahen auf. Ihre Blicke trafen zuerst auf dem Antlitz des begeisterten Dichters zusammen. Daun blickten sie einander an. Ihre Augen klärten sich ans, ein Lächeln flog über ihre jugendlich schönen Gesichter. Sie streckten die Hände einander entgegen. Da fuhren sie erschrocken zusammen. Ein lauter Ruf, der Huf schlag von Pferden klang von hier, von dort, von ringsum an ihr Ohr. Im Augenblicke waren sie von des Königs Gendarmen um ringt, eingeschlossen. Ein Offizier sprang vom Pferde. „Im Namen des Königs" — rief er, einen Befehl aus dem Kleide hervorziehend, „verhafte ich Sie, Graf von Chatelet und Marquis de Motteville! Ich bitte um Ihre Degen, Sie werden mir folgen!" Man protestirte, man wollte Widerstand leisten, aber die Anzahl der Gendarmen, die sie umringt hatte», war zu groß. Man innßie sich in das Unvermeidliche fügen. Die Gendarmen nahmen die Duellanten, die ihre Pferde bestiegen, in ihre Milte, und in wenigen Sekunden trabte das Kommando mit den Verhafteten davon. Sächsisches. — Am 1. Juli ds. Js. tritt bei der königlich sächsischen Staats eisenbahn die iieugcschafsene Arbeiterpensions lasse in Kraft. Der Staat leistet einen baaren Zuschuß von 50 Proeent zu den auf die Mitglieder entfallenden Beitragsquoten. Beim Ausscheiden eines Mitgliedes aus der Kasse, sei es durch Entlassung oder freiwilligen Austritt aus dem Staatseisenbahndienste oder infolge der Anstellung als Beamter in genanntem Dienste, erfolgt Rnckgewuhr der einge- zahltcn Beiträge nach Maßgabe des hierfür festgesetzten Tarifs. — Eltern, welche ihre Söhne der Unterofficicrschule Maricnberg znsühren wollen, seien darauf aufmerksam gemacht, daß die Zeit da ist, wo sie ihre diesbezüglichen Gesuche beim königl. Landwehrbezirks-Commando Zwickau anzubringen haben. — Laut der 37. Jahresrechnung des Krankenunterstiltzungsocr- eins sächsischer Lehrer auf die Zeit vom 1. April 1867 bis dahin 1888 betrug vie Gesammteinnahme 26,967 Mk. 11 Pf., die Ausgabe 10,065 Mk. 81 Pf., so daß sich ein Kassendestand von 16,901 Mk. 30 Pf. ergab. Im Vergleich zum Vorjahre ist eine Mehreinnahme von 547,68 Mk. und eins Mehrausgabe von 237,68 Mk. zu verzeichnen. Tie Mitgliederzahl ist um 120 gestiegen und beträgt zur Zeit 2029, welche sich auf 999 Ort: vertheilen. — In den nächsten Tagen wird im Aufträge des allgemeinen deutschen Sprachvereins Herr vr. Pohlmeyer aus Berlin in mehreren Städten Sachsens, in denen noch keine Sprachvereine be stehen, Vorträge über die Bestrebungen dieses Vereins sür Reinigung Corneille unv die Secundanten standen bestürzt, rathlos. Nur wenige Worte noch des Bedauerns, dann trennten sie sich und ginge» auf verschiedenen Wegen auseinander. Schluß folgt. Litterarisches. In der Bibliothek der Gcsammtlitteratur, welche im Berlage von Otto Hendel in Halle a. d. S. erscheint und in Bezug auf gute Ausstattung und Billigkeit bisher unübertroffen ist, gelangten neuerdings zur Ausgabe: Nr. 20l. Shakespeare, So»l»ler»achls:rauin. Geheftet und beschnitten 24 Pf. elegant gebunden 5') Pf. Nr. 202. Anderten, Glückspeter, geh. 25 Pf., geb. 50 Pf., in eleg Prachtbande mit Goldschnitt l Mk. Nr. 203. Mailhiii'o:,, Gedichte, geh. 24 Pf., geb. 50 Pf., in Prachlbd. 1.30 Mk. Nr. 20t. Demo- kritos, 5. Bd.: Die Theologe» Juristen und Advokaten. Aerzte. Philo sophen Mathematiker und Physiker. Historiker. Philologe», geh. 25 Pf., ged. 50 Pf. Nr. 205. 206. Biüigenkranz ans Matthias Claudius Werke», geh. 50 Pf,, geb. 75 Pf. Nr. 207, 29S. Tiedge, Urania, geh. 50 Pf., geb. 74 Pf, in Prachtbd. 1,30 MI. Nr. 209. Im »ermann, T ilisäiuchen, geh. 25 Pf,, geb. 59 Pf., in Prachtbd. t Mk. Nr 210. Schiller, Neffe als Onkel, geh. 25 Pf., geb 50 Pf. Jedes enizeln käufliche Bändchen (pro Nnnnner 25 Pfennig) ist mit Einleitung und Titelbild versehen. Bekanntlich unter wirkenden Truck den Anforderungen der Hygiene entspricht. Außerdem ist die Auswahl eine überaus sorgsame, so daß wir die „Bibliothek der Gesammt- litteratur", deren Verzeichniß die Verlagsbuchhandlung gratis und vortosrei versendet, mit Recht als die beste und billigste Votisbidl othek auf's Wärmste empfehlen. Darstellung der Gebiet-Veränderungen in den Ländern Sachsens und Thüringens von dem zwölften Jahrhundert bis Heine, vo» Adolf Brecher. Berlin 1848. Verlag von Dietrich Reimer. Preis 80 Pf. — Eine der Hauptichwierigkeiten bielct in de» höheren Schulen für Lehrer und Schüler die Behandlung der de.N'chen Geschichte, und zwar wegen der kleinstaatlichen Verhältnisse und dcr fortwährenden Veränderungen in den selben, namentlich in den sächsisch-thüringischen Staalengebiete». Diesem Uebelstande hat man schon durch mehrfache Kartenwerke vbzuhelfen gesucht und in bessere» historii'chen Atlanten ist stets gerade diesem Gegenstand ein größerer Rani» zugemeffe >. Doch dürfte kein Erzeugnis; der Kartographie das vor liegende Werkchr» in Anbetracht des billigen Preises an Urbersichtlichicit und Ausführlichkeit überlrsffen. Auf 5 cotorirtcn Karlen sind die staailichen Bcr< uällnisss veranschaulicht, weitere 4 Kärtchen enthalten die Schlachtfelder »m Dresden, Leipzig, Kolli» und Wien, kurz crlläieuder Text befindet sich neben den Karlen und der Umschlag enthält gewilf-'rmaße» anhangsweise eine Tafel mit den Regenlc» der in Betracht komlnenden Länder und den wichtigste» Ereignissen aus jener Zeit. und Veredelung uoserer Muttersprache halten. ES wäre sehr er lich, wenn diese Bortrtge zur Gründung neuer ZweigvrrMe ^ laffung geben/ da biß'jetzt in Sachsen erst 5 Zweigvereine b in Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen und Freiberg. Bon vr. Poh meyer sind zunächst die Städte Zittau, Löbau, Bautzen, Pinta, Zschopau, Annaberg, Zwickau und Reichenbach ins Auge gefaßt. — Bierflaschen mit Patentverschluß brauchen nach einer kürzlich gefällten Entscheidung des Oberlandesgerichts nicht geaicht zu sein. — Dresden, 4. Juni. Der Besuch des Zoologischen Gartens' in Dresden war gestern Nachmittag ein so überaus großartiger, wie bisher noch niemals dagewesen. An den EingangSthüren wurden 24,200 Eintrittskarten ausgegeben, so daß die Zahl der Besucher (unter Hinzurechnung der Aktionäre und Freikarteninhaber) wohl 25,000 betragen haben mag. — In einem Hofe der Münzgaffe ist gestern Abend ein 17jähriges Dienstmädchen dadurch verunglückt, daß sie auf den lose aufliegenden eisernen Deckel einer Aschengrube trat, so daß derselbe umkippte und das Mädchen in die Aschengrube stürzte. Dabei passirte es, daß der Grubendeckel wieder emporschnellte und die Unglückliche so gewaltig an die Wandung der Aschengrube Preßte, daß ihr eine scharfkantige Ecke des Deckels den Unterleib aufriß. Die Aermste wurde schwer verletzt mit großer Mühe aus ihrer pein lichen Lage befreit und nach dem städtischen Krankenhause gebracht. — Im Bezirke der Freiberger Amtshanptmannschaft find die sog. Jungfernbälle verboten worden. — Freib erg. Das ganze Besitzthum des Wirthschaftsbesitzers Griesebach in Helbigsdorf ist niedergebrannt. Dem Schadenfeuer fielen auch drei Schweine zum Opfer. Ueber die Ursache des Brande ist uns nichts mitgetheilt. — Leipzig, 4. Juni. Der Schaffner Marschhausen der Magdeburger Bahn, in Eutritzsch wohnhaft, welcher am vorigen Sonnabend, wie wir bereits mittheilten, bei der Station Gröbers während der Fahrt beim Billetcoupiren verunglückte und nachmals ins Krankenhaus nach Halle untergebracht wurde, ist daselbst, nach dem ihm noch ein Bein ampntirt worden, an den erlittenen schweren Verletzungen auch denselben Abend gestorben. Er hinterläßt Frau und Kind. — In Wurzen hat sich am Donnerstag Vormittag auf dem Hausboden seiner Wohnung der Bürgerschullehrer Krügelstein durch Erhängen entleibt. Der Bedauernswerthe war schon seit einiger Zeit kränklich und mußte aus dieser Ursache die Ertheilung des Unterrichts auf einige Wochen aussetzen. In den letzten Tagen seines Lebens zeigte derselbe mehrfach Zeichen geistiger Gestörtheit. Um den Selbstmord ungestört ausführe» zu können, hatte er seine Frau in die Sparkasse geschickt, um daselbst von einer Einlage 60 Mark zu erheben. — Die Stadt Leisnig schreibt eine Z'/rprozcntige Anleihe von 500,000 Mark aus, um die Mittel zur Erbauung einer Kaserne, eines Exerzierhauses und zur Erweilerung der Wasserleitungs-Anlagen zu erlangen. — In Rochlitz hat sich in ihrem Stübchen in der Schulgasse' die alleinstehende geschiedene Frau Teichgräber mit Karbolsäure ver giftet. Die Unglückliche litt seit Jahren an einer unheilbaren Krankheit. — Adorf. Heute, Montag, in der vierten Morgenstunde ent-, lud sich über unsere Fluren ein sehr schweres Gewitters. Ein Blitz schlug im benachbarten Jugelsburg in die Scheune der Wittwe Burkmann. Mit rasender Geschwindigkeit ergriff die Flamme die Scheune; die aus ihrem Fenster schauende Besitzerin wurde erst von Nachbarslcutcn darauf aufmerksam gemacht, daß ihre eigene Scheune brenne, und in kaum einer Stunde war diese und das Wohnhaus ein rauchender Trümmerhaufen. — Ehrenfriedersdorf. Im Thumer Slaatsforst-Revier wurde der Gärtner Emil Lehnert aus Herold erhängt aufgefuuden. — Crimmitschau. Im Concurs der Firma Heinrich H ü ffer hier liegen etwa 153,000 Mk. in der Masse, denen 2,136,000 Mk. Passiva gegennberstehen. Ueber die Firma Hcinr. Hüffer in Lodz ist der Concurs nicht eröffnet worden; man sucht sich mit den dortigen Gläubigern außergerichtlich abzufinden und dadurch der hiesigen Masse noch etwa 100,000 Rubel znzuführen. Nach dem „Lodzer Tageblatt" haben die russischen Gläubiger nunmehr erreicht,, daß ihre Forderungen bereits regulirt worden sind. Kleine Beträge werden voll bezahlt, die größeren russischen Gläubiger erhalten 50 Proc. ihrer Forderungen. Die der Masse gehörige Fabrik in Dombrowa ist in die Hände des Herrn W. Stolarow in Moskau übergegangen. ? —r. Niederwiesa. Wir berichteten erst kürzlich von dem prachtvollen Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses, den Herr Photograph Seeber hier aufsühren läßt. Heute fügen wir dem hinzu, daß am vergangenen Freitag das Bauheben in feierlicher Weise statt gefunden hat. Abends 6 Uhr, nachdem der letzte Balken cingefügt, begann die erhebende Feier mit Choralblasen und Gesängen der wohlgeschultcn Chorknaben des Herrn Cantor Doerffel. Hierauf folgte die treffliche Weihercde, gesprochen von Herrn Pastor Fischer. Darauf marichirten die Theilnehmer im geschlossenen Zuge nach dem Gasthofe in Oberwiesa, woselbst Herr Seeber ein Festessen gab, dem er nebst Familie beiwohnte und das auch die Herren Gcmeindevor- ständ^von Ober- und Niederwiesa, sowie Herr Pastor Fischer mit ihrer Gegenwart beehrten. Ein launiges Tafellied verfehlte nicht, eine heitere Stimmung hervorznrnfen, und ein gelungener Ball be schloß die fröhliche durch keinen Mißklang getrübte Feier. X Einsiedel. Bei dem am Himmelfahrtstag vom hiesigen „Männcrgesangverein" veranstalteten Conccrt wurde ein Reinertrag von 150 Mark erzielt. Genannte Summe ist dem in Berlin be stehenden Ausschuß für Annahme von Gaben für die in Deutschland Ucberschwemmtcn übersandt worden. —In der Nacht vom 1. zum 3. Juni wurde hier an zwei verschiedenen Orten gestohlen. An einem Orte wurden dem Botenfnhrmann verschiedene Maaren, die er füll hiesige Geschäftshäuser aus Chemnitz geholt hatte, theils gestohlen, theils ruinirt. Der andere Ort des Diebstahls waren die Wohnung-« räume des Polizcidieners. Hier hatte man sich Eingang durchs Fenster, das ziemlich lockere Wirbel besaß, verschafft. Außer einigen' Kleidungsstücken wurden von hier noch verschiedene Nahrungsmittel entfernt. Auch hatte man versucht, in eine Kommode, in der man' vielleicht den am 1. des Monats bezogenen Gehalt vernmthete, ein« zndringen, der Versuch war aber nicht gelungen. Dieser Fall be weist also, daß selbst die bewaffnete Polizei von den Händen de<! Diebe nicht verschont bleibt. Bis jetzt hat noch keine Spur zur Entdeckung dcr Diebe gefunden werden können. — Die Stadt Schmölln im Herzogthum S.-Allenburg nimmt^ eine Anleihe von 500,000 Mark auf, um ein SchulhauS, ein Armen haus, eine Wasserleitung und mehrere städtische Schleußen erbauen und ältere Schulde» abstoßen zu können. Die Regierung hat die Anleihe genehmigt. Aus Nah und Fern. — Crefeld, 17. Mai. Nach dem Hinscheiden des Kaiser? Wilhelm ließ eine Seidenfabrik in Crefeld als Andenken an den ver»' ewigten Monarchen hübsche Bnchstrcifen Herstellen, welche auf schwarzem Atlasbandc in weißer Seide gewebt die letzte Unterschrift Kaiser Wilhelms auiweise». Befestigt ist diees Atlasband aus einem silber«' umränderte» Streifen Cartvnpapier, auf welchem sich die Vttckwütdigen Worte des sterbenden Herrschers befinden: „Ich habe keine Zeit, jetzt »i.idc zu sein." Diese durch Bretthal u. Co. in Crefeld zu beziehenden.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)