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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188806065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880606
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880606
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-06
- Tag 1888-06-06
-
Monat
1888-06
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.06.1888
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WWW «r. 129. — 8. Jahrgang. > «H« «ochentag Abend (mit Datum ^ Mlamden Lage») zur Versendung Aaugmde..Sächsische LandeS.Anzetgerü täglich einem besonderen Unter- gsblatte und mit dem Extrabeiblati -l-V-IE-I.—- - WMPWWWW, -ilchstscher Mttw-ch. «. »Mt 1888. Illustr. »alender der sächsischen Sandböten. Jilnstrirle- Jahrerbuch des LandeS-Anzeigers. §«iii»es-Kiiikii>kr mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Mit täglich einem besonderen Unterhiiltmigsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Grzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — b. Illnftrirtes Unterhaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Amtliche Vekamttmachnngen. Im Handelsregister für de» Lcindbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folium 409 die Firma Richard Thiel in Einsiedel und als deren Inhaber der Apotheker Herr Ferdinand Friedrich Leopold Richard Thiel daselbst eingetragen. Chemnitz, am I. Juni 1888. , Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 410 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Eduard Julius Stadt in Chemnitz, Frau Helene Nosalie Auguste verehel. Müller, sieb. Stadt, in Nürnberg, der Kaufmann Herr Robert Dietrich Eduard Stadl t» Chemnitz, Herr Eduard Hermann Stadt daselbst und Frau Auguste verehel. Frank, geb. Keller-Stadt, die Firma R. Hösel u, Co. in Chemnitz auS dem Nachlasse des bisherigen Inhabers derselben, des Kaufmanns Herrn Hermann Eduard Stadt, zur Fortführung übernommen haben, daß Frau Helene Rosalie Auguste verehel. Müller, geb. Stadt, Herr Robert Dietrich Eduard Stadt, Herr Eduard Hermann Stadt und Frau Augusts verehel. Frank, geb. Keller- Stadt, als Mitinhaber beziehentlich Miuuhaberinnen der Firma von deren Vertretung ausgeschlossen sind, daß die Herrn Julius Richard Hösel, Herrn Julius Stadt und Herrn Adolph Hösel ertheilt gewesene Prokura erloschen ist, daß die Kaufleute Herr Robert Dietrich Eduard Stadt, Herr Ferdinand Richard Löffler und Herr Gustav Richard Maschner, sämmtlich in Chemnitz, Prokura erhalte» haben und daß die vorerwähnten Prokuristen nur iu der Weise zeichne» dürfen, daß je zwei derselben der Firma ihren Namen beifügen. Chemnitz, am 31. Mai 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 4. Juni. Bern. Laut Publikation der Jurabahn werden von morgen an in Folge der Paßmaßrcgeln an der deutsch-französischen Grenze zwischen Basel und Paris in beiden Richtungen je zwei Schnellzuge laufen. Der Jnrabahn kommt dies auf der Strecke Basel-Delsberg- Delle zu Statten. Wien. Der Zwischenfall Tisza gilt als beigelegt. Die „Montagsrcvue" führt die Verzögerung der deutschen Zsllinaßregcln gegen Rußland auf Oesterreichs Verschulden zurück. Fürst Bismarck habe das Wiener Kabinet aufgefordert, die Disposition im Einver- ständniß zu treffen. Es liegen bereits Vorschläge vor, eine Ver ständigung wurde jedoch bisher nicht erzielt. — Die Vertragsver handlungen mit Rumänien gerathen neuerdings in's Stocken. Budapest. Der französische Botschafter Dccrais trifft nächste Woche hier ein, um mit den hiesigen politischen Kreisen in Fühlung zu treten. Paris. Der französische Aviso „Elan" ist bei Dünkirchen ge scheitert und total Wrack geworden, die Mannschaft wurde gerettet. -— Der „Jntransigeant" meldet, Boulanger werde heute in der Kammer den Antrag auf Revision der Verfassung und Auflösung der Kammer eiubringen, die Dringlichkeit dafür verlangen und eine Rede halten; er werde die Wahl einer Konstituante beantragen. — Die „Rep. frone." erklärt sich bestimmt gegen jede Revision während dieser Legislaturperiode. Die Opportunisten würden die elendeste aller Parteien sein, wenn sie für die Revision stimmen würden. Floquct würde für dieselbe keine Majorität finden. Der Artikel schließt: „Die Revision kann nur einen Sinn haben mit der Unterdrückung des Senats. Diese Revision wird nicht stattfinden." — Der Congreß der republikanischen Delegirlen des Departements Charente wählte Lazare Weiller (Republikaner) mit 461 gegen 19 Stimmen zum Kandidaten. Döroulöde erhielt 8, Boulanger 1 Stimme. London. Der „Times" wird aus Zanzibar gemeldet, daß Italien vom Sultan die Abtretung des ihm noch gehörigen Land strichs Kismajn an der Mündung des Juba-Flusses verlangt. — Eine holländische Korvette ist in Zanzibar eingetroffen und hat dem Sultan Vorschläge zum Abschlüsse eines Handelsvertrags mit Holland überbracht. Potsdam, den 5. Juni, Vormittags. Der Kaiser hatte eine gute Nacht. Er ist um 10 Uhr aufgestanden und begab sich dann auf die Terafse. Der Kopfschmerz ist geschwunden. Der Kaiser nimmt Vormittags Vorträge der Herren Alvedyll, Mischte, Ranch und Radolin entgegen. Vier Verse Corneilles. Von W. Passauer. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Bei der heutigen Aufführung des Cid geriethen zwei Herren um einen Tabourct in Streit, der mit einer Herausforderung endigte!" begann die Dame. „Es ist der Graf Chatelet und der Marquis de Motteville, und ich —" „Und Sie?" „Und ich liebe Chatelet und werde von ihm geliebt I" „Ich beneide ihn, ich verstehe —" „Aber die beiden Gegner hatten trotzdem der Aufführung Ihres Stückes bis zum Ende beigewohnt, und es sei, daß die erhabenen Gcsühle, die Sie geschildert, ihre Gesinnungen erwärmt und geläutert, fei es, daß die Geringfügigkeit des Zwistes sie zur Besinnung, gebracht — kurz, auf dem Rendezvous angelangt, gelang es meinem Bruder, die Beiden zu versöhnen!" „O, wie schön ist es, wenn ich meinen Versen immer einen so glücklichen Einfluß auf die Gesinnung der Zuhörer beimessen dürfte!" unterbrach sie Corneille mit freudiger Stimme. „O, Ihre Verse — Ihre Verse — sie haben die Wunden ge heilt, um sie von Neuem aufznrcißen!" fiel ihm die junge Dame in's Wort, indem sich ihre schönen Augen mit Thränen füllten. „Wie, Madame? Ich meinte, das Duell wäre beigelegt —" „Und deshalb meinen Sie, daß ich zu Ihnen gekommen? Ich komme nicht mit dankbarem Herzen — o ich komme, ich muß mit Vorwürfen, mit Bitten kommen!" „Ich bin erstaunt!" „Ich bitte, hören Sie. — Auf dem Heimwege begegneten die Versöhnten Pierre le Messicr und Mademoiselle Bauprü, die die Limene gespielt, und diese schwatzten es aus, daß der König von Jlmcn die Unterdrückung von vier Versen verlangt hat, die sie bereits gelernt und bei der Aufführung auslassen mußten. Sie recitirten de» Edelleuten die vier Verse und — o diese unseligen, abscheulichen vier Versel" „O meine Dame, diese Verse sind schön, bewundernswürdig!" tief Corneille, in seinem Dichterstolze beleidigt. „O, Sie kennen diese Verse nicht — so hören Sie, urtheilen Sie selbst!" Corneille sprang auf und recitirte das gestrichene Quatram " -Iiös satiskavtions etc." Frankreich und der Patzzwang. (H Chemnitz, den 5. Juni. Man hat bei uns wohl ziemlich allgemein erwartet, die franzö sische Republik werde Gleiches mit Gleichem vergelten und für die deutschen Passagiere, welche ihren Boden betreten, als Bedingung den Besitz eines von der französischen Botschaft in Berlin visirten Passes hinstellcn. Die „Nordd. Allg. Ztg." hat gerade heraus gesagt, daß die Rcichsregierung auf eine solche Erwiderung gefaßt sei und des halb Frankreich keinen Vorwurf daraus machen werde. Es kommt indessen anders, Frankreich ergreift keine Gegenmaßnahmen und die deutschen Reisenden, welche Paris besuchen wollen, können dies auch in Zukunft Unter den bisherigen Formalitäten des Grenzvcrkehrs thun, wenn sie ein besonderes Vergnügen au solcher waghalsigen Reise finden. In der Pariser Deputirtcnlammer hat am letzten Sonnabend allerdings jder Abg. Laur einen Repressalienautrag eingebracht, aber dieser ist fast einstimmig abgelehnt worden. Die Regierung halte sich dagegen ausgesprochen und Ministerpräsident Floquct hatte trium- phirend gesagt, die Regierung rechne es sich zur Ehre, die Grenze offen zu halten und in Frankreich freien Verkehr den Fremden zu gestatten. Das klingt außerordentlich stolz und könnte förmlich verblüffend wirken, wenn die wahre Sachlage nicht eine ganz andere wäre. Zu nächst haben die Franzosen, welche zum Besuche Deutschlands eines Zwangspasses bedürfen, bei uns lange nicht soviel Belästigungen auszustehen, als die paßfreien Deutschen sie in Frankreich zu erdulden habe». Der freie Verkehr in Frankreich, von welchem Herr Floquct so triumphirend spricht, ist eine Mythe. Wir möchten es keinem Deutschen rathen, in einem von Vollblutfranzosen frequentirten Restau rant sich mit einem Landsmanne laut in deutscher Sprache zu unter halten. In acht von zehn Fällen wird er mindestens unter mehr oder minder höflichen Worten zur Thüre hinaus komplimentirt und zum Schluß kann er froh sein, wenn er ohne Prügel fortgekommen ist. Wir wissen cs recht wohl, nicht alle Franzosen sind so, aber das Traurige ist, daß die besseren Elemente sich weislich hüten, zu widersprechen, wenn ein „fanatischer Patriot" anfängt zu Hetzen. Wir wollen sogar zugcben, daß die Mehrheit der französischen Nation sich von den Wuthausbrüchen gegen Deutsche fernhält, aber nicht minder wahr ist, daß diese Mehrheit nicht das Geringste zum Schutze der Angegriffenen thut. In Paris sind es immer dieselben Banden, welche Lärm und Scandal machen; aber diese Banden beherrschen die Hauptstadt. Als s. Z. König Alsvnso von Spanien nach Paris kam, war es nur ein geringer Bruchtheil der Bevölkerung, welcher ihn beschimpfte, weil er vom Kaiser Wilhelm zum Chef eines deutschen Ulanen-Regimentes ernannt worden war und diese Würde ange nommen hatte; aber die große französische Regierung vermochte mit all ihrer Polizei und ihrem Militär diesen Spectakel nicht zu ver hindern, oder richtiger, sie wagte es nicht. Und ähnliche Fälle sind zu Dutzenden vorgekommcn und werden auch in Zukunft Vorkommen trotz der von Herrn Floquct proklamirtcn Freiheit des Verkehrs. Das Ministerium Floquct regiert Frankreich, aber der Herr des Ministeriums Floquct ist der französische Pöbel. Die Unterlassung von Repressalien gegen den deutschen Paß zwang hat übrigens einen ganz anderen Beweggrund. Im nächsten Jahre ist die Pariser Weltausstellung, deren Hauptzweck ja doch ist, Fremde nach Paris zu locken und den Franzosen etwas zu verdienen zu geben. Wird der Paßzwang in Frankreich eingeführt, so entstehen für die Angehörige» anderer Nationen, welche Paris besuchen wollen, erhöhte Belästigungen, und sie bleiben dann lieber ganz fort. Weiter wird von dem französisch-gesinnten Theil der Bevölkerung des Reichs landes, der starke Verbindungen mit Frankreich unterhält, auch viel dort gekauft, und die Pariser Regierung schädigte am meisten also nicht die Fremden, wenn sie den Paßzwang einführte, sondern ihre eigenen Unterthanen. Das sind die practischen Motive, aus welchen Frankreich klugerweise Alles beim Alten läßt. Herrn Floquets Worte klingen sehr schön, und in Frankreich selbst werden sie lebhafte Zu- „Gcwiß, mein Herr," sprach die Dame mit tiefem Seufzer, „diese Verse sind schön, schön an sich, aber sie veranlassen trotzdem mein Unglück, sie enthalten mein Verderben. Kaum hatten die Duellanten diese inhaltsschweren Verse gehört, als der Streit zwischen ihnen von Neuem augefacht wurde, und auf's Neue, unabweislich, ist für morgen der Zweikampf beschlossen!" „Welcher Triumph der Dichtkunst!" dachte Corneille. Aber zu der Dame gewandt, sprach er: „Ich bin untröstlich, Madame! Aber was soll ich, was kann ich bei dem unglückseligen Ereigniß thun?" „Ihm Vorbeugen, das Duell verhindern!" antwortete sie. „Wie sollte ich? Ich kenne die Herren nich», die so begierig sind, sich morgen zu Boden zu strecken, während sie heute sich nicht einen Sessel gönnen wollten!" „O Sie können es, Sie allein!" sprach die Dame, die schönen Arme mit bittendem Blick zu ihm erhebend. „O Sie, dem Gott die Macht gegeben, die Geister zu entflammen, Sie werden auch das Feuer in ihnen zu löschen wissen, Sie, der heute in tausend Herzen die Qual und Lust des Lebens mit so beredten Worten in ihren Tiefen aufgeregt — Ihnen wird es gelingen, Mittel und Wege auf- zufindeu, die dies unselige Ereigniß verhindern. — „O," rief die Dame, ihm zu Füßen sinkend, „gewähren Sie meine Bitte — es ist die Bitte um zwei Leben — fällt mein Geliebter, so sterbe auch ich — ich habe noch nie vor einem Menschen gekniet — erbarmen Sie sich über ihn und mich und geben Sie mir die Hoffnung, das Leben wieder!" — Corneille richtete sie gerührt aus. „Ich will thun, was Sie begehren! Ob es mir gelingen wird, die Lebenden nach meinem Wille» zu bewegen, wie mir die dramatischen Gestalten gehorchen, die meine Phantasie geschaffen, das wird morgen der Versuch lehren!" „O Sie wollen! Nehmen Sie meinen innigsten Dank " „Zu früh! zu früh!" rief Corneille. „Aber damit wir nichts vergessen, wo ist der Ort der Zusammenkunft?" „Auf dem Pro-aux-Clercs, sieben Uhr Morgens!" „Ich werde dort sein!" erwiderte Corneille bestimmt. Die Dame hüllte sich in ihre Mautille, zündete die Stvcklatern an, die ihr heraufgcleuchtet, und verbeugte sich zum Abschiede mit den Worten: „Meine Sänfte und mein Diener warten unten!" „Um Vergebung!" sprach Corneille, ihr die Thüre öffnend, „Sie haben mir nicht gesagt, wem ich für die Ehre dieses Besuches verpflichtet." stimmung finden, aber in Wahrheit sind eS doch nur Phrasen. Ver möchte das gegenwärtige Pariser Kabinet die zügellose» Ausschreit ungen und die gehässigen Agitationen gegen Deutschland zu unter drücken, dann hätte es in Wahrheit eine That geleistet, und dann würden auch die deutschen Paßmaßregeln schwerlich noch lange Zeit bestehen bleiben. Politische Rundschau. Chemnitz, den 5. Juni. Deutsches Reich. Aus Schloß Friedrichskron. Die Nacht zum Montag war sehr gut, der Kaiser fühlte sich Vormittags durch dem kräfligen Schlaf sehr erfrischt, hat überhaupt das volle Wohlbe finden der vorigen Woche wiedergefunden. Die Aerzte erachteten des halb auch die Ausgabe eines Bulletins für unnöthig. Im Laufe des Vormittags erschienen zwei Deputirte des Kriegervereins zu Lehnin im Schlosse, welche dem Kaiserpaar zwei prachtvolle Bouquet» übcrbrachten. Von 11 Uhr hielt sich die kaiserliche Familie auf dem vor der Freitreppe des Schlosses liegenden Podest aus, welcher mit Lorbeerbäumen dicht umgeben ist und Schatten und Kühlung gewährt. Um hierher zu gelangen, hat der Kaiser nur wenige Schritte von seinem Arbeitszimmer aus zu mache». Hier nahm der Kaiser Vor träge entgegen und erledigte Rcgierungsgeschäfte. Zum Diner war Niemand geladen. Nach vemselben ruhte der Kaiser und begab sich dann wieder in den Park, wo er noch verschiedene Audienzen ertheilte. Auch eine Spazierfahrt wurde unternommen. Am Abend gedachte der Kaiser sein nahegelegeues Gut Barnstedt, welches er seit mehr als einem Jahre nicht gesehen, zu besuchen. Das nächste Bulletin wird möglicherweise am Mittwoch ausgegeben, vielleicht wird auch von der Veröffentlichung weiterer Bulletins Abstand genommen, da das Befinden erfreulicher Weise keine Veranlassung dazu bietet. — Zu der in unserem gestrigen Blatte reproducirten Mittheilung der „Volksztg.", die Aerzte hätten die Ansicht aufgegeben, die Krank heit des Kaisers sei Krebs, bemerkt die „Frkf. Ztg.": „Das ist nach unseren Informationen ein zu weit gehender Optimismus. Richtig ist höchstens, daß durch gewisse Erscheinungen der letzten Wochen, namentlich durch die Vernarbung von Stellen, die man für krebs artig hielt, die nie ganz beseitigten Zweifel an^der Richtigkeit der Krebsdiagnose eine Verstärkung erfahren haben." — Wie aus Mailand gemeldet wird, ist der Kaiser von Bra silien so weit wiederhergestellt, daß er nach Aix hat übersiedeln können. — Statthalter Fürst Hohenlohe ist nach Straßburg zurückgekchrt. — Der „Reichsauzeiger" publicirt die Verleihung des Rothen Adlerordens zweiter Klasse mit dem Stern und Eichenlaub in Bril lanten an den königlichen Hofbanquier Baron von Cohn in Dessau. — Fürst Bismarck hatte am Sonntag Abend den deutschen Botschafter in Petersburg, General von Schweinitz, zum Diner in sei» Palais geladen und konferirte lange mit demselben. — Die Ministerkrisis in Berlin dauert fort. Es ergiebt sich das schon daraus, daß der streitige Gesetzentwurf immer noch nicht durch die offizielle Publikation zum Gesetz erhoben ist. Im Minister rath am Freitag hat sich, wie es heißt, das ganze Slaatsministerium für baldige Verkündigung des Gesetzes ausgesprochen, es ist aber kein Beschluß bezüglich eines eventuellen Rücktrittes erfolgt. Die Krisis dreht sich immer nur um die Person des Ministers von Putt- kanier resp. um den kaiserlichen Erlaß betr. die Wahlfrciheit. Zu nächst wird. abzuwarten sein, was der Kaiser zu der Eingabe de- Ministers auf seinen Erlaß sagt. Erachtet er dieselbe nicht für aus reichend, dann würden sich allerdings die Dinge zuspitzen, doch käme noch nicht das ganze Ministerium in Betracht. Authentische Darleg ungen über den Sachverhalt fehlen immer »och. An eine» Rücktritt des Reichskanzlers wird so gut wie gar nicht geglaubt; bemerkens- werth ist es auch, daß sich die „Nordd. Allgem. Ztg." in dieser ganzen Sache äußerst kühl verhält und alle Nachrichten lediglich „zur Information ihrer Leser" bringt. „Erlassen Sie mir die Antwort!" bat die Dame. „Doch —" „Genug — verzeihen Sie meine Jndiscretion — Leben Sie wohl!" Die Dame verneigte sich noch einmal und veließ dann das Zimmer. Es ist erklärlich, daß Corneille nach den Aufregungen diese- Tages erst spät die Ruhe fand. Selbst im Traume noch vermischten sich die Gestalten seiner unsterblichen Dichtung mit dem Bilde der schönen Dame, deren Schicksal ihn so lebhaft interesstrte. Die Morgendämmerung fand ihn wieder wach. Er kleidete sich rasch an und beeilt sich, damit er die Stunde des Rendezvous auf dem Pro-aux- Clercs nicht versäume. Die Gegner mit ihren Secundanten ließen nicht lange auf sich warten und erschienen gleichzeitig, nicht wenig erstaunt, den Dichter des Cid aus dem Kampfplatze zu finden. Er ging ihnen entgegen, und unbekannt mit der Absicht, die ihn hierher geführt, beglück wünschten sie ihn mit ehrerbietigen verbindlichen Worten zu dem unerhörten Erfolge seines Dramas. „Und doch, Messieurs," versetzte er nach wenigen Dankesworten, „habe ich Grund genug, den Eindruck meines Werkes zu beklagen, wenn dasselbe, wie mir berichtet worden, die Ursache ist, die Sie zu dem von Ihnen beabsichtigten Duelle hierher geführt!" Alan sah ihn erstaunt an, man war überrascht, in ihm einen Mitwisser des Duells zu finden, dessen Vorbereitungen gegenüber dem strengen Verbot auf das Geheimste betrieben worden waren. — „Verzeihen Sie meine Einmischung," fuhr er mit bewegter Stimme vrt. „Aber ich bitte Sie, die Gedanken der vier Verse, die Sie zur Wiederaufnahme Ihres schon glücklich beseitigten Streites von Neuem veranlaßt, nicht auf die Gegenwart zu übertragen. Sie gehören der Ijergangenheit an, und ich schrieb sie aus dem Sinne der Zeit, de» Landes, i» der mein Drama spielt. Der Gegenwart ziemen andere Gesinnungen, andere Grundsätze, und ich müßte es als ein Vere kennen meiner Absicht auf's Tiefste beklagen, wenn der Einfluß meiner Verse die Veranlassung wäre, das Blut so junger hoffnungsvoller Edelleute fließen zu lassen!" Die jungen Herren sahen stumm und finster zu Boden. „Die Gesetze der Ehre sind ewig und nicht gebunden an Zeit und Wort!" erwiderte Herr von Chatelet ernst. „Wenn die Ehre wirklich verletzt und die Verletzung nicht ander» getilgt werde» kann, als durch den Tod, Herr von Chatelet!" sie
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