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WVV gesunden. Der Kaiser telegraphirte (in englischer Sprache, wir geben die Uebersetzung wieder): An den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Washington. Der Kaiserliche (Seneralpostmeister hat Mir soeben gemeldet, daß Euere Exgellenz f.enndlichsr Ihre Zustimmung zur Landung deS deutschen »adel» an Den Küsten der B-reinigten Staaten ertheilt haben. Diese willkommene Aachricht wird einmüthige Besriedizung und Freude im ganzen deutschen Reiche Hervorrufen und Ich danke Euerer Exzellenz dafür ausS Herzlichste. Möge das neue Kabel unsere beiden proben Rationen noch enger verbinden und Frieden, Wohlfahrt und Wohl wollen unter ihren Angehörigen fördern helfen! Wilhelm 1. k. Die Antwort des Präsidenten Mc Kinley lautet in der Uebersetzung: Ich habe mit Vergnügen Eurer Majestät Telegramm über die Verbindung der beiden Länder durch ein direktes Kabel erhalten. Es grreichte mir zur aufrichtigen Befriedigung, der Landung dieses ueuen '.«abels an den Küsten der Vereinigten Staaten meine Zustimmung zu eriheilen, um so mehr, als ich darin eine Gelexenbeit erblickte, die hohe Ausgabe deS internationalen Telegraphen, Verkehr« zu sördern indem dadurch räumlich getrennt« Nationen enger verbunden und ihre Ange hörigen in innigere Beziehungen gebracht werden im Interesse wechsel- ieiti en VortheilS und freundschaftlichen Wohlwollen«. Daß daS neue Kabel sich als weiteres Band zwischen den beiden Ländern bewähren möge, ist mein heißer Wunsch und meine Hoffnung. William Me Kinley. Die „Köln. Zeit." meldet: Nachdem Präsident Mac Kinley die Kabelverbindung genehmigt hat, wird nunmehr di« „Deutsch- Atlantische Telegraphengesellschaft" in Köln mit der Errichtung crner Seekabelfabrik in Nordenham vorgehen, für welche die Er richtung einer besonderen Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 2 bis 3 Millionen Mark vorgesehen ist. Das Denkmal Heinrichs von Stephan, das heute Montag Mittag in Gegenwart des Reichskanzlers feierlich enthüllt worden ist, nimmt bereits seinen Platz im Berliner Reichspost- musenm in der Mitte des Lichthofes ein. Es ist ein Werk von Joses Uphues. Das Standbild hat eine Höhe von 2,50 Metern. Die Gesichtszüge sind durchgeistigt, jedoch unter der Einwirkung seines langjährigen Leidens schon etwas müde. Die schlanke Figur trägt einfache bürgerliche Kleidung mit offenem Ueberrock. Die Linke hält di« Vertragsurkunde des Weltpostvereins, dieser größten Schöpfung Stephans, die rechte Hand ist bis zur Brust emporgehoben und zeigt die charakteristische Bewegung mit welcher der Staatssekretär seine Reden vor dem Reichstage zu begleiten pflegte. Als Hinterer Stützpunkt der Marmorfigur dient ein Stativ mit der Erdkugel, über die sich der Mantel breitet. Auch das runde Postament ist aus Marmor gemeißelt und weist in seiner dekorativen Gestaltung auf die weltumspannende Lebensarbeit Stephans hin. Vorn sieht man das eigenartige, van zwei Genien gehaltene Wappen, zu dessen charakteristischen Merkmalen, zwei mit einander verbundene Hände, ein Schild mit Anker, Posthorn und Globus gehören. Ein Band über dem Wappen trägt die Inschrift „Heinrich von Stephan". Seit wärts erscheint ein Ballon mit Brieftaube und eine Darstellung der Elektrizität, es folgen stilisirte Lorbeerbäume, die aus Töpfen aufranken, und auf der Rückseite steht die Widmung: „Ihrem unvergeßlichen Meister die Beamten und Unterbeamten der Rrichtz-Post und Telegraphie". Die Kölner Zeitschrist „Das neue Jahrhundert" veröffentlichte vor Kurzem „Bismarckgespräche", deren Echtheit alsbald an- , gezweifelt wurde. Als Gewährsmann für diese Gespräche wurde der Herausgeber des „Bismarcklexikons", A. v. Schlieben, er mittelt, dessen Persönlichkeit mehrfach Anfeindung erfuhr. Wie -berechtigt diese waren, läßt nachstehende Erklärung des „Neuen Jahrhunderts" erkennen: „Die jüngst durch die Tagespresse gegangenen Mittheilungen über A. v. Schlieben, den Herausgeber eines vom Rengerschen Verlage angekündigten, inzwischen aus dem Buchhandel zurückgezogenen Bismarck-Lexikons, der sich als .Gewährsmann für dir in unserer Wochenschrift veröffentlichten BiSmarckgespräche bekannt hat, veranlassen uns, Folgendes zu erklären: 1. Es ist zutreffend, daß die in Frage stehenden Ge spräche durch A. v. Schlieben vermittelt worden sind. 2. WaS wir neuerdings über die Persönlichkeit des A. v. Schlieben in Erfahrung gebracht haben, veranlaßt uns, jede Verbindung mit ihm abzubrechen. 3. Nach den vor Veröffentlichung der Bismurck- gespräche uns erbrachten Nachweisen sind wir nach wie vor berechtigt, die Echtheit der Gespäche anzunehmen. 4. Wir werden nicht unterlaffen, eine weitere Klärung nach dieser Richtung herbeizuführen und selbstverständlich der Ocsseutiichkeit das Er gebniß unserer Nachforschungen nicht vorenthalten." Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Nachdem vor einiger Zeit deutsche Blätter die Nachricht verbreitet hatten, daß nach einer Anzeige des früheren französischen Fremdenlegionürs Fischer an das Bezirkskommando in Landsberg a. W. ein deutscher Kriegsgefangener in einem Fort bei Marseille oder in Saida in Algier seit nahezu 30 Jahren zurückgehalten werde, sind trotz der Zweifel, denen das Gerücht von vornherein begeg nen mußte, Ermittelungen angestellt worden. Wie vorauszusehen war, hat sich herausgestellt, daß es sich wieder eiumal um müßige Erzählungen handelt, die jeder thatsächlichen Unterlage entbehren. Gegen die gestellungspflichtigen Menoniten zeigt sich in neuerer Zeit die Militärverwaltung äußerst loyal. Da diesen Leuten nach den Satzungen ihres Glaubens das Tragen einer Schußwaffe verboten ist, so werden sie jetzt fast sämmtlich den Trainbataill 0 nen zur Ableistung ihrer Dienstpflicht zugcwiesen. Diese Maßnahme soll mit Rücksicht aus den bekannten Fall Thöner vom Alexander-Regiment auf Anordnung des Kaisers er folgt sein. Klerikale bayrische Blätter rühmen es als einen Erfolg des christlichen Bauernvereins der Oberpfalz, daß der Kultusminister aus seine Vorstellungen hin die Unterrichtszeit in der ländlichen Sommerschcile fürsämmtlicheKlassen ans täglich drei Stunden reduzcrt hat. Ein Erfolg? Nachgerade müßte es bäuerlichen Kreisen klar werden, daß sie einer besseren geistigen Schulung be dürfen, um den Anforderungen der Zeit entsprechen zu können. Mit Verringerung der Schulstunden hilft man der Landwirthschaft wirklich nicht aus. Das System der beamteten Kassenärzte, mit welchem, wie erinnerlich, der Sozialist Landmann einige Industrie städte Westfalens beglückte, ist in Iserlohn vollständig in die Brüche gegangen. Die „Reinsch. Ztg." schreibt darüber: „Iser lohn war diejenige Stadt, in welcher das System der beamteten Kassenärzte zu allererst von Seiten der dortigen Allgemeinen Kranken-Unterstützungskaste für die Fabrikarbeiterder Stadt am 1. Januar 1898 eingesührt wurde. Dieses dort zuerst probirte System bestand darin, daß die Stadt in drei Arztbezirke zum Zwecke der Hausbesuche eingetheilt, in einer Poliklinik dagegen Sprechstunden von 8 Uhr Morgens bis 5, bez. 6 Uhr Nach mittags von einem der engagirten drei Aerzte ununterbrochen abgehalten wurden. Jedem der drei Aerzte war zum Zwecke der.Hausbesuche em Arztbezirk überwiesen, in lvelchem er auch wohnen mußte. Privatpraxis auSzuüben war nicht gestattet, mit Ausnahme der Anfertigung von Attesten für die staatlichen Versicherungs-Anstalten und Kastenmitglieder. Bon Anfang an machte sich bei den Mitgliedern der dortigen Krankenkasse eine heftige Opposition, »omenÜich gegen die Errichtung der Poliklinik, geltend. Dieser und den sich bei dem System zeigenden Mängeln ist es zuzuschreiben, daß nach 1^/^jährigem Bestehen deS Systems der beamteten Kastenarztstellen die Krankenkasse wieder in ihre früheren Verhältnisse zurücktrat. Die von aus wärts herzugezogenen drei Aerzte haben am 1. April Iserlohn verlassen, und die früher bei der Kasse engagirt gewesenen, in Iserlohn ansässigen Aerzte «ahmen die Kassenpraxis in früherer Weise wieder auf. Ein seltsamer Märtyrer. Daß die Sozialdemokraten mit den wegen Meineids im Essener Prozeß verurtheilten Ge nossen gern gegen die bürgerliche Gesellschaft zu Feld« ziehen, ist bekannt. Stellten sie doch den Genossen „Schröder", der gar nicht wahlfähig ist, als Reichstagskandidaten auf. Jetzt ist der Genosse „Gräf", der mit Schröder verurtheilt war, Gegenstand von sozialdemokratischen Huldigungen. Aber damit haben sie kein Glück, denn Genosse Gräf hat wegen dauernder Widersetzlichkeit und einer ganzen Reihe von Vergehen im Werdener Zuchthaus schließlich 20 Peitschenhiebe bekommen. Hierüber wird in der Presse des längeren und breiteren berichtet, und der Nimbus des Märtyrers verfliegt natürlich vor d«r Prügel. Der „Vor wärts" weiß sich nun gar nicht mehr anders zu helfen, um zu retten, was noch zu retten ist, als daß er nach langwierigen Aus einandersetzungen folgenden Unsinn schreibt: „Man wird im Gesängniß leicht streitsüchtig, rechthaberisch, man verlernt die Selbstbeherrschung und daS Gleichmaß der Stimmungen. Eine unangenehme, aber bedeutungslose Nachricht, die man erfährt, rust lieft melancholische Erregung hervor. Eine Zurechtweisung durch den Beamten erzeugt WuihauSbrüche. Deshalb' müssen die Gefangenen thatsächlich mit ähnlicher Milde in vernünftig gütiger Einwirkung be- handelt werden, wie Geisteskranke. Gewalt verschlimmert nur daS Uebel." Wir glauben, daß selbst die Genosten, di« i« ihrer Partei die Strenge der Disziplin sehr genau kennen lernen, über diesen Blödsinn nur lachen und den Genossen Gräf, der vor der Prügel bereits 14 Mal disziplinarisch bestraft wurde, als gänzlich un geeignet für die Rolle eines Märtyrers fallen lasten werden, obwohl er durch sein Verhalten im Zuchthause augenscheinlich darauf hingearbeitet hat. Ob er dabei daran gedacht hat, daß die Aufrechterhaltung der Disziplin unter allen Umständen durch gesetzt werden muß, und wenn eS durch körperliche Züchtigung geschehe? Oesterreich. Den nichtswürdigen Verleumdungen wider den Protestantismus, in denen sich seit dem Beginn der Los von Rom-Bewegung in Oesterreich die Römlinge und deren Helfershelfer ergehe», tritt eine ebenso mannhafte wie maßvolle Kundgebung protestantischer Notabilitäten entgegen, über die Folgendes berichtet wird: „Wien, 29. April. Sechsundsiebzig deutsch-evangelische Pfarrer und Presbyter Oesterreichs haben eine Verwahrungskundgebung gegen die Verleumdungen wider die Protestanten beschlossen, deren Wortlaut heute die „Ostd. Rdschau" mittheilt. Es heißt darin: „Als deutsche evangelische Christen bekennen wir uns offen und in Treue zu unserm Volke in seinen jetzigen schweren Kämpfen. Wir stehen ein für unseres theuren deutschen Volkes Recht, für deutsche Sitte und deutsche Sprache, für unsere deutsche Hecmath in Oesterreich. Wir verwahren uns dagegen, daß es seine ihm von Gott zugewiesene Kulturanfgabe an sich selbst uud anderen Völkern unseres geliebten Vaterlandes zu erfüllen gehindert werde. Wir freuen uns, daß jetzt so viele Volksgenossen in unsere Kirche eintreten wollen. Wir erkennen darin ein Sehnen nach der von Menschensatzungen und Gewissens zwang befreienden Kraft des Evangeliums und halten es für unsere und unserer Geistlichen heilige Pflicht, ein solches Suchen nachdrücklich zu fördern. Als evangelische Christen sind wir treue Unterthanen unseres angestammten Herrschers, hingebende Bürger unseres Vaterlandes. Wir weisen jene lügnerischen Ver dächtigungen entschiedenst zurück, als ob lutherisch so viel bedeute wie preußisch gesinnt und deutsch so viel wie hochverrätherisch. Sv begrüßen wir denn die mächtige geistige Bewegung, die jetzt durch unser Volk geht, als eine christliche und vaterländische von vollem Herzen." Der Kundgebung stimmten zu u. A. die Pfarrer und weltlichen Vertreter der Gemeinden Wien, Graz, Klagenfurt, Laibach, Meran, Innsbruck, Salzburg, Brünn, Karlsbad, Leit- meritz, Rnmbnrg, Saaz und Warnsdorf." Im niederösterreichischen Landtag fand am 28. April, wie schon kurz gemeldet, eine große Skandalszene statt. Abg. Schneider theiltc mit, er habe eine Anfrage der Regierung wegen Beschlagnahme des „Deutsch. Volksbl." überreicht, worin nach- gcwiesen werde, daß in Polna ein Mädchen von Juden unter Mithilfe des Schächters Goltschjenikau ermordet wurde. Ter Landmarschall habe jedoch die Anfrage nicht verlesen lassen. Schneider verlangte, das Haus möge darüber bestimmen, damit die Welt erfahre, „daß wenigstens cm niederösterrcichischen Land tage nicht geduldet werde, daß Christenkinder von Juden gemordet und geschunden werden zu Ritualzwecken." (Lärm und Wider spruch links.) Der Landmarschall erwiderte, Schneider habe ihm die Ansrage so spät übergeben, daß er sie nicht mehr vor dem Sitzungsbeginn durchlesen konnte, was seine Pflicht sei. Schneider: „Das "giebts nicht! 'S giebt keine Censnr; übrigens sind die Juden doch Mörder! Das lassen wir uns nicht gefallen!" Der Land- marschull ruft Schneider zur Ordnung. Schneider: Die öster reichischen Gerichte baben nicht den Muth, gegen die Juden ein- zuschrciten!" (Lauter Widerspruch links. Lärm.) Der Land marschall ruft Schneider zum zweiten Male zur Ordnung. Schneider (schreiend): „Ob nur nicht wieder ein Minister Geld dafür einstecken wird wie bei Tisza-Eszlar und anderen Fällen!" Schneider schreit fort; aus dem allgemeinen Lärm hört man nur einzelne Worte Schneiders wie: „Mörder, Juden, Ritual mord!" Ter Landmarschall ruft Schneider zum dritten Male znr Ordnung und unterbricht, da Schneider mit seinem wüthenden Geschrei nicht aufhört, die Sitzung. Auch jetzt ruft Schneider: „Die Juden sind Mörder! s' ist dieselbe Geschichte wie in Tisza- Eszlar! Das ist Ritualmord!" Erst als der Lärm aufhörte, ließ der Landmarschall die Sitzung fortsetzen. Frankreich. Paty de Clam wurde Sonnabend Nachmittag vom Kassationshof verhört, nach ihm wurde Cuignet verhört. In den Wandelgängen des Justizministeriums geht das Gerücht, Paty de Clam habe über die Mitglieder des Generalstabes be lastende Aussagen gemacht. Spanien. Der am Freitag in Madrid im Theater ver haftete Chamon erklärte dem Untersuchungsrichter, er habe einige Gläser Branntwein getrunken und sei dann ins Theater eingetreten, bei welchem er gerade vorübergekommen war. Er habe die Gewohnheit, Waffen bei sich zu tragen, weil er kürzlich mit einem Hufschmied einen Streit gehabt habe. Im Augenblick seiner Verhaftting habe er den Dolch gezogen, «eil «r glaubte, daß man ihn angreife. Da er sich im Zustande der Trunkenheit befunden, könne er nicht sagen, ob er nach der königlichen Loge geblickt habe oder nicht. Als Beweis für seine Behauptung, daß er betrunken gewesen sei, führte er an, daß er während der Vor stellung sich auf einen falschen Platz begeben und dadurch eine leichte Störung verursacht habe. Der „Tiempo", das Organ deS Ministerpräsidenten Silvela erklärt, daß die Angelegenheit nicht die Bedeutung habe, die man ihr beizulegen suche. Die Königin- Regentin äußerte sich Silvela gegenüber, sie sei überzeugt, daß Chamon ein bedauernswerther Kranker, aber keineswegs ein Verbrecher sei. Von hohem Interesse ist eS, daS Gegenspiel der beiden alten Gegner England und Rußland in Asien zu be obachten; bald rückt der eine der beiden Schachspieler, bald der andere vor. Ein sehr bedeutsames Ereignis; in dieser Beziehung wird aus London gemeldet: Ein englisch-russischer Vertrag über China ist abgeschloffen. So ist eine Streitfrage erledigt, welche die gefährlichsten Konsequenzen hätte annehmen können. Man ver steht jetzt, was die Friedensrede Lord Goschens bedeuten sollte. In der That hat der Vertrag mit Rußland, mindestens dieselbe Bedeutung, wie das kürzliche Abkommen mit Frankreich über daS Hinterland von Tripolis und die im September vorigen Jahres mit Deutschland abgeschlossene Einigung über Südafrika. Die Morning Post meldet darüber aus Petersburg, die Ver einbarung zwischen England und Rußland über die Eisenbahnangelegenheiten in China wurde in Peterslurg. unterzeichnet. Die wichtigste Bestimmung lautet: Rußland verpflichtet sich, weder selbst eine Eisenbahn, oder ähnliche Kon zession im Aangtsethal zu erlangen zu suchen, noch einer anderen Macht zur Erlangung beizustehen. Großbritannien verspricht dasselbe bezüglich der Mandschurei. Die Einflußsphären beider Staaten sind fest abgegrenzt. — Man wird nicht umhin könne», dieses Abkomme« als günstig für England zu bezeichnen. Ruß land hat wohl auch deshalb mit sich reden lasten, weil man sich an der Newa bewußt ist, vor Vollendung der sibirischen Eisenbahn keinen Krieg in Ostasien führen zu können. Giebt aber Rußland auf dem einen Punkte nach, so wirft eS seine Angeln gleich wieder nach einer andern Seite aus. ES wurde schon berichtet über die russischen Absichten, einen Hafen im persischen Meerbusen zu erwerben. Nach weiteren Meldungen scheint Rußland sich aber überhaupt in Persien sestfetzen zu wollen. Es hat den Persern Geld geliehen und sich dafür schon die Zolleinnahmen von mehreren Provinzen verpfänden lassen. Ueber weitere Absichten Rußlands berichtet ein Telegramm: „Petersburg, 29. April. Die russische Berg baugesellschaft hat die ganze persische Provinz Aserbeitschau auf' 70 Jahre behufs Ausbeutung gepachtet. Kräftig unterstützt wurde die Gesellschaft durch die russische Gesandtschaft. Das in Teheran gepachtete Gebiet umfaßt den ganzen Norden Persiens; daS Flächengebiet hat die Größe von Baden und Württemberg zu sammen. Es gehört zu den größten Kupferlagern der Welt. Seit Jahren hat England darauf spekulirt, und fast mit Erfolg. Im letzten Moment trug die russische Gesellschaft den Sieg davon. Neben der Ausnutzung der vorhandenen Metalle und Edelsteine handelt eS sich gleichzeitig um Anlage von Eisenbahnen, Chausseen und Häfen, sowie um die Schiffbarmachung des Fluges Araxes. Russische Kapitalien sollen bei der Zeichnung der Aktien besonders bevorzugt werden. Der Vertrag ist am 1. März 1899 vom Schah persönlich unterzeichnet worden." — In England wird die Meldung von diesem gelungenen Coup Rußlands einen depri- mirenden Eindruck machen nnd die Freude über den China-Ver trag wieder versalzen. Weiß man doch, wo das letzte Ziel der andauernden Fortschritte Rußlands in Afghanistan, Persien rc. zu suchen ist. Die letzte Station heißt .... Ostin die n! Bereinigte Staaten. Ueber die Zustände auf den Philippinen vor den letzten Ereignisten berichten eben ein- getroffene Privatbriefe aus Manila bemerkenswerthe Einzelheiten. Die Amerikaner, heißt es darin, haben thatsächlich nur Manila und Jlo-Jlo in ihrer Gewalt, darüber hinaus sind die Filipinos Herren. Die Zustände spotten jeder Beschreibung und sind weit hinter jene zur Zeit der spanischen Herrschaft zurückgegangen. Wenn sich ein Kauffahrteischiff mit Unionsflagge au der Küste zeigt, wird es zumeist von den Filipinos gekapert und seiner Fracht beraubt. Da aber zu Manila kein einziges amerikanisches Ein- und Ausfuhrhaus vorhanden ist, so werden amerikanische Interessen dadurch gar nicht betroffen. Die Amerikaner, die erst nach der Okkupation im Jahre 1898 dahin gekommen sind, kommen nicht in Betracht und sind durchaus ein recht minderwerthiges Element. Die Verluste treffen nur deutsche und die ihnen nahestehenden schweizer Häuser, wie auch englische Firmen, die Schäden erreichen nach und nach ein« große Höhe. Den bis her erhobenen Ersatzansprüchen, die in Folge der Beschießung von Jlo-Jlo erhoben worden sind, stehen die leitenden Amerikaner ablehnend gegenüber. Der deutsche Wahlkonsul in Jlo-Jlo, Streif, dessen Besitzthum nebst den darin befindlichen Maaren der von ihm vertretenen Hänser vollkommen zerstört worden ist, hat ans seinen Entschädigungsanspruch von General Otis eine glatt ablehnende Antwort erhalten. Diese Weigerung wird damit begründet, daß Jlo-Jlo damals noch spanisch gewesen sei. Es ist nicht anzunehmen, daß dieser Standpunkt von einer der interessirten Regierungen anerkannt wird oder daß auch die Regierung in Washington ihn zu dem ihrigen macht. Andere Deutsche, die ihr Eigenthum durch das Bombardement von Jlo-Jlo verloren, machten Ansprüche auf Ersatz ihres Privatbesitzes in der bescheidenen Höhe von noch nicht ganz 2000 Dollars. Auch dies wurde verweigert, später bot man den Geschädigten eine ganz ungenügende Abfindungssumme. Nach alledem dürfte die Entschädigungsfrage noch zu langwierigen Ver handlungen mit der Regierung zu Washington führen. Bemerkens- werth ist, was über die Thätigkeit der amerikanischen Philippinenkommission bekannt wird. Wie sie nach Washing ton berichtet hat, vernimmt sie die leitenden Persönlichkeiten der verschiedenen fremden Nationen sowie die Priester und Spanier, welch letztere gern auSsagen, über die Aussichten der Inseln und stellt folgende Fragen: Halten Sie die Philippiner für fähig, in den Städten Selbstverwaltung zu üben? in den Provinzen? im ganzen Archipel? Die Antwort auf die letztere Frage war all gemein verneinend, auch bei den Philippinern, die grundsätzlich für die Unabhängigkeit wären, aber zugeben, daß diese mit einem Chaos, mit endlosen Stammeskämpfen und ausländischer Ein mischung enden müßte. Einige halten eine provinziale Selbst verwaltung für möglich. Die meisten sind für örtliche Selbst verwaltung mit einer Art amerikanischer Aufsicht, damit die Ein wohner vor der Ausbeutung sicher seien, die man im Lande für unausbleiblich hält, nachdem man das spanische System gekostet hat, Ueber den Verlauf der Friedensverhandlungen in Manila sind folgende, lediglich aus amerikanischer Quelle stammende Drahtmeldungen cingetroffen: Washington, 29. April. Meldung des „Reut. Bur." Ein Telegramm des Generals Otis aus Manila meldet, daß die