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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 01.03.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189903011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-03
- Tag 1899-03-01
-
Monat
1899-03
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 01.03.1899
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» m mit meine v. d plötzlich üte, Baler,, r Geschirr-' W betrübt an iriar 1899. laffcnen. ie unsere? >lich dahin- Schwieger- els üller, he unseren hrift, Wort überreichen fieitung zu ch im Tode Dank aus- >rrn Pastor orte. Möge be reichlich selig Ent höbe Dank" e Elvigkeit uernvm sfcnen. bruar 1899. Braun und ieranlworilich G-org Bur!- n Jnseraien- Freiberg. - ei uns Ber- n Freiberg, iß. Rr. 7. s e; Anzeig« die Mendt späteste i« U xpedition ! gelangen erit bdruck. Sine n der Anzeige« »eu laim nicht aßt 12 Seite« Weilage zum Ireiberger Anzeiger und Hageötatt. W 59. Mittwoch, den 1. Mürz. 1899. Zr^hlinssstSme. Roman von Nataly von Eschstruth. (28. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Josef steht im schützenden Buschwerk wieder vor dem lieben, gewohnten Plätzchen, auf welchem er soeben noch gesessen, — 'aber was ist das? Wie gebannt steht er und starrt auf die Felsen, als schaue er inmitten von Sonnenlicht und Blumendust einen Spuk am Hellen Tage. Hochauf klopft sein Herz in der Brust, er neigt sich vor und umschließt mit entzückten, vollen Blicken das Bild, welches aber mals wie eine Vision, unerwartet und jählings vor ihm auf taucht. Sein Glück, sein geheimnißvolleS Glück, welches ihm der flammende Blitzstrahl enthüllt! Da steht sie dicht vor ihm, an den Felsblöcken, auf welchen er soeben Nast gehalten, und sie hält ein Buch in der Hand, be sieht es von allen Seiten und blättert erstaunt seinen Inhalt durch. Sein Gebetbuch, sein Breviarium, welches vorhin, als er sich so hastig erhob, unbemerkt von seinem Schooß geglitten! Ihre dunklen Augen ruhen überrascht auf den vergilbten Blättern, das zart rosige, wunderschöne Oval ihres Gesichts neigt sich im Lesen, und die Sonnenlichter flimmern über das nußbraune Haar, über welchem ein röthlich-goldener Glanz liegt, als brenne jedes einzelne der weichen Stirnlöckchen in grellen Fünkchen. Ist das die „wabernde Lohe", in welcher das Vöglein diese Brunhild -geschaut? Wahrlich eine Brunhild! Welch eine schlanke und dennoch kraftvolle, hohe Gestalt, nichts aber von mannhafter, streitbarer Art wie die schlafende Wotans tochter, sondern voll weicher Schmiegsamkeit und keuschen Stolzes, das Urbild herber, reiner Jungsräulichleit, welcher nur die leichten Engelsschwingen feblen, um hoch über allem Niedrigen, allem Staub und Sumpf der Welt zu schweben. Auch heute trägt sie ein weißes Kleid, schlicht und anspruchs los als einzigen Schmuck ein blühendes Zwciglein Rhododendron an der Brust, dessen bräunlich dunkle, glänzenden Blätter sich ganz besonders eigenartig von dem Hellen Hintergründe abheben. Ihr Hut, ein großes, florentinisches Strohgeflecht, welches, jede Mode ignorirend, nur eine dicke Seidenschnur umwindet, durch welche beliebig ein frisch gepflückter Strauß geschoben werden kann, hängt an dem Arm, und Sonnenschirm und Handschuhe liegen seitwärts auf dem wirren Gerank wilder Himbeeren, welche ihre breiten Blattschlingen liebevoll schützend über den Felsblock geworfen haben. Josef steht und blickt sie an, er würde es nicht bemerkt und empfunden haben, wenn Stunden darüber vergangen wären, er lächelte wie im Traum, er folgt m Gedanken ihrem Blick, welcher langsam, andächtig und in sich versunken die Gebete liest. Und der Wind flüstert über ihm im Laub, und das Vöglein hat sich mit letztem, jubelndem Gruß empor in den blauen Himmel geschwungen. Da läßt die Leserin das Buch sinken und hebt das Haupt und schaut den Bergpfad empor und hinab, als suche sie Jemand, und dann blickte sie wieder auf das Brevier, so nach- -denklich und fragend, als dächte sie dabei: „Wem gehört es wohl?" Und als sie sich unentschlossen umwendet, und zögert, ob sie chas Gefundene wieder auf den schlustigen Fels niederlegen soll, trifft ihr Blick, freudig aufleuchtend die Gestalt des jungen Priesters, welche das niedere Buschwerk hoch überragt. Sie ist nicht erschrocken oder verlegen, sie scheint nur erfreut, daß sie den Besitzer des Buches gefunden. Mit einer Bewegung, welche so vornehm ruhig und doch so gewinnend liebenswürdig ist, wie bei einer Fürstin, welche höflich lächelnd auch den Gruß des Fremden erwidert, tritt sie ihm einen Schritt entgegen und reicht mit weißer Hand das Gebetbuch dar. „Sie suchen garnicht das Verlorene, Hochwürden!" sagt sie freundlich und ihre dunklen Augen schauen unbefangen in die seinen. Joses hat sich stumm verneigt, als ihr Blick ihn zuerst ge troffen, jetzt theilt er mit kraftvollem Arm die Zweige und tritt zu ihr heran in den goldenen Sonnenschein. Abermals grüßt er, während er das Brevier entgcgennimmt. „Verbindlichsten Dank, mein gnädiges Fräulein, daß Sie sich .des verwaisten Buches so gütig angenommen!" antwortet er mit der steifen Förmlichkeit, welche seinem Wesen in Gegenwart Fremder eigen ist, und obwohl die Unterhaltung hiermit beendet .'und jeder seines Weges weitergehen müßte, beobachtet er zum ersten Mal nicht diese strenge Forderung seiner eigenen Ansicht, sondern fährt beinah hastig fort: „Ich glaubte mich in dieser frühen Morgenstunde so ganz allein in dieser Bergeinsamkeit, daß ich diese Blätter sorglos zurückließ, während ich selber wald- cinwärts schritt; um so überraschter bin ich nun, daß dieselben während meiner Abwesenheit einen so freundlichen Schutzgeist fanden!" „Eine so neugierige Forscherin, sagen Sie lieber!" antwortet sie mit heiterem Lächeln. „Ich war so indiskret, meinen Fund recht genau anzusehen —" „Ich sah Sie lesen und freute mich dessen." Sie erröthete ein wenig. „So überschätzen Sie wohl meinen flüchtigen Einblick; der ernste Inhalt des Buches setzt eure an dächtige Stimmung und ernste Sammlung voraus, welche mir in diesem Augenblick fehlte. Ein Spaziergang in der Morgen frühe ist für mich eine so seltene Freude, daß ich sie mit dem Jubel eines Kindes genieße. Es drängt mich dann, mit frischem Blick um mich und über mich zu schauen; je höher ich steige, desto froher, wie ein Vöglein, welches, engem Käfig entronnen, empor in goldene, freie Himmelsbläue schweben kann! Meine Gedanken können sich in solcher Stunde nicht an den schwarzen Buchstaben binden, sie schweifen als Schmetterlinge von Blume zu Blume, und wenn sie dem lieben Gott für all die Schönheit ringsum danken wollen, so ist's mit Sang und Klang!" Josef lächelte. „So singen Sie auch am frühen Morgen? Und singen dann fröhlichere Weisen wie in der stillen Dämmer zeit?" Sie schaute ihn betroffen an, und die zarte Röthe ihrer Wangen vertiefte sich noch mehr. Ihre Augen drückten die Frage auS, welche ihr aus den Lippen schwebte. Josef athmete tief aus und blickte an ihr vorüber in die Ferne, wo der See wie geschmolzenes Gold zu ihren Füßen wogte. „Ich hörte Sie am Abend hier singen," fuhr er leise fort, „all meine Lieblingslieder, welchen ich voll unbeschreiblicher Freude gelauscht habe." „Dann sind Sie sehr nachsichtig gewesen, Hochwürden," chüttelte sie lächelnd den Kopf, „ich singe wie der Vogel singt, ohne jedwede Kunst und Schulung, nur so, wie eS mir just um das Herz ist!" „So wie es Ihnen und Andern um das Herz ist; darum geht es auch zu Herzen! Ganz recht!" fährt er fort, und dann schaut er jäh auf und sein Blick trifft den ihren. „Sie nennen mich mit einem Titel, gnädiges Fräulein, welcher mir noch nicht zu kommt. Darf ich Ihnen meinen Namen sagen, in der Hoffnung, ihn noch recht oft von Ihnen zu hören, — Freiherr von Toris- dorsf!" Sie reicht ihm unbefangen die Hand: „Ich freue mich. Sie als Hausgenossen begrüßen zu können! Seit ein paar Tagen weiß ich Sie bei Ihrer, armen, kranken Mutter in der Prin- taniere!" „Sie überraschen mich! Sind Sie nicht erst seit gestern in der Villa anwesend?" „O nein, wir haben schon den köstlichen Frühling hier ge noffen und werden wohl auch noch geraume Zeit verweilen. „Davon ahnte ich nichts. Meine Mutter glaubte sich ganz allein in dem Haus, bis auf ein altes Ehepaar, welches etliche Zimmer des Erdgeschosses bewohnt!" „Ganz recht, meine Pflegeeltern, Regierungsrath Schadding- hauS! Ich heiße Charitas Beckwitz und befinde mich seit Anbeginn unserer Reise bei Onkel und Tante. Wie kommen Sie auf die Idee, daß ich erst seit gestern in der Printaniere wohne?" Er strich sich mit der Hand über die Stirn. „Ich habe Sie gestern Abend zum ersten Mal im Garten gesehen " „Abends?" Sie lächelte. „Es war wohl Mitternacht vorüber!" „Ganz recht! Aber ich sah Sie nie zuvor — und daß ich Sie hier droben singen hörte, je nun, cs giebt ja viele Billen in der Nähe, und es war immerhin möglich, daß Sie erst am vergangenen Tage die Wohnung gewechselt und zur Printaniere übersiedelten. Uebrigens, nennen Sie es nicht müßige Neugierde, welche mich fragen läßt, was schafften Sie noch so spät mit dem Spaten an dem Gebüsch drunten! Ich gestehe Ihnen ehrlich ein, daß mich diese ungewöhnliche Arbeits- tunde überraschte!" Nun lachte sie laut auf, weich und melodisch. „Die alte Haushälterin hat im Laufe des Mai den Fuß gebrochen und ist noch sehr unsicher im Gehen, darum führte ich sie in die Laube hinab, weil es in den Zimmern so unerträglich schwül war. Die arme Seele sürchtete sich so sehr vor dem Gewitter, weil sie nicht chnell genug vor etwaigen Blitzen flüchten kann, da bat sie mich o flehentlich, bei ihr zu bleiben, daß ich es gern that. Schlafen konnte ich ja doch noch nicht. Müßig wollte ich aber auch nicht so lange fein, und so erinnerte ich mich der kleinen Alpblumen, welche ich gestern Abend hier oben mit den Wurzeln ausgestochen hatte, um sie im Garten heimisch zu machen. Das Beet neben der Laube sah so dürftig aus, ich wollte ihm für etwas Schmuck sorgen. Der drohende Ziegen kam den neugepflanzten Blumen sehr zu Statten, und so entschloß ich mich schnell und Pflanzte sie noch vor Beginn des Gewitters ein. Freilich sind sie in dem Dämmerlicht nicht sehr regelmäßig vertheilt, aber dafür haben sie desto kräftiger Wurzel geschlagen und stehen nun so gerade und frisch wie die Grenadiere. — Wollen Sie sich meine Schütz linge ansehen, oder gehen Sie nicht nach dem Hause zurück?" „Ich bin an keine Zeit gebunden, — und wenn es nicht un bescheiden ist, so bitte ich, daß Sie mich mitnehmen, gleichviel wohin Sie gehen!" (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. * Ein ungetreuer Beamter. Vor dem Schwurgericht in Hanau begann ein umfangreicher Prozeß gegen den seitherigen Inspektor des dortigen Garnisonslazareths, Wilhelm Krüger, wegen Vergehen und Verbrechen im Amte und Betrug. Mlt- angeklagt sind seine Ehefrau und seine 19jäyrige Tochter wegen Hehlerei. Krüger hatte ein Einkommen, das bei mäßigen An sprüchen für ihn und seine Familie zu einer auskömmlichen Existenz genügt hätte; aber er wirthschaftcte weit über seine Ver hältnisse hinaus und vergriff sich bald an den seiner Obhut an vertrauten Beständen, namentlich als die Verheirathung seiner Tochter Adelheid mit einem Feldwebel in Aussicht stand. Fast die ganze Ausstattung der Tochter an Wäjcheartikeln entnahm er den Wäschevorräthen des Lazareths. Auch Nahrungsmittel, Getränke, Kohlen veruntreute er, gab die Bestellungen höher an, als sie waren und entzog den nn Lazareth befindlichen Kranken ein beträchtliches Quantum der ihnen verordneten Stärkungs mittel. Hand in Hand mit den Veruntreuungen ging zu deren Verdeckung die unrichtige Führung der Bücher, Register, Nach weisungen und Beläge. Der Betrug ist darin zu suchen, daß er sich die eigenen Haushaltungsmittel für Rechnung des Lazareths kommen ließ. Seine Ehefrau und Tochter haben aus den ent wandten Wäschestücken den Saum mit dem Stempel der Militär verwaltung abgeschnitten und die für die Aussteuer bestimmten Stücke neu gesäumt und mit dem Monogramm der Brant bestickt. Krüger ist in vollem Umfang geständig; er will in Folge der theuren Lebenshaltung zu den Strafthaten gekommen sein. Seine Frau und Tochter dagegen wollen nichts von dem unredlichen Erwerb der Gegenstände gewußt haben. * Der Walvmensch von Altofen. Aus Budapest wird dem „Wiener Fremdenbl." gemeldet: Seit Wochen befand sich Altofen in hochgradiger Aufregung. Es trieb sich nämlich in der Umgebung ein Mann herum, welcher als gänzlich verwilderter Waldmensch geschildert wurde und einen ganzen Sagenkreis um sich verbreitete. Der „Waldmensch" wurde nun als der seit Wochen abgängige Oberlieutenant Rudolf K. vom Monturdepot Nr. 2 in Altosen agnoszirt. Im Sommer des vorigen Jahres lernte K. in Marienbad, wo er zum Kurgebrauche weilte, die Familie des SpinnercidirektorsSch. kennen und verlobte sich mit dessen Tochter Emilie zu Pöchlarn gegen Ende des Sommers. Direktor Sch. hatte seinem zukünftigen Schwiegersöhne eine Mit gift von 40 000fl. zugesichert, wovon derKautionserlag geleistet, der Rest zur Einrichtung verwendet werden sollte. Da brach daS Verhängniß herein. Der Schwiegervater w sps erklärte, nicht in der Lage zu sein, die zugesicherte Summe auszubringen und es scheint, daß er selbst die erforderliche Heirathskaution nicht zu leisten vermochle. Die Tante desOberUeutenantSK. hatte für ihn einandercs Mädchen als Gattin erkoren und erklärte ihrem Neffen, daß sie ihn enterbe, wenn er „die Fremde" heirathen wolle. Oberlieutenant K. scheint sich all dies sehr zu Herzen genommen zu haben. Tage lang saß er in seinem Zimmer allein, ohne Jemanden zu sich zu lassen, und am 2. Januar d. I. verschwand er plötzlich au- seiner Wohnung und kehrte nicht mehr zurück. Ueber Ersuchen des Platzkommandos wurde acht Tage später die Knrrentirung des verschwundenen Oberlieutenants seitens der Oberstadthaupt mannschaft angeordnet. Der Verdacht einer Defraudation war von vorneherein ausgeschlossen, doch wurde zur Vorsicht eine sorgfältige Skontrirung im Montursdepot durchgeführt und hier*, bei Alles in bester Ordnung befunden. Ein Bruder der Braut des Oberlieutenants, Herr Gustav Sch., Ingenieur, erhielt nun am 3. Januar ein Telegramm aus Pöchlarn folgenden Inhalts: „Rudolf plötzlich gestorben, bestelle Kranz, komme persönlich nach Budapest." Tagsvorher war an die Braut des Oberlieutenants folgende Depesche aus Budapest eingetroffen: „Rudolf heute an Herzschlag plötzlich gestorben. Mama". Man mußte annehmen, daß die Mutter des Offiziers die Aufgeberin des Telegramms sei. Die unglückliche Braut war untröstlich. Ingenieur Sch. eilte in die Wohnung des Oberlieutenants, erfuhr hier, daß der Oberlieutenant wohl seit einigen Tagen abgängig ist, von einem Herzschlage oder dem Tode desselben war jedoch weder in der Wohnung, noch in der Kaserne etwas bekannt; die Mutter des Oberlieutenants in Pomarz hatte das fragliche Telegramm nicht abgesendet, sie halte auch vom Verschwinden ihres SohneS keine Ahnung. Die Erhebungen ergaben, daß Oberlieutenant K. selbst das Telegramm mit seiner Todesnachricht aufgegeben habe. Man vermuthete einen Selbstmord, leitete umfassende Nachforschungen ein — dieselben ergaben wochenlange keine Spur. Da tauchte, plötzlich im Ofener Gebirge der „Waldmensch" auf. Bei einer, vom Stadthauptmann veranstalteten Razzia wurde er eingebracht. Kein Mensch wußte, wer der Unglückliche war. Er sah furchtbar aus, in zerfetzten Kleidern, von oben bis unten mit Erde be schmutzt, mit struppigem, verwildertem Barte und langen Haaren. Der Unglückliche selbst verweigerte jede Antwort. Da fiel es einem der Polizcibeamten ein, daß man es mit dem gesuchten Oberlieutenant K. zu thun haben könne. Er stellte eine dies bezügliche Frage und jetzt — sprach der Mann das erste Wort seit feiner Einbringung. Er erklärte nämlich, nicht Oberlieutenant K. zu sein. Gleichwohl hielt man an dem Gedanken fest, ver ständigte das Platzlommando und das Monturdepot Nr. 2 und ein von dort entsendeter Hauptmann hat thatsächlich den Unglück lichen als den Oberlieutenant Rudolf K. agnoszirt. Seit dem, Tage seines Verschwindens — also nahezu zwei Monate — hatte sich derselbe im Ofener Gebirge Herumgetrieben, nothdürftig be-' kleidet. Obdach fand er in einem der zahllosen Erdlöcher und Höhlungen. Wovon er in dieser Zeit gelebt, das weiß kein Mensch, denn der Unglückliche, der sich jetzt im Garnisonsspctale in Pflege befindet, hat'bisher keinerlei Auskünfte darüber gegeben. Es scheint, daß der Geist des Unglücklichen umnachtet ist. - Der Schatz Ves Königs Ravovan. Die Sage vom großen vergrabenen Schatze deS Königs Radovan ist in Serbien sehr verbreitet; doch giebt es auch Leute, welche diese Geschichte nicht als eine Sage, sondern als eine Thatsnche betrachten. So giebt es zum Beispiel im Poscharevatzer Kreise mehrere leicht sinnige Nichtsthuer, welche in der Einbildung leben, der Schatz des Königs Radovan sei in jener Gegend vergraben. Diesem Wahne und der Geldgier dieser Menschen ist jetzt ein Menschen leben zum Opfer gefallen. Es bildete sich im Dorfe Ranovze eine Gesellschaft, welche zu wissen vorgab, an welcher Stelle der Schatz vergraben sei. Sie behauptete, Gott selbst hätte ihnen die Stelle iin Traume offenbart. Eines Tages gingen sie an die Arbeit. Theodor Pajkitsch nahm auch sein Weib mit, welche etwas entfernt von den Schatzgräbern Wache halten mußte. Einer hielt plötzlich in seiner Arbeit inne und sagte, daß man nur. dann den Schatz finden werde, wenn einer von ihnen an dieser Stelle sterbe. Die Männer blickten sich verlegen an — wer sollte das Opfer sein? Aus dieser Verlegenheit half ihnen ein Mann, welcher einen fragenden Blick auf das Weib des Pajkitsch und auf diesen selbst richtete. Die Männer verstanden ihn. Pajkitsch zuckte mit den Achseln und sagte: „Gut, sie soll sterben! Es giebt noch genug Frauen auf der Welt!" Noch hatte er. nicht geendet, als ein Schuß fiel und das unglückliche Weib ver wundet zusammenbrach. Die Männer gruben weiter, doch ohne Erfolg. Mit Tagesanbruch mußten sie aufhören und. begaben' sich mit dem Vorsatz, abends die Arbeit fortzusetzen, in das Dorf Ranovze zurück. Pajkitsch trug sein bewußtloses Weib auch nach Hause, wo sie in einem von ihm unbewachten Augenblick zurück gekehrten Bewußtseins ihrer Familie den ganzen Vorgang erzählte. Daraus verfiel sie in Agonie und starb. Die verbrecherischen' Schatzgräber befinden sich in Haft. * Schlimme Folgen eines dnmmen Streiches. Aus Charkow schreibt man: Hier weilt gegenwärtig in der Irren anstalt ein junges schönes Mädchen, die Tochter eines wohl habenden Oekonomen, deren Geist durch eine heftige Erschütterung plötzlich umnachtet wurde. Im September v. I. Verlobte sich dieses kaum aus dem Pensionat getretene Mädchen mit einem jungen Beamten aus Petersburg. Im Januar 0. I. hätte die Trauung stattfinden sollen. Die Verlobten liebten einander sehr. Zu Weihnachten hätte der junge Mann seine Braut auf dem Gute ihres Vaters besuchen sollen, da traf ein Telegramm ein, worin gemeldet wurde, daß ihr Bräutigam plötzlich gestorben sei. Diese! Nachricht traf das junge Mädchen wie ein Donnerschlag. Nach' langen Bemühungen eines Arztes erlangte es das verlorene Be wußtsein wieder, doch es war so schwach, daß es in feinem) Zimmer blieb, während sich seine Eltern mit dem Arzte zu Tische' begaben. Während die unglückliche Braut ihren traurigen Ge danken nachhing, klopfte cs plötzlich an das Fenster. Aufblickend sah sie ihren Verlobten lächelnd und gesund im Reffeanzug draußen stehen. Einen markerschütternden Schrei ausstoßend,! stürzte sie bewußtlos zusammen. Sie erlangte zwar das Be-' wußtsein wieder, doch vermochte sie weder ihre Eltern noch ihren'. Bräutigam mehr zu erkennen. Der junge Mann erklärte, mit' dem Telegramme den Zweck verfolgt zu haben, sich von des Mädchens Liebe überzeugen zu »vollen. Es ist nur wenig Aus sicht vorhanden, die traurigen Folgen dieser „Liebesprobe" von dem unglücklichen Opfer wieder abzuwenden. * Liebe macht blinv. Eine neue Illustration zu diesem alten Text lieferte letzter Tage ein Husar des Straßburger Husaren-. Regiments. Derselbe zog nämlich, so schreibt das „Straßb. Tagebl.", mit einem wohlgenährten — Esel am Halsterband durch' die Straßen der Stadt und zog ein zahlreiches Gefolge lachender Kinder nach sich. An der Kaserne angelangt, begegnete er seinem Wachtmeister, der sprachlos ist vor Erstaunen. Endlich erholte er sich: „Bombenmillionenschockjchwerenoth nochmal! Wie kommt der Kerl zu Seinesgleichen?" Bleich bis an die Nasenspitze, stellt sich der Husar in Positur. Dann erröthet er und kämpft einen Augenblick mit sich selbst. „Na, ist Ler Kerl verrückt geworden?
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