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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189902161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990216
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-16
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.02.1899
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I8S9. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 2. — 16. Februar 89 aufrechnen, die infolge ihrer unaufhörlichen Hetzereien bisher über- fehr besonders lehrreich und unterhaltend. In hohem Maße wirkte für den praktischen Schuhmacher die Sammlung der Proben sehlcrhnster Leder anziehend und belehrend. Herrn Vorstand Ur. Pacßler wurde für seine Bemühung allseitiger Dank ausge sprochen. Was nun in der Versuchsanstalt mehr theoretisch lerörtert worden war, ze ' - - - - in der j zunächst 1 mit gespi auch der Einrichtu die Bors durch die Bedeutur die weite konnte. 29. Z MeV ist zu Beric Medi und i die d sonde kamei Umsc nnd 17 s 7 Eit äuge Kran von heiter sahn Blöt Glär mach der stoff Lrrl daß das Opfer ihrer Mißhandlungen ihnen nicht unten den Händen gestorben ist; die bewußte Absicht des Todtschlags ist laut und wiederholt ausgesprochen worden. Und hiermit vergleiche man den Aussatz in Nr. 34 des „Vorwärts", der überschrieben ist: „Kasernen- und Zuchthausstaat". Dort ist zu lesen: „Drei undfünfzig Jahre Zuchthaus wegen einer Lappalie!" Versuchter Todtschlag, grausame Körperverletzung, Zusammen rottung zum Landsriedensbruch — eine Lappalie!! Was hätte wohl noch geschehen sollen, ehe die Fürsprecher jener ruchlosen Bande den Fall für einen ernsthaften angesehen hätten? Wie kindisch ist das Zusammenzählen aller einzelnen auf die Verurteilten entfallenen Strafen! Es kann doch nur daraus an kommen, ob die einem jeden Angeklagten zuerkannte Strafe in richtigem Verhältnisse steht zu dem ihm zur Last fallenden An theile an dem Verbrechen. Wenn die Umsturzpresie das Zu- die verhetzten Genossen von den sogenannten „Freunden der Arbeiter" gebracht worden ist. Jetzt nehmen die erschrockenen Verführer die Maske der Menschenfreundlichkeit vor. In Nr. 32 des „Vorwärts" ruft die sozialdemokratische Fraktion des Reichstages zu Sammlungen für die Familien der Verurtheilten auf. Unter dem Aufrufe stehen lauter Namen, die uns aus der Presse und den Versammlungen dieser Partei zur Genüge bekannt sind. Wie steht es denn mit der Arbeiterfreundlichkeit? Wünschen sie wirklich, daß es den Genossen gut gehe? Dann würden ja die Leute zufrieden werden. Zufriedene aber kann die Partei nicht brauchen, weil sie die Be wegung ins Stocken bringen; das ist oft genug ausgesprochen worden. Und wie sängt man es an, damit es nicht zur Zufrieden heit unter den Genossen kommt? Erst holt man die Arbeiter groschen herein, mit denen die Hetze in der Presse und den Ver sammlungen betrieben wird; und wenn die Hetze gewirkt hat und, das Elend hereingebrochen ist, geht man wieder betteln bei den selben Genossen, die das Geld zur Hetze schaffen mußten. Ja, wo bleibt denn die Parteikasse, die, wie erst kürzlich zu lesen war, von opferwilligen Thoren mit Tausenden gespickt wird? Ist sie bloß dazu da, um das Elend anzurichten, aber nicht, um den ins Elend Gestürzten aufzuhelfen? Es giebt recht Wohlhabende, Gutgestellte in der Partei: Villenbesitzer, im Großbetriebe reich Gewordene, Millionäre rc. Was wird denn von diesen für die nothleidenden Genossen ge- than? In jeder Versammlung und in allen Parteiblättern wird gepredigt von der „Solidarität" und von der völligen „Gleichheit" der Genossen. „Alle für einen" — heißt es — und „Einer für alle!" Ist denn das wahr? Wenn eine Hetze, ein Ausstand oder sonst ein Werk schlecht abläuft, sitzen jedesmal die Anstifter im Trockenen und die Angeführten in der Tinte. Wird man nicht endlich einsehen, daß die unter dem Aushängeschilde der Freiheit und Gleichheit arbeitende Partei aus zwei streng ge schiedenen Theilen besteht, von denen der eine sich behaglich an der Parteikrippe nährt, der andere aber nur dazu dient, das für die Krippe nöthige Futter zu beschaffen? Kommt man noch nicht dahinter, daß die einen die gefährlichen Streiche nur angeben, indeß die anderen diese Streiche aus eigene Gefahr aussühren und schließlich dafür büßen sollen? In unserem Staate bleibt keiner ohne Hilfe, der unverschuldet hilfsbedürftig wird. Die Laudesgesetze sorgen in ausgiebiger Weise für Arme und Nothlcidende. Auch die Familien der Ver urtheilten werden nicht der Hilfe entbehren, wo sie nöthig wird. Die ganze Bettelei der sozialdemokratischen Presse ist nur ein neues Mittel zur Aufreizung der Massen und zur Beschönigung des namenlosen Elends, das über die vorher erst zur Begehrlichkeit und Zuchtlosigkeit Aufgestachelten hereingebrochen ist. Schließlich noch eine Gewisseusfrage: was soll die in Nr. 34 des „Vorwärts" veröffentlichte Liste der zum Wahrspruche be rufen gewesenen Geschworenen nach Namen, Stand und Wohnort bezwecken? Der „Vorwärts" nennt den Gerichtshof „ein Volls- gericht". Das war es auch und die betroffene Partei mag aus dem Spruche erkennen, wie der beste Theil unseres Volkes über Schandthaten der hier besprochenen Art denkt. Die jetzt ver öffentlichte Liste ist ein Ehrenzeugniß für die Geschworenen. War dies auch der Zweck ihrer Veröffentlichung im „Vorwärts" ? öfsentlicl Ansicht, Hände (Deutsck gem «i eine rei faltet; Behänd steuer s und G< glückliä nicht ei .Ausschl billiges fasser kräftig besonm zeigen; nicht: ganzen fach ei> Hauset andere Thüre H a ui Rech ihre i wohl, sie al verein und n zum Z geschri sie sie der 2 gctret« besitze! sasser die ga die S> blanke gestre, bejchäs bei de füllt k ein T schlinn giebt reuten viertel diesen berech in Bo Häusl (z- B. bis 1 4 Pri zinsen Koplt den Z oder i Steuc unS i Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 15. Februar. — Im königl. Residenzschlosse fand gestern Abend der letzte diesjährige Hof-all statt, zu dem gegen 100V Einladungen er gangen waren. — Eine große Paradeaufstellung vor König Albert wird, wie man uns aus Dresden schreibt, am Donnerstag, 13. April, Vor mittags im großen Hose des königlichen Residenzschlosses zu Dresden anläßlich der SV jährigen Gevenkfeier -es Kampfes, bei Düppel, an welchem bekanntlich König Albert als jugend licher Prinz thcilnahm, seitens der k. sächs. Vereinigung Schleswig- Holsteiner Veteranen von 1849 geplant. Die Huldigung, welche dem greisen Herrscher gebracht werden soll, wird von Schleswig-, Holsteiner Veteranen aus ganz Deutschland ausgeführt. Bis jetzt liegen bereits 748 Anmeldungen vor. Auch haben sich von denen,' welche 1849 die Revolution in Dresden unterdrücken halfen, über 200 Veteranen angemeldet. Am 12. April wird ein allgemeiner Dankgottesdienst in der Frauenkirche stattfinden. Am Sieges denkmal am Altmarkt soll der Kameraden aus Ler Zeit des fran-, zösischen Krieges durch Nicderlegung von Lorbeerkränzen gedacht iverden. Nach der Kirchfeier marschiren die Veteranen nach dem' Eldorado, wo ein Festmahl stattfiudet. Während der Paradeauf stellung am 13. April wird sich eine Deputation zum König be geben, und ihm eine Jubelstammrolle überreichen, in welche sämmtliche noch lebenden Veteranen mit den Ossizieren eingetragen sind. Am Nachmittag sollen die Gräber der Offiziere jener Zeit besucht werden. Das Sachsengrab auf dem Friedhöfe zu Satrup, das des Generals v. Stockhausen in Königstein sollen mit Lorbeer geschmückt werden. — Personal-Beränvcrungen in -er Armee, v. Minckwitz, Gen.-Ltnt z. D. und General-Adjutant des Königs, zum General der Infanterie befördert. Zerener, Generalmajor und Direktor der vereinigten Artillerie-Werkstätten und Depots, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension und der Erlanbniß zum Forttragen der Generals-Uniform mit den vorgeschricbenen Abzeichen zur Disposition gestellt. — Das sächsische Genvarmeriecorps zählt z. Z. ein schließlich des Bureaudienstes 410 Mann, darunter 10berinspektor, 5 Kreisobcrgendarme, 27 Obergcndarme. — Erfrischungsräume in ven Postviensträumen. Nach einer Verfügung des Reichspostamts soll den Beamten und Unterbeamten bei Verkehrsämtern mit anstrengendem Nachtdienst Gelegenheit gegeben werden, sich während der Nachtdienstzeit in den Postdiensträumen an geeigneter Stelle warme Getränke selbst zuzubereiten. Die erforderlichen Einrichtungen sollen für Rechnung der Postkasse getroffen werden. — Die Versuchsanstalt für Deutsche Le-er-JnVuftrie und -ie Lehrgerberei wurde gestern von den Schülern Ler Fachschule für Schuhmacher in Siebenlehn, für welche die An stalten von ganz besonderem Interesse sind, besucht. In der Versuchsanstalt übernahm der Vorstand derselben, Herr vr. Paeßler die Führung. Die Besucher erhielten auf dem Rund gang durch die zahlreichen Räume durch gegebene Erklärungen einen tiefen Einblick in die mühsame und zeitraubende Thätigkeit, die zur exakten Erforschung der thierischen Häute und ihrer ver- . schiedeuartigen Gerbmethodcn nöthig ist. Die übersichtliche ' Zusammenstellung der äußerst vielsältigen Farbeuuüancen war nicht gesteht, der DreyfuS-Angelegenheit erheblichen Abbruch thun oder vielleicht in ihre Fußstapfen treten. Alle Elemente zu einer neuen „Affäre" sind vorhanden; wir haben einen Angeklagten, >er seine Unschuld betheuert; ein Schriftstück, das, wie das Zordereau, ihm zur Last gelegt wird, eine Schriftprobe, die der Untersuchungsrichter, gleich Pach du Elam, anstellen läßt und die eine große Aehnlichkeit mit dem Schriftstücke ergiebt; eS fehlt auch nicht der Esterhazy in den Personen der vier andern Brüder, deren Schrift mit der des Verklagten übereinstimmt; nur haben, was das Publikum betrifft, die Rollen so ziemlich gewechselt; die Dreyfusler find im Allgemeinen Gegner Flamidiens, während die Antidreyfusler sich als Freunde der Klerikalen auf die Seite des Bruders stellen, und — so will es die grausame Ironie — ihn ast mit denselben Gründen Vertheidigen, die sie zu Gunsten Dreyfus' nicht gelten lassen wollen. Von beiden Seiten wird für und gegen den Verklagten kräftig Partei genommen, und schon md die letzten Schlüsse aus dieser fürchterlichen Sache gezogen: fier die Sozialisten, die mit einem Gesetzentwürfe drohen, durch den allen, die das Keuschheitsgelübde abgelegt, das Lehramt über haupt versagt wird; dort ihre Gegner, die das Ganze als einen den religiösen Lehrbrüdern gespielten niederträchtigen Streich an- ehen. Weshalb — fragen diese — wird Flamidien als der Missethäter angesehen? Weil er der Lehrer des kleinen Gaston war; weil seine Schrift, gleich der der vier andern Brüder, dem Briefe glich; weil er aus begreiflicher Nervosität die Leiche nicht anzuschauen vermochte, weil er seine Unschuld bctheuerte. Jn- >esien, wie soll ein Mann in seinem Alter auf solche Dinge ver- allen, und wie hätten seine Neigungen in einer Kongregation, wo man sich gegenseitig überwacht, bisher verborgen bleiben können! Und weshalb sollte er durch einen solchen Brief selbst zur Ent deckung einer Unthat beitragen, die er ableugnet! Wie man sieht, md die Schranken für eine neue „Affäre" eröffnet. Das Ge- chick macht es offenbar den Franzosen unmöglich, irgend eine Sache an und für sich zu erledigen, ohne politische und religiöse Gesichtspunkte hinein zu verlegen. Mittlerweile dauert die Auf regung in Lille fort. Das Geschrei „Nieder mit der Klerisei!" wird auf Lehrbrüder und Weltpriester ohne Unterschied aus gedehnt und das Begräbniß des kleinen Märtyrers zu einer auti- lerikalen Kundgebung ausgebeutet. Und leider trifft es sich so, daß in derselben Stadt Lille soeben ein zweiter Fall desselben Verbrechens vorgekommen ist; als der That verdächtig ist ein dreißigjähriger Schreiner Namens Mulo verhaftet worden, dessen Schwestern Nonnen sind und der, obgleich Laie, doch das Keusch heitsgelübde abgelegt haben soll. Und so breitet sich denn das Uebel aus und vergiftet die Atmosphäre, obgleich es doch im all gemeinen Interesse gelegen hätte, es baldmöglichst mit dem Schleier der Vergessenheit zu verhüllen. Rumänien. Wie aus Bukarest gemeldet wird, sind sämmt liche Theilnehmer an den letzten Bauernrevolten, besonders die beschuldigten Fremden, Sozialisten, darunter viele ansässige Ein wohner, die aber noch nicht als Rumänen naturalisirt sind, ferner jüdische Literaten und Journalisten, durch Polizeibefehl aus Rumänien ausgewiesen. Vereinigte Staaten. Nach einer Privatmeldnng aus Manila bereitet Aguinaldo, welcher vom Stamme der den Distrikt Tondo bewohnenden Bolos unterstützt wird, eine neue Aktion vor. Er gebietet jetzt über ungefähr sünszigtausend Bewaffnete. Die amerikanischen Divisionäre Mac Arthur und Anderson er klärten, sie seien auf einen kombinirten Angriff seitens der In surgenten vorbereitet und würden die Defensive vorziehen, so lange die amerikanische Verstärkung unterwegs sei. tonnen, vorzüglic schieden! geleiteten — L eine st ä mehrerer Urtheiler zu dieser Bezirksä nicht blo Uebelstäi 'Ueberfül Morte, sei eS di .diese Fä Kommrs' prüft r dürfte a Preußer Zeitungen und einige Einzelempfänger zur Versendung gelangt. Auch die Spezialabtheilungen für die landwirthschaftlich-technischen Zwecke haben befriedigend gearbeitet. DieVersicherungsabtheilung vermittelt den Verkehr der Mitglieder mit den zum Bunde im Vertragsverhältmß stehenden Versicherungsgesellschaften. Auf Grund der Verträge mit dem Bund« wurden 300 Lebensver sicherungen abgeschlossen. Es wurden 12864 Bundesmitglieder beim „Stuttgarter Verein" gegen Haftpflicht versichert und 373 Bundesmitglieder versicherten bei der „Perleberger Vieh versicherung" ihr Vieh. Durch diese Versicherungen haben die Mitglieder 50000 Mk. Rabatt erzielt. Die Versicherungs- abtheilung hat in mehr als tausend Fällen Rath an Bundes mitglieder ertheilt, bezw. ist sie ihnen in Streitigkeiten mit Ver sicherungsgesellschaften zur Schlichtung des Streits behilflich gewesen. Rechtsauskünfte sind durch den Rcchtsbeistand in 1187 Fällen ertheilt worden. WaS die laudwirthschastlich-technische Abtheilung anlangt, so wurden von den Bundesmitgliedern im verflossenen Jahre durch uns bezogen: Düngemittel 1514393 Ctr., Futtermittel 32967 Centner, Original-Sämereien 190018 Kilo gramm. Trotzdem der Bezug von Thomasmehl durch den be kannten Thomasmehlkrieg um fast 200000 Centner zurück gegangen ist, haben sich die Gesammtbezüge von Düngemitteln nicht nur auf der gleichen Höhe wie im Vorwhre erhalten, sondern sogar noch etwas gesteigert. Die Genosftnschafts-Abtheilnng, die erst im zweiten Jahre ihrer Thätigkeit steht, hat in dem von ihr im Vorjahre gegründeten Revisionsverband nunmehr 120 Ge nossenschaften vereinigt, wovon 17 Konsumgenossenschaften, 107 Produktionsgenossenschaften sind, einschl. 75 Pserdezucht- genossenschaften. Die Eentralgenossenschaftskasse des Bundes schloß für das vergangene Jahr mit einem Gesammtumsatz von 8022330 Mk. ab. Schließlich macht Redner noch die Mit- theilung, daß der Bund im April 1898 eine Abtheilung für den Verkauf von Maschinen errichtet hat, die in Berlin am Anhalter Bahnhof, Ecke Schönebergerstraße, in der Bahnhofshalle ein an sehnliches Musterlager unterhält und in der kurzen Zeit ihres Bestehens bereits in 109 Fällen den Ankauf von Maschinen im Werthe von über 20000 Mk. vermittelt und nicht unbedeutende Rabatte dabei für die Bundesmitglieder erzielt hat. Wie vorauszusehen war, weiß der sozialdemokratische „Vor- wärts" auch die Veröffentlichung des Urtheils in der Löbtauer Landfriedensbruchs-Angelegenheit zu verdächtigen. „Das offiziöse „Dresdner Journal", heißt es in der an der Spitze des Blattes publizirten Depesche darüber, „veröffentlicht das Urtheil und den angeblichen Thatbestand". Also angeblicher Thatbestand! Der „Vorwärts" weiß es besser, wie alles zuging! Ungarn. Die „N. Fr. Pr." meldet: Infolge kaiserlicher Berufung begaben sich Ministerpräsident Baran Banffy, Honvcd- Minister Baron Fejervary, Finanzminister v. Lucacs und K oloman Szell am Dienstag nach Wien. Eine wichtige Entscheidung in der ungarischen Krise steht bevor. Dem „Neuen Pester Journal" zufolge hat Baron Banffy bereits Ende voriger Woche vedingt die Demission des Gesammt-Kabinets unterbreitet. Italien. Die „Opinione" will wissen, die Rathskammer des italienischen Konsulargerichts in Alexandrien habe die An klage auf einen geplanten Mordanschlag wegen Mangels aller Beweise thatjächlich fallen lassen und erhebe nur die Anklage wegen gewöhnlicher anarchistischer Umtriebe. Daß die aus- aesundenen Bomben von einem in diesem Metier bewanderten Lockspitzel hergestellt und beim Wirth Pine insgeheim uieder- gelegt wurden, sei gleichfalls festgestellt, ja der verhaftete Spitzel habe bereits ein diesbezügliches Geständniß abgelegt. Richter Dumas schreibt dem ersten Vorsitzenden Mazeau, der nicht unterzeichnete Brief, der sich mit seinem Hauskauf be schäftigte und den Quesnay benutzte, um Dumas geradezu der Bestechlichkeit zu zeihen, sei nach Len Beweisen, die der Richter feinem Schreiben an Mazeau beilegt, eine Fälschung. Er ver- Neber die Mauer Faudfriedeusbrecher. ii. Das „Dresdner Journal" schreibt weiter unter dem Titel „Wahrheit und Schein in der Sozialdemokratie": Der Ausgang des Strafverfahrens in dem Löbtauer Falle ist ein harter Schlag für die Leiter der Sozialdemokratie. Welch ein Lärm wurde in ihren Blättern erhoben, als wir unlängst ihre Schreckensherrschaft besprochen hatten! Und nun wird Alles, was man bisher von den Folgen der planmäßig betriebenen Hetze zum Klnssenhaß befürchtet hat, überboten durch die thierische Wuth und Grausamkeit, die cm Löbtauer Falle an das Tageslicht gebracht worden sind. Wie ein Blitzschlag erhellt der Thatbestand dieses Falles den Abgrund der Zuchtlosigkeit und Verworfenheit, in welchen die bürgerliche Gesellschaft gestürzt werden würde, wenn die Sozial demokratie zur Herrschaft käme. Ein heilsamer Schrecken muß auch den bethörlen Genossen in die Glieder schlagen, wenn sie erkennen, wohin die Hetzerei Derer führt, die sich als Freunde der Arbeiter aufspielen. Dies verhehlen sich auch die Führer nicht; daher das Wuth geschrei, das sie in allen ihren Blättern erschallen lassen. Aber schwerlich wird es ihnen gelingen, die bisher vertrauensselig ge wesene Gesolgschaft über die Gefahren hinwegzutäuschen, in die sie von ihnen gestürzt worden ist. Auch dem blödesten Auge muß erkennbar werden, daß in diesem Falle mit dem Vertuschen und Beschönigen nichts auszulichten ist. Vergebliche Mühe find die hohlen Schlagworte, die fadenscheinigen Trugschlüsse, die dreisten Lügen, die nach allen Richtungen ausgciendct werden: die nackten Thatsachen reden eine unwiderlegliche Sprache. Vergebliche Mühe ist der Ton sittlicher Entrüstung und siegesgewisjen Mnthes, den die Führer anschlagen; die albernen, ja lächerlichen Ausflüchte, zu denen sie greisen, verrathen mit genügender Deutlichkeit die Angst, die sich dahinter verbergen möchte. Wer die gestern gegebene Darstellung der Thatsachen gelesen hat, wird einsehen müssen, daß die den Verurtheilten zuerkannten Strafen gerechte sind. Die Schuldigen haben von Glück zu sagen, Frankreich. „Siecle" meldet, Kriegsminister Freycinet habe jüngst im Ministerrath erklärt, daß eine Anzahl Generale mit ihrer Demission drohten, falls die Kriminalkammer des Kassa tionshofes die Revisionssache behielte. Infolge dessen habe Dupuy die Revisionsvorlage eingebracht. — Die Liga „I-u karrte üan^Liss" forderte die Offiziere zum Beitritt auf, wobei sie ver sichert, daß ihr Rang und ihre Funktion geheimgehalten werden würden. Ein geradezu unerhörter Skandal bei den jüngsten Verhandlungen der französischen Deputirtenkammer, die mit großer Stimmenmehrheit der Kriminalkammcr des Kassations hofes die Revision des Drcysus-Prozesses entzog und aus sämmtliche Kammern übertrug, war unzweifelhaft das Verhalten des Justizministers Lebret. Dieser galt von Anfang an ebenso wie Dupuy als ein verkappter Widersacher der Revision. Daß er aber wagen würde, in so cynischer Weise, anstatt Rechts gründe anzusühren, die Abgeordneten darauf hinzuweisen, daß sie bei den nächsten Wahlen durchfallen könnten, falls sie der revisionsseindlichen Stimmnng in ihren Wahlkreisen aus Anlaß der Einbringung des Gelcgenheitsgesetzes nicht Rechnung tragen würden, ist geradezu einzig in den Annalen der Justiz. Die Vorgänge im Kasjationshose selbst haben denn auch bereits gezeigt, wohin das Verhalten der Regierung sühren muß. Der ehemalige Intimus Gambettas, Joseph Reinach, und Clemenceau schreiben den Urhebern des Feldzuges gegen die Strafkammer die Absicht zu, durch die Vermehrung der Richter nicht größere Garantien sür die Rechtsprechung zu gewähren, sondern die Wahrheit zn ersticken und Dreyfus lebendig zu be graben. Beide grollen den gemäßigten Repnblikanern, die Äillerand und Pelletan allein ins Treffen gehen ließen und sich nicht hervorwagten, nachdem sie den Revisionisten ihren Beistand versprochen hatten. Clemenceau verhöhnt die Herren Bourgeois, Ribot und Poincare, die ihre künftigen Portcscuilles nicht auss Spiel setzen wollen und wähnen, sie seien nicht geschlagen worden, weil sie so klug waren, zu schweigen. Die Straft habe sür sie schon begonnen, ruft er ihnen zu. Den Herren Arthur Meyer, Quesnay de Beaurepaire und Lemaitre, die glauben, es sei nun alles fertig und die Regierung müsse ihnen gehorchen, sucht er diese Idee auszureden. „Fertig, arme Narren? Kennt ihr denn die Geschichte nicht? Wißt Ihr denn nicht, daß die rastlose Eumenide in der Verfolgung des Verbrechens erst nach der Züchtigung innehält? Noch kürzlich hatten wir die ganze Kammer gegen uns. Jetzt gehören uns zweihundert Stimmen. So legt die Rachegottheit ihren Weg unter den Menschen zurück. Um den Sieg zu erlangen, bedarf es nur der Ausdauer. Dafür laßt uns sorgen. Ihr zittert wegen eures Siegs und uns flößt die Niederlage neuen Muth ein. Wir sind der Richter gewärtig." langt, daß seine Antwort und die Beweise der Fälschung dem sammenzählen von Strafen, die gegen Genossen erkannt worden Mozcauschcn UntcrsuchungSbericht, der dem Senat nochmals vor- sind, für angezcigt hält, so mag sie doch die sämmtlichen Strafen gelegt zu werden hat, beigcfügt werde. aufrechnen, die infolge ihrer unaufhörlichen Hetzereien bisher über- Aus Pari», 12. Februar wird dec „Köln. Zeit." geschrieben: Haupt haben erkannt werden müssen. Daraus würde sich ein er- . . . . , Der Knabenmord zu Lille könnte, falls der Bruder Flamidien schreckendes und erschütterndes Bild desElends ergeben, das über I erörtert worden war, zeigte Herr Betriebsleiter Meister Rieder
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