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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189901133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990113
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-13
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.01.1899
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18SS. Arevßerger xx» Lkgedlxtt. S<ite r. — Iaxxar iv. (Fortsetzung folgt.) Termin ermäßigt worden sind, ist kürzlich der Rest der Staats schulden des Landes ausgeloost worden. Reuß L. L. ist somit der einzige Staat im deutschen Reiche, der vollständig schuldenfrei dasteht. In der mehrerwähnten Spielaffaire hat gestern die erste Verhaftung stattgefunden, und zwar betrifft sie den Grasen von und zu Eglosfsteiu-Arklitten. Durch diese Maß nahme ist der Beweis geliefert, daß die Behörden gesonnen sind, energisch zuzugreifen. Es geschieht das ganz speziell, wie man angiebt, unter vollster Billigung des Kaisers, der sich durch General v. Hahnke über den Stand der Angel^enheit Vortrag halten läßt und dem General nach seinem letzten Vortrag wörtlich gesagt haben soll: Ich will, daß völlige Klarheit geschaffen wird. Der Verhaftete war früher Offizier im 10. Ulanen-Regiment in Züllichau, mußte aber wegen Schulden seinen Abschied nehmen, kam dann vor ungefähr 1'/, Jahren nach Berlin, wo er eine Schuldenlast von etwa 200000 Mark kontrahirte. Der Vater des Verhafteten, der Majoratsherr zu Egloffstein, verweigert, wie behauptet wird, jede weitere Zahlung für seinen Solm Später soll Letzterer Wechsel gefälscht und dieselben in Verkehr gebracht haben. Ueber ein Duell mit politischem Hintergrund, das am 9. in Metz ausgefochten wurde, werden folgende Einzelheiten er zählt: Im Mai vorigen Jahres wurden abends aus der Messe mehrere Offiziere des 145. Jnf.-Regts. von einigen jungen Leuten, Söhnen reicher einheimischer Familien angerempelt. Die Zivilisten wurden mit den Worten „Sie Jean'gl", ein Spottname für Ein heimische, die, obwohl sie aus deutschem Sprachgebiet stammen und deutsche Schulen besucht haben, doch überall den Franzosen herausbeißen, zur Seite geschoben. Hierauf drehte sich Tillmann um und schlug mit dem Stock nach den Offizieren, aber, wie be hauptet wird, ohne Jemand zu treffen. Durch die hin- und herwogende große Menge wurden Vie Streitenden dann ge trennt, und man legte der Sache keine weitere Bedeutung bei. Tillmann rühmte sich nun in allen französischen Wirt^ schäften, er habe einen preußischen Offizier auf der Mai^ messe durchgeprügelt, ohne daß ihm dafür irgend etwas ge schehen sei. Nun wurde der Ehrenrathx des Regiments mit der Sache besaßt und zunächst die Satisfaktionssähigkeit des Tillmann sestgestellt. Dieser entstammt einer sehr reichen einheimischen Familie — der Vater ist Gemeinderathsmitglied — hat bei dem 8. bahr. Jnf.-Reg. einjährig gedient und die Reserve-Osfiziers- befähigung erhalten, aber noch nicht die vorgeichriebenen Uebungen gemacht. Vom Ehrengericht ward nun der Oberleutnant Schlick mann, als der Aelteste, dazu bestimmt, die Sache auszusechten. Die Forderung lautete auf Pistolen, zehn Schritt Entfernung und einmaligen Kugelwechsel. Schlickmann war von den beiden^ ältesten Adjutanten und dem Stabsarzt des Regiments, Tillmann von zwei anderen Offizieren und einem einheimischen Civilarzt begleitet. Tillmann wurde in die Brust getroffen und ihm die große Herzader zerrissen. Der Tod trat in wenigen Minute» ein. Das Duell sand in einem Exerzierschuppen in dem Vororte' Montigny statt. Der Vater des Getödteten hatte die Hilfe der Polizei zur Verhinderung des Duells angerufen, leider ohne Er folg. Da durch die ehrengerichtliche Untersuchung auch die Namen ver Kameraden des Tillmann bekannt geworden sind, so fürchtet man noch weitere Nachspiele. Ist die römischeKirche wirklich noch die „katholische", das heißt zu deutsch die „allgemeine"? Diese Frage be-, antwortet der berühmte Geograph Ravenstein durch Angabe folgender Zahlen: „Es giebt heute im Ganzen 199 */, MiL römische Katholiken, 105 Millionen Griechen (Orthodoxe) und 195 */, Millionen Protestanten." Noch im Jahre 1800 betrug die Zahl der römischen Katholiken etwa 120 Millionen, die der Protestanten ungefähr 60 Millionen. Seit 150 Jahren hat sich in der ganzen Welt die Zahl der römischen Katholiken kaum ver doppelt, die der Protestanten aber hat sich mehr als verdreifacht. Die Sprache dieser Zahlen ist deutlich. Die Zeiten sind vorüber, in denen noch die Mehrzahl der Christen auch nur den Namen Ais Kind der Straße. Roman von H. Schobert. (48. Fortsetzung-^ (Nachdruck verboten.) „Gehen Sie," rief Ferra plötzlich und schob ihn zur Thür „warten Sie auf Detlev, — sprechen Sie mit ihm — und — führen Sie ihn zu mir! Ich will ihn sehen, — aus alle Fälle — von meinen Lippen allein darf er es hören." „Es wird das Beste sein," meinte Eustach, der schnell über legte, daß Rammingen noch aus keinen Fall zurückgekehrt sein könne, „und jedenfalls am richtigsten, er erfährt die Vorgänge durch mich zuerst. Ich geh« in seine Wohnung und erwarte ihn. Dahin wird er zuerst kommen." Sie nickte eifrig. Dann, als er gegangen war, setzte sie sich still wieder nieder und begann ihre trostlose, unnütze Beschäf tigung — zu weinen — aufs Reue. Plötzlich stand Frau von Bogdanoff vor ihr, sie sah im Zwielicht, das bereits herrschte, sehr blaß aus. „Ferra," sagte sie, und ihre Stimme hatte keine besonders erregte Färbung dabei, „es war sehr unrecht von Dir, daß Du nicht offen gegen mich gewesen bist." „Wolltest Du denn Vertrauen?" fragte die junge Frau schmerzlich und lehnte den Kopf gegen die Lehne des Sessels. Maria Paulowna räusperte sich heftig; der Vorwurf traf. Dann trat sie näher und strich mit der Hand über die glühende Stirn. „Ha petits," sagte sie kummervoll, „die Welt ist eine wunderbare Mischung von Indolenz und Grausamkeit. So lange sie thun kann, als sei ihr nichts bekannt, sanktionirt sie alles und ist die beste Gelegenheitsmacherin; sobald sie aber die Augen öffnen muß, reißt sie ihr armes Opfer mit Behagen in tausend Stücke. In letzterem Fall bist Du. Was können wir dagegen thun?" „Nichts!" entgegnete Ferra hoffnungslos. „DaS wollen wir noch nicht so schroff hinstellen; vielleicht fällt nur etwas ein. Wie wird aber Rommmgen sich zu diesem Affront stellen?" Mit einer Gebärde der Qual hob Ferra die Hände auf, Maria Panlowna sah ihr in das Gesicht und wandte sich schwel gend ab. Da fühlte sie sich plötzlich umfaßt. ^Vie gut Du bist," flüsterte die junge Frau dankbar in ihr Obr. „Gut? Das weiß ich nicht! — Aber als ich die ganze Herde so ansah, wie sie sich ausnahmslos auf Dich stürzte, da mußte ich ihnen eine Faust machen. Wer ist wohl dazwischen, der nicht ganz im Stillen seine Sündenlast trägt und sich herzlich wohl dabei befindet. Nur ruchbar darfs nicht werden — beileibe nicht! Auch Prinzeß habe ich meine Meinung nicht völlig vorenthalten brauchen. Und nun, Lieb« — sei vernünftig!" Heiter und angeregt kam Prinz Dagobert mit seine« Adju ¬ tanten von dem Ausflug zurück, als gerade der rothe Feuerball im Westen versank. Auf der letzten Treppenstufe stehend drehte sich Se. Hoheit um. „Der Rest des Abends gehört nun Ihrer schönen Braut," rief er ihm von dort aus mit freundlichem Handwinken zu. „Es wäre grausam von mir, wollte ich noch länger Beschlag auf Sie legen." Detlev von Rammingen grüßte dankbar zu seinem hohen Herrn hinauf; er sehnte sich in der That nach FerraS Anblick. Es schien ihm, als habe er sie noch niemals so sehr entbehrt wie heute. Eben im Begriff, den Schloßhof zu verlaffen, stürzte ihm ein Lakai athemlos nach. „Ihre Hoheit Prinzeß Dagobert läßt den Herrn Grafen Rammingen um seinen Besuch bitten." Frappirt blickte Detlev unwillkürlich zu den Fenstern hinauf, hinter denen die Damen im Schloß wohnten, ihm war es, als bewege sich eins der gestickten Stores, als hätten soeben zwei funkelnde Augen fest aus ihm gehaftet. Unschlüssig blicke er an sich herab, donn auf den wartenden Lakaien. „Hat Ihre Hoheit gleich befohlen?" „Gleich." Schnell entschlossen drehte sich Detlev um und ging in das Schloß zurück. Was konute es sein? Vielleicht ein Auftrag, eine Bestellung — je eher er dieselbe entgegennahm, desto eher wurde er frei. Als er bei Prinzeß eintrat, fand er sie allein, sogar Fräulein von Nobbe war nicht anwesend. Die Thüren zu dem breiten Balkon, der in den Garten hiuabsah, standen offen, Frühlingsluft zog kosend hinein und blähte die schweren Gardinen ein wenig. Tie breitblätterigen Aloen in den zierlichen Broncevasen, die ab und zu das feingliedrige Gitter unterbrachen, hatten den letzten Rest des verglimmenden Abendrothcs auf ihren starken, stach lichten Blättern. Detlev erinnerte sich genau, daß er das alles sah, so wie den Hellen Himmel, an dem der Stern zu funkeln begann, und die grünenden Kronen der Bäume, in deren jungen Biättern es eben zu rauschen anfing, leise als säuge ihnen der Wind ein Abendlied. Prinzeß wandte sich zu ihm und gab ihm die Hand, sie sah erregt aus. „Gras Rammingen, ich habe Sie bitten lassen — ich habe Ihnen etwas zu sagen." Detlev neigte sich auf die gebotene Hand, er erschrak. So oft Prinzeß ihm etwas zu sagen gehabt hatte, waren es Unannehmlichkeiten für ihn gewesen. „Sie fürchten das Kommende!" fuhr Prinzeß mit einer bitteren Aufwallung fort, als sie sein unwillkürliches Zurückzucken bemerkte. „Leider haben Sie recht. Das Schicksal hat mich nun einmal ausersehen, Ihnen wehe thun zu müssen. — Dennoch — es geschieht in der Hoffnung, daß Sie mir später Gerechtigkeit widerfahren lasten werden, wenn Sie auch der Moment vielleicht gegen mich einnimmt." heimische Laudwirthschast könne durchaus dahin gebracht werden, daß sie di« Nachfrage nach Fleisch in Deutschland zu decken ver mag. De« LaudwirthschaftSminister könne man sur seine Rede nur dankbar sein, wenn man auch iu seine« Forderungen »och weiter gehen muffe. Er hoffe, daß dir Regierung auch dem Kleingewerbe dasselbe Wohlwollen zuweudeu werde, wie der Laudwirthschast. Aba. Stephan-Beuthen (Centrum) erklärt: Ich muß den AuSführurgen deS vr. Röficke doch entgegentreten. Dabei weiß ich mich frei vou Feindseligkeit gegen die Laudwirthschast. Auch ich wünschte, daß die deutsche Laudwirthschast im Stunde wäre, der Nachfrage nach Fleisch zu genügen. Auch habe ich nichts gegen uothwendige sanitäre Maßnahmen. Aber ich meine doch, daß Rücksichten auf daS Eruährungsbedürsniß deS Volkes ge- nommen werden muffen. Herr vr. Röficke verlangte die direkte Schließung der russischen Grenze. Eine solche Maßregel Hot nicht einmal Herr v. Waugenheim verlangt, besten Aeußerungen sich durch ihre Sachlichkeit vorthcilhost vor denen des Herrn Rösick« auSzeichaeteu. ES ist Thatsache, daß Oberschlefien und Schlesien nicht im Stande find, den Bedarf des obcrschlesischen JndustriebezirV au Schweinefleisch zu decken. Die Einfuhr aus Rußland ist nicht zu entbehren. Ganz seuchenfrei wird Rußland niemals werden, aber in SoSnounce ist die schärfste sanitätliche Kontrolle, nicht nur von russischer Seite, sondern auch von preußischer. Vir können uns also ganz ohne Gefahr mit russischen Schweinen versorgen. Ich könnte es deshalb keineswegs billigen, wenn die Regierung sich sollte veranlaßt sehen, die Einfuhr ganz zn verbieten. DaS zur Einfuhr zugelastene Kontingent sollte viel mehr erhöht werden, denn es ist nicht ausreichend. Wenn in Benthe» i» den letzten Wochen von dem Kontingent nicht in seinem vollen Umfange Gebrauch gemacht worden ist, so liegt daS nur daran, daß dort die Schwein-Preise im Vergleich zu früher jetzt ganz außerordentlich in die Höhe gegangen find. Und daS hdrgt wiederum zusammen mit der seit Jahren andauernd ge- wcseueu Verringerung d«S EiufuhrkontingentS. Im Interesse unserer Landwirthschaft ist strenger veterinärer Schutz nöthig, aber «an hüte sich vor Uebertreibungen. Möge der Minister für Laudwirthschast den Vorschlägen des vr. Röficke im Interesse der LolkSernähruug jede Berücksichtigung versagen. Abg. Rickert (fr.Bg.): Den Verdacht, daß sanitäre Bedenke» dorgeschützt werden gegen die Einfuhr, um agrarische Zwecke zu verfolge», hat nicht die linke Seite des Hauses zuerst ausgesprochen, sondern der Herr Landwirthschastsministcr hat auf das Unzulässige dieses Verfahrens hingewiesen, nachdem die Agrarier durch ihre Forderungen nud Andeutungen diesen Verdacht im In- und Aus lände erweckt hatten. RöpckeS Forderung, die Grerzsperre bis zur absoluten Gewähr der Seuchenfteiheit der Einfuhr aufrecht zu erhalten, heißt doch nichts andere-, als die Sperre in alle Ewigkeit. Glaubt mau denn, den Petitionen der großstädtischen Magistrate und deS Hamburger Senat-, welche Einfuhr von lebendem Vieh verlange», keine Bedeutung beilegen zu müssen? Schließlich müßte» wir uns doch verbitten, daß man unS wegen unserer Stellungnahme in dieser Sache als international bezeichnet, ein Vorwurf, der auch den Kollegen Stephan-Beuthen treffen würde. Bei solchen Vorwürfen gegen Kollegen aus dem Hause höre jede Debatte auf. Ei» Schlußantrag findet die vöthige Unterstützung. Vor der Abstimmung beantragt Abg. Singer die namentliche Abstimmung, 82 Stimmen find für und 143 Stimmen gegen den Schluß der Debatte. Der Schlußantrag ist sonach abgelehnt. LandwirthschaftSminister Frhr. v. Hammerstein weist darau hin, daß früher vom Abg. Richter und gestern vom Abg.Fischbec behauptet worden ist, daß da- Verhalten der Regierung die Ver tragstreue bezüglich der Handelsverträge nicht streng innehalte diese» Borwurf habe er als nicht national bezeichnet und halte diese Bezeichnung aufrecht. Mit den Handelsverträgen unver einbare Forderungen, wie sie vr. Röficke und der Bund der Land- wirthe ausgestellt haben bezüglich der Grenzsperre, sind stets von der Regierung zurückgewiesen worden. Aufmerksam sah Detlev in das erregte Gesicht vor sich. Das war er wieder, jener fremde, wunderlich heiße Zug, den er zum ersteumale in der Theaterloge bemerkt und den er aus die Be leuchtung geschoben hatte. Diesmal konnte das Licht nicht schuld daran sein, es begann stark zu dämmern. „Ich höre Hoheit," sagte er mit grüblerischem Nachsinnen be schäftigt. Ihre Hand legte sich auf feinen Arm. „Sie sind mir werth, Graf Rammingen. So Werth, wie einer Frau, die selbst Grundsätze hat, nur der Mann sein kann, dessen Leben nach strengen Prinzipien geregelt ist. Ich kann es nicht ertragen Sie betrogen — Sie an eine — Unwürdige gefesselt zu sehen." Er zuckte zurück, als habe man ihm einen Schlag versetzt? seine Lippen preßten sich hart zusammen, die Adern auf seiner Stirn schwollen. „Hoheit ". Sie machte eine hastige, abwehrende Bewegung, ihre Finger schloffen sich fester um seinen Arm. „Hören Sie mich erst an!" rief sie gebieterisch. „Ja wohl, ich spreche von der Fürstin Arbanoff, Ihrer Braut. Aber Sie sind betrogen wie wir — Sie bindet Ihr Wort nicht länger — Sie sind frei Rammingen! „Frei?" sagte er mit einem stolzen Zurückwerfen des Kopfes: „Ich will es gewiß nicht sein, denn ich liebe Ferra." Prinzeß lachte grell auf. „Auch die Abenteuerin? — Deren Nähe schon genügt, um einen Schatten auf Ihr Wappenschild zu werfen? Nein — nein gewiß nicht! Ich stelle Sie zu hach, um auch nur einen Augen blick an Ihnen zu zweifeln." „Hoheit!" Detlev sprach ruhig und entschlossen, „was wäre die Liebe, wenn sie nicht vertrauen könnte! Ihr sonst so gütiges und gerechtes Urtheil mag irre geleitet sein, Sie mögen in der absoluten Ueberzeugnng handeln, recht zu thun, ich dagegen — ich bin der natürliche Beschützer meiner Braut und darf nicht so leicht zweifeln." „Sie glauben mir nicht — ich dachte es wohl!" murmelte Sibylle, „aber was werde» Sie sagen, wenn ich Ihnen erzähle daß die Fürstin Arbanoff aus der Rue Rochefort stammt — Von ihren Eltern »erkauft wurde — an einen jungen Mann — dessen Palais sie so lange bewohnte, bis der alte Fürst, bethört von der schönen Sumpfpflanze, sie he»rathete. Man braucht wahrlich nicht unmoralisch oder von schlechter Erziehung zu sein, um den Kommentar zu all diesem leicht zu finden." „Unmöglich!" rief Detlev entsetzt. „Warum verschwieg fie diese Lebensphase uns allen so sorg fältig? Warum sprach sie nicht zu Ihnen, zu Frau von Bogdanoff davon? Ich sehe es ja„ auch Sie hatten keine Ahnung von all diesen Dingen." Abg. Haase (Soz.): Ueber die Grenzsperre als Mittel gegen die Seuchengesahr lache» selbst die Grundbesitzer. Das ge- ammelte Material sei bedenklich, denn eS rühre von interessirter Leite her, nämlich von Landwirthschastskammern, deren Material durchaus ungenau sei. Man wird wohl behaupten können, daß chon heute die Regierung sich durch Aufrechterhaltung der Sperre iber daS geltend« Gesetz hinwegsetz«. Denn die Gefahr der Seucheneinschleppung sei nicht mehr in dem Maße vorhanden, wie früher und nichS hindere die Einfuhr vou Bieh zur Schlachtung an der Grenze zuzulaffcn. Abg. v. Janta PolczynSki (Pole) tritt für die Aufrecht erhaltung der Sperre im Interesse der Schweinezüchter der Klein besitzer Polens ei». Abg. Schrempf (krms.) bestreitet das Vorhandensein einer Fleischnoth und weist den Borwurf zurück, als ob die Landwirthe höhere Preise künstlich herbeiführen wollen; sie wollen nur Schutz vor Seucheneinschleppung. Durch versteckte Hinweise auf die Hintergedanken drr Regierung wird das Ansehen des Reichstages nicht erhöht. (Widerspruch links.) Die Behauptungen von der Fleischnoth find nur Angriffe auf die Landwirthe. Staatssekretär Graf Posadowsky tritt dem Abg. Haase m besten Behauptungen entgegen, als ob eine Seuchengefahr für Ostpreußen nicht bestehe. HaaseS Vorwürfe gegen die Ver bündeten Regierungen seien unbegründete Verdächtigungen. Abg. Eßlinger (bayr. Bauernbund) betont, die Stellung nahme der Sozialdemokratie erkläre sich aus dem Bestreben, die Bauern zu proletarisiren, denn dann blühe der sozialdemokratische Weizen. Herr Lieber werde hoffentlich, nachdem er von der Stimmung der Regierung Kenntniß erhalten, etwas agrarischer geworden sein. Der bayerische Flügel des Ceutrums werde stets agrarisch sein. Darnach: Militärvorlage. Politische Umschau. Freiberg, den 12. Januar. Deutschland. Bon der Reise des Oberpräsidenten von Köller nachNordjchleswig kann man mit Recht das vielfach falsch angewandte Wort gebrauchen, daß sie einem Triumphzuge gleiche. Herr von Köller ist fast von der gelammten Bevölkerung, von allen Ständen, von Männern aller Parteien mit einer Begeisterung empfangen worden, wie sie in dem nüchternen Norden ungewöhn lich ist. Drr „Hamb. Korr.", der zwar vernünftigerweise die Ausweisungspolitik billigt, aber persönlich für Herrn von Köller nicht allzu viel übrig hat, sogt mit Recht, rS habe sich nicht um den Besuch eines Beamten gehandelt, sondern um eine Volks- kundgcbung für eine Politik, die tief im Volksbewußtsein wurzele. ES sind aus Hadersleben, auS der Umgegend, aus Rödding u. s. w. Berichte eingegangen, die einmüthig bekunden, daß der Empfang deS Oberpräsidenten nicht nur von gewaltiger Begeisterung, sondern geradezu von herzlicher Freude getragen worden sei. Oberpräsident von Köller wußte durch sein offenes, biederes, durch und durch lauteres und wahres Wesen die Herzen zu ge- gewinnen. Der persönliche Eindruck hat die sachliche Zustimmung der Bevölkerung noch vertieft und gehoben. Es ist längst bekannt, daß an dieser Zustimmung auch die freisinnigen Kreise, soweit sie noch national denken, theilnehmen. Freilich, einige schleswigsche Blätter spiegeln die Stimmung der Bevölkerung nicht im geringsten wieder. DaS muß Jeder empfinden, der selbst an Ort und Stelle unter daS Volk geht. Daher die ausfällige Erscheinung, daß ein Berliner freisinniges Blatt seine Meinung über die Ausweisungen in den Hauptpunkten vollkommen ändern mußte, als es nicht mehr durch die gesinnüngsverwandte Presse, sondern durch einen eigenen, der Wahrheit die Ehre gebenden Berichterstatter unterrichtet wurde! Selbst der gehässigste Gegner des Herrn von Köllerund seiner Politik wird an dem Empfange, der ihm in der äußersten Nordmark bereitet worden ist, gemerkt haben, daß das volle Ver trauen der Bevölkerung dem Oberpräsidenten gehört. Während schon im vorigen Jahre im Fürstenthum Reuß ä. L. die Grund- und Einkommensteuer je um einen LL8
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