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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189901036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990103
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-03
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.01.1899
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2. ISS». FreWer-e». Anzeige« «nd Lageblatt. Seit« S. S. Januar. se zu durchkreuzen, die den Sommer über eifrig Zeiner durch einen Löwen erhalt gewesen sind, gegen das deutsche Reich und die ungen. Harrison begab sich, begleitet vl politischen Kreise enen Berwund- an der Arbeit Reichsregierung zu intriguiren. gen. Harrison begab sich, begleitet von M. Boothby und einem eingeborenen Diener, auf die Jagd. Unweit. Kikiyu trafen sie einen Löwen und eine Löwin. Harrison schob und verwundete den Löwen. DaS wüthende Thier sprang auf ihn loS, faßte ihn beim linken Arm und schleppte ihn eine Strecke fort. Als er den Diener sah, ließ er sein Opfer loS und stürzte sich auf diesen. Darauf feuerte Harrison einen zweiten Schuß auf die Bestie ab. Aber auch dieser tödtete sie nicht. Aufs Neue stürzte sie sich auf Harrison, packte ihn nochmals an dem schon schwer verletzten linken Arm und zerfleischte ihn in furchtbarer Weise. Nachdem Hilfe angelangt war, wurde der Löwe erschaffen. Harrison wurde ins Lager getragen, wo ihm der Arm abgenommen werden mußte, um sein Leben zu retten. Die Operation ging glücklich von Statten. Die Kräfte aber sanken und er starb an der Nerven erschütterung und dem Blutverlust. O«rtlich«S und TLchfischeS. Freiberg, den 2. Januar. — Neber die NeujahrS-Gratulation-couren am sächs. S-«ig-hofe berichtet man uns aus Dresden: „In altherge brachter Weis« wurde der gestrige NeujahrStag am sächsischen Hofe festlich begangen. Bereit- vormittags 9 Uhr brachten die königl. Hostrompeter den Majestäten im Audienzsaale der 1. Etage des ResidenzschloffeS eine Morgenmusik dar und kurze Zeit darauf erschienen die Prinzen und Prinzessinnen deS königl. HauseS zur Gratulation. Um 10 Uhr empfingen die Majestäten den Bischof vr. Wahl an der Spitze der katholischen Geistlichkeit und hierauf die königl. Leibärzte zur Entgegennahme der Glückwünsche. Bon 10'/, bis 11'/, Uhr wohnte daS KönigSpaar dem Gottesdienste in der katholischen Hofkirche bei. Zu den durch die Ansagen deS OberhofmarschallamtS bekannt gegebenen großen Beglückwünschungs- couren hatte der königl. Hof von mittags ab Gala angelegt. Eine große Anzahl Livreediener paradirten in dem prachtvollen Treppen hause deS ResidenzschloffeS, im Vorzimmer zur französischen Galerie in der 2. Etage war eine Paradewache vom königl. Gardereiter- Regiment aufgetreten, welche den Gratulanten die militärischen HvnneurS erwies. Die Couren begannen 1 Uhr mit dem Empfange deS großen Dienstes im rothen Salon der 2. Etage. Nach diesem Empfange zog sich die Königin zurück. Kur» nach 1 Uhr begab sich der König, umgebe» vom großen Dienst und unter Vorantritt der Pagen nach dem Thronsaale, woselbst zu nächst die StaatSminister, dann die Herren deS Oorps äiplomatigus und die am königl. Hofe vorgestellten fremden Kavaliere und hier auf die Herren deS Hauses Schönburg von Sr. Majestät sn oerels empfangen wurden. Diesen Empfängen folgte eine Defilircour der am königl. Hofe vorgestellten in Dresden wohnenden Herren vom Civil und der Militärs z. D. und a. D., der sich alsdann die Defilircour der Generalität und der Offizier-Corps anschloß. Mit dieser Gruppe endeten die Couren in den ersten Nachmittags stunden. — Bei Ihrer Majestät der Königin fanden ebenfalls aus Anlaß deS Neujahrsfestes Damenempsänge und einePräsen- tationScour statt, der sich am Abend vor beiden Majestäten eine große Affemblie anschloß. Wie zu den MittagScouren hatte der königl. Hof auch zu dem Abeiidseste Gala angelegt. Die Königin empfing abends '/,8 Uhr die Oberhosmeisterin, die Zutrittsdamen, die Palastdamen und die Hofdamen und */,8 Uhr die Damen deS Oorxs äiplowntigu« zur Entgegennahme der Glückwünsche. Nach diesen Empfängen fand die Vorstellung einer Anzahl neu angemeldeter Damen und Herren im Marmorsaale und im rothen Salon in einer besonderen Präsentationscour statt. Während dieser Vorstellungen hatte sich die Hofgesellschaft im großen Äall- und Banketsaale versammelt. Hierauf erschienen der König und die Königin, die Prinzen und Prinzessinnen unter Vorantritt der Pagen in der Festversammlung und hielten einen halbstündigen Cercle, dem dann daS traditionelle Hosspiel im Eckparadesaale folgte. An dem Hofspiele nahmen außer den königlichen und prinzlichen Herrschaften die vornehmsten Damen und Herren aus der Gesellschaft theil. Während deS Hofspieles defilirte die Hof gesellschaft an den Majestäten und den prinzlichen Herrschaften vorüber und begab sich in Vie anstoßenden Gemächer auS der Zeit Augusts des Starken, woselbst große Büffets errichtet waren. Nachdem daS Hofspiel beendet war und ein nochmaliger Cercle stattgefunden hatte, zog sich der königl. Hof zurück und die Fest versammlung löste sich allmählich auf. — Bom Hofe. In Folge ungünstiger Nachrichten, welche im Laufe des Sonnabend über das Befinden des Prinzen Max in Dresden eingetroffen waren, hat sich Prinz Georg nicht nach Berlin begeben, sondern KnegSminister Edler v. d. Planitz hat gestern die Glückwünsche des sächsischen Armee-Corps bei dem Kaiser zum Ausdruck gebracht. — Im königlichen Schloß zu Dresden werden am 11. und 25- Januar, sowie am 14. Februar d. I. grotze Hofbälle ab gehalten werden, bei welchen Gelegenheiten Vorstellungen an gemeldeter Damen und Herren erfolgen können. Außerdem finden zwei Kammerbälle statt, und zwar am 18. Januar und 8. Februar. Ueber den Zeitpunkt der übrigen Hossestlichkeiten sind noch keine Bestimmungen getroffen. Diejenigen am könig lichen Hofe vorgestellten Damen und Herren — sowohl die in Dresden als die außerhalb der Residenzstadt wohnenden —, welche den Wunsch hegen, mit Einladungen zu den großen Hof bällen und Hofkonzerten bedacht zu werden, haben ihre Karten mit einem bezüglichen Vermerk dem Königl. Oberhofmarschallamt zu übermitteln oder ihre Namen in eine zu diesem Zwecke daselbst von vormittags 9 Uhr bis abends 6 Uhr ausliegende Liste ein tragen zu lassen. —Ernennungen unv Litelverlethungen. Der König hat, wce theilweise schon mitgetheilt, den Stellvertreter des General direktors der Staatseisenbahnen, Geh. Finanzrath v. Kirchbach, zum Generaldirektor der Staatseisenbahnen mit dem Range eines Geheimen Ratbes, das Mitglied der Generaldirektion der Staats eisenbahnen, Oberfinanzrath Donath I, zum Geheimen Finanz- rathe und Stellvertreter des Generaldirektors der Staatseisen bahnen, den Hilfsarbeiter bei derselben Behörde, Finanzaffessor vr. Großmann, und den Regierungassessor Schreiner, unter gleichzeitiger Ernennung zu Finanzäthen, und den Bau- Oberingenieur Poege, sowie den Maschinendirektor Hoff mann, unter gleichzeitiger Beförderung zu Finanz- und Bau- räthen, zu Mitgliedern der Generaldirektion der Staatseisen bahnen, die Betriebsdirektoren bei der Staatseisenbahnverwaltung, Andrae in Zwickau, Dannenfelßer und Homilius in Leipzig, Löser in Chemnitz, Nobe und Schönteber in Dresden, unter Verleihung des Diensttitels „Eisenbahndirektor" zu Vorständen je einer der an den genannten Orten einzurichten den Eisenbahn-Betriebsdirektionen ernannt, ferner dem seitherigen Vorstand des RechtSbureaus der schweizerischen Centralbahn in Basel Osch Wald, sowie dem Direktionssekretär bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, Assessor Treusch von Buttlar, welche Beide als Hilfsarbeiter bei der StaatSeisen- bahnverwaltuug augestellt worden find, Titel und Rang als EolonialpolitischeS. Aus Südwestafrika kam vor einigen Wochen die Mittheilung, daß im südlichen Theile von Groß-Namaland Diamanten gefunden wären. Bald darauf wurde diese Angabe darauf beschränkt, zwischen Gibeon und Bersaba sei eine Fundstelle von Blaugrund entdeckt und dort nach edlen Steinen geschürft worden. Einem englischen Prospektor sei die Entdeckung zu verdanken; er habe sich ein Besitzrecht auf das fragliche Gebiet zu erwerben ge sucht, seine Bemühungen wären jedoch vergeblich gewesen. Darauf hin hätten in Keetmanshoop anjässige Deutsche die Erklärung des Bersababezirks als öffentliches Schürfgebiet erwirkt. Die betreffenden Bodenuntersuchungen hätten ein günstiges Ergebniß gehabt; daraus sei ein Syndikat gebildet und eine größere Bodenfläche erworben worden. Privatbriesen zufolge, die aus Südwestafrika hier ein getroffen sind, scheint es mit den Hoffnungen zu Ende zu sein, man hat sich offenbar getäuscht; es scheint, daß weder Blaugrund noch Diamanten dort vorhanden sind. Dre Eisenbahn nach Uganda ist jetzt bis zu dem 240 engl. Meilen von Mombasa entfernt gelegenen Lager bei Sniba vollendet. Viel Schaden richteten auf dem letzten Theil der Strecke ein furchtbarer Orkan und heftige Regengüsse an. Einen großen Verlust hat der Bau der Bahn durch den Tod des Jn- gemeurS W. H- Harriso» erlitten. Er starb an den Folge» Finanzaffefforen verliehen, auch die RegierungSbaümeister präd. Maschlneninspettoren Bassenge «nd Hultsch zu etatmäßigen Maschineninspektoren, die Regierungsbaumeister Anger und Telle zu Maschineninspektoren, sowie die Regierungsbaumeister MöllSring und Näher zu Telegrapheninspektore» bei der StaatSeisenbahnverwaltung ernannt. Mit Genehmigung Sr. Majestät ist dem Vorstande der HI Abtheilung der General- direktion der StaatSeisenbahnen Geheimen Finanzrath Schreiner und dem Vorstände der I. Abtheilung derselben Behörde Ge heimen Finanzrath Zieger die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand bewilligt worden. Ferner ernannte der König den seitherigen FinanzsetretSr Finanzafseffor Wohlrab in Dresden unter Verleihung deS Titels und Range- eines FinanzratheS zum zweiten Stempelfiskale. — Mit Genehmigung deS König- ist dem Vorstände der 8. Abtheilung der Generaldrrektion dm StaatS eisenbahnen Geb. Finanzrath Schreiner und dem Vorstand der 1. Abtheilung oerselben Behörde Geh. Finanzrath Zieger die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand bewilligt worden. — Dem zeitherigen Bezirksschulinspektor in Schwarzenberg vr. Hanns ist daS Amt deS BezirksschulinspektorS in der Amtshaupt mannschaft Grimma übertragen worden, und der zeitherig« Schul direktor vr. Förster in Markneukirchen ward »um BezirkSschul- inspektor im Bezirke der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg ernannt. — Dem Bezirksschulinspektor für Meißen, Schulrath Wangemann in Cölln a. E., ist die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand unter Gewährung der gesetzlichen Pension bewilligt worden. — Veränderungen tm Departement de« Justiz. Der König hat dir OberlandeSgerichtSräthe Oberjustizrath vr. Flügel und Ackermann, sowie die Oberamtsrichter CaSpari in Meißen und Weidauer in Nossen, den OberlandeSgerichtS- rath Oberjustizrath vr. Flügel unter Verleihung deS TstelS und Ranges eines Geheimen JustizratbS und den Oberamtsrichter Caspari unter Verleihung deS Titels und Ranges eines Ober justizraths, auf ihr Ansuchen in den Ruhestand versetzt, den LandgerichtSrath beim Landgerichte Dresden Leonhardt zum Rath beim OberlandeSgerichte, den Staatsanwalt beim Land gerichte Bautzen Schmidt zum LandgerichtSrath bei diesem Land gerichte, den Landrichter beim Landgerichte Bautzen vr. Bokker zum Staatsanwalt bei diesem Landgerichte, den Assessor beim Amtsgerichte Chemnitz Zschoche zum Amtsrichter beim Amts gerichte Leipzig, den Assessor beim Landgerichte Leipzig vr. Tobias zum Amtsrichter beim Amtsgerichte Riesa, den Assessor beim Amtsgerichte Dresden vr. Hofmann zum Amtsrichter bei diesem Gerichte, den Assessor beim Amtsgerichte Ebersbach vr. Böhm zum Amtsrichter beim Amtsgerichte Meißen, den Assessor beim Amtsgerichte Leipzig vr.v. Hahn zum Amtsrichter bei diesem Gerichte und den Assessor beim Landgerichte Bautzen Gerke zum Amtsrichter beim Amtsgerichte Geithain ernannt, sowie genehmigt, daß der Oberamtsrichter vr. Frese in Döbeln an das Amtsgericht Meißen, der Amtsrichter Lahode in Sayda an das Amtsgericht Döbeln, der Amtsrichter vr. Ulbricht in Geithain an das Amtsgericht Sayda, der Oberamtsrichter vr. Wei nicke in Borna an das Amtsgericht Pirna, der Oberamts richter Wolfram in Auerbach an das Amtsgericht Borna, der AmtsgerichtSrath vr. Schopper in Meißen an daS Amtsgericht Auerbach, der LandgerichtSrath Rehbock in Bautzen an daS Land gericht Chemnitz und der Amtsrichter vr. Kraner in Riesa an daS Amtsgericht Dresden versetzt worden ist, auch dem AmtS- gerichtsrath G euder in Dippoldiswalde, sowie dem vorgenannten AmtSgerichtsrath vr. Schopper und dem Amtsrichter Lahode Titel und Rang eines Oberamtsrichters verliehen. — Man schreibt unS von zuständiger Seite: Die Tagesprefle hat sich schon wiederholt mit den am 1. Januar 1899 in der bisherigen Organisation der Staatseisenbahn-Berwal- tung eintretenden Aenderungen befaßt, nicht immer aber zu treffende Nachrichten gebracht. DaS Publikum wird daher auf Folgendes besonders aufmerksam gemacht. Die nach außen am meisten hervortretende Aenderung besteht darin, daß die zeit herigen sechs Betriebs-Oberinspektionen durch Erweiterung ihrer Befugnisse zu eben so vielen BetriebSdirektionen auSge» staltet werden, denen die Rechte und Pflichten öffentlicher Behörden zukommen. Die Betriebsdirektionen (Dresden- Altstadt, Dresden-Neustadt, Chemnitz, Leipzig I, Leipzig II und Zwickau), deren Vorstände den Diensttitel „Eisenbahndirektor" führen, erhalten außer den erforderlichen Betriebs-Inspektoren je einen juristischen Hilfsarbeiter und je einen Berkehrsinspektor zu- getheilt. Sie haben im Allgemeinen und nach der für sie er lassenen Geschäftsanweisung im Besonderen dem Publikum gegen über die erstinstanzliche Vertretung der StaatSeisenbahn-Berwal- tung wahrzunehmen und namentlich dafür zu sorgen, daß sich der Betrieb der Staatseisenbahnen und mitverwalteten Privatbahnen allenthalben in ordnungsmäßiger Weise vollzieht. Die Betriebs direktionen sind dazu bestimmt, die Gencraldirektion in einer Reihe von Aufgaben zu entlasten und eine Anzahl von Geschäften selbständig mit zu erledigen, die bisher unmittelbar durch die Generaldirektion ihre Erledigung fanden. In dieser Hinsicht dürfte für das Publikum von besonderem Jntereffe sein, daß de» Betriebsdirektionen zur erstinstanzlichen Entscheidung folgend« Geschäfte zugewiesen sind: a) Entschließung auf Beschwerden im Personen- und Güterverkehre einschließlich der in die Beschwerde bücher eingetragenen Beschwerden ; b) Entschließung auf Rekla mationen von Fahrgeld und Gepäckfracht, von Entschädigungen im Güter- und Gepäckverkehre, von Nebengebühren und tarif mäßigen Konventionalstrafen, aus Beförderungsverträgen im sächsischen Binnenverkehre bis zum Betrage von 300 Mark; o) Gewährung von Frachtkrediten; ä) Bermiethung von Lager plätzen ; v) Verpachtung von Bahnhofswirthschaften, mit Ausnahme derienigen auf Bahnhöfen I. Klaffe, bezüglich deren die General direktion selbst Bestimmung trifft. NeoerdieS sind die BetriebS- direktionen vom 1. Januar dieses Jahres an auch zur Verfolgung und Bestrafung eisenbahnpolizeilicher Uebertretungen (Zuwider handlungen gegen die Bestimmungen der Betriebsordnung für die Haupteisenbahnen und der Bahnordnung für die Nebeneisenbahnen Deutschlands, s. 53 fg. der Betriebs- und 43 fg. der Bahn ordnung) zuständig, während bisher in solchen Fällen die Straf verfügung von der ordentlichen Polizeibehörde zu erlassen war. Es ist wünschenswerth, daß in möglichst weiten Kreisen von der oben gedachten Zuständigkeit der Eisenbahn-Betriebsdirektionen Kenntniß genommen wird, daß sich die Interessenten künftig mit ihren bezüglichen Anträgen möglichst sogleich an die richtige Stelle wenden, sowie daß auch sonst die Betriebsdirektionen als nächste Instanz für die Anbringung von Wünschen und Anliegen, für die Einziehung von Erkundigungen und die Besprechung von An trägen jeder Art in Eisenbahnangelegenheiten betrachtet werden. Dies liegt umsomehr im Jntereffe des Publikums, als bei un mittelbarer Anbringung der zur Zuständigkeit der Betriebs direktionen gehörigen Sachen bei der Generaldirektion, letztere erst dieselben an die zuständige Betriebsdirektion abgeben muß, wodurch naturgemäß Verzögerungen in der Erledigung der Sachar herbeigeführt werden. Auskünfte darüber, welch« Betrieb-direkt»« Ueber eine merkwürdige Denkmal-enthüllung wird der „Köln. Ztg." aus Warschau, 25. Dezember, gemeldet. Die Ent hüllung deS Mickiewicz-Denkmals, die, wie kurz gemeldet, am 24. Dezember, dem hundertjährigen Geburtstage des großen polnischen Nationaldichters, stattfand, verlief in ganz eigenthüm» sicher Weise. Nicht bloß die Hauptstraßen Warschau-, wie die „Neue Welt", die „Krakauer Vorstadt" und alle Straßen in der Nähe deS Denkmals, sondern auch die abgelegener» Straßen waren mit einem dichten Cordon Soldaten besetzt und die Ge- schäftSläden geschlossen. Die Soldaten und Gensdarmen hatten den strengen Befehl erhalten, bei der geringsten Störung oder Unruhe scharf und ohne Rücksicht in die Menschenmengen zu feuern. Sämmtliche Glückwunschtelegramme, die für den Denk- malSausschuß eintrafen, wurden von der Censur angehalten und den Ausschußmitgliedern nicht ausgehändigt. Die zahlreich von außerhalb anlangenden Kränze — es waren darunter etwa 20 silberne Kränze — dursten am Denkmal nicht niedergelegt oder sonst an öffentlicher Stelle aufgehängt werden. Die silbernen Kränze sollen nach Krakau geschickt und im dortigen polnischen Nationalmuseum ausbewahrt werden. Die Enthüllung des Denk mal- dauerte genau gerechnet, zwölf Minuten. Als die Hülle fiel, entblößte die gewaltige Menschenmenge, ohne daß eine Aus- lortzerung ergangen wäre, wie auf Kommando daS Haupt und verharrte einige Minuten in unheimlichem Schweigen. Auch in den entferntern Straßen, wo die Massen sich drängten, nahmen die Männer die Kopfbedeckung ab und die Menschenmaffen standen einige Minuten in eisigem Schweigen. Nur eine stumme Kund gebung, welche die Behörden nicht erwartet hatten, gegen die sie aber machtlos waren, erfolgte dennoch. Als sich die Hülle senkte, ergoß sich ein förmlicher Blumenregen über das Denkmal, be sonders warfen einige Hundert Studenten zahlreiche Blumen aus die Stufen und den Sockel. Die Weihtrede selbst wurde in — lateinischer Sprache gehalten; das Orchester spielte darauf die Polonaise aus dem ersten Akte der „Halka", während bei Beginn deS Weiheaktes das Gebet auS dem vierten Akt der „Halka" (Oper von Moniuszko) gespielt worden war. Vor der eigentlichen Feier hatte noch ein kurzer Gottesdienst in der Kathedralkirche stattgesunden. Es war aber den Zeitungen streng verboten worden, irgend eine Ankündigung über diesen Gottesdienst zu bringen. Bald nachdem die Feier vorüber war, zog eine Anzahl Sozialisten ruhig am Denkmal vorüber unbehindert von den Gensdarmen. In Petersburger Hofkreisen wird gegenwärtig mit Interesse ein kleiner Skandal besprochen, den man von oben herab vergebens geheimzuhalten bemüht ist. Der Zar stattete kürzlich der St. Peters und Pauls-Kathedrale einen Besuch ab, in der Absicht, am Sarkophage ftineS Vaters ein stilles Gebet zu verrichten. Als er den geweihten Raum betrat, in welchem Alexander III. beigesetzt ist, nahm er mit Entrüstung die außerordentliche Unordnung war, in der sich Alles befand. Besonders empörte ihn die Nachlässigkeit, mit der man die welken Kränze, aus deren weißen und schwarzen Bandschleisen die Namen ,sämmtlicher Herrscher Europas prangten, auf dem Fußboden und in jedem Winkel umherliegen ließ. Mit sehr ungnädiger Miene ersuchte Nikolaus II. seinen Hofminister Baron Fredericks, sofort dafür zu sorgen, daß bi, Sache geändert würde. Der Baron verbeugte sich stumm und machte sich sogleich daran, dem Wunsche seines kaiserlichen Herrn nachzukommen, indem er den Kirchen diener beauftragte, unverzüglich mit einigen Leuten in dem Mausoleum Ordnung zu schaffen und vor allen Dingen die Kränze auf und um den Sarkophag herum gefällig zu arrangiren. Dann benachrichtigte er den Zaren, daß seine Befehle bereits ausgesührt seien. Im Laufe des Nachmittags aber begab sich der Hosmliiister zur Sicherheit noch einmal nach der Kathedrale und fand zu seinem unbeschreiblichen Entsetzen, daß dir Fürstlichen Kranzspenden insgesammt verschwunden waren. Es stellte sich heraus, daß die Leute die Anordnungen des Barons mißver standen und geglaubt hatten, die vertrockneten Kränze fortschaffen zu sollen. Da sich gerade eine gute Gelegenheit dazu bot, hatten sie das „verwelkte Zeug" einem unbekannten Händler für 250 Rubel verkauft. Nothgedrungen mußte Nikolaus II. sofort hiervon in Kenntniß gesetzt werden. Wie der unglücklich« Baron, dem diese peinliche Pflicht oblag, versichert, hat er den Zaren noch nie in eine so maßlose Erregung gerathen sehen. Der Kaiser befahl, daß Alle» aufgeboten werde, die Kranzspenden .wiederzuerlangen oder wenigstens die mit Inschriften versehenen Bänder um jeden Preis zurückzukaufen. Inzwischen war der so wohlfeil i» den Besitz der Fürstlichen Souvenirs gelangte Händler seine werthvolle Waare für große Summen sofort wieder loS geworden. Schnell entsandte Baron Fredericks nun Eilboten und Depeschen nach allen Richtungen der Windrose und innerhalb neun Tagen kehrten die unversehrt gebliebenen Kränze einer nach dem andern zu der Ruhestätte Alexanders HI. zurück, dessen Sarkophag sie jetzt wieder fast vollzählig schmücken. Zu außerordentlich hohen Preisen mußten die von Kaiser Wilhelm und Königin Vittoria gespendeten Kranzungethüme zurückgekauft werden. DaS vom deutschen Kaiser gewidmete Lorbeergewinde mit breiter goldgestickter Bandschleife wurde nach vielen ver geblichen Bemühungen endlich in Budapest aufgestöbert; es konnte jedoch nicht unter 24000 Mark von dem Inhaber, der sich anfangs entschieden weigerte, es überhaupt herzugeben, erlangt werden. Die Kranzspende der Königin von England wurde bis nach dem Haag verfolgt und dort für 16000 Mark zurück erstanden.
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