Volltext Seite (XML)
Amtsblatt Ml dir llÄglichcu mü> Wüsche« Behörde« z« Freiberg imd Brand. vera«1worUtch« Lett««gr »«*»- »««khardt. Ä27 * zweimonatig Erscheint anderen jeden Wochentag «dend« '/.«.Ihr für den !! I Freitag, ve« 3». September. Inserate werde» bi» vormittag 11 Uhr l angenommen. Preis für die Spaltzeile 13 Psg. l UFHLMGH Luherhalb de» Landgerichtsbezirk» 1s Psg. ' MvergerAnzeig^ UN- Tageblatt Die Abwesenheitsvormundschaft über de» am 20. Juni 1872 in Hohentanne geborenen Musiker Paul Emil Kade«, zur Zeit in Penig, ist ausgehoben worden. Freiberg, am 28. September 1898. Zu I. L 10S./S7 Nr. 6. König!. Amtsgericht. Die Brandverficheruugsbeiträge für das S. Halbjahr 1808 find am 1. Oktober dieses Jahres fällig und bei der Gebäude-Versicherung mit 1 Pfennig, bei der freiwilligen Versicherung mit 1'/, Pfennig von jeder Beitragseinheit binnen 8 Lage« an das Stadtsteueramt hier zu entrichten. Freiberg, am 27. September 1898. Der «tavtrath. lbr 8«Iir»«<ler. Bgm Wohnungsvcrmicthuiig. Im vormals Gramp'schen Hause — Antermarkt s — ist eine aus Stube, Kammer und Küche bestehende Wohnung vom 1. Oktober dsS. I. ab oder auch später zu vermiethen. Miethangebote sind bis zum 10. Oktober 1898 schriftlich oder mündlich im Rathhause — Zimmer Nr. V — anzubringen. Freiberg, am 28. September 1898. Der Gtadtrath. Dr. 8ol»r«eck«r. Mllr Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen deS Kaufmannes und OelmühlenbesitzerS Nax Richard Fischer in Freiberg, alleinigen Inhabers der Firma „Max Fischer" daselbst, ist zur Abnahme der Schlußrechnung deS Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen daS Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschluß- sassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf deu 14. Oktober 1898, DormittagS 10 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst, Zimmer Nr. 83, bestimmt. Freiberg, den 19. September 1898. Sekr. Asslvolal. L. 10./96 Nr. 221s Gerichtsschreiber beim Königlichen Amtsgerichte, Abth. l. Bekanntmachung für Brand. Die zur Deckung deS Aufwandes der Handels- u. Gewerbekammer zu Dresden beitrags pflichtigen Handel- u. Gewerbetreibendenwerden hierdurch aufgefordert, gleichzeitig mit dem zweiten dies jährigen Einkommensteuertermine am 30. September einen Beitrag von drei Pfennigen auf jede Mark desjenigen Steuersatzes zu entrichten, welcher nach der im Einkommensteuergesetze vöm 2. Juli 1878 enthaltenen Skala auf das in Spalte ä. des Eiukommensteuerkatasters eingestellte Einkommen entfallen würde. Brand, am 27. September 1898. Der Bürgermeister Stadtverordnete»^««» de« 80. September 1808 AbendS 8 Uhr. 1. RathSbeschluß, Verwilligung von 625 M. Stellvertretungsaufwand auS Anlaß der Erkrankung deS RealgymnasialoberlehrerS Landgraf betr. 2. Desgleichen, Verwilligung von 400 M. zu den Vorarbeiten für dis Eisenbahnverbindung Großhartmannsdorf—Rauenstein betr. 8. Desgleichen, Verwilligung von 660 M. für Fußweg-Herstellung und Beschleußung am Forstweg entlang des Martin'schen Neubaues und von 3350 M. für die Münzbachüberbruckung für die Straße 6II betr. 4. Desgleichen, Nachverwilligung von 150 M. für Beschneidung der Lindenbäume in der KöniaS- allee, von 87 M. 29 Pf. zu Pos. 81 — Aufwand für Culturen —, von 2500 M. für gärtnerische Herstellungen der Teichwiese und Genehmigung zur Verwendung des für Ein friedigung der Promenaden an der Schillerstraße verwilligten Betrages für andere Promenadentheile betr. 5. Bericht der Rechnungsdeputation über 1 ., Rechnung diverser Stiftungen 1895 2 ., Abrechnung der Kaste des GaS- und Wasserwerk) 1896 8 ., Rechnungen 1—5 der Zuschüsse 1895 4 ., Rechnungen 7—9d und 11—33 außerhalb deS HallShaltplanS 1898. 6. RathSbeschluß, Ankauf der Bürgerfeldparzelle No. 1824 um 17 M. pro betr. 7. Vertrag mit dem Oeconom Hoffmann hier über Arealabtretung zur Anlegung der Straße 61 und II zur Genehmigung. 8. Bericht der Verfassungs-Deputation über 1 ., Naturalisationsgesuch des CigarrenarbeiterS van KolckS. 2 . Nachtrag zum Bebauuugsregulativ vom 14. Januar 1889. Freiberg, am 29. September 1898. Kokzversteigerung auf dem Einsiedler Staatsforstreviere. Im Lippmann schen Gasthofe »zum grüne« Gericht«' in Renhause« sollen Mittwoch, den 5. Oktober dss. Js. folgende im Einsiedler Forstreviere in den Abtheilungen 2, 3, 6, 7, 8, 11, 21, 22, 25—27, 35, 41—44 und 51—59 aufbereitete Nutz- und Brennhölzer meistbietend versteigert werden, und zwar: Von BormlttagS 10 Uhr anr 9061 ficht. Klötzer, 92 ficht. Derbstangen und 80 ficht. Reisstangen; von Nachmittags S Uhr an: 2 rm w. Nutzscheite, 1 rm h. u. 38 rm w. Brennscheite, 153 rm w. Brennknüppel, 18 rm w. Zacken, 3 rm h. u. 215 rm w. Aeste und 310 rm w. Stöcke. Näheres ist aus den chei den Ortsbehörden und in den Schankstätten der umliegenden Ortschaften auSHLngenden Plakaten zu ersehen. König!. Forstrentamt Frauenstein «nd König!. Forstrevierverwatt««g Deutsch-Einsiedel, am 28. September 1898. bivUnrlx. Ulrrebc. Körst und Anarchismus. Es ist aufgefallen, daß die den Interessen der Börse dienende Presse sich zwar nicht genug thun konnte in Ausdrücken der Entrüstung über die Ermordung der Kaiserin von Oesterreich, ^aß sie aber jedem Versuch, die Wiederkehr solcher Schandthaten 'zu verhindern, kühl ablehnend gegenüber stand. Solche Aus brüche der Entrüstung wollen natürlich nichts besagen, wenn sie nicht in entsprechende Thaten umgesetzt werde». In tugendhafter Empörung die Hände ringen über Lie Verworfenheit der Anar chisten, dabei aber nicht im Geringsten die Hand rühren, um diesen verworfenen Anarchisten das Handwerk zu legen, das ist bequem und billig. Die Anarchisten werden die entrüsteten Redensarten auch gar nicht übel nehmen, wenn man sie nur im Nebligen in Ruhe läßt. Das Verhalten der Börsenpresse ist aber gar nicht so auf fallend. Es hat ein Seitenstück in dem Wohlwollen, das der Sozialdemokratie in Börsenkreisen gespendet wird. Wer den Ton, in welchem die Börsenblätter von den „Agrariern" sprechen, vergleicht mit demjenigen, den sie bei Erwähnung der Sozial demokratie anschlagen, wird finden, daß die Börse ihre eigene Art hat, ihre Gunst auszutheilen. Ganz besonders vorlaute Organe der Börje bekunden sogar eine gewisse Zärtlichkeit für die sozialdemokratischen Führer, die seltsam absticht von dem Haß, mit dem die Führer anderer Parteien bedacht werden. Die Sozialdemokraten ihrerseits sind nicht undankbar. Sie ver werfen natürlich das Börsentreiben in Bausch und Bogen als ein Erzeugniß des heutigen WirthschaftssystemS; sobald es sich aber um eine bestimmte Maßregel handelt, dann sind die Sozial demokraten nicht zu haben. 1893 stimmten die Sozialdemokraten im Reichstag gegen die Börsrnsteuer, und der Redner, den sie dabei vorschickten, war der Millionär Singer. Selbst der wahn witzigste Vernichtungstrieb der zerstörenden Mächte krümmt der Börse kein Haar. Die von Bebel vertheidigte Pariser Kommune mordete wohl den Erzbischof von Paris und an 40 katholische Priester, aber keinem Börsenmann geschah ein Leid. Aber solche Thatsachen geben keine Erklärung, sie machen die Erscheinung nur noch ausfallender. Die Börse, als der Punkt, wo die Interessen der Besitzenden zusammenlausen, muß doch, sollte man meinen, den ausgesprochenen Gegensatz zu allen Be strebungen bilden, welche aus Zerstörung des Bestehenden hin arbeiten. Wie können zwei feindliche Mächte so leidlich mit einander auskommen? Was das Verhältniß der Börse zur Sozialdemokratie anlangt, so mag die Stammesgemeinschaft da viel mitsprechen. Der Vater der Sozialdemokratie,. Karl Marx, war jüdischer Abstammung, Lassalle war ein Jude, eine ganze Anzahl sozialdemokratische'' Führer, Bernstein, Singer, AronS, Stadthagen, Goldstein, Wurm u. s. w. sind Juden, an der sozialdemokratischen Presse sind Juden in hohem Grade betheiligt. Jüdische Millionäre, wie Singer, AronS, Friedländer, unterstützen die sozialdemokratischen Bestrebungen auch finanziell kräftig. Das erzeugt von vornherein zwischen hüben und drüben eine angenehmere Temperatur, als he von rein theoretischen Gesichtspunkten aus angenommen werden könnte. Daneben mag die Börse noch andere Berührungspunkte nicht nur mit der Sozialdemokratie, sondern mit den Feinden unserer gesellschaftlichen Ordnung überhaupt haben. Zunächst wird man )en Äörsenmännern wohl nicht Unrecht thun, wenn man an nimmt, daß sie als vorsichtige Geschäftsleute eine Art Rück versicherung eingehen wollen. Man kann ja nicht wissen, ob nicht irgendwo, wenn auch nur vorübergehend, die zerstörenden Mächte zur Herrschaft kommen; da ist es immer nicht zu ver achten, wenn man sich auf jener Seite einige Freunde gesichert hat. Bei dem Ringen von zwei gewaltigen Gegnern es mögl ichst mit keinem zu verderben, ist eine Klugheitsregel, die ganz der Denkart der Börsenkreise entspricht. Sodann aber, und das scheint unS die Hauptsache, ist die Börse auch durchaus nicht identisch mit den Faktoren, denen sie dient und von denen sie zehrt. Der gesammte Geschäftsverkehr ist freilich auf sie angewiesen, weil sie ihm daS belebende Element, daS mobile Kapital zusührt. Während aber sowohl das solide Geschäft wie das Kapital ruhige, friedliche Entwickelung noth wendig gebrauchen und sehnsüchtig wünschen, ist der Börse Unruhe und Bewegung erwünscht. Von dem soliden und un gestörten Geschäft hat die Börse nur wenig Gewinn; wenn aber gewaltige Ereignisse die ganze Geschäftswelt durcheinander schütteln, Vermögen an einem Tage gewonnen und verloren werden, wenn der Besitz schnell aus einer Hand in die andere geht, — dann schwelgt die Börse in Wonne. Die Börse erzeugt keine Werthe, sie tauscht sie nur aus; die Erzeugung der Werthe erfordert ruhige Entwickelung, der Austausch blüht, wenn alles bunt durcheinander gewirbelt wird. Man darf eben die solide, volkswirthschastlich nothwendige Funktion der Börse, der viele reelle Häuser in Ehren dienen, nicht verwechseln mit dem Speku- lantenthum, das sich gleichzeitig an den Börsen breit macht und das erstere überwuchert. Dieses Spekulantenthum ist es, das der Börse die Signatur giebt; dieses Spekulantenthum sucht jede Katastrophe für sich auszubeuten. Streiks, Kriege, Revolutionen sind ihm gar nicht so unerwünscht, denn überall, wo Vermögen verloren gehen, da werden auch welche gewonnen, und da diese Spekulanten meist die Gabe haben, stets auf die Beine zu fallen, wie die Katzen, so kommt es ihnen auf einen Sturz mehr oder weniger gar nicht an. Bei dem Ausstand der westfälischen Kohlenarbeiter 1893 sagte man einer Berliner Firma nach, sie habe die Ausständischen mit einer halben Million unterstützt, aber bei dem Sturz der Kohlenaktien, der in Folge des Streiks eintrat, mehrere Millionen verdient. Aehnlich warS schon bei manchem Ausstand. Kein Krieg und keine Revolution, wobei nicht Spekulanten viel Geld verdient hätten. Sieht man die Dinge von dieser Seite aus an, so hat die zarte Behandlung der Umsturzbestrebungen durch die Börsen- krrise gar nichts so Seltsames. Man braucht nicht anzunehmen, daß es heute schon Finanzmänner giebt, die auf den Umsturz spekuliren; wohl aber wird es Leute in diesen Kreisen geben, die in dem Versuche, gewaltsam unsere Gesellschaftsordnung um zugestalten, etwas so Schlimmes gar nicht sehen, weil ein solcher Versuch doch Manchem Gelegenheit bieten würde, fein Schäfchen zu scheeren. Die grimmigen Volksbeglücker, die gegen die Tyrannen wütheten sind noch immer von klugen Leuten benutzt worden, die sich auf ihren Vortheil verstanden, und bei jedem gewaltsamen Umsturz hat es neben den plötzlich emporgekommenen Gewalthabern, die halb Löwen, halb Esel waren, auch schlaue Füchse gegeben. Politische Umschau. Freiberg, den 29. September Deutschland. Für die Zeit der Einberufung des Reichstags ist das Tempo bestimmend, in welchem die Vorarbeiten innerhalb des Bundesraths zur Erledigung gelangen. Voraussichtlich wird der Reichstag in der zweiten Hälfte des November zusammen treten — jedenfalls nicht vor der Rückkehr deS Kaisers auS Palästina, da dieser ihn persönlich eröffnen will — und eS läßt sich mit Sicherheit annehmen, daß dann schon genügende- Be° rathungsmaterial vorhanden sein wird. Gegenüber den Verunglimpfungen deS Andenken» des Fürsten Bismarck durch Busch bringt der Berliner Korrespondent der „L. N. N." nachstehende Aeußerunaen, die Fürst Bismarck ihm gegenüber gethan: „Man hat die Willenskraft des Kaisers Friedrich vielfach unterschätzt. Man glaubte ihn abhängig von Schürzen und Weiberröcken. DaS ist ganz falsch. Er hatte ein hohes Bewußtsein von seiner Souveränität und die guten Leute, die von ihm eine starke Wendung nach link» erwarteten und in ihm eine besondere Schwäche für den Kon» stitutionalismuS witterten, hätten sich arg getäuscht, wenn er länger regiert hätte. Er war äußerlich verbindlich, aber durchaus selbstherrlich. Ich hätte selbst gegen Weiberintriguen leicht mi