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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.09.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189809154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18980915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18980915
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-09
- Tag 1898-09-15
-
Monat
1898-09
-
Jahr
1898
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.09.1898
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^S214 Yreiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 3. — 15. September :üher be folgendes: noch länger leben können, da durch die in der Wunde steckende Waffe der Blutanstritt verlangsamt wird. Bei dem Herzog v. Berry, der bei seiner Ermordung genau denselben Stich erhielt, blieb daS Stilet in der Wnnde stecken. Deshalb trat der Tod des Herzogs erst nach vier Stunden ein. Bei der Kaiserin erfolgte der Tod rascher, weil die Waffe aus der Wunde gezogen wurde. Das ist die physiologische Erklärung dafür, daß die Kaiserin noch achtzig Schritte machen konnte. Die große Willensstärke und Energie dieser Frau bieten den moralischen Erklärungsgrund dafür." Ueberdie Festnahme Lucchenis, die bekanntlich durch zwei Droschkenkutscher bewirkt sein soll, wird jetzt eine neue Lesart verbreitet, und zwar diese, daß als fast einziger direkter Augen zeuge, der auch den Mörder allein verfolgte und festnahm, ein etwa 22—23jähriger Arbeiter gelten müsse. Es ist dies ein Genfer Elektrizitäts-Arbeiter Namens Chammartin, ein Mensch, dessen Benehmen einen sehr guten Eindruck macht. Er erzählte bei der Vernehmung: „Ich spazierte wie gewöhnlich nach dem Essen auf dem Quai. In Folge der großen Hitze war die Promenade nur schwach belebt. Auf einmal sah ich, wie ein Mann von mittlerer Größe in Arbeiterkleidern in auffälliger Weise über die Straße schritt und dem jenseitigen Ufer zusteuerte, auf dem zwei Damen in der Richtung vom Hotel „BeauRivage" zum Dampfschiff gingen. — Warum ist Ihnen der Mann denn ausgefallen? — Weil ich ihn vorher auf dem jenseitigen Trottoir auf und ab gehen gesehen hatte und er aus mich den Eindruck machte, als erwarte er Jemanden. — Hat der Mörder sein Opfer von hinten angefallen? — Nein; er trat den Damen direkt und auffällig von vorn entgegen und holte, bei Ihrer Majestät ange kommen, zu zweimaligem Schlage auf ihre Brust aus. Die Getroffene sank zusammen, schritt aber dann wieder weiter. — Sahen Sie bei dem Schlage ein Instrument blitzen? — Nein; ich glaubte, im ersten Augenblicke, der Kerl habe die Dame auf die Brust geschlagen. Dagegen bemerkte ich gleich nachher, wie er im Davonlaufen etwas heftig von sich warf. — Erkannten Sie den Gegenstand? — Nein; ich glaubte, es wäre eine Cigarre. — Hat er den Gegenstand in den See geworfen? — Nein, das wäre gar nicht möglich gewesen, denn die Ent fernung vom Thatorte war zu groß. — Warum verfolgten Sie den Mann? — Weil er eine Dame geschlagen hatte und in auf fälliger Weise davon lief. — Konnten Sie ihn leicht fassen? Hatten Sie Helfer dazu? — Ich war allein, aber der Gefaßte leistete nicht den geringsten Widerstand. In Folge meines lauten Sprechens eilten noch andere Leute herbei, erst zwei Kutscher und hernach die Polizei, der ich den Kerl übergab. Die Polizei führte ihn sofort ab und er folgte zur 'Abgabe der Personalien. — Glauben Sie, daß der Thäter Komplizen hatte? — Ich sah einen Zweiten, der vor der That aus einer Bank in der Nähe gesessen hatte, sich schleunigst erhob und davoneilte." — Daß die Mordwaffe später an einer Stelle gefunden wurde, wo Luccheni überhaupt nicht hingekommen war, wird als das hauptsächlichste Anzeichen dafür betrachtet, daß er Mitschuldige hatte. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 14. September. — Auszeichnung. Der König hat dem Ortsrichier Heymann in Reichenbach, Bez. Freiberg, das Allgemeine Ehren zeichen verliehen. gehoben. — Zum 1. Oktober oder 1. November können bei dem Kommando der III. Matrosenartillerie-Abtheilung in Lehe noch Dreijährig-Freiwillige eingestellt werden. Dieselben müssen von kräftigem Körperbau und 1,67 Meter groß sein. Bezügliche Gesuche sind unter Beifügung des vom Civilvorsitzenden der Er satzkommission des Aufenthaltsortes ausgestellten Meldeschein- zum dreijährig-freiwilligen Dienst umgehend an daS obenerwähnte Kommando einzureichen. — Der Verein Sächsischer Schuldirektoren hält seine diesjährige Versammlung Sonnabend, den 24., und Sonntag, den 25. September, in Schwarzenberg ab. Außer geschäftlichen Angelegenheiten wird sich die Versammlung über den Antrag deS Allgemeinen Sächsischen Lehrervereins, Auflösung des Vereins Sächsischer Schuldirektoren betreffend, schlüssig machen. Direktor Pfeiffer-Gersdorf wird über die Stellung des fachmännischen Ortsschulinspektors im Volksschulgesetze sprechen und Direktor Richter-Freiberg, Vorsitzender deS Vereins, wird einen Bortrag über „Den Rechenunterricht in der Oberklasse der Volksschule" halten, um einen Beitrag zu liefern zu den Reformbestrebungen auf diesem Gebiete. Das Fröbel-Haus (Dresden) wird eine Lehrmittelausstellung veranstalten. Für Sonntag ist eingemein- sames Mittagsmahl und für Montag sind gemeinsame AuSflüge geplant. — Der Vorstand des Gau 2t, Sachse«, -e- Deutsche« RadfahrerbunVes fordert seine Mitglieder, die über daS ganze Königreich Sachsen gleichmäßig vertheilt sind, wiederholt auf, dafür mit Sorge tragen zu wollen, daß alles vorschriftS- und polizeiwidrige Fahren von Radfahrern unnachsichtlich zur Anzeige gebracht wird, damit die Klagen über die sogenannten „wilden" Fahrer endlich verstummen und die letzteren von der Bildfläche verschwinden. — Das Nordlicht, das am vorigen Freitag u bewundern war, ist in vielen Gegenden Nord- und Mitteldeutschlands, selbst in Niederösterreich beobachtet worden. Wie Berichte auS Dresden geworden zu sein schienen, sie waren eine Form der ineinander vielfach verflochtenen körperlichen und seelischen Verstimmungen, an denen sie litt. Vieles in ihrem Leben erklärt sich daraus; wie viel aber diese wahrhaft edle und hochveranlagte Frau gelitten hat, das wird wohl niemals vollständig bekannt werden. Die großen und anstrengenden Fußtouren, welche die Kaiserin zu machen Pflegte, waren allerdings geeignet, den Eindruck be deutender körperlicher Rüstigkeit und Widerstandskraft hervor zurufen. Allein auch diese Kraftäußerungen waren ohne Zweifel das Ergebniß eines überreizten Nervenzustandes. Von häufig sich einstellender Schlaflosigkeit gequält, suchte die Kaiserin die körperliche Ermüdung, um durch dieselbe den ersehnten Schlaf zu nndcn. Im Verlause des letzten Winters gestaltete sich ihr Be finden besonders ungünstig. Als sie an die Riviera, nach dem wmdireien, stillen, herrlich gelegenen St. Remo sich begab, mußte sie dort ihre lange gewohnten Spaziergänge einstellen. Die Kraft dazu versagte, die Bewegung des Gehens machte ihr schmerzen, und das Entbehren derselben verstimmte sie sehr gast in der ganzen Welt als Ideal weiblichen Liebreizes. Wollte i man eine Schilderung der hohen Frau aus ihren letzten Tagen ' entwerfen, so müßte man wieder auf die citirten Worte zurück- , greisen: hoch, schlank, leicht, anmuthia, die Gestalt von einer > biegsamen, ganz eigenen Grazie. Der Kopf gekrönt von dicken ' Flechten kastanienbraunen Haares, das Gesicht mit den tiefen, ' sprechenden Augen belebt durch ein tiefes, reiches, edles Gemüth verlachendes Lächeln, durch den von echt weiblicher Milde zeugenden Blick. In ihrer Kleidung wußte die hohe Frau stets ! hie Eigenart ihres Geschmackes zum Ausdruck zu bringen. In ihrer Festtoilette leitete sie ihr scharf ausgeprägter Kunstsinn, den Anforderungen ihrer weiten, oft mühevollen Spaziergänge ent sprach ihre Alltagskleidung. Ob aber im Hofstaate oder im kurz- . geschürzten Bergsteigekleid, stets umfloß der Stoff in edlen Linien hie hohe, zarte Gestalt. Seit dem Tode ihres Sohnes trug sich die Kaiserin stets in tiefem Schwarz. Für die Empfänge bei Hof wurden die Toiletten aus matten schwarzen Seidenstoffen an gefertigt, vom Haupte wallte ein schwarzer, mit glitzerndem Jais gestickter Schleier. Auf ihren Reisen fern vom Ceremoniell des Hofes, galt die strengste Einfachheit als Gebot. Ein kurzer, schwarzer, fußfreier Rock, eine lofe Blouse, die Taille knapp von einem Gürtel umfaßt, den Hut über den Arm geschlungen, gestützt aus einen großen Schirm, dessen Griff ost kostbare, von den Weltreisen mitgebrachte Elfenbeinschnitzereien bildeten, die schmalen Füße mit festen Bergsteigern bekleidet: so durchschritt die Kaiserin die schönen Gegenden, die sie auf ihren Reisen berührte. Nur einen Tag im Jahre verließ sie die Trauerfarbe und wählte die früher von ihr so bevorzugte Zusammenstellung von Schwarz und Weiß, am 18. August, dem Tage des Geburtsfestes des Kaisers. Die Kaiserin war stets ein Gegenstand der Angst für die Polizei derjenigen Orte, an denen sie jeweilig sich aushielt. Selbst in dem von so viel zweifelhaften Elementen frequentirten Paris wollte sie sich ganz frei bewegen. Der Polizeikommissar Dietz, der immer zum Wachdienst bei der Kaiserin befohlen war, wenn sie auf französischem Boden war, erzählte einem „Gaulois"- Mitarbeiter, sie habe ihn eines Tages in Mentone rufen lasten und ihm gesagt, sie bemerke, daß ihr Polizeibeamte auf ihren Spaziergängen folgten, und bitte, diese Ueberwachung einzustellen. Kommissar Ditz erwiderte, er müsse seine Pflicht thun; wenn er indeß das Mißfallen der Kaiserin errege, so bleibe ihm nichts übrig, als von seiner Behörde telegraphisch seine Abberufung zu erbitten. Darauf sagte ihm die Kaiserin: „Ich wünsche lebhaft, daß Sie in Mentone bleiben, aber ich beschwöre Sie, widmen Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit der Bewachung meines Gemahls. Sein Leben ist zum Wohle und Glücke seiner Unterthanen nöthig, ich dagegen, was bin ich? Eine Unbekannte, eine Fremde, die unbemerkt vorübergeht, eine Mutter in Trauer, die ihr Kind beweint. Ich versichere Ihnen, daß Niemand sich um mich kümmert. Ich kann das Opfer eines Unfalls werden, dem Ihre Wachsamkeit doch nicht vorbeugen kann. Sind Sie inlStande, zu verhindern, daß ein Ziegel vom Dache fällt und mich trifft, oder daß bei einer Bergbesteigung ein Felsblock sich loslöst? Nein, nicht wahr, nun das sind die einzigen Mißgeschicke, die mich bedrohen. Aber um Gotteswillen wachen Sie aus alle» Kräften über den Kaiser; er ist so großherzig, gut und edel. Sein Leben ist so vielen Millionen Menschen kostbar." Neber den Gesundheitszustand der Kaiserin Elisabeth schreibt das „Wiener Tagebl.": „Das Glück kräftiger und dauernder Gesundheit war der Kaiserin Elisabeth nicht zu Theil geworden. Körperliche und seelische Leiden in den mannig fachen Abstufungen, von der leisen Verstimmung der Nerven und den leichten Störungen organischer Funktionen bis zur Melancholie md bestimmbaren Krankheitssormen gestalteten einen nur zu bedeutenden Theil ihres Daseins zu einem keineswegs eingebil deten, sondern zu einem wirklichen und thatsächlichen Martyrium. In der schönsten Blüthe ihrer Jahre wurde die Kaiserin, kurz nach der Geburt des zweiten Kindes, mit dem sie ihren Gemahl beglückt hatte, von Symptomen heimgesucht, welche auf ein bedenk liches und schweres Lungenleiden hindeuteten. Der tviederholte und langdauernde Aufenthalt der Kaiserin m dem südlichen und durch Seewinde wohltemperirten Klima der Insel Madeira hatte den glücklichen Erfolg, der beginnenden Krankheit, welcher so viele Tausende von Menschenleben zum Opfer fallen, Einhalt zu thun, sie zum Stillstand zu bringen und die schließliche Ueberwindung derselben herbeizuführen. Die Gefahr für das Leben der jungen Frau dauerte einige Jahre, jeder Katarrh konnte einen bedenk lichen Rückfall bringen, jeder Fieberreiz die verharschenden Zer störungen im Lungengewebe abermals in Entzündung versetzen. Sorgsame Pflege, 'Abhärtung, die Diät einer reinen, milden und zugleich kräftigenden Luft retteten damals die Kaiserin, und als sie von Madeira zurückgekchrt war, blühte sie förmlich auf in herrlicher Schönheit und strahlendem Wohlbefinden. Gegen das Ende der Sechziger-Jahre wurde jedoch die Kaiserin von jenem viel gestaltigen Leiden befallen, welches mit dem Namen „Nervosität" bezeichnet wurde und das man heutzutage „Neurasthenie" zu nennen pflegt, ohne damit etwas Anderes und Bestimmteres zu sagen. Ein Produkt der Kultur, der Ueberfeinerung des Lebens, der höheren geistigen Anstrengungen, der Ruhe- und der Rast losigkeit im Streben, in der Arbeit und im Genießen wird jene Proteusartige Krankheit geheißen, die ganz gewiß auch in den früheren Zeiten die Menschen, und zwar gerade die begabteren, die hervorragenderen, die sensitiveren unter ihnen, die Poeten, die Künstler, die im Geiste schaffenden und im Gemüthe empfind licheren Naturen geqnält hat. Ob diese Krankheit, ob dieses Kranksein heutzutage häufiger ist und immer häufiger wird, als vormals, das läßt sich nicht entscheiden. Wo eine erbliche Ver anlagung vorhanden ist, da trifft sie mit verdoppelter Wucht Denjenigen, der von ihr heimgesucht wird. Jenes Sichzurückzieheu von der Gesellschaft, jene Scheu vor jeglicher Ostentation, jener Wander- und Reisetrieb, der zum fortwährenden Wechsel des Aufenthalts reizt, die der Kaiserin Elisabeth zur zweiten Natur sehr glanzvolle Erscheinung gesehen worden. Ueb obachtete Nordlichter berichtet der „Dresdn. Anz. „Obwohl das Nordlicht in hohen Breiten zu den gewohnten Er scheinungen gehört, ist es doch bei uns ziemlich selten zu beobachten. So liegt schon zwischen dem erwähnten und dem vorher in Dresden zuletzt gesehenen Nordlicht ein Zeitraum von 4'/y Jahren. Ueberhaupt sind hier seit 1830 nur in 18 Jahren und zwar an 26 Tagen Nordlichter bemerkt worden. Die Beobachtungstage vertheilten sich so, daß dem August 2, dem September, Oktober und November je 4, dem Dezember und Januar je 2, dem Februar 3, dem März 2 und dem April 3 zukamen. Die weitaus größte Zahl der Nordlichter ist in den Abendstunden, also vor Mitternacht, erblickt worden. Am 17. Dezember 1857 aber wurde ein Nordlicht von früh 5 Uhr bis zur Morgendämmerung, am 29. August 1859 nach Mitter nacht von halb 1 Uhr bis gegen halb 3 Uhr beobachtet. Am 24. Oktober 1870 erstreckte sich seine Dauer von abends 6 Uhr an die ganze Nacht hindurch, ebenso am 30. März 1894 von abends 9^/, bis früh 4 Uhr. — In dem für die Beschaffung von malerischem Wand» schmuck in der Domkirche zu Freiberg erlassenen Be- werbungSauSschreiben deS akademischen RatheS zu Dresden war die Ablieferungsfrist für die Entwürfe ursprünglich auf den 3. Dezember dsS. IS. festgesetzt. Nach der im heutigen „DreSdn. Journal" befindlichen Bekanntmachung ist dieser Termin auf dm 1. Mai 1899 verschoben worden. — Die Gerichts - Ferien finden morgen Donnerstag, dm 15. d. M., ihr Ende. An diesem Tage werden sämmUiche Ge schäfte der Gerichtsbarkeit in vollem Umfange wieder ausgenommen. — Statistik über die von der hiesigen Schutzmannschaft im Monat August 1898 zur Aufbewahrung gebrachten bez. an gezeigten Personen und emgereichten Anzeigen. Es wurden zur Aufbewahrung gebracht je 3 Personen wegen Diebstahls, totaler Trunkenheit, le 2 wegen Vergehens wider die Sittlichkeit, Mittel und Obdachlosigkeit, sowie je 1 wegen Betrugs und fortgesetzten Skandals — zusammen 12 Personen, sonach 1 mehr als im vorhergegangenen Monat. Ferner wurden je 13 Personen zur Anzeige gebracht wegen Nacht- bez. Straßenskandals, Verübung groben Unfugs, 8 wegen Diebstahls, 7 wegen Schlägerei, 6 wegen Verstoßes wider daS Regulativ, den Milchverkauf in Freiberg betreffend, je 5 wegen Betrugs, Körperverletzung, je 2 wegen Hehlerei, Sachbeschädigung, Miethgeldprellerei, Konkubinate-, Ein führens von Fleisch von auswärts ohne es zur Beschau oorgelegt zu haben, Verstoßes wider das Regulativ, da- Einwohner- und Fremdenwesen, ingleichen die Meldung des gewerblichen Hilfs personals und der Dienstboten in Freiberg betreffend, Verstoße- wider die Verhaltungsvorschriften für Prostituirte, Hausskandals, Umherlaufenlassens von bissigen Hunden ohne daß sie mit Maul korb versehen gewesen, je 1 wegen Unterschlagung, Verstoße- wider die Bekanntmachung, die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe betreffend, Führens unzulässiger Meßwerkzeuge im öffentliche« Verkehr, Führens heimlicher Waffen, verbotswidrigen Vertrieb- von Uhren, Auswersens von Scherben an sogenannten Polter abenden, unbefugten Beherbergens, unterlassenen AnbrinaenS der vorgeschriebenen Brand-Katasternummer, schlechter Behandlung eines Kranken seitens der Angehörigen, fortgesetzter Trunkenheit, Mißhandlung der Ehefrau, Fahrens ohne Beleuchtung, Fahrens ohne Namensschild, Fahrens auf verbotenen Straßen und Fuß wegen und wegen schnellen Fahrens mit Lastaeschirren. Außerdem wurden 5 Anzeigen über Auftreten der BlutlauS in einigen Gärten hiesiger Stadt, je 2 über stattgefundene Stuben- bez. Essenbrände, über Unterbringung je einer Person, welche durch Geschirre überfahren wurden, in das hiesige Krankenhaus, wegen baulicher Uebelstände, sowie je 1 über vorgekommene Verunglück ung durch einen Balkenbruch, über eine beabsichtigte Brand legung, über einen hierorts aufgetretenen unbekannten WohnungS- schwindler, über vorgenommene Revision der Pissoiranlagen, über Transportiren eines großen Dampfkessels und über Unterbring ung eines an Epilepsie erkrankten Zugereisten in das hiesige Krankenhaus, erstattet. Jnsgesammt wurden 109 Anzeigen ein gereicht — 24 mehr als im vorhergegangenen Monat. Weiter wurden im Monat August 1898 23 Gegenstände und zwar 1 Sack gez. mit Monogramm, 1 Häkeltasche mit Inhalt, 1 Schürze, eine Anzahl Weidenkörbe, 1 Ledertasche mit Inhalt, 1 Geldstück, 1 Taschenmesser, 1 Vergrößerungs-Glas, 1 Ring, 2 Paar Pan toffel, 5 Portemonnaies mit Inhalt, 1 Klemmer, 1 Trommel- schlägel, 1 Tabakspfeife, 1 Spazierstock, 1 Brille, 1 Strohhut, 1 Paar Handschuhe und mehrere Schlüssel als gefunden ange zeigt bez. abgegeben. — Die zur Postsachenbeförderung benutzten Privat Personenfuhrwerke zwischen Frauenstei« (Erzgeb.) nnv Klingenberg-Colmnitz, sowie zwischen Frauenstein (Erzgeb.) und Bienenmühle werden vom 15. September ab auf ¬ tief. Sie konnte und mochte auch nicht genügend Nahrung ge nießen. Der Rath eines unserer hervorragendsten und ausge zeichnetsten Aerzte wurde angerufen. Seinem Einflüsse gelang es zunächst, die bedrohlichste Erscheinung zu beseitigen, denn die Patientin begann wieder regelmäßig ihre Mahlzeiten, die aller dings sehr frugaler Art waren, zu nehmen. Die ausgedehnten Fußtouren mußten aber unterbleiben, denn die Untersuchung stellte die Thatsache fest, daß der Herzmuskel der Kranken schlaffer geworden war, als es die Norm erfordert. Eine Herzerweiterung war eingetreten, allem Anscheine nach eben durch die früheren forcirten und beschwerlichen Fußtouren. Eine Kur in demSool- bade Nauheim, welches nach vielfacher Erfahrung sich bei solchen Leiden als besonders heilkräftig erwiesen hat, wurde angeordnet und mit gutem Erfolge durchgefüyrt. Wesentlich gebessert verließ die Kaiserin das Bad Nauheim, um in der Schweiz am Genfer see weitere Erholung zu suchen und dort den — Tod zu finden." Genf, 12. September. (N. fr. Pr.) Der Freundlichkeit deS vr. Golay, der die Autopsie an der Leiche der Kaiserin vornahm, verdanke ich folgenden Auszug auS dem amtlichen Protokolle: DaS Instrument, mit dem die That begangen wurde, war ein spitziges, dreieckig zugeschliffenes Eisen oder ein Stahlstück. Das selbe ist bei der vierten Rippe in den Körper eingedrun^en; diese Rippe war von der Wucht des Stoßes zerbrochen. Die Wunde hatte einen Umfang von 2»/, Millimetern. Das Instrument nahm den Weg an der vierten Rippe entlang, durchstach die Lunge und den Herzbeutel und drang ins Herz, die linke Herzkammer durchschneidend. Die Waffe durchquerte das Herz von oben nach unten und trat bei dem unteren Theile der linken Herzkammer wieder auS dem Herzen heraus. Der Verlauf der Wunde reicht bis über diese Herzkammer hinaus, deren untere Wand gleichfalls durchbohrt ist. Der Tod trat in Folge des Blutergusses in den Herzbeutel ein. Das Herz zeigte fettigen Belag und war sonst gesund, so viel man bei der Autopsie wahrnehmen konnte, die sich bloß aus die Feststellung der Todesursache und auf die Prüfung der Wunde beschränkte. Die Wunde ist achteinhalb Centimeter laug. Sie wurde mit einem sehr scharfen Instrument beigebracht und zeigt zerrissene Ränder. Die Gestalt der Wunde sowie die Rißspuren lassen mit Wahrscheinlichkeit annehmen, daß die Wunde von der zngespitzten Feile herrührt. Ihre Form ent spricht auch der Form der Feile. — Dies ist der wesentliche Inhalt des Gutachtens. vr. Golay erläuterte mir es ausführlich und unterstützte diese Erklärung durch rasch aufs Papier geworfene Zeichnungen. „Wie konnte die Kaiserin nach dem empfangenen Stiche noch 80 Schritt zu Fuß gehen, wie Gräfin Sztaray mir erzählte, denn so groß ist die Distanz von der Unglücksstätte bis zum Schiffe?" fragte ich. vr. Golay erwiderte: „Allerdings hat die Waffe das Herz vollständig durchbohrt, das Herz hat eine Wunde erhalten. Da die Waffe aber sehr scharf war, ist die Blutung nur sehr gering gewesen; es tpaten also die Blutstropfen nur langsam aus dem Herzen heraus und flossen in den das Herz umgebenden Herzbeutel; dieser Tropfen wurden immer mehr." vr. Golay erläuterte mir die Form der Wurde mit einer Zeichnung, die genau den Weg der Wunde darstellte. „Hier", sagte er, mit einem Punkte die durchbohrte Stelle des Herzens bezeichnend, „trat das Blut in den Herzbeutel ein, wohin es allmählich sickerte; v lange der Herzbeutel nicht so stark mit Blut gefüllt ist, daß dadurch die Thätigkeit des Herzens behindert wird, kann die verwundete Person leben. In dieser Zeit ist die Kaiserin zu Fuß gegangen mit dem durchbohrten Herzen. Der Austritt des Blutes in den Herzbeutel wurde dann immer stärker, bis der Tod in Folge der die Thätigkeit des Herzens lähmenden Blutansammlung im Herzbeutel eintrat. Wenn die Waffe nicht aus der Wunde herausgenommeu worden iväre, hätte die Kaiserin und vielen anderen sächsischen Städten, ferner aus Berlin, Steglitz, Magdeburg, Quedlinburg, Nordhausen, Eisenach, Mühlhausen und anderen Orten erkennen lassen, ist es überall als eine großartige,
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