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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.09.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189809154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18980915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18980915
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-09
- Tag 1898-09-15
-
Monat
1898-09
-
Jahr
1898
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.09.1898
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Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 2. — 15! September. den als Du als wollen nur nur, daß die Sozialdemokraten, trotz der entfchul- ' digenden Worte von der „Bere tigung", dem verstorbenen Ehren- bürger einen Nachruf zu widmen, auf ihren Plätzen fitzen ge- ' blieben sind, — eine „Charakterstärke", die der Abneigung des Herrn Dr. Langerhans vor der gebräuchlichen „Kinderei" ent sprochen haben dürfte. Der „Reichsanz." schreibt: „Die deutschen staatlichen Eisen bahnverwaltungen haben sich bereit erklärt, für diejenigen Güter, die nach einer vom Reichskommissar ausgestellten Bescheinigung sür die Weltausstellung in Paris bestimmt sind, nur die halbe tarifmäßige Fracht in Ansatz zu bringen." Die Frachtermäßigung tritt auch sür die Rückbeförderung ein. Dem „Reichsanz." zufolge sind im Monat Juli aus deutschen Eisenbahnen —ausschließlich Bayerns — 216 Betriebsunsälle vorgekommen, wobei 58 Personen getödtet, 134 verletzt wurden. Der 2 4. deutsche Juristentag in Posen hat sich dahin ausgesprochen, daß die Deportation als Strafmittel für Deutsch land nicht geeignet sei; ein Versuch mit der Deportation sei nicht zu empfehlen. Das Kriegsgericht zu Posen verurtheilte den Regiments- Zahlmeister Neumann von dem daselbst garnisonirenden 2. niederschlesischen Jnsanterie-Regiment Nr. 47 nach 14/^ Jahr Untersuchungshaft wegen Unterschlagung von 58000 Mark amt licher Gelder zu fünf Jahren Zuchthaus. Neumann ist 64 Jahre alt und war der älteste Zahlmeister der preußischen Armee. Der Kaiser von Oesterreich hat dem Schweizer Bundcsrathe folgendes Telegramm zugehcn lassen: „Tief gerührt durch die in so warmer Weise ausgesprochenen Gefühle innigen Beileids danke ich dem Bundesrathe und dem ganzen Schweizervolkc aus vollstem Herzen für die Antheilnahme an dem herben Schmerze, den der unerforschliche Rathschluß der Vorsehung über mich verhängt hat." Ueber die Stimmung in Wien am letzten Sonntag schreibt das „N. Wr. Tagbl.": Der Sonntagsmorgen in Wien hat seine eigene Sinfonie von Geräuschen, zumal im Sommer, wenn der junge Tag in strahlender Schönheit anbricht und mit seinem frischen Hauch die Schläfer in den dumpfen Wohnungen zu vorhabendem Vergnügen weckt. Der große Ausmarsch in die Natur hinaus macht sich vernehmlich; die Straßen widerhallen von eiligem Pserdegetrappel und Wagengerassel; in den Pausen, da dieses in die Ferne abschwillt, hallen die Schritte der Fuß gänger auf dem Steinpflaster; fröhliche Menschenstimmen, heiteres Lachen dringen von der Straße herauf dnrch die geöffneten Fenster, wohl auch ab und zu entfernte Musik, wenn ein Fähnlein Ausflügler zu besonderer Sonntagsseier auszieht. Und die Kirchcnglocken läuten dazu eine sonnig Helle Melodie sür die jenigen, die in der Morgenfrühe znm Hause des Herrn zu wandern gedenken. Gestern war ein anderer Sonntag. Der tiefblaue Spätsommerhimmel spannte sich über eine von dem grausigen Ereignisse des Sonnabends noch betäubte Stadt. Die Sonne leuchtete und es war doch ein bleischwerer grauer Morgen wie zur Allerseelenzeit. Eine seltsame Stille. Nur dumpfes Wagenrollen, gedämpft wie Trommelschlag unter schwarzer Hülle, zögernde Schritte, leise Stimmen. Kein froher Gruß an den er wachenden Tag, kein freundlicher Sonntagslärm wie sonst. Und wenn eine Glocke erklang, so sang sie nicht vom Leben, sondern vom Tode. Das erhabene Schweigen im Hochgebirge ist weniger- bedrückend, weniger unheimlich, als es dieses Flüstern der großen Stadt war, das Flüstern wie in einem Sterbegemach. Das Leben einer Million von Menschen erwachte an diesem Morgen wie an jedem anderen. Aber es war, als ob jeder Einzelne den Finger an den Mund gelegt hätte: Still; die arme Kaiserin ist todt, seid still, wir sind in einem Trauerhaus! Die stille Stadt war Staatshaushalt an meinem Theile tragen." Im spanischen Senat greift Almenas die Generale heftig an, besonders den General Linares, den er einen deklassirten General nennt. Die Generale Primo de Rivera, Martinez de Campos, Daban und Weyler protestiren entrüstet gegen Almenas' Worte. Weyler ruft, Almenas solle Namen nennen, sonst würden sich die Generale mit ihren Fäusten Recht verschaffen. In dem nun entstehenden Lärm der Rufe und Gegenruse versucht der Präsident vergebens, durch Klingelte Ruhe zu schaffen ; die Klingel zerbricht ihm, da ruft Almenas, wie gemeldet: „Die, welche ich gemeint habe, sind Weyler, Blanco, Primo de Rivera und Cervera!" Jetzt bricht ein gewaltiger Tumult los. Der Führer der Aufständischen, Aguinaldo, hatte fünf Schiffe, darunter zwei armirte Dampfer mit angesehenen Cabecillas und zahlreicher Besatzung nach den Viscayasinseln gesandt, um auch dort die aufständische Bewegung in Gang zu bringen. General Rios sammelte in Folge dessen alle noch verfügbaren spanischen Kanonenboote, um diese Absicht zu verhindern. Die spanischen Kanonenboote trafen die feindliche Flottille und brachten sie zum Sinken. Die Spanier hatten keine Verluste, dagegen sanden Hunderte von Tagalen ihren Tod. — Die Amerikaner, die nach den Bestimmungen des Präliminarfriedensvertrags Manila besetzt halten, haben damit die Verpflichtung übernommen, bis zur end- giltigen Regelung der Philippinenfrage die Ruhe und Ordnung auf der Inselgruppe aufrecht zu erhalten. Die spanische Re gierung ist bei der amerikanischen wiederholt in diesem Sinne vorstellig geworden. Da den Amerikanern hierzu die Macht oder, was wahrscheinlicher ist, der gute Wille fehlt, ist es natüv lich, daß die Spanier zur Selbsthilfe schreiten. Die Nachricht von der Ermordung der Kaiserin Elisabeth hat aus das Befinden der Königin von Dänemark einen sehr un günstigen Einfluß ausgeüb't. Die Kräfte schwinden täglich, die Ohnmächten werden häufiger. Im Sudan sollen nach englischen Blättern zunächst noch die beiden Provinzen Darfur und Kordofan für Aegypten zurück erobert werden; doch will man sich damit nicht übereilen; es scheint, daß man vorläufig nur darauf bedacht ist, den Chalifen selbst in die Hände zu bekommen, und daß man hofft, die Ge fangennahme des Mahdi werde durch dessen eigene jetzige Unterthanen bewirkt werden. Aus El Obeid, wohin sich der Chalif wahrscheinlich zurückzuziehen gedenkt, sind im englischen Lager bereits Friedensvorschläge eingetroffen, deren Inhalt für den Chalifen möglicherweife eine sehr unangenehme Ueber- raschung bilden werden. — Alle englischen Blätter machen übrigens energisch Front gegen die Anwesenheit einer politischen Expedition der Franzosen am Weißen Nil. Wenn die Expe dition Marchands in Faschoda andere als Forschungszwecke ver folge, müßte sie entfernt werden. Es wird zugleich daran er innert, daß die englische Regierung 1895 im Unterhause die Erklärung abgegeben habe, jeden Versuch Frankreichs, am Weißen Nil sesten Fuß zu sassen, als unfreundliche Handlung aufzufasscn. --- letzten Tagen in Mailand mit der Unterschrift „Das Revolutions- Comitä" versehene, zum Umsturz aufsordernde Aufrufe vertheilt wurden. Die Polizei ordnete einen Ueberwachungsdienst an und verhaftete einen gewißen Carlo SileS, während er folche Aufrufe vertheilte. Im Augenblick der Verhaftung rief Siles: „Es lebe die Anarchie, Tod dem Könige!" Ein Trupp von etwa hundert Personen folgte Siles bis zur Polizeiwache in der Straße Napo Torriani (wo die Tumulte am 6. Mai d. I. ihren Anfang nahmen). Dort erhoben dieselben ein Gepfeife und Gejohle und beantworteten die Aufforderung, sich zu entfernen, mit Stein- würsen, wodurch ein Polizcisvldat leicht an der Schulter ver wundet wurde. Andere Beamte kamen hinzu und zerstreuten die Ruhestörer. Siles, welcher im Jahre 1877 in Reggio ge boren ist, war gestern zur Vertheilung der Ausrufe aus der Schweiz gekommen. Der jungen Königin der Niederlande hat bei der Rückkehr von ihrer letzten Ausfahrt am vorigen Donnerstag ein schweres Unglück gedroht, das sehr ernste Folgen hätte haben können. In der schmalen Straße des Achterburgwal in Amsterdam wurde das Pferd eines Feldartilleristen durch das laute Hurrahrufen der Menge scheu, bäumte sich und kam mit seinen Vorderfüßen in den Wagen der Königinnen. Die junge Königin stieß einen lauten Schrei ans und schmiegte sich an ihre Mutter. Da der Wagen rasch weiter fuhr, war auch die Gefahr schnell ab- gewendct, der Artillerist aber stürzte vom Pferde; die Königin faßte sich aber alsbald wieder und als sie ins Schloß zurück- gekehrt war, zeigte sie den Herren der Hofhaltung lachend den schwarzen Flecken, den ein Hus des Pferdes auf ihr Kleid gemacht hatte. Ten Commandeur des Regiments, wozu der Artillerist gehörte, ließ sie alsbald wissen, daß es ihr Wunsch sei, daß der Soldat in keiner Weise gestraft werden dürfe. Frankreich. Aus Paris, 13. September, wird der „Voss. Ztg." gemeldet: Das Ministerium ist vollkommen zerrüttet, und wenn es nicht gestern nach dem achtstündigen Mmisterrath in Trümmer gegangen ist, so ist dies bloß dem Verlegenheitsantrag Sarriens zu verdanken, der eine neue Ver tagung des Wiederausnahmebeschlusses verlangte, da er die Drey- fuspapiere weiter prüfen müsse. Ueber den Verlauf der überaus stürmischen Ministerrathssitzung wird amtlich Schweigen beob achtet, man kennt ibn aber dennoch, mindestens in den großen Zügen. General Zurlinden erklärte, das Wiederaufnahmeverfahren dürfe nicht stattfinden, bestehe man darauf, fo trete er zurück. Brisson sand darauf zum ersten Mal entschlossene Töne; er erinnerte Zurlinden an die Begründung, mit der Cavaignac sein Portefeuille niederlegte, und bemerkte, wenn Zurlinden nach Cavaignacs Briefe eingewilligt habe, dessen Nachfolger zu werden, so habe dies doch nur bedeuten können, daß er einen anderen Standpunkt einnehme, als sein Vorgänger. Der Kriegsminister antwortete sehr erregt, er habe nur ans dringende Vorstellung Faures eingewilligt, ins Kabinett cinzutreten, ob man den» »volle, daß er General Mercier verhaften lasse n wie er es thun müsse, wenn man derSacheau n den Grund gehen wolle? Brisson ries darauf : Mercier und jeden andern Schuldigen, denn , wir haben die Pflicht, die Republik von tödt- - lichen Krankheitsstofs,en zu reinigen. Weiter wird > erzählt, Bourgeois habe sich entschlossen auf Brissons Seite ge- n stellt, während Lockroy, Tillaye und Verger sür Zurlinden Partei : genommen hätten. Faure, der den Vorsitz führte, sei lange stumm : geblieben, habe jedoch schließlich zum allgemeinen Staunen das i Wort genommen, um sich mit größter Entschiedenheit gegen das : Aufnahmeversahren ausznsprechen, was zur Folge gehabt hätte, : daß Brisson ihm mir aller Deutlichkeit die unausbleibliche Wirkung , seiner Politik auseinander setzte. Heute wird versichert, Brisson : unterhandle mit General Brugere wegen Ueber- Kaiseriu Elisabeth. Die in Genf von Bubenhand ermordete Kaiserin Elisabeth galt einst als eine der schönsten Frauen ihrer Zeit. Schon da sie als Prinzessin im Lenze des Lebens stand, sprach alle Welt von dem unendlichen Liebreiz der „Rose von Possenhofen". Ein Schriftsteller von damals gab von ihr folgendes Bild: „Prinzessin Elisabeth ist hoch, schlank, leicht und anmuthig; ihr Wesen ist graziös, belebt, bestimmt; das tiefblaue Auge voll träumerischen Glanzes; die schönen Züge, aus denen das dichte, braune Haar in vollen Wellen zurückgestrichen ist, reiz- undausdrucksvoll und vom rosigsten Teint, der Eindruck im Ganzen: milder Ernst und zarte Weiblichkeit." Bis in die letzten Jahre hat Kaiserin Elisabeth sich all die Vorzüge ihrer zauberhaften Erscheinung bewahrt und Politische Umschau. Freiberg, den 14. September Deutschland. Fürst Bismarck hat sich nach den „H. N." über die Bekämpfung der Anarchisten folgendermaßen ausgesprochen : „Zum Schutz der verbrecherisch bedrohten Menschheit ist jedes energische Mittel ebenso indizirt wie gegen jede andere ansteckende Krankheit oder Landplage. Der modernen Mördersekte gegen über befindet sich die menschliche Gesellschaft im Zustande der Nothwehr. Wer in der Nothwehr tödtet, kann sich nicht fragen, ob seine Handlung ein Akt der Gerechtigkeit ist. Sein Bedürf- mß ist eben, sich zu Vertheidigen. Ist nicht die staatliche Gesell schaft den Anarchisten gegenüber in der Lage des friedlichen Mannes, der durch Angriffe in den Stand der Nothwehr versetzt wird, und der sich wehrt, wie er kann? Wenn ein Gewalthaber, König oder Diktator, sich die Berechtigung beilegt, die Leute, die ihm gefährlich sind, ohne Weiteres aus der Zahl der Lebenden zu streichen, wie das in der Geschichte vorgekommen ist, so bezeichnet man ihn und seine Schergen als Bluthunde. Sind nicht die anarchistischen Mörder in der analogen Lage und verdienen sie nicht diese Bezeichnung, welche wir in der Preffe zu schüchtern sind, ihnen zu geben?" Auch eine Ehrung des großen Kanzlers. Die Berliner Stadtverordnetenversammlung, die bekanntlich dem großen Kanzler zu seinem achtzigsten Geburtstage die Ehrung ausdrücklich versagt Hat, konnte nach dessen Hinscheiden denn doch nicht anders, als des Ehrenbürgers der Reichshauptstadt zu gedenken. Dies that in der ersten Sitzung nach der Sommerpause in der gewohnten „taktvollen" und „diplomatischen" Weise Herr vr. Langerhans mit folgenden Worten: „Während der Zeit unserer Erholung haben wir einen Sterbesall von ganz hervorragender Bedeutung gehabt. Sie wißen alle, daß inzwischen unser früherer Reichs kanzler Fürst Bismarck das Zeitliche gesegnet hat. Unser Ehren bürger Fürst Bismarck hat fast ein Menschenalter hindurch die Geschicke unseres Vaterlandes geleitet, und wir alle haben in Geschäften und in öffentlichen Angelegenheiten mit ihm zusammen .gearbeitet. Es sind ja Manche unter uns, die nicht immer mit dem Vorgehen Bismarcks einverstanden waren; aber, meine Herren, -ich glaube, es giebt Niemanden unter uns, der daran zweiseln könnte, daß unser verstorbener Reichskanzler ein großer Mann (wie gnädig!) war, und daß wir wohl berechtigt sind, unsere Trauer über sein Hinscheiden auszusprechen. Meine Herren, ich könnte nun dem gewöhnlichen Brauche bei derartigen Erinnerungen folgen, indem ich Sie bäte, zu seinem ehrenden Andenken sich von Ihren Plätzen zu erheben; aber das wäre in diesem Falle doch eigentlich eine Kinderei. Bismarcks Andenken wird uns alle überleben; sein Andenken wird lange, lange Zeit durch die Ge schichte ausrecht erhalten werden. Darum denke ich, wir brtrachten unser Erheben von den Plätzen bei der Rückerinnerung an unsern Ehrenbürger und an alles, was er geleistet hat, einfach als einen Akt der Pflicht und der Pietät gegen den großen Mann, die wir jedenfalls ausüben müßen." — Es ist nicht nöthig, um dieses entsetzliche „Gefeiere" viel Worte herum zu machen. Von dem Herrn 1)r. Langerhans konnte man thatsächlich nichts, Ivas der Würde des Augenblicks entsprochen hätte, erwarten. Bemerken eine mächtigere Trauerkundgebung, als alle erdenklichen anderen Kundgebungen es sein könnten. Erwägt man die ungeheuere lärmende Kraft der Impulse eines so großen Gemein wesens, so erscheint es geradezu bewunderungswürdig, auf welchen leisen taktvollen Ton die Hauptstadt gestern gestimmt war. Sogar in den Nachmittagsstunden, als bei der herrschenden Hitze das Bedürsniß nach Erholung erwachte und hunderttausend Menschen den Prater aussuchten, floß der Menschenstrom zumeist nur murmelnd dahin. Freiwillig enthielt man sich sowohl in den Häusern wie an allen Erholungsstätten der Musik, und es war rührend zu sehen, daß alle die dürftigen Unternehmungen im Volksprater, deren Einnahmen ans einen schönen Sonntag gestellt 'ind, nicht bloß ihre Hauptanziehungskraft, die Musik, ein gestellt, sondern sich auch mit schwarzen Fahnen drapirt hatten. Wir erinnern uns nicht, den Volksprater je so gesehen zu haben. Er war besuchter als je, aber das ihm sonst eigene Geschrei und Getöse sehlte gänzlich. Still liefen die Ringelspiele ihre Bahn, ohne das herkömmliche Kreischen der Drehorgeln und Jauchzen der Fahrenden. Die hölzernen Pferde bäumten sich lautlos; selbst die Eisenbahn schien weniger zu klappern als an anderen Tagen, und die Ausrufer bedienten sich minder kräftig ihres Organs, da sie es bei dem Mangel an ohrenzerreißender Mnsik nicht nöthig hatten. Die Leute saßen ruhig in den Wirthshaus- gärten, denen die Damenkapellen oder sonstigen Orchester fehlten. Eine arme Frau, die in einer Straße des Volkspraters heiße Würstel verkauft, hatte ein winziges schwarzes Fähnchen an ihrem Kochapparat befestigt. Auch sie wollte zeigen, daß sie zwar ihr Geschäft nicht sperren könnte, aber der Trauer des Tages nach ihren schwachen Mitteln Ausdruck geben möchte. Ebenso würdig verhielt sich das Publikum in der Ausstellung und in „Venedig in Wien". Auch da blieben die Orchester leer und ergingen sich die Besucher bloß in den Alleen oder erfrischten sich in den Gast stätten. Ueberall merkte man das Bestreben, dnrch keine allzu laute Lustbarkeit die Stimmung des Tages zu stören. Am Abend, bei der Rückkehr aus dem Prater, rauschte die Brandung des Verkehrs für einige Stunden stärker aus. Dann kam wieder das ruhige Verrinnen des Lebens, sang- und klanglos, und früher als sonst das nächtige Schweigen in der stillen Stadt. Aus Triest, 13. September wird gedrahtet: Zwischen 10 und 11 Uhr nachts wiederholten sich die Ausschreitungen in verstärktem Maße. Dem Triester Pöbel schlossen sich die Slaven der Um gebung an. Der Angriff aus das Lokal der „Unione Gimnastica" wurde wiederholt. Von den Angreifern wurden zahlreiche Revolver schüsse abgefeuert, die von den Vereinsmitgliedern erwidert wurden. Dabei gab es ans beiden Seiten viele Verwundete, darunter zwei Wachmänner. Ein anderer Trupp der Ausschreitenden bombar- dirte das Krankenhaus mit Steinen. Nachdem der Pöbel eine halbe Stunde lang gewüthet, erschien die Wache und zersprengte die Menge. — Das italienische Konsulat wird fortwährend von Militär bewacht. Das Ministerium des Innern entzog der „Franks. Ztg." das Postdebit sür Oesterreich, was sofort amtlich mitgetheilt wurde. Italien. Ueber neue Ruhestörungen durch die Anarchisten in Mailand wird von dort berichtet, daß in den nähme des KriegsportefeuilleS und habe bereits BrugLreS Ein willigung. Inzwischen wurde du Paty de Clam gestern zurBer- ügung gestellt; dies ist eine sehr milde Maßregelung, die Niemand befriedigt; sür die Schuld, deren Anerkennung sie bedeutet ist si- eine völlig unzureichende Buße, der Cavagne aber entreißt sie Wuthausbrüche. So schreibt Rochefort heute: Die Bande kosmo politischer Verräther, die den Protestanten Brisson amtlich zu ihrem Häuptling gemacht hat, begaunert Frankreich wieder einmal Du Paty de Clam, obschon ihn die Anklagekammer sür nichts chuldig erklärt hat, sieht seine Laufbahn durch den Willen der Dreyfusleute des Kabinetts gebrochen. Dieser Stabsoffizier hat anscheinend den Fehler begangen, sich zur Zeit der Verfolgung Esterhazys mit diesem Angeklagten in Verbindung gesetzt zu haben, ehe er dazu von seinen Vorgesetzten ermächtigt wurde. Für ein so geringfügiges militärßches Vergehen ist das eine harte Strafe." Diese belustigende Lesart Rocheforts wird von der Unrathpresse mit erschütterndem Ernst verbreitet. So schreibt „Eclair": „Im Lager derjenigen, die unsern Generalstab zu einem Kegelspiel gemacht haben, wird man ein Triumphgeschrei erheben. Sie verlangten seit einiger Zeit unablässig du Paty de Clams Kopf; ihr Wohlfahrtsausschuß wird sich mit diesem Opfer nicht zufrieden geben, sondern weitere Hinrichtungslisten aufstellen. Ihre Wuth- und Haßschreie werden jedoch vergeblich sein. Die Esterhazy-Angelegenheit ist durch diese letzte Maßregel erledigt. Esterhazy wurde bestraft nicht wegen eines ihm zugeschriebenen Verbrechens, woran er unschnldig ist, sondern wegen offenkundig gewordener Thatsachen seines Privatlebens. Henry hat sich ge tödtet, du Paty de Clam hat seine Offizierspflicht gegen seine Vorgesetzten außer Acht gelassen, indem er sich ohne ihren Befehl mit Esterhazy unterhielt, darum wurde er zur Verfügung ge stellt. Picquart ist im Gefängniß, weil er Leblois Schriften mittheilte. So ist die Esterhazy-Sache geregelt, die derDreyfuS- Sache vollständig fremd ist." Drumont fällt heute Zola in vlgender Weise an: „Lucchenis Verbrechen ist ab- cheulich, Zolas Verbrechen ist ungleich schänd licher. Frankreich hat diesem elenden Wühler im Unrath Neichthum gegeben, es hat diesem öffentlichen Sittenvergister das Ehrenlegion-Osfizierkreuz verliehen, und er hat Frankreich Dolch ins Herz gestoßen. Das ist ungefährlicher und feiger, eine Kaiserin zu ermorden. Luccheni, ich grüße Dich! bist ein Bandit, aber Du bist weniger niederträchtig der andere Italiener, der ehrlose Verleumder, der Frankreich zu ermorden suchte, indem er die Fahne beschimpfte, die das Sinnbild des Vaterlandes selbst ist." Ein anständiger Abgeordneter, Thierry de Lanoue vom Aube-Departement, schreibt dem Kammervorsitzenden: „Lassen Sie bitte von meinen Tag geldern den auf mich entfallenden Betrag der Kosten sür den Maueranschlag der eine Fälschung enthaltenden Rede Cavaignacs abziehen. Diese Auslage darf nicht die Steuerzahler belasten. Ich habe mich betrügen lasten und durch eine Abstimmung, die ich bedauere, dazu beigetragen, daß die Fälschung größere Ver breitung gewann. Wenigstens will ich die Folgen sür den gestaltigen bezeichnet nennen pfl sagen. Ei der höhere losigkeit in Proteusarti früheren Z die hervor: die Künstsi sicheren R Kranksein vormals, anlagung Denjenigei von dec E Wander- i Aufenthalt geworden vielfach vc an denen wie viel c gelitten hi Die große zu machen deutender zurusen. das Ergel sich einste körperlich, finden, s finden be windjreiei sie dort Kraft da, Schmerze galt in der ga man eine Sch entwerfen, so greisen: hoch, biegsamen, gai Flechten kastar sprechenden A verrathendes zeugenden Bli die Eigenart i ihrer Festtoile Anforderungen sprach ihre A geschürzten B die hohe, zart die Kaiserin f wurden die ' gefertigt, vom gestickter Schl Hofes, galt schwarzer, fus -einem Gürtel auf einen grc Weltreisen m Füße mit fest die schönen E einen Tag in früher von und Weiß, Kaisers. Die Kaise Polizei derje: in dem von wollte sie sich der immer zi sie auf frai Mitarbeiter, und ihm gesc Spaziergänge Kommissar 2 indeß das M übrig, als v, erbitten. Dc daß Sie in Sie Ihre ga Sein Leben ich dagegen, Fremde, Mutter i versichere Ihn das Opfer c nicht vordem ein Ziegel v Bergbcsteigu das sind die Gotteswillen ist so großhe Menschen ko Ueber l Elisabet und dauernt Theil gewor fachen Abstr den leichten md bestum bedeutenden beten, sonde In der schö nach der G beglückt hat! liches und und langdai durch Seew den glücklick Tausende v sie zum St derselben h, Frau dauer lichen Rück störungen i Sorgsame s zugleich krä sie von M<
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