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Sächsischer Landes-Anzeiger : 29.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188804292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880429
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880429
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-04
- Tag 1888-04-29
-
Monat
1888-04
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 29.04.1888
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Sächsischer Landes.««zeige». Nr. Sv. Sonntag, SS. April 1688. Beziehungen zwischen Deutschland und England nur die günstigsten NSckwirkungen haben können. — Hamburger Blätter theilen einen Privatbrief Mackenzies an «inen dortigen ärztlichen Freund mit. Mackenzie spricht darin vor Allem die Uebcrzcugung aus, der Kaiser würde niemals eine ein greifende Kehlkopfoperation auSgehalten haben. Wer von den Acrz- ten ja noch daran gezweifelt hätte, dem hätte der Zustand des Pa tienten nach dem verhältnißmäßig leichten Luftröhrenschnitt die Augen geöffnet. Weiter wird hervorgehoben, daß vr. Hovcll stets im voll sten Maße seine Pflicht gethan habe und der Kaiser sehr mit ihm zufrieden sei. — Uebereinstimmend wird berichtet, daß die Königin Victoria den Reichskanzler Fürsten Bismarck mit ganz besonderer Huld be handelte. Bei der Hoftasel dauerte, wie des Näheren bekannt wird, die Unterhaltung Beider längere Zeit, und als die Königin sich end lich erhob, um sich zurückzuziehen, ging sie mehrmals auf den Reichs kanzler zu und reichte ihm mit dem Ausdruck vollster Sympathie die Hand. Die englische Presse beschäftigt sich ganz hervorragend mit diesem Factum und betrachtet es als ein sehr befriedigendes Ereigniß, glaubt aber nicht, daß in der Unterhaltung politische Momente be rührt worden sind. — Alle bisherigen Eröffnungen über die Hinterlassenschaft Kaiser Wilhelms werden jetzt für unbegründet erklärt. Zunächst wird darauf aufmerksam gemacht, daß Kaiser Wilhelm die angesammelten talien gern im Ankauf von Grundstücken anlegte; er ließ Güter und Forsten ankaufen, oft unter dem Gesichtspunkte, um bereits im könig lichen Besitze befindliche Güter abzurunden und zu vergrößern. Schon auf Grund dessen ist es nicht gut durchführbar, die gesammte Hinter laffenschaft durch eine bestimmte Summe zu bezeichnen. Dasselbe Berhältniß besteht hinsichtlich der Vermächtnisse an die Mitglieder des königlichen Hauses. Auch hier kommen Grundbesitz und andere Gegen stände, die einen nicht unbedingt feststehenden Werth haben, in Frage. Das Testament des Kaisers Wilhelm hat aus Alle, die es bisher ge- sehen haben, einen tiefen Eindruck gemacht; denn es spiegelt den selbstlosen Charakter des verewigten Kaisers in vollem Maße wieder. Einzelne Theile des Testamentes dürften in nicht zu ferner Zeit publizirt werden. — Zwischen den Verbündeten Regierungen dauern die Verhand lungen, über den Gesetzentwurf betr. die Atters- und Jnvalidenver- ficheruvg der Arbeiter noch immer fort. Man glaubt deshalb, im Bundesrath werde bis zum Beginn der Sommerferien erst die erste Lesung der Vorlage beendet werden. Die zweite Berathung wird dann zum Herbst erfolgen. — Zu Generalen der Infanterie bezw. Kavallerie sind durch kaiserlichen Erlaß befördert worden: des Barres, Frhr. von Mecr- scheidt-Hüllessem, von Böhn, von Heuduck, Graf Lehndorf, Bronsart von Schellendorf, von Verdy du Vernois, v. d. Burg, Anton Fürst Radziwill, Graf Waldersee, von Guretzky-Cornitz, von Winterfeld I, von Grolmann I, von Caprivi. — Preußisches Abgeordnetenhaus. Am Freitag genehmigte das HauS den Antrag Kropatschek-Schenkendorf betr. das Diensteinkommen und die Pension der Lehrer an den nichtstaatlichen höheren Lehran stalten. Dann wurden Petitionen berathen. Ein gewisser Marcus Ebel, österreichischer Unterthan, beschwert sich über die Rückweisung feines Gesuches um Aufnahme in den preußischen Staatsverband. Seitens der Regierung wird genaue Prüfung des erneut eingereichten Gesuches des Ebel zugesagt, die Petition selbst der Regierung zur Erwägung überwiesen. Nächste Sitzung: Montag 11 Uhr. (Weichsel regulirung und Kreisordnung für Schleswig-Holstein.) Oesterreich-Ungarn. Im öfter eichischen Abgeordnetenhause berieth man am Freitag wieder die neue Wehrvorlage. Minister Welsersheimb sagte sehr offen, diese Forderung werde die letzte nicht für die Armee sein. Alle Staaten vermehrten ihre Wehrkraft: Oester reich-Ungarn wolle gewiß den Frieden, aber es könne nicht allein geschwächt dastehen. Das schade seinem Ansehen. — Die Annahme der Vorlage ist völlig sicher. Frankreich. Präsident Carnot ist von Limoges, wo er in der Nacht zum Donnerstag geblieben war, am Donnerstag Mittag in Agen angekommen, wo er der Grundsteinlegung zu einem neuen Schul gebäude beiwohnte. Er wurde allenthalben recht herzlich begrüßt, von Hochrufen auf Boulanger, die namentlich in Limoges recht laut aufgetreten waren, war wenig die Rede. Leider kam es in Agen zu einem bedauerlichen Malheur. Eine Tribüne mit Zuschauern, die zu dicht besetzt war, brach zusammen, an 20 Personen trugen Ver letzungen davon. Auf eine Ansprache des Gerichtspräsidenten von Agen erwiderte Carnot, er werde ein treuer und entschlossener Wächter der Verfassung bleiben und sich bemühen, den inneren und äußeren Frieden aufrecht zu erhalten. Bei dem Abendbankett drückte er der Bevölkerung seinen Dank für ihre patriotische Einmüthigkeit aus. Dagegen haben sich in Nancy die Boulangisten ein Specialvergnügen gemacht. Sie durchzogen die Stadt und begannen unter den Fenstern der Präfectur die Boulangerhymne zu brüllen. In das Studenten- Kasino wurden Steine geworfen, ein Polizeibeamter leicht verwundet Die Gendarmerie zerstreute die Menge. — Freitag setzte Präsident Carnot von Agen die Reise nach Bordeaux fort. Ueberall lebhafter - Empfang und Hochrufe. Der Präsident war sehr zufrieden. Angesichts der anhaltenden Besserung im Befinden des deutschen Kaisers hat der Minister des Auswärtigen, Herr Gablet, dem fran zösischen Botschafter am Berliner Hofe zu einer Reise nach Paris Urlaub bewilligt. — Der Pariser Appellbos hat das Urtheil bestätigt, nach welchem wegen des bekannten Ordcnsschachers Frau Limousin zu 6 Monaten Gefängniß, General Caffarel zu 1000 Frcs. Geldbuße verurtheilt wurde. Holland. Das Befinden des Königs Wilhelm von Holland soll zu äußersten Befürchtungen veranlasse». England. Im englischen Parlament ist jetzt auch eine Art von Schutzzolldebatte im Gange. Es handelt sich um mehrere neue Zollerhöhungen, besonders um einen Weinzoll, der von Gladstone und seinen Freunden bestig bekämpft wurde. Die Forderung wurde in dessen angenommen. Rußland. Aus Warschau meldet die „Pol. Corr.", daß kürz lich ein Ausflug von etwa zwanzig russischen Offizieren in das russisch-galizische Grenzgebiet erfolgt sei, was vielfach im Sinne einer Wiederaufnahme der im Vorjahre stattgehabten Recognoscirungen im Weichselgehiet gedeutet wird. Nach einer anderen Lesart soll cs sich nur um die Verfolgung einiger durchgebrannter staatlicher Kasseu- veamten gehandelt haben. Orient. Das radikale serbische Ministerium Gruic hat seine Entlassung gegeben und Nikolas Christics die Bildung des neuen Kabinets übernommeu. Christics ist ein Mann mit einer Eiseufaust, der nicht viel Spaß versteht. Der sehr nach Oesterreich wiegende Mijatowics ist Minister des Auswärtigen geworden. Die übrigen neuen Minister sind unbekannte Größen. — Das neue Ministerium hat die Skupschtina aufgelöst und Neuwahlen ausgeschrieben. In dem meist interessirten Wien findet es die günstigste Bcurtheilung. — Fürst Ferdinand von Bulgarien hat am Freitag seine Rundreise nach dem Norden des Landes angetreten. Die Behauptungen der Russenpartei, der Fürst reise nur, um während der Urtheilsfällung in dem Skandalprozesse gegen Oberst Popow und Genossen nicht in Sofia zu sein, entbehrt der Begründung. Das Verhör ist in dem Prozesse zum Abschluß gekommen, die Aussagen lauten für Popow sehr belastend. Es erscheint das um so wunderbarer, als der Oberst s. Z. ein Angebot von 200,000 Rubeln zurückwies, welches ihm für feinen Uebertritt zur Ruflenpartei gemacht wurde. Sächsisches. — Im Bereiche der sächsischen Staats bahnen befinden sich nn Hau die Linien: Annaberg-Schwarzcnberg mit den Verkehrs stellen Walthersdors, Schlettau, Scheibenberg, Mittweida-Markersbach, Raschau und Grünstädtcl; Grünstädtel-Rittersgrün mit den VerkehrS- stellen Pöhla, Sicgelhof, Niederglobcnstein, Rittersgrün; Schönfeld- Geyer mit den Verkehrsstellen Tannenbcrg, Obertannenberg, Sieben - Höfen. Geyer; Stollbcrg Zwönitz mit den Verkehrsstellen Oberdorf- Beutha, Affalter; Mügcln-Nerchau-Trcbscn mit den Verkchrsstellen Nebitzschen, Gloßen, Gröppendorf, Mohlis, Wermsdorf, Mutzschen, Roda, Wagelwitz, Canncwitz, Denkwitz, Gcrnewitz; Mügeln-Geifing mit den Verkehrsstellen Dohna, Weesenstein, Glashütte, Bärenhecke, Bärenstein, Lanenstein, Gcising, Häselich, Maxen, Mühlbach, Schlvtt- witz und Burkhardtswalde; Berthelsdorf-Großhartmannsdorf mit Zweigbahn nach Langenau mit den Verkchrsstellen Brand, Groß- hartmannsdorf, Himmelfürst und Langenau; Freiberg-Halsbrücke mit den Verkchrsstellen Abrahamschacht und Halsbrücke; Großpostwitz- Cunewalde mit den Verkchrsstellen Köblitz, Cunewalde Bahnhof, Obercunewalde Haltestelle; Kamenz-Elstra mit den Verkehrsstellen Wiesa, Thonberg-Prietitz und Elstra; Bautzen-Königswartha mit den Verkehrsstellen Kleinwelka, Quoos, Holzscha, Neschwitz, Zescha und Königswartha; Schlettau-Crottendorf mit den Berkehrsstellen Walthers dorf, Mittel-Crottendorf und Ober-Crottendorf und Leipzig-Plagwitz mit der Verkehrsstelle Connewitz. — Am 1. Mai d. I. tritt ein neues Verzeichniß der Coupons für combinirbare Rnndreisebillets und der Billet-Ausgabestellen in Geltung. Das im Vorjahre ausgegebene Hauptverzeichniß nebst sämmtlichcn Nachträgen dazu wird hierdurch aufgehoben. Das Ver- zeichniß ist mit einer zugehörigen Uebersichtskarte zu dem Preise von 50 Pfg. von den Billct-Expeditionen käuflich zu beziehen. — Ueber ein bevorstehendes Einrücken der „Heilsarmee" in Sachsen schreibt man der „K. Z.": „Wie es den Anschein hat, trifft die Heilsarmee ernsthafte Vorbereitungen für einen größeren Feldzug in Deutschland. Nachdem bereits vor einiger Zeit zwei „Offiziere" der „Salvation Army" in Berlin Fühlung suchten, sind neuerdings auch verschiedene sächsische Jndustriebezirke von Sendlingen derselben bereist. Man scheint vorläufig in aller Stille „gearbeitet" zu haben, denn die Oeffentlichkeit hat man hier vcrmuthlich zunächst zu vermeiden gesucht. Auch in Sachsen scheint man vorläufig nur Sondirungen vorgenommcn zu haben, und daß diese sich zunächst in jene Gegenden erstreckten, in denen die Bevölkerung seit langer Zeit dem religiösen Sectenwescn außerordentlich zugethan ist, zeugt davon, daß der „Generalstab" der „Armee" nicht nur gut unterrichtet ist, sondern die Verhältnisse auch vollständig zu würdigen weiß." AbwärtenI — Dresden. In der am 26. April hier abgehaltenen General versammlung des „Conservativen Landesvereins im König reich Sachsen" erklärte der Vorsitzende, Freiherr von Friesen: „Die Finanzlage Sachsens ist zwar eine günstige, doch macht sich bereits procentual ein kleiner Rückgang bemerkbar in Eisenbahn- und Berg werkseinnahmen. Man schließt aus der Finanzlage des Staates und aus den Resultaten der Einkommensteuer-Einschätzungen auf den Wohl stand der Bevölkerung. Dieser Schluß sei nicht ohne Weiteres als richtig anzuerkennen, denn die Steuerergebnisse seien sowohl auf den enormen Bevölkerungszuwachs (300,000 in 5 Jahren), als auch auf ein strafferes Anziehen der Steuerschraube zurück^uführen. Außerdem kommen von den erhöhten Einkommen 42 Proc. auf Gehalte und Löhne, 15 Proc. auf Handel und Industrie, 12 Proc. auf Kapital zinsen und nur 3 Proc. auf den Grundbesitz in den Städten; aus dem Lande sei eher ein Rückgang des Einkommens zu constatiren. Der Bevölkerungszuwachs sei zum größten Theile auf die Einwan derung zurückzusühren, dieselbe führe den wohlhabenderen Klassen Elemente zu, die als nicht geborene Sachsen einen weiteren nationalen Standpunkt einnchmen und geringeres Interesse an der Selbstständig keit unseres engeren Vaterlandes nehmen, der andere Theil bestehe aus Arbeitern, die meist die Socialdemokratie verstärken helfen. In Leipzig sei schon der dritte Mann der Einwohnerschaft Nichtsachsc. Es erhelle auch hieraus, daß für die conservative Partei die Zeit der Arbeit noch nicht vorüber sei, und Redner ist überzeugt, daß die Partei die Augen offen halten und alle schädlichen Einflüsse energisch bekämpfen werde. — Die Wiederwahl des seitherigen Vorstandes er folgte einstimmig. — In Dresden giebt es 229 Aerzte und 125 Rechts anwälte; da am 1. Dccember 1885 die Einwohnerzahl der Stadt einschließlich der 8381 Bewohner der Albertstadt 246,038 betrug und dieselbe seit 1879 jährlich um rund 5000 zugcnommen hat, so kommen auf 1 Arzt 1092 und auf einen Rechtsanwalt 2000 Einwohner. — Freiberg. Das hiesige „Tageblatt" berichtet: Nach einer von stets gut unterrichteter Seite uns zugehendcn Mitthcilung sollen demnächst die als Gradabzcichcn der Unteroffiziere der deutschen Armee zur Verwendung kommenden Gold- und Silbertressen in Wegfall kommen und an deren Stelle die Sterne, wie solche in der öster reichischen Armee schon eingeführt sind, treten. Von dieser bevor stehenden Neuerung soll auch eine hiesige Gvldspinnerei, welche auf einigen Stühlen die Trcssenanfertigung eingestellt hat, Kenntniß er halten haben. Die Sterne sind bedeutend billiger als Silber- bezw. Goldtressen und verrichten den Zweck als Gradabzeichen wenn nicht besser so doch mindestens ebenso wie die theuren Tressen. — Oedcran, 27. April. Der in vergangener Nacht einge tretene Frost war hier bis zu drei, vier Zoll Tiefe in das Erdreich eingedrungcn und dürfte so manches hoffnungsreiche Blüthcnleben in Feld, Flur und Garten vernichtet haben. Noch in der sechsten Morgenstunde waren 4 Grad Kälte zu verzeichnen. — Scheklenberg. Zum hiesigen Pfarrer und Schloßprcdigcr ist Herr Pfarrer Börner in Klöstcrlcin-Zelle einstimmig gewählt worden. — In Eppendorf weilen seit einigen Tage» mehrere Inge nieure und Hilfsarbeiter, um Terrainuntersuchungcn und Messungen vorzunehmen, welche zur Erläuterung des Eisenbahnprojectes erforder lich sind. — Leipzig. Prinz Georg wohnte am Donnerstag Vormittag ans dem Exercierplatz bei Connewitz der Besichtigung des Infanterie- Regimentes Nr. 106 bei. Nachmittags besuchte der Prinz das Panorama der Schlacht bei Villiers, nahm um 4 Uhr an dem Mit- tagScsscn des Offisierskprps des 106. Regiments Theil und begab sich dann zu einer Abendgesellschaft im Hause des Generalleutnants v. Tschirschky und Bögendorff. Am Freitag früh fuhr der Prinz abermals nach dem großen Exercierplatz -ei Connewitz zur Besichtig ung der Bataillone des 107. Infanterie-Regiments. Im Laufe des Tages stattete Se. königl. Hoheit dem Museum einen Besuch ab und wohnte Nachmittags den, Diner im Officiers-Casino des obengenann ten Regiments bei. Am Sonnabend erfolgt die Besichtigung des Jägerbataillvns Nr. 15 in Wurzen. — Der Buchhändler und un garische Staatsbürger Adolf Hartleben, wohnhaft in Leipzig, hat den ungarischen Adel mit dem Prädicat Sarkhäzi (Angelshausen) erhalten. — In Lünzen au hatte man bekanntlich vor länger als einem Jahre mit dem Bau eines neuen Schulhauses begonnen, dessen Vollendung-ober, wie s. Z. berichtet, infolge der mehr als mangel haften Ausführung beanstandet wurde. Jetzt findet endlich diese An gelegenheit, die viel Staub auswirbelte, dadurch ihren Abschluß, daß das verpfuschte Mauerwerk ganz abgetragen wird und der Bau von neuem beginnen muß. — In Zwickau hat die Schneider-Innung die Errichtung einer Fachschule für Schneiderlehrlinge beschlossen. Meerane. Der Bau des von der hiesigen Fleischer-Innung zu errichtenden Schlachthofcs wird in den nächsten Wochen begonnen werden; es sind zunächst für das Verwaltung-- und Restauration-- gebäude die Erd-, Maurer-, Steinsetzer- und Zimmerarbeiten den be treffenden Bewerber^ übertragen worden. Tie Fertigstellung der ge- sammten Baulichkeiten und der inneren Einrichtungen derselben wird erst im nächsten Jahre erfolgen, sodaß vielleicht im Herbst 1689 daS öffentliche Schlachthaus, in welchem bekanntlich all' und jedes hier zu schlachtende Nutzvieh geschlachtet werden muß, in Betrieb genommen Werden kanu. — Werdau. Herr Pfarrer Cordes in Oberalbertsdorf hat einen Ruf als Leiter des in Philadelphia zu errichtenden ersten deutschen Diakonissenhauses, das ein Deutsch-Amerikaner mit 4,000,000 M- errichten und auch ferner unterhalten will, erhalten. — Crimmitschau, 26. April. Das hiesige Amtsgericht er- läßt folgende Bekanntmachung: „In Gemäßheit von 8 98 der ConcurS- ordnung wird dem Fabrikbesitzer Louis Hüffer in Wahlen, alleinigem Inhaber der Firma: Heinr. Hüffer in Crimmitschau, zur Sicherung der Vermögensmasse desselben jede Veräußerung und Verpfändung von Bcstandtheilen dieser Masse untersagt." Die Zahlungseinstellung genannter Firma, welche bisher als reich galt und große Bigogne- Spinnereieu hier und in Lodz (Polen) besaß, erregt großes Aufsehen. Die Zahlungs-Verlegenheit soll entstanden sein durch den Zusammen sturz eines englischen Hauses, der Firma Smith u. San in Glasgow, bei welcher Hüffer mit großen Summen, man spricht von 1 Million Mark, betheiligt ist. Die Firma soll auch durch den überaus großen Rückgang der russischen Valuta in den letzten Jahren einen Verlust von mehr als einer halben Million Mark erlitten haben. Wie man hört, ist die Aufstellung einer genauen Bilanz in Angriff genommen, um nach Fertigstellung derselben eine Gläubigerversammlung einbc- rufen zu können. Ob das förmliche Konkureverfahren noch ange- wendet werden kann und eine gütliche Einigung mit den Gläubigern möglich ist, bleibt abzuwarten. — Harten st ein. Vor einigen Tagen entstand im Waldrevier der Gutsherrschaft Stein, unmittelbar am Bahnkörper, ein Wald- brand, wodurch in ganz kurzer Zeit ein zehnjähriger Holzbestand aus einem Flächeninhalt vyn ca. 1000 Quadratmetern gänzlich ab brannte. Die Ursache zu diesem Schadenfeuer dürfte in eincr in der Richtung nach Stein zu gefahrenen Hilfslokomotive zu suchen sein. — Stollberg. Am Donnerstag Abend hat sich der Ma schinenbauer Pretzschncr von hier in seiner Wohnung erhängt. Wie vcrmuthet wird, ist der Grund zu diesem traurigen Schritt andauernde Krankheit gewesen. — Zschopau. Dem Namen des in hiesiger Gegend gelegenen Postorts Kr u m her m er s darf ist zur Unterscheidung von dem Post orte Krumhermsdorf (Bz. Dresden) im postdienstlichen Verkehr die zusätzliche Bezeichnung „(Erzgebirge)" beigclcgt worden. Zur Fern haltung von Fchlleitungen empfiehlt es sich, diese Bezeichnung in der Aufschrift von Postsendungen künftig anzuwenden. — Greiz. Der Trichinenschauer Wülfel in Rcmtendorf fand kürzlich in einem Präparat von einem Molch eine weibliche Darmtrichine und zehn Wandertrichinen und bei dem Ver suche mit anderen Präparaten von demselben Thiere geradezu massen haft Wandertrichinen vor. Welch' zähes Leben diese gefährlichen Schmarotzer haben, beweist, daß die Muttcrtrichinc sogar am dritten Tage noch lebte und in den lebhaftesten Bewegungen sich erging und erst am vierten Tage verendete. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Die AreiiiideimIereS BlotleS werden ersucht, uu« wichtige Begebenheiten gütig» mlt,»thel!e». Chemnitz, de» 28. April. — Devrient's Luther-Schauspiel. Wie sein Meister Christus schlug Luther ohne eiserne Waffen und Gewalt, allein durch das friedliche Wort eine alte Welt in Trümmer und schuf in demselben Augenblick aus dem wildgührcnden Chaos eine neue, vor welcher die alte zu der bloßen Erinnerung an eine» schlimmen Traum erblaßte. Daher verdiente er nicht nur, sonbern heischte durch das Wort gefeiert zu werden von Berufenen. Mehrere glaubten si b berufe» in leidenschastlichem Drang und hochgeschwellter lyrischer Eni« pfindung —; aber es scheint, daß die Nachwelt nur Einem den wohlverdienten Kranz, den ihm die Mitwelt »m die Stirne flocht, in dauerndes Erz umgicße» wird. Der tüchtige Sproß eines unvergeßlichen Stammes, Otto, der Sohn Eduard Devrient's, als Littcratursorschcr, Vortragsrcdner und Schauspieler wohl- belannt, ist der Verfasser dieses Werkes. Man hofft ans zahlreichen Besuch aller Derjenigen, welche Begeisterung hegen, nicht zwar für den kalten Farben- glanz katholischer Feste, sondern sür die lebensvolle Verkörperung und Vor führung eines Bcrgmannssohncs, der mehr konnte als Erze klopfen, aber Vater und Mutter und die Ehe hochgehalten hat. (Siche heutige Beilage „Sonntagsblatt".) — Schwurgericht. In der zweiten diesjährigen Sitzungsperiode des hiesigen Schwurgerichts, welche die Zeit vom 3. bis 16. Mai umfassen wird, kommen nachstehende Strafsachen zur Verhandlung - 1. am 3. Mai Vormittags V,10 Uhr wider den Flcischergesellcn Hermann Bernhard Kühne aus Frankcn- berg wegen vorsätzlicher Brandstiftung und Unterschlagung; 2. am 3. Mai Nachmittags '/-4 Uhr wider den Expedienten Karl Gustav Stein aus Nossen wegen Unterschlagung im Amte und Vernichtung amtlicher Urkunden aus Gewinnsucht; 3. am 3. Mai Nachmittags 5 Uhr wider den Wirthschastsbesitzcr Albert Emil Kreutel aus Schwarzbach in Elterlein wegen vorsätzlicher Brand stiftung; 4. am 4. Mai Vormittags V-10 Uhr wider den Schlosser Julius Ernst Leonhard Zvbcck aus Lindow wegen Münzverbrechcns; 5. am 5. Mai Vormittags V-10 Uhr wider den Handarbeiter Friedrich Wilhelm Jobst aus Waldheim wegen versuchten Sittlichkeitsverbrcchens; 6 am 7. Mai Vormittags V-10 wider den Hausmann Friedrich Wilhelm Schobert von hier wegen Zcugcnincineids; 7. am 7. Mai Nachmittags V-4 Uhr wider den seitherigen Posthilssbote» Franz Richard Thalheim aus Gcringswalde wegen Unter schlagung im Amte rc.; 8. am 7. Mai Nachmittags V-ü Uhr wider die Fabrik arbeiterin Therese Klara Camilla Bauer aus Frankenberg wegen Zengeiimcin« eids; 9. am 8. und 9. Mai Vormittags V-10 Uhr wider den Schmied Karl Franz Sacher aus Crottendorf wegen Zeugcnmeineids und Begünstigung und die Wirthschastsgchilfen Karl Franz Päßler und Moritz Hermann Gütz daher wegen Begünstigung; 10. am 1l. Mai Vormittags ',,10 Uhr wider den Hand arbeiter Friedrich Albin Schreiter aus Dittmannsdorf wegen vorsätzlicher Brandstiftung: 11. am 12. Mai Vormittags V-10 Uhr wider de» Handarbeiter Christian Eonard Lenk aus Untcrtriebcl wegen versuchten Sitllichkeitsvcr- brechens; 12. am 14. Mai Vormittags V-10 Uhr wider de» Kaufmann und Agent August Feodor Schlesinger ans Olbcrnhau wegen Zcugenmciucids und Beuugs; 13. am 15. Mai Vormittags V-10 Uhr wider den Schlosser- gejcllen Emil Theodor Gläser aus Einsiedel, de» Fabrikarbeiter Heinrich Ernst Kaiser aus Laubegast, die Fabrikarbeiterin Anna Antonic Bcuchcl von hier und den Handarbeiter Carl Otto Lehmann daher wegen Raubes unter er schwerenden Umständen, gewerbsmäßigen Glücksspiels, Betrugs und Ueber- trctung, die Beuchel und Lehmann anlangend wegen Hehlerei; 14. am 16. Mai Vormittags V,10 Uhr wider den Klempner Emil Richard Harnisch, den Strumpfwirker Karl Heinrich Neubauer, Christiane Wilhelmine vcrw. Harnisch, de» Bäckergesellen Hermann Max Harnisch, allerseits in Krumhenncrsdorf, wegen Beihilfe zu einem betrüglichen Baukcrutt, bezw. wegen Versuchs des Verbrechens in 8 112,2 der K.-O. Die unter 4., 6., 7. und 12. bezeichne»«» Strafsachen werden voraussichtlich unter Ausschluß der Oeffentlichkeit verhan delt werden. — Für diese Sitzungsperiode des kgl. Schwurgerichts sind »ach« stehende Herren Geschworene» ausgelost worden: Schneidler in Hartmanns- dors, Grund in Annaberg, Schüller in Zwönitz, Aurich in Ehrcnsriedersdorf, Schmalz in Ringethal, Schletter in Jühnsdorf, Prenzel in Chemnitz, Harnisch in Lugau, Lipsert in Annaberg, Eilenstuck, Meister, Just in Chemnitz, Scheller in Ottcndorf, Gerstäcker in Göritzhain, Brodengcyer in Annaberg, Schwenke in Frankenberg, Heeg in Ehrenfriedersdorf, Ploß in Chemnitz, Lötsch in Anna berg, Bruhm in Einsiedel, Dollsus in Chemnitz, Kallenbach in Thalheim, Richter in Bärenstein, Baldauf in Chemnitz, Fröde in Plaue, Rudert, Fcld- mann, Flade in Chemnitz, Mehnert in Dittersdorf und Fcldmann in Chemnitz. — Holzverstcigerung aus Chemnitzer Stadtsorstrevier- Im Schloß garten-Restaurant zu Chemnitz-Schloß sollen Dienstag den 1. Mai Vormittags von 9 Uhr an eine Quantität im Küchwakde (Abth. S u- 6) aufbereitete Nutz- und Brennhölzer meistbietend versteigert werden- Nähere Auskunft über diese Hölzer eriheilt Herr RathSsörster Schier im Forsthause an, Zeisigwald. — Chemnitzer Bäche. Während früher in den Städten, wie nochjetzt in kleineren Orten, Bäche in dem selbstgcwählten Bett ungestört und offen ihren Lauf durch die Straßen nahmen, haben die Anforderungen der Neuzeit hierin eine bedeutende Wandlung geschaffen. Die meisten Städte sind ja an Flüssen meist da errichtet, wo in das Hauptthal auch Seitenthäler münden, > und an den diesen Thäler» entstammenden Bächen zogen sich die ersten Häuser, hin. Man ließ das geringe Absallwasser ohne Bedenken durch die Wasierläufe
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