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UN- Tageblatt Amtsblatt W die liwiglichai mb Mtischeu BehSrdw zu Freiberg mW Brand. .W 173 1398 Brand, den 27. Juli 1898. ^erfüllt »Ium Hinter- «1898. Nachm. Mm» st«» 11 >it io« !g« «ft i7 Eine Inzela« IM nutzt Erscheint j-den Wochentag Abend» '/.« Uhr für den , L'i'vierteljährlich b M 2b Psg. u. «inmonatlich7SPsg. Aktuar S«I>LnSI«r, Gerichtsschreiber deS Königlichen Amtsgerichts «n und wörtlich cg Burk- ng Max lseraten» ng. — » «er. überg. Nr. 7. Snzeig« In dem Konkursverfahren über daS Vermögen deS Stuhlfabrikanten Otto Bruno Timmel in Berthelsdorf ist der Termin zur ersten Gläubigerversammlung nicht auf den 14. August 1898, sondern auf de« IS. August 1SVS, vormittag 10 Uhr bestimmt worden. Inserat» wrrdeu bi» Bormitlag >1 Uhr angenommen. Pret» für die Spaltzelle 18 Pfg. Außerhalb de» Landg«richt»bezirl» 15 Pfg verschied !re liebe Der sozialdemokratische Wahlverein deS vierten Berliner Wahlkreises beschloß, die Mitglieder, die nicht zur ReichStagSwahl erschienen waren, auszuschließen. Auch in den anderen Berliner Wahlkreisen soll aus Anlaß der ReichStagSwahl eine Musterung unter den Genossen gehalten werden. Ueber eine Musterleistnng deS österreichischen KlerikaliSmus weiß die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" zu berichten. DaS „Vorarlberger Volksblatt" ist über die Vorliebe der Bregenzer für die Kornblume in blinde Wuth gerathen und schreibt: „ES wird immer schöner und gemüthlicher in unserem lieben Oester reich. Am Donnerstag haben die Kinder dem erlauchten Kaiser ihre Huldigung dargebracht, am Montag sollen sie ausziehen, geschmückt mit der Lieblingsblume des Preußenkönigs und seines DepeschensälscherS BiSmarck, jenes Wilhelm, der die Großväter und deren Brüder . . . massenhaft hinschlachten oder zu Krüppeln schießen ließ. Erst 32 Jahre sind eS her, seitdem dieser Wilhelm und sein AdlatuS, der Massenmörder in Friedrichsruh, namenloses Elend über unser Land gebracht." — Die „Nordd. Allg. Ztg." nennt diese Auslastungen äußerst zart: „Für gewisse Kreise charakteristisch." Aus Wien wird der „Nat. Ztg." geschrieben: Der ReichSrath, bisher nur vertagt, wurde mit feierlicher Entschließung vom 24. d. M. geschloßen. Damit ist wieder eine neue ÜM ge schaffen. Die Schließung der Session bedeutet die Anullirung alles dessen, was in dem letzten Sessionsabschnitte wenigstens formell geschaffen wurde, die Beseitigung aller Regierungs vorlagen und Initiativanträge, bis auf die Konstituirung des HauseS, die Wahl des Präsidiums und der Ausschüsse. Wird die Regierung der Schließung deS HauseS auch die Auflösung deS Parlamentes folgen lasten und Neuwahlen ausschreiben? Daran ist wohl ernstlich zu zweifeln. Neuwahlen unter den heutigen Verhältnissen würden nach allen Richtungen nur radikalere Elemente inS Parlament bringen. Sollte die Re gierung gewillt sein, den ihr von föderalistischer Seite zu- gemutheten Staatsstreich, eine Aenderung der Verfassung ohne Mitwirkung des Parlamentes, jetzt, wo daS Parlament geschlossen wurde, zu versuchen? Auch diese Eventualität scheint, trotz aller Drohungen und Ankündigungen czechischer Blätter, vorläufig wenigstens noch nicht beabsichtigt. Es scheint vielmehr, daß die Schließung deS ReichSrathS nur den Zweck verfolgt, der Re gierung ihre Absicht, wieder eine Zeit lang mit Hilfe deS 8 14 sortzuwirthschaften, zu erleichtern und die Feststellung der Quote für das kommende Jahr durch den Kaiser formell zu ermöglichen. Durch die Schließung deS ReichSrathS hat die vom ReichSrath gewählte Quotendeputation ihr Mandat verloren und die von derselben für den September in Aussicht genommene Wieder aufnahme der mündlichen Verhandlungen mit den Mitgliedem der ungarischen Quotendeputation ist unmöglich geworden. Und doch ist es vor Allem die Frage der Erneuerung des öster reichisch-ungarischen Ausgleichs, welcher den beiderseitigen Regierungen die meiste Sorge verursacht und eine Gefahr für den dualistischen Staatsverband der Monarchie zu werden droht. Wenn auch in Ungarn der Gedanke der Herstellung vollständiger, wirthschaftlicher Selbstständigkeit zahlreiche Anhänger besitzt, so ist man sich dort trotzdem der Tragweite diese- Entschlusses klar bewußt und alle jene Staatsmänner und Volksvertreter, welche« 1897/98 hat u. a. ergeben, daß eine Ueberschreitung des Etats ansatzes der Ausgaben um nahezu eine halbe Million bei dem Reichszuschuß für die Jnvaliditäts- und Alters versicherung vorgekommen ist. Es ist das nun schon das dritte Jahr, m welchem die gleiche Erscheinung zu beobachten gewesen ist. Während in den ersten Jahren nach dem Inkraft treten deS Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes die tat sächlichen Ausgaben für den angegebenen Zweck stets hinter dem Etatsansatze zurückgeblieben und demnach bei dem Finalabschluß gerade betreffs des ReichszuschuffeS MinderauSgaben zu verzeichnen waren, hat sich seit 1895/96 die entgegengesetzte Erscheinung bemerkbar gemacht. Damals machte die Differenz zwischen Wirk lichkeit und Etatsansatz nahezu eine Million, 1896/97 über eine Million Mk. aus. Allerdings hatte man von 1894/95 auf 1895/96 den Etatsansatz nur um 1,35 Millionen Mk. gesteigert, von 1895/96 auf 1896/97 aber schon um 2,6 Millionen, also um nahezu das Doppelte. Daß der Etatsansatz für 1897/98 nun doch hinter der Wirklichkeit zurückgeblieben ist, muß umso mehr auffallen, als die Steigerung. des Reichszuschusses von 1896/97 auf 1897/98 nicht weniger als 3,3 Millionen Mark betragen hat. Es erhellt, daß namentlich die Invalidenrenten zahlreichere Zuschüsse nöthig gemacht haben, als angenommen wurde. Der Ansatz des ReichszuschuffeS für 1898/99 ist nur um 2,3 Millionen erhöht worden. Hoffentlich genügt die Steigerung für die inzwischen neu entstandenen Renten. Jeden falls giebt oie Entwickelung, welche der Reichszuschuß zu den Jnvaliditäts- und Altersrenten Ls kaato genommen hat, die Lehre, den Voranschlag für die nächsten Jahre unter möglichster Berück sichtigung aller bei der Steigerung der Rentenzahl in Betracht kommenden Eventualitäten zu bemessen. Das Opfer eines Pistolenduells, daS in der Umgebung von Berlin stattgefunden hat, ist ein vr. B. geworden. Er wurde mit einer schweren Schußwunde im Unterleib in die König!. Klinik eingeliefert, wo er verstorben ist. Ueber das Duell selbst und den Gegner des Verstorbenen wird das strengste Still schweigen beobachtet. Angesichts der Erfolge, welche die Sozialdemokratie bei den Reichstags-Wahlen erlangt hat, verlohnt es sich wohl auch, zu untersuchen, wie hoch die Kriegskosten gewesen sind. Dem „Hannoverschen Kurier" wird hierzu geschrieben: „In sonst ganz gut unterrichteten Kreisen der „Genossen" nimmt man an, daß die Reichstagswahlen die Partei über eine Million Mark gekostet 51. Jahrgang. —> Freitag, de« 2S. Juli haben. Die Abrechnung über die Kriegskosten im Wahlkreise Kalbe- AscherSleben liegt vor: die Wahl kostet 8245 Mark. In etwa 200 Wahlkreisen hat die Partei die Wahlarbeit intensiv betrieben und die Rechnung, daß sie für die Reichstag-Wahlen etwa eine Mill. Mark auSaegeben, dürfte etwa stimmen. Die GewerbegerichtS- wahlen sind ;a bedeutend billiger, aber mehrer« Tausend Matt kosten dieselben in jeder größeren Stadt ebenfalls, auch die Stadt- verordnetenwahlen verursachen nennenSwerthe Kosten. Die Wahlen für die Delegirten zu den Ortskrankenkassen, deren Verwaltung fast allgemein in sozialdemokratische Hände übergeht, sind nicht umsonst; denn da» weiß ja nicht jedermann, daß es eine Phrase ist, wenn die Herren Agitatoren von der „gewaltigen, freiwilligen, unbezahlten Arbeit" der „Genoffen" so viel Lärm machen. Die Wahlen zu den Einzellandtagen find auch nicht billig; sie werden ja oft viele Wochen vor dem Wahltermine ausgenommen. Daß die Streiks im vorigen Jahre Millionen gekostet haben, ist bekannt. Für ausländische Wahlen und ausländische Streck» werden ebenfalls hohe Summen geopfert, dergleichen für die Mai feier. Kurzum, die Kriegskosten, welch« die Arbeiter für die Bereits in einem großen Theile der gestrigen Auflage konnten wir noch drahtlich die erfreuliche Mittheilung bringen, daß in dem Befinden de» Fürsten BiSmarck eine Besserung eingetreten sei. Professor Schweninger erkärte gestern Mittwoch auf Anfrage, der Fürst habe eine gute Nacht gehabt und fast sieben Stunden geschlafen und befinde sich zwar schwach, aber besser. — Die „Hamb. Nachr." erhalten über das Befinden des Fürsten Bismarck unterm 27. Juli folgende authentische Auskunft: „Das Befinden deS Fürsten ist unverändert. Der Schlaf in letzter Nacht war gut. Kein Grund zur Beunruhigung vorhanden." Die „Lippische TageSztg.", die den Interessen der Schaum- burger Linie dient, veröffentlicht zum St reit fall Lippe eine lange Auslassung, die in der Behauptung gipfelt, der Regent habe sich durch schlechte Rathgeber verleiten lasten, sich gegen den Kaiser zu wenden und ein gefährliches Spiel zu treiben. Durch dies« schlechten Rathgeber irregesührt, habe Graf Ernst mehr be ansprucht, als ihm zukam. Das Blatt fügt hinzu: In dem Schreiben deS Regenten finden sich allerlei Andeutungen, di« den Kaiser verletzten. Mehr können wir heute nicht sagen. ES muß erst die Veröffentlichung dieses Schreibens abgewartet werden. Man muß ober die Frage aufwetten: „Wer war der Wort brüchige, der daS Telegramm deS Kaisers in die Oeffentlichkeit brachte?" — In der Frage, ob die Landesgesetzgebung befugt sei, die Thronfolgeordnung selbstständig zu bestimmen, tritt die „Leipz. Ztg." auf die Seite Lippe». Sie schreibt, eS läge ein Präzedenzfall in Meiningen vor: Auch hier hat der Landtag entschieden, ohne daß die Zuständigkeit des Bundesraths in An spruch genommen und von Reichswegen dagegen Widerspruch er hoben wurde. Sollte daS, was in Meiningen für legal galt, nicht auch im Lande Detmold legal sein? — Die „Münch. N. Nachr." erfahren von maßgebender Seite au» Berlin, daß man in Bundesrathskreisen durchaus nicht geneigt ist, den Lippe'schen Fall tragisch zu nehmen, da der Regent sachlich nicht im Rechte ist. Falls er formelle Bedenken gegen daS Telegramm deS Kaisers hätte geltend machen wollen, so hätte er jeden anderen Weg, als den eingeschlagenen, vorziehen können. Der Finalabschluß der Reichshauptkaffe für das Etatsjahr Auktion iu Randeck. Sonnabend, de« SO. J«U a. e., vormittag 0 Uhr kommen daselbst » Scheffel Land anstehendes Lehde«- ««d 1 Parzelle anstehendes Wtefenfutter gegen Bar zahlung zur Versteigerung. Versammlungsort: Gasthof daseldst. Brand, den 28. Juli 1898. Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung. de» C7mmmüc°t2^ 18. dsS. Mt^ bis zum 29. Juli verfügte Sperrung Sonnabend, denSO.^uli v-Ääna^ Großschirma wird hiermit bi- mit Tr-iberg, den 28. Juli 18^ Königliche AmtShauptmannschaft. — I. B.: Reg.-Rath. sind ^!v?^^^^strich von ca. 2000 gm Lattenzaun soll vergeben werden. Angebote bedinnnn^n 'luhtnahme der m hiesiger Jägerkaserne Stube Nr. 37 ausliegenden Vertrags- Freiberg, den 28. Juli 1898. - Königliche Garnison-» erwaltung. sozialdemokratische Agitation aufzubrtngen haben, belaul sicherlich in jedem Jahre auf 5- brS 6 000 060 Mark: bei - zahlenden „Genoffen" hat also jeder jährlich 15 Mark für Partei zwecke zu opfern. Die Anhänger der bürgerlichen Partei« bringen bei Weitem für ihre Parteizwecke nicht so viel auf." Bestellungen auf «ufere täglich erscheinende Zeitung Keiber,» Ayeis» mb TMbktt für die Monate August und September werden zum Preise von 1 Mark 50 Pfg., monatlich 75 Pfg., von allen kaiserlichen Postanstalten, von den bekannten A«-gabestellen sowie durch unsere ZeitungSboten und die unterzeichnete Geschäftsstelle angenommen. Inserat« finden bei der großen Austage des »Freiberger Anzeigers" die weiteste und zweckent sprechendste Verbreitung. Die Srptdttisv des „Freiberger Anreißer und Tageblitt". Politische Umschau. Freiberg, den 28. Juli. Deutschland. In seiner Sitzung vom 8. Mai 1896 hatte der Reichstag einen Beschluß angenommen, wonach ein aus Vertretern und Gegnern der Impfung und des Impfzwanges zusammengesetzter freier Ausschuß einzuberufen sei, um zu prüfen, ob die Voraus setzungen, unter denen da» Jmpfgesetz s. Z. zu Stande gekommen sei, yoch zutreffen und ob das Gesetz im Sinne der Gesetzgebung ausgeführt worden sei. Dieser Entschließung hat der Bundesrath bekanntlich seine Zustimmung versagt, dagegeu unter dem 16. Juni 1897 beschlossen, „den Reichskanzler zu er suchen, nach Vernehmen mit den Bundesregierungen einen Aus schuß von Sachverständigen zur Berathung darüber zu berufen, ob und inwieweit etwa nach dem jetzigen Stande der Wissenschaft und der auf dem Gebiete des Impfwesens gemachten praktischen Erfahrungen eine kritische Durchsicht oder Ergänzung der zum Vollzüge des Jmpfgesetzes ergangenen Bestimmungen angezeigt erscheine." Auf Grund dieses Beschlusses haben auf Anordnung des Staatssekretärs des Innern am 6. und 7. Juli d. I. im kaiserlichen Gesundheitsamte auftragSweise Berathungen statt gefunden, zu denen außer mehreren impfgegnerischen Aerzten und den Vorstehern der hauptsächlichsten staatlichen Jmpfinstitute noch eine größere Anzahl hervorragender Sachverständiger zu- gezogen waren. Die Berathungen, deren Ergebnisse demnächst dem Bundesrath zur Beschlußfassung vorgelegt werden, erstreckten sich im Wesentlichen außer auf eine prüfende Durchsicht der Vollzugsbestimmungen zu dem Jmpfgesetz, auf die Durchsicht und Ergänzung der Vorschriften über Einrichtung und Betrieb der staatlichen Anstalten zur Gewinnung thierischen Impfstoffes. Zur Frage der Bewilligung von Diäten an Reichstags abgeordnete äußerte sich der schaumburg-lippische Minister Spring in einer Sitzung des Bückeburger Landtags wie folgt: „Was die Bewilligung von Diäten an Reichstagsabgeordnete angehe, so sei der Bundesrath nur dann damit einverstanden, wenn durch ein verändertes Wahlgesetz andere Wahlen, als solche auf breitester Grundlage, eingeführt würden. Das sei auch seine (Redners) persönliche Ansicht." Den bevorstehenden Rücktritt des Staatssekretärs von Puttkam er in Elsaß-Lothringen meldet die „Voss. Ztg." aus Metz. Der Statthalter habe nach den Reichs tagswahlen den. Staatssekretär aufgefordert zur Unterdrückung der angeblichen Ausschreitungen der Presse, besonders des „Elsässer" in Straßburg und deS „Lorrain" in Metz. Als der Staatssekretär erklärte, auf Grund des Preßgesetzes nicht ein schreiten zu können, habe der Statthalter die Blätter auf Grund des Diktaturparagraphen unterdrücken wollen. In der That wurde auch »in dahin gehender Befehl in der Kanzlei des Statt halters ausgearbeitet, der dann dem Ministerium zur Bekannt machung und Ausführung übersandt wurde. Herr v. Puttkamer soll sich nur aus Gründen der höheren Politik geweigert haben, die Unterdrückung zur Durchführung zu bringen und dabei vom Reichskanzler, an den er sich wandte, unterstützt worden sein. In der That ist die Verfügung nicht bekannt gemacht, sondern die ganze Angelegenheit bis zur Rückkehr des Kaisers nach Berlin zurückgestellt worden. „Sobald diese erfolgt sei, dürfte dann die Frage entschieden werden, ob eine gründliche Aenderung in der elsaß-lothringischen Politik erfolgen solle. Ohne Rücktritt des gegenwärtigen Staatssekretärs wird man sich diese wohl kaum denken können." Wir geben die Nachricht mit Vorbehalt.